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Sandstürme - Teil 12

Geschichte Info
Der Tag danach.
10.4k Wörter
4.66
7.6k
00

Teil 12 der 16 teiligen Serie

Aktualisiert 06/19/2023
Erstellt 08/25/2022
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Zurück von der Insel müssen sich Pilot Martin und Flugbegleiterin Sonja erst wieder finden. Welche Gefühle sind übrig geblieben, lohnt es sich um die Beziehung zu kämpfen und spricht Martin eigentlich Italienisch?

_

Am nächsten Morgen wachte ich auf und wusste nicht mehr richtig, was am Tag zuvor alles echt und was Fiktion war. Es war so, als ob ich gestern in einer Parallelwelt mein Dasein gefristet hätte, in der meine Existenz in allen Grundwerten erschüttert worden wäre. Sonja schaute mich schon mit einem lächelnden Gesicht hellwach an.

„Ich hatte gestern Abend mächtig Angst um dich", sagte sie mit ihrer typisch ruhigen Stimme. Sie blickte mich liebevoll an. Es fühlte sich vertraut und nach zu Hause an. Sie wollte mit ihren beiden Händen nach meinem Gesicht greifen und da war es noch immer, ihr Tattoo. Ich begann wieder zu heulen, weil plötzlich alle unguten Gefühle des Vortages auf einen Schlag mein Herz trafen. Ich sah nicht das Tattoo, sondern Rodion und Sonjas Erniedrigungen.

„Hey, ich bin immer noch die gleiche Frau, die dir die Schallplatte geschenkt und dich in Dubai besucht hat. Ich liebe dich, ich will nicht mehr ohne dich sein", sagte Sonja und küsste mich. Ihr Kuss schmeckte billig. Ich konnte keine Emotionen mehr für sie aufbringen und schaute hinunter in ihren Intimbereich. Auch die Rasur für das gewünschte Piercing war kein Traum. Ich war niedergeschlagen, aber fing mich zum Glück langsam wieder. „Ich muss heute noch mal ins Studio vorbei, weil ich wegen des Tattoo Schmerzen habe. Ich will einfach auf Nummer sicher gehen, um zu wissen, was noch möglich ist. Okay?", informierte mich Sonja.

„Okay, du findest den Weg, oder?", fragte ich sie nicht sonderlich interessiert.

„Ich bin leider etwas eingeschränkt. Das Tattoo muss noch heilen. Darum kann ich jetzt nicht in den Pool oder an den Strand und ich sollte nicht gross in die Sonne", sagte Sonja so professionell wie bei einer Ansage im Flugzeug.

„Aha, wie bezaubernd! Wir hätten also auch nach Murmansk oder nach Spitzbergen fliegen können! Das heisst, wir haben also nur noch ganz wenige Optionen für diesen gemeinsamen Kurzurlaub. Können wir wenigstens noch poppen?", fragte ich sichtlich genervt und wollte ihr mit dieser Aussage eine Auswischen.

„Ja, aber in einer erwachsenen Beziehung gibt es auch noch anderes", sagte Sonja von meinem Standpunkt erbost und belehrend.

„Erwachsen! Erwachsen? Zum Beispiel mit fremden Matrosen rummachen und den Badeurlaub auf Koh Samui mit selbstsüchtigen Scheiss-Tattoos sabotieren? Oh! ... oder wie wäre es sich von einem fremden Kerl stundenlang bürsten zu lassen und sich ihm zu Ehren auch noch ein Tattoo zu stechen? Das findest du also eine erwachsene Beziehung?", schrie ich die Fragen in den Raum.

„Sonst noch was?", fragte Sonja ruhig. Sie versuchte alles, um die Contenance zu bewahren. Ich stand auf und wollte ins Bad pinkeln gehen. Ich drehte mich zu ihr um.

„Fuck ja, da war auch noch das Abenteuer mit Zsa Zsa, das ich garnicht wollte und die verdammten Drogen, in die du uns reinmanövriert hast. Klar, ich hätt ja nein sagen können oder fragen, was die Russen uns da andrehen. Auch der Mist mit Stacy war nicht erwachsen. Aber schau dich jetzt mal an. Und diese Scheisse soll ich mir jetzt ein Leben lang auf deinem Oberarm anschauen müssen und dabei immer an Rodion denken? So, ich glaube, das war es jetzt", sagte ich erbost, aber etwas leiser als vorhin zu Sonja. Sie war es nun, die wie ein Schlosshund zu heulen begann. Ich konnte ihr verheultes Gebrabbel nicht verstehen.

„Scheisse Martin, du wirst mich verlassen. Ich weiss es. Bitte bleib bei mir. Wir sind quitt ... Bitte bleib bei mir. Bitte, geh nicht fort. Das ist so schön, was wir haben. Ich liebe dich", schluchzte Sonja und legte sich vor mich auf den Boden und umklammerte meine Füsse. Sie flehte wie um Vergebung und wiederholte manche Aussagen wie ein Mantra in Endlosschleife. Sie tat mir leid. Zu fest hallten aber die Bilder von der Insel wie ein Echo nach, zu fest hat mich Sonja zurückgewiesen und erniedrigt. Jetzt bin ich nicht mehr vor Geilheit geblendet. Ich denke klar und sehe keine gemeinsame Zukunft mehr. Aber dieser fast schon fremd gewordene Mensch tat mir leid. Ich half ihr auf und legte sie auf das Bett. Sie lag auf dem Rücken auf ihrer Bettseite und schluchzte die Decke an.

„Ich muss jetzt meinen Oberarm regelmässig eincremen und einen Tattoofilm auf das Ding kleben. Menno, ich habe nicht mal Kleider, die das kaschieren", jammerte Sonja vor sich hin. Ihre Gedankenwelt machte mich stinksauer. War das jetzt wirklich ihr grösstes Problem. War sie noch immer auf einem Trip? Nur so konnte ich mir diese verflucht naive Aussage erklären.

„Dann geh und kauf dir hier was", sagte ich so nett ich noch konnte und ging ins Bad, pinkelte und putzte mir die Zähne.

„Wie geht es jetzt mit uns weiter?", fragte Sonja ruhig aber ängstlich, als sie mir ins Bad gefolgt war und den ersten normal klingenden Satz äusserte.

„Wir pflegen jetzt deinen Oberarm und regeln die Klimaanlage im Zimmer so, dass du nicht ins Schwitzen kommst. Von dort aus bauen wir auf. Wir müssen das alles hier bis zu deinem Abflug nach Frankfurt irgendwie zivilisiert über die Runden retten", sprach ich erstaunlich ruhig und doch überraschend fürsorglich zu Sonja. Ich spülte meinen Mund, wusch mir die Hände und schaute in die Plastiktüte mit den Pflegeartikel. Ich assistierte Sonja, die ihr Tattoo nun wie vorgeschrieben pflegte.

„Danke, dass du dabei bist, das bedeutet mir viel", sagte Sonja sichtlich berührt. Ich legte die Tattoo-Folie auf ihr Tattoo und fühlte mich dabei wie ein Krankenpfleger. Unseren Kurztrip nach Koh Samui hatte ich mir anders vorgestellt.

„So Sonja. Jetzt haben wir was für dich getan und ich mache jetzt was für mich und springe in unseren Pool", sagte ich und rannte los und hüpfte ins anliegende Becken. Sonja setzte sich ein oder zwei Minuten später zu mir nach draussen und schaute mir zu. Sie blickte traurig in Richtung Ozean. Ich tat das gleiche, nur vom Pool aus und genoss es, dass ich Sonja nicht ansehen musste. Ich fühlte mich trotz ihrer Anwesenheit allein auf Koh Samui und war unendlich traurig, ausgelaugt und leer.

„Ich schaue mal, ob ich was langärmliges habe, und würde mir sonst, wie du es gesagt hast, etwas kaufen, okay?", fragte mich Sonja höflich und ruhig.

„Okay, mach das und ich gehe an den Hauptpool, um wenigstens anständige Längen zu schwimmen", gab ich ihr meinen Plan durch.

„Ja. Ich finde, du hast einen echt athletischen Körper, wie ein Schwimmer. An das hast du mich also die ganze Zeit über erinnert", sagte Sonja liebevoll.

„Tja! Ist halt nicht so muskulös wie Rodions Körper", provozierte ich sie. Sie schaute ernster, blieb aber gefasst.

„Hör mir mal gut zu. Du bist bildhübsch und dein Körper ist unglaublich sexy. Ich habe nicht das Geringste daran auszusetzen. Gestern haben die Drogen aus mir gesprochen und nichts anderes", sagte mir Sonja aufrichtig.

„Unter Drogen kommt vieles aus dem Unterbewusstsein zutage. Du stehst also auf Muckis und Tattoos. Schau dich an. Ich werde das nie sein", sagte ich und ging aus dem Pool. Sonja streckte mir fürsorglich ein Badetuch entgegen, dass sie wohl mit nach draussen gebracht hatte, weil ich es vergessen habe.

„Es gibt nur noch den Blick nach vorn. Wir können es nicht vergessen machen. Aber wir können uns verzeihen und in die Zukunft blicken oder zurückschauen und uns trennen", sagte die jetzt tätowierte Augsburgerin.

„Ich weiss nicht, welche der beiden Option für mich die Richtige ist, Sonja", sagte ich ehrlich.

„Ich kann es mir vorstellen", sagte Sonja enttäuscht mit zittriger Stimme und ging anschliessend zu unserem Koffer und schaute ihre Kleider durch. Ein paar Minuten später verliess sie unsere Unterkunft, um wohl etwas Langärmliges zu kaufen.

„Tschau, bis gleich", waren ihre letzten Worte, die ich vor dem leichten Scheppern der Türe wahrgenommen hatte.

Ich blieb stumm, war sauer und malte mir aus, dass sie vielleicht wieder ein paar Matrosen abknutschen wird. Mir war klar, dass solche Gedanken jetzt nicht hilfreich sind. Aber die gestrigen Ereignisse taten mir so verflucht weh. Noch nie war ich einer Frau gegenüber so rabiat. Und das zu der Frau, für die ich in meinem Leben die stärksten Gefühle empfand. Ich hatte Angst vor der Zukunft und machte mir ernsthafte Sorgen, die Kontrolle über mich zu verlieren. Von Sonja war ich aber genauso enttäuscht wie von mir selbst. Ich setzte mich auf den Fussboden und ein immenser Heulkrampf der Enttäuschung überkam mich. Mein Blick schweifte ziellos im Raum umher. Ich war fassungslos. Es hätte alles so schön sein können.

Als ich mich wieder gefangen hatte, ging ich lediglich mit dem Zimmerschlüssel, meiner Sonnenbrille und einer Sonnencreme zum Hauptpool der Hotelanlage. Er war schön lang und geschwungen und hatte eine angrenzende Bar. Man sah auf den Strand und die umherliegenden Palmen schützten gut vor der Sonne. Ich schwamm ein paar Längen und geriet in einen Flow. Seit Langem dachte ich endlich an nichts und es gab nur noch die Atmung, meine Bewegung und das Gefühl des Wassers auf meiner Haut. Genau das habe ich gebraucht. Nach sieben oder acht Längen schwamm ich dolle in jemanden hinein. Ich hob meinen Kopf aus dem Wasser und begann mich sofort zu entschuldigen. Es war eine hübsche Brünette um die dreissig in einem schwarzen Badekostüm.

„Nein, nein, ich habe nicht geschaut, sorry! Du schwimmst schon länger hier, immer auf der gleichen Bahn. Ich hätte das wissen müssen, scusa!", sagte die Frau mit einem italienischen Dialekt.

„Ciao Bella, ich bin Martin. Alles gut, wenn es dir gut geht!", sagte ich versöhnlich und lächelte sie an. Sie lächelte zurück und fragte, ob ich das beruflich mache. „Nein, ich habe mal bei der regionalen Jugendmeisterschaft mitgemacht, aber das ist schon ewig her", sagte ich lachend.

„Was machst du, wenn du nicht gerade schwimmst?", fragte die interessante Frau und ihre Augen flirteten mit mir.

„Ich bin Pilot. Was machst du so, wenn du nicht gerade einem Schwimmer die Bahn blockierst?", fragte ich zurück.

„Wow, Pilot! Da hätte meine Mutter Freude. Sie hat Angst, dass ich eines Tages einen Arzt mit nach Hause bringe. Ich bin Krankenschwester und mache jedes Jahr hier Urlaub mit meiner Freundin ... äh ... Kollegin ... mit Anna. Also wir sind keine Lesben oder so", sagte die Brünette und wurde rot, weil sie wohl eine unbedachte Äusserung gemacht hatte. Sie war ein süsses Plappermaul. „Oh, ich bin übrigens Renata", sagte sie.

„Freut mich sehr, Renata", sagte ich amüsiert. „Wo ist denn Anna?", wollte ich in Erfahrung bringen.

„Ja, wegen der bin ich in deine Bahn geraten. Sie wollte wissen, welche Früchte sie für mich in den Fruchtsalat packen soll. Sie kommt gleich wieder", sagte Renata.

„Oh, das klingt lecker", sagte ich. Sie schaute mich an, als ob ich ein höheres Wesen wäre. „Ich bin mit meiner Freundin hier, weil uns Bangkok gelangweilt hat. Morgen geht es schon zurück", sagte ich. Enttäuschung machte sich in ihrem Gesicht breit.

„Alle guten Männer sind vergeben oder schwul, so ist das nun leider mal", sagte Renata und strich mir sanft über die Schulter und schaute verlegen. Da kam wohl gerade Anna zum Beckenrand und sagte etwas auf Italienisch. Renata nahm mich an die Hand und bewegte uns zu Anna an den Rand.

„Guarda! Questo è Martin. È un bel pilota, ma ovviamente è già impegnato", hörte ich sie zu Anna sagen. Ich konnte mir so die Richtung der Aussage ausmalen und fühlte mich geschmeichelt.

„Ah ... Cazzo!", antwortete Anna und lachte.

„Hi Anna, ich komme aus Deutschland", sagte ich zu ihr, um zu signalisieren, dass ich nicht Italienisch sprechen kann.

„Hallo Fremder", sagte sie breit grinsend zu mir. Sie war noch hübscher, wie Renata, die selbst schon eine sehr gewinnbringende Person war.

„Komm rein, es ist sehr kühl hier drin", sagte ich zu Anna und sie glitt mit ihrem Bikini elegant in den Pool. Irgendwie stand ich nun zwischen den beiden am Poolrand. Sie assen ihre Früchtchen, die Anna in weiser Voraussicht neben dem Schwimmbecken abgestellt hatte. Mir fiel irgendwie auf, dass beide nicht tätowiert waren. Sie wirkten irgendwie grundsolide auf mich.

„Ist nicht so schlimm, dass du Deutscher bist", sagte Anna verschmitzt lächelnd an meine Adresse.

„Cool, dann besteht noch Hoffnung, dass wir uns gut verstehen", sagte ich zu den beiden Mädels.

Sie boten mir ihre Früchte an. Zunächst lehnte ich dankend ab, aber bei den Erdbeeren von Renata konnte ich nicht widerstehen. Als diese alle waren, bot mir Anna ihre an. „Sehr lieb, aber ich will euch nicht alles wegfuttern", sagte ich.

„Ach was, du kannst noch ein paar Kalorien locker wegstecken", sagte Anna.

„Habt ihr eigentlich schon gefrühstückt?", fragte ich die hübschen Italienerinnen. Beide verneinten. Ich kletterte aus dem Wasser und bot zunächst Renata die Hand, um sie herauszuziehen. „Ja dann, lasst uns gehen", sagte ich. Ein paar Sekunden später war Renata aus dem Wasser und Anna folgte sogleich.

„Hat deine Partnerin nichts dagegen, wenn du mit zwei fremden Frauen an einem Tisch sitzt?", fragte mich Anna.

„Du meinst wohl mit zwei gut aussehenden Frauen an einem Tisch sitze?", fragte ich zurück. Von beiden hörte ich ein begeistertes „Ohhh" und von Renata sogar ein leises „Grazie mille". „Vielleicht setzt sie sich sogar zu uns. Sie ist kurz in das Städtchen gegangen, um Kleider zu kaufen", sagte ich.

„Ich würde dich nie allein im Hotel lassen", sagte Anna laut lachend und hielt kurz flüchtig meinen Arm, während ihr Kopf nach hinten glitt. Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich sofort bescheid, dass mich die beiden wollten. Früher hätte ich das wohl erst eine Woche später realisiert und mich über meine eigene Dummheit genervt. Obwohl ich gestehen muss, dass ich früher niemals solche Sprüche geklopft und so mit dem anderen Geschlecht gespielt hätte. Wir setzten uns an einen Tisch in der Aussenanlage und ich holte mir meinen Klassiker. Rührei mit Würstchen. Die Frauen blieben bei Früchten und Brot mit Marmelade. Ich war überrascht, dass Anna keine Krankenschwester, sondern Scheidungsanwältin war. Die beiden gingen zusammen in die Grundschule und blieben bis heute gute Freundinnen.

„Ihr seid beide Single?", wollte ich wissen. Beide nickten. „Solch ein Käse, das glaube ich euch nicht", sagte ich.

„Doch, ist so", sagte Renata als Erste.

„Kann nicht sein. Ich hätte dich nach unserem Zusammenstoss im Pool noch hier auf der Insel geheiratet, wenn ich nicht schon vergeben wäre", sagte ich und erschrak, weil mich dieser Spruch fast schon an Richard erinnerte. Renata lehnte sich lachend etwas in meine Richtung und gleich wieder zurück und Anna war auch amüsiert. „Anna, und was läuft bei dir schief, sind die Männer in Italien alle verrückt geworden?", sagte ich und flirtete sie an. Sie grinste nur und sagte nichts.

„Warum kauft deine Freundin um diese Uhrzeit Kleider?", fragte mich Anna grinsend.

„Sie hat sich gestern ein Tattoo stechen lassen und braucht Kleider, die ihren Oberarm verdecken", sagte ich ungefiltert.

„Oh, ihr steht auf Tattoos?", fragte mich Renata.

„Ich eigentlich nicht, aber Sonja schon", sagte ich. Wenn man vom Teufel spricht. Sonja war beim Chef de Service und erblickte mich beim Gespräch mit den Damen. Sie schaute etwas schockiert und verabschiedete sich kurz darauf und lief mit ernster Miene und mit grossen Schritten zu uns an den Tisch. Ihr Blick klebte an mir und es sah nach Ärger aus. Fünf Meter vor unserem Tisch grüssten die beiden Italienerinnen Sonja mit einem „Ciao Sonja, mia bella". Der freundliche Empfang zauberte Sonja zum Glück ein Lächeln ins Gesicht.

„Sie ist bildhübsch", sagte Renata zu mir.

„Ist noch ein Platz frei?", fragte Sonja die beiden Damen. Eigentlich sah sie ganz normal aus. Das filigrane Tattoo fiel trotz der ärmelfreien Bekleidung nicht wirklich auf, wenn man den glänzenden Tattoofilm auf ihrer Haut ausser Acht liess. Ich frage mich, ob ich gestern und heute nicht doch einen Sturm im Wasserglas veranstaltet habe. Vielleicht ist alles halb so wild. Sonja nahm vis-à-vis von mir Platz und schaute mich fragend an.

„Habe gehört, du warst shoppen? Warst du erfolgreich?", fragte Anna.

„Leider nein, die Geschäfte machen erst in einer halben Stunde auf und ich wollte noch etwas essen, da mein Magen so fürchterlich geknurrt hat", sagte Sonja. Sie wirkte leicht verunsichert oder ihr Fehlschlag war ihr peinlich.

„Entschuldige Sonja. Das sind Anna und Renata. Ich habe Renata versehentlich in einen kleinen Unfall im Pool verwickelt und wollte ihren Zustand hier beim Frühstück etwas überwachen", sagte ich zu meiner „Freundin". Die Italienerinnen lachten sichtlich amüsiert.

„So so, Schätzchen", sagte Sonja und setzte wie beim Boarding ein gespieltes Lächeln auf. Sie holte sich was zu essen.

„Wo sind die Tattoos?", fragte mich Anna, als Sonja verschwunden war.

„Nur eins. Innerer Oberarm. Rechts", flüsterte ich ihr mit einem Augenzwinkern zu.

„Ohhh, ist mir nicht aufgefallen", sagte Renata. Sonja kam ein paar Minuten später zurück und die Italienerinnen schauten ungehemmt auf ihr Tattoo. Es war so offensichtlich, dass ich laut lachen musste und Sonja war es richtig peinlich.

„Ich habe ihnen gesagt, dass du dir gestern ein Tattoo hast stechen lassen. Die dachten wohl, dass du jetzt eher wie ein Hells Angel ausschaust", sagte ich noch immer gut amüsiert. Die Italienerinnen lachten mit mir, nur Sonja blieb still und stocherte in ihrem Rührei.

„Sieht schön aus", sagte Renata.

„Ja, so leicht und verspielt", sagte Anna.

„Ich würde mir zwar nie eins machen lassen, aber deine Freundin hat Geschmack", sagte Renata zu mir. Sonja war das Thema wohl nicht angenehm. Sie legte die Gabel schnell auf ihren Teller, was etwas klimperte, und schluchzte einmal kurz auf.

„Bitte entschuldigt mich", sagte sie und ging schnellen Schrittes wahrscheinlich aufs Zimmer.

„Tut mir leid, dass unsere Begegnung hier so abrupt endet. Aber ich sollte nach ihr schauen. Ihr versteht?", sagte ich und schaute einer nach der anderen tief in die Augen. Ich schien ihr Held zu sein. „Bis zum nächsten Mal. Und Renata, kein Poolbesuch wird je wieder so sein wie der heutige. Pass immer gut auf dich auf. Ciao Anna!", sagte ich und machte mich auf den Weg. Sie winkten mir nach.

Ich rannte zum Zimmer und Sonjas Schuhe lagen schon beim Eingang und ich hörte sie auf dem Bettchen im Nebenzimmer weinen.

„Scheisse Martin, dieses Tattoo bin ich nicht. Ich hätte auf dich hören sollen. Ausgenüchtert hätte ich mir was anderes gestochen oder vielleicht überhaupt nichts. Und ich habe dir, ich meine uns, Koh Samui verdorben. Und dann sehe ich dich mit diesen beiden hübschen Frauen am Pool. Bin ich so abstossend geworden, dass du dich zu anderen flüchten musst?", fragte mich Sonja.

„Mir hat eine schlaue Frau mal gesagt, lass uns nach vorn schauen. Es gibt keine Möglichkeit, das alles rückgängig zu machen", gab ich ihre eigene Medizin zurück. Wie fandest du eigentlich deinen Trip gestern?", fragte ich sie.

„Wie kommst du jetzt darauf?", fragte sie mich erstaunt und schaute mir in die Augen.

„Ich weiss, wie ich meinen erlebt habe, aber nicht, was dir alles neben den Wutanfällen durch den Kopf ging. Ich finde dich nicht wegen des Tattoo abstossend, sondern wie du mich gestern behandelt hast", sagte ich.

„Ich fühlte mich sexuell erfüllt, aber unglaublich enttäuscht. Das mit Stacy ging mir plötzlich durch die Drogen sehr nahe. Ich wollte es dir heimzahlen, aber ich wurde dabei unglaublich scharf. Dieses Gefühl hat meine Leere übertüncht. Als ich dich dann mit der hübschen Blondine im Wasser gesehen habe, ist es mit mir endgültig durchgegangen. Ich wollte es mit Rodion einfach besser, geiler und wilder treiben, als du es mit ihr tust. Darf ich sagen, dass es sich verdammt gut angefühlt hat? Ich weiss nicht, ob es mit Rodion besser war wie mit dir, aber ich habe mich ihm durch die Drogen körperlich und geistig sehr verbunden gefühlt. Wie war es für dich?", wollte sie wissen.