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Sandstürme - Teil 12

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„Von deinen Erniedrigungen abgesehen, war es eine spezielle Erfahrung. Ich hatte das Gefühl, als ob Anoushka und ich körperlich und geistig miteinander verschmolzen wären und ich glaubte manchmal den Sex auf die Insel übertragen zu können. Manchmal bewegte ich mich ohne Körper durch die Insel. Es war krass. Ich sah bunte Geräusche und roch Farben und hatte auf einer anderen Ebene erfüllenden Sex mit einer unbekannten Frau. Und dann kamst du irgendwie reingeschossen und ich fühlte mich erniedrigt und wertlos, als ob ich das schlechteste Element in deinem Leben wäre. Anoushka hat mich aber immer wieder runtergeholt und mir Ruhe gegeben. Ohne sie hätte ich das nicht geschafft", sagte ich.

„Liebst du sie jetzt?", fragte mich Sonja. Ihre Frage machte mir Angst, weil sie vielleicht ihre eigenen Gefühle für Rodion auf mich übertrug.

„Nein, es war schön für den Moment, aber ich habe jetzt kein Verlangen nach ihr. Wie sieht es mit dir und Rodion aus?", wollte ich wissen.

„Ich weiss, dass es diese scheiss Drogen waren, aber trotzdem Empfinde ich was für ihn. Ich möchte dir nichts vormachen. Ich weiss, dass das, was wir haben, unglaublich ist und ich liebe dich. Aber der Sex auf der Insel fühlt sich lebensverändernd an. Ich war zwar in einem Rauschzustand, aber alles war präsent, klar und hemmungslos. Wir werden solch einen Sex nie wieder erleben", sagte Sonja.

„Ja, das war er, auch mit Anoushka. Was nicht vergessen gehen darf, ist, dass das eine einmalige Sache bleiben muss. Sonst wirst du abhängig und es wird nie mehr so ungezwungen sein. Entweder geben wir uns wieder der Realität hin oder unsere Beziehung hat keine Chance", sagte ich.

„Ja, aber Sex ist Kopfsache und ich war durch das LSD so offen, dass ich diesen unvergesslichen Sex mit Rodion zulassen konnte. Und nun stehe ich emotional irgendwie zwischen euch. Ich weiss, er war Rausch und du bist Realität, aber meine Seele jagt noch immer dem Traum nach. Und bitte glaub mir, mein Kopf weiss, dass das völlig bescheuert ist. Aber meine Sinne spielen mir noch immer einen Streich. Ich habe jetzt starke Gefühle für euch beide. Vielleicht sind es noch die Drogen", sagte Sonja erstaunlich und beeindruckend offen.

„Ich verstehe dich. Aber schau, dass dein Traum nicht zum Albtraum wird", versuchte ich sie vor einem Fehler zu behüten.

„Genau davor habe ich Angst", gestand Sonja.

„Ich weiss. Wirst du mir treu bleiben können?", wollte ich wissen.

„Ja, das denke ich. Aber was auf der Insel mit mir geschah, wird mich wohl noch etwas begleiten", sagte Sonja ohne Spielchen.

Obwohl ihr Verhalten gestern unterstes Niveau war, schätze ich gerade ihre Aufrichtigkeit. Für sie wird Rodion immer Teil der Rechnung bleiben, während ich Anoushka schon aus der Gleichung gekürzt hatte. In mir kam das Gefühl auf, als ob ihr Sex mehr bedeutet als mir. Mich kotzte es derart an, dass ihr der Trip noch nachhing. Es war für mich fast das gleiche wie Frauen, die meinen, Sex ohne Gefühle zu haben und nach dem zweiten Schäferstündchen plötzlich doch eine Beziehung fordern. Das ist schon einigen Kollegen von mir passiert. Und keine hatte den vorher abgemachten Pakt „Sex ja, Beziehung nein" später akzeptiert. Sonja gehörte für mich zu genau dieser Kategorie. Ich hatte plötzlich Probleme, sie wertzuschätzen.

„Bist du traurig, dass du mich so heruntergeputzt hast, auf der Insel?", wollte ich von ihr wissen.

„Ich habe ein schlechtes Gewissen, ja", sagte Sonja.

„Aber?", fragte ich, weil es in ihrer Stimmlage mitschwang.

„Na ja, du hast eine andere gevögelt, obwohl ich mich in dich verliebt habe. Dann warst du auch mit Zsa Zsa intim und während ich mich mit Rodion vergnügt habe, hast du seine schöne Freundin gevögelt. Und dann die beiden Italienerinnen. Die hättest du auch genommen, wenn ich nicht zurückgekommen wäre. So viel Raum für Scham dir gegenüber gibt es nicht wirklich", sagte Sonja zu abgebrüht für meinen Geschmack.

„Die Italienerinnen hätte ich nicht genommen, wenn ich in einer Beziehung bin. Ja, ich habe etwas mit ihnen geflirtet. Aber weisst du, was mich verletzt?", fragte ich Sonja. Ich wartete ein paar Sekunden, bis sie fast schon wiederwillig das „was?" erfragte. „Ich weiss, dass ich dich mit Stacy unglaublich verletzt und gedemütigt habe, was mir bis heute leid tut. Aber ich habe nie persönlich auf dich gespielt. Nie hätte ich es gewagt zu sagen, dass Stacy besser in der Kiste wäre, oder dass du mich nicht erfüllen kannst oder dass ich lieber mit einer anderen als mit dir zusammen wäre. Oder zum Beispiel, dass du einer Frau eine Liebestechnik abschauen solltest, um mich zu erfüllen. Weisst du, wie weh das tut?", fragte ich.

„Ja, das weiss ich sehr gut sogar, weil mir das schon passiert ist. Ein paar Ex-Freunde haben es mir auf eine ähnliche Weise vermiest und ich ging in Therapie, um wieder die Kurve zu kriegen. Ich weiss, wie schlimm das ist", sagte sie unter Tränen.

„Und du tust es ihnen gleich?", wollte ich von ihr wissen.

„Ja, sieht so aus", sagte sie.

„Sind wir jetzt quitt, so wie du es vorhin gesagt hast?", wollte ich von Sonja wissen.

„Du meinst wegen Stacy?", wollte Sonja klarstellen. Ich nickte. „Nein, so einfach kommst du mir nicht davon. Zsa Zsa und Anoushka geschahen im gegenseitigen Einvernehmen. Der Vertrauensbruch durch deinen Seitensprung ist noch nicht abgegolten", schwafelte Sonja wie eine zweitklassige Juristin. Als sie mir vorher schluchzend an den Füssen hing, meine sie, wir wären quitt. Mich machte dieses Hin und Her sauer.

„Fuck, auf der Insel habe ich mein Vertrauen zu dir verloren, weil du Rodion gefickt hast, obwohl wir abgemacht haben, dass wir keine Partner tauschen", sagte ich wütend.

„Halt! Rodion hat dich gefragt, ob er mich küssen darf. Du hast die Frage an mich weiter gegeben und gesagt, wenn es für mich stimmt, dann darf er. So war es und nicht anderes. Du hättest nein sagen können", sagte sie jetzt selbst wütend und hatte damit recht. Scheisse, habe ich sie wirklich in seine Arme gespielt? Scheisse. Das Atmen fiel mir schwer. Ich spürte einen Druck auf meiner Brust.

„Hör zu. Ich dachte, ein Kuss ist okay. Aber ich wusste nicht, dass Küssen und Bumsen für dich das Gleiche sind", sagte ich und versuchte meine Wut zu unterdrücken. Sonja schaute überrascht, als sie dieses Argument hörte.

„Ach, du liebe Zeit. Ich glaube, du hast recht. Du hast nur wegen dem Kuss gefragt und dann haben wir einfach weiter gemacht, glaube ich. Scheisse, das waren bestimmt die Drogen und die pure Lust. Oh, Martin!", sagte Sonja und ich sah ihr an, dass ihr ganzes Konstrukt ins Wanken geriet oder sie zumindest verstehen konnte, warum ich mein Vertrauen in sie und unsere Beziehung verloren hatte.

„Aber ich weiss, was du meinst. Der Kuss hat die Türen weit aufgemacht, für das, was darauf folgte", sagte ich.

„Ja, hat er. Und fandest du denn geil, was du gesehen hast?", fragte Sonja nach.

„Leider ja ... Ich fand euch zusammen unglaublich elektrisierend", sagte ich ehrlich.

„Siehst du, dann wolltest du es insgeheim", sagte Sonja wieder selbstsicherer.

„Nein, halt, das kannst du so nicht sagen", wollte ich ihr entschieden entgegentreten.

„Wenn du nein gesagt hättest, hätte ich das respektiert", sagte Sonja.

„Bestimmt schweren Herzens?", fragte ich sie.

„Das tut hier nichts zur Sache. Darum sind wir noch nicht quitt", sagte Sonja entschlossen, als ob sie recht hätte.

„Du glaubst also, dass unsere Beziehung noch weitere Enttäuschungen verkraften kann?", fragte ich sie direkt.

„Ich weiss nicht, ob das alles passiert wäre, wenn du und Stacy euch einfach nur die Hand gegeben hättet", sagte sie. Nichts zu den bewusst herablassenden Kommentaren mir gegenüber und nichts dazu, dass sie vorhin beim Heulkrampf gesagt hatte, dass wir quitt sind. Das war zu viel für mich. Keiner wusste, was er will. Ich war wutentbrannt und griff zu meinen Laufschuhen und wollte gerade aus dem Zimmer gehen.

„Ja, so seid ihr Schönwetterpiloten nunmal. Wenn es brenzlich wird, sucht ihr das Weite", hörte ich sie sagen. Ich hatte schon einen Spruch hinsichtlich ihres Jobs als Flugbegleiterin auf der Zunge, verzichtete aber darauf und lief los. Mir tat es gut und das Rennen glich mich aus. Mit jedem Schritt wurde ich entspannter. Ich rannte durch die Hotelanlage und die Nachbarschaft. Es war etwas windig und sehr angenehm. Als ich wieder zurück war, sass Sonja auf unserer Terrasse und schaute bei einem aufgeschlagenen Buch und einem Club Sandwich aufs Meer.

„Wie geht es dir?", wollte ich wissen.

„Nicht gut. Dieses Gefühlschaos macht mir ganz kirr", sagte Sonja.

„Ich stelle dich vor ein Ultimatum. Wir fangen hier und jetzt nochmals neu an und haben keine Rechnung mehr offen. Ansonsten trennen wir uns", sage ich.

„Kommt nicht in die Tüte. Wir haben zusammen alles in Übereinkunft gemacht und du hast mich betrogen und du bringst es nicht über die Lippen mit mir Schluss zu machen", sagte Sonja überraschend kühl. Meine Entspanntheit vom Rennen war augenblicklich wieder verflogen.

„Wir werden sehen", sagte ich, um Zeit zu gewinnen und ging ohne den Grund zu sagen wieder nach innen. Ich war wieder rasend vor Wut und hätte am liebsten in die Wand gehauen. Ich kannte eine solche Wut nicht. „Natalie, das ist es!", fiel mir ein. Ich griff nach meinem Handy und verliess erneut unsere Villa und spazierte los. Es klingelte bei meiner Schwester. Ich hoffe, dass sie der Leuchtturm ist, der mir einen sicheren Weg an die Küste ermöglicht.

„Guten Morgen, Bruderherz", hörte ich meine Schwester unglaublich leise und verschlafen ins Telefon sprechen. Ich war unendlich glücklich, ihre Stimme zu hören.

„Morgen Natalie. Scheisse, ich brauche deinen Rat. Fuck, hier läuft alles aus dem Ruder", sagte ich mit einer zittrigen Stimme. Mir war nach heulen zumute.

„Oh mein Gott. Sag mir, dass es dir gut geht. Du bist jetzt nicht im Flieger und verabschiedest dich von mir oder so?", fragte meine Schwester plötzlich panisch und hellwach.

„Nein, nein! Ich bin nicht im Flieger. Ich bin mit Sonja in Koh Samui", sagte ich, um sie zu beruhigen.

„Sorry, bin durch deinen Anruf aufgewacht und da hab' ich wohl alles bisschen falsch gedeutet. Puh!", sagte sie spürbar erleichtert.

„Aber gerade das ist so richtig scheisse, Schwesterherz. Ich habe Sonja alles über Stacy erzählt und sie hat es gut aufgenommen. Wir hatten es echt schön und der Erstflug, auf dem sie mich jetzt begleitet hat, führt nach Bangkok. Wir sind eine Woche in Bangkok und dann wollte sie einen Dreier machen, mit einer Frau. Auf einer Insel hatten wir verdammt noch mal Sex mit einem anderen Paar und sie hat sich in den Typen verliebt und sich sogar für ihn oder seinetwegen tätowieren lassen. Jetzt steht sie zwischen uns. Fuck, was soll ich tun? Ich habe keinen Plan. Ich will sie verlassen, aber etwas hält mich davon ab. Scheisse, Natalie", sagte ich und fing an zu heulen. Es blieb lange still am anderen Ende des Hörers. „Bist du noch da?", wollte ich nach rund zwölf Sekunden Stille von meiner Schwester wissen.

„Pscht, sei mal ruhig. Ich denke nach", antwortete sie energisch. Es vergingen noch einmal zehn bis zwanzig Sekunden, bis ich ihre Stimme wieder gehört habe. „Ihr seid so dämlich. Ich kann es nicht fassen. Ihr passt so gut zusammen und ihr macht so einen blöden Mist. Ich kann es wirklich nicht fassen. Martin, ich erkenne dich nicht wieder. Ahhhhhhh. Du warst doch immer so lieb zu deinen Ex-Freundinnen und ihre Eltern haben immer den Mädels Vorwürfe gemacht, wenn eure Beziehungen in die Brüche gingen. Und jetzt betrügst du deine Freundin, lässt sie mit anderen vögeln. Scheisse. Martin! Nee. Und Sonja, die hübsche, grosse und intelligente Frau ist jetzt tätowiert, für einen anderen Kerl? Du hast dir aber keines machen lassen, oder?", fragte sie mich.

„Nein, habe ich nicht", sagte ich emotionslos.

„Okay, gut gemacht. Lass sie ziehen. Das wird nix. Und du hörst jetzt auf mit all dem Quatsch. Du machst mir Angst. Ich erkenne dich nicht wieder. Ich war immer stolz deine Schwester zu sein. Aber das ist ... das ist verrückt. Das ist nicht okay. Was machst du als Nächstes? Vielleicht Drogen nehmen?", sagte Natalie wieder einmal instinktiv und hat damit ins Schwarze getroffen. Ich sagte nichts.

„Ich will nach Hause", sagte ich. „Es ist mir hier alles zu viel", fügte ich hinzu.

„Du wirst es packen, aber werde der, der du bist und hör auf so ein ‚Pilotenleben' zu führen. Das macht dich noch kaputt", sagte sie sichtlich besorgt.

„Einverstanden", sagte ich lediglich. „Wie geht es dir und Uwe?", wollte ich wissen.

„Na ja, wir haben es, na du weisst schon, ausprobiert und es war garnicht mein Ding und er hat es akzeptiert. Er ist grossartig. Mutti und Vati haben ihn schon kennengelernt", sagte sie, was mir ein „Wow" entlockte. „Ich bin jetzt bei ihm und er sagt, ich soll dich lieb grüssen und er möchte dich mit mir zusammen besuchen kommen. Ach ja, und ich soll ... na ja, du sollst Sonja grüssen, sagt er mir gerade", hörte ich Natalie sanftmütig sprechen. Er war also die leise Stimme im Hintergrund, so sanft wie ein leises Echo aus unbeschwerten Zeiten.

„Danke Schwesterherz. Du hast mir geholfen und ich wünsche dir und deinem Schatz noch einen guten Start in den Tag", sagte ich kurz nach 11:00 Uhr Lokalzeit in Thailand.

Wir verabschiedeten uns und ich lief zurück zur Eingangstür unseres Häuschens. Ich klopfte und Sonja machte auf. Sie sah unglaublich schlecht aus.

„Und, wie lautet deine Entscheidung?", fragte sie mich mit zittriger Stimme.

„Grüsse von Uwe und meiner Schwester", sagte ich ruhig und ging an ihr vorbei in unser Apartment. Ich gönnte mir ein Bier aus der Minibar. Ich hielt es für vertretbar, da ich am Tag zuvor zur gleichen Zeit schon mitten in einem LSD-Trip war. Es war hinsichtlich Suchtverhalten bestimmt ein Fortschritt. Sonjas Gesicht war fröhlich, als ob jemand während des Krieges nach Monaten die erste positive Nachricht erhalten hatte. Ihre Lippen zitterten und wollten einen Weinkrampf um jeden Preis verhindern.

„Schön. Vielen Dank Martin. Ich hoffe aufrichtig, es geht beiden gut", sagte Sonja mit noch immer zittriger Stimme.

„Ja, sie sind zusammen. Er hat sogar schon meine Eltern kennengelernt", sagte ich und sah, wie Sonja mit einem geraden Rücken auf einem Sessel Platz nahm und zu heulen begann. Sie hielt dabei ihre Hand vor den Mund, sodass ihre Lippen die Fingergelenke berührten.

„Das freut mich für die zwei, Martin. Scheisse, das hätten wir sein können. Ich weiss noch, wie verliebt ich in dich war. Als ich dich in Köln im Briefing-Zimmer zusammen mit Uwe zum ersten Mal gesehen habe. Da wusste ich irgendwie, dass wir uns näher kommen werden. Und als du dann im Flieger über dein Handy immer diesen ‚Song des Tages' hast laufen lassen, war ich Feuer und Flamme für dich. Was war es noch mal am ersten Tag? Jack Johnson mit ‚Better Together', glaube ich?", sagte Sonja schluchzend. Ich nickte. Sie hatte sich das bis heute gemerkt.

„Auch ich wollte dir näher kommen, aber ich hätte mir niemals erträumt, dass eine Frau wie du einen Kerl wie mich gut finden könnte. Ich glaube, ich habe sogar an dich gedacht, als ich den Song ausgewählt habe", erinnerte ich mich. Ein Lächeln drang kurz durch Sonja und sie streichelte meine Schulter.

„Was denkst du den bloss von dir? Du bist unglaublich attraktiv. Dein Blick lässt mich schmelzen. Vielleicht gerade, weil er so unschuldig und ehrlich wirkt. Und ich finde, dass Musik der Spiegel deiner Seele ist, und ich wusste sofort, dass du ein feiner Kerl bist. Und als deine Schwester am zweitletzten Tag noch dazu kam, wusste ich, ich will mit dir zusammen sein. Wie ihr miteinander umgegangen seid und wie du und Uwe aus unserer Crew ein tolles Team gemacht habt, war für mich Magie. Die vier Tage gingen so unglaublich schnell vorbei und es fühlte sich nach zu Hause an. Und es war so ein scheiss Gefühl, dich in mein Herz zu schliessen, obwohl ich wusste, dass bald der Abschied auf uns wartet. Ich habe immer zu mir gesagt, dass du in mein Leben gekommen bist, um wieder zu gehen. Ich wollte dich nicht nach Dubai gehen lassen, aber deine Träume wollte ich auch nicht in den Sand setzen. Und jetzt sind wir da. Und ich ... Scheisse, wir haben uns beide so weh getan. Tief im Herzen sind wir beide noch immer diese Musik Nerds, deren Lieder jetzt verstummt sind. Wir brauchen vielleicht nur wieder einen neuen ‚Song des Tages' und etwas Mut, auf den Play-Button zu drücken. Ich will wieder mit dir Musik hören", sagte sie mit feucht schimmernden Augen und schaute mir tief in die Augen.

Ich wusste nicht warum, aber ich umarmte diese Frau und gab ihr einen Kuss, den sie unglaublich sanft erwiderte. Es schien, als ob es in ihrem Leben nur noch diesen Kuss im Hier und Jetzt gab. Ihr Kopf kam meinem mit jedem Eindringen ihrer Zunge näher und wich danach wieder leicht und sanft etwas nach hinten. Ich spürte dies, weil ich sie zärtlich am Hinterkopf hielt. Der Kuss dauerte unglaublich lange. Sie schaute mir danach wieder in die Augen und lächelte mit Tränen im Gesicht. Ich löste mich von ihr und ging zu meinem Handy. Ich sah, dass mein Akku fast leer war und machte den Bildschirm dunkler. „Kennst du JJ Heller?", fragte ich Sonja. „Nein, ich glaube nicht", sagte sie. Ich atmete ein und drückte auf Play und umarmte sie. Wir begannen zu „Control" zu tanzen, fanden aber wegen des Tattoo keine schmerzfreie Position. Ich legte mich aufs Bett und klopfte auf die Decke, damit sie mir folgt. Wir streichelten uns.

Den weiteren Morgen lang hörten wir ganz viel Musik über unsere Laptops und schauten dabei gemeinsam die mehrheitlich schönen Fotos unserer Reise an und lachten gelegentlich wieder. Es tat gut zu sehen, dass es eine gemeinsame Zeit vor der Insel gab. Nur die Bilder mit den Matrosen stimmten Sonja traurig und nachdenklich -- mich ebenso. Es fiel mir schwer, ihre Blicke zu deuten und eine Vorstellung davon zu erhalten, was in ihr gerade vorgeht. Zum Glück musste ich nicht gegen sie Poker spielen. Ich hätte keine Chance. Nach einer Weile bestellten Sonja und ich uns per Room Service etwas aufs Zimmer und assen zusammen zu Mittag.

Wir beide wollten den Urlaub in Koh Samui nicht in einem emotionalen Scherbenhaufen beenden. Ich hatte mich schliesslich vor Wochen unglaublich in diese Frau verliebt und ihr ging es damals nicht anders. Ich versuchte wieder das Gute in ihr zu sehen, was mir auch phasenweise gelang. Wir gingen am späten Nachmittag gemeinsam ins Studio, um das Tattoo zu zeigen, das offenbar ganz gut abzuheilen schien. Wir fragten, was für Aktivitäten auf der Insel noch infrage kommen und stellten das Programm für den weiteren Nachmittag zusammen. „Komm, lass uns was trinken", sagte Sonja spontan und griff nach meiner Hand.

Sie führte mich zu einer Bar, wo nur Einheimische sassen. Nicht mal das Wort „Beer" war dem Barkeeper geläufig. Wir sahen die Biermarke Leo und zeigten mit dem Finger darauf. Sonja und ich tranken auf einen Neuanfang und gaben uns nach dem ersten Schluck einen Kuss. Ich spürte, dass ihre Zunge durch das Bier kühler war, als im Hotelzimmer. Ein Einheimischer, der wohl etwas Englisch sprach, erzählte uns von einem schönen Strand in der Nähe. Wir machten uns auf den Weg, um ihn zu suchen. Die Sonne stand schon tief am Horizont.

Sonja und ich fanden einen schönen Strand, welcher der Beschreibung des Fremden sehr nahekam. Händchen haltend spazierten wir barfuss auf dem nassen Sand und liessen unsere Füsse von den abebbenden Wellen streicheln.

„Es ist wunderschön hier. Tausendmal würde ich Koh Samui Bangkok vorziehen. Entschuldige, dass ich uns den Aufenthalt hier mit meinem Egotrip vermiest habe", sprach Sonja. Ich bückte mich, weil zwei wunderschöne Steine direkt nebeneinander lagen. Es waren, so glaube ich, Specksteine. Ich nahm beide in meine Hosentasche und schaute zu ihr hoch.

„Na ja, im Moment ist es richtig schön", sagte ich. Wir kamen an einer Palme vorbei, die wieder sehr horizontal dem Strand entlang wuchs. „Ich fand, du sahst unglaublich sexy aus, wie du es mit Rodion auf so einer Palme getrieben hast", sagte ich etwas unreflektiert. Es war vielleicht das Bier und die Hitze, die aus mir sprachen.