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Seraphime 01

Geschichte Info
Seraphime findet ihr Glück.
10.7k Wörter
4.7
11.4k
8
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Seraphime

Das ist alles reine Phantasie. Sexuell handelnde Personen sind alle über 18 Jahre.

(C) bei mir, Doc_M1, Veröffentlichung auf anderen Plattformen / Medien nur nach Rücksprache

* * * * * *

Markus ging durch den feucht-kalten Novemberabend. Das Symposium hatte viel zu lange gedauert, und sein Auto stand zwei Kilometer entfernt. Es war schon dunkel, die städtische Beleuchtung gab zwar genug Licht, aber das half nichts gegen das triste Wetter. Nach der ganzen Sitzerei der letzten Tage war er froh um den Spaziergang. Wobei er sich dafür besseres Wetter gewünscht hätte. Die Reisetasche zerrte an seiner Schulter. Es war ihm egal, etwas Training war gut, das hatte er eh diese Woche vernachlässigt.

Seine Navi-App lotste ihn durch den Ort. ‚Warum machen die solche Veranstaltungen neuerdings in so kleinen Käffern?' fragte er sich. ‚Naja, wohl, weil's billiger ist...' Es war ja auch egal, bei gutem Wetter wäre es bestimmt eine tolle Gegend, und abgesehen davon spielte es auch keine Rolle, wohin er fuhr. ‚Ich hätte gestern nicht soviel trinken dürfen, dann müsste ich jetzt nicht laufen!'

Neben dem Eingang zum Parkplatz saß eine eingemummelte Gestalt mit einem Pappbecher vor sich. „Haben sie etwas Kleingeld, für ein trockenes Bett im Shelter und was zu essen?" Er warf im Vorbeigehen zwei Euro in den Becher.

„Danke!" Eine schmutzige Hand griff nach dem Becher.

Markus hatte schon die Autotür auf und die Tasche auf der Rückbank, als es ihn wie ein Blitz durchfuhr. Er eilte zurück und warf noch eine Münze in den Becher. Er hatte sich nicht getäuscht, auf dem Handrücken war eine schwarz-rote Sonne tätowiert.

„Seraphime?"

Der Haufen Kleidung wackelte, die Hand zitterte und verharrte in der Bewegung.

Markus bückte sich und griff nach der Hand, die sich schnell zurück zog. „Bist du es, Seraphime?"

Ein Schluchzen ertönte. „So hat mich schon lange keiner mehr genannt."

Markus kniete sich nun auf den Boden und beugte sich vor. Die Gestalt drehte den Kopf weg, wich ein Stück zurück, und er verharrte in ihrer Bewegung. „Seraphime" sagte er sanft „ich bin's, Markus."

Nach einigen Sekunden drehte sich der Kopf zu ihm. „Markus?"

„Ja." Er bewegte seine Hand. „Darf ich?" Ohne eine Antwort abzuwarten schob er die Kapuze zurück. Rotblonde, verfilzte Haare. Sommersprossen, die unter ein wenig Straßenschmutz hervorlugten. Geschwungene, bebende Lippen, die einen Kussmund andeuteten. Eine klein wenig knubblige Nasenspitze. Die fast verblasste Narbe auf der linken Wange war neu. Geschlossene Augen. Angedeutete Grübchen in den Wangen... sie war es tatsächlich! Auch ohne in ihre Augen gesehen zu haben wusste er es.

Er wartete ein paar Sekunden, dann hob Seraphime ihre Lider und blickte ihn einen Moment mit gelbgrünen Augen an, bevor sie ihren Blick beschämt abwandte. Ihm lief es kalt den Rücken herunter. ‚Wie früher' dachte er.

„Wa... ww... ich..." ein paar unsicher Wortfetzen entflohen ihr.

„Warum sitzt du hier?" fragte er. „Bist du alleine?" Seraphime war die Cousine seines damals besten Freundes Johannes. Sie war kurz nach Beginn ihres Mathe-Studiums mit einem seltsamen Kerl durchgebrannt, hatte die Uni gewechselt und später alle Brücken hinter sich abgebrochen, nachdem ihre Familie endgültig ausgeflippt war, als sie mit ihrer Geliebten ankam. Und den Typen auch noch hatte. Er hatte damals für sie Partei ergriffen und alle ziemlich zusammengefahren. Leider erfolglos. Nur Johannes verhielt sich einigermaßen neutral ihr gegenüber.

Sie nickte. „Keiner mehr da..." Stille. „Geh, lass mich!"

Markus dachte nicht daran. „Nur, wenn du mit mir kommst." Sie schüttelte den Kopf. Er setzte sich neben sie auf den Boden und zog die Knie an. „Sicher?"

Sie nickte zögerlich. „Ich kann nicht."

„Oder traust du dich nicht?" Markus hielt ihr die Hand hin. „Ich bleibe hier sitzen, bis du wenigstens mit mir ins Warme gehst."

„Grmblfrstg..." sie murmelte undeutlich „ich will niemanden sehen." kam es geflüstert hinterher. "Mich will keiner sehen.."

„Du wirst dich erkälten, wenn du so im Feuchten sitzen bleibst." setzte sie nach ein paar Minuten nach. „Lass mich dir helfen. Wenigstens für eine warme Mahlzeit am nächsten Imbiss. Dann erkälte ich mich auch nicht."

Zögerlich nickte sie nach einigen langen Sekunden. Zaghaft griff sie seine Hand und ließ sich hochziehen.

Eine Stunde später waren sie auf der Autobahn und fuhren in Markus' Wohnung. Seraphime kauerte auf dem Beifahrersitz und hielt sich an dem heißen Kakao fest, den er ihr unterwegs gekauft hatte. Sie hatte gezögert, mit ihm zu kommen, aber es gab eigentlich nichts, was sie hielt. Nichts, was besser gewesen wäre. „Aber nur, wenn meine Familie nichts davon erfährt." Er versprach es ihr.

Seine Wohnung hatte er als Teil eines Honorars günstig bekommen, und von den fünf Zimmern nutzte er nur drei. In einem hatte er seine alte Bettcouch abgestellt, ab und zu nutzte er sie als Gästebett. Er zeigte Seraphime den Raum und legte ihre Habseligkeiten hinein. „Solange du hier bist, ist das hier dein Reich. Deins!" Er betonte es extra noch einmal.

„Danke" sagte sie leise. Sie drehte sich zu ihm. „Warum?"

Markus sah sie an. „Spielt das eine Rolle? Ich konnte dich doch nicht dort lassen!" Er bugsierte sie in den Wohn-Ess-Bereich, setzte sie an den Küchentresen und machte ihr erstmal einen Tee. Seraphime war müde, erschöpft und auch irritiert von ihm und der Situation und so machte er einfach, ohne zu fragen. Sie sprach nicht und starrte nur zwischen der Tasse, der Wohnung und ihm im Kreis, während sie langsam trank.

„Hunger?"

„Ein... ein wenig, ja."

„Pizza? Döner?"

Sie nickte nur, und er bestellte einen großen Dönerteller, eine Pizza Capricciosa, und dazu noch zwei Nachspeisen.

Dann schob er sie ins Bad. „Du müffelst." Sie zuckte zusammen und wollte in Richtung ihrer Sachen abbiegen, flüchten, aber er stellte sich ihr in den Weg. „Ab ins Bad! Da hängt ein Bademantel von mir, den kannst du nehmen. Frische Zahnbürsten sind im Regal. Ich lege dir was von mir auf dein Bett, das kannst du anziehen, während deine Sachen über Nacht in der Maschine sind."

Einige Minuten später hörte er die Dusche. Lange. Dann den Föhn. Er deckte den Tisch, da kam sie aus dem Bad.

Nackt.

Markus blickte sie an. Seraphime war knapp einen halben Kopf kleiner als er. Ihre rotblonden Haare sahen wieder halbwegs gebändigt aus und fielen leicht gelockt über ihre Brüste, die nur angedeutet dahinter sichtbar waren. Unsicher blickte sie ihn aus ihren gelbgrünen Augen an. Er nahm eine unterschwellige Angst in ihrem Blick wahr, und eine leichte Resignation. Als ob... ‚denkt sie etwa, ich hätte sie nur dafür mitgenommen?'

Frisch geduscht kamen ihre Sommersprossen viel stärker zur Geltung, sie breiteten sich bis zu den Oberarmen und tief in ihr Dekolleté aus. Sie war nicht so dürr, wie er es befürchtet hatte. Ihr Tattoo reichte bis auf die Schulter, und anscheinend noch weiter. Sie hatte es kurz vorm Abitur angefangen und er hatte noch mitbekommen, dass es groß werden sollte. Und... er bemerkte einige Narben an Armen und Beinen. Kein Unfall, es sah aus wie von Schnitten. Sein Blick ging tiefer. Ein dünner Busch verdeckte ihr Allerheiligstes, er konnte die Konturen angedeutet erkennen. Irgendwas glitzerte, hatte sie da ein Piercing? Ihre Beine waren irgendwo zwischen dürr und den trainierten Beinen einer Läuferin.

Er schluckte. „Zieh dir was an!" Die halbe Stunde Bad konnte Monate oder Jahre auf der Straße nicht wegwischen, aber trotzdem... sie hatte immer noch die gleiche Wirkung auf ihn.

„Gefalle ich dir nicht?" fragte sie leise.

‚Oh, und wie!' dachte er.

Es klingelte, das Essen war da. Markus war froh, er war gerade von der Situation überfordert. Er kannte sie schon als Kind. Sie war nun 25 oder 26, er Anfang 30.

Sie saßen einander gegenüber am Tisch, er hatte die Lieferung in die Mitte gestellt. Markus beobachtete sie vorsichtig, nicht zu offensichtlich. Seraphime war hier bei ihm! Sein Herz schlug bis zum Hals.

„Jeder von jedem die Hälfte?" fragte er, sie nickte.

Sie aß langsam und bedächtig und genoss jeden Bissen. Die Zeit hatte sie verändert und ihr wohl auch übel mitgespielt, ihr jedoch nicht ihre Manieren nehmen können, stellte er fest. Sie weigerte sich, mehr als die Hälfte zu essen.

Nach dem Essen lud sie ihre Sachen in die Waschmaschine. Aber nicht alles, bemerkte Markus. Sie traute der Situation ganz offenbar nicht.

„Was soll ich tun?" fragte sie ihn, als sie aus der Toilette kam und er sich gerade auf die Couch gesetzt hatte.

„Was immer du willst. Ich würde mich freuen, wenn du dich zu mir setzt, aber du kannst auch in dein Zimmer gehen."

Ein paar Sekunden stand sie ratlos herum, dann ging sie in ihr Reich. „Kann ich etwas zum Lesen mitnehmen?" fragte sie, als sie an einem Bücherregal ankam.

„Klar, bedien' dich."

Es dauerte eine Weile, bis Markus einschlief. Sein Schlaf war nicht besonders tief in dieser Nacht, nicht, mit Seraphime in seiner Nähe. Wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich, wie sie vorhin da stand.

Mitten in der Nacht wachte er davon auf, dass sie in der Tür stand. „Fehlt dir was? Ist was nicht in Ordnung?" fragte er.

„Ich verstehe es nicht. Ich verstehe dich nicht."

Markus setzte sich auf und machte Licht. „Da gibt es nix zu verstehen. Du brauchst Hilfe, und ich war am rechten Ort zur rechten Zeit."

„Aber... warum?" ihre Stimme war leise und unsicher.

‚Weil ich dich seit über 10 Jahren nicht mehr aus dem Kopf bekomme, weil ich irgendwann alle anderen mit dir vergleiche und dann weg schicke!' dröhnten seine Gedanken in seinem Kopf. „Weil... es eben so ist. Nenn es Schicksal." Er setzte sich auf, dann erhob er sich. „Willst du was Warmes trinken?"

Sie sah ihn an, dann nickte sie.

Während sie da saßen, jeder eine heiße Schokolade vor sich, sah er sie an und musste grinsen. „Mein Schlafanzug ist dir ein paar Nummern zu groß." meinte er auf ihren fragenden Blick. Er schlief normal nackt oder in Shorts, so wie in dieser Nacht. Den Pyjama hatte er nur für Notfälle, man konnte ja nie wissen, ob nicht mal plötzlich Bedarf war. Dabei dachte er aber eher an ein Krankenhaus als an einen weiblichen Gast, als er den kaufte.

„Und ein T-Shirt schien mir ungeeignet." Immer noch grinsend fügte er noch „auch wenn es vermutlich netter anzusehen wäre." hinzu.

Zum ersten Mal lächelte Seraphime. „vielleicht" Sie nippte an ihrer Tasse, die langsam auf Trinktemperatur kam.

Seraphime wagte nun auch, sich ihn genauer anzuschauen. Knapp über 1,80m groß, normale Figur. War er 30 oder 31 Jahre? Sie wusste es nicht genau, er war gute fünf Jahre älter als sie. Man sah ihm an, dass er regelmäßig Sport trieb. Einen Sixpack oder übertriebene Muskelberge hatte er jedoch nicht. Zum Glück, fand sie. Seine silbergrauen Haare verliehen ihm eine beruhigende Ausstrahlung.

Es war für Markus eigenartig, hier in Shorts vor Seraphime zu sitzen und sich von ihr mustern zu lassen. Nicht unangenehm, aber er konnte ihren Blick fast spüren.

Später in der Nacht wachte er von einem leisen Schluchzen auf. Er klopfte an ihre Türe. Einfach öffnen wollte er nicht. Er hatte ihr den Raum als ihr Reich angeboten, und er wusste nicht, wie sie darauf reagierte. „Lass mich bitte!"

Es dauerte fast eine Stunde, dann war Ruhe und sie schien zu schlafen. So lange blieb er wach und passte auf.

Am nächsten Morgen schlich er leise hinaus, um Brötchen zu holen. Da er die ganze Woche unterwegs gewesen war, hatte er nicht mal Toastbrot im Haus, und nach Dosenbrot war ihm nicht. Als er die Türe öffnete, hörte er den Trockner laufen und eine zweite Ladung war in der Waschmaschine.

„Ist das OK?" fragte Seraphime unsicher.

Das war es natürlich. Er zeigte ihr nun die Einrichtung und versprach ihr nochmal, niemandem ihrer Familie oder alten Freunde von ihr zu erzählen. Es war ihr wichtig. Der Knall damals war ziemlich heftig, und er hatte nicht nur ihren Eltern gehörig die Meinung gegeigt, sondern sich bei ihrer gesamten Familie unbeliebt gemacht. Sogar Johannes hatte eine ganze Menge abbekommen, was sie nie verstand. Er war einigermaßen neutral geblieben. Das hatte sie noch mitbekommen, kurz bevor sie verschwand, Markus war zufällig mit Johannes dort gewesen, als sie mit Camille auftauchte.

Nach dem Frühstück kam dann die Frage: „Willst du ein paar Tage bleiben?" Markus sah ihren Blick und ergänzte schnell "ohne Verpflichtung zu irgendwas!"

Zögerlich nickte sie.

„Dann komm, wir müssen einkaufen. Ich habe nichts Frisches da."

Nachdem ihre Kleider aus dem Trockner waren, fuhren sie in die nächste Einkaufsmeile. Auf dem Weg vom Parkhaus zum Supermarkt schleppte Markus sie schnell noch in einen Modemarkt.

„Was soll ich da? Ich habe dafür kein Geld!" sagte sie und blieb stehen.

„Ich habe welches, und es wäre nicht schlecht, wenn du ein paar neue Sachen hättest. Der Laden ist nicht wirklich teuer, du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben."

Obwohl Seraphime nur ein paar praktische Stücke heraussuchte, sah er sie mit einer gewissen Genugtuung an den Ständern mit den schönen Stücken entlanggehen und wie sie ihre Hände darüber gleiten ließ. Während sie in der Umkleide war, suchte er eine Bluse und ein Top heraus und legte die Teile nach unten in den Korb. An der Kasse schaffte er es sich alleine anzustellen, indem er sie Getränke holen ließ. Es war nicht viel, nach einigem Zureden eine Jeans, zwei Pullis, Trekkingschuhe und ein paar Packen Unterwäsche, die sehr viel mehr warm als hübsch waren.

Die paar Dinge, die sie im Supermarkt aussuchte, waren ebenfalls frei von Luxus. ‚Die Zeit hat sie verändert. Was hat sie alles mitgemacht?' fragte sich Markus.

Zurück in der Wohnung verschwand sie kurz in ihrem Zimmer, dann ließ sie den Trockner laufen und packte die neuen Sachen in die Waschmaschine.

„Warum hast du das gekauft?" Seraphime stand mit der Bluse und dem Top vor ihm.

„Du kannst nicht nur im Pulli und in abgetragenen T-Shirts herumlaufen. Und -- es hat mir gefallen, dir das zu kaufen."

Sie betrachtete die Teile nachdenklich, nickte und ging damit ins Bad. Dabei lächelte sie ein wenig, wie Markus im Spiegel sah.

Abends gab's Gemüseauflauf. Beim Essen taute Seraphime etwas weiter auf und sie bekamen immerhin ein kleines Gespräch über den Tag und die nächste Zeit hin.

„Wie lange soll... darf ich bleiben?" fragte sie.

„Das hängt ganz von dir ab. Ich habe hier genug Platz, also kannst du dich ruhig eine Weile ausruhen. Über ein wenig Unterhaltung würde ich mich freuen, aber wenn du alleine sein willst, dann hast du dein Reich."

„Darf ich auch alleine raus?"

Die Frage kam unerwartet. „Klar. Warum nicht?"

„Ich... wie komme ich wieder in die Wohnung?"

Oha! Daran hatte er ja gar nicht daran gedacht. Also zeigte er ihr seine Sammelschublade mit den Schlüsseln und anderem Krimskrams. Sie schien erleichtert zu sein. Dann legte er ein paar Scheine dazu. „Für den Fall, dass irgendwas ansteht. Oder du irgendwas haben willst" Seraphimes Blick war undefinierbar. Ungläubig und unschlüssig sah sie noch eine Weile hin, als er die Schublade wieder schloss.

Zum Abräumen schickte sie ihn auf die Couch. Es fühlte sich für sie falsch an, ihm alles zu überlassen. Wenn er schon für sie gekocht hatte, würde sie den Abwasch erledigen.

Danach unterhielten sie sich noch über belangloses Zeug aus ihrer Schulzeit. „Damals hattest du noch dunkle Haare!" witzelte sie und sah ihn direkt erschrocken an. Aber es war ihm anders als vielen anderen Männern egal, dass er mit Mitte 20 schon ergraute. Er grinste sie an und meinte nur „Ja, und das Grau verleiht mir den Anschein von Weisheit!" In Gedanken gab sie ihm recht.

Der Trockner piepte, sie ging ins Bad und dann in ihr Zimmer. Ein paar Minuten später stand sie vor ihm. In der neuen, dunkelgrünen Bluse, darunter die Jeans. Ein freudiges Lächeln stand in ihrem Gesicht. „Danke." Schnell wischte sie eine Träne ab. „Das ist das Schönste, was mir dieses Jahr passiert ist. Und noch länger." Ihr Stimme bebte. Dann umarmte sie Markus kurz und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Sie setzte an, etwas zu sagen, schwieg, setzte nochmal an...

„Sag' schon!" meinte er freundlich.

„Meine Haare... kann ich... ich meine, hast du... achwas. Nicht wichtig"

„Ob ich Spülung habe oder sowas?" fragte er.

Nicken.

„Nunja..." Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er nach oben, als ob er sich selbst auf den Kopf schauen wollte und grinste. „eher nicht. Aber wenn du willst, nehmen wir beim nächsten Einkauf was mit."

In dieser Nacht blieb es ruhig im Gästezimmer.

Sonntags musste er die vergangene Woche nachbereiten und die nächste Woche grob planen. Normalerweise hielt er sich die Wochenenden frei, aber damit konnte er alles so schieben, dass er sich drei Tage in der Woche frei machen konnte. „Freud und Leid der Selbständigkeit" sagte sein Vater einmal dazu. Also sorgte er dafür, dass seine Leute in den nächsten Tagen Arbeit hatten und ließ es ansonsten laufen. Leid am Sonntag Mittag, Freud' unter der Woche. Ab und zu funktionierte das auch ungeplant, er war ja nicht aus der Welt.

Abends bestellte er beim Asiaten, erzählte ein wenig von seiner Arbeit und seiner kleinen Firma, und Seraphime blieb wieder sehr zurückhaltend, was die letzten Jahre anging. Markus bohrte nicht weiter, sie würde schon erzählen, wenn sie bereit war.

Als sie unter die Dusche sprang, ging er ins Bett und las noch ein wenig an Galamex weiter, einer erotischen SciFi-Saga, die er diese Woche im Netz gefunden hatte. Etwas später klopfte es an der Schlafzimmertür. Seraphime kam herein, nackt. Er konnte kaum mehr als ihre Konturen im fahlen Licht seines Readers erkennen.

Er sah sie an. Sie zitterte ein wenig, als sie heran kam, es lag sicher nicht an der Temperatur.

„Was hast du vor?" fragte er. Er war froh um die Dunkelheit, die seine plötzliche Erektion unter der Decke verbarg. Die in diesem Moment nicht von der Geschichte kam, auch wenn sie gut geschrieben war.

„Erwartest du das nicht von mir?" fragte sie leise. Unsicherheit schwang in ihrer Stimme.

Er setzte sich auf und achtete darauf, dass sein Ständer unsichtbar blieb. „Nein. Ich möchte, dass du dich ein wenig erholst. Du kannst bleiben, so lange du willst, ich habe keine Bedingung dafür außer Ehrlichkeit und Vertrauen."

In Seraphimes Gesicht arbeitete es. „Und wenn ich mich zu dir lege?"

‚Verdammt, dann ficke ich dich, ich will seit 10 Jahren nichts anderes, als dich im Arm zu halten und dich zu meiner Frau zu machen!' „Dann schicke ich dich wieder in dein Bett!"

Sie saß schon an seinem Bett. Eine Träne rollte an ihrer Wange herab. „Bin ich so hässlich? Ist es, weil du mich auf der Straße gefunden hast?"

‚Oh, verdammt, nichts würde ich jetzt lieber tun, als dich an mich zu pressen und dich in meinen Armen zu halten!' „Nein, du bist wunderschön."

Seraphime lachte ironisch auf.

„Doch, wirklich. Schau dich doch mal an."

„Und gleichzeitig mit diesem Kompliment schickst du mich weg." traurig stand sie auf und ging.

Mit einer Willensanstrengung, auf die ein Shaolin-Mönch neidisch gewesen wäre, bekam Markus seinen brettharten Schwanz in unter einer Minute auf Normalgröße. Dann stand er auf und ging zu Seraphime, die in ihrem Bett lag und heulte. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie blickte ihn an. Ihre Augen waren rot verheult, ihre Augen leuchteten gelbgrün im Licht der Nachtischlampe.

Seraphime fühlte die Wärme, die aus seiner Hand in sie floss.

„Ich..." setzte er an. Ihr Blick fraß sich durch seine Gedanken bis an die Rückseite seines Schädels. Beinahe hätte er es gesagt.

„Stünde ich nun auf und ginge, hieltest du mich auf?"

‚Verdammt, diese Frau...' „Nur mit Worten."

Sie griff seine Hand, bevor er sie zurückziehen konnte. „Warum?" Schniefend wischte sie mit der anderen Hand ihre Tränen weg.