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Sex in Serie S1E05

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10.7k Wörter
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14.4k
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Lara hockte entspannt auf der Eckbank in der WG-Küche. Ein Bein hatte sie angezogen und die Arme ums Knie geschlungen. „Läuft jetzt eigentlich was zwischen Tim und dir?"

Ute warf Lara einen gereizten Blick zu und stellte die Kaffeetasse wieder ab, aus der sie gerade einen Schluck nehmen wollte. „So einfach ist es nicht."

„Kapier ich nicht. Als ihr SurrealSex geguckt und Euch mit Tequila abgeschossen habt, wart ihr doch schon ..."

„Ja, ja." Ute unterbrach ihre Freundin genervt, bevor diese aussprach, worüber Ute nicht reden wollte.

„Und?" Lara angelte sich einen Keks aus der Dose.

„Wie, und?"

„Na, damit war die Sache doch eigentlich geritzt, oder?"

„Nee, überhaupt nicht." Ute wusste nicht, wohin mit den Händen. Sie griff wieder zur Kaffeetasse und drehte sie zwischen den Fingern hin und her. „Wenn man den dritten Schritt vor dem ersten macht, wie bekommt man die Geschichte dann wieder auf die Reihe? So, dass es sich richtig anfühlt, und nicht wie ein Fehler, der einem im Suff unterlaufen ist?"

Lara ließ ihr Knie los und beugte sich zu Ute vor. „Tim ist kein Fehler. Er ist süß, lieb und steht auf dich."

Ute seufzte schon wieder. „Weiß ich doch selbst."

Lara öffnete nur fragend die Hände. Ihre Mitbewohnerin rutschte unruhig auf dem Küchenstuhl herum. „Er könnte ja auch den ersten Schritt machen. Er ist der Mann."

„Oh. My. God. Ute, ich bitte dich!"

„Ist doch wahr. Und außerdem ... ist mir diese Tequila-Geschichte peinlich."

Hochgezogene Augenbrauen bei Lara. „Hat's nicht geklappt im Bett?"

„Darum geht's nicht."

Lara lehnte sich zurück und musterte Ute kritisch. Obwohl sie jetzt schon über ein Jahr mit ihr zusammenwohnte, wurde Lara aus ihrer Mitbewohnerin nicht schlau. Besonders wild auf Sex schien sie nicht zu sein. Allein schon, wie sie sich anzog. Ute betrachtete Kleidung als etwas, das vor der feindlichen Außenwelt schützte, und nicht als etwas, das ihre Figur im besten Licht präsentieren sollte. Dabei hätten die fülligen Brüste durchaus was hergemacht, genauso wie ihr Hintern, den Laras Ex-Freund eine "Kiste" genannt hatte.

„Wenn's gut war, muss es dir doch nicht peinlich sein."

Der Kühlschrank schaltete sich ab. Ohne sein vertrautes Brummen wurde es auf einmal sehr still in der Küche. Ute senkte die Stimme. „Ich weiß nicht, ob es gut war."

„Hä?"

Schulterzucken. „Ich war so betrunken, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann."

„Echt jetzt? Du hast mit Tim geschlafen und weißt nichts mehr davon? Habt ihr überhaupt miteinander geschlafen oder seid ihr nur betrunken nebeneinander eingepennt?"

„Also Sex hatten wir schon."

„Sagt Tim oder was?"

„Nee. Mit Tim rede ich ja nicht darüber."

Lara holte tief Luft. „Wie kannst du dir dann sicher sein, wenn du dich an nichts mehr erinnerst?"

„Weil ..." Utes Augen schweiften über den Küchenboden, als gäbe es da unten verborgene Schätze zu entdecken. „Morgens war natürlich alles schon angetrocknet, aber was ich unter der Dusche abgewaschen habe, war eindeutig Sperma."

„Du warst nicht frisch rasiert, was? Hat er Deine Schamhaare verklebt?" Lara musste grinsen.

„Nee." Ute trank einen Schluck Kaffee. „Pappte alles an meinen Brüsten, bis rauf ans Kinn."

„Kein Scheiß?" Lara wusste, dass sie nicht so begeistert reagieren sollte, schließlich schien Ute die Sache furchtbar peinlich zu sein, aber damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. „Tim hat Deine Brüste gefickt?"

„Lara!" Ute schaute sie entrüstet an. „Mäßige bitte Deine Wortwahl, es sind Damen anwesend."

„Ach, komm, jetzt hab' dich nicht so. Hättest du ihm das zugetraut? Gleich beim ersten Mal?"

Ute hob abwehrend die Hände. „Das ist es ja gerade, was mich so irritiert. Ich hätte es uns beiden nicht zugetraut. Ich bin gar nicht so ..." Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen.

„Nicht so experimentierfreudig im Bett?", schlug Lara vor. „Apropos - ich habe da was entdeckt, was ich dir unbedingt zeigen muss."

Ute verdrehte die Augen. „Jetzt fang du nicht auch noch an."

„Bin sofort wieder da!" Lara verschwand kurz in ihrem Zimmer und kehrte mit einem Auflegevibrator in der Hand zurück. „Hier, musst du unbedingt ausprobieren. Ist der Hammer, sage ich dir!" Sie beschrieb Ute kurz, wie das Gerät funktionierte. Ihre Mitbewohnerin schien durchaus neugierig darauf zu sein, amüsierte sich aber vor allem über Laras helle Begeisterung.

„Wie kommst du auf einmal an einen neuen Vibrator?", wunderte sich Ute.

„Och ... hat mir Diego mitgegeben. Der Boss von D-ream. Ich hatte gestern einen Termin bei ihm zu Hause."

„Stimmt ja!" Ute zog auffordernd die Augenbrauen hoch. „Und?"

„Wir haben praktisch das gesamte Drehbuch überarbeitet. Hat ewig gedauert."

„Wirklich? Du hast eine Streaming-Serie überarbeiten dürfen? Davon hast du doch gar keine Ahnung!"

„Tja." Lara hob das kleine Näschen und fuhr sich durch die Haare. „Diego traut mir eben was zu."

„Wie muss ich mir das vorstellen?" Ute lehnte mit den Ellenbogen auf dem Tisch. „Hast du ihm 'ne Powerpoint-Präsentation auf seinem Fernseher gezeigt?"

„Nicht ganz." Laras Nase senkte sich wieder auf Normalniveau. Sie zögerte, beugte sich zu Ute vor und platzte damit heraus: „Wir haben uns im Bademantel auf Stapeln von Kissen gelümmelt und alles bequatscht."

„Im Bademantel?"

„Ja. Den haben wir nach dem Duschen angezogen. Und das Duschen ... war selbst schon die Dusche danach." Laras verschwörerisches Grinsen schien zu fragen: „Ist das nicht geil?", doch Ute hielt erschreckt die Hand vor den Mund. „Im Ernst? Du hast mit Deinem Chef geschlafen?"

„Und wie!" Triumphierend blickte Lara Ute an, bis ihr endlich klar wurde, wie sehr sie sich gerade danebenbenahm. Nicht sehr einfühlsam, mit ihrem Diego-Date anzugeben, nachdem Ute sich gerade endlich getraut hatte, von der schwierigen Tequila-Nacht mit Tim zu berichten.

Lara räusperte sich und versuchte, mit ruhigerer Stimme zu sprechen. „Jedenfalls habe ich eine neue Aufgabe bekommen. Statt Regieassistentin bin ich ab jetzt Skript-Coach für beide aktuellen Serien, die Romeo-und-Julia-Saga und Love-me-Tinder."

„Na Wahnsinn! Dein Traumjob, oder?" Ute freute sich ehrlich für Lara, die mit in sich gekehrtem Blick heftig nickte. Ja, Ute hatte Recht, ein Traum wurde wahr. Sie konnte es noch gar nicht fassen. „Gleich Montag geht's los." In dem Moment klingelte Laras Telefon. Die Rufnummer wurde angezeigt, gehörte aber zu keinem ihrer Kontakte. Überrascht hielt sie das Gerät ans Ohr. „Hallo?"

„Was hast du dafür gemacht? Ihm einen geblasen?"

Lara war baff. „Wie bitte? Was soll der Scheiß?"

„Spencer hier." Die Regisseurin der Romeo-und-Julia-Saga. „Warum frage ich überhaupt. Für die Beförderung hast du ihm mindestens einen geblasen. Und geschluckt, stimmt's?"

Lara starrte ihr Telefon böse an. „Ich lege jetzt auf."

„Nicht so schnell! Diego sagt, ihr wollt das Skript ändern? Fein, aber hast du vergessen, dass die Dreharbeiten schon Montag beginnen?"

„Diego hat mich nur gefragt, wie ich über das Skript denke. Was das für die Produktion bedeutet, darüber haben wir nicht gesprochen."

Pat Spencer seufzte genervt ins Telefon. „Einmal mit Profis arbeiten ... sei in einer Stunde im Studio. Wir müssen umplanen."

„Was? Heute ist Samstag!"

„Für mich auch, und nicht ich habe uns das eingebrockt, sondern du. Also wirst du die Suppe schön mit auslöffeln."

„Geht nicht." Lara gewann ihre Fassung zurück. Sie klang beinahe arrogant, als sie antwortete: „Ich muss am Wochenende das Skript zu Love-me-Tinder durcharbeiten. Montag gibt's ein Meeting dazu."

„Dann mach das heute, verdammt noch mal! Du bist Coach für beide Serien, vergiss das nicht. Zoe und ich gehen heute Diegos Vorschläge durch. Und du wirst morgen unsere Fragen beantworten. Zehn Uhr im Studio. Sei pünktlich."

Bevor Lara antworten konnte, hatte Spencer schon aufgelegt.

„Ich hasse diese Frau." Lara knallte ihr Smartphone auf den Tisch, als sei das Gerät schuld an dem unerfreulichen Telefonat.

Ute drückte Lara aufmunternd die Hand. „Erfolg ruft Neider auf den Plan. Daran wirst du dich gewöhnen müssen." Lara brummte zustimmend, aber wenn sie ehrlich war, verletzten Spencers Vorwürfe sie aus einem anderen Grund: Die Regisseurin hatte recht. Bisher bestand Laras gesamte Leistung darin, Zoes Ideen abzuschreiben und sich von Diego verführen zu lassen. Es wurde Zeit, dass sie endlich etwas zustande brachte, was sie sich als eigenes Verdienst anrechnen konnte.

***

Als Lara am Sonntagmorgen das Studiogelände betrat, brummte ihr der Schädel. Bis spät in die Nacht hatte sie über dem Skript für Love-me-Tinder gebrütet und danach wirres Zeug geträumt: Von topmodisch gekleideten Menschen, die sich locker über ihre sexuellen Vorlieben unterhielten, während sie durch ein elegantes Möbelhaus flanierten, in dessen Mitte Diego Lara auf einem Stapel Kissen vögelte. Alle guckten pikiert, aber niemand verlor ein Wort über das schwitzende und keuchende Paar, das in der stylischen Atmosphäre einfach nur deplaziert wirkte.

Obwohl Lara sonntags rechtzeitig aufgebrochen war, traf sie zu spät ein. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass alle Seiteneingänge verschlossen sein würden und sie den Umweg über den Haupteingang nehmen musste.

„'Tschuldigung", platzte es aus ihr heraus, als sie in den Besprechungsraum stürmte, der Spencer als „War Room" diente: Hier hingen alle Pläne für die Dreharbeiten an den Wänden. Der Raum war regelrecht tapeziert damit.

„Kaffee?" Spencer füllte einen Pappbecher, ohne Laras Antwort abzuwarten. Zoe und sie schienen noch zu frühstücken: Beide knabberten an Croissants und Brezeln, die in großen Tüten auf dem Tisch lagen. „Hätte mir ja auch jemand sagen können, dann hätte ich mir das Frühstück daheim gespart", dachte Lara verärgert.

Doch ihr eigener Ärger war nichts im Vergleich zu Zoes. Wenn Blicke töten könnten, hätte die Regieassistentin Lara bereits bei lebendigem Leibe geröstet, in kleine Scheiben geschnitten, ihr Blut zu Blutwurst verarbeitet und das Ganze als Fleischbeilage zur Brezel verspeist. Zoes langer, schlaksiger Körper spannte sich wie ein Flitzebogen, sobald sie sich Lara zuwandte. Offensichtlich hielt sie sich nur mühsam zurück, um nicht wie eine Furie auf Lara loszugehen.

„Also." Spencer wischte sich Croissant-Krümel vom figurbetonten, schwarzen Rollkragen-Pullover, einem für ihre Verhältnisse ungewöhnlich schicken Kleidungsstück. Zusammen mit der weißen Jeans geradezu ein Designer-Look. Nur die dichten, blonden Haare machten wie immer, was sie wollten. Spencer sah ständig aus, als käme sie geradewegs aus dem Bett und hätte von Kamm und Bürste noch nie etwas gehört. „Die Verbesserungsvorschläge für das Skript, die Diego geschickt hat, stammen also von dir?"

Lara warf unwillkürlich einen zögerlichen Blick in Zoes Richtung, bevor sie antwortete. Ihre leichte Kopfbewegung reichte, um die Regieassistentin explodieren zu lassen. „Diese Anfängerin hat doch keine Ahnung von gar nichts! Keine einzige Idee stammt von ihr selbst, sie hat alles nur geklaut!" Zoe war aufgesprungen und schrie Lara mit weit über den Tisch gebeugtem Oberkörper an, wobei ihre Hände die Tischkante so fest umklammerten, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.

Lara zuckte vor Schreck zusammen, fasste sich aber rasch wieder. Sie hatte sich auf eine solche Reaktion vorbereitet. „Ach ja? Und wie hätte ich Deine Ideen bitte schön klauen sollen? Ist ja nicht so, als hättest du sie mir mitgeteilt."

„Du Biest!" Zoe kam drohend um den Tisch herum.

Lara sprang vom Stuhl auf und wich aus. „Stimmt doch! Nur herumgescheucht hast du mich. Wie einen Handlanger! Du wolltest alles für dich behalten!"

Wie zwei Boxer im Ring, die einander umkreisen, schlichen sie um den Tisch.

„Hey, hey, hey." Spencer hielt Zoe am Arm fest und zwang sie, sich neben sie zu setzen. Lara nahm den beiden gegenüber Platz. Spencer wandte sich ihr zu. „Natürlich hast du die Verbesserungsvorschläge von A bis Z geklaut. Du kannst unmöglich zufällig exakt derselben Meinung sein wie ich."

Lara war perplex. „Derselben Meinung wie DU? Aber -- das stand in Zoes Skript ..."

„Ha!" Zoe sprang wieder auf und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Lara. „Habe ich es nicht gesagt! Abgekupfert hat sie, die Heuchlerin!"

Spencer ignorierte den Gefühlsausbruch. „Natürlich habe ich mit Zoe darüber gesprochen. Wir arbeiten schließlich seit Monaten gemeinsam an dem Projekt. Nur du bist erst seit ein paar Tagen an Bord."

Lara schaute peinlich berührt zu Boden. Sich mit Zoe anzulegen, diesem schrägen Vogel von Regieassistentin, war eine Sache. Aber mit Spencer hatte sie es sich nicht verderben wollen. „Wenn alles schon unter euch abgestimmt war", flüsterte sie, „warum habt ihr die Änderungen nicht längst ins Skript übernommen?"

„Weil Diego sich geweigert hat, auch nur mit mir darüber zu sprechen. Und ohne seine Freigabe darf ich den Plan nicht ändern, so steht es im Vertrag mit unseren Geldgebern. Das betrifft auch größere Änderungen am Skript."

„Er wollte nicht mit dir sprechen?" Lara verstand die Welt nicht mehr.

„Er kann das Projekt nicht leiden und mich schon gar nicht."

„Aber warum?"

„Weil ich manche Dinge nicht mitmache."

Heiße Scham schoss Lara in die Wangen. Zu allem Überfluss nahm Zoe auch noch eine überhebliche Pose ein, die wortlos signalisierte, dass sie Lara für eine karrieregeile Schlampe hielt. Wollte Spencer wirklich andeuten, Diego hätte sie bedrängt? Mal ganz ehrlich, so übermäßig attraktiv war Spencer nun auch wieder nicht. Die bildete sich doch nur ein, dass Diego was von ihr wollte! In Wirklichkeit waren die beiden nur neidisch, dass der berühmte Diego, den gefühlt die halbe Republik anschmachtete, ausgerechnet auf Lara stand.

Selbst eine Lesbe wie Zoe müsste doch verstehen, dass Lara nicht für eine Beförderung mit Diego ins Bett ging, sondern einfach, weil er unwiderstehlich war. Und eine Schlampe war sie erst recht nicht. Andere hatten in ihrem Alter schon mit viel mehr Männern geschlafen.

„Hey, Kleines."

Spencers Stimme zwang Lara, den starr auf den Boden gehefteten Blick zu heben. „Wirfst du mich jetzt raus?" Lara hasste sich für den weinerlichen Tonfall.

„Kommt drauf an." Spencer nahm noch einen Schluck Kaffee, lehnte sich zurück und studierte Lara eingehend. „Bisher ist ja nichts Schlimmes passiert. Im Gegenteil, ich kann endlich das Skript so ändern, wie ich es schon längst vorhatte. Deinetwegen."

Lara versuchte zu erkennen, worauf Spencer hinauswollte, aber deren Pokerface schien perfekt.

„Weißt du, was du bist, Kleines?"

Lara schüttelte kaum sichtbar den Kopf.

„Ein Katalysator. Du beschleunigst die Reaktion, ohne selbst Teil von ihr zu sein. Indem du meine Punkte zu Diego transportierst, der die Dinge dann ins Rollen bringt. Dir schenkt Mister Ochsenschwanz ja offenbar sein Ohr."

„Und nicht nur das." Auf Zoes hämisches Grinsen hätte Lara verzichten können.

„Ich muss mich auf Deine Loyalität verlassen können, Lara. Dann bleibst du im Projekt und darfst Diego weiter mit klugen Vorschlägen beeindrucken, ohne zuzugeben, dass sie eigentlich von mir stammen." Spencer umfasste ihren Kaffeebecher mit beiden Händen und beugte sich vor.

„Ja." Lara senkte den Blick wieder zu Boden.

„Wie war das?"

Lara verschränkte die Arme unter dem Busen und hob den Kopf. Spencers ernster Blick schüchterte sie ein. „Du kannst dich auf mich verlassen."

„Gut. Willkommen im Team, Kata-Lara-tor. Und Zoe: Kein Wort mehr über Laras Diego-Connection. Ihre Nähe ist ein Vorteil, kein Problem. Je intimer die beiden miteinander sind, desto besser."

Laras wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. Immerhin ermahnte Spencer Zoe noch: „Denk dran, dass Lara nicht mehr Deine Mitarbeiterin ist. Als Skript-Consultant gehört sie gleichberechtigt zum Team. Beim leisesten Anzeichen von Zickenkrieg fliegt ihr beide raus. Hochkant." Zoe blickte Spencer so erstaunt an, als wolle sie sagen: „Das kannst du doch nicht machen!" Aber die Art, wie Spencer ihrem Blick standhielt, bedeutete: „Oh, doch. Das kann ich und das werde ich auch."

Nur mit kurzen Pausen und Verpflegung aus den furchtbaren Automaten arbeiteten sie den gesamten Sonntag am Drehplan. Lara rauchte der Kopf, als Spencer endlich beschloss, es für heute gut sein zu lassen. Draußen dunkelte es bereits, als sie sich am Haupteingang voneinander verabschiedeten. Spencer ging Richtung Parkplatz, doch Zoe folgte Lara zur Straßenbahn. Schweigend trotteten sie nebeneinander her.

„Heute nicht mit dem Auto?", fragte Lara schließlich. Zoe schüttelte den Kopf. „Muss eh noch was in der Gegend erledigen. Ich geh zu Fuß. Also dann." Statt an der Ampel zu warten, ging sie weiter die Straße hinunter. Lara blickte der seltsamen Gestalt nach. Groß wir ein Model, lief sie ungelenk auf Storchenbeinen über den Bürgersteig. Die nietenbesetzte Lederjacke und die hochstehenden, grell-pinken Haare wirkten punkig, aber Zoes fehlende Coolness machte das Punker-Image wieder zunichte.

Wohin sie wohl unterwegs war? Weder ihre eigene Wohnung noch die ihrer ominösen Geliebten Trish lagen fußläufig. Lara fragte sich, ob sie Spencer von Trish hätte erzählen sollen. Aber außer ein paar Notizen hatte sie nichts vorzuweisen. Spencer hätte die Anschuldigungen als Zickenkrieg werten können.

Bevor es ihr recht bewusst wurde, schlich Lara bereits hinter Zoe her. Sie musste mehr über Zoe und Trish erfahren, das war sie Spencer schuldig. Wenn Trish wirklich Zoe ausnutzte, um die Produktion zu sabotieren, musste Spencer davon unbedingt erfahren.

Allerdings kamen Lara schon nach der ersten Abzweigung Zweifel, ob Zoe sich mit Trish treffen würde. Sie drang tiefer in das Gewerbegebiet ein, an dessen Rand die Studios lagen. Ob es dort überhaupt ein Restaurant gab, das sonntags geöffnet hatte? Lara blickte sich um -- die Firmengelände ringsumher lagen im Dunkel und wirkten verlassen. Was um Himmels Willen wollte Zoe hier?

Durch menschenleere Straßen folgte Lara Zoe bis zum Kanal, dessen brackiges Wasser träge gegen die Einfassung schwappte. Ein kühler Wind kam auf, der Lara ihre Jacke enger um sich ziehen ließ. Einen Moment lang überkam sie Panik - hatte Zoe womöglich bemerkt, dass sie verfolgt wurde? Wollte sie Lara zur Rede stellen, sie womöglich an Ort und Stelle beseitigen? Das dunkle Kanalwasser lauerte direkt neben dem Bürgersteig.

Plötzlich schien weit vor Lara ein Licht auf den Asphalt. In einem unscheinbaren Haus hatte sich eine Tür geöffnet. Jemand trat aus der Tür, schien Zoe zu erkennen und winkte ihr. Mit schnellen Schritten erreichte Zoe das Haus und verschwand in der Tür. Lara war inzwischen so nah herangekommen, dass die andere Person auch sie gesehen haben musste. Was nun? Zoe folgen und eine Konfrontation riskieren? Wie sollte sie ihre Anwesenheit erklären? Umkehren und sich aus dem Staub machen? Während sie beobachtet wurde? Was, wenn sie sich damit endgültig verdächtig machte und dieser Mensch sie verfolgte?

Jetzt hatte sie schon zu lange überlegt. Umkehren war keine Option mehr, dafür war sie bereits zu nah. Einfach vorbeigehen, dachte Lara, und die Unbeteiligte spielen. Inzwischen konnte sie erkennen, dass es eine Frau war, die an der offenen Tür wartete. Mittelalt, verlebtes Gesicht, nikotinfleckig, die schwarzen Haare auf unordentliche Weise lockig. So lesbisch konnte nicht einmal Zoe sein, dass sie diese Frau attraktiv gefunden hätte. Aber was wollte sie dann hier?

Nur noch wenige Schritte. Die Schwarzhaarige musterte Lara fragend, aber nicht unfreundlich. „Willst du zu uns?" Lara blieb stehen. Sie war kleiner als die Frau. Mit ihrem glatten, blonden Haar und dem naiven Gesicht musste sie wirken wie Gretel, die der Hexe begegnet. Nur dass sie nicht vor dem Hexenhäuschen stand, sondern vor dem Zollamt, wie ein abblätternder Schriftzug an der Wand verriet.

„Ich weiß nicht?" Lara blieb zögernd stehen. Die Frau blickte jetzt kritischer. Ihre Augen verengten sich zu bösen Schlitzen. „Zieh Leine", blaffte sie Lara an und zog die Tür hinter sich zu. Hastig machte sich Lara davon, bog so schnell wie möglich in eine Seitenstraße ein und versteckte sich dort hinter ein paar Mülltonnen. Mit klopfendem Herzen hocke sie in der Dunkelheit und hoffte inständig, dass ihr niemand gefolgt war. Beim kleinsten Geräusch zuckte sie zusammen, selbst das Rauschen der Bäume am Kanal ängstigte sie.