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Sex ist die beste Therapie

Geschichte Info
Vom Selbstmordversuch zu inniger Lust.
10.7k Wörter
4.58
38.5k
17
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Copyright by swriter Jan 2017

Als ich von der schlimmen Nachricht hörte, war ich fassungslos. Wie oft es wohl geschieht, dass ein Arzt aus dem Krankenhaus anruft, um mitzuteilen, der eigene Bruder sei aufgenommen worden, weil er sich das Leben nehmen wollte? Ich hatte das zunächst für einen Scherz gehalten. Zu kurios erschien es mir, zu glauben, dass es sich um meinen Bruder handeln sollte, der so dumm war, seinem Leben mit Schlaftabletten ein Ende setzen zu wollen. Natürlich wusste ich, dass Sven an der Grenze zur Depression wandelte und sicher nicht mit beiden Beinen fest im Leben stand. Mein Bruder war schon immer sensibel und empfindsam für Ereignisse gewesen, die andere kaum aus der Bahn werfen konnten. Wenn jemand den Gegenwind besonders spürte, dann war es mein kleiner Bruder.

Er war ein Nachzügler und kam auf die Welt, als ich zwölf war. Unsere Eltern hatten stets behauptet, Sven sei ein Wunschkind gewesen, doch ich bin mir sicher, dass hier eher ein Unfall zugrunde lag. Hatte Sven deshalb das Gefühl gehabt, nicht gewollt oder geliebt zu sein? Hatte er auch aus diesem Grund versucht, seinem Leben ein Ende zu setzen? Nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, wurde mir klar, dass ich mich um Sven kümmern musste. Wir hatten in den letzten Jahren nur selten Kontakt zueinander gepflegt und waren uns hin und wieder zu den üblichen Familienfeiern begegnet. Zuletzt hatte auch das nicht mehr stattgefunden. Dem Grunde nach wusste ich so gut wie nichts über sein Privatleben, seine Sorgen und Nöte. Sven lebte alleine und hatte, soweit ich annahm, schon seit etlichen Jahren keine Beziehung mehr geführt. Früher war er eine Zeit mit einer Frau zusammen gewesen, doch das war schon eine Weile her. Mit seinen 26 Jahren hatte er offenbar niemanden, dem er sich hätte anvertrauen können. Daher die Verzweiflungstat? War sein Selbstmordversuch ein Hilferuf oder hatte er beabsichtigt, seinem Leben ein Ende zu setzen?

Ich machte mir Vorwürfe. Ich hätte mich mehr um Sven kümmern müssen, ihm beistehen, ihm nahe sein sollen. Und dass, obwohl ich selber genug Probleme hatte. Meine Scheidung lag hinter mir und ich hasste meinen Ex. Beruflich lief es auch nicht optimal. Ich stand kurz davor, meinen Job zu verlieren. Die Kündigung lag wahrscheinlich schon im Postausgangsfach der Firma. Keine guten Aussichten also, und ausgerechnet in dieser Situation sollte ich diejenige sein, die sich um ihren kleinen Bruder kümmerte. Unser Vater war vor drei Jahren gestorben. Mama lebte wegen einer Nervenkrankheit im Heim und vegetierte vor sich hin. Vielleicht haben die Umstände um unsere Eltern auch dazu geführt, dass Sven mit seinem Leben nicht mehr klarzukommen dachte. Ich schnappte mir meine Schlüssel und verließ die Wohnung. Bis zum Krankenhaus war es eine Strecke von knapp dreißig Minuten, und als ich ankam, fragte ich mich am Empfang durch und stand kurz darauf im Zimmer meines Bruders. Er hatte ein Einzelzimmer, was mich wunderte, und blickte mich schuldbewusst an.

„Hi Lisa."

Er präsentierte sich mir blass und wirkte erschöpft. Sven sah erbärmlich aus. Aber was erwartete man bei jemandem, der versucht hatte, sich umzubringen? Ich hatte zuvor mit der Stationsschwester gesprochen. Man hatte meinem Bruder den Magen ausgepumpt. Wer ihn gefunden hatte, konnte sie mir nicht sagen. Scheinbar hatte man ihn gerade noch rechtzeitig entdeckt und den Notarzt gerufen. Ein paar Stunden später, und es wäre vorbei gewesen. Sven hatte sich von unseren Eltern immer wieder anhören müssen, wie unfähig er sei, etwas zu Ende zu bringen. Sei es in der Schule, im Beruf oder im Privatleben. Und jetzt war er sogar zu blöd, sich umzubringen. Ich schämte mich sogleich für diesen Gedanken und trat auf das Bett zu. Ich blieb stehen und drückte Svens Hand. Er grinste mich verschämt an und zwang sich zu einem Lächeln.

„Sie haben von mir verlangt, dass ich eine Kontaktperson angebe, die sie informieren können ... Tut mir leid, große Schwester."

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war sauer auf ihn, weil er mir so einen Schrecken eingejagt hatte. Zudem war ich sauer, weil er so dumm gewesen war, diesen letzten Ausweg gewählt zu haben. „Wie geht es dir?"

„Nicht so gut ... Hat leider nicht geklappt, den Stecker zu ziehen."

„Findest du das witzig?", ging ich ihn scharf an.

„Ist schon klar, dass du nicht begeistert bist, aber du solltest ja eigentlich erst davon erfahren, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen", erklärte mir mein Bruder. „Geplant war, dass du mich unter die Erde bringst, vielleicht eine Träne am Grab verdrückst und das war es dann. Ich wollte nicht, dass du mich hier liegen siehst und dir Sorgen machen musst."

„Wie soll ich mir denn keine Sorgen machen? Du hast versucht, dich umzubringen!", blaffte ich ihn an.

„Selbst das bekomme ich nicht hin", meinte Sven resigniert und blickte aus dem Fenster.

Ich sammelte meine Gedanken und sprach ihn an. „Wie geht es jetzt weiter?"

Er drehte den Kopf in meine Richtung. „So wie es aussieht, behalten die mich noch ein paar Tage hier. Zur Beobachtung, damit ich es nicht wieder versuche."

Ich fragte mich spontan, warum man meinen Bruder unbeaufsichtigt ließ. Er war nicht am Bett fixiert und hätte sich frei bewegen können. Was sollte ihn davon abhalten, aus dem Fenster zu springen oder eine andere Dummheit zu begehen?

„Und was wird nach dem Krankenhaus?"

„Ich nehme an, die werden mich nicht so einfach gehen lassen. Vielleicht komme ich ja in die Geschlossene, wer weiß."

Ich blieb noch eine Weile bei meinem Bruder. Wir unterhielten uns stockend, und es kam mir fast so vor, als würden sich Fremde begegnen. Sven blieb wortkarg und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Nachdem ich mich von meinem Bruder verabschiedet hatte, gelang es mir, ein Gespräch mit dem Stationsarzt zu führen. Dieser machte mir unmissverständlich klar, dass er Sven für selbstmordgefährdet hielt und empfahl, ihn in eine psychiatrische Einrichtung einzuweisen. Ich nahm an, er hatte recht, und doch missfiel mir der Gedanke, dass mein Bruder weggesperrt werden sollte. Ich erkundigte mich nach Alternativen, und nachdem der Arzt eine Weile herumgedruckst hatte, schlug er vor, mich als seine Schwester und engste Bezugsperson um ihn zu kümmern. Tief in meinem Innern war mir klar, dass ich Sven auffangen musste, und doch hatte ich keinen blassen Schimmer, wie ich das anstellen sollte. Was würde es bedeuten, Sven zu betreuen und aufzupassen, dass er sich nicht erneut umzubringen versuchte? War das ein 24-Stunden-Job? Andererseits ... Würden mir die Ärzte die Verantwortung für sein Wohlergehen übertragen, wenn es wirklich so schlimm um Sven stehen würde? Und wo sollte er wohnen? Ich hatte nur eine kleine Wohnung und kein Gästezimmer. Ich konnte mir weder vorstellen, mit Sven das Bett zu teilen, noch meinen Bruder auf meiner Wohnzimmercouch liegen zu haben. Und wie sollte ich ihm den Mut geben, zurück ins Leben zu finden?

Resigniert verließ ich das Krankenhaus und fuhr nach Hause. Nach einer schlaflosen Nacht kehrte ich ins Krankenhaus zurück. Ich hatte erwartungsgemäß die Kündigung in der Post vorgefunden, sodass zumindest zeitlich nichts dagegen sprach, mich um meinen Bruder zu kümmern. Ich sprach erneut mit dem Stationsarzt und mit einem dazu gerufenen Psychiater. Man machte mir Hoffnung, dass sich Sven schon wieder fangen würde. Er war nach Einschätzung der Ärzte nun nicht mehr akut selbstmordgefährdet, sollte aber engmaschig überwacht werden. Mein Bruder musste sich in Therapie begeben. Mir kam als nächste Angehörige die Aufgabe zu, mein Möglichstes zu tun, um ihm zurück in die Spur zu verhelfen. Ich hatte mich mittlerweile entschieden, es zumindest zu versuchen. Sven würde bei mir einziehen, wir würden unsere familiäre Bindung erneuern und enger zusammenrücken. Ob es helfen würde, wusste ich nicht. Mir war jedoch bewusst, dass ich mich nicht aus der Verantwortung stehlen konnte ... Ich hatte nur den einen Bruder und musste einfach für ihn da sein.

Sven hatte keine Einwände und sagte spontan zu, als ich ihn einlud, eine Weile bei mir zu wohnen. Bereits am folgenden Tag wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. Ich fuhr mit ihm in seine Wohnung, um Kleidung und persönliche Sachen abzuholen. Die Wohnung erwies sich als regelrechte Müllhalde und war seit Monaten weder geputzt noch aufgeräumt worden. Ich malte mir aus, was Sven mit meiner Wohnung anstellen würde, doch ich machte ihm sogleich klar, dass er hochkant rausfliegen sollte, wenn er sich nicht Mühe gab, meinen vier Wänden mit Respekt zu begegnen. In meiner Wohnung angekommen, wies ich Sven meine Couch zu, was meinem Bruder alles andere als gefiel. Die Couch wäre zu klein und unbequem. Wir diskutierten eine Weile, und schließlich ließ ich mich überreden, ihm die andere Hälfte meines Doppelbetts zu überlassen. Ich war mir sicher, diese Entscheidung schon bald zu bereuen, doch zunächst einmal war dies die Lösung des Problems.

Ich ging mit Sven einkaufen. Wir besorgten ihm etwas zum Anziehen und kauften Dinge des täglichen Bedarfs ein. Im Badezimmer schuf ich Platz, damit er seine Sachen unterbringen konnte. Auch Teile meines Schlafzimmerschranks wurden geräumt. Mir wurde die Einschränkung meiner Privatsphäre deutlich bewusst, und ich wünschte mir spontan, nicht zugesagt zu haben, Sven bei mir einziehen zu lassen. Aber nun war es zu spät und ich wollte zumindest versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Sven erwies sich zumeist als wortkarg. Keine Ahnung, ob es ihm unangenehm war, mir zur Last zu fallen oder ob er sich zurückhielt, weil unser Verhältnis zueinander nun einmal nicht das Intensivste war. An unserem ersten gemeinsamen Abend beschloss ich, auf ihn zuzugehen, und so erkundigte ich mich nach seinem Leben, seinen Problemen und nach seinen Vorstellungen, wie es weitergehen sollte.

Nach dem Abendessen setzten wir uns auf die Wohnzimmercouch und wandten uns einander zu. Entgegen dem ausdrücklichen Hinweis der Ärzte erlaubte ich Sven, Wein zu trinken. Ich hegte die Hoffnung, dass ihn der Alkohol lockerer werden ließ und Sven etwas über sich erzählen würde. Unsere Unterhaltung nahm ihren Verlauf, und irgendwann stellte ich meinem Bruder eine persönliche Frage.

„Hat es in letzter Zeit eine Frau in deinem Leben gegeben?"

Mir kam es so vor, als würde Sven sogleich in den Verteidigungsmodus schalten. „Nein, aber ich bin nicht schwul."

„Das behaupte ich doch gar nicht", redete ich beruhigend auf ihn ein. „Ich war nur neugierig."

Sven blickte mich fragend an. Er schien zu überlegen, ob er sich mir anvertrauen konnte. Er nahm einen großen Schluck Wein und blickte aus dem Fenster. Dann wandte er sich mir zu und meinte: „Ich fühle mich einsam."

Ich nickte und überbrückte den peinlichen Augenblick mit einem Schluck aus meinem Glas. Sven zuckte die Achseln und fuhr fort. „Du kannst dir ja vielleicht denken, dass ich nicht mit meinem Leben zufrieden bin. Wäre ich glücklich und würde alles so laufen, wie ich es mir erträume, hätte ich nicht die Tabletten geschluckt."

Mir war es unangenehm, über den Selbstmordversuch zu sprechen, doch ich erkannte, dass ich mich nicht davor drücken konnte. „Es tut mir leid, dass der Kontakt zwischen uns abgebrochen ist. Wir hätten uns regelmäßig treffen sollen."

Sven zuckte die Achseln. Ich sah ihn bedrückt an. „Möchtest du über deine letzte Beziehung reden?"

Sven blickte zur Seite und antwortete nicht sogleich. „Eigentlich nicht."

Ich beschloss, das Thema zu wechseln, als Sven mich eindringlich anschaute. „Jennifer ... Sie hat mich nach Strich und Faden betrogen."

„Oh!", rief ich aus und beschloss, Sven berichten zu lassen, während ihm aufmunternd zunickte.

Mein Bruder nahm einen letzten Schluck aus seinem Glas und fuhr fort. „Wir haben nicht zusammengelebt. Und ich habe ihr Freiräume gelassen. Hinterher wurde mir klar, wofür sie die genutzt hatte."

„Warum sie?", fragte ich.

„Wir hatten uns in einer Kneipe kennengelernt ... Wir waren beide ganz schön betrunken, und sie hat mich zu sich nach Hause genommen."

Ich versuchte mir vorzustellen, wie mein Bruder im angetrunkenen Zustand der Unbekannten nähergekommen sein mochte. Ich verwarf den Gedanken und konzentrierte mich auf Svens Erzählung.

„Ich fand es klasse, und nachdem ich noch in der Nacht ihre Wohnung verlassen habe, habe ich es gerade mal bis zum nächsten Morgen ausgehalten. Dann habe ich sie angerufen."

Ich konnte mir schon vorstellen, wie es abgelaufen war. Für Jennifer mochte es ein unbedeutender One-Night-Stand gewesen sein. Mein Bruder hatte scheinbar mehr in den gemeinsamen Momenten gesehen.

„Habt ihr euch wiedergesehen?"

„Nach ein paar Tagen. Sie hat sich geziert und wollte mich offenbar nicht wiedersehen. Ich war wohl nur zu blöd, das zu bemerken."

„Aber sagtest du nicht, dass ihr zusammen gewesen seid?"

„Irgendwie nicht so richtig", meinte Sven. „Sie hat mich aber erneut zu sich eingeladen, und wir hatten unseren Spaß. Im Nachhinein betrachtet war es wohl so, dass wir nie richtig zusammen waren. Wir haben zwar miteinander gevögelt, aber andere Unternehmungen hat es eigentlich nie gegeben."

„Und Jennifer hat nie mehr gewollt, als das, was zwischen euch war?"

Sven grinste schief. „Ich nehme mal an, dass sie mich nicht wirklich mochte und nicht mit mir zusammen sein wollte. Da sie mich aber immer wieder zu sich eingeladen trat, gehe ich mal davon aus, dass sie mit unserem Sex ganz zufrieden war."

Ich hatte mir in der Vergangenheit nie Gedanken über das Sexleben meines Bruders gemacht. War er gut im Bett? Wusste er, was Frauen Freude bereitete? War Sven ein rücksichtsvoller Liebhaber? Irgendetwas musste er ja haben, wenn Jennifer ihn immer wieder in ihr Bett geholt hatte.

„Und trotz Spaß, den ihr ja offensichtlich hattet, hat sie sich anderweitig umgesehen?"

Sven zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich habe ich sie bedrängt. Ich wollte natürlich eine richtige Beziehung führen und auch mal über Nacht bleiben und nicht immer nach Hause geschickt werden. Jennifer ... sie hat mir ins Gesicht gesagt, dass sie es mit anderen Typen treibt. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. Davor hatte sie mir bereits erklärt, mich nicht mehr sehen zu wollen, aber ich war wohl zu verblendet, um das wahrhaben zu können."

„Das tut mir leid für dich."

„Wahrscheinlich habe ich zu sehr geklammert."

Ich sah meinen Bruder mitfühlend an. „Es war falsch von dir, dich wegen Jennifer schlecht zu fühlen. Die hat dich gar nicht verdient."

Sven zuckte die Achseln. „Ich habe sie wohl nie richtig geliebt. Aber gemocht, und es wäre toll gewesen, wenn es geklappt hätte."

„Und im Bett hattet ihr keine Probleme?", fragte ich, um die Situation aufzulockern. Sven betrachtete mich neugierig und grinste. „Möchtest du jetzt über mein Sexleben sprechen?"

„Nein, war nur Scherz."

Sven lächelte verschwörerisch in meine Richtung. „Der Sex mit Jennifer war wirklich klasse. Beschwert hat sie sich nicht ... Und es gibt bestimmt Einiges, worin ich kein Talent habe, aber Sex ... Ich denke, das gehört eher zu meinen Stärken."

Ich lief rot an. Ich war aber auch selber schuld, weil ich dieses heikle Thema angeschnitten hatte.

„Warum musst du eine richtige Beziehung führen, um glücklich zu werden? Warum nicht nur Freunde und gelegentliche Bettbekanntschaften?"

Sven zuckte mit den Schultern. „Du warst mehrere Jahre lang verheiratet. Du weißt, wie wichtig es ist, jemanden an seiner Seite zu haben."

„Glaube mir, momentan steht mir nicht der Sinn nach einer festen Bindung."

„War es so schlimm?"

Sven kannte die Gründe für das Scheitern meiner Ehe nicht und ich hatte nicht vor, ihm diese auf die Nase zu binden. „Sagen wir mal so ... Dein Ex-Schwager war alles andere als treu und hat sich durch alle möglichen Betten gevögelt."

„Und du bist dabei zu kurz gekommen?"

Ich zog es vor, die Frage nicht zu beantworten. Sven grinste mich an. „Da erleben wir wohl gerade beide eine nicht besonders gute Phase in unserer beider Leben."

„Aber ich versuche nicht, mich umzubringen", entgegnete ich und bereute meine Äußerung sogleich. „Tut mir leid, Sven."

„Nein, schon gut. Jeder andere hätte wohl einfach weiter gemacht und auf bessere Zeiten gehofft, statt die erstbeste Reißleine zu ziehen."

Wir sahen uns schweigend an. Ich schmiegte mich an ihn und legte meinen Kopf auf seine Brust. Sven streichelte zärtlich über meinen Rücken. Nach einer Weile meinte er: „Ich danke dir, dass ich bei dir bleiben darf."

„Ist doch selbstverständlich", erklärte ich und genoss die zärtlichen Finger auf meiner Rückfront.

Als es spät wurde, machten wir uns bettfertig. Ich musste am nächsten Morgen nicht raus, deswegen machte ich mir keine Sorgen über die späte Stunde. Ich war einigermaßen müde. Sven wirkte aufgekratzt.

„Und es ist wirklich kein Problem, dass ich bei dir im Bett schlafe?"

Ich versah meinen Bruder mit einem strengen Blick. „Das Bett ist groß genug für zwei, und solange du auf deiner Seite der Matratze bleibst ..."

Ich suchte das Badezimmer auf und machte mich zurecht. Ich schlüpfte in eine kurze Schlafanzughose und in ein locker sitzendes Oberteil und betrat kurz darauf das Schlafzimmer. Sven lag auf der ihm zugewiesenen Seite und blickte mich freudestrahlend an. Ich nahm seinen nackten Oberkörper wahr. Ich sah mich um und fand auf dem Boden weitere Kleidungsstücke meines Bruders.

Als ich mich darüber beschweren wollte, dass Sven seine Sachen unachtsam zu Boden geworfen hatte, sah ich einen Slip auf dem Teppich liegen. Ich funkelte Sven finster an. „Jetzt sag nicht, dass du nackt unter der Bettdecke liegst."

Sven lächelte schelmisch und zuckte die Achseln. „Ist das ein Problem für dich? Ich schlafe immer nackt."

„Aber nicht, solange wir das Bett teilen. Also los ... Zieh dir wenigstens unten rum etwas an."

Mein Bruder murrte und blickte mich irritiert an. „Du stellst dich ja an. Was soll schon passieren?"

Ich blieb hartnäckig und versah den nackten Mann in meinem Bett mit einem scharfen Blick. Sven gab nach und richtete sich auf. Er beugte sich über die Bettkante und fischte seine Unterhose vom Boden. Unter der Decke zog er diese an und meinte dann: „Zufrieden?"

Ich nickte und beeilte mich, ins Bett zu kommen. Ich war müde und wollte sogleich schlafen.

„Nacht, Lisa."

„Gute Nacht."

Am nächsten Morgen wurde ich als Erste wach und schlich mich leise aus dem Schlafzimmer. Nachdem ich das Bad aufgesucht hatte, machte ich mir in der Küche einen Kaffee. Ich trank genüsslich von meinem Muntermacher und las die Zeitung auf meinem iPad. Irgendwann hörte ich das Geräusch der Schlafzimmertür. Sven war erwacht und schlurfte ins Badezimmer. Kurz darauf gesellte er sich zu mir. Als ich sah, dass er splitterfasernackt war, wäre mir vor Schreck beinahe die Tasse aus der Hand gefallen.

„Sven."

„Was?"

„Du bist hier nicht zu Hause. Zieh dir gefälligst etwas an."

Er blickte an sich herab, begutachtete seinen entblößten Unterleib und sah mich fragend an. „Was denn, große Schwester ... Noch nie einen nackten Mann gesehen?"

„Raus, und komme nicht zurück, ehe du zumindest eine Unterhose trägst."

Sven rollte mit den Augen und machte schließlich kehrt. Ich sah ihm hinterher und schmunzelte. Gleichzeitig stellte ich fest, dass mein Bruder einen ganz schönen Knackarsch hatte. Im nächsten Moment verurteilte ich den Gedanken und schüttelte ihn ab.

Wenig später gesellte sich Sven zu mir. Dieses Mal mit Unterhose. Ich bot ihm einen Kaffee und mein iPad an und zog mich ins Schlafzimmer zurück. Fertig angezogen kehrte ich in die Küche zurück.

„Ich gehe kurz einkaufen. Ich besorge uns etwas zum Mittagessen. Kommst du alleine klar?"

„Sicher."

„Aber bitte nicht nackt in meiner Wohnung umherlaufen ... Und schon gar nicht vor den Fenstern."

Sven grinste frech. „Warum ...? Dürfen deine Nachbarn nicht erfahren, dass du einen gut aussehenden Typen beherbergst?"

„Das wäre mir egal. Sie sollen aber nicht annehmen, dass ich mit meinem Bruder in sündigen Verhältnissen lebe. Also bitte ... Bleib anständig."

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