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Süchtig 03

Geschichte Info
Dagmar.
11.6k Wörter
4.67
35.2k
6
Geschichte hat keine Tags

Teil 3 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 10/23/2020
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ANMERKUNGEN DES AUTORS:

Der dritte Teil dieser Serie über Frauen in besonderen Situationen. Jede einzelne Story ist für sich abgeschlossen und gibt Einblicke aus der Sicht der handelnden Hauptperson.

Für Kommentare und Anregungen zu weiteren Episoden bin ich dankbar und wünsche viel Spaß beim Lesen!

***************************

DAGMAR

„Meine Damen und Herren! Wir haben den Landeanflug begonnen und werden planmäßig um 17:12 Uhr Ortszeit in Moskau - Scheremetjewo landen. Ich habe soeben die Anschnall-Zeichen aktiviert und bitte sie darum, ihre Plätze einzunehmen und den Sicherheitsgurt anzulegen!"

Der Kapitän hat eine angenehme, vertrauenserweckende Stimme. Doch sie reicht nicht aus, um das beklemmende Gefühl loszuwerden, wenn das Flugzeug durchgeschüttelt wird und sich die Tragflächen vor meinem kleinen Fenster verbiegen, als ob sie nur aus dünnem Blech bestünden.

Ich bin noch nicht oft geflogen. Das letzte Mal vor vielen Jahren, als die Kinder noch klein waren und wir alle eine Woche auf Kreta verbracht haben. Ein schöner, unbeschwerter Urlaub in bei dem noch alles anders war. Eine Zeit ohne finanzielle Sorgen und mit einer glücklichen, intakten Familie.

Ich starre nach draußen und sehe wie die blinkenden Lichter am Ende des Flügels immer wieder in vorbeirauschenden Wolkenfetzen verschwinden.

Mein Mann neben mir ist ebenfalls nervös. Ich kann es an seinem leicht geröteten Gesicht sehen und daran, wie sich sein Adamsapfel ständig auf und ab bewegt. Franz hat in seinem Leben schon ein paar hundert Flüge hinter sich gebracht. Der Grund für seine Anspannung ist ein gänzlich anderer.

„Ich hoffe wirklich, dass das hier klappt!" murmelt er leise und versucht meine Hand zu nehmen.

Ich entziehe sie ihm wieder.

„In Moskau ist ein sonniger Tag zu Ende gegangen!" meldet sich wieder der Pilot. „In den kommenden Stunden und in der Nacht erwarten wir allerdings der Jahreszeit entsprechende Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt und allen Transit-Passagieren einen angenehmen Weiterflug. Wir würden uns freuen, sie wieder an Bord unserer Airline begrüßen zu dürfen!"

Das Flugzeug setzt auf und die abendlichen Lichter des riesigen Flughafens rasen an mir vorbei.

„Ich wünsche mir vor allem wegen der Kinder, dass es klappt!" sage ich schroff.

Das ist natürlich eine Lüge.

Ich selbst will nicht mit meinen zweiundvierzig Jahren vor dem Nichts stehen. Ich will und kann nicht nochmals bei Null anfangen. Wenn wir von hier ohne einen unterzeichneten Vertrag zurückkommen, dann wird uns die Bank nicht nur keinen Cent mehr geben, sondern auch prompt die Hälfte der Verbindlichkeiten fällig stellen!

„Es wird schon gut gehen!" Franz zwingt sich zu einem Lächeln. „Wir haben ein gutes Konzept!"

„ICH habe ein gutes Konzept!" korrigiere ich ihn und er erspart sich jeden Widerspruch.

Es war immer schon so. Mein Mann war der Praktiker, ich die Strategin was Finanzen, Preispolitik und den Vertrieb betrifft.

Er seufzte leise und dreht den Kopf in meine Richtung. Früher habe ich diesen treuherzigen Blick so geliebt.

„Dagmar! Wir müssen jetzt zusammenhalten! Das ist das Wichtigste!"

„Wir müssen die Firma retten! Nicht mehr und nicht weniger!"

Franz seufzte und sagt nichts mehr.

Er hat das Unternehmen gleich nach unserer Hochzeit von seinem Vater übernommen. Ich war damals achtzehn Jahre alt und stand vor der Geburt unseres ersten Kindes, dem in den nächsten vier Jahren noch zwei weitere folgen sollten. Mein älterer Sohn ist heute selbst schon verheiratet und die beiden Mädchen studieren neben ihren Jobs. Auch wenn keines der Kinder in der Firma tätig sein möchte und alle finanziell auf eigenen Beinen stehen, hätten wir ihnen gerne einmal den bis vor kurzem noch so gut gehenden Betrieb hinterlassen. Zusammen mit drei Immobilien ein ganz ordentliches Erbe.

Doch das alles wird sich in Luft auflösen, wenn wir in Moskau keinen Partner mit entsprechenden finanziellen Mitteln finden!

Der Flieger hält auf seiner Parkposition, die Leute stehen auf und zerren hektisch das Handgepäck aus den Fächern über unseren Köpfen hervor.

Franz schnauft leise und ich kann die Nervosität in seinen Augen flackern sehen. Wahrscheinlich denkt er gerade genauso daran wie ich , dass die nächsten drei Tagen über unsere Zukunft entscheiden werden.

„Es wird schon gut gehen!" bekräftigt er nochmals mit einer gehörigen Portion Zweckoptimismus.

Ich empfinde keinen Funken Mitleid für ihn!

Nicht, dass er an der finanziellen Misere Schuld hätte! Das sind die Billigkonkurrenz aus China und Lohnnebenkosten in Europa, die einen mittelständischen Produktionsbetrieb einfach nicht mehr überleben lassen. Dennoch hätte ich ihn verrecken lassen, würde beim Bankrott der Firma nicht auch mein Ruf den Bach runtergehen und sich außerdem das zukünftige Erbe der Kinder in Luft auflösen. Darüber hinaus steht meine ganz persönliche Zukunft auf dem Spiel, immerhin hafte ich für einen Teil der Kredite!

Das Flugzeug leert sich nur schleppend und mit dem Warten auf das Gepäck und der Passkontrolle vergeht noch eine gute Stunde, bis wir endlich die überfüllte Ankunftshalle betreten.

Ganz offenbar sind wir nicht die einzigen Geschäftsreisenden hier. Eine endlose Schlange von vorwiegend Männern mit Namensschildern ankommender Passagiere steht aufgereiht vor dem Ausgang.

Es dauert eine Weile, bis wir unseren Kontakt entdecken.

DAGMAR LAINER

FRANZ LAINER

Der weiße Karton mit unseren Namen wird ausgerechnet von einer der wenigen Frauen in die Luft gehalten.

Und von was für einer!

Sie wirkt wie aus einem der ehemaligen Mode-Hochglanzmagazine entsprungen. Bestimmt einen Kopf größer als ich, mit einem langen zierlichen Hals und dem bildhübschen Gesicht einer Mitzwanzigerin. Es wird von eindrucksvollen grünen Augen und einem nahezu perfekten Mund dominiert.

Und natürlich ist sie gertenschlank!

Ich HASSE es, wie Franz sie anstarrt. Seit dem Vorfall vor knapp drei Monaten reagiere ich noch empfindlicher auf junge attraktive Geschlechtsgenossinnen. Nicht, dass es Eifersucht wäre, die habe ich mir abgewöhnt. Aber gegen das Aufkeimen von weiblichem Konkurrenzdenken bin ich machtlos.

Immerhin ist ihr langes Haar ist nicht so blond wie meines. Ein schmutziges, eher ins Gold gehende Gelb schimmert streng nach hinten gekämmt und ist dort zu einem Knoten zusammengesteckt.

„Guten Tag! Meine Name ist Inga Gashlikova!" sagt sie in gutem, aber nicht fehlerfreiem Deutsch und steckt uns ihre Hand entgegen. „Herr und Frau Lainer?"

Ihre zartgliedrigen Finger fühlen sich kühl an und erinnern mich daran, was der Pilot über die nächtlichen Temperaturen hier gesagt hat.

„Ich bin die Frau von Feodor Gashlikov und werde für sie übersetzen!" erklärt sie freundlich. „Und ich bin für ihre Wünsche und ihr Wohlbefinden zuständig!"

Trotz des schicken Mantels kann man ihre endlos langen Beine erkennen.

Ich verziehe das Gesicht zu einem zynischen Lächeln und kann mir vorstellen was Franz bei diesem Anblick für Wünsche haben könnte. Und er macht keinen Hehl daraus, wie sehr ihn ihr Äußeres fasziniert. Mein Ehemann starrt die Russin an, wie es der Hund eines befreundeten Ehepaares tut, wenn man in seiner Gegenwart etwas isst.

„Wir fahren jetzt mit Taxi zu Hotel. Herr Gashlikov erwartet sie schon zum Abendessen."

Ich bin nicht unzufrieden mit meinem Aussehen. Für mein Alter und die Geburt dreier Kinder habe ich bestimmt keinen Grund zur Klage. Obwohl ich nicht der zwanghaften Bestrebung vieler Geschlechtsgenossinnen nachhänge, immer supersexy und begehrenswert zu wirken, achte ich auf meinen Körper, treibe Sport und ernähre mich halbwegs gesund. Doch ich besitze nicht mehr den Waschbrettbauch meiner Teenagerjahre und mein Hintern und die Oberschenkel waren früher schmäler und straffer. Aber ich mag meine femininen Formen. Als mit Franz noch alles in Ordnung war, hat er gerade die immer bewundert und ich muss zugeben, dass ich in einem engen Rock oder tailliertem Kleid immer noch kess aussehe.

Und ich bin immer stolz auf meine strahlend blauen Augen gewesen. Doch im Vergleich zu dem smaragdgrünen Funkeln im Gesicht von Inga Gashlikova ziehe ich selbst da den Kürzeren.

Neben dieser jungen Schönheit fühlte ich mich einfach alt, fett und unattraktiv.

Sie führt uns ins Freie, schreitet zielstrebig auf das vorderste einer endlosen Reihe gelber Taxis zu und der Fahrer hilft uns beim Verladen des Gepäcks in den Kofferraum.

Die junge Frau steigt vorne ein, zieht vorher den Mantel aus, um ihn mitsamt ihrer Handtasche auf den Schoss zu legen und präsentiert dabei einen geradezu verboten kurzem Mini.

„Sie sind schon einmal in Moskau gewesen?" fragt sie auf dem Weg quer durch die Stadt.

Ich schüttle stumm den Kopf, betrachtete das dunkle Wasser der Moskwa und die beleuchteten Zwiebeltürme der Basilius Kathedrale, als wir diese einiger Entfernung passieren. Ich will einfach nicht sehen, wie mein Mann Frau Gashlikova ansieht. Er starrt ständig auf den hellen Haarflaum an ihrem schmalen Nacken, fragt nach Belanglosigkeiten, wie die Gründen für ihre guten Deutschkenntnisse, und lehnt sich dabei scheinbar zufällig ein wenig nach vorne, um einen Blick auf die Beine erhaschen zu können.

Es ist ein absolut unwürdiges Theater!

Feodor Gashlikov ist unsere große Hoffnung. Ein Geschäftspartner hat den Kontakt hergestellt und - vorerst nur über Mail - ist der Plan konkretisiert worden, er könnte für umgerechnet vierhunderttausend Dollar eine Beteiligung an unserer Firma übernehmen. Diese Finanzspritze wird uns dringend notwendige Investitionen ermöglichen und darüber hinaus den Markt im Osten öffnen. Und sie bietet die letzte Möglichkeit, das Überleben des Unternehmens gewährleisten, das meine persönliche Zukunft sicherstellt! Eine Scheidung wird ohne finanzielle Absicherung nicht möglich sein.

Wir halten vor einem, schon von außen luxuriös wirkendem Hotel. Es unterscheidet sich von den rundum liegenden Gebäuden durch Architektur und Ausstattung wie Schloss Neuschwanstein von einem Plattenbau.

Wir steigen ziemlich beeindruckt aus, Inga Gashlikova bezahlt den Taxifahrer und ich fühle jetzt schon die ungewohnte Kälte in meinem Gesicht.

„Wow!" sagt Franz und scheint von dem Gebäude ähnlich überwältigt zu sein wie von unserer Gastgeberin.

„Bitte kommen sie weiter!" meint sie, während zwei Angestellte unsere beiden Koffer auf einen kleinen Rollwagen verladen. „Meine Mann erwartet sie schon!"

Ich habe immer schon eine gute Menschenkenntnis besessen. Der erste Eindruck hat mich noch selten enttäuscht!

Feodor Gashlikov ist vollkommen anders als ich ihn mir vorgestellt habe!

Meine Erwartung war ein gesetzter Geschäftsmann, vielleicht in unserem Alter, mit dem etwas raubeinigen Auftreten des typischen Osteuropäers.

Unser möglicher Geschäftspartner hingegen ist bestimmt noch keine Vierzig und er sieht aus wie der Anführer einer Rockerbande, den man in einen maßgeschneiderten Seidenanzug gezwängt hat. Ein Glatzkopf mit kantigem Gesicht, hellgrauen Augen und einem Tattoo, das am Hals bis über den perfekt sitzenden Hemdkragen hinausreicht. Er ist nicht besonders groß, bullig und bestimmt strotzt er vor Muskeln.

„Meine Name Feodor Gashlikov!" Es bestätigt sich sofort, dass wir auf Ingas Übersetzungsdienste angewiesen sind. „Säääähhr schönen Willkommen in Rassia!"

„Bitte checken sie ein und beziehen ihr Zimmer!" sagt Inga. „Dann lädt Herr Gashlikov zum Abendessen ein."

Ich finde es amüsant, dass sie ihren Ehemann manchmal auf diese Art, mit seinem Familiennamen, benennt.

Das Zimmer ist eigentlich eine Suite. Im Badezimmer gibt es einen Whirlpool und alle Armaturen schimmern in kitschigem Gold. Wir verfügen über einen eigenen Schrankraum mit zehn Mal so viel Platz als unsere Kleidung benötigt und vom Balkon hat man einen wunderschönen Ausblick über die nächtliche Stadt.

„Bezahlt er das?" frage ich meinen Mann, nachdem der dem Pagen, der uns das Gepäck nicht selbst nehmen ließ, Trinkgeld gegeben hat. „Das hier muss ja ein kleines Vermögen kosten!"

„Er hat darauf bestanden für das Hotel aufzukommen. Sonst wären wir nicht hier untergebracht!"

Das Abendessen gestaltet sich so, wie die Exklusivität des Hotels vermuten lässt. Ein prunkvoll gedeckter Tisch, unzählige, um uns herumschwirrende Kellner und Abendgarderobe wie man sie zuhause nur auf wirklich feierlichen Veranstaltungen trägt.

Franz hatte wenigstens Sakko und Krawatte dabei, ich nur ein ziemlich schlichtes Kleid aus dunkelbrauner Viskose. Als hätte die Gegenwart der attraktiven Russin nicht ausgereicht, komme ich mir jetzt wie ein Bauerntrampel vor.

„Heute möchten wir noch nicht über das Geschäft sprechen!" übersetzte Inga. „Sie sollen zuerst .... wie sagt man? ... ankommen."

Feodor Gashlikov gibt sich sichtlich Mühe, den perfekten Gastgeber zu spielen. Er richtet in seinem mehr schlechten als rechten Deutsch ein paar Höflichkeitsfloskeln direkt an uns, lässt sich dann meist aber doch von Inga unterstützen.

Ich empfinde es als unhöflich, dass sich die beiden relativ oft in ihrer für uns unverständlichen Sprache unterhalten, dabei häufig lachen und schwer interpretierbare Blicke in die Richtung von mir und meinem Mann werfen. Haben sie sich uns auch anders vorgestellt? Falle ich in meinem dämlichen Kleid wirklich so aus dem Rahmen? Sehe ich neben Inga tatsächlich alt und unattraktiv aus?

Ich bin nicht unglücklich, dass dieses Beisammensein recht bald zu Ende geht und wir auf unser Zimmer können. Außerdem fühle ich mich hundemüde.

Ich dusche, krieche ins Bett und ahne, dass meine Abendlektüre (der letzte Roman von Ken Follett) heute nicht mehr viel Aufmerksamkeit erhalten wird.

Franz legt sich zu mir und plötzlich kann ich seine Hand auf meinem Schenkel fühlen.

Ich fahre hoch und er sieht mich wieder einmal treuherzig an.

„Unterstehe dich und fass mich noch einmal an!" pfauche ich aufgebracht.

„Dagmar ...!" er seufzt tief. „Wir können doch nicht ewig so weitermachen!"

„Ich bin hier weil ich die Firma retten will!" keife ich ihn an wie ein wütender Hofhund. „Ich bin noch deine Frau, weil mein Geld in dem Unternehmen steckt und weil meine Zukunft auf dem Spiel steht! Und weil ich die Kinder nicht vor den Kopf stoßen möchte!"

Ich habe meinen Ehemann vor knapp drei Monaten mit unserer jungen Buchhalterin erwischt! Das Bild ihrer auf dem Schreibtisch in die Luft gereckten Schenkel mit seinem nackten Hintern dazwischen hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt und taucht nach wie vor regelmäßig auf. Wie eine Narbe, die man nie wieder loswird!

Franz ist erst mein zweiter Mann gewesen. Ich denke, dass ich ein natürliches, vernünftiges Verhältnis zur Sexualität habe. Natürlich kann ich sie genießen, Erfüllung und Freude daran empfinden, weniger den körperlichen Aspekt als den seelischen. Das intime Zusammensein, dieses ganz private Tun mit meinem Mann, hat mir immer mehr bedeutet als irgendwelche Akrobatik oder von Medien propagierte Superorgasmen.

Ich habe immer gewusst, dass ich attraktiv bin. Echte Blondinnen sind etwas Besonders und mein Selbstbewusstsein in dieser Hinsicht geht sogar so weit, dass ich mildes Mitleid für manche Frauen empfinde, die sich ihr Haar so färben. Ich war mir Franz Liebe stets sicher, habe nie daran gezweifelt für ihn die Nummer Eins zu sein, die Frau, die er bewundert und begehrt.

Und dann kam dieser verhängnisvolle Tag und der Anblick, wie er völlig schamlos das junge Dinge in seinem Büro vögelt!

Er hat ein Stück aus meiner Seele gerissen, mein Vertrauen gestohlen und immer wiederkehrende Zweifel aufkommen lassen. War sie die Erste? Wie lange hat er mir schon etwas vorgespielt?

Ganz ehrlich, mit der latenten Wut auf Franz kann ich ganz gut ohne Sex auskommen. Und ich halte auch das Gerede mancher meiner Freundinnen, die angeblich ganze Sammlungen von Dildos besitzen, für ziemliche Angeberei.

Natürlich glaube ich den endlos wiederkehrenden Beteuerungen, es wäre keine Liebe gewesen, sondern nur Körperlichkeit. Aber er hat mich hintergangen, er hat diesen intimen, ganz persönlichen Akt mit einer fremden Frau vollzogen und mich dafür links liegen lassen.

Das werde ich ihm niemals verzeihen können!

Genau dieser Gedanke begleitet mich in tiefen Schlaf!

******

Das Frühstück gestaltet sich nicht ganz so luxuriös wie unser Abendessen und ich komme mir ohne festliche Garderobe wenigstens nicht deplatziert vor.

Inga ist pünktlich zur Stelle, in Hose und Blazer nicht ganz so verführerisch wie gestern, und anschließend holt uns ein Taxi ab. Franz heimliche Blicke zu der hübschen Russin reichen aus, um mir wieder die Galle hochzutreiben. Wahrscheinlich hat ihn meine gestrige Verweigerung noch empfänglicher für ihre Reize gemacht!

Feodor Gashlikovs Firma liegt eine gute Autostunde außerhalb von Moskau und er begrüßte uns in einem modernen Bürogebäude, dessen Infrastruktur westlichen Unternehmen um nichts nachsteht. Inmitten von großzügig renovierten Produktionshallen, deren Ursprünge wohl noch aus der Sowjet-Zeit stammen, befindet sich ein hochmodernes Bürogebäude, dessen oberstes Stockwerk Inga und ihm offenbar als Wohnung dient. Ein Penthouse allererster Güte, das in entsprechender Lage auch für wirklich gutbetuchte Menschen unerschwinglich wäre!

Wir ziehen uns unverzüglich in eines der Besprechungszimmer zurück und beginnen die Verhandlungen ohne wesentliche Verzögerungen. Die zügige Art lässt meine Hoffnung steigen, dass uns hier reelles Interesse entgegengebracht wird. Das ist kein leeres Geplänkel, Gashlikov hat es tatsächlich eilig damit, in die Materie einzusteigen.

Ich habe alle Zahlen ausgearbeitet, präsentiere mittels Power Point die Eckdaten der Vergangenheit und Prognosen für die Zukunft. Die Investition von vierhunderttausend Dollar ist eine unabdingbare Notwendigkeit, über die Höhe der Beteiligung dafür werden wir noch verhandeln müssen. Franz und ich haben auch einen - bereits in Deutschland übersetzten - Vorvertragsentwurf auf Russisch mitgebracht.

Feodor Gashlikov hört meinen Ausführungen aufmerksam zu, stellt zwischendurch ein paar Fragen, die Inga ebenso übersetzt wie meine Antworten.

Ich bekomme ein immer besseres Gefühl.

„Herr Gashlikov wird Vertrag und Zahlen von seinen Spezialisten prüfen lassen!" erklärt Inga dann. „Er hat präzise Vorstellungen von Rentabilität und Zinsen!"

Der Russe sagt noch etwas, dann fährt sie fort:

„Und er möchte sie am Nachmittag in eine richtige russische Sauna einladen. Er meint, an diesem Ort werden die besten Geschäfte abgeschlossen."

Obwohl ich schon dann und wann in einem Spa gewesen bin, zähle ich nicht zu den begeisterten Saunagehern, von denen wir einige in unserem Bekanntenkreis haben. Außerdem denke ich nicht daran, mich diesen fremden Leuten nackt zu zeigen und schüttle vehement den Kopf. Und Franz wird auch nicht dorthin gehen. Die Kommunikation mit Gashlikov wird Ingas Anwesenheit nötig machen und das werde ich ihm einfach nicht gönnen!

„Rede ihm diese Idee mit der Sauna aus!" erkläre ich meinem Mann während einer kurzen Pause. „Wir werden uns nicht vor diesen Leuten ausziehen!"

„Frau Leitner! Wir alles sind großää Määnschen!" radebrecht Feodor Gashlikov dann, weil er meine Ablehnung offenbar bemerkt hat. Keine Kinder määähr! Russisch Sauna ist bääster Platz fir Business!"

Er wechselt ein paar Worte mit Inga und die zuckt mit den Schultern. Ich bleibe bei meinem Nein!

Anschließend taucht ein Mann auf, der uns als Werkleiter vorgestellt wird. Franz geht mit ihm und unserer Übersetzerin nach draußen, weil für heute Nachmittag eine Werksbesichtigung angesetzt ist.

„Wir bleiben, Frau Lainer!" sagt Feodor Gashlikov zu mir. „Sprechen weiter über Zahlen!"

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies ohne professionelle Übersetzung lange gut gehen wird und zucke nur mit den Schultern.

„Bitte nochmals Investment Rechnung!" ersucht er mich dann und ich öffne die entsprechende Seite.