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Bein oder Brust?

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Bein oder Brust - Wie ich mir erotische Geschichten wünsche.
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Bein oder Brust? -

Wie ich mir (erotische) Geschichten wünsche

_________

Anmerkung zum Titel:

„Do you want a leg or a breast?" -- „Möchten Sie Bein oder Brust?" ist Teil eines Dialogs im Film ‚Über den Dächern von Nizza' (Alfred Hitchcock, 1955; Original: ‚To Catch a Thief'). Grace Kelly stellt die Frage an Gary Grant; die Frage ist eine von vielen sexuellen Anspielungen und Zweideutigkeiten in diesem Film.

_________

Das Wichtigste zuerst: Ich habe Respekt vor allen, die schreiben, um andere zu unterhalten, die sich der Mühe unterziehen eigene Texte zu verfassen und sie einer Leserschaft aussetzen, die Zeit aufwenden, um sich einem Thema zu widmen, die Erlebtes oder Erfundenes darauf abklopfen ob es erzählenswert sei, die Personen kreieren, welche das Interesse der Leserinnen und Leser wecken könnten, und die -- nicht zuletzt -- genügend Phantasie besitzen eine Handlung zu gestalten und spannend auszuschmücken.

Wenn ich also meine Vorstellungen und Wünsche an (erotische) Geschichten beschreibe, dann immer aus dem Bewusstsein, daß es höchst subjektive Wünsche sind (nämlich meine), und daß die Realisierung dieser Vorstellungen mit Aufwand und Mühe verbunden ist.

Ich bin jedoch überzeugt, daß Geschichten, die im Sinn dieser Vorstellungen gestaltet sind, auch andere anspruchsvolle Leser finden.

KATEGORIE

Vermutlich ist die Kategorie eines der primären Auswahlkriterien für viele Leser. Gute Geschichten gehören allerdings in vielen Fällen zu mehr als einer Kategorie, und leider sind die Kategorien bzw. deren Bezeichnungen im Einzelfall unglücklich gewählt: der Begriff „Betagt" etwa ist erstens reichlich verstaubt, und zweitens versteht man umgangssprachlich darunter (je nach Perspektive) doch eher Personen jenseits der 80. Akteure in einer typischen Erzählung dieser Kategorie sind jedoch eher um die 50 oder allenfalls 60 Jahre alt. Damit wird die wahre Bedeutung der Kategorie zu: Achtung, die Sexualität der Handelnden könnte in bezug auf deren Lebensalter das Vorstellungsvermögen von Heranwachsenden überfordern!

Ich selbst meide in der Regel Geschichten der Kategorien BDSM, Berühmtheiten, Exhibitionist & Voyeur, Transsexuelle & Crossdresser/Transvestite, Sci-Fi & Phantasie..., obgleich ich im Einzelfall auch dort fündig wurde.

SEXUELLE ORIENTIERUNG

Never say never -- dennoch sprechen mich Geschichten von männlicher Homosexualität regelmäßig nicht an.

MAßE UND GEWICHTE

Wenn mich etwas auf den ersten Blick weiterblättern läßt, dann sind es Angaben zu Brustumfang oder Penislänge, wie sie in manchen Geschichten dem Leser bereits im ersten Absatz vors Auge geknallt werden: „80E" -- das WILLST Du doch!!

Nein, will ich ganz sicher nicht! Genauer gesagt: will ich ganz sicher nicht wissen! Es mag beim Verkaufen von Autos gut gewesen sein eine PS-Zahl anzugeben (möglichst hoch ist gut!??) oder das Beschleunigungsvermögen. Doch selbst in dieser Branche findet ein Wandel statt: das Erlebnis steht im Vordergrund; man beachte die einschlägige Werbung der jüngeren Zeit.

Für mich ist der Brustumfang nur ein Merkmal von sehr vielen; es interessiert mich eher wenig. Viel interessanter finde ich: was hat eine Person erlebt, in welcher Lebenssituation steht sie, womit beschäftigt sie sich, was verbindet sie mit den anderen Handelnden.

DIE HANDLUNG

Die Handlung einer Geschichte stellt jeden Autor vor die Fragen: was will ich erzählen, und wie will ich es erzählen. Gute Antworten auf diese Fragen sind für mich der Schlüssel zu einer guten Geschichte.

Eine Aneinanderreihung sexueller Tätigkeiten ist für mich keine Handlung; ein derart gestrickter „Text" wird für mich schnell langweilig und öd. Erst die Einbettung in einen Kontext macht aus dem Porno eine Geschichte. Als Leser möchte ich verstehen, was die Personen antreibt, und da reicht mir die Behauptung des Erzählers, er oder sie wurde beim Anblick des Gegenübers „spontan geil", einfach nicht aus; a bisserl mehr darf's schon sein.

Im übrigen bin ich für (fast) alles offen, lasse mich gern von ungewöhnlichen Abläufen fesseln oder von besonderen Wendungen in Standardsituationen (die Nachbarin, die Schwägerin, die Kollegin) überraschen.

Gerne darf die Handlung anspruchsvoll sein, spannend, witzig -- das größte Geschlechtsorgan (nicht nur des Mannes, auch der Frau) sitzt zwischen den Ohren, der Autor darf es ohne weiteres maximal stimulieren.

EINSTIEG

Was mich eher abschreckt, habe ich bereits geschrieben (vgl. Maße und Gewichte). Ein guter Einstieg zieht mich in den Bann, weckt meine Aufmerksamkeit, stellt etwas Ungewöhnliches dar...

Weniger gelungen finde ich die schon notorischen Verkehrsunfälle, denen beide Eltern zum Opfer fielen, weswegen nun der Protagonist... - usw. usf.

Ein Beispiel, das mit einem Satz Spannung aufbaut: „Nun waren schon mehrere Tage ins Land gegangen, aber das Thema war seitdem unausgesprochen zwischen Björn und mir und auch zwischen unseren Ehefrauen."

SPANNUNGSVERLAUF

Ein anderer Autor hat vor einiger Zeit in seiner Systematik Erotisches Vokabular Wichtiges auch über den Spannungsverlauf geschrieben. Warum sollte eine erotische Geschichte spannend sein? Ganz einfach: weil Sex nicht auf Knopfdruck funktioniert.

Ein krasses Beispiel wäre dieser (fiktive) Text:

„Ich saß auf dem Sofa und surfte auf dem Smartphone, als es an der Tür klingelte. Als ich öffnete, stand die 18-jährige Nachbarstochter vor mir. Sie sagte, ich bin die Nina, und find Dich süß. Was meinst Du, wollen wir ficken? ... (usw.)"

Ein solcher Text löst -- zumindest bei mir -- allenfalls ungläubiges Staunen oder Heiterkeit aus.

Das spricht nicht gegen Quickies, auch die schnelle Nummer zwischendurch (bzw. deren Beschreibung) kann befriedigen, wenn sich die Spannung aufgebaut hat bzw. dieser Spannungsaufbau vermittelt wird. Einzelne Autoren haben gelungene Kurzgeschichten oder erotische Miniaturen veröffentlicht.

Eine sehr langsam ansteigende Spannungskurve findet sich in der Erzählung Die Gefühle einer Mutter. Auch diese Geschichte beginnt mit einem Klingeln an der Tür, von Beginn an ist die Atmosphäre erotisch aufgeladen. Was geschieht, bevor es zum eigentlichen Geschlechtsverkehr kommt, ist auf vielen Seiten einfühlsam geschildert.

DIE PERSONEN

Als Leser möchte ich verstehen, was die Personen antreibt, was sie bewegt. Auch hier wünsche ich mir statt einer reinen Behauptung („attraktiver End-Dreißiger") eher eine Erzählung, wie er auf seine Umgebung wirkt: „... Sabine drehte sich unwillkürlich zu ihm um; sein scharf geschnittenes Gesicht, die ruhig auf sie blickenden dunklen Augen, die eher schmale Silhouette gaben ihr spontan das Gefühl, einen besonnenen Menschen mit Lebenserfahrung vor sich zu haben ...".

Die Devise Erzählen statt Behaupten gilt nicht nur für die Handlung, sie gilt auch für die Personen.

Auch für nicht als Sympathieträger vorgesehene Personen funktioniert das, und es hilft mir die Handelnden plastisch zu erleben, gleichsam (aus Sabines Augen) vor mir zu sehen.

Unzufrieden bin ich mit Texten, deren Personen nicht über Stereotype hinauskommen; Bezeichnungen wie z.B. „Hausfrau" oder „Azubi" wecken zwar Assoziationen, beschreiben aber eine tatsächliche Person nur unzureichend, das gilt insbesondere dann, wenn der Person -- wie in einem Montagebaukasten -- nur rein körperliche Attribute zugeschrieben werden (vgl. Maße und Gewichte). Wenn sich der Autor erkennbar jegliche Mühe spart, und den Leser/die Leserin mit schablonenartigen Schlagworten abspeist -- dann sorry: not my text.

HUMOR

Witz und Humor sind für mich Stimuli. Ob der Autor dies in ein Wortspiel, in eine Verfremdung oder in fein dosierte Ironie packt, ist fast schon zweitrangig. Mehrdeutigkeiten, Anspielungen, ein Augenzwinkern, das mit Souveränität eine scheinbare Peinlichkeit überspielt, das den Dialog mit den Lesern herstellt -- das spricht auch mich jederzeit an.

GEFÜHLE

Tiefere Gefühle sind in einer erotischen Geschichte nicht selbstverständlich; auch wenn es „nur" um Sex geht, kann der Inhalt sehr anregend sein.

Trotzdem gehören Gefühle zu jedem Menschen, und wenn es dem Autor gelingt sie offenzulegen, nachvollziehbar zu machen, dann eröffnet er der Geschichte eine zusätzliche Dimension.

Ein gutes Beispiel (von vielen) ist die Geschichte Blind Date.

AUTHENTIZITÄT

In einer Geschichte, die im Fernen Osten, etwa in Vietnam spielt, sollte der Autor vermitteln, daß er das Land, die Menschen, die Sitten und Gebräuche dort kennt, und wer aus (Süd-) Afrika erzählt, sollte (wie eine andere Autorin, die leider nicht mehr schreibt) die Besonderheiten der Lebensweise dort und die immer noch bestehenden Unterschiede zwischen weißer und schwarzer Bevölkerung kennen.

Will der Autor eine Geschichte im Anwalts-Milieu erzählen, dann sollte er mindestens Grundkenntnis juristischer Begriffe mitbringen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Geschichte §1300 und was danach geschah. Ein letztes Beispiel: eine Erzählung, die auf den besonderen Erkenntnissen und Fähigkeiten eines Yogalehrers baut, sollte dies auch ohne bereits für den Laien erkennbare Schwächen tun.

PLAUSIBILITÄT

Die innere Linie einer Geschichte -- ist das Geschehen für den Leser nachvollziehbar? Strapaziert der Autor mein Verständnis durch erzählerische Krücken, durch unwahrscheinliche Details?

Besonders nachsichtig bin ich bei Märchen oder auch bei Romanzen -- hier dürfen (auch unwahrscheinliche) Zufälle schon sein; Leser in diesen Genres gestehen sie dem Autor zu.

Als Grenze sehe ich hier eine unwahrscheinliche Häufung von Unwahrscheinlichkeiten.

HANDWERKSZEUG

Häufungen von Rechtschreibfehlern und grammatikalische Fehler verleiden mir das Lesen. Wer ein Handwerk ausübt (Schreiben IST ein Handwerk), sollte über mehr als Grundkenntnisse verfügen, wer schreibt sollte der Sprache mächtig sein.

Das möchte ich nicht kleinlich auslegen: jedem (auch mir selbst) unterlaufen Fehler; die Menge ist entscheidend. Wem die (geringe) Mühe einer Rechtschreibprüfung zu viel ist, wessen Texte ein einziger Stolperlauf sind, dem bin ich als Leser vermutlich egal, und dessen Texte laß ich liegen.

EXPLIZITE DARSTELLUNG VS. VULGÄRE SPRACHE

Wer meine Wünsche an Geschichten bis hierher gelesen hat, dem ist vermutlich klar, daß ich vulgäre Sprache wenig schätze. Eine ordinäre, auch derbe Sprache kann situativ sinnvoll sein; sie passt etwa zum Rahmen einer Handlung im „Straßenmilieu". Auch in anderen Milieus können, etwa als Teil eines dirty talk, derbe Ausdrücke als Stimulans dienen.

Bei einem Autor, der (oder dessen Alter Ego) Gossensprache als Ausdruck seiner eigenen Weltsicht einsetzt, klinke ich mich aus: zu meiner Welt gehört Sex in vielen Schattierungen, aber die generelle Beschreibung von Frauen als „Schlampen" (oder wahlweise „Huren", „Nutten", „V...n") macht mich unzufrieden und stößt mich ab.

Selbstverständlich schließt dies explizite Beschreibungen nicht aus, im Gegenteil: eine angemessene Sprache für sexuelle Handlungen, für Geschlechtsteile, für Phantasien und Gefühle können eine erotische Erzählung spannend und anregend machen.

Das größte Geschlechtsorgan (nicht nur des Mannes, auch der Frau) ist das Gehirn, der Autor stimuliert es maximal, wenn er das Geschehen und die Gefühle der Beteiligten in delikate, ausdrückliche und angemessene Sprache formt, nicht nur bei sexuellen Handlungen, sondern bereits im Vorfeld, bei der Anbahnung, dem Vorspiel, kurz: in der gesamten Geschichte.

ANSPRUCH

Bin ich anspruchsvoll? Ja. Ich lese nur wenige Geschichten; meist sind die Signale, ob sich das Lesen lohnt, bereits in den ersten Sätzen oder Absätzen erkennbar. Bei einer ganzen Reihe von Autorinnen und Autoren auf LIT freue ich mich, wenn der Name in der Rubrik Neue Geschichten auftaucht. Und immer wieder freue ich mich über Fundstücke, Neuentdeckungen, Übersehenes.

Wer Geschichten schreiben will, die sich an ähnlich anspruchsvolle Leser richten, dem sei ausdrücklich noch der Beitrag Tipps & Tricks für Anfänger empfohlen. Darin sind ausführlich und mit Beispielen die Grundlagen und das Handwerkszeug beschrieben für Geschichten, die das Lesen wert sind.

Noch eine Anmerkung: gegenüber der ersten Fassung habe ich Hinweise auf andere Autorinnen und Autoren entfernt, da diese auf LIT selbst dann als anstößig gelten, wenn sie ausschließlich lobend ausfallen; die Titel habe ich belassen. Wer sich für einzelne Autoren interessiert, auf deren Geschichten ich Bezug nehme, der möge mich direkt anschreiben.

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13 Kommentare
CadiaCadiavor 7 Monaten

Vielen Dank vorab, für diese schönen Zusammenfassungen und letztlich deutlichen Worten. Mir geht es ähnlich. Gerade wir "Schreibenden" die wir unsere Werke hier veröffentlichen, machen dies ja auch um andere zu erregen. Und nicht nur uns selbst. In diesem Sinne lese und verstehe ich auch diesen Text: Schreiben um sich selbst zu erregen, ist schön und spannend, aber eben das "Werk" (hier) zu veröffentlichen schließt den eventuellen Leser mit ein.

Des Weiteren: wenn man hier veröffentlicht, liefert man sich auch der Kritik aus. Diese ist (das muss ich leider aus Erfahrung sagen) nicht immer einfach zu verkraften. Das muss als "Schreibende/r" immer auch mit gedacht werden.

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor 9 MonatenAutor

@Verena_93

@MichaL36

@hunter61kk

habt Dank für Euern Zuspruch, über den ich mich ebenso freue, wie Ihr Euch als Autoren über Kommentare zu Euern Erzählungen!

Erlaubt mir dennoch kleine Hinweise:

Kriterien guter Literatur zu definieren ist nicht mein Anspruch, das sollen Berufenere tun; ich hatte mich dazu schon in einem früheren Kommentar geäußert.

Wenn aber Autoren meine Darstellung von Eigenschaften einer für mich gut lesbaren Geschichte als sinnvoll und nützlich, gar als Leitfaden verstehen, so freue ich mich um so mehr!

In diesem Sinn freue ich mich darauf, immer wieder mal eine kleine Perle im großen LIT-Haufen zu finden.

Viel Freude beim Schreiben!

Ludwig

hunter61kkhunter61kkvor 9 Monaten

Vielen Dank für die sehr professionelle und ausführliche Darlegung der Kriterien guter Literatur.

Gestatte mir bitte den Vergleich mit einem Restaurant.

Da gibt es Sterneköche, die den Gaumen kitzeln, Dorfkneipen, wo es gute Hausmannskost gibt und Imbissbuden für den kleinen Hunger zwischendurch. Alle haben ihre Berechtigung, so finde ich.

Und Kommentare erhalte ich in großer Zahl. Exemplarisch hier ein paar:

* Toll, schreibe Fortsetzungen

* Fortsetzungen lese ich grundsätzlich nicht

* Schreibe nicht so lange Storys. Ich habe nur 20 Minuten OPNV

* Endlich mal einer, der Respekt vor uns Frauen hat

* Softy Einheitsbrei etc. etc.

Mein Fazit: Ich schreibe nun, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Deutsch war nie mein Lieblingsfach. Das merkt man, Bio, Chemie und Physik waren so eher meins. Ein paar Kommaregeln fallen mir ein und die Rechtschreibung ist so nach Gefühl mal alt, mal neu und mal falsch.

Ich freue mich über meine kleine Fangemeinde.

Um im Bild zu bleibe: Wenn ich ein Landgasthof bin und meine Gäste mir treu bleiben, bin ich zufrieden.

MichaL36MichaL36vor 9 Monaten

Lieber Ludwig,

Deinen Kriterien kann ich absolut zustimmen. Es scheint mir allerdings, als ob gerade jene Geschichten, in denen mit besonders vulgärer, teilweise herabwürdigender Sprache Frauen auf fickbare Fleischklumpen mit drei Löchern reduziert werden, in der Lesergunst besonders weit vorn liegen. Dies mag daran liegen, dass hier viele Leser unterwegs sind, die lediglich nach Handarbeitsvorlagen suchen, um auf die Schnelle Druck abzubauen. Solchen Lesern dürfte die Rechtschreibung genauso egal sein, wie die Erfüllung einzelner Punkte des von Dir erstellten Kriterienkataloges.

Umso mehr freut es mich als "Schreiberling" (mich als "Autoren" zu bezeichnen, traue ich mich irgendwie noc immer nicht), wenn sich ein Leser die Mühe macht, einen detaillierten und im Idealfall anerkennenden Kommentar zu einer der eigenen Geschichten zu verfassen, wie Du es bei meiner Geschichte "Tabu" getan hast. In solchen, leider sehr seltenen Momenten fühlt man sich für die Mühe und Zeit bestätigt, die mit dem Schreiben einer solchen Geschichte verbunden ist. Umso mehr positives Feedback dieser Art man für seine Arbeit bekommt, umso leichter fällt es einem, abfällige Bemerkungen zu ertragen, die sich so mancher selbsternannte Marcel Reich Ranicki der Erotikliteratur hier bei LIT erlaubt.

Man mag es aber drehen und wenden, wie man will. Letztlich ist es vor allem wichtig, dass man SEINEN Leserinnen und Lesern eine Freude macht! Der eine erfreut seine Leserschaft mit einer ordinären Wichsvorlage, der andere schafft es, sie auf eine Reise mitzunehmen und mit einer tiefgründigeren Erzählung zu begeistern. Letztere Perlen hier bei LIT unter der Vielzahl der Veröffentlichungen zu finden, stellt mich regelmäßig vor eine Geduldsprobe, denn manche Geschichten fangen durchaus vielversprechend an, ehe sie sich dann erst im späteren Verlauf des Textes von jeglichem Niveau verabschieden. Hier wäre manchmal eine differenziertere Form der Bewertung hilfreich, als es die gegenwärtige Vergabemöglichkeit von bis zu fünf Sternen erlaubt.

Und wo wir schon mal von Bewertungen sprechen, darf man ernüchtert konstatieren, dass ein Ranking, welches sich lediglich am Durchschnitt der erhaltenen Sterne orientiert, ohne jede Aussagekraft ist. Es ist ein offenes Geheimnis, dass hier alle sehr gut bewerteten Geschichten (mit Ausnahme der Geschichten eines ganz bestimmten Schreibers, der hier nicht namentlich erwähnt werden darf) über Kurz oder Lang einem systematischen Downvoting zum Opfer fallen. Insofern wäre ein Ranking, welches sich z.B. an der Zahl der Leser-Herzchen (also der Markierung einer Geschichte als Favorit) in Relation zu den erfolgten Seitenaufrufen orientiert, von deutlich höherer Aussagekraft.

Wie dem auch sei, hoffen ich daruf, immer wieder die eine oder andere erotische Geschichte aus der Masse heraus zu filtern, die Deinen und meinen Vorstellungen voll und ganz entspricht!

Herzlichst, Michael

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor 9 MonatenAutor

@Verena_93:

Vielen Dank für Deine freundliche Rückmeldung!

Ich freu mich, wenn Du Dich gute beraten fühlst!

Hab Freude beim Schreiben!

Ludwig

Verena_93Verena_93vor 9 Monaten

Lieber Ludwig, vielen Dank für diesen tollen Leitfaden, der mich beim verfassen weiterer Texte gut beraten wird!

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor mehr als 2 JahrenAutor

@Auden James:

Danke für den ausführlichen Kommentar, geschätzter Auden James. Ich nehme mir in der Folge die Anrede per ‚Du‘ heraus, und biete (1) als der mutmaßlich Ältere, und (2) den Forums-üblichen Gepflogenheiten folgend, Dir das selbe an.

Gleich zum ersten Punkt, da kann ich Dir nur zustimmen:

Ja, der Titel steht wirklich in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt; er resultiert aus einem Mißverständnis bei der Einreichung. Eigentlich hatte ich den Titel "Bein oder Brust?" gewünscht, und als zusätzlichen Text "Wie ich mir (erotische) Geschichten wünsche". Ein Update ist seit 5 (!) Tagen im Status 'pending'...

Du wirfst nun die Frage nach literarischer Qualität auf; hmm - da halte ich mich lieber ein wenig bedeckt. Mir ist nur zu bewußt, daß weder Henry Miller (etwa 'Sexus', 'Opus Pistorum', das Miller jedenfalls zugeschrieben wird), noch Anaïs Nin (etwa 'Delta der Venus'), noch (um einen der ältesten Autoren zu benennen, um 1470) Giovanni Boccaccio (Il Decamerone) auf LIT vertreten sind, schon mal nicht als Person, aber auch nicht im Geist ihrer erzählerischen Kraft.

LIT-Autoren versuchen ihre Leserinnen und Leser zu unterhalten, mit mehr oder weniger Geschick. Einige (leider der kleinere Teil) geben sich ersichtlich Mühe damit, und diese Mühe verdient Respekt. Die meisten von ihnen sind Laienautoren, und diesen Umstand berücksichtige ich bei meinen Erwartungen und Einschätzungen. Ein Kennzeichen solcher Mühe ist die weitestehende Einhaltung der Regeln von Rechtschreibung und Grammatik.

Ist ein in Bezug auf Rechtschreibung tadelloser Text nun schon ein qualitätvoller Text? Offenkundig nicht.

Was aber macht Qualität aus?

Wenn ich Dich, lieber Auden James, richtig einschätze, könntest Du auch einem absichtsvoll in „falscher“ Rechtschreibung verfassten Text nötigenfalls künstlerische Qualität zubilligen, sofern er falsche Rechtschreibung als Stilmittel reklamiert, und anderen Kriterien genügt. Ich habe absichtlich in alter Rechtschreibung (also auch falsch, mach ich aber selbst gern), oder mit unkonventioneller Interpunktion verfasste Texte, gesehen, die ich im vom Inhalt her schätze.

In der Regel sind aber „korrekte“ Rechtschreibung und Grammatik notwendige Voraussetzungen für qualitätvolle Texte (allerdings keine hinreichenden).

Welche Kriterien also soll man anwenden? Ganz sicher bedarf es einer ganzen Reihe davon, und ich lade Dich ein die Deinen zu benennen.

Sind subjektive Kriterien dabei zulässig? Ich meine schon.

Genügt es, wenn Erzählungen, Romane, … etc. von einer Vielzahl von Lesern gepriesen werden? Ich habe diese Meinung schon ernsthaft vertreten gesehen, aber dann wäre die Bildzeitung ein Qualitätsmedium, und Groschenromane Qualitätsliteratur – also: nein.

Vermutlich sollte erzählerische Tiefe mag dazu gehören, das wird aber einer Kurzgeschichte nicht gerecht.

Ein geringer Anteil von Füllwörtern, von Dir bei anderer Gelegenheit gefordert – aber reicht das allein schon aus?

Aus Deinem Kommentar sehe ich „sprachliche Gestaltung in stilistischer Sicht“ als ein mögliches Merkmal, aber was würde das konkret bedeuten?

Ein erkennbarer Gestaltungswille, der zu einer Einheit von Form, Ausdruck und Inhalt führt – wäre das ein Kriterium?

Und wie hoch soll die (Mess-) Latte liegen, zumal hier auf LIT?

Ich möchte mich, wie schon gesagt, in Bezug auf „allgemeingültige“ Anforderungen an literarische Qualität lieber zurückhalten; dazu fehlt mir die einschlägige Ausbildung.

Ein Wort zu den von mir gewählten Beispielen: es gibt Autoren, die Du erkennbar nicht schätzt, denen Du „scheußliche Stilblüten“ vorwirfst. Die von Dir genannten Beispiele lassen mich schmunzeln; ja, das sind durchaus Stilblüten, und Du wirst sicher noch weitere gesammelt haben.

Es mag mein subjektiver Eindruck sein (gewiß ist es das), aber ich kann mich an vielen Erzählungen dieses Autors freuen, da sie (oft) spannend, (meist) plausibel, und gelegentlich witzig sind, die Figuren plastisch werden, und ich sie (nicht das Schlechteste für erotische Texte) immer wieder auch anregend finde.

Soviel fürs erste! Selbstverständlich bürgen die in meinem Beitrag „formulierten Ansprüche keineswegs für literarische Qualität“; was aber bürgt für Qualität?

Ich bleibe neugierig! In diesem Sinn

Ludwig

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 2 Jahren
Subjektive Beliebigkeit

Den Titel des vorliegenden Beitrags finde ich bereits unglücklich gewählt, da er zum Inhalt in keinem ersichtlichen Zusammenhang steht. Was macht diese Sammlung an Wünschen zu einer „Sunday Story“? Und was ist am Datum des 12. September so wichtig, daß es in den Titel gehört?

Wie dem auch sei, da der Verfasser gleich vorweg betont, daß es sich um eine Aufreihung „höchst subjektive[r] Wünsche“ handele, erübrigt sich im Grund bereits jedwede Diskussion über sie, denn wünschen mag sich jeder, was er mag; über literarische Güte ist dadurch freilich nicht das Geringste ausgesagt.

Auffällig finde ich allerdings, daß der Verfasser der sprachlichen Gestaltung als solcher – in stilistischer Hinsicht – so gut wie gar kein Gewicht beimißt, von dem Wunsch von allzu vulgären Ausdrücken verschont zu werden einmal abgesehen (obzwar er auch diese als „situativ sinnvoll“ erachtet). Was ist nun aber mit Charakteren, deren Weltsicht eben gerade nur durch solche vulgären Ausdrücke angemessen wiedergegeben werden kann? An Widersprüchen wie diesem zeigt sich bereits, daß die vorgebrachten Wünsche des Verfassers nicht zur Beurteilung literarischer Qualität geeignet sind.

Das erklärt freilich auch, wie er einen Schreiber wie Dingo666 als positives Beispiel anführen kann, obwohl dieser – vor allem auch stilistisch – grottenschlechte Texte abliefert. Denn wenn der Schreibstil einem schnuppe ist, so mag man sich auch an so scheußlichen Stilblüten wie: „Sämtliche Atome des Universums fanden zusammen, schwangen gemeinsam, in einem einzigen, machtvollen A, über achtundvierzig Oktaven hinweg“ (Der Pianist und das Mädchen), oder: „Eine Hand hatte sie zwischen ihren Schenkeln vergraben und wühlte dort nach Trüffeln“ (Auf der Trauminsel), erfreuen (bzw. an diesen sich nicht weiter stören). Aber dann ausgerechnet auch noch die Anleitung eines solchen Sprachstümpers zur angeblich richtigen Verwendung erotischer Begriffe zu empfehlen, entbehrt freilich nicht einer gewissen – wenngleich seitens des Verfassers sicherlich unfreiwilligen – Ironie und Komik.

Unvorteilhaft erscheinen auch die anderen vom Verfasser gewählten Beispiele, denn sein Vorzeigesatz für Spannungsaufbau („Nun waren schon mehrere Tage ins Land gegangen, aber das Thema war seitdem unausgesprochen zwischen Björn und mir und auch zwischen unseren Ehefrauen.“) erzeugt eben gerade keine Spannung, sondern lediglich Vagheit, Orientierungslosigkeit und Langeweile: sprachlich einfallslos (Floskel von den ins Land gegangenen Tagen) werden vier Figuren eingeführt, aber nur eine beim Namen genannt, die überdies anscheinend nicht die Hauptfigur ist (bei der scheint es sich um den Ich-Erzähler zu handeln), und überdies auf irgendein Thema sowie irgendeinen Zeitpunkt in der Vergangenheit verwiesen, über die der geneigte Leser zu Beginn der Erzählung nicht das Geringste wissen kann. Der Satz ist also vielmehr ein Beispiel dafür, wie man einen Erzähltext möglichst n i c h t beginnen sollte!

Im Gegensatz dazu wäre das angeblich so „krasse[]“ Beispiel, das der Verfasser zur Abschreckung wählt, durchaus für den Anfang eines erotisch-pornographischen Erzähltexts geeignet:

„Ich saß auf dem Sofa und surfte auf dem Smartphone, als es an der Tür klingelte. Als ich öffnete, stand die 18-jährige Nachbarstochter vor mir. Sie sagte, ich bin die Nina, und find Dich süß. Was meinst Du, wollen wir ficken?“

Natürlich müßte die direkte Rede noch korrekt ausgewiesen werden (durch Anführungszeichen), aber dieser Anfang wäre sowohl für eine geradlinig erzählte Wichsvorlage geeignet als auch für einen Erzähltext, der vielleicht gerade diesen plakativen Aufhänger für ein ironisiertes Spiel mit pornographischen Klischees nutzen oder mit ihnen im weiteren Erzählverlauf auf kreative Weise brechen würde. Hier ergäben sich zahlreiche spannende Erzählmöglichkeiten!

Alles das hat freilich mit literarischen Kriterien und literarischer Qualität zu tun, und um ebendiese geht es dem Verfasser seinen eigenen Worten nach ja schließlich nicht, sondern lediglich um seine privaten Wünsche, weshalb jene groben Fehlleistungen, die er der geneigten Leserschaft hier präsentiert, ihm ohne weiteres nachgesehen seien.

Trotzdem sollte es ihm vielleicht zu denken geben, daß seine hier formulierten Ansprüche keineswegs für literarische Qualität bürgen!

–AJ

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor mehr als 2 JahrenAutor

Liebe @Wolke,

natürlich sind hier keine Profis am Werk, und jeglicher Anspruch sollte dies berücksichtigen.

Du illustrierst ganz witzig, was ein Rechtschreibtest eben nicht leistet; es handelt sich um grundlegende Sprach- bzw. Schreibfertigkeiten (das Handwerkszeug).

Ja, wie es aussieht, gibt es bereits ein paar 'Ohren'. Vielleicht füllt sich Deine Wolke mal wieder!?

Viel Erfolg!

Ludwig

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor mehr als 2 JahrenAutor

@TiefImWesten:

Danke für Deinen Zuspruch! Du betonst zurecht die Bedeutung der Handlung; hier Neues, gar Originelles zu schaffen ist eine Herausforderung. Aber auch wenn ein vielfach erzählter Plot wenigstens originell interpretiert wird, könnte das ein Grund sein eine Geschichte zu lesen.

Dein Kommentar ist auch ein Appell an Autorinnen und Autoren.

@Erotikfreund:

Du erkennst einen über das rein subjektive hinausgehenden Anspruch - das freut mich, und ich bin neugierig, ob noch weitere Leserinnen und Leser ähnlich empfinden.

Der Eindruck zu vielen "Elaboraten" (wie Du schreibst) war einer der Auslöser für meinen Beitrag.

Ich wünsche Dir (und mir) jedenfalls häufiger einen Grund zum Weiterlesen auf LIT zu finden!

Ich freue mich auf weitere Kommentare, und lese diese sehr aufmerksam!

Ludwig

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