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Tante Unbekannt Teil 01

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Xia lächelte und legte ihre Hand demonstrativ wieder auf seinem Oberschenkel ab.

„Du bekommst von mir ein Neues. Ich habe dir eh noch kein richtiges Geschenk gemacht."

Sebastian blickte auf ihre Hand herunter, welche aus dem schwarzen Pelzärmel heraus auf dem Stoff seiner Jeans mündete. Sein Glied tat ihm weh, so prall hatte es sich mit seinem Blut gefüllt.

Die Frage, ob sie seine Not erahnte, brauchte er sich nicht zu stellen, sie hatte vor wenigen Augenblicken ihren Mittelfinger abgespreizt und ihn wie zufällig am Schaft seines Penis entlangreiben lassen.

„Oh, wir sind gleich da", stellte sie nach wenigen Augenblicken fest.

Tante Xia nahm ihre Handtasche zur Hand, öffnete sie und zog eine kleine Schminkbox hervor, klappte diese auf und betrachte sich in dem darin eingelassenen Spiegel. Ihre markant schattierten Augen nahm sie dabei genauso in Augenschein, wie ihre gerougeten Wangen, ehe sie diese dann, nachdem sie ihre vollen dunkelroten Lippen aufeinander hatte reiben lassen, wieder schloss.

„Darf ich fragen, wie alt du bist?"

„Neunundzwanzig, mein Bester. Jenseits der dreißig darf ich dann langsam damit beginnen mich alt zu fühlen."

Sie lächelte und zeigte ihm dabei ihre perlweißen Zahnreihen.

„Und dir hat wirklich niemand von mir erzählt?"

„Nein. Ich denke, deine Mutter hat es so gewollt. Wir mögen uns nicht, damals wie heute. Vorwürfe gab es in beiden Richtungen zur Genüge. Ihren Freunden hat sie sogar erzählt, dass ich einen anderen Vater habe."

Sie blickte über die Schulter des Fahrers hinweg nach vorne. Zwischen den Kulissen der Häuser war jetzt das Dunkelblau des Sees zu erkennen.

„Ich habe viel im Nachhinein erfahren und mich oft gefragt, wie Eltern sich so von ihrem Kind abwenden können. Oder auch warum sich Geschwister hassen, wenn sie sich doch eigentlich lieben sollten, aber eine Antwort darauf nicht gefunden. Abgesehen vielleicht von der, dass ich nie selbst Kinder haben möchte. Ich habe mich schon mit zwanzig Jahren aus diesem und anderen Gründen sterilisieren lassen."

Der junge Mann an ihrer Seite zeigte sich erstaunt. Für ihn eine sehr tiefgreifende Entscheidung. „Glaubst du nicht, dass du das irgendwann einmal bereuen wirst?"

Xia verneinte. „Nein. Ich lebe mein Leben für mich, das habe ich mir geschworen. Andere Menschen sollen darin nur insoweit Platz finden, wie ich ihnen diesen zugestehe. Mit Kind wäre das anders und die Gefahr zu groß, dass sich mein Egoismus ähnliche Bahnen bricht, wie bei deiner Mutter oder unseren Eltern."

Sie deutete mit ihrem ausgestreckten rechten Zeigefinger zwischen den Vordersitzen nach vorne.

„Schön! Wir sind da."

Sie öffnete ihre Handtasche, nahm ihre Börse zur Hand und reichte dem Taxifahrer zwei Geldscheine. Sie verzichtete auf die Rückgabe des Restgeldes und ließ sich gerne von Sebastian aus dem Wagen heraushelfen, der diesen Moment zum Aussteigen genutzt hatte.

Es war jetzt deutlich kühler geworden, trotz der fleißig scheinenden Abendsonne. Vom See her wehte ein kalter Wind, welcher Sebastian frösteln ließ. Er hatte sich überhaupt keine Gedanken über die vorherrschenden Temperaturen gemacht, wollte sich aber vor Xia keine Blöße geben.

„Du frierst nicht?", schien sie sein Unwohlsein dennoch zu erahnen.

Sebastian überging ihre Frage mit einer Feststellung und deutete auf das imposante Gebäude, an welchem eine bunte Leuchtschrift das Ziel ihres gemeinsamen Abends aufzeigte.

„Nein. Ist ja auch nur noch über die Straße."

Das Scala! Restaurant, Café und im Kellergeschoss zwei von einander separierte Diskos, stellte dieser Club das Ziel aller Partyhungrigen dar, welche sich an den gehobenen Anspruch und den daran geknüpften Preisen nicht stören wollten. In bester Lage, nur wenige hundert Meter von der Uferpromenade entfernt, traf sich hier die High Society genauso, wie diejenigen, welche dazu gehören wollten.

Xia musterte ihn besorgt wegen der Kühle, legte ihm ihren Arm über seine Schultern und geleitete ihn so zum Eingang, wo vier Türsteher die Eingangskontrolle durchführten und die Besucher in würdig und unwürdig selektierten.

„Mein Name ist von Anthret, Freunde haben einen Tisch reserviert", erklärte sich Sebastian vor den Männern.

Ein glatzköpfiger Riese im schwarzen Anzug, unter dessen Jackett sich ein üppiger Bauch ihnen entgegen ragte, taxierte Xia mit gesondertem Interesse. Die hob ihre breiten, aber formschönen Brauen und begegnete ihm mit einer sichtlich erwartungsvollen Miene.

„Ausweise? Es steht nur eine Person dieses Namens auf der Liste."

Sebastian zog sein Portmonee aus seiner Hosentasche und entnahm diesem sein Ausweiskärtchen. Auch Xia kramte in ihrer Handtasche.

„Sie heißen beide so?", fragte der Türsteher verwirrt. Xia bestätigte es ihm. „Ja, wir wollen unsere Hochzeit zusammen mit Freunden nachfeiern."

Sebastian konnte sein Erstaunen schlecht unterdrücken, rang sich dann aber ein breites Grinsen ab.

Die Miene des Türstehers offenbarte neben seiner Überraschung auch seinen Unglauben. Dennoch schien er keine Lust darauf zu haben, die Angelegenheit näher zu hinterfragen. Zum Glück für sie beide, dachte er in diesem Moment nicht daran, das Geburtsdatum des jungen Mannes zu prüfen, hatte er doch dessen Namen sofort auf seiner Reservierungsübersicht gefunden.

„Na schön, dann viel Spaß den Herrschaften."

„Danke ihnen! Wir freuen uns sehr auf den Abend." Xia schenkte dem Türsteher einen verführerischen Blick, wandte sich aber wieder ihrem „Ehemann" zu, welcher so seltsam kindlich wirkte. Ein Kuss auf dessen Mund schien aber das Gesagte zu legitimieren und so wandte sich der Mann den nächsten Gästen zu.

Ihre Zunge! Er hatte sie deutlich gefühlt und geschmeckt. Wie in Trance ging er neben seiner Tante her, welche ihn, vor wenigen Sekunden erst, völlig verzaubert hatte. Alles um ihn herum verschwamm, trat in den Hintergrund und verlor seine Bedeutung. Sie allein war ihm wichtig.

„Basti! Hier drüben."

Seine Freunde standen von ihren Sitzplätzen auf, betrachten staunend die Begleitung des Geburtstagskindes, scheuten sich aber nicht, die beiden überschwänglich zu begrüßen.

„Happy Birthday, Basti!", riefen sie.

„Wen hast du den da mitgebracht?", fragte Clemens mit Verwunderung in der Stimme. Der Klassenkamerad hatte erst beim dritten Versuch das Abitur bestanden und war Sebastian und seinen übrigen Freunden vom Alter her ein paar Jahre voraus. Breitschultrig und vom Typ her gemütlich, hatte er einen braunen Lockenkopf und einen verschmitzten Gesichtsausdruck. Sein Anzug wirkte ein wenig abgetragen, war doch dieser Kleidungsstil überhaupt nicht seins und nur dem Anlass sowie der Lokalität geschuldet.

An Clemens Seite stand eine lange Rothaarige von ihrem Platz auf, welche Sebastian nicht kannte. Vielleicht hatte sein Kumpel eine Freundin mitgebracht?

„Ich stelle mich selbst deinen Freunden vor." Sebastian war einverstanden und trat ein Stück für seine Begleiterin zur Seite. „Mein Name ist Xia. Ich kenne diesen hübschen Mann neben mir schon einige Zeit, doch habe ich es bisher nicht geschafft ihn für mich zu gewinnen. Ich bin ihm wohl zu viele Jahre vorweg, wie es scheint."

Ungläubige Blicke, ehrliches Erstaunen. Mike, ein hochgewachsener sportlicher Typ mit schwarzer Stiftfrisur und kunstvoll rasiertem Vollbart, schaffte es kaum, seinen Blick von Xia abzuwenden. Selbst seinen Mund vergaß er, vor lauter gucken, zu schließen.

„Da alle Kerle dich nur anstarren, Xia. Magst neben mir sitzen?", fragte eine unscheinbare Blondine und deutete, nachdem sie Sebastian zum Gruß umarmt hatte, auf ihren linken Nebenplatz. „Ich heiße übrigens Sandra, freut mich sehr, dich kennenzulernen.

„Solange mein Schwarm neben mir sitzenbleibt, habe ich nichts dagegen. Ich sehe ihn nicht mehr so oft wie früher und bin einfach froh, wenn ich ihn ein paar Stunden um mich habe."

„Ich gehe schon", meinte Juri, ein klein gewachsener Kasache verständnisvoll. Sein Blick blieb ebenfalls an Xia haften, während er seinen Stuhl für Sebastian freimachte und sich eine neue Sitzmöglichkeit vom Nachbartisch erbat. Er war Sebastians bester Freund und hatte die Jahre immer loyal an seiner Seite gestanden. Wortkarg, seine Umgebung ständig hinterfragend und oft in Gedanken, war dieser Junge einer der tiefsinnigsten Menschen, welche Sebastian je kennengelernt hatte. Seine Gesichtszüge wirkten etwas starr, während seine Augen indessen rastlos schienen.

„Das ist Maya. Ich habe sie in unserem Hotel kennengelernt. Sie möchte mit uns den Abend verbringen, wenn das Geburtstagskind nichts dagegen hat", verkündete Clemens in die Richtung seines Freundes. „Aber keine Angst, Bastl, der Abend gehört ganz dir, das habe ich ihr schon klargemacht."

„Hallo Sebastian! Freut mich sehr dich kennenzulernen und alles Gute zum Geburtstag." Ein sinnliches Lächeln geisterte über den kleinen Kussmund im markanten Gesicht der Frau. Sie mochte einige Jahre älter sein, schien sich aber unter ihren Begleitern nicht unwohl zu fühlen.

„Wollen wir dann endlich mal bestellen? Ich habe Hunger verdammt. Bescherung machen wir dann anschließend, einverstanden?", rief Mike ungeniert in die Runde.

Sebastian zeigte deutlich seine Begeisterung. Es war schön für ihn, in die Gesichter seiner Freunde zu blicken. Sie waren in den letzten Jahren zu seiner Familie geworden und das Sandra sich die Mühe für ihn gemacht hatte zusammen mit den Jungs anzureisen, war fast schon ein Extrageschenk für ihn. In seiner Fantasie war sie ihm oft zu Diensten gewesen, im Realen blieb es bei einer für ihn sehr wichtigen Freundschaft.

Sandra und Xia schienen schnell ein Interesse aneinander zu entwickeln. Zumal seine Tante keinerlei Hehl daraus machte in welcher Rolle sie ihr Geld verdiente. Zum Glück für Sebastian erklärte sie zu Beginn, dass er bisher kein Interesse am SM gezeigt hatte, sie aber am Ball bleiben wollte diesbezüglich.

„Wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, kann man nicht mehr davon lassen", erklärte sie ihren aufmerksamen Zuhörern und wandte sich dann ihrer Sitznachbarin zu. „Hast du schon Erfahrungen in dieser Richtung gemacht, Sandra? Oder weshalb interessierst du dich?"

Sebastians Schulfreundin blieb der Tante gegenüber souverän und verneinte. „Nein, du bist nur die erste Domina, die ich kennenlerne, da möchte man natülich mehr erfahren."

Xia stand augenblicklich im Mittelpunkt des Interesses. Sebastian hatte kein Problem damit, tat doch seine Tante alles, um ihn gegenüber seinen Freunden aufzuwerten. Er schien ihr wichtig zu sein, aber weshalb das so war, konnte er sich nicht recht erklären. Vielleicht weil er der einzige Blutsverwandte war, mit dem sie etwas anfangen konnte? Heiteres Lachen wurde unter den Freunden laut, als die Domina Clemens Wunsch nach einer Einführung in die Materie, mit dem Vorschlag eines Einlaufs begegnete. „Dann wärst du auch schon für deine erste Einführung bereit" , verspottete sie Sebastians Freund.

„Nee, an meinen Arsch kommt nur die Dusche und Toilettenpapier. Lass mal." Clemens grinste und stieß dabei Maya leicht in die Seite. Sebastian fiel das nicht auf, beantwortete er doch gerade eine Frage Juris, doch hatte Xia es mitbekommen.

„Hast du eine Freundin, Sebastian?", fragte die Rothaarige schließlich.

Der junge Mann reagierte verlegen auf diese Frage. Das die schöne Frau so unverblümt Interesse an ihm zeigte, verwirrte ihn.

„Nein, leider nicht."

„Ist doch gut, so bist du noch für alles zu haben", antwortete sie eindeutig zweideutig. „Lass uns später zusammen tanzen, okay? Du gefällst mir und scheinst nett zu sein."

Xia richtete jetzt ihren Blick auf die Frau und ihr Gesichtsausdruck härtete von einer Sekunde auf die andere aus.

„Ist das euer fucking Ernst? Ihr mietet für Sebastian eine Hure an?"

Betretendes Schweigen, verlegene Blicke. Maya schien ein Problem mit dieser Anklage zu haben und wollte etwas entgegnen, als Xia sie erneut harsch unterbrach.

„Verpiss dich! Dein Geld wirst du ja schon bekommen haben."

Erst zögerte die junge Frau, blickte hilfesuchend zu Clemens, dann aber stand sie abrupt auf, verächtlich in die Runde der jungen Menschen blickend. Wortlos ging sie Richtung Bar, ohne sich noch einmal umzusehen.

Sebastian blickte ungläubig zu Clemens rüber. Ihm war klar, dass er es gewesen sein musste, der die Frau für ihn angemietet hatte.

„Echt jetzt?"

Clemens räusperte sich. Er schien mit dieser Szene ziemlich zu kämpfen.

„Du tust immer so prüde, da wollte ich dir eine Frau besorgen, die dich auftaut. Ist doch nichts dabei." Er blickte enttäuscht zu Sebastian rüber. „Scheiße, die Alte hat echt gekostet. Habs nur gut gemeint."

„Boah, bist du ein Depp." Mike lachte. „Aber wir kennen dich nicht anders. Kommt schon, Leute. Keine Missstimmung! Basti darf noch ein bisschen Herr Unberührbar bleiben."

Der Bruch der Stimmung wurde mühsam übergangen und auch Clemens fand zurück in die Gruppe. Ab und an erntete er von Sebastians Begleiterin noch einen feindseligen Blick, irgendwann schien aber auch sie davon genug zu haben. Maya indessen hatte ihren nächsten Freier an der Theke stehend schon gefunden und ließ immer wieder ein demonstratives Lachen hören. Wahrscheinlich hatte sie die überraschende Verbannung immer noch nicht ganz verkraftet.

„Eigentlich fand ich sie ganz hübsch", gestand Sebastian seinen Freunden. Auch er wollte, dass die Stimmung sich wieder lockerte. Xia indessen schien ganz anderer Meinung zu sein. „Nee, Süßer. Für solch eine Bezahlschlampe bist du mir zu schade."

Xia suchte sich in die Gruppe zu integrieren und fand vor allem gegenüber Juri und Sandra immer wieder ins Gespräch. Dabei erwischte sie sich selbst dabei, dass sie ihre Finger nicht von ihrem Neffen lassen konnte, ihm ihre Hand auf seine Schulter ablegte oder beiläufig ihre Finger in seinen blonden Locken spielen ließ. Was war das in ihr? Warum fühlte sie sich derartig zu dem Jungen hingezogen? Sie hatte andere Bilder im Kopf, Muskelberge, markante bärtige Gesichter, Schwänze so dick und lang, dass sie vor Lust und Schmerz gebrüllt hatte, als sie sich diese einverleiben ließ. Sie hatte alles, was sie sich je gewünscht hatte! Menschen die sie hofierten, Sklaven, an denen sich ihr böses Ich abarbeiten konnte, Schwänze, welche sie zuverlässig zum Orgasmus brachten. Finanzielle Not war ihr fremd, schon in der Zeit vor dem Erbe ihrer Eltern. Was also glaubte sie in diesem Jungen zu finden? Was fehlte ihr, von dem sie annahm, dass er es ihr geben könnte?

Ihr erster Gedanke war Zenta, ihre Schwester. Die Vorstellung wie sehr sie ihre Schwester über Sebastian hinweg quälen könnte, faszinierte sie schon die ganze Zeit über. Doch der Junge selbst und seine offene herzliche Art ihr gegenüber, hielten dieses Verlangen bisher effizient im Zaum.

Tante! Dieser Junge war Familie! Eine, an der sie sich bisher erfreuen durfte. In seiner Nähe spürte sie eine Verbundenheit und emotionale Wärme, die sie bis dato nicht gekannt hatte. Er gehörte zu ihr, ein Verhältnis, das sie nicht erst logisch hinterfragen und auf den Nutzen prüfen musste, um sich sicher zu sein.

Sebastian trat immer gelöster im Kreise seiner Freunde auf. Mit jeder verstreichenden Minute in ihrer Gesellschaft schien er an Selbstbewusstsein zu gewinnen, öffnete sich, ließ freche Worte und kesse Sprüche hören. Auch er trank jetzt Bier, ließ seine Flasche gegen die seiner Freunde klirren, mahnte sie aber dazu, langsam zu trinken. Der Abend war noch jung und er wollte jede Minute davon genießen, wie er es die Runde wissen ließ.

„Von Anthret?!"

Xia drehte sich zusammen mit ihrem Neffen um und erkannte den Türsteher vom Einlass wieder. Er schien ungehalten zu sein und warf ihnen beiden einen missmutigen Blick zu.

„Eine weitere Person aus ihrer Familie wartet vor der Tür, meinte aber nichts von einer Hochzeit zu wissen. Vielleicht reden sie mit ihr und klären sie darüber auf?"

Xia wusste Bescheid. Der Junge wurde blass und sein Selbstbewusstsein schien sich von einer Sekunde auf die andere wieder verflüchtigt zu haben. Zenta würde ihn wieder zu gängeln versuchen und ihm vielleicht diesen wichtigen Abend in seinem Leben kaputtmachen.

„Lass mich mit ihr reden! Ich werde ihr klarmachen, dass sie dich in Ruhe zu lassen hat."

Sebastian starrte auf den noch halbvollen Teller herunter, welcher vor ihm stand, als ob er darin die Rettung aus seinem Dilemma finden könnte. Xia wollte schon aufstehen und mit dem Türsteher zur Tür gehen, als Sebastian sich umdrehte und in ihre Pelzjacke griff.

„Warte bitte! Das mache ich."

Xia zögerte. Der Ausgang schien ihr zu ungewiss, wenn der Junge selbst seiner Mutter entgegentrat.

„Hör zu! Egal was sie sagt, hier warten Menschen auf dich, welche dich lieben und mit dir deinen Ehrentag feiern wollen. Sie sind von weit hergekommen, um mit dir Spaß zu haben. Lass dir das nicht kaputtmachen! Du hast bei mir ein zweites Zuhause, Sebastian. Es wird dir an nichts fehlen, glaub mir. Du musst dich nicht von deiner Mutter zu irgend etwas nötigen lassen, was du nicht möchtest."

„Du würdest mich bei dir wohnen lassen?", erwiderte er überrascht.

Xia hörte sich selbst reden in diesem Moment.

„Natürlich. Du bist die einzige Familie, welche ich habe."

Der blonde schmächtige Junge stand kurzentschlossen auf, entschuldigte sich bei seinen Freunden und folgte dem bulligen Security zum Eingang hin. Einige am Gang sitzenden Gäste folgten den beiden neugierig mit ihren Blicken, doch verlor sich deren Interesse so schnell wieder, wie es aufgekommen war.

Xia zeigte sich besorgt. Es ließ sie die Befürchtung nicht los, dass Zenta ihren Jungen von hier wegholen könnte. Fort von seinen Freunden, fort von ihr. Ein dumpfes Gefühl legte sich über ihre Brust, ein quälender Druck presste auf ihren Magen. Es stimmte etwas nicht mit ihr, sie wusste nur nicht, was es war. Es hatte mit ihm zu tun, aber warum und weshalb sie ihre Gefühle ihm gegenüber nicht unter Kontrolle bringen konnte, das überforderte sie zu diesem Augenblick.

„Dir scheint viel an Sebastian zu liegen. Warum will er nicht darauf eingehen? Du bist wunderschön, scheinst erfolgreich zu sein ...", fragte Juri nachdenklich, den Schaft seines Weinglases zwischen den Fingern seiner rechten Hand drehend.

„Wir kennen uns auf eine ganz eigene Art. Es wäre schade, wenn da zwischen uns etwas kaputt gehen würde. Ich möchte einfach zusehen dürfen, wie er eine Frau kennenlernt, sie liebt und mit ihr glücklich ist. Ich spüre, dass er das erreichen kann."

„Und du nicht?", fragte Juri.

„Als private und professionelle Domina? Nein, nicht auf partnerschaftlicher Ebene. Das würde nicht funktionieren glaube ich."

„Und wenn du einfach das Ganze sein lässt?", fragte Sandra. „Du könntest was anderes arbeiten."

Xia amüsierte der Gedanke. „Nein, Schatz. Ich liebe meine Berufung viel zu sehr. Ich betreibe ja mein Studio nicht wegen des Geldes, sondern weil ich es liebe, andere Menschen zu kontrollieren und ihnen meinen Willen aufzuzwingen. Es ist geil, wenn du ihren Widerstand schwinden siehst und sie sich immer stärker auf dich fokussieren. Bis zu dem Punkt, an welchen sie bereit sind, sich völlig für dich aufzugeben. Du schenkst ihnen Schmerz, Demut und Sehnsucht, sorgst aber auch dafür, dass sie in Momenten der Lust regelrecht explodieren. SM ist wie der Rausch einer Droge. Es fühlt sich gut und frei an, abgrundtief verdorben und pervers sein zu dürfen, ohne dafür verurteilt oder gewertet zu werden."

Die Domina grinste in die staunenden Gesichter der jungen Erwachsenen. „Was? Ihr wisst jetzt Bescheid." Sie lachte. „Ich habe zwar kaum noch freie Termine, aber wenn ihr wollt, könnt ihr euch gerne um meine Herrschaft bewerben. Eine tüchtige Sklavin oder Sklaven könnte ich noch gebrauchen."

Clemens und Mike lachten, während Juri dankend von diesem Angebot zurücktrat. Sandra indessen hatte Sebastian ausgemacht, der den Gang wieder zurückgelaufen kam.