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Thao 11

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„War das gut?"

Der Junge nickte.

„Ja! Aber nicht für uns."

Xena zeigte ihm einen Schmollmund.

„Tut mir leid, Karl, ich werde besser. Versprochen!"

Günter beobachtete die kuriose Zusammensetzung dieser Gruppe. Sie schienen alle überhaupt nicht zusammenzupassen und verstanden sich vielleicht gerade deshalb so prächtig.

„Was bekommst du von mir?", fragte ihn plötzlich die große Frau.

Der junge Mann blickte zu Xena Gesicht auf und schüttelte nur seinen Kopf.

„Ein Danke reicht mir schon."

Xena lächelte.

„Danke!"

Sie setzte sich neben Günter auf einen der Barhocker. Thao lächelte ihr zweideutig zu, was sie aber nicht zur Kenntnis nahm.

„Fährst du auch Motorrad?"

Günter nickte.

„Ne 600er Bandit. Also kein Vergleich."

Xena glaubte, sich zu erinnern.

„Ne Rote? Hast auf der Straße geparkt, stimmt´s?"

Günther staunte. Sie hatte recht. Die Domina nickte ihm anerkennend zu.

„Sie schaut richtig edel aus."

Xena fasste einen Entschluss, ging zu ihrer Lederjacke und entnahm dieser einen Schlüsselbund.

„Ich kann heute eh nicht mehr fahren, wenn wir hier fertig sind. Kannst mir ja mein Moped morgen bringen, wenn du magst."

Günter starrte sie mit großen Augen an.

„Du lässt mich mit diesem Teil fahren?"

Xena sah zu Amelie hinüber, die staunend das Gespräch verfolgt hatte.

„Scheint so. Du würdest mir damit sogar einen weiteren Gefallen tun."

Günter sah auf die Schlüssel in seiner Hand. Er konnte es noch immer nicht so richtig glauben.

„Danke, Xena!"

Die Blondine winkte ab.

„Das hast du ein paar Tauben und dem Alkohol zu verdanken."

Günter ging wieder zur Theke zurück. Sein Herz pochte vor Aufregung. Er war noch nie eine Maschine gefahren, welche mehr als 100 PS hatte. Hatte also sein Alter recht gehabt. Das Mädchen war eine Granate und zwar nicht nur vom Aussehen her. Noch einmal sah er sich zu ihr um, schüttelte dann aber seinen Kopf. Nein! Das konnte er sich aus dem Kopf schlagen. Er durfte mal mit ihrem Motorrad fahren, das war mehr als genug.

„Und? Hat sich Xena gefreut, oder?"

Heinz lächelte seinem Sohn zu. Der aber hielt ihm seine offene Hand hin.

„Schau mal!"

Der Junge zeigte ihm den Schlüssel.

„Warum hat sie dir den gegeben?"

Die Stimme seines Vaters klang besorgt.

„Ich darf sie ausprobieren und bringe sie ihr morgen nach Hause."

Heinz war das nicht recht. Diese Rennmotorräder waren Mordmaschinen in seinen Augen.

Günter grinste.

„Keine Angst, Paps! Ich pass schon auf. Das Teil muss ja heile bleiben."

Heinz glaubte ihm, wenn auch widerwillig. Günter war vernünftig, zumindest was das betraf. Dem Wirt aber fiel etwas anderes ein.

„Bodo ist da! Kein Schnaps an ihn, du weißt, wie schnell der austickt."

Günter verdrehte entnervt seine Augen. Bodo war ein Stammgast, der zwar nüchtern schwer in Ordnung war, aber betrunken zur Pest wurde.

„Ich bring ihn schon noch raus, wenn es zu viel wird."

Nachdenklich polierte Heinz einige Gläser. Er verdiente ja nicht schlecht an diesen Trinkern, doch sobald sie im Suff ihre Manieren vergaßen, waren sie kaum zu ertragen und richteten zuweilen erheblichen Schaden an.

„Da hast du aber einen Jungen schwer beeindruckt."

Thao setzte sich zu Xena.

„Du meinst Amelies Bruder?"

Das Punkermädchen nickte.

„Der sah richtig glücklich aus."

Die Domina lächelte.

„Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich so patzig zu ihm war."

Thao boxte ihr leicht auf den Oberarm.

„Warte wenigstens das nächste Mal ab, ob du angemacht wirst, Xena! Es gibt ja anscheinend Jungs, die dich zumindest nicht gleich ficken wollen."

Die Blonde warf der Punkerin einen ungehaltenen Blick zu.

„Ist ja schon gut, mein Moralapostel. Aber ich sag dir gleich mal auch ein paar Dinge dazu."

Sie sah Thao ernst an.

„Ich weiß, dass mit Karl irgendwas passiert ist und wenn ich eins und eins zusammenzähle, dann kann ich mir denken, was das gewesen sein könnte."

Thao wurde blass, was Xenas Vermutung zur Gewissheit werden ließ.

„Scheiße, Süße, ich habe dich doch gewarnt!"

Die Punkerin musterte ihre Freundin erstaunt. Sie wusste nicht, wie sie darauf gekommen war.

„Hat Karl dir was gesagt?"

Xena schüttelte leicht ihren Kopf.

„Nein! Aber du gaffst ihn ständig an, als ob du ihm aus Versehen den Schniedel abgeschnitten hättest."

Amelie kam und zog Thao vom Stuhl herunter.

„Du bist dran."

„Darf ich?"

Xena nickte Amelie lächelnd zu.

„Klar!"

Sie schwiegen eine Weile, dann traute sich Amelie zu fragen.

„Ist Billard okay für dich?"

Die Domina legte dem dicken Mädchen ihre Hand um die Hüfte.

„Es ist super und Ihr seid alle so lieb hier. Mir macht´s Spaß mit Euch abzuhängen, hatte ich lange nicht mehr."

„Sauber! Toll! Wieder etwas, wo du besser bist als ich."

Karl schüttelte den Kopf. Noch eine Kugel und Amelie und Thao durften die Schwarze versenken. Er und Xena hatten erst drei von ihrer eigenen Farbe in die Löcher gebracht. Sein Mädchen lächelte und kam um den Tisch herum.

„Ich liebe dich!"

Karl sah in ihre braunen Augen. Ihr machte die Sache im Sama mehr zu schaffen, als ihm selbst. Seine Schmerzen waren fast verschwunden, ihre Schuldgefühle aber blieben. Er nahm sie in seine Arme und drückte sie an sich.

„Genieße den Abend! Es ist alles gut!"

Thao sah zu ihm hoch.

„Wirklich, oder?"

Karl nickte und gab ihr einen Kuss.

„Schlafen wir nachher miteinander?"

Karl ahnte, was hinter dieser Frage steckte. Für sein Punkermädchen war erst dann die Normalität zwischen ihnen wiederhergestellt.

„Gern!"

Amelie war es dieses Mal, die Xena mit Rat und Tat zur Seite stand. Und tatsächlich jubelte die Domina freudig auf, als eine von den richtigen Kugeln in die Tasche fiel. Karl seufzte. Jetzt konnte sie ihm die Schuld an der Niederlage geben.

„Hast du das gesehen, Karl?"

Der Junge nickte.

„Und das nach dem vierten Stoß schon. Es fängt an, mir Spaß zu machen."

Sie grinste zu Thao hinüber, als sie zu ihrem zweiten Stoß ansetzte.

„Warte nur ab, Babybitch. Dir werde ich es schon noch zeigen."

Amelie sah irritiert zwischen den beiden hin und her, während sich Karl an den Kopf fasste. Thao aber zeigte ihrer Freundin nur ihren Mittelfinger und kaute lässig auf ihrem Kaugummi herum. Xena legte zumindest eine weitere Halbe vors untere, linke Loch und setzte sich triumphierend an den Tisch. Sie leerte ihr Glas und sah Karl aufmunternd an.

„Wir schaffen sie noch. Wirst sehen!"

Der Junge aber schüttelte den Kopf.

„Wir haben schon verloren, Xena, Amelie hat kurzen Prozess mit uns gemacht."

Die Domina schaute das füllige Mädchen ungläubig an.

„Na toll. Du hättest uns wenigstens das Gefühl einer Chance lassen können."

Amelie entschuldigte sich tatsächlich.

„Tut mir leid."

Xena drückte das dicke Mädchen lachend an sich.

„Du bist ja bescheuert. Ich organisier uns noch ne Runde, muss eh auf´s Klo."

Die Billardhalle füllte sich schnell, selbst die großen Snookertische fanden bald Spieler. Ein dumpfes Gemurmel erfüllte den Raum. Thao machte sich Sorgen. Sie selbst erntete schon einige gierige Blicke von den Nachbartischen, aber Karl zeigte allen Interessierten, dass sie bereits vergeben war. Hoffentlich ging mit Xena alles gut. Sie erinnerte sich an den Jungen im Biergarten und schauderte. Tatsächlich ging die große Blondine grazil zwischen den Tischreihen hindurch und stellte ihre weiblichen Attribute ungeniert zur Schau. Thao wurde richtig sauer.

„Xena! Kommst du mal bitte!"

Sie bat Karl, Abstand zu nehmen. Der begriff ihr Ansinnen nicht und trollte sich zu Amelie hinüber.

„Was ist passiert, Süße!"

Thao sah in die gierigen Augen der vielen Männer. Zum Glück waren an den meisten Tischen auch Frauen, sodass zumindest von deren Begleitern nicht viel zu befürchten war.

„Du ziehst bitte keine Show ab, wie bei unserem ersten Treffen, oder?"

Sie blauen Augen der Freundin sahen sie fragend an.

„Aber ich konnte doch nichts dafür."

Thao nickte.

„Aber trotzdem! Bitte nicht hier."

Xena nickte widerwillig.

„Okay! Ich reiß mich zusammen, versprochen."

Sie schob Thao einen Longdrink hin.

„Hier einen Sunrise!"

Die Punkerin schaute neugierig auf das Glas ihrer Freundin.

„Und was hast du?"

„Nen Touchdown. Harmlos."

Xena hatte auch Amelie und Karl nicht vergessen.

„Einen „Sex on the Beach" für dich, meine Süße ..."

Amelie lachte.

„... und ein „Cuba Libre" für dich, mein Kamerad und Mitstreiter."

Karl verzog das Gesicht.

„Das wird getrunken, mein Kleiner!" Bestand die Domina.

Der Junge gab sich geschlagen. Es schmeckte tatsächlich. Thao baute unter Amelies Anleitung die Kugeln auf, während Xena sie vom Tisch aus dabei beobachtete. Auch Karl musste zugeben, dass ihm der Abend gefiel, auch wenn er immer wieder dem Spott der Mädchen ausgesetzt war. Xena gab sich sichtlich Mühe beim Billard, aber der Erfolg war sehr wechselhaft. Amelie hingegen stand weit über allen und er selbst sah seinen Vorsprung gegenüber Thao schwinden. Es war unglaublich, wie schnell seine Freundin lernte. Sie beobachtete Amelie und schien deren Methoden für sich zu adaptieren. Schon nach drei Spielen, hatte sie ein ziemlich hohes Niveau erreicht.

„Karl?"

Xena blickte dem Jungen frustriert ins Gesicht.

„Die machen uns fertig, wie sie wollen. Ich habe keine Lust mehr."

Der Junge grinste, nach drei Niederlagen hatte auch er genug von dem Spiel.

„Wie schauts aus? Wollen wir aufhören?"

Thao hob ihre Augenbrauen, sie hatte schließlich mit ihrem Süßen noch etwas vor. Amelie schien es egal zu sein. Es war ein Abend geworden, den ihr niemand mehr nehmen konnte.

„Ihr geht aber noch nicht, oder?"

Sie sah auf ihre Armbanduhr.

„Es ist gerade erst 22 Uhr vorbei."

Xena schüttelte den Kopf.

„Auf keinen Fall, Süße! Wir machen mit Dart weiter, das kann ich besser."

Thao war erstaunt.

„Echt? Ich dachte, du gehst kaum weg."

Verlegen verzog die Blondine ihr Gesicht.

„Ich spiele ja auch nicht in der Kneipe."

Thao starrte sie an. Näheres wollte sie gar nicht wissen.

„Du brauchst nicht näher ins Detail zu gehen. Na los! Spielen wir Pfeilchen werfen!"

Sie stellten die Queues zurück in die Halter, sammelten die Kugeln ein und brachten sie zurück in den Gastraum. Die Frauen blieben unbehelligt. Wahrscheinlich lag es an Amelie, man kannte die Tochter des Wirts.

„Wartet einen Moment! Ich hol schnell die Pfeile."

Amelie sah Thao, in deren Brieftasche nach Kleingeld wühlen und schüttelte den Kopf.

„Brauchst du nicht! Mit der Einladung ..., das ist ernst gemeint."

Die Punkerin sah Amelie nachdenklich an.

„Du, ich mag dich wirklich. Das alles musst du nicht für uns tun."

Das adipöse Mädchen umarmte Thao.

„Ich finde es einfach toll, wenn Ihr mit mir zusammen Spaß habt. Das nächste Mal könnt Ihr ja mich einladen, einverstanden?"

Die Punkerin nickte.

„Du bist so lieb, weißt du das? du verdienst so viel von dem zurück, was du anderen gibst ..."

Xena hatte den beiden zugehört. Auch sie mochte Amelie inzwischen sehr. Sie ging behutsam mit den Menschen um und versuchte, ihnen Gutes zu tun.

„Alles klar, mein Süßer?"

Karl nickte. Er spürte inzwischen die Wirkung des Alkohols. Er war das Trinken nicht gewöhnt.

„Geht schon. Ich muss nur langsamer machen."

Er spürte Thaos Hand, die ihm sanft über sein Gesicht streichelte. Er griff nach ihr und küsste sie.

„So! Wir können loslegen. Jeder für sich?", fragte Amelie.

Xena nickte zustimmend.

„Dann habe ich endlich mal ne Chance, ohne diesen Klotz an meinem Bein."

Karl schenkte ihr wütende Blicke.

„Boah! Pass nur auf! Ich werde dir zeigen, wer hier die großen Würfe macht."

Günter kam in den Raum und flüsterte Amelie ein paar Worte ins Ohr.

„Oh nein. Warum denn heute? Ihr habt es mir doch versprochen."

Ihr Bruder warf einen kurzen Blick auf Xena, redete dann aber weiter auf seine Schwester ein.

„Britta ist nicht gekommen. Nur ne halbe Stunde, meint Papa. Sonst gehen wir unter."

Amelie seufzte enttäuscht, ihr war das nicht recht.

„Okay. Aber länger nicht."

Günter versprach es und drückte seiner Schwester dankbar an sich.

„Sorry! Ich muss kurz mithelfen, sonst kriegen es meine Männer nicht hin."

Thao winkte ab.

„Spielen wir halt die erste Runde allein. Nicht schlimm."

Amelie verschwand hinter der Theke und half ihrem Vater beim Zapfen der Getränke und Spülen der Gläser. Xena sah dem Mädchen nachdenklich nach.

„Die sind alle so goldig."

Thao grinste.

„Vor allem ihr Bruder, oder?"

Die Domina blickte sie erstaunt an.

„Was meinst du?"

Die Punkerin stieß ihr in die Seite.

„Hast du seinen Blick vorhin nicht gesehen? Er scheint dich zu mögen."

Xena reagierte sichtlich verwirrt.

„Ach du Scheiße. Amelies Bruder? Bitte nicht!"

Sie warf einen kurzen Blick auf den jungen Mann, tatsächlich traf sich der ihre mit dem seinen.

„Was soll ich jetzt machen?"

Thao griff nach Xenas Hand und drückte sie sanft.

„Einfach offen für ihn sein. Wenn er nur halb so nett ist, wie seine Schwester, ist er der Richtige."

Xena runzelte die Stirn, ihr Verstand sagte nein, ihr Herz hingegen reagierte ganz anders.

„Vielleicht ist er gut zu mir, aber das ist nicht das Problem, Thao ..."

Sie warf einen entschuldigenden Blick an Thao vorbei, Karl wartete auf sie.

„Ich bin doch eine total kaputte Tusse, das weißt du doch."

Xenas blaue Augen zeigten Unsicherheit und Verzweiflung.

„Und dein ganzes Leben willst du allein bleiben? Scheiße, Xena! Mann!"

Thao biss sich auf die Lippen.

„Tue mir btte einen Gefallen, okay?"

Die Lederfrau sah das Punkermädchen fragend an.

„Warte einfach ab! du brauchst ja nichts zu machen! Wenn Günter dich aber anspricht, dann bist du nicht gleich arschig zu ihm, sondern wagst dich nur den einen Schritt weiter. Bitte!"

Xena atmete tief durch.

„Und du bist dir sicher, dass er mich leiden kann?"

Thao grinste breit und nickte ihr aufmunternd zu.

„Na klar! Als du ihm dein Moped überlassen hast, gehörte er schon dir."

Xena sah zu Karl rüber, der Dartpfeile aus der Zielscheibe herauszog.

„Männer sind einfach gestrickt, oder?"

Thao folgte ihrem Blick und nickte.

„Aber auch nur bis zu einem gewissen Grad. Du hattest übrigens recht vorhin. Ich habe gestern alles ruiniert."

Xena drückte ihre Freundin an sich.

„Aber er ist noch da. Das ist das Wichtigste."

Thao seufzte und faltete die Hände in ihrem Schoß.

„War knapp."

„Das glaube ich dir. Komm! Wir reden die Tage. Dein Männchen wartet auf uns."

Xena hatte nicht zu viel versprochen. Es war eigentlich sogar unfair, ihre Arme schienen so viel länger zu sein, als die ihrer Freunde. Thao und sie tranken noch einen Cocktail, während Karl es bei einer Cola beließ. Später konnte er ja noch mit Bier weitermachen, wenn ihm danach war.

Amelie aber wurde der Arbeit nicht mehr Herr. Verzweifelt sah sie zu ihren Freunden hinüber, die allein vor dem Dartautomaten standen. Heinz sah ihre traurigen Blicke, doch was sollte er tun? Das Geschäft war nun mal ihre Existenzgrundlage, der sich die Familie unterwerfen musste. Sein Herz zog sich zusammen, als er Amelies Tränen sah. Eigentlich hätte es ihr Abend werden sollen. Er warf einen Blick auf seinen Sohn, der gerade Speisen und Getränke an die Tische servierte. Gemeinsam mit zwei Bedienungen war er bestrebt, die Gäste im randvoll gefüllten Lokal zufriedenzustellen. Eine alles andere als leichte Aufgabe, wie der freundliche Wirt aus eigener Erfahrung wusste.

Der Junge hatte, neben seiner Lehre als Schlosser, immer schon in der väterlichen Kneipe geholfen. Hatte er jetzt sein Abi nachgeholt, würde er studieren gehen und sein Vater konnte es sich kaum vorstellen, dass er in der Nähe bleiben würde. Er spürte den Freiheitsdrang seiner beiden Kinder und würde sich deren Wünschen nicht mehr lange entgegenstellen können. Ein Gast riss ihn aus seinen Gedanken.

„Günter! Pass auf Bodo auf! Der hat jetzt genug."

Sein Sohn sah zu einem großen, fleischigen Kerl hinüber, der zusammen mit zwei Kollegen in Serie das Bier in sich hineinlaufen ließ.

„Er hat gerade noch ne Runde bestellt, soll ich die noch ausschenken?"

Sein Vater nickte. Er wollte den Gast nicht unnötig provozieren.

„Wenn die Küche zu ist, Amelie, kannst du Schluss machen. Dann hast du es hinter dir."

Sein Mädchen nickte. Der Vater ahnte nicht einmal, wie es in ihr aussah. Aus einer halben Stunde war eine geworden und bis die Küche schloss, waren sicherlich eineinhalb vergangen. Ihr Bruder warf ihr einen mitfühlenden Blick zu.

„Ich habe ihnen Bescheid gesagt, Amelie."

Das Mädchen dankte ihm. In diesem Moment war sie völlig verzweifelt.

„Hey, Günter, das kann nicht dein Ernst sein. Mann! Gib uns noch ne Runde Kurze und dann gehen wir!"

Der Junge schüttelte den Kopf.

„Hast genug, Bodo. Mach uns keinen Ärger bitte!"

Der große Kerl stand auf. Er war mehr als einen Kopf größer als Günter.

„Ich mache Ärger, wenn du mir nichts zu trinken gibst."

Er lachte und blähte sich auf.

„Eine Runde, Günter!"

Das Raunen der umliegenden Tische erstarb. Die Leute spürten den Konflikt und beobachteten ihn mit Neugier und Sorge zu gleichen Teilen.

Heinz nickte von der Theke aus seinem Jungen zu. Es musste dann aber das letzte Zugeständnis bleiben. Der Junge brachte die gewünschten Getränke und die umliegenden Tische nahmen ihre Unterhaltung wieder auf. Eine Viertelstunde später wurde die Befürchtung Gewissheit.

„Günter! Noch ne Runde!"

Der Junge musste die aufsteigende Wut in sich unterdrücken.

„Nein! du hast genug jetzt! Geh jetzt! Oder ich rufe die Bullen."

Bodos Stimme wurde weinerlich.

„Bitte! Wir sind doch ruhig. Was geht denn mit Euch? Hab doch lange keinen Ärger gemacht, oder nicht?"

Günther blieb hart.

„Du hast fünf Minuten, Bodo."

Der Betrunkene wurde aggressiv.

„Du kleiner Scheißer hast mir gar nichts zu sagen."

Günter wollte gerade zur Theke zurückgehen, blieb jedoch stehen und drehte sich um.

„Du gehst jetzt!"

Seine Stimme wurde gereizt. Heinz kam hinzu und wollte seinem Sohn notfalls beistehen.

„Bodo, du gehst jetzt, ansonsten gebe ich dir Lokalverbot."

Der Angesprochene musste sich am Tisch festhalten.

„Ihr Arschlöcher könnt mich mal. EINE RUNDE FÜR ALLE!", brüllte er in den Raum.

Amelie sah zu ihren Freunden hinüber, auch sie waren auf den betrunkenen Kerl aufmerksam geworden. Xena gesellte sich zu der Tochter des Wirts. Auch sie machte mittlerweile einen angetrunkenen Eindruck.

„Wenn Ihr Hilfe braucht, ich bring ihn raus."

Amelie sah sie erstaunt an.

„Du?"

Die große Frau nickte entschlossen.

„Glaub mir, ich kenne mich mit solchen Schweinchen aus."

Das Mädchen schüttelte den Kopf.

„Geh bitte wieder zu Thao und Karl! Ich bin gleich wieder bei Euch."

Xena sah missmutig drein, trollte sich aber wieder zu ihren Freunden zurück. Amelie hatte sie um den ganzen Spaß gebracht. Das dicke Mädchen aber sah schon erneute Verzögerungen auf sich zukommen, ging kurz entschlossen zur Garderobe, suchte die Jacke des rabiaten Kerls und ging zwischen ihrem Bruder und Vater hindurch auf den stark alkoholisierten Gast zu.

„Amelie! Was soll das?", rief Heinz ihr noch hinterher.

„Komm Bodo! Zieh dich an! Dir geht's doch wirklich nicht gut.", redete das Mädchen mit ruhiger Stimme auf den Mann ein.

„Dir ist doch sicher schon richtig schlecht, oder nicht?"

Der Betrunkene sah das Mädchen erstaunt an, die ihm mit ausgestreckten Armen den Parka hinhielt.

„Soll Günther dir ein Taxi holen?"

Bodo schien zu überlegen, brachte aber kein Wort heraus.

„Komm, Papa! Hilf ihm! Er ist ganz wackelig auf seinen Beinen."

Heinz sah staunend zu seinem Mädchen hinüber, kam heran und nahm den Arm des Gastes auf seine Schultern.

„Und du holst ein Taxi für Bodo!"

Günter nickte und nahm sein Handy zur Hand. Bodo schien jetzt zu begreifen, dass er hinauskomplimentiert wurde, und wollte sich erneut auflehnen. Doch Amelie redete weiter beruhigend auf ihn ein, fragte, was er denn alles getrunken und morgen am Plan hätte. Zum Schluss sprach sie mit ihm über Billard und schlug ihm sogar vor, eine Runde mit ihm zu spielen. Eine Viertelstunde später saß der Problemfall im Taxi und das Mädchen ließ sich von Vater und Bruder feiern.