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Thao 18

Geschichte Info
Und es geht weiter...
11.2k Wörter
4.7
10.9k
1

Teil 18 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
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41. Kali ist zufrieden

„Kommst du nochmal mit, bevor du dich umziehen gehst?"

Thao nickte und folge Kali in einen kleinen Aufenthaltsraum hinein. Sie hatten gerade Jakob entlassen, der sich nun duschen und umziehen durfte.

„Setz dich! Magst einen Kaffee?"

Thao war gern einverstanden.

„Du hast die Domina im Blut, Thao. Sicher, du musst noch viel lernen, aber bei dir wird das nicht lange dauern. Es hat dir Spaß gemacht, stimmt´s?"

Die junge Domina ließ noch einmal die Session für sich Revue passieren.

„Jakob kam mir so billig vor. Ich weiß nicht, ich empfand keine Achtung für ihn. Ist das schlimm?"

Kali runzelte die Stirn.

„Ich dachte, er gefällt dir?"

Thao wusste nicht recht, wie sie es der Kollegen beschreiben sollte.

„Er ist nicht hässlich, aber er hat so etwas an sich, was ihn erbärmlich macht."

Kali war mit ihren Worten nicht einverstanden.

„Das mag sein, Thao. Aber ohne diese Erbärmlichkeit würden wir nicht so viel Geld verdienen. Nimm es hin! Das sind Männer, die starke Frauen suchen, denen sie sich hingeben und schenken dürfen. Leider finden sie diese privat nur äußerst selten. Verachte sie deshalb nicht! Ich wette, wenn du einmal unter einem harten und strengen Gebieter leiden würdest ..., du könntest auf einmal Männer wie Jakob verstehen."

Thao dachte an Karl und das Sama. Sie konnte sich ihren Freund so gar nicht als harten Dominus vorstellen. Sie musste lächeln bei diesem Gedanken.

„Auf jeden Fall hast du deine Sache sehr gut gemacht. Dass ich dich kurz alleinlassen musste, tut mir leid, aber du hast ja trotzdem deine Frau gestanden."

Kali reichte ihr einen Umschlag.

„Das ist dein Lohn für den heutigen Einsatz. Du bekommst ihn nach jedem Termin."

Thao öffnete ihn und sah hinein. Es waren hundertzwanzig Euro darin.

„Jakob möchte dich wiedersehen. Er hat sich ein wenig in dich verguckt, wie es scheint."

Kali lachte.

„Ich bin ein wenig eifersüchtig, wenn ich ehrlich bin."

Thao war dieser Gedanke unangenehm.

„Er ist ein gutes Startkapital für dich. Wenn du ihn dazu bringen kannst, tiefer in die Szene einzutauchen, kann er dir auch neue Kundschaft vermitteln."

Kali reichte dem Mädchen eine Tasse Kaffee.

„Danke Kali! Für alles!"

Die Domina winkte ab.

„Ich habe mehr Kunden, als ich bewältigen kann. Das ist selten in unserem Job. Und bei dir mache ich mir keine Sorgen darüber, dass nicht auch du bald einen außergewöhnlichen Ruf genießen wirst."

Thao dachte an Karl, Schule und Studium.

„Ich werde das aber nur nebenbei machen können."

Die Domina lächelte sie an.

„Ich bin da zwar nicht sicher, ob du lange diesen Wunsch haben wirst, aber selbst wenn. Drei bis vier Kunden die Woche gehen immer."

Thao seufzte. Das alles hier nahm zu schnell konkrete Formen für sie an.

42. Jamsession bei Simon

Karl horchte den letzten Tönen hinterher. Lena konnte wirklich singen. Sie hatte eine etwas rauchige, kehlige Stimme, aber mit einem gewaltigen Volumen. Es war fantastisch und imponierend, was sie von sich gab.

Simon grinste ihm zu.

„Na? Was sagst du? Hat sie was drauf?"

Karl sah zu Lena rüber, welche ihn erwartungsvoll ansah.

„Joa! Nicht schlecht."

Er grinste. Simon aber knuffte ihn in die Seite.

„Du bist ja doof! Hast du zu viel Schmalz in den Ohren?"

Lena lachte.

„Hey! Lass Karl in Ruhe! Ist doch völlig in Ordnung, wenn er anders denkt, als du."

Karl beobachtete die beiden. Sie hatten sich behutsam angenähert. Das heißt Simon Lena. Sogar sein Zimmer war aufgeräumt und wirkte auf einmal wohnlich und manierlich, was er bei seinem Freund nicht für möglich gehalten hatte.

„Du singst super, Lena! Gar keine Frage. Aber in den Höhen hältst du nicht jeden Ton, wenn ich dir das sagen darf."

Simon runzelte die Stirn.

„Wow, bist du ein Klugscheißer! Jetzt genieß das doch mal! Wollen wir noch eins?"

Lena sah fragend zu Karl hinüber.

„Du musst mir doch noch eine Chance geben."

Er ließ sich nicht bitten.

„Und? Was soll es sein?"

Lena überlegte kurz.

„Kennt Ihr Ex-Girlfriend von No Doubt?"

Simon nickte.

„Ist zwar nicht so das Lied für Gitarre ..., ach, scheißegal."

„Kannst du mal ansingen?"

Lena ließ die ersten Töne hören.

„Okay! Ich denke, das kennst du auch, Karl, oder?"

Der Junge nickte und klimperte kurz auf der Akustikgitarre.

„Obwohl wir da völlig zur Bedeutungslosigkeit verkommen. Na komm! Schieß los!"

Und Lena legte los. Ihre Stimme klang mit einer Intensität durch den Raum, die einen einfach mitriss. Auch Karl fand nichts, was er an ihrem Gesang beanstanden konnte. War das ihre Glanzparade gewesen? Seine Finger fanden allein die Saiten, sein Kopf schien nur noch Ohr zu sein.

Simon indes versuchte, ihren Gesang so stilvoll zu unterlegen, wie er nur konnte. Man musste schon so viel Talent haben wie er, um sie dabei nicht zu stören oder die Gewichtung des Stücks zu verändern. Mit dem letzten Ton öffnete sich die Tür und Simons Schwester trat ein. Überrascht hörte sie die letzten Laute des Mädchens und stellte sich ihr dann begeistert vor.

„Hi! Ich bin Sophie! Simons Schwester."

Lena nickte und nannte ihren Namen.

„Was geht denn mit Euch ab? Ihr rockt ja das ganze Haus."

Sie sah ehrfürchtig zu Lena hinüber.

„Was war das gerade? Wahnsinn! Was du für eine krasse Stimme hast!"

„Hallo Karl!"

Er konnte es nicht verhindern, sie umarmte ihn.

„Und gibt es was Neues bei dir?"

Karl verneinte.

„Nee! Geht alles seinen Gang."

Er blieb ebenfalls bei einer Floskel.

„Und bei dir?"

Sophie legte ihm ihre Hand auf die Schulter.

„Mir geht es gut. Und mit Thao läuft alles?"

Der Junge musste grinsen. Es schien die Kernfrage ihres Besuches zu sein. Sie hatte sich anscheinend sogar zurechtgemacht, wirkte frisch geschminkt und trug eine enge Bluejeans.

„Gut! Sehr gut sogar."

Sophie nickte nachdenklich. Sie suchte vergebens nach der Lüge in seinen Worten.

„Spielt Ihr noch was? Würde die Lena gern nochmal hören."

Das hagere Mädchen war einverstanden und so sang sie noch drei weitere Lieder, begleitet von den beiden Jungen.

Sophie war sprachlos. Das Mädchen hatte ein unglaubliches Organ. Sie sang fehlerfrei, als ob sie die musikalische Kompetenz der Jungen am Anfang auf die Probe hatte stellen wollen.

„Warum machst du das nicht zum Beruf, Lena?"

Sophie zeigte viel Begeisterung. So ein Talent musste doch gefördert werden.

„Die Konkurrenz ist groß und ich glaube, es reicht bei mir einfach nicht dafür."

Simon nickte. Er hatte ja dieselben Bedenken. Karl aber dachte ähnlich wie Sophie.

„Hast du schon mal irgendwo vorgesungen? Ich meine, Schulband schön und gut, aber das sollte wirklich bei dir nicht alles bleiben."

Lena lächelte.

„Vielleicht, wenn ich mit der Schule fertig bin."

Karl nickte.

„Hört sich nach einen Plan an."

Er packte die Gitarre zurück in ihren Koffer und sah sich nach seiner Jacke um. Simon starrte ihn entgeistert an.

„Du willst schon gehen?"

Sein Freund hielt ihm die Hand hin.

„Thao kommt gleich zu mir. Ich will mir mit ihr einen ruhigen Abend machen."

Er verabschiedete sich auch von Lena und Sophie.

„Hat Spaß gemacht! Wirklich! Lass uns das nochmal wiederholen, Lena!"

Sie zwinkerte ihm zu und hob lässig ihren Daumen. Sie wusste sich cool in Szene zu setzen und schien auf ihre Wirkung bedacht zu sein.

„Karl! Warte! Ich bringe dich runter."

Simon entschuldigte sich bei Lena, nickte Sophie zu, als Zeichen, dass sie noch so lange bei seinem Gast bleiben sollte, und ging dann mit seinem Freund die breite Treppe nach unten.

„Und wie läuft es zwischen Lena und dir?"

Karl hatte Simons sehnsüchtige Blicke Richtung Lena kaum übersehen können. Sein Freund wirkte unsicher und machte einen nervösen Eindruck.

„Eher freundschaftlich. Ich weiß nicht, wie ich mich ihr nähern könnte. Oder einfach sagen, dass ich sie mag. Ich habe Angst davor, dass sie mich abblitzen lässt."

Karl kannte das. Ihm war es ja bei Thao auch so gegangen. Und da hatte er auch wirklich allen Grund dazu gehabt. Lena war da anders, außerdem schien sie zu spüren, dass Simon Interesse an ihr hatte.

„Sie findet das Haus toll und meint, ich könnte gut Gitarre spielen. Das war es bis jetzt auch schon. Ein bisschen wenig, um bei ihr zu punkten, oder?"

Karl stieß ihn in die Seite.

„Weißt du was? Zwei mehr als ich hatte. Frag sie einfach! Geh mit ihr in einen Film oder lade sie zu einem Konzert ein!"

Das Letzte schien die Idee zu sein.

„Mann, das ist es! Du weißt doch, worauf sie steht. Such das Richtige aus und kauf zwei Karten für ruch! Da hast du einen gemeinsamen Abend ganz sicher."

Simon konnte sich sofort für diese Idee begeistern.

„Du hast recht! Die Idee!."

Beinahe hätte er Karl umarmt. Besann sich aber, als er dessen abwehrende Geste bemerkte.

„Wie sieht es bei dir aus? Du schaust müde aus. Wann musst du jetzt nachschreiben?"

Karl seufzte. Für den Moment hatte er daran nicht denken müssen.

„Montag. Ich könnt so speien. Ich fühl mich total unsicher. Mal klappt es und wenn ich dann die Gegenrechnung mache, kapiere ich wieder gar nichts. Das ist alles so beschissen, Alter!"

„Und Thao? Hilft sie dir denn nicht?"

Karl öffnete die Haustür und trat nach draußen. Es war kalt geworden und bereits dunkel.

„Klar! Das, was ich weiß, hab ich von ihr. Ist frustend, die kann das so ohne Mühe, verstehste?"

Simon legte ihm seine Hand auf die Schulter.

„Du hast dafür andere Qualitäten, Karl. Und davon hat sie auch schon profitiert. Ihr passt wirklich gut zusammen."

„Wenn wir mal zur Ruhe kommen würden. Aber immer passiert irgendeine Scheiße bei uns."

Simon lächelte.

„Glaub mir, wenn ich sage, dass ich deine Probleme gern hätte. Und denk mal zurück! Noch nicht lange her, oder?"

Karl staunte. Sein Freund hatte recht. Was wollte er eigentlich?

„Ich mache mal los, Simon! Wir telefonieren? Viel Glück bei Lena! Vielleicht haben wir ja bald Pärchentreffen."

Simon winkte ihm nochmal lässig zu, dann schloss er die Tür. Karl war froh. Er wollte nur noch nach Hause. Er hatte Sehnsucht nach Thao und Verlangen. Hoffentlich war auch sie in der richtigen Stimmung.

43. Thaos Abend

Thao war in ihren Gedanken immer noch im Palais. Es war faszinierend gewesen, hatte aber nicht jene Intensität, mit der sie bei Schmerzkunst das erste Mal diese Schattenwelt erleben durfte. Was sie sofort gestört hatte, war die Reserviertheit von Kali und der Gräfin. Vor allem deren Ausstrahlung war so kalt und berechnend gewesen. Vielleicht waren sie Frauen, die zielstrebig und in dem, was sie taten, erfolgreich waren, aber sie wirkten keinesfalls glücklich oder zufrieden dabei.

Thao hatte es nicht mehr weit. Aus der U-Bahnstation heraus, die Treppe hoch, ein paar hundert Meter und sie war wieder zu Hause. Sie würde nur ein paar Sachen holen und nachschauen, ob ihre Mutter da war.

„Schönen, guten Abend, Frau Passow!"

Die alte Dame nickte und schloss wieder die Tür. Thao aber lachte. Sie fand die Rentnerin zum Piepen. Das Mädchen trat in die Wohnung, prallte aber regelrecht zurück. Es war niemand da. Die Wohnzimmertür stand offen, am Spiegel im Flur klebte ein Zettel.

„Bin die Tage bei Rüdiger, mein Schatz. Wenn was ist, ruf an! Hab dich lieb! Mama."

Sie musste sich setzen. Ihr Magen zog sich zusammen. Hatte sie sich denn so getäuscht? Sie starrte vor sich hin. Das Geld hätte auf jeden Fall für die Miete und zwei Wochen gereicht. War ihre Mutter wirklich ein Mensch wie Jakob? Sie hatte sich diese Frage schon oft gestellt. Aber nie eine zufriedenstellende Antwort darauf gefunden.

Das belastete sie so ungemein. Als Tochter wollte sie ihre Mutter schützen, aber wie konnte sie das, wenn diese immer wieder zu diesem brutalen Wichser zurückkehrte? Sie seufzte, ging in ihr Zimmer und holte ein paar Wäschestücke aus ihrem Schrank hervor. Sie wollte jetzt nur noch Karls Nähe spüren, bei ihm sein und sich bei ihm geborgen fühlen. Sie dachte an ihren Nachmittag im Palais. Was sollte sie ihm sagen, wenn er nach ihren Tag fragte? Sie hasste es, ihn anzulügen. Sie war auch nicht gut darin, wollte es auch gar nicht sein. Noch ein flüchtiger Blick durch die Wohnung, dann machte sie sich auf den Weg.

„Bist du das, Karl?"

Katjas Stimme klang aus dem Wohnzimmer.

„Nein, ich!"

Karls Mutter stand und kam auf das Mädchen zu.

„Hallo, Kleine! Geht´s dir gut?"

Thao musste grinsen. Sie war viel größer als Katja.

„Alles in Ordnung! Karl hat mir von Euren Reiseplänen erzählt."

Die kleine, resolute Frau vor ihr wurde blass.

„Und? Er macht sich viele Gedanken, stimmt´s?"

Thao nickte.

„Wer könnte es ihm auch verdenken, oder? Er hat einfach Schiss um Euch."

Das Mädchen wirkte müde und ausgelaugt auf Katja.

„Magst dich ein wenig ins Wohnzimmer zu mir setzen? Harald ist arbeiten und ich bin wieder mal allein."

„Warte! Komm gleich."

Sie hängte ihren Mantel auf, stellte ihre Tasche in Karls Zimmer und setzte sich zu Katja auf die Couch.

„Magst was trinken, Thao?"

Das Mädchen schüttelte den Kopf, lehnte ihren Kopf an Katjas Schulter und atmete tief durch.

„Hey? So einen schweren Tag gehabt?"

Thao lächelte.

„Ach. So wie die letzten auch. Im Moment ist Frust angesagt."

Karls Mutter kannte das nur zu gut. Nur dass ein Mädchen in diesem Alter so empfand, schockierte sie.

„Ist zwischen Euch alles okay?"

Thao nickte.

„Klar! Da brauchst dir keine Sorgen machen."

Musste sie das nicht? Warum machte sie sich dann welche? Es war doch alles scheiße.

„Wie war es bei dir? Hast du jemand ganz bösen erwischt?"

Katja lächelte.

„Ich glaube, du hast eine falsche Vorstellung von meinem Job, Süße. Ladendiebe, ein brutaler Zuhälter, welcher eins seiner Mädchen halb totgeschlagen hat, ein Überfall auf einen Kiosk und drei Einbrüche."

Thao sah sie schockiert an.

„Woah, das ist ja ätzend. Und solch eine Scheiße jeden Tag?"

Katja nickte.

„Naja! Berichte und Dienstpläne darf ich auch noch schreiben und Einsatzleiterin bin ich ja auch noch."

Thao hatte Katja des Öfteren in Uniform gesehen. Sie sah trotzdem aus, wie ein kleines Püppchen.

„Hast du einen Partner? Wie ist der so drauf?"

Katja lachte.

„Gunnar? Frag nicht! Seitdem er verheiratet ist, wird er immer dicker. Seine Frau muss eine exzellente Köchin sein, zumindest schwärmt er deshalb immer wieder von ihr. Wie es natürlich Gott in seiner Herrlichkeit eingerichtet hat, bleibt sie gertenschlank. Ist eine Hübsche und nett obendrein, ich rede ihm schon die ganze Zeit zu, dass er wieder abnehmen soll. Erstens wird er sonst in den Innendienst versetzt werden, den er hasst, und zweitens weiß ich nicht, ob er seine Frau so halten kann. Sie versuchen sich im Kinder machen, seit über einem Jahr, allerdings vergebens."

„Hört sich nicht gut an."

Thao konnte sich in die Sorgen Katjas um ihren Kollegen hinein fühlen.

„Du verstehst dich gut mit ihm, oder?"

Karls Mutter lächelte.

„Sehr gut sogar. Mit der Zeit ist man einfach sehr gut befreundet und kennt sich in- und auswendig."

Das Punkermädchen sah sie mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht an.

„Was? Komm schon! Raus mit der Sprache!"

Thao grinste breit.

„Und Gunnar hat nie versucht, dich anzumachen?"

Katja schien kurz in ihren Erinnerungen zu schwelgen.

„Doch! Er war eine lange Zeit ziemlich verliebt in mich. Aber es kam für mich nicht in Frage. Keine Sekunde, glaub mir das! Harald ist der Mann, den ich liebe, auch wenn es manchmal schwer mit ihm ist."

Sie sah zu dem Mädchen hinüber, das immer noch grinste.

„Und mit dir ist es nie schwer?"

Katja runzelte die Stirn.

„Nicht frech werden, Kleine!"

Sie knuffte Thao leicht in die Seite.

„Wie wäre es mit uns beiden? Gucken wir uns einen Film an? Karl ist sicher noch ein wenig bei Simon."

„Gut! Warum nicht? Was hast denn auf dem Programm stehen?"

Katja holte eine Zeitschrift hervor.

„Kommt eigentlich nichts Besonderes ..., halt hier! Der Teufel trägt Prada. Wär das was?"

Katja sah das Mädchen fragend an. Die nickte.

„Klar! Warum auch nicht? Vielleicht lernen wir vom Teufel ja noch was."

Karls Mutter lachte.

„Du kannst dagegen protestieren, wie du magst, ich mache uns jetzt eine Flasche Wein auf."

Der Film war gut. Hin und wieder unterhielten sich die beiden, fanden Parallelen von herrschsüchtigen und autoritären Frauen in ihrem eigenen Leben und versetzten sich selbst in die Rolle der Assistentin.

„Ich hätte ihr, glaube ich, schon die Fresse poliert.", meinte Thao trocken.

Katja nickte.

„Glaub mir, ich hätte sogar weggesehen. Hatte mal eine Kollegin, die hat alles beiseite geräumt, was ihr auf dem Weg nach oben im Weg stand. Das war solch ein Drachen, ich glaube, irgendjemand hätte früher oder später zur Dienstwaffe gegriffen."

Thao sah neugierig zu Katja rüber.

„Und? Was ist mit ihr passiert?"

Karls Mutter lachte in ihr Glas Rotwein hinein.

„Sie wurde tatsächlich angeschossen."

Die Punkerin verzog ihr Gesicht.

„Und das findest du lustig?"

Katja nickte.

„Von ihrem Freund! Hat Zwillinge bekommen. Vorbei war´s dann mit der Karriere."

Thao lachte.

„Angeschossen? Geile Bezeichnung dafür."

Katja schien sich über diese Bestätigung zu freuen. Vielleicht weil sie sich selbst dadurch etwas cooler fand? Thao genoss diese Zeit mit Karls Mutter. Unwirklich, wenn sie genau darüber nachdachte. Sie hatte keinen einfachen Charakter, aber sie selbst ja auch nicht wirklich. Ob es vielleicht sogar daran lag?

„Wundert mich eigentlich, dass es so viele Beamtinnen gibt."

Katja gab ihr recht.

„Das kommt, weil viele Mädels denken, dass die Männer auf Frauen in Uniform stehen. So das gewisse Autoritäre, verstehst du?"

Thao dachte an ihren Nachmittag als Domina. Verstehen? Wenn Katja nur wüsste. Der Gedanke schockierte sie nicht. Ganz im Gegenteil. Sie wusste genau, wie Frauen in diesem Fall wirken konnten.

„Und was ist mit dir? Warum bist du zur Polizei gegangen? Doch nicht wegen Männern?"

Katja nahm einen Schluck aus ihrem Weinglas.

„Du, das war ein Scherz mit den Kerlen. Glaubst du wirklich, deshalb wird man Polizistin? Nein, Thao. Ich wollte zur Polizei gehen, damit ich einen Job habe, der mich ausfüllt, der nicht langweilig ist und wo ich das Gefühl habe, eine gewisse Wirkung zu hinterlassen. Leider ist letzteres weit weniger der Fall, als ich es mir anfänglich erhofft hatte. Es wird immer schlimmer, hab ich das Gefühl, von Jahr zu Jahr."

Thao spürte Katjas Erregung, die kleine Frau schien voller Frust zu sein.

Sie sahen sich den Film weiter an und nach einigen Minuten kehrte die Unbeschwertheit zwischen ihnen wieder zurück. Trotzdem war das Mädchen erleichtert, als sie die Tür gehen hörte und Karl im Flur auftauchte.

44. Thao will nicht lügen

„Hey!"

Karl freute sich, als Thao ihm entgegenkam und ihn freudig umarmte. Er schloss seine Augen, als er ihre Lippen auf den seinen spürte, den Druck ihrer Brüste und die Wärme ihrer Wange. Kurz hielten sie sich in den Armen, dann lösten sie sich wieder voneinander und Karl wandte sich seiner Mutter zu.

„Schön, dass du deine Mutter nicht völlig vergessen hast. Wie war es bei Simon?"

Karls müdes Gesicht wandelte sich und zeigte seine Begeisterung.

„Ihr wisst ja, wie Simon spielen kann, oder? Lena singt so ..., es war einfach unglaublich. Du fühlst dich von ihrer Stimme sofort abgeholt und mitgenommen. Das war einfach geil. Am Anfang dachte ich noch, ein paar Fehler in ihrer Tonfolge heraushören zu können, aber dann ..."

Er nahm Thao nochmal in den Arm und gab ihr einen Kuss.

„Beim nächsten Mal musst du dir das unbedingt anhören! Du wirst genauso begeistert sein."

Thao lächelte. Im Gegensatz zu vorhin wirkte ihr Freund jetzt wieder ausgelassen und sorgenfrei.

„Komm! Lass uns in mein Zimmer gehen."

Er wandte sich zu seiner Mutter um.

„Ist das okay?"

Katja nickte.

„Macht ruhig! Ich schau mir den Film zu Ende an und gehe dann ins Bett."