Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Thao 19

Geschichte Info
Viel Spaß beim Weiterlesen!
10.3k Wörter
4.66
8.9k
00

Teil 19 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

48. Gespräch mit Xena

"Wer ist da?"

Thao musste grinsen. Die Domina schien wirklich überrascht zu sein, dass jemand bei ihr klingelte.

"Hey! Kann ich hochkommen?"

In der Türsprechanlage blieb es einen Moment lang still.

"Babybitch? Was ist passiert? Hast dein Telefon verloren?"

Thao verdrehte die Augen.

"Hast Zeit und Lust zu quatschen?"

Xena ließ ein heiseres Lachen hören.

"Ich mach dir auf. Stampf bitte laut auf, wenn du durchs Treppenhaus gehst, ja!?"

Thao kapierte es zwar nicht, versprach es ihr aber schließlich. Der Summer ging, dann war sie auch schon im Flur. Thao hatte ihre Springerstiefel an. Die hatten zwar keine richtigen Absätze, knallten aber dennoch laut, wenn man ordentlich auf den Boden stampfte. Zudem hatte die Punkerin kräftige Beine und ließ es sich nicht nehmen, diese, wie von Xena gewünscht, zur Geltung zu bringen.

Sie sah kurz am Geländer nach oben. Xenas Kopf war zu sehen, die große Blondine grinste nach unten. Das Mädchen dachte an den Pizzajungen und trampelte die Treppe nach oben, wie ihr von der Domina geheißen.

Thao war erst in der zweiten Etage angekommen, als sich auch schon eine Wohnungstür öffnete und ein dicker Mann im Bademantel Bauch und Kopf in den Flur streckte.

"JA VERDAMMTE SCHEISSE! IST HIER NIE RUHE IM HAUS? WER HAT DIR DENN INS HIRN GESCHISSEN, MÄDCHEN? BIST ZU BLÖDE DIE FÜSSE ZU HEBEN?"

Das Punkermädchen sah ihn erschrocken an, sammelte sich aber erstaunlich schnell.

"Aber Onkel! Das sind meine Gesundheitsschuhe. Ich muss sie tragen, sagt meine Ärztin."

Ihre Stimme klang schlecht geschauspielert, schrill, piepsig und viel zu mädchenhaft. Schwer zu sagen, ob der Kerl es ihr abkaufte. Misstrauisch, aber auch unschlüssig, sah er ihr hinterher, während sie weiterhin Stufe um Stufe ihre Stiefel auf die Treppe knallen ließ.

"Schönen Abend noch, Onkel!"

Thao winkte ihm mit auffallend doofer Geste zu.

Er stand noch immer wie angewurzelt in seiner Tür und schien bei jedem ihrer Schritte zusammenzuzucken und beinahe körperlich zu leiden. Dabei schien er voller Misstrauen zu sein, obwohl das Mädchen wirklich etwas von einer Behinderten hatte, wie er glaubte.

"Ähhhh! Wünsche ich dir auch!" Stammelte er schließlich, sich dabei verlegen seinen Hinterkopf kratzend.

Thao hörte noch im Hintergrund der Wohnung eine zeternde Frauenstimme, dann einige erklärende Worte des Dicken, bis sie schließlich, außer dem Stampfen ihrer Stiefel, nichts mehr hören konnte.

"Was hast du mit ihm gemacht?"

Xena starrte ihre Freundin ungläubig an.

"Ich habe mich schon bereitgehalten, verdammt."

Thao grinste und umarmte die große Frau. Xena sah gut aus in ihrem schwarzen Rollkragenpullover und den engen Reiterhosen. Grinsend blickte die Punkerin auf Xenas kniehohen braunen Stiefel. Ob sie wohl extra welche für zu Hause hatte?

"Nichts! Er mag mich anscheinend."

"Das Arschloch? Glaubst du ja selbst nicht!"

Ungläubig sah Xena nochmals am Treppengeländer hinunter, während Thao an ihr vorbei in die Wohnung ging.

"Was hast du für ein Problem mit ihm? Doch nicht, weil er fett ist, oder?"

Xena sah sie ungehalten an.

"Du solltest mich doch mittlerweile kennen, oder?"

Thao hängte ihre Tasche und Jacke an den silbernen Kleiderständer, während sich die Domina ihr erklärte.

„Ach, er scheißt jeden im Haus zusammen, wenn es seiner Meinung nach zu laut wird. Nur bei mir ist er scheißfreundlich und starrt auf meine Titten, während er mich nett grüßt. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass er mir noch nie ins Gesicht gesehen hat."

„Da verpasst er ja auch nicht allzu viel, wie ich finde."

Xena runzelte die Stirn.

„Willst frech werden, Babybitch?"

Sie boxten sich spielerisch, während sie ins Wohnzimmer gingen. Thao musste neidlos anerkennen, dass Xena genau wusste, was sie tat, als deren Faust nur wenige Millimeter vor ihrem Gesicht stoppte. Unter anderen Umständen hätte sie keine Chance gegen sie gehabt. Thao lächelte, als sie an das erste Aufeinandertreffen bei Schmerzkunst dachte.

„Setz dich! Willst was trinken? Ich habe aber kein Kinderbier für dich da."

Thao zeigte ihr den Finger, stieg dann aber darauf ein.

„Darf ich dann eins für Große haben, bitte? Nur weil heute Samstag ist?"

Xena lachte und verschwand in der Küche.

„Warum hast denn Karl nicht mitgenommen? Wäre bestimmt lustig geworden."

„Damit du ihn mir ausspannst, was? Nie und nimmer."

Die Punkerin schreckte zusammen. Xena schien ein Glas fallengelassen zu haben.

„Soll ich dir helfen?"

„Nein, ist alles gut. Ich komme schon zurecht."

Das Mädchen fläzte sich auf die moderne Couchgarnitur und dachte an ihren Freund. Der Arme lernte für seine Mathematikprüfung, die er nachschreiben musste. Sie hatte ihm ein paar Stunden dabei geholfen, aber er wollte dann allein weitermachen. Zu sehr hatte seine Konzentration nachgelassen.

„Hier!"

Xena reicht Thao eine Flasche und setzte sich ihr gegenüber.

„Hat sich dieser Andreas noch mal gerührt?"

Thao schien überrascht. An diesen Idioten hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht.

„Karl hat mir zumindest nichts erzählt."

Xena nickte beruhigt, nahm einen Schluck Bier und machte es sich auf ähnliche Weise bequem wie Thao. Sie nahm sogar die Stiefel hoch und legte ihre Beine auf die Couch. Für eine Weile blieb es still zwischen den beiden.

„Was starrst du mich so an?", fragte Thao lachend.

„Ich kann doch gucken, wie ich will, du kleine Kröte."

Die Punkerin schleuderte ein Kissen in Richtung ihrer blonden Freundin.

„Hey! Mach mir die Einrichtung nicht kaputt!"

Xena fing das Kissen auf und legte es betont sorgsam zur Seite.

„Los! Erzähl schon! Hat Karl dich hart rangenommen?"

Thao schien sich durch Xenas Worte an etwas zu erinnern.

„Sag mal, warum hast du ihm was gezeigt und mir nicht? Ich versteh das nicht."

Sie klang aufrichtig enttäuscht. Die blauen Augen der Domina blieben nachdenklich auf das Mädchen gerichtet.

„Ich wollte nicht, dass Ihr beide etwas zwischen euch kaputtmacht. Deshalb wahrscheinlich. Außerdem scheint Karl nicht wirklich auf SM zu stehen. Ich dachte, vielleicht könnte ich es ihm etwas leichter machen."

Sie warf dem Mädchen einen eindringlichen Blick zu.

„Sag schon! Ist alles gut gegangen zwischen Euch?"

Die Punkerin grinste breit.

„Es war so krass, Xena. Er hat mich total überrascht. Ich habe versucht, mit allem zu rechnen und mich darauf vorzubereiten, doch er ..."

Sie dachte an den gestrigen Abend zurück.

„... hat einfach sein eigenes Ding abgezogen. So fern von all dem, was ich bisher über SM gelesen, gesehen oder gehört habe."

Die Domina sah ungläubig zu der Punkerin hinüber. Sie hatte ihm doch so viel gezeigt und er hatte davon gar nichts angenommen? Ihr ging es wie Thao. Sie war überrascht.

„Kapier ich nicht. Wie meinst du das?"

Das Mädchen starrte gedankenverloren an ihrer Freundin vorbei.

„Er ist sich wie immer treu geblieben. Ich glaube, er kann und will das gar nicht. Mich schlagen oder fesseln, meine ich. Das ist einfach nicht er ..."

Xena verstand immer noch nicht.

„Dann habt Ihr also was gemacht? Ich meine, dann hätte er doch nicht mit dir ins Sama gehen müssen ..."

„Er hat von mir einfach Gehorsam eingefordert und mich versprechen lassen, dass ich mich in allem füge, was er mit mir vorhat. Er kennt mich ja gut genug und weiß ganz genau, wie schwer mir das fällt und wie ätzend ich es finde, wenn jemand einen auf Chef macht bei mir. Fast hätte ich mir gewünscht, dass er mich schlägt oder zwingt. Stattdessen ist er freundlich geblieben und hat mir Anordnungen erteilt, als ob ich seine schwarze Südstaatensklavin wäre. Es war so unglaublich demütigend und ich hätte niemals geglaubt, wie sehr ich darunter leiden könnte, selbst bei ihm nicht."

Xena sah sie erstaunt an.

„Er hat dir kein einziges Mal wehgetan?"

Thao schüttelte ihren Kopf.

„Nein! Nicht ein einziges Mal!"

Xena blieb neugierig.

„Was hat er mit dir gemacht? Erzähl schon!"

Das Punkermädchen berichtete vom gestrigen Abend, erzählte davon, wie Karl sie dazu genötigt hatte, sich vor ihm auszuziehen, ihn zu bedienen und sich ihm hinzugeben, in allem, was er von ihr gefordert hatte. Bildhaft gab sie die Situationen wieder und den heftigen Orgasmus, den sie an dem Abend durch ihn bekommen hatte.

„Scheiße, ich weiß immer noch nicht, was er mir da in die Muschi gedrückt hat."

Xena hatte Mühe, sich zusammenzureißen. Wenigstens in diesem Punkt hatte Karl auf ihren Rat zurückgegriffen.

„Ich wünsch mir auch einen Karl, Thao!"

Die Punkerin sah sie überrascht an.

„Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, Thao, aber ich bin eifersüchtig auf dich. Es hört sich vielleicht blöd an, aber es ist so."

Thao verzog ihren Mund, als ob sie im Begriff wäre, jeden Moment loszulachen. Sie suchte nach dem Scherz in den Worten ihrer Freundin und kapierte erst allmählich, dass diese es ernst meinte.

„Wie meinst du das jetzt?"

Xena sah auf ihre Stiefel hinunter. Vielleicht hätte sie es Thao doch nicht beichten dürfen?

„Ich stehe auf ihn und seine Art. Er hält dich und deine Macken aus, wie du weißt. Solch einen Mann würde ich mir auch für mich wünschen."

Das Punkermädchen starrte die blonde Frau erschrocken an.

„Du stehst auf Karl? Scheiße! Und das sagst du mir jetzt so einfach? Wie krank bist du denn?"

Xena hörte den Zorn aus der Stimme des Punkermädchens heraus.

„Tut mir leid. Ich wollte einfach, dass du es weißt. Gerade, weil ich ja auch dich sehr gern mag."

Thao stand auf und Xena befürchtete schon, dass sie gehen wollte. Stattdessen kam das Mädchen zu ihr herüber und baute sich vor ihr auf.

„Versprich mir, dass du ihn mir nicht wegnimmst!"

Xena sah erstaunt mit ihren blauen Augen zu ihr auf.

„Was? Findest du das nicht ein wenig kindlich?"

Thao meinte es ernst.

„Komm! Sonst gehe ich jetzt.", setzte sie nach.

Xena stand nun ebenfalls auf, was Thao zwang, zu ihr aufzusehen.

„Nur, wenn du mir versprichst, dass du keinen Mist mit ihm baust."

Thao sah fragend zu ihr hoch.

„Häh?! Wie meinst denn das jetzt?"

„Ich habe einfach Angst, dass es zwischen Euch nicht klappt, Thao."

Das Punkermädchen sah die große Blondine mit funkelnden Augen an.

„Wieso ausgerechnet du? Sollte nicht eher ich mir da Sorgen machen? Du bist ja bescheuert."

„Gib mir deine Hand, Thao!"

Die Punkerin legte ihre Hand zögerlich in jene von Xena. Ein kurzes Lächeln zwischen den beiden, dann schien die Sache geklärt zu sein. Thao wiederholte ihre noch unbeantwortete Frage.

„Setz dich zu mir, bitte!"

Das Mädchen ließ sich neben ihrer Freundin in die Kissen fallen.

„Ich habe auch mal einen wie Karl gekannt, Thao. Aber ich war nicht so klug wie du, mich auf ihn einzulassen. Ich war damals einfach noch nicht so weit und der Hass auf Männer in mir grenzenlos. Ich habe ihn gedemütigt und gequält, verhöhnt, verspottet und er ...?"

Thao sah sie von der Seite erwartungsvoll an.

„... hat mich trotzdem geliebt. Er schien alles für mich ertragen zu wollen, konnte wahrscheinlich selbst nicht verstehen, warum. Er war einfach grenzenlos verknallt in mich."

Xena seufzte.

„Ich habe ihn einfach aus meinem Leben verbannt. Einfach, weil ich ihn auch vor mir schützen wollte. Und eines Tages, Thao ..., wurde der Wunsch in mir wach, es mit ihm zu versuchen. Du kannst dir denken, was in der Zwischenzeit passiert war."

„Er hatte eine andere?"

Die blonde Domina nickte.

„So eine Scheiße. Mann, das tut mir leid."

Xena winkte ab.

„Ich habe etwas daraus gelernt, Thao. Der Nächste, der sich auf mich einlässt und einen halbwegs vernünftigen Eindruck macht ..., der ist es. Ich werde ihn dann nicht mehr gehen lassen."

Das Punkermädchen sah sie erstaunt an.

„Willst du ihn dann versklaven?"

Xena grinste.

„Das wohl nicht. Aber die Sadistin werde ich wohl kaum vor ihm verstecken können, oder?"

Sie lachte bei dieser Vorstellung.

„Nein! Ich werde ihn einfach lieben. So wie du Karl und er dich! Er wird mich dann schon ertragen können."

Thao sah ihre Freundin nachdenklich an. Stellte sie sich das nicht ein wenig zu einfach vor? War es wirklich so simpel? Ein Märchenprinz, der sie rettet, der Traum jedes kleinen Mädchens? Wie absurd ihr diese Vorstellung in Verbindung mit dieser Frau erschien. Sie wirkte so unglaublich selbstbewusst und stark, doch es war alles nur Fassade. Xena war allein, einsam und verzweifelt auf der Suche nach etwas, das ihrem Leben eine neue Richtung aufzeigen konnte. Das Punkermädchen konnte für ihre Freundin nur hoffen, dass diese irgendwann finden würde, was sie suchte.

Xena hing ihren Gedanken nach, als sie Thaos Hand an ihrem Arm spürte. Die Punkerin rutschte näher an die große Blondine heran und legte ihr den rechten Arm um die Schultern. Verwirrt ließ Xena es zu, auch wenn sie den Hintergrund von Thaos Handlung nicht begreifen konnte.

49. Simon und Karl

Karl rieb sich die Schläfen und schloss entnervt die Augen. Er dachte an das leere Blatt Papier vor sich, das er nun schon eine halbe Stunde lang angestarrt hatte, ohne etwas Konstruktives zu Papier zu bringen. Er hatte wieder diese Barriere im Kopf, die zwar immer seltener, aber dennoch zuverlässig bei ihm auftauchte.

Seine Mutter hatte ihm vor einigen Minuten eine Tasse Kaffee und ein paar Brote hingestellt. Er nahm sich nicht einmal mehr die Zeit fürs Essen.

Der Junge dachte an Thao. Er hatte sie vorhin nicht mehr ertragen können. So geduldig und lieb sie auch zu ihm war, er kam sich vor wie ein Minderbemittelter, dem geholfen werden musste. Er schüttelte seinen Kopf. Im Grunde genommen war er das ja tatsächlich.

Er legte seinen Kopf auf die Platte seines Schreibtischs und atmete tief durch. Würde er wirklich Arzt werden wollen, so wie sein Vater, würde das noch weitere acht Jahre ähnlich mühsam weitergehen.

„Na! Wie geht's?"

Karl riss seinen Kopf hoch und drehte sich zu seiner Zimmertür hin um. Simon trat ein und warf seine Jacke auf das Bett.

„Lernst gerade?"

Karl schüttelte den Kopf. Er war neidisch auf seinen Freund, der immer noch krankgeschrieben war.

„Jetzt nicht mehr."

Simon setzte sich ins Bett und lehnte sich nach hinten. Er sah euphorisch aus, irgendetwas Besonderes musste ihm widerfahren sein.

„Was ist los? Geben sie dir jetzt Drogen?

Der blonde Junge schüttelte den Kopf.

„Komm! Rate weiter!"

Karl verzog den Mund und legte seine Stirn in Falten.

„Als ob das so schwer wäre. Lena und du, Ihr seid jetzt zusammen, stimmt´s?"

Simon grinste breit.

„Zumindest fast, würde ich sagen. Ich habe uns Karten besorgt für Balustrade. Sie war total außer sich, genau wie du es prophezeit hast. Sie hat mich sogar geküsst!"

Karl war versucht, sich über seinen Freund lustig zu machen. Aber es war vielleicht ein Anfang zwischen den beiden.

„Wohin denn? Auf den Mund?"

Simon schüttelte den Kopf.

„Nein, auf die Wange. Aber es hat sich super angefühlt."

Nachdenklich strich er sich über die linke Gesichtshälfte, als ob er sich dadurch diesen Moment noch einmal zurückholen konnte.

„Wo ist Thao? Schläft sie heute gar nicht bei dir?"

Karl drehte sich auf seinem Schreibtischstuhl hin und her und schüttelte den Kopf.

„Wahrscheinlich nicht. Sie ist bei einer Freundin."

„Hast du Lust, was mit mir zu machen? Wir könnten zu mir gehen, ich habe ein paar Filme downgeloadet."

Karl zögerte.

„Ich weiß nicht, Simon. Eigentlich habe ich keine Lust. Ein anderes Mal, okay?"

Sein Freund ließ nicht locker.

„Ach Mann! Jetzt komm schon! So wie du aussiehst, bekommst du doch sowieso nichts mehr in Deinen Kopf, oder? Los, Alter!"

„Ich habe keine Lust, Simon. Ich bin wirklich nicht in der Stimmung ..."

Karls Handy vibrierte auf dem Tisch. Er griff danach und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen.

„Scheiße!"

Der semmelblonde Junge sah ihn fragend an.

„Was ist los? Ist etwas mit Thao?"

Karl atmete tief durch.

„Du lernst gleich das Duo Infernale kennen."

„Das was?"

Karl grinste bei der Vorstellung, dass Thao und Xena gleich bei ihm aufkreuzen würden. Er hatte nicht einmal absagen können, sie waren anscheinend schon unterwegs.

„Hast schon mal eine Domina kennengelernt?"

Simon richtete sich auf.

„Verarschst du mich jetzt, oder was?"

„Behalte es für dich, okay! Thaos Freundin ist super drauf."

50. Offene Worte

Simon wollte Karl über Thaos Freundin ausfragen, da sprang dieser aber schon auf und eilte zum Fenster. Ein Heulen näherte sich und gewann schnell an Lautstärke, dann röhrte ein Motorradmotor auf und verstummte schließlich abrupt.

„Das sind sie."

Simon stellte sich neben seinem hageren Freund ans Fenster. Draußen stand eine schwarze Maschine, zwei Personen gingen durch das Gartentor aufs Haus zu, Karl lächelte. Auch wenn er kein Angeber war, freute er sich dennoch auf Simons Gesichtsausdruck bei Xenas Anblick.

„Du hast einen Schlüssel?"

Xena sah verwundert zu, wie Thao die Haustür aufschloss.

„Ja! Von Harald, seinem Vater. Den kennst du noch nicht."

Die Punkerin zeigte der Freundin eine schwärmerische Miene.

„Er ist so süß. Wie sein Sohnemann."

Xena lachte.

„Ich versuche mein Glück trotzdem nicht. Vor seiner Mutter habe ich Schiss."

Thao gackerte los.

„Hammer, oder? Dabei ist sie so winzig."

Sie waren noch nicht ganz durch die Tür, als Harald seinen Kopf aus dem Wohnzimmer steckte.

„Hallo Thao! Wenn hast du denn da mitgebracht?"

Harald bot beiden Frauen seine Hand und stellte sich vor. Er versuchte, sein Staunen über Xenas Erscheinung zu verbergen.

„Harald! Freut mich, dich kennenzulernen."

Xena nickte ihm zu.

„Ganz meinerseits, Harald. Ist Katja da? Würde ihr gerne Hallo sagen."

Karls Vater zeigte sich erstaunt.

„Sie ist in der Küche. Ihr kennt euch also schon?"

Xena lächelte.

„Ja! Hast eine tolle Frau!"

Sie folgte Thao, die auf die Küche zusteuerte.

„Hey Thao, Süße!"

Katja legte ein Küchenmesser zur Seite und umarmte das Mädchen. Erstaunt sah sie zur Blondine auf, die gerade durch die Tür trat.

„Xena! Schön, dich wiederzusehen. Esst Ihr beide mit? Es gibt Hackbraten."

Thao sah fragend zu Xena hoch, die nickte aber schon eifrig.

„Was richtig Gekochtes? Gern! Vielen Dank!"

Die in ihrer Motorradkluft sehr martialisch wirkende Frau sah über Katjas Schulter hinweg auf die Kochplatte des E-Herdes.

„Soll ich dir helfen?"

Katja grinste, kippte Gurkenscheiben von einem Schneidbrett in eine große Salatschüssel und wischte sich anschließend ihre Hände an der Schürze ab, die sie sich umgehängt hatte.

„Nein! Geht mal zu den Jungs! Simon ist auch erst seit kurzem da."

Xena schien richtig enttäuscht zu sein, folgte aber dann Thao, die auf sie gewartet hatte. Ihr gefiel das Häusliche, auch wenn es ihre persönlichen Defizite offenbarte.

„Räumt aber nach dem Spielen gemeinsam das Zimmer wieder auf! Lasst Karl nicht alles allein machen!"

Die beiden Frauen lachten.

Simon sah gespannt auf die Tür. Karl versuchte, noch ein paar Sachen wegzuräumen, welche auf dem Boden lagen, da steckte auch schon Thao ihren Kopf durch die Tür.

„Na Ihr Luschen?"

Karl grinste.

„Komm schon rein, du Doofe!"

Simon starrte gespannt auf die Tür. Beinahe hätte er vergessen, Thao zu begrüßen.

„Alles okay, Dickerchen?" flachste Thao,

Der blonde Junge lächelte das Punkermädchen an, dann trat die große Blondine durch die Tür. Sie musste sich sogar unter dem Türstock bücken, sonst wäre sie mit ihrem Kopf dagegen gestoßen.

Der schwarze Lederoverall, die schweren Stiefel, ihre großen Brüste, welche durch den Anzug drückten, das aparte Gesicht mit den strengen Gesichtszügen ... so stellte man sich eine Domina vor. Sie drückte Karl an sich und wandte sich dann Simon zu.

„Hey! Ich bin Xena!"

Sie gab ihm ihre Hand.

„Ist da noch ein Platz frei?

Sie grinste Simon an, der sie ehrfürchtig und verlegen anstarrte.

„Äääh ... klar!"