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Thao 19

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Thao drückte Karl einen flüchtigen Kuss auf und setzte sich rückwärts auf seinen Schoß.

„Was machen wir heute?"

Das Punkermädchen sah fragend in die Runde. Simon deutete auf Karl, der über Thaos Schulter hinweg zu Xena und ihm herübersah.

„Der hat keine Lust, weil er lernen muss."

Thao wandte sich zu ihrem Freund um und ließ ihre Hand in sein Gesicht klatschen.

„Neee! Nicht wirklich! Du machst jetzt Feierabend, Freundchen. Außerdem hat uns Xena ein Essen mit deinen Eltern eingebrockt. Wir müssen also warten, bis Katja mit dem Kochen fertig ist."

Sie sah nachdenklich zu Simon hinüber.

„Was macht eigentlich Lena heute?"

Der blonde Junge wurde unsicher.

„Keine Ahnung. Weiß ich nicht."

Xena sah ihn von der Seite neugierig an. Sie lag ins Bett gefläzt neben ihm und lächelte vielsagend.

„Deine Freundin, Simon?"

Thao sah Karl an, der versuchte, gleichgültig zu wirken.

„Gib mir mal ihre Nummer! Vielleicht hat sie ja Zeit."

Karls Freund starrte die Blondine neben sich an. Er war hin- und hergerissen.

„Er wäre froh, wenn sie es wäre. Aber er ist dran, oder, Simon?", neckte Karl, Xenas Frage damit beantwortend.

Sein Kumpel warf ihm einen bösen Blick zu, Thao aber lachte schallend.

„Komm, Simon! Wenn wir dabei sind, kommt sie bestimmt auch."

Die Domina neben ihm lächelte. Sie erinnerte sich an die Schulparty und das Wortspiel „Xena - Lena".

„Die war auf dem Schulball, kann das sein?"

Der Junge neben ihr staunte.

„Du kennst Lena?"

„Ja! Wir haben uns flüchtig kennengelernt. Finde ich süß, dass du verknallt bist,Simon. Ich drück dir die Daumen."

Thao grinste ihre Freundin an.

„Wow! Bist du heute sensibel unterwegs. Sollte man bei dir gar nicht glauben."

Xena zeigte ihr einen wütenden Gesichtsausdruck.

„Reiß deine Klappe nicht zu weit auf, Babybitch! Dafür hätte ich nicht herkommen müssen."

Das Punkermädchen lachte, während Karl der Dialog mittlerweile zu anstrengend wurde und sich deshalb ins Gespräch einbrachte.

„Können wir Lena jetzt anrufen? Was wollt Ihr denn überhaupt machen?"

Karl warf noch einen Blick auf das leere Papier, es hatte heute wirklich keinen Sinn mehr.

„Wie wäre es mit Heinz?", schlug Xena vor und blickte in die Runde.

Sie schien sich bei Amelies Familie sehr wohlzufühlen.

„Nee. Dann erzählt er Amelie, dass wir da waren, und dann ist sie traurig.", winkte Karl ab.

Simon warf einen unsicheren Blick auf Xena. Er musste sich zwingen, sie nicht anzustarren.

„Wir könnten in die „Irische Harfe" gehen, oder? Ich finde die Mucke dort cool."

Xena wandte sich ihm neugierig zu.

„Gibt es da Billard?"

Simon schüttelte verneinend seinen Kopf.

„Dann bin ich dabei!", lachte die große Blondine.

Thao aber sah Simon fragend an.

„Ist das dieser komische Eckschuppen bei dir in der Nähe? Dort gehen doch nur Grufties hin, oder?"

Karl seufzte, verärgert über ihr vorschnelles Urteil.

„Nein! Es ist super dort! Simon hat recht. Wir waren da schon öfters."

Das Punkermädchen sah den hageren Jungen mitleidig an.

„Toll! Das beruhigt mich jetzt aber wirklich.", erwiderte sie zynisch.

Xena lachte, während die beiden Jungs betroffen schwiegen. Simon ahnte jetzt, was Karl mit Duo Infernale gemeint hatte.

51. Gemeinsames Abendessen

„Kommt Ihr, Kinder?"

Katjas Stimme drang von außen durch die Tür.

„Kommen gleich.", rief Thao, bevor Karl antworten konnte.

Xena grinste. Die Art und Weise, wie Thao, ihr Freund und dessen Familie miteinander umgingen, riefen Erinnerungen aus ihrer eigenen Kindheit wach.

Wenig später saßen sie am ausgezogenen Esstisch. Harald hatte sich an den Kopf der Tafel, wie er seinen Platz nannte, gesetzt und warf einen fachmännischen Blick auf die Flasche Rotwein, die er in den Händen hielt. Katja stellte kleine Schalen mit gemischtem Salat auf die Teller, sie hatte sich große Mühe gegeben, damit dieses Abendessen für alle ein angenehmes und schmackhaftes Erlebnis werden würde.

„Wird Zeit, dass du wieder was Richtiges zu Essen bekommst, Simon. Bist ja ein richtiger Hungerhaken geworden.", stellte die Mutter seines Freundes mit sorgenvollem Blick fest.

Der semmelblonde Junge lächelte verlegen und sah sichtlich unsicher in die Runde.

„Lena ist um halb zehn dort. Wir haben also noch Zeit.", erwähnte Thao beiläufig, setzte sich an den Tisch und griff zur Gabel.

„Können wir anfangen, Katja?"

Karls Mutter seufzte.

„Willst mich nicht dabei haben, Süße?"

Das Punkermädchen hatte schon die Gabel mit Gurkenscheiben und Salatblättern am Mund und sah sie erstaunt an.

„Doch! Ich habe halt nur Hunger."

Xena lachte lauthals auf, versuchte sich aber schnell zu beherrschen und warf Katja einen entschuldigenden Blick zu. Karls Mutter blieb locker, setzte sich an den Tisch und nahm sich etwas aus der Schüssel.

„Was habt Ihr denn heute noch vor? Geht Ihr in die Disco?"

Thao schüttelte verneinend den Kopf, hatte aber gerade den Mund voll, weswegen sich Karl ausnahmsweise wieder einmal zu Wort meldete.

„Wir wollen ins Pub, bei Simon um die Ecke. Ihr wart auch mal dort. Kannst dich erinnern?"

Katja überlegte, welche Kneipe Karl gemeint haben könnte, dann fiel es ihr wieder ein.

„Ich weiß jetzt wieder, dort gab es auch Live-Auftritte. Erinnerst du dich, Harald? Der weißhaarige Sänger, der während seines Auftritts ständig gespuckt hat? Ein Glück, dass wir weiter hinten saßen."

Karls Vater grinste, nickte seiner Frau zu und stand auf, um die Gläser mit Wein zu füllen.

„Ja, wir verbrachten einen durchaus erlebenswerten Abend dort. Wird Euch bestimmt Spaß machen. Ich kenne den Wirt, er hat sich bei mir mal eine Zyste an der Niere entfernen lassen."

Thao beobachtete Xena, die gespannt das Gespräch zwischen Karls Eltern verfolgte. Sie schien diesen Moment regelrecht aufzusaugen, auch wenn sie sich am Anfang dagegen gewehrt hatte, zu Karl mitzukommen. Thao aber wusste, wie nötig die einsame Blondine nette Gesellschaft hatte, in der sie sich wohlfühlen konnte, um ihr leeres Leben auszufüllen.

Das Mädchen sah ihren Freund an, welcher neben ihr saß und sich für seine Eltern zu schämen schien, die gerade darüber stritten, was sie damals gegessen hatten.

Simon aber dachte nur an seine Lena. Selbst Xena mit ihrer beeindruckenden körperlichen Präsenz vermochte es nicht, ihn von seiner Angebeteten abzulenken. Er war verknallt, der Arme, und Thao konnte für ihn nur hoffen, dass sich dieses schmale, doch eben auch sehr charismatische Mädchen auf ihn einlassen würde.

„Magst du noch was vom Dressing?"

Katja sah die Liebste ihres Sohnes fragend an.

„Danke! Sehr gern."

52. Im Pub

Das irische Lokal war L-förmig angelegt. Ein größerer Raum mit einer langen Bar sowie kleineren Zwei- und Vier-Personen-Tischen bildete die lange Achse, ein breiterer mit stattlichen Tischen, an denen bis zu acht Gäste Platz finden konnten, die kurze. Das Pub war bereits gut besucht, man musste warten, um einen Platz zu bekommen.

Zwei Männer spielten auf einer kleinen Fläche am Ende der Bar Livemusik auf Gitarre und Flöte, drei Bedienungen versorgten die Besucher vorwiegend mit Guiness und Kilkenny, während der Wirt und ein großer Teil der Gäste die jungen Leute anstarrten, welche gerade den Gastraum betreten hatten.

„Du bist wie eine Reklametafel vorm Pornokino, weißt du das eigentlich?"

Thao sah entnervt zu Xena auf. Die weidete sich aber an den Blicken und zog überdies noch den Reißverschluss ihrer Motorradkluft ein Stück nach unten, um noch mehr Blicke der Umstehenden zu provozieren. Simon und Karl sahen sich unterdessen um, es war nirgends eine für sie passende Sitzgelegenheit frei.

„Lasst uns an der Bar warten, dort gibt es wenigstens noch zwei freie Plätze."

Thao küsste ihren Freund und grinste ihn an.

„Bei Ihnen fühle ich mich sooo sicher! Geht voran, mein großer, stattlicher Held."

Karl verbiss sich einen Kommentar und ging mit ihr im Schlepptau die Bar entlang.

„Simon, dann musst du auf mich aufpassen, du bist dann so etwas wie mein Tischkavalier, ja?"

Der blonde Junge gaffte erstaunt über seine rechte Schulter hinweg zu Xenas Gesicht auf, welche hinter ihm ging.

„Hähhhh?"

Xena lachte.

„Geh einfach weiter, Simon! Und versuche nicht, über deine Beine zu stolpern, ja?"

Karls Freund konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass diese Frau für Geld Menschen demütigte und quälte. Sie wirkte locker und aufgeschlossen, hatte ihn auf dem Weg zum Lokal sogar ein wenig ausgefragt. Trotzdem war er unsicher ihr gegenüber, sie schien nicht von dieser Welt zu sein.

„Als mein Tischkavalier, Simon, bestellst mir ein Bier,ja?"

Der Junge nickte und wandte sich an den Barkeeper. Der schien ein echter Ire zu sein, mit dickem Bauch und auffälligem Backenbart.

„Zwei Guiness, bitte!"

Der Wirt musterte den Jungen verstohlen, dann wanderte sein Blick zu dessen Begleitung.

„Sag mal, du provozierst das mit Absicht, oder? Ich meine, dass dich jeder Typ anstarrt?", wollte der von Xena zum Tischkavalier Ernannte wissen.

Die Gefragte nahm das Bier, das er ihr reichte, und nickte.

„Klar! Es macht Spaß. Stört dich das etwa,Simon?"

Zu ihrer Überraschung nickte der Junge.

„Jeder gafft dich hier an, als ob du nackt wärst! Das ist doch scheiße, oder?"

Er warf einen Blick auf Karl und Thao, die sich angeregt unterhielten.

„Wieso? Zeigt mir doch, dass ich wirke, oder nicht?"

Xena legte Simon ihre Hand auf die Schulter.

„Lass uns mal von Lena sprechen. Du magst sie sehr, oder?"

Simon senkte seinen Blick. Er schämte sich wegen dieser Feststellung. Dabei sah die Wahrheit eigentlich noch viel schlimmer aus.

„Ich bin verknallt in sie. Ich hätte sie gern zur Freundin, also so, wie Karl Thao hat."

„Hast du schon mal mit ihr Klartext geredet?"

Der blonde Junge sah sie erschrocken an.

„Und was, wenn sie nein sagt?"

„Dann hat sie Pech gehabt und du suchst dir eine andere."

Simon war mit diesem Plan nicht einverstanden.

„Ich glaube, du merkst ganz gut, dass ich das nicht könnte."

Die Domina nickte ihm zu. Der Junge war bis über beide Ohren in das hagere Mädchen verliebt. Vielleicht gab sie ihm ja eine Chance, sie würde es ihm wünschen.

Thao sprang plötzlich auf.

„Dort hinten ist ein Tisch frei! Kommt schnell! Da vorn warten schon andere Gäste."

Das Punkermädchen bahnte sich rücksichtslos seinen Weg durch die enge Gasse zwischen der Bar und den Tischen hindurch und erreichte zeitgleich mit drei Pärchen den Tisch. Sie schlug ihre Hand auf dessen Holzplatte und rief:

„Unser Tisch!"

Ihr Blick hatte etwas Triumphierendes, während Karl, der ihr dichtauf gefolgt war, den Unmut der anderen Gäste auflodern sah. Thao aber hatte sich bereits hingesetzt und wies ihm eindringlich den Platz neben ihr zu. Ein vielleicht knapp dreißigjähriger Mann näherte sich dem Mädchen und forderte es auf, wieder aufzustehen.

„Das ist unser Tisch, Kleine! Wir sind hier Stammgäste und kennen Jayden, den Besitzer. Mach also keinen Ärger! Es wird bestimmt gleich ein anderer frei."

Thaos Gesicht blieb ausdruckslos.

„Wenn das so ist, dann könnt Ihr doch genauso gut warten, oder nicht? Ist schließlich kein Reserviert-Schild auf dem Tisch, wo dein Name draufsteht."

Karl wusste nicht, wie er reagieren sollte. Gerne hätte er den Tisch überlassen, wenn dadurch wieder Ruhe einkehren würde. Der Typ legte Thao die Hand auf die Schulter, die aber machte keinerlei Anstalten aufzustehen.

„Nimm deine Hände weg oder es kracht gleich.", fauchte die Punkerin.

Karl stand von seinem Platz auf, fegte die Hand des Mannes von der Schulter seiner Freundin und stellte sich vor sie.

„Fass sie nicht an!"

Der Ältere grinste und sah belustigt zu seiner Freundin hinüber, wandte sich dann aber wieder dem Jungen zu.

„Was willst du denn von mir, du Kauz? Deine Oberarme sind so dick wie meine Handgelenke."

Karl stand vor Thao und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Der Kerl hatte ihn vor seiner Freundin zutiefst gedemütigt.

„Thao! Steh auf! Ich habe dort hinten einen großen Tisch am Rand bekommen.", versuchte Xena die Situation zu entspannen.

Die große Blondine gesellte sich zu den Streitenden und sah ihre Freundin eindringlich an. Die Punkerin reagierte jedoch nicht auf sie, sondern schien sich, ganz im Gegenteil, innerlich bereits auf eine Handgreiflichkeit eingestellt zu haben. Sie war im Recht, basta.

„Komm schon! du hast mir einen lustigen Abend versprochen, erinnerst du dich?", setzte die Domina nach.

Das Punkermädchen sah zu dem Typen hoch, in ihrem Blick lagen Wut und Trotz zu gleichen Teilen. Sie fühlte sich für die Situation verantwortlich, in der Karl nun steckte, und spürte, wie sehr er darunter litt.

„Erst wenn sich das Arschloch bei Karl und mir entschuldigt hat."

Xena wandte sich kurz Simon zu.

„Geh schon mal an unseren Tisch!"

Die Aufmerksamkeit der umliegenden Tische lag jetzt auf den vier Personen. Thao indes blieb sitzen und rührte sich nicht. Aber auch der Kerl verzog keine Miene und schickte sich gerade an, Karl einfach aus dem Weg zu schieben.

„Bist lebensmüde, du erbärmliches Arschloch? Wenn du ihn anfasst, kracht´s!"

Xenas Ton wurde herrisch und böse, sie drängte sich dazwischen und schien jetzt zu allem entschlossen. Karl aber reichte es jetzt. Er erinnerte sich gut an den Schulball und wünschte sich keine Wiederholung.

„Thao! Wir gehen jetzt da rüber."

Sie sah trotzig zu ihm hoch.

„Scheiße, Karl. Das Arschloch machen wir platt."

Karl legte der großen Freundin seine Hand auf die Schulter.

„Ich will keinen Ärger! Kommt jetzt! Beide!"

Xena zögerte, ließ den Kerl aber nicht aus den Augen. Karl aber wandte sich jetzt Thao zu und war entschlossen, sich bei ihr durchzusetzen. Er zog sie hoch und blickte sie durchdringend an. Beruhigend sprach er auf sie ein, dann ließ sie sich widerwillig von ihm zu dem anderen Tisch weiter hinten mitziehen. Es war ein Kampf für sie, das spürte er deutlich.

Der Kerl aber grinste ihnen triumphierend hinterher, während seine Freunde Platz nahmen.

„Ist auch besser für Euch ..."

Er drehte sich zu seinen Freunden um und setzte sich, während diese ihm Anerkennung und Respekt zollten.

„Mann, was ist los mit dir, Karl? Das sind doch verschissene Scheißhauswichser."

Thao war angepisst und warf der Gesellschaft einen vernichtenden Blick zu, während diese lauthals lachte. Sie spürte regelrecht, dass ihr Freund gerade Thema war.

„Komm wieder runter, Thao! Wozu das Ganze? Damit sich Xena wieder wegen uns prügeln muss? Wegen eines blöden Sitzplatzes?", versuchte Karl, sie nochmals zu beruhigen.

Simon sah seine Sitznachbarin fragend an, die neben ihm auf der gemütlichen Wandbank Platz genommen hatte. Die aber winkte nur ab.

„Längere Geschichte, Simon. Schaut mal, wer da kommt!"

Sie deutete auf ein hageres Mädel in einem Militärparka, das sich suchend umsah. Simon stand auf und winkte dem von ihm begehrten Mädchen zu.

„Hey! Cool, dass Ihr Euch gemeldet habt."

Lena umarmte Thao und gab dann Karl, Simon und Xena die Hand.

„Jetzt heißt es wieder „Xena - Lena", richtig?"

Die große Frau lachte.

„Scheint so! Hast gut hergefunden?"

„Ich kenne es. Hab hier schon zweimal vorgesungen. Bin ihnen aber anscheinend zu rockig."

Sie wollte sich neben Karl setzen, aber Xena bemerkte Simons enttäuschten Blick.

„Komm zur Xena, Lena! Ist doch viel mehr Platz auf der Bank, als auf den unbequemen Sesseln. Wenn schon die Gelegenheit da ist, dann will ich dich auch ein wenig ausfragen, wir kennen uns doch kaum."

Das schlanke Mädchen lächelte und kam um den Tisch herum.

„Rück mal ein Stück, Simon! Sonst zerquetscht Ihr mich noch."

Der nickte ihr dankbar zu und warf hinter ihrem Rücken einen Blick auf Lena. Xena drehte Simon den Rücken zu, um sich Lena zuzuwenden. Ihr rechter Oberschenkel lag nun auf der Bank, ihr Knie berührte die linke Pobacke ihrer Beinahe-Namensvetterin.

„Wie bist du denn hergekommen, Lena? Wohnst weit weg?"

Lena grinste zur großen Frau hoch und nickte.

„Am anderen Ende der Stadt, im Hafenviertel. Ziemlich beschissene Gegend, sag ich dir."

Xena hatte davon gehört.

„Dann spare ich mir wohl besser die Frage,ob deine Eltern Millionäre sind,oder?"

Die Freunde lachten. Dann sah sich Simons Schwarm Xena genauer an.

„Deine Klamotten waren bestimmt teuer gewesen,kann das sein?"

Xena sah an sich hinunter.

„Wie man es nimmt. Aber ja, das meiste davon schon."

Lena strich mit ihrer Hand über Xenas Arm.

„Das ist echtes Leder, oder? Wow! Die Uhr ist ja krass, darf ich die mal sehen?"

Die große Frau nickte und öffnete den Verschluss. Lena nahm das schöne Teil ehrfürchtig aus Xenas Hand und besah es sich von allen Seiten.

„Die ist ja richtig geil."

Simon, der seit geraumer Zeit durch Xenas Drehung hinter ihr saß, beugte sich über den Tisch und versuchte, einen Blick auf die Uhr zu erhaschen. Xena wandte sich kurz zu dem Jungen um, ahnte den Hintergrund seines Interesses und seufzte. Der Junge würde alles für dieses Mädchen tun.

„Behalte sie ruhig!"

„Häh?"

Lena sah ungläubig in Xenas Gesicht. Thao warf ihrer Freundin mit offenem Mund einen erstaunten Blick zu.

„Ey! Ich kenne dich schon viel länger!"

Sie hatte es scherzhaft gemeint, aber Lena sah sie an, als ob Thao ihr die Uhr stehlen wollte. Das Punkermädchen runzelte die Stirn.

„Was gaffst mich denn jetzt so an? Ist doch nur ein Spaß gewesen."

Lenas Züge veränderten sich erstaunlich schnell. Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sie sich wieder in das Mädchen, das sie kannten.

„Sorry, Thao. Aber dort, wo ich herkomme, macht man über so etwas keine Witze."

„Huhhh! Du armes Ding. Kommst mitten aus Somalia. Wo ist denn dein Wasserbauch?", höhnte die Punkerin.

Thao war regelrecht angepisst. Karl redete auf sie ein, was das Mädchen zu beruhigen schien. Lena aber starrte unentwegt auf die Uhr und drückte Xena an sich.

„Danke! Das ist total lieb von dir."

„Wenn du dich bedanken willst, lass mich raus. Ich möchte aufs Klo."

Lena stand auf und ließ Xena vorbei, dabei gedankenverloren immer noch auf die Uhr starrend. Simon, der nun freien Blick auf Lena hatte, redete auf sie ein, aber seine Angebetete hatte kein Ohr für ihn. Thao warf einen Blick auf die beiden, dann stand auch sie auf.

„Xena! Warte! Ich komme mit!"

Thao warf Karl einen Blick zu, der Bände sprach. Auch ihm war nicht wohl in diesem Moment. Simons Schwarm bereitete ihm Sorgen. Seine Freundin aber folgte der Domina und versuchte sie einzuholen. Sie wartete erst gar nicht, bis sie auf dem Klo waren, um der großen Blondine Vorwürfe zu machen.

„Sag mal hast du einen Knall? Warum schenkst du ihr so etwas?"

Xena ging in eine der Kabinen.

„Erlaubt, wenn ich erst mal strulle, Babybitch?"

„Komm schon! Warum? Willst dir Freunde kaufen,oder was?"

Xena antwortete nicht. Stattdessen war ein monotones Plätschern zu hören.

„Wenn ich das nächste Mal kacken gehe, laberst mich aber nicht blöd von der Seite an. Versprich mir das!"

Xena wusste wirklich, wie sie ihre Freundin zum Lachen bringen konnte.

„Simon wird sie sich zu kaufen versuchen, Thao. Lena ist eine, die auf Geld und Materielles steht."

Die Punkerin hörte die Spülung und kurz darauf stand die Domina wieder vor ihr.

„Dann reden wir mit ihr! Ist doch Scheiße!", forderte die noch immer wütende Punkerin.

Xena hob die Schultern und ging an Thao vorbei zu den Waschbecken. Sie sah in den Spiegel und prüfte ihr Make-up.

„Ich weiß nicht, ob wir uns da einmischen sollten,Thao. Simon wird sich von uns nicht abhalten lassen und wenn Ihr Euch mit ihm streitet, ist er ganz allein, wenn er Hilfe braucht."

Thao lehnte an der Wand und sah ihre Freundin ungläubig an.

„Wenn man selbst einen an der Waffel hat, wird man dann automatisch zur Psychologin?"

Xena drehte sich um und boxte der Punkerin auf den Oberarm.

„Blöde Kuh!"

Sie lachten.