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Thao 22

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Thao lächelte.

„Alles klar. Hey, du kennst mich doch! Bist doch mein Pupsy."

Karl konnte nicht anders, er musste wieder lachen. In diesem Moment stimmte wieder alles zwischen ihnen. Sie war da, wenn er sie brauchte, was durfte er mehr verlangen?

„Hast du meine Eltern angerufen?"

„Ja! Sie haben sich große Sorgen gemacht. Aber als du außer Gefahr warst, habe ich ihnen Entwarnung gegeben."

Ihr fiel die Toilette ein.

„Süßer, ich fahr jetzt für ein paar Stunden nach Hause. Ich komme dann wieder mit den anderen zusammen am Nachmittag, ja? Dein Handy liegt hier auf der Ablage, wenn du was brauchst, rufst mich an, damit deine Aushilfsmami dir das dann mitbringen kann, okay!?!"

Karl grinste. Noch einen Kuss zum Abschied, dann ging Thao aus dem Krankenzimmer. Sie wollte jetzt einfach nur ein paar Stunden schlafen.

13. Unwillkommener Zimmergenosse

„Hey! Ich bin Patrick. Wie heißt du?"

Karl schreckte auf. Er hatte tief und fest geschlafen. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, suchte seine Brille und sah dann zu der Seite hinüber, wo das zweite Bett stand.

„Karl! Freut mich, dich kennenzulernen."

Die Blicke der beiden jungen Männer trafen sich.

„Du kommst mir bekannt vor, Karl. Irgendwoher kennen wir uns, kann das sein?"

Karl mustere den Fremden. Er trug eine kurze Stiftelfrisur mit geschorenen Seiten, einen kurzen Vollbart und hatte eine, für europäische Verhältnisse ziemlich deformierte Nase.

„Auf welche Schule bist du denn?"

Patrick grinste.

„So jung bin ich nicht, Karl. Hatte ne Lehre angefangen, aber die vertrug sich nicht recht mit meinen Lebenswandel, wie es scheint."

„Du hast schön öfters hier gelegen, kann das sein? Woher hast du die ganzen Narben im Gesicht?"

Patrick suchte sich eine bessere Liegeposition, er schien ziemlich starke Schmerzen zu haben.

„Sagen wir es so. Ich habe schon zwei Antiaggressionstrainings hinter mir, hunderte von Sozialstunden, zwei Jahre Jugendknast und noch ein paar andere Kleinigkeiten mehr. Hättest dir also keinen besseren Zimmergenossen aussuchen können."

Karl sah sich den Typen genauer an. Nein! Er kannte ihn wirklich nicht.

Patrick lag wegen eines Rippenbruchs im Krankenhaus, wie er erzählte. Sie war ihm vor einigen Monaten gebrochen worden und nicht richtig zusammengewachsen. Ein Gemetzel, wie er sich ausdrückte. Ein Kampf um sein Leben. Der Schläger aus dem Nachbarbett laberte und erzählte die ganze Zeit. In erster Linie ging es um Schlägereien und Frauen, in zweiter um seine abgebrochene Schulkarriere und, dass seine Mutter eine verkackte Hurenschlampe sei.

„Mann, Patrick! Jetzt halt doch mal den Rand. Merkst nicht, wie genervt der Karl von dir ist?"

Das blonde Mädchen lächelte dem Jungen zu. Karl hatte nicht bemerkt, dass die Krankenschwester das Zimmer betreten hatte.

„Geh mir ja nicht fremd, Heike! Ich sag es dir. Wenn ich hier raus bin, dann machen wir ne Biege zusammen."

Patrick machte Anstalten, ihr einen Klaps auf den Po zu geben, Heike bewies aber bemerkenswerte Reaktionsschnelligkeit.

„Du weißt ganz genau, dass ich nicht mit Spacken wie dir abhänge. Sei froh, dass ich dich auf meiner Station aufgenommen habe."

Karl verfolgte erstaunt das Gespräch zwischen den beiden. Er hatte schon überlegt, ob Heike Hilfe brauchen würde.

„Ihr kennt Euch?"

Heike nickte Patrick zu, der ein breites Grinsen im Gesicht hatte.

„Sind beide im selben Viertel aufgewachsen und auch auf die gleiche Schule gegangen. Ein Arschloch vor dem Herrn, aber manchmal hat er auch seine netten Momente."

In Karls Kopf rasten die Gedanken. Sofort bekam er wieder Kopfschmerzen.

„Sagt mal ... die Lena, kennt Ihr die?"

Heike sah Karl überrascht an.

„Du meinst die, bei der man den Jungen gefunden hat?"

Patrick war sofort interessiert.

„War das eine Scheiße. Klar kenn ich die. Soweit ganz in Ordnung, aber ziemlich abgebrüht die Kleine. Vielleicht muss man das auch sein bei dem Vater. Ich meine, ich dachte meiner wäre Scheiße. Ein gewalttätiger Säufer ist er, der sich an seiner eigenen Tochter vergeht, während die Mutter zusieht und diese Scheiße auch noch deckt."

Heike sah kurz aus dem Fenster.

„Sie hat nur einen Vorwand gebraucht, um abzuhauen. Das ist er gewesen. Ich glaube nicht, dass sie noch mal zurückkommt. Sie ist volljährig, wurde von ihrer Familie nur missbraucht und ausgenutzt, ich kann sie verstehen. Mir tut nur der Junge leid."

Die Pflegerin drehte sich zu Karl um.

„Woher kanntest du Lena?"

Karl konnte sich nicht beherrschen und seine Tränen unterdrücken.

„Der Junge war mein bester Freund."

Heike schreckte zusammen, während Patrick ihn aufmerksam ansah.

„Hey! Tut mir echt leid, Mann. Freunde zu verlieren ist schon scheiße."

Die junge Frau warf dem Jungen mit dem Kopfverband noch einen mitleidigen Blick zu, dann musste sie weiter. Kurz blieb sie aber noch einmal an Karls Bett stehen.

„Du kannst dir mit einem sicher sein, leicht hat Lena seinen Tod nicht genommen."

14. Der Besuch

„Hey, Süßer! Schau mal!"

Karl war wieder eingedöst, nachdem ihm Patrick nach langen Stunden endlich etwas Ruhe gegönnt hatte. Sein Zimmergenosse war sehr redselig und konnte nur mit Mühe seine Klappe halten. Jetzt aber starrte er nur die drei Frauen an, die sich auf seinen Bettnachbarn zu stürzen schienen.

„Mensch, Karl! Was machst du für Sachen? Geht's wieder?"

Die große Blondine beugte sich über den Jungen und strich ihm über die Stirn.

„Armes Hascherl!"

Karl wurde rot.

„Genau so habe ich mir das vorgestellt. Genau so!" Stöhnte er.

Wenigstens hielt sich Amelie im Hintergrund. Thao setzte sich an den Bettrand und sah besorgt auf ihren Freund hinunter.

„Flipp nicht gleich aus, wir halten uns zurück. Stimmt´s, Xena?"

Amelie winkte Karl nur zu. Sie hatte tatsächlich feuchte Augen.

„Du hattest echt Glück, das zu überleben! Viele Menschen sterben bei so etwas."

Thao drehte sich zu ihr um. So ähnlich hatte sie vor einigen Stunden noch selbst gedacht.

„Ist er aber nicht. Sah aber hart aus, kann ich dir sagen."

Karl stöhnte und verdrehte die Augen. Er hasste es, wenn er thematisiert wurde, und versuchte, das Interesse der Mädchen von sich abzulenken.

„Das ist übrigens Patrick, mein Zimmergenosse. Er kennt Lena."

Thao betrachtete den Jungen aus dem Nachbarbett jetzt genauer.

„Scheiße, oder? Weißt auch nicht, wo sie hin ist, oder?"

Der Junge schien aus irgendeinem Grund nervös zu sein.

„Naja. Sie war halt von einem auf den anderen Tag weg. Keine Nachricht, nichts. Ich glaube, Karls Freund war bei ihr einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat."

Xena schob Amelie zur Seite und näherte sich dem Bett von Karls Zimmergenossen.

„Wir kennen uns!"

Ihre Stimme wurde dunkler und bekam etwas Bedrohliches. Patrick schien nervös zu werden und das bei seinen Machosprüchen?

Karl war überrascht. Und woher kannte Xena diesen Typen? Ein Kunde von ihr konnte er doch wohl schlecht sein, oder etwa doch?

Xena war für ihre Verhältnisse relativ dezent gekleidet. Sie trug eine enge, schwarze Jeans, Reitstiefel und eine weiße Bluse. Ihr Gesicht sah wie immer herrisch aus. Karl hatte sich oft gefragt, wie die Domina wohl ohne ihr Make-up wirken würde.

„Du bist doch einer unserer Schläger gewesen? Stimmt´s?", suchte die große Domina die Bestätigung ihrer Vermutung.

Thaos Augen weiteten sich. Sie stand auf und ging um das Bett herum. Karl versuchte vergeblich, sie zurückzuhalten.

„Einer von den beiden, die ihren Kollegen so einfach in Stich gelassen haben, oder etwa nicht?", hakte Xena nach.

Patrick wurde blass. Er hatte Xena sofort wiedererkannt und auch die Punkerin war ihm jetzt ein Begriff. Sie war damals ja der Anlass gewesen, dieser Brillenschlange eine Abreibung zu verpassen. Erst jetzt hatte er begriffen, woher er Karl kannte.

„Bist ein ziemlich feiges Würmchen, wie ich finde.", setzte Xena noch eins obendrauf.

Thao war kurz vorm Ausrasten. Karl konnte sehen, dass sie kurz vor einem Ausbruch stand.

„Ihr beiden lasst ihn in Ruhe! Verdammt, ich brauche Ruhe!"

Er schrie die Worte ungehemmt in den Raum.

„Wichser!", zischte das Punkermädchen und kehrte widerwillig zu Karls Bett zurück.

Xena hingegen blieb bei dem Jungen sitzen.

„Ich lass ihn gleich in Ruhe, Karl. Ich möchte nur noch eins geklärt wissen."

Sie wandte sich dem jungen Mann zu, dem Schweiß auf die Stirn getreten war.

„Du bist bei der Russenmafia, stimmt´s? Andreas hat es erzählt.", wollte Patrick von der großen Blondine wissen.

Xena musste sich wegdrehen, um ein Lachen zu unterdrücken, während Thao, Amelie und Karl sie erstaunt ansahen. Mühsam fasste sie sich wieder und wandte sich dem jungen Mann zu.

„Andreas hat dir das erzählt?"

Jetzt brachte sich auch Amelie ins Gespräch ein. Endlich hatte sie verstanden, worum es ging.

„Ihr meint wegen der Feier? Andreas? Der aus Deiner Klasse, Karl?"

„Das ist doch alles vergessen. Ich habe keine Lust, das Ganze noch mal aufzuwärmen.", versuchte Karl, die Situation zu entschärfen.

Dann wandte er sich an Xena.

„Lass ihn in Ruhe! Er macht ja nichts. Und bis jetzt haben wir uns gut verstanden."

Xena nickte zwar, ließ dann aber ihre Hand heftig in Patricks Gesicht klatschen.

„Das bleibt auch so, Süßer! Wir verstehen uns, oder?"

Patrick antwortete nicht, nickte aber verhalten, was Xena ausreichend erschien.

„Braver Bursche. Bleibst dem Hafenbecken in deinem Viertel lieber fern, was?"

Sie drehte sich von ihm weg und grinste Thao vielsagend an. Die musste sich zusammenreißen. Es reichte ja schon, dass Xena als Domina spacig genug war, aber nun auch noch als Mafiabraut? Sie ahnte den Hintergrund. Wahrscheinlich hatte Andreas keine andere Möglichkeit gesehen, um die Rache der drei Typen zu unterbinden.

„Das ist passiert, während Ihr am Vögeln wart?"

Xena lachte, während Amelie verlegen zu Patrick hinübersah. Dieser lauschte interessiert der Unterhaltung am Nachbarbett.

„Gönnt Karl doch mal eine Pause! Ihr überanstrengt ihn doch nur. Mensch, der liegt hier doch nicht umsonst."

Amelie war richtig sauer auf ihre beiden Freundinnen.

Xena sah das so hübsch gewordene Mädchen überrascht an, nickte dann aber. Sie hatte ja recht.

„Krass! Du hast ja ein richtiges Ego bekommen."

Amelie seufzte.

„Wird jetzt alles daraufhin reduziert, dass ich anders aussehe?"

Thao hob ihre Schultern.

„Klar! Schließlich bist du ja jetzt eine Schickse!"

Karl warf einen müden Blick auf die drei Frauen. So hübsch sie alle anzusehen waren, sie kamen ihm wie ein Rudel Wölfe vor, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, seine Nerven in wilden Angriffen zu zerfetzen.

„Könnt Ihr nicht einen Kaffee trinken gehen? Bitte!"

Thaos Gesicht wurde ernst.

„Hast du Schmerzen?"

Der Junge nickte.

„Nur ein wenig Ruhe, okay?"

Xenas blaue Augen richteten sich auf ihn.

„Soll ich dir was mitbringen?"

Karl schüttelte seinen Kopf.

Die Domina beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Das wird schon wieder, wirst sehen."

Thao setzte sich nochmals auf den Bettrand und streichelte ihrem Freund über dessen Wange.

„Scheiße! Ich bin es gar nicht mehr gewohnt, ohne dich zu schlafen."

Der Junge lächelte zu ihr hoch und griff nach ihrer Hand.

„Ist ja nur ein Tag, Süße."

Sie drückte noch einmal seine Hand, zwinkerte ihm zu und ging dann hinter ihren beiden Freundinnen her, die gerade im Begriff waren, das Zimmer zu verlassen. Amelie blieb aber nochmals stehen und warf einen fragenden Blick auf den fremden Jungen.

„Brauchst du etwas, Patrick?"

Der Junge musterte das hübsche Mädchen interessiert und lächelte.

„Ein Kaffee wäre super und deine Telefonnummer vielleicht?"

Amelie kicherte.

„Den Kaffee kannst haben."

Xena und Thao warfen sich vielsagende Blicke zu.

„Komm Trulla! Du kannst dir auch woanders einen Problemfall suchen."

15. Allein mit Patrick

„Kranke Scheiße. Was du für Bräute hast. Alter Schwede."

Patrick warf dem langhaarigen Jungen mit der komischen Brille einen anerkennenden Blick zu.

Karl hatte auf Ruhe gehofft und ahnte, dass es damit wiederum nichts werden würde.

„Glaub mir, Patrick! Die sind jede für sich total lieb, aber im Rudel ..."

Er atmete tief durch.

Patrick kramte indes in seiner großen Trainingstasche und schien etwas zu suchen.

„Das ist bei allen Frauen so, Alter. Warum sollte es bei deinen anders sein? Die mit den kurzen schwarzen Haaren ist deine Freundin?"

Karl nickte müde.

„Ein scharfes Gerät. Hammer! Dass du dir so etwas an Land gezogen hast."

Er warf Karl einen ungläubigen Blick zu.

„Du warst damals viel dünner, oder? Bist ja ne richtige Kante geworden."

„Patrick. Bitte! Nur ne Stunde oder so."

„Ich lass dich gleich in Ruhe, würde nur noch gerne eins wissen. Die Kleine, wie heißt die denn?"

„Amelie ist aber nicht dein Fall, glaube ich. Die ist zu lieb für einen Kerl wie dich."

Patrick sah ihn böse an.

„Wie meinst das denn jetzt? Denkst, die ist zu schade für mich?"

Karl nickte, während Patrick deutlich zeigte, wie angepisst er war.

„Kannst froh sein, dass wir im Krankenhaus sind und nicht auf der Straße, Penner."

„Lass mich jetzt einfach in Ruhe, Patrick!"

Dem Raufbold kam wieder die große Blonde in den Sinn. Es war wohl besser, wenn er es gut sein ließ.

„Okay! Schon gut. Aber du wirst sehen, Amelie gibt mir noch ihre Nummer."

Karl schloss seine Augen. Der Kerl schien endlich die Klappe zu halten. Doch anstatt einzuschlafen, kamen ihm andere Dinge in den Sinn. Lena tauchte in seinen Gedanken auf, er musste einfach Mitleid mit ihr haben. Sie wurde missbraucht vom eigenen Vater? Er hatte sich gerade noch daran erinnert, wie sie ihn an dem Abend im Irish Pub in Schutz genommen hatte. Ob Patrick auch davon wusste? Er überlegte kurz, seinen Bettnachbarn danach zu fragen, doch warum wollte er das wissen? Er verwarf diesen Gedanken wieder, doch folgten sofort weitere nach.

Simon hatte nie eine Chance gehabt bei Lena. Sie wird sich abgeschottet haben von der Welt, ähnlich wie Thao auch. Warum sie mit seinem Freund geschlafen hatte, konnte er sich aber nicht erklären. Hätte dieser entscheidende Moment gefehlt, wäre Simon jetzt vielleicht noch am Leben.

„Hattest du viel Kontakt mit Lena?"

Patrick nahm sich die Hörer seines Mp3-Players vom Ohr.

„Was?"

„Ob du Lena gut kennst?"

Karls Zimmergenosse sah verwirrt drein.

„Wolltest nicht gerade noch pennen?"

Karl nickte.

„Ich kann aber nicht schlafen, muss ständig an Lena denken."

„Sorgen musst dir um sie keine machen. Für sie ist alles besser, als ihr Zuhause. Hat eh versucht, so selten da zu sein, wie es ging."

Karl ließ nicht locker.

„Seid Ihr öfters mal zusammen abgehangen?"

Patrick nickte.

„Wir haben ab und an mal gekifft und sind auch zusammen klauen gegangen. Da war sie echt gut drin, hat sich nie erwischen lassen."

Der Junge grinste plötzlich.

„Gefickt haben wir auch ein paarmal, aber das ist easy. In unserem Viertel gehört es zum guten Ton, mit 14 seine Unschuld zu verlieren. Und bei Lena war ja der eigene Vater so nett ..."

„HALT DEINE FRESSE, DU ARSCHLOCH!"

Patrick lächelte amüsiert.

„Boah, was würde ich mit dir machen, wenn du nicht so ne Schwuchtel wärst und dich hinter deiner blonden Kackschlampe verstecken würdest."

Karl reichte es. Er raffte sich hoch, kletterte aus seinem Bett und wollte auf den Jungen im Nachbarbett losgehen. Vergessen war seine sonstige Vernunft und Zurückhaltung.

„Hey, Mann! Leg dich wieder hin!"

Patrick hob die Hände.

„Du kippst ja gleich um, da brauche ich dich gar nicht für anfassen."

Karl war tatsächlich schwindlig geworden, Sterne traten ihm vor seine Augen.

„Bist ja gar nicht so eine Memme, wie ich dachte."

Patrick grinste.

„Leg dich wieder hin, Bevor du noch aus den Latschen kippst und deine Tussenleibgarde mich dafür zur Rechenschaft zieht."

Er warf noch einen Blick auf Karl, um sicherzugehen, dass dieser wieder in seinem Bett zu liegen kam.

„Wenn du Lena treffen willst ..., ich weiß vielleicht jemanden, der ne Ahnung haben könnte. Frag mich, wenn ich Amelies Telefonnummer habe!"

Karl warf dem Jungen im Nachbarbett einen hasserfüllten Blick zu. Ihm war alles egal, er wusste genau, an wen er sich zu wenden hatte.

16. Amelies Wille

„Hey, Süßer! Sind wieder da!"

Thao kam zum Bett und setzte sich zu ihrem Freund. Karl hatte wenigstens ein bisschen schlafen können.

„Du bist total verschwitzt? Soll ich jemanden rufen?"

Der Junge schüttelte den Kopf.

Amelie und Xena hielten sich im Hintergrund und beobachteten die beiden schweigend.

„Ich habe dir ein paar Riegel mit Nüssen mitgebracht. Falls du später Bock drauf hast."

Karl sah an Thao vorbei zu Xena und Amelie hoch, die an seinem Fußende standen.

„Xena! Der Wichser hier weiß, wo Lena ist, will es aber nicht sagen."

Patrick ahnte nichts. Er hatte seine Kopfhörer auf und sich so von der Außenwelt abgeschottet.

„Warum willst du wissen, wo sie ist? Ich kapiere das nicht."

Karl warf seiner Freundin einen mürrischen Blick zu.

„Ich will wissen, warum Simon sich umgebracht hat. Kein Ratespiel mehr. Lena soll mir einfach sagen, was zwischen ihnen passiert war."

Das Punkermädchen musterte ihn nachdenklich.

„Und wenn dir nicht gefällt, was sie dir sagt? Was dann Karl? Willst du ihr Vorwürfe machen? Scheiße! Vielleicht haben wir ja Glück und sie bringt sich dann auch um."

Im Nachhinein war sie selbst erschrocken über ihre Worte. Karl aber starrte sie an und war sprachlos.

„Sorry. Das war jetzt Scheiße. Tut mir leid."

Karl zögerte, wollte es ihr eigentlich nicht so leicht machen.

„Ich will einfach wissen, wie es ihr geht, Thao! Es müssen nicht zwei Leben kaputtgehen."

Xena hatte sich indessen Patricks Bett genähert.

„Schau mal kurz raus, ob jemand kommt, Amelie."

Die Angesprochene schüttelte ihren Kopf.

„Nein! Bei so einer Scheiße helfe ich nicht. Lasst ihn in Ruhe! Ich mach das."

Thao war sprachlos. Nicht nur, dass Xena vor dem Mädchen kuschte, nein, sie hielt es durchaus für möglich, dass Amelie erreichte, was sie sich vorgenommen hatte.

„Hey, Patrick!"

Amelie setzte sich zu dem Prügelknaben ans Bett. Der spürte den Ruck auf seiner Matratze und öffnete die Augen.

„Na, Süße! Hast mir den Kaffee mitgebracht?"

Das hübsche Mädchen zuckte zusammen. Entgegen ihrer Art hatte sie es vergessen. Zu angeregt war die Unterhaltung mit Xena und Thao in der Cafeteria gewesen.

„Scheiße! Ich hole dir gleich einen, okay? Karl hat erzählt, du weißt, wo die Lena sein könnte?"

Patrick schüttelte seinen Kopf und warf einen Blick zu dem Jungen und dessen Freundin hinüber.

„Ich habe gesagt, dass ich vielleicht jemanden kenne, der es wissen könnte. Mehr nicht."

Amelie sah ihn erwartungsvoll an, doch Patrick grinste nur und schob demonstrativ seine Hände unter seinen Kopf.

„Bei uns muss man schon was für Infos springen lassen. Wie wäre es mit einem Date, Amelie? Du und ich? Ein Eis vielleicht, bevor wir in die Kiste gehen?"

Xena reichte es jetzt. Sie hatte dem Spiel zugesehen, doch jetzt zerrte sie das Mädchen aus dem Weg und mit trockenem Ton krachte ihre Faust in das Gesicht des Jungen.

„Gib mir die Taschentücher dort, Thao!"

Amelie hatte, bleich geworden, zugesehen. Sie war wie gelähmt, starrte auf den Jungen hinunter, aus dessen Nasenlöchern das Blut zu fließen begann.

Xena aber drückte jetzt ihr Schienbein auf Patricks Oberschenkel und holte noch einmal mit der Faust aus, um ihm in die kurzen Rippen zu schlagen. Patrick brüllte auf, doch die Domina presste schon ihren Handschuh auf seinen Mund.

„Was denkst du? Schaffe ich die Rippe mit einem Schlag?"

Sie warf einen fragenden Blick auf Thao, die diese grausame Szene fasziniert verfolgt hatte.

„Du hast doch Übung. Ich vertraue da ganz auf dich."

Amelie fing zu weinen an, während Karl vergebens zu intervenieren versuchte.