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Thao 24

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„Packst du die Sachen aufs Tablett? Ich decke derweil den Tisch."

Er holte Teller, Untertassen und Tassen aus einem der Hängeschränke und grinste.

„Weißt du, wie spät es ist?"

Xena sah auf die Uhr.

„Noch nicht ganz elf vorbei."

Karl lächelte ihr zu, als er, mit dem Geschirr in seinen Händen, an ihr vorbeiging.

„Woher soll ich es also jetzt schon wissen?"

Sie kapierte nicht.

„Was meinst denn jetzt?"

„Na, ob du uns den Tag versaut hast."

Sie lachte und sah dem Jungen hinterher. Langsam ging es ihr wieder besser.

„Darf ich neugierig sein und dich fragen, was los ist?"

Xenas Züge wurden wieder hart. Sie beobachtete ihn, als er eine Schublade öffnete und Besteck daraus hervorholte.

„Du, Karl, ich habe mich schon bei Thao ausgekotzt. Ich möchte dich nicht auch noch mit meinem Mist belasten."

„Wäre mir ganz recht, wenn du es trotzdem machst. Sonst muss mir das Thao später alles erzählen und die vergisst nachher noch die Hälfte."

Karls Worte brachten Xena zum Lächeln. Sie deutete auf den Besteckkasten und ließ sich von ihm ein scharfes Messer geben. Geschickt schälte sie eine Gurke und schnitt sie in Scheiben.

„Es ist wegen Günter. Wenn er mich auf eine gewisse Art und Weise berührt, löst das bei mir Panikattacken aus. Ich werde aber auch aggressiv dabei. Es ist sehr schwer, das in Worte zu fassen."

Der Junge blickte sie nachdenklich an.

„Und das geht dir bei jedem Kerl so?"

Sie wusste es nicht und hob die Achseln.

„Ich habe keine Ahnung."

„Liebst du Günter?"

Xena wich seinem Blick aus.

„Er ist nett."

Karl schüttelte seinen Kopf.

„Jetzt sag schon. Liebst du ihn?"

Sie wusste darauf keine Antwort.

„Du weißt es nicht, oder?"

Sie verneinte.

„Vermisst du ihn, wenn du ihn längere Zeit nicht gesehen hast?"

Sie sah auf ihre Füße hinunter.

„Es war bescheuert, Xena, sich auf ihn einzulassen."

Er ging an ihr vorbei, um das Besteck an seinen Platz zu legen.

„Ist das wirklich so einfach, Karl?"

„Wenn du einen Typen richtig liebst, dann kannst ja immer noch was gegen deine Berührungsängste machen. Aber jetzt? Du weißt ja nicht einmal, ob du sie dann immer noch hättest, oder?"

Er ging zu ihr zurück und blickte sie nachdenklich an.

„Kannst dich noch an den Morgen nach dem Billard-Abend in der Kneipe von Amelies Vater erinnern, als du neben uns aufgewacht bist?"

Die große Blondine nickte.

„Es hat dir damals nichts ausgemacht ..."

Sie verstand im ersten Moment nicht, worauf er hinauswollte, dann aber folgte sie seinem flüchtigen Blick auf ihre Brüste.

„Du hast mal gemeint, du magst mich ... Erinnerst dich?"

Xena wurde der Verlauf des Gesprächs unangenehm.

„Scheiße, Karl. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich dich damals ..."

Sie hielt inne und sah an sich hinunter. Er hielt seine Hand auf ihre linke Brust.

„Und?"

Sie wich erstaunt zurück, starrte den Jungen vor sich erschrocken an, der ihr zunickte.

„Warte auf den Richtigen, Xena! Günter ist es anscheinend nicht."

Sie starrte Karl an, konnte ihren Blick nicht von ihm lösen. Eine Träne löste sich aus ihrem rechten Auge und bahnte sich ihren Weg über die Wange zum Kinn.

„Scheiße! Sie hat so ein Schwein."

Karl ging langsam auf sie zu und nahm sie in die Arme.

„Du wirst irgendwann richtig glücklich werden, Xena. Das verspreche ich dir! Du bist kein schlechter Mensch und irgendjemand wird dir das zeigen, indem er sich in dich verliebt. Du wirst dann bereit sein und es zulassen können. Das weiß ich einfach."

Sie weinte wieder, verlor ihre so mühsam gewahrte Fassung, krallte sich in sein T-Shirt.

Thao stand in der Tür und wartete darauf, dass Xena sich wieder von ihrem Freund löste. Was sie da sah, störte das Punkermädchen.

„Hey! Was geht? Können wir frühstücken?"

Xena schreckte zusammen, löste sich von Karl und drehte sich von der Freundin weg.

„Tut mir leid, Thao, ich heule schon wieder."

Das Punkermädchen warf Karl einen fragenden Blick zu, der aber schüttelte nur den Kopf. Egal, was zwischen den beiden war, es schien für sie in Ordnung zu gehen.

Thao stellte sich neben Xena und legte ihr die Hand auf die Schulter.

„Komm! Wir essen jetzt was, dann geht´s dir gleich wieder besser."

Die blonde Frau drehte sich wieder zu den beiden um. Sie bemühte sich um Beherrschung und atmete noch einmal tief durch.

„Sicher, dass Ihr nicht lieber allein sein wollt?"

Karl schüttelte den Kopf.

„Setz dich und sag mir lieber, ob du Tee oder Kaffee haben willst."

Sie frühstückten ausgiebig, doch es kam kein wirkliches Gespräch in Gange. Xena schien in Gedanken zu sein, sah immer wieder zu dem Jungen hinüber und wich Thaos Blicken aus. Sie schien sich für etwas zu schämen.

„Sagt mal, was ist eigentlich los mit Euch? Irgendetwas stimmt doch nicht! Klärt Ihr mich mal auf?"

Thao blickte erst Xena, dann Karl fragend an. Ihre Worte hatten keine wirkliche Aggression durchklingen lassen. Nichtsdestotrotz hatte sie die Veränderung gespürt und wollte deren Grund erfahren. Karl setzte schon zu einer Antwort an, als Xena ihm zuvorkam.

„Dein Süßer hat mir nur etwas klargemacht, Thao. Mir geht es zwar deshalb jetzt nicht besser, aber es ist zumindest eine Erklärung dafür, was mit Günter und mir nicht stimmt."

Das Punkermädchen blickte die große Blondine fragend an.

„Jetzt sag schon! Was ist das?"

Xena blickte auf ihre im Schoß gefalteten Hände.

„Ich liebe ihn einfach nicht. Das ist alles."

Thao erinnerte sich an das Gespräch auf Amelies Party.

„Wann sagst du es ihm?"

„Ich habe keine Ahnung, Thao. Es wird schwer für ihn werden."

Thao wollte das Thema endgültig beenden.

„Kommt! Den Tisch decke ich später ab. Gehen wir zu Franz. Mein Süßer möchte schließlich seine Herrin haben."

Xena sah den Jungen verwundert an.

„Was meint sie?"

Der Junge winkte ab.

„Lass dich einfach überraschen."

29. Bei Franz

„Woran denkst du?"

Thao blickte ihren Freund an, der den Wagen seines Vaters durch den vormittäglichen Verkehr lenkte. Der Junge warf ihr einen kurzen Blick zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf die Straße.

„Ans Tätowieren. Auf der Brust soll das ganz schön wehtun."

Das Punkermädchen grinste.

„Schade. Soll ich Franz fragen, ob ich das machen darf?"

Karl warf ihr einen flüchtigen Blick zu.

„Kommt deine Domse wieder durch?"

Thao streichelte über seinen Kopf.

„Nein. Deine."

Karl lächelte. Er setzte den Blinker und bog, gefolgt von Xenas schwarzem Motorrad, in die Straße ein, in der Franz lebte.

„Ich freue mich drauf."

„Du meinst das Sama?", hatte Thao die richtige Vermutung.

Er nickte und schenkte ihr ein Lächeln. Sie schienen sich beide viel von diesem Besuch zu versprechen.

„Stört es dich, dass Xena mitgekommen ist?"

Das Punkermädchen nickte.

„Ja. Aber so ist das nun mal. Sie war schon so oft für uns da."

Karl nickte, sie hatte recht.

„Machen wir das Beste draus, okay?"

Sie hielten vor Franz´ Haus und gingen nach hinten in den Garten. Thao fühlte sich an den Tag erinnert, an dem Karl ihr dieses versteckt mitten in der Stadt gelegene Paradies offenbart hatte.

„Das ist ja krass."

Xena hatte ihren Helm unter den Arm geklemmt und folgte den beiden. Auch sie war vom Anblick der weiten Grünfläche beeindruckt. Ihr Blick wanderte über die vielen Bäume, über den Teich hinweg zu den vielen Skulpturen, die ihr Interesse weckten.

„Habt Ihr euch die schon mal angesehen?"

Sie wartete die Antwort nicht ab und ging zu den Kunstwerken, um diese näher zu betrachten.

„Geh ruhig mit! Ich sag dir Bescheid, wenn Franz anfängt, okay?"

Thao nickte und lief Xena hinterher.

„FRANZ!"

Die Balkontür war geschlossen, die Veranda aufgeräumt.

„FRANZ! Ich bin es! Karl!"

Endlich wurden die Vorhänge der Balkontür zur Seite gezogen und der Alte kam zum Vorschein.

„Ah! Servus Karl. Ich dacht, du kommst von vorn rein. Willst draußen bleiben?"

Der Junge gab dem Künstler mit der roten Fliege seine Hand.

„Wär mir lieber, wenn das ginge."

„Kein Problem. Hilfst mir die Sachen raustragen? Geht dann schneller mit uns beiden."

Karl lächelte und folgte dem Alten in das Innere des Hauses. Überall standen Leinwände herum, Staffeleien, sogar eine Töpferscheibe fand sich etwas abseits, bedeckt von verschiedenen Mal- und Zeichenutensilien.

„Nimm du den Koffer bitte, ich hole uns ein paar Stühle. Bist allein? Wo hast dein Mädel gelassen?"

Karl folgte ihm nach draußen und zeigte auf die beiden Frauen zwischen den Steinfiguren.

„Sie sehen sich an, was du geschaffen hast."

Franz folgte seinem Blick.

„An deine Kleine kann ich mich noch gut erinnern. Aber wer ist die andere? Ganz schön groß für ein Madl, oder?"

„Eine Freundin von uns, Franz. Sie wollte sich das mal ansehen."

Franz warf noch einen Blick auf die beiden Frauen und bot dann Karl einen Platz an.

„Machst dich frei? Ich fang dann mit der Zeichnung an."

Karl staunte. Der Alte zeigte keine Anstalten, sich die Vorlage zu holen.

„Du weißt noch, wie es werden soll?"

Der Alte mit der roten Fliege lächelte.

„Die Domina mit dem Herz?"

Der urige Mann wies Karl mit einer Geste an, die Brust freizumachen.

„Ich male dir jetzt die Schablone auf, dann kannst es dir dann noch mal ansehen und ne halbe Stunde überlegen. Du solltest dir schon sicher sein, Karl. Die hält ein Leben lang, das ist vielen nicht klar, verstehst?"

Der Junge nickte. Er warf einen Blick auf die beiden Frauen, die der Reihe nach die Skulpturen dieses talentierten Künstlers betrachteten. Er dachte an Thao, die er bald über seinem Herzen tragen würde.

„Könnten wir das Motiv noch abändern?"

Franz sah zu ihm auf. Er schien die Unsicherheit des Jungen gespürt zu haben.

„Wenn du dir nicht sicher bist, Karl, dann machen wir lieber einen neuen Termin. Das ist schon in Ordnung. Du hast viel Geld dafür gezahlt, da möchte ich schon, dass du mit meinem Werk auf deiner Haut auch glücklich bist."

Karl atmete tief durch, dann stand sein Entschluss fest.

„Könntest du es so zeichnen, dass Thaos und mein Herz zu einem einzigen verschmelzen?"

Franz wusste nicht, wie er sich das vorzustellen hatte.

„Kapier ich net, Karl. Wie meinst das jetzt?"

Der Junge zeigte auf seine Brust.

„Dort wo mein Herz ist ..."

Er deutete auf die Stelle zwischen seinen Brustmuskeln.

„... könntest du mein Herz grafisch freilegen, wenn auch in kleinerem Maßstab und es auch gleichzeitig zu ihrem machen. Verstehst?"

Er sah den Alten fragend an.

„Du meinst, dein Herz wäre dann auch gleichzeitig das ihre? Ich würde dann also Thaos Oberkörper und ihr Gesicht auf deine Brust tätowieren und das freiliegende Herz wäre Euer gemeinsames?"

Der Junge freute sich und strahlte.

„Genau! Meinst du, du würdest das hinbekommen?"

Franz kratzte sich nachdenklich an seinem Hinterkopf.

„Ich denk schon. Ich hab die Thao noch im Hinterkopf. Ich zeichne sie dir schnell auf die Brust und du sagst mir, ob es passt, okay?"

Karl grinste. Thao würde bestimmt aus allen Wolken fallen. Eigentlich hatte er sich genau das immer wieder gewünscht.

„Karl?"

Franz ließ seinen Feinmarker über Karls Haut wandern.

„Wenn das mit Thao nicht klappt, dann bleibt das Teil trotzdem an diesem Platz. Selbst nach einer Laserbehandlung würde man noch was davon sehen."

Der Junge ließ sich durch Franz´ mahnende Worte nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er sah die Sache noch genauso wie vor einigen Monaten. Thao hatte ihm das Lieben gezeigt. Sie war die erste besondere Frau in seinem Leben. Das würde sie auch immer bleiben.

Er blickte in den Garten, wo sich sein Punkermädchen mit der großen Blondine angeregt unterhielt. Er fühlte in sich hinein und spürte die Angst um ihre Beziehung, aber auch den festen Willen, an ihr festzuhalten und um sie zu kämpfen. Noch ein Blick auf seine Brust ... nein! Eine Domina sollte dort nicht sein, denn die war es nicht, die über sein Herz gebot! Es war die Punkerin mit den schwarzen, rasierten Haaren und deren ständigem Kampf mit dem eigenen Teufel und Engel in sich.

„Gib mir noch zehn Minuten, Karl. Dann bin ich fertig. Ich trink dann in Ruhe einen Kaffee und du kannst dir alles noch mal durch den Kopf gehen lassen. Ist´s recht?"

Der Junge stimmte zu.

„So! Halt still und sieh nicht runter!"

Der Alte sah auf die stämmige Brust des Jungen.

„Hast ganz schön zugelegt in der letzten Zeit. Erinnert mich an meine eigene Jugend. Hab viel geturnt, mein Gott, was hatte ich damals eine schöne Zeit."

Karl musste grinsen.

„Am Gerät oder am Mädchen?"

Die grauen Augen des Alten schienen regelrecht zu lachen.

„Auf beiden! Was denkst denn du?"

Xena und Thao hatten ihren Rundgang beendet und näherten sich wieder der Terrasse.

„Bleibt Ihr bitte weg! Franz kann sich sonst nicht konzentrieren."

Der Alte sah fragend zu ihm hoch, schien Karls Absicht hinter dieser Lüge aber zu verstehen.

„Ich würde es aber gern sehen, Karl. Bitte!"

„Nimmst du sie noch mal mit, Xena? Ich rufe Euch dann, wenn ich so weit bin, okay? Es soll ja eine Überraschung sein."

Die große Blonde grinste breit.

„Und das, wo du da mit entblößter Brust vor uns sitzt? Wie kannst du so etwas von uns verlangen? Du schaust niedlich aus, mein kleiner Athlet."

Karl war wieder entnervt, während Franz den beiden Frauen zunickte.

„Der Bua hat schon recht. Ich kann net gscheit werkeln, wenn zwei so fesche Dirndln in der Nähe sind."

Die beiden Frauen sahen sich an und lachten lauthals. Franz war eben noch ein echtes Original.

„Na gut. Wenn es denn sein muss. Krieg ich denn noch einen Kuss, mein Süßer?"

Karl schüttelte seinen Kopf.

„Du willst nur spicken kommen. Nachher kannst mich abschlabbern, so viel du willst, okay?"

Thao zwinkerte ihm zu.

„Meinst du jetzt küssen oder vögeln?"

Karl seufzte.

„Warum seid Ihr nur immer so nervig, wenn Ihr zusammen seid?"

Franz lachte herzlich.

„Jetzt lasst was von dem Burschen über. Ihr könnt ihn haben, wenn ich mit ihm fertig bin. Seid´s so gut."

Karl war erleichtert, als die beiden wieder die Treppen der Terrasse hinuntergingen.

„Mit der Thao hast ein fesches Madel erwischt, Karl. Alle Achtung! Ist vielleicht ganz gut, dass ich noch mal einen Blick auf sie werfen konnte. Hatte sie doch ein wenig anders in meiner Vorstellung."

„Glaub mir, die kann auch anstrengend sein. Ich glaub, das hast gemerkt, oder?"

Franz lächelte.

„Das sind die Frauen, die es wert sind, meistens, Karl. Da muss man schon einiges an Macken in Kauf nehmen."

Franz hob den Stift ab und ging auf Abstand.

„Wer ist denn die Große gewesen? Ist ja auch nicht von schlechten Eltern, oder? Ne Freundin?"

Der Junge nickte.

„Steh eher auf kleine Dunkle mit einem gescheiten Hintern. So alt kann ich gar nicht werden, dass mir das nimmer gefallen würd."

Der Alte mit der auffälligen roten Fliege lachte heiser.

„Warum bist eigentlich allein, Franz? Warst nie verheiratet?"

Die Gesichtszüge des Bayern verhärteten sich sofort. Mit ernster Miene beantwortete er die Fragen des Jungen.

„Die Josi ist vor 8 Jahren gestorben, Karl. Krebs. Seitdem habe ich keine mehr wollen. Werd keine bessere mehr finden, drum such ich auch nimmer mehr."

30. Xena und Thao

„Dass der uns so eiskalt abserviert hat, stinkt mir ein wenig. Ich bin doch extra wegen ihm mitgekommen. Hätte ihn so gerne quieken gehört, wenn die Nadel ihn pickst."

Die Blondine sah die Punkerin ruhig an.

„So weh tut das schon lange nicht mehr, Thao. Da machst dir Illusionen."

Thao sah sie verwundert an.

„Hast du etwa welche? Hab ich nie bemerkt."

Die Blondine schüttelte ihren Kopf.

„Naja. Eher ein paar gemacht. Nicht jeder meiner Sklaven ist mit einem Brandmal einverstanden."

Thao lachte auf.

„Du bist so was von strange drauf, alte Domse."

Xena zeigte eine unsichere Miene.

„Aber das war kein Witz."

Das Punkermädchen winkte ab.

„Ach was soll´s. Schau! Da vorn ist eine Eisdiele, bei deinem dicken Hintern kann man nicht mehr viel kaputtmachen und ich kann es mir leisten. Komm, alte Hulle, ich lade dich auf eine Waffel ein."

Die Blondine schlug der Punkerin auf deren Oberarm und blockte gleich darauf gekonnt deren Konter ab.

„Das ist so unfair, du brutales Schlägerweib.", schimpfte das Punkermädchen, woraufhin beide in ausgelassenes Gelächter verfielen.

„Geht es dir jetzt besser?"

Xena nickte.

„Dank euch! Ihr schafft es eigentlich immer, mich auf andere Gedanken zu bringen. Ihr seid schon fast wie eine kleine Familie für mich."

Thao wollte sich schon über sie lustig machen, aber Xena schien es damit ernst zu sein. Also reichte sie ihr die Karte und beobachtete sie, als sie diese in Augenschein nahm.

Xena blätterte durch die Seiten.

„Der Barbie-Becher würde dir bestimmt schmecken, olle Domse."

„Den gibt's gar nicht, du blöde Kuh. Bin ich heute dein Opfer, oder was?", grinste die große Blondine.

Thao sah sie nachdenklich an.

„Ich will einfach nur, dass es dir besser geht."

„Ich hab euch lieb, weißt du das?"

Xena sah das Mädchen mit ernstem Gesichtsausdruck an.

„Du und Karl, Ihr seid etwas, woran ich mich festhalten kann. Ich kann mich nur immer wieder wiederholen. Ihr gebt mir einfach die Zuversicht, dass bei mir etwas gesunden könnte."

Thao sah sich um, schien den Service zu suchen. Ihr war nicht wohl in diesem Moment.

„Ist was? Du scheinst irgendwie nicht gut drauf zu sein. Ich irre mich doch nicht, oder? Was ist denn los?"

Die Punkerin mied ihren Blick, griff sich die Karte und studierte sie jetzt selbst.

„Was ist los, Thao? Hab ich was Falsches gesagt? Du wolltest doch, dass es mir besser geht, oder? Ich mach mir gerade ziemliche Sorgen."

Thao seufzte.

„Was nimmst du?"

Xena sah sie nachdenklich an.

„Den Hawaii. Gibst du mir jetzt ne Antwort, oder was? Mensch, jetzt sag endlich! Was ist los mit dir?"

Die Blondine wurde blass.

„Oder Euch?"

„Mit mir und Karl ist soweit alles in Ordnung. Aber er will, dass ich mit ihm weggehe. Neue Stadt und so. Er will doch studieren und Arzt werden."

Die Blondine lehnte sich zurück. Eine etwas untersetzte Rothaarige näherte sich und nahm ihre Bestellungen auf. Xena wartete, bis sie wieder allein waren.

„Und du willst nicht mit?"

Thao wollte eigentlich nicht mit Xena über dieses Thema reden. Sie spürte, dass ihre große Freundin sie nicht verstehen würde.

„Ich habe Angst vor den Veränderungen. Das war schon immer so, Xena. Das ist meine Macke. Ich möchte, dass alles so bleibt, wie es ist. Die letzten Monate waren so geil, weißt du? Warum will er weg? Wir sind doch hier zu Hause."

Xena war erstaunt. Thaos Argumentation erschien ihr unlogisch.

„Will man in Eurem Alter nicht eher woanders hin? Weg von den Eltern? Ich dachte, du verstehst dich nicht so gut mit Deiner Mum? Ich kapiere das nicht, Thao. Fang mit Karl ein eigenes Leben an! Baut euch was auf! Das ist doch die Chance, oder nicht?"

„Ich weiß nicht, was ich werden will. So, wie es jetzt ist, passt es eigentlich."

Xena seufzte.

„Willst einen auf Assi machen, oder was? Scheiße, du bist doch viel zu clever, Thao. Was ist wirklich los? Sag´s mir! Einfach, damit ich es kapieren kann."

Thao war erleichtert, als sie die Bedienung mit den Eisbechern näherkommen sah.

„Ich gehe ja mit, okay? Warum labert Ihr mich alle immer nur voll? Denkst du, ich lasse ihn einfach so gehen?"

Xena sah sie eine Weile schweigend an.

„Nein. Es sei denn, du sagst mir jetzt was anderes."

„Lass uns das Eis essen! Sonst wird es noch kalt."

Thao versuchte zu grinsen.

„Nett, dass du mir zu helfen versuchst, wenn es dir selbst beschissen geht. Aber ich will nicht angelogen werden, von daher verzieh ich mich jetzt lieber, Babybitch."

Xena stand auf, nahm ihren Helm, drehte sich um und ging.

Thao blickte ihr hinterher. Sie musste mit sich kämpfen. Im ersten Moment wollte sie Xena zurückrufen, doch sie hatte keine Lust, sich auch noch der großen Blondine erklären zu müssen. Die Punkerin sah auf den Eisbecher vor sich und stocherte mit ihrem Löffel darin herum.