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Thao II - Teil 03

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„Dimirti?"

Herbert schlug die Akte auf und sah noch mal nach.

„Richtig."

Er zeigte sich verwundert und blickte Thao fragend an.

„Ist an ihm irgendetwas Besonderes?"

Ihre braunen Augen verrieten für einen kurzen Moment ihre Unsicherheit.

„Nein, er ist ganz okay und auch ein bisschen Arschloch, so wie ich es halt gerne habe."

Herbert lachte.

„Musst dich für ihn umziehen, oder darfst du auch die Zivilisierte geben? Ich meine bei dir ist das Letzte geschauspielert, eigentlich auch ein Ding."

Thao blies in ihren Daumen und pustete gespielt ihren Mittelfinger auf. Es war eher als Bestätigung gemeint, für das, was er sagte, als ein Protest.

„Nein im Ernst, Thao. Mach bei dem Jungen keine persönliche Sache draus, Tom hat in diese Richtung etwas angedeutet."

„Aber anhören was er will, darf ich mir?"

Herbert seufzte. Manchmal machte sie es ihm nicht einfach.

„Hau schon ab! Aber bis 10 musst wieder da sein, wir haben noch andere Sachen die wir besprechen müssen und Erlenberg kommt auch noch am Nachmittag."

Thao verzog ihr Gesicht, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube bekommen. Der Typ war ein Verwaltungsbeamter, wie man sich ihn als Klischee vorstellte, penibel, geltungssüchtig, träge und schmalzig. Dazu kam es noch, dass er sich ständig in ihrer Nähe aufhielt und auf die Pelle rückte. Es war furchtbar.

„Ich glaube ich kriege gerade ganz furchtbare Kopfschmerzen, Herbi, kann ich nach Hause..."

Herbert lachte laut auf.

„Nee, kannst du nicht. Er ist viel weniger Arschloch wenn du dabei bist und ihm schöne Augen machst."

Thao klimperte mit ihren Wimpern und leckte sich lasziv die Lippen.

„So in etwas?"

Herbert schüttelte sich vor Lachen.

„Ja, das passt. Du wischst dann aber seine Flecken vom Boden auf."

Sie verzog das Gesicht vor Ekel, die Vorstellung schien ihr echte Probleme zu bereiten.

„Gut dann starte ich mal durch. Super, kaum aufgeschlagen wird das kleine Mädchen von ihrem bösen Meister auch schon wieder fortgeschickt."

Herbert nickte traurig.

„Furchtbar, wenn du willst schreibe ich dir die Nummer vom Betriebsrat auf."

Thao wusste nicht so recht was sie von ihrem bevorstehenden Gespräch mit Dimitri halten sollte. Ihre letzte Begegnung war ziemlich unglücklich verlaufen und hatte ihr die Schattenseite aufgezeigt, wenn sie den Kids auf der Straße auf Augenhöhe begegnete. Sie wusste sich zwar normalerweise in kritischen Situationen zu helfen, machte aber ihren an sich schon nicht ungefährlichen Job zu einem erheblichen Risiko.

Sie hatte Glück, nicht weit von dem Mietshaus gab es eine freie Parklücke. Sie war zwar ziemlich eng und Thao, was das Einparken betraf, ziemlich unbeholfen. Aber nachdem sie gefühlte zehn Mal ausgestiegen war, und nachgesehen hatte ob sie auch ja nirgendwo gegenstieß, stand ihr Kleinwagen endlich drin, vorne und hinten noch zu den anderen PKW eineinhalb Meter Abstand habend. Zwei ältere Herren suchten ihren Spott vor der jungen Frau zu verbergen, die demonstrativ ihre schwere Ledertasche vom Beifahrersitz nahm und sich mit Schwung auf die Schulter lud. Sie gab sich heute offiziell, etwas anderes schien bei dem Jungen auch keinen Sinn zu machen.

In der WG angekommen, suchte sie erst einmal deren Betreuer, öffnete die Küchentür, steckte ihren Kopf durch den Türspalt und unterbrach damit eine lebhafte Diskussion zwischen Tom und einem seiner Schützlinge. Es ging wohl um Fußball, soweit sie es noch mitbekommen konnte.

„Hallo Tom! Geht's dir gut?"

Tom nickte ihr zu.

„Hat Dimitri immer noch das gleiche Zimmer?"

Auch diese Frage bejahte ihr Kollege, zeigte ihr aber auch gleichzeitig eine sorgenvolle Miene.

„Soll ich nicht lieber mitkommen?"

„Nein, ich komme schon mit ihm klar."

Sie lächelte und zwinkerte dem rothaarigen Jugendlichen zu, der mit Tom am Tisch saß und schloss dann die Tür hinter sich.

Dieser Termin kostete sie Überwindung. Dimitri hatte eine seltsame Wirkung auf sie, die sie sich einfach nicht erklären konnte. Er war nicht hässlich, dass stimmt, aber Aussehen hatte für sie nie eine entscheidende Rolle gespielt. Klug? Na ja, normal. Vielleicht weil er eine Aggressivität in sich trug, welche sie auch von sich selbst her kannte? Was war man für ein Mensch, wenn man sich selbst nicht verstand und doch in anderen wiederfand?

Sie klopfte gegen die Tür.

„Dimitri? Ich bin es."

Man hörte das Quietschen von Bettfedern, dann eilige Schritte. Abrupt wurde die Tür geöffnet, der Junge stand in sauberen Sportklamotten vor der Sozialarbeiterin und blickte ihr keck ins Gesicht. Sein Kopf war jetzt völlig geschoren, was ihm aber ganz gut stand. Überhaupt wirkte er jetzt wie ein völlig normaler, junger Mann in seinem Alter, von Verwahrlosung und den Zeichen der Straße keine Spur mehr.

„Lässt du mich rein?"

Dimitri öffnete demonstrativ die Tür, trat zur Seite und verfolgte sie mit seinem Blick.

„Du siehst heute ganz anders aus. Hast deine Tarnung jetzt aufgegeben und zeigst mir die Spießerkuh, die du wirklich bist?"

Thaos braune Augen blickten ihn gefrustet an. Am liebsten wäre sie einfach wieder gegangen. Es würde jetzt einfach nur anstrengend für sie werden.

„Pass auf. Ich kann auch wieder gehen, dann kommt ein Kollege und der zeigt dir dann deine Möglichkeiten auf. Ich muss das nicht machen, wenn du mir doof kommst."

Der Junge lachte heiser auf.

„Und schon meckert die Ziege los."

Thao ertrug es einen Moment, dann drehte sie sich wieder um. Sie hatte einfach keinen Bock auf solch eine Scheiße.

„Hey! Warte doch mal. Bist du so schnell angepisst? Als Assidose warst du viel gechillter."

Thao war inzwischen an der Küchentür angekommen und gerade dabei sie zu öffnen, als der Junge sie eingeholt hatte und seine Hand auf ihre Schulter legte.

„Schon gut. Komm schon, war nicht so gemeint."

Sie schloss die Augen, musste mit sich kämpfen, um ihre Beherrschung zu behalten. Es war einer dieser Momente, wo das Schicksal einem einen Spiegel vorzuhalten schien.

„Werde noch mal affig, dann bin ich weg, Dimitri."

Sie blickte ihm direkt in die Augen, bis er ihren Blick nicht mehr standhielt und sich von ihr abwendete.

„Ja, ja. Bleib locker."

Sie gingen zurück ins Zimmer, setzte sich an den kleinen Tisch, ihre schwere Tasche auf den Boden abstellend und eine Akte aus ihrem Inneren herausziehend. Sie ließ sie vor sich auf den Tisch fallen, schlug sie auf und lehnte sich zurück. Dimitri hatte sich auf das Bett gesetzt und grinste breit.

„Na? Kommt jetzt das typische Verhör? Oder erklärst du mir jetzt, wie ich zu einem normalen, sittsamen Bürger werde?"

Sie ging auf seine blöden Sprüche nicht ein, sondern wartete ab, bis er sein Mund hielt. Tatsächlich gab er nach einigen Augenblicken Ruhe, wenn auch sein Gesichtsausdruck spöttisch blieb.

„Nichts dergleichen, Dimitri. Ich will erst einmal wissen, was du von mir möchtest. Du bist schließlich dieses Mal von allein hierhergekommen, oder etwa nicht?"

Sie musterte ihn. Er schien das Ganze als Witz zu betrachten, vielleicht amüsierte es ihn aber auch, dass er sie so einfach zu sich hatte herbestellen können. Eigentlich war dieser Junge nur erbärmlich.

„Naja, ich denke, ich will mich weiterentwickeln, die Spalten auf der Straße hatte ich alle schon. Ich glaube, jetzt ist die Zeit reif für eine, so wie du es bist."

Er grinste. Thao blickte ihn müde an, unterließ es aber, ihn zurechtzuweisen.

„Und wie willst du das erreichen?"

Der blonde Junge legte sich auf das Bett und schob seine Hände hinter den Hinterkopf.

„Ein Spießer werden, denke ich. Weißt schon, ne eigene Bude, Kohle, so richtig geile Klamotten, damit sich die Weiber darum reißen, sich von mir besteigen zu lassen."

„Dimitri du kannst fürs Erste in dieser Einrichtung bleiben. Es gibt Regeln, hältst du dich nicht dran, schmeißt Tom dich wieder raus."

Dimitri schien ihr nicht weiter zuzuhören, sondern schob seine Hand in die Sporthose und spielte, deutlich sichtbar für Thao, an sich rum.

„Du bekommst Geld vom Amt solange du unter dieser Adresse wohnst, ich melde dich auf dem Jobcenter an, die bestellen dann einen Sachbearbeiter für dich. Du wirst hin müssen, um dich dort vorzustellen ..."

So ging es in einem fort, Dimitri hörte ihr zu, riss seine Witze, sich dabei gemütlich seinen Schwanz wichsend. Erst versuchte Thao ihn zu ignorieren, sich nicht stören zu lassen, als er aber seine Hose runterschob, um seinen Schwanz vor ihr zu entblößen, reichte es ihr.

Sie schwieg, schob den Stuhl vom Tisch weg, beugte sich nach vorne und öffnete ihren rechten Stiefel.

„Was machst du da?"

Frage er verwundert, sie vom Bett aus beobachtend und in seiner Selbstbefriedigung innehaltend.

Sie blieb in der Beuge, sah kurz zu ihm auf und öffnete dann auch noch ihr linkes Schuhwerk.

„Ich gehe nicht so gerne mit Stiefeln ins Bett."

Dimitri sah sie seltsam an, überfahren von ihrer Reaktion. Sie aber zog sich die Stiefel aus, stellte sie sorgsam neben dem Stuhl und kam dann zu ihm auf die Matratze.

Er wollte näher zur Wand rutschen, um ihr Platz zu machen, doch sie wollte sich gar nicht zu ihm legen, stattdessen stieg sie mit ihrem rechten Schienbein auf seinen Oberschenkel, ihn damit heftige Schmerzen verursachend.

„AAAAAHHHHH!!!!! Hey, bist du bescheuert? Steig von mir runter!"

Er wollte sie von sich wegstoßen, doch sie presste ihm ihre linke Hand auf den Mund, mit der rechten packte sie seine Hoden. Er kreischte auf, als sie ihre Hand zudrückte und seine Testikel damit zusammenquetschte, doch nur gedämpfte Laute kamen aus seinem Mund heraus. Er bäumte sich auf, wollte sich von ihr befreien, doch sie drückte noch fester zu und begann seiner Eier zusätzlich noch zu verdrehen. Erst als er sich geschlagen gab und wieder zurück auf die Matratze fallen ließ, lockerte sie ihren Griff.

„Na! Macht Spaß mit einer Spießermöse wie mir, stimmt´s?"

Sie grinste, sich an seinem Leid berauschend.

„Komm Dimitri, spotte! Zeig mir, was du jetzt für ein toller Hecht bist."

Sie nahm ihre Hand von seinem Mund herunter, doch er blieb ruhig liegen, dabei hyperventilierend. Wie gerne hätte sie ihm jetzt ins Gesicht geschlagen, ihm seine Nase verdreht, ihre Fingernägel in seine Brustwarzen gebohrt ...

Sie sah Tränen aus seinen Augen herausquellen und stieg von ihm runter. Noch einmal stöhnte er auf, als sie ihr Gewicht auf ihr Schienbein verlagerte, dann ließ sie auch seine Hoden los. Sein Schwanz war längst wieder klein geworden, mit seiner Geilheit schien es jetzt fürs Erste vorbei zu sein.

Thao aber setzte sich zurück an den Tisch, und begann damit die ersten Anträge für ihn auszufüllen.

Dimitri lag zusammengekauert auf dem Bett, stöhnte und presste seine Hände in den Schritt.

„Was hast du denn für einen Schaden? Kannst froh sein, dass ich solch gestörten Weiber wie dir nicht auf die Fresse haue."

Sie sah nicht auf, sondern schrieb konzentriert weiter. Er hörte sich jetzt weit weniger frech an als vorher. Was aber nicht bedeutete, dass damit seine Vorwürfe ein Ende fanden.

„Hat sich dein Stecher deswegen ne andere Spalte gesucht? Weil du so ein durchgeknalltes Brutalloweib bist? Oder willst du mir immer noch erzählen, dass er im Knast hockt?"

Thao blickte zu ihm auf.

„Reden wir lieber nicht von ihm, Dimitri, im Vergleich zu ihm schneidest du nicht besonders ab."

Sie schaute demonstrativ auf seinen Schritt und grinste.

Der Junge schwieg beleidigt und blickte sichtlich missgestimmt zu ihr rüber. Es war eine Genugtuung für sie, dass er wenigstens für ein paar Minuten seine Klappe hielt.

„Ne mal im Ernst, dein Typ hat dich bestimmt mit einer anderen beschissen, weil du so ein freakiges Döschen bist. Habe ich Recht? Käme ich auch nicht mit klar, ganz ehrlich. Man sieht es dir ja an, dass du einen Schaden hast."

Thao schloss die Augen und suchte sich zu beherrschen. Er nervte und sie ärgerte sich darüber, dafür empfänglich zu sein.

„Von wann bis wann bist du zur Schule gegangen?"

Wenigstens ihre Fragen beantwortete er, ohne dabei einen auf bescheuert zu machen.

„Welche?"

Dimitri gab ihr auch jetzt eine Antwort.

„Was war deine letzte Adresse?"

Er nannte ihr die seiner Eltern.

„Kann ich dich jetzt auch mal etwas fragen?"

Thao seufzte, sie wollte den Termin so schnell wie nur möglich beenden.

„Mach schon."

„Hat dein Ex wirklich einen längeren als ich."

Thao verdrehte ihre Augen und wandte sich wieder den Anträgen zu. Dimitri aber lachte.

„Was? Das ist für einen Mann wichtig."

Nach einem Moment des Schweigens setzte sich Dimitri auf und blickte zu ihr rüber.

„Wie war er denn so?"

Thao hob den Kopf, es sah so aus, als ob sie wirklich über seine Frage nachdachte.

„Vor allem war er ein Mann. Auch im Bett, meine ich. Er kannte sich gut mit Menschen aus, war ernst aber auch lustig, einfach von allem etwas. Ne gute Mischung."

Dimitri schien etwas anderes wichtiger zu finden.

„Sah er gut aus?"

Thao überlegte.

„Durchschnitt. Aber das ist mir nicht wichtig. Er war einfach kein Arschloch wie die meisten anderen Freaks, die so rumlaufen."

Der Junge deutete ihre Antwort.

„Du meinst so einen wie mich, oder?"

Sie nickte und blickte ihn müde an.

„Können wir jetzt weitermachen? Ich muss zurück ins Büro."

Dimitri schien ehrlich verletzt zu sein in diesem Moment.

„Weißt du, warum ich hier bin?"

Thao stöhnte auf und zeigte ihm ein gequältes Gesicht.

„Sag jetzt nicht wegen mir, Dimitri. Dann ist diese ganze Scheiße hier doch sinnlos gewesen."

Sie warf den Kuli vor sich auf den Tisch und schob den Stuhl nach hinten.

Dimitri aber blickte in diesem Moment zu ihr rüber, ohne dass in seinem Gesicht Spott oder Hohn zu sehen war.

„Es ist aber so."

Thao schüttelte den Kopf.

„Ist dir eigentlich klar, dass dieses Zimmer von anderen dringend gebraucht wird?"

„Nö. Aber ich werde es behalten, keine Sorge. Ich werde dir schon zeigen, dass ich der Richtige für dich bin."

„Ich pack jetzt meine Sachen, Dimitri. Du brauchst die Anträge nur unterschreiben, ich habe die Stellen mit Kreuze markiert. Gib sie einfach nur Tom, der weiß..."

„Hast du Lust mit mir wegzugehen. So auf ein Bier oder so? Du hast doch gesagt ich bekomme Geld."

Sie schüttelte den Kopf, stand auf und kam zu ihm rüber.

„Geht's mit deinen Spielerchen wieder?"

Er sah herunter auf seinen Schritt und zeigte ihr ein wehleidiges Gesicht.

„Du bist wirklich ne Gestörte, weißt du das? Mir so weh zu tun."

„Es war nötig, sonst hättest du mich nicht ernst genommen."

Dimitri zeigte ihr einen Vogel.

„Das konntest du nur, weil du dich hinter deinen Titten und deiner Muschi verstecken kannst. Glaub mir sonst hätte ich dir derartig aufs Maul ..."

Sie winkte ab.

„Mach´s gut, wir sehen uns nicht mehr. Meine Aufgaben haben hier damit ein Ende gefunden."

„Warte mal."

„Und unser Treffen? Wann sehe ich dich denn wieder?"

„Gar nicht, Dimitri. Du bist nicht mehr mein Klient. Sei einfach weniger Idiot, dann klappt es auch bei den Spießertussen."

Sie hob ihre Tasche auf und ging zur Tür. Dimitri folgte ihr, was sie beunruhigte. Sie wollte nicht, dass es wieder so enden würde, wie beim letzten Mal.

„Ich bekomme dich schon rum, glaub mir. Schon allein um dir zu beweisen, dass dein Ex ein Idiot gewesen ist."

Sie ignorierte seine Ansage, öffnete die Tür und trat hinaus auf den Flur. Sie wollte jetzt das Ganze beenden und hinter sich lassen. Der Junge bekam eine Chance, was er letzten Endes daraus machte, das lag an ihm.

Kurz sprach sie noch einmal mit Tom über den Fall, er würde mit ihr telefonisch Kontakt halten, falls Dimitri wieder zicken machte, aber eingreifen würde Thao dann nicht mehr. Nicht weil Tom ihr dazu riet, sondern auch, weil sie selbst Dimitri nur noch als Strapaze empfand. Wie sagte Herbert immer? Hilf denjenigen, die auch Hilfe wollen. Es war vielleicht zu einfach gedacht, aber die Richtung seines Rates stimmte.

Sie hatte sich auf dem Weg zu ihrem Auto noch einmal zu dem Haus umgesehen. Tatsächlich stand der Junge an dem Küchenfenster und sah ihr nach. Sie hob ihre Hand zum Abschied, dann verdrängte sie ihn aus ihren Gedanken.

Zurück im Büro

Thao hörte schon von weitem die Stimme des Herrn Erlenbergs. Der sonst so belebte Flur der Einrichtung war wie leergefegt. Nur an seinem anderen Ende war eine junge Frau zu sehen, die hastig ihr Zimmer wechselte. Erlenberg hatte eine gewichtige Stimme in der Stadtkämmerei. Er war es, der letzten Endes darüber entschied, wie viel Budget die Einrichtung im nächsten Jahr erhalten würde und mit welchen Auflagen es verbunden war. Er wusste um seine Macht und ließ sie jedem spüren, der in seine Nähe kam.

Thao ging in das Büro, ohne großartig Notiz von dem 1.90m großen, schlanken Mann zu nehmen. Er war Ende dreißig, hatte ein durchschnittliches Gesicht, trug einen hellgrauen, modischen Anzug mit dunkelblauen Hemd und schwarzer Krawatte, roch nach teuren Herrenparfüm, und hatte mehr Gel in seinen Haaren als ein sechzehnjähriger Teenager.

„Frau Nguyen! Schön das auch sie sich irgendwann einfinden."

Wie gerne hätte sie seine dargebotene Hand ignoriert, aber Herberts flehender Blick ließ sie dennoch danach greifen.

„Guten Tag, Herr Erlenberg. Wie geht es ihrer Frau?"

Sie grinste zu ihm hoch, wohl wissend, dass ihm diese Frage unangenehm war. Er hatte einige Frauengeschichten am Laufen, davon einige auch in der Stadtverwaltung. Doch bisher hatte ihm keine seiner Affären schaden können, er schien das zu sein, was er darstellte, eine schmierige Viper, die sich durchs Leben schlängelte.

„Ich denke gut. Vielen Dank der Nachfrage."

Herbert blickte traurig zu Thao hinüber. Sein Blick verhieß nichts Gutes.

„Wollen Sie Frau Nguyen die Nachricht mitteilen? Oder soll ich das lieber ...? Ach wissen Sie was, Herr Behring, als direkter Vorgesetzter, ist das eine Last, die ich ihnen nur zu gerne abnehme. Immer schwer wenn persönliche Bindungen im Spiel sind."

Erlenberg setzte sich halb auf Thaos Schreibtisch und blickte auf sie herunter. Sie sah zu ihm auf, gespannt darauf, was er ihr zu sagen hatte. Etwas Gutes konnte es nicht sein, Herberts Gesicht sprach Bände.

„Frau Nguyen ich muss ihnen mitteilen, dass künftig nur noch die Mittel für vier Sozialarbeiterstellen in ihrer Abteilung reichen werden. Ich habe mit Herrn Behring gesprochen und da sie und Frau Herbst die kürzeste Dienstzeit aufweisen, werden wir uns von einer von ihnen, im nächsten Jahr, verabschieden müssen. Es ist sehr schade, sie beide haben sich so engagiert eingebracht, aber so ist das Leben nun mal, leider."

Er sah betrübt auf die junge Frau herunter, die, sichtlich erschrocken, zu ihm aufblickte.

„Normaler Weise würde ich Herrn Behring in diesem Fall entscheiden lassen, aber da er ein Büro mit ihnen teilt, Frau Nguyen, halte ich es für besser, wenn ich mit ihnen ein paar Gespräche führe in den nächsten Monaten. Auch Frau Herbst wird mir dann die Ehre geben, damit ich, zwischen ihnen beiden, eine Entscheidung treffen kann bzw. muss."

Er zeigte eine bedauernde Miene, doch das versteinerte Gesicht dieses ihm gegenüber immer so spöttischen und aufbrausenden Weibes, war für ihn eine Genugtuung sondergleichen. Sie würde sich Mühe geben müsse, damit er seine Meinung über sie änderte. Er grinste, ohne es zu merken.

Herbert sah es, voller Wut. Wie sehr er diesen Schmierfinken verabscheute. Er würde beide Frauen unter Druck setzen und was das bedeutete, hatte er in der Vergangenheit immer wieder erleben müssen.

„Wenn sie etwas belustigt, Herr Erlenberg, dann lassen sie uns daran teilhaben, ansonsten würde ich sie bitten uns unserer Arbeit nachkommen zu lassen, damit wir aus unserem „Budget" so viel herausholen können, wie es uns möglich ist", brummte der Abteilungsleiter.

Erlenberg schrak aus seinen Gedanken und zog, sichtlich verlegen, seinen Krawattenknoten fest.

„Aber sicher, Herr Behring. Ich bin der Letzte, der sie in ihrer Arbeit negativ zu beeinflussen sucht."