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Thao II - Teil 03

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Er lächelte zu der jungen Frau hinunter, deren Hautfarbe sichtbar blasser geworden war.

„Und wir, Frau Nguyen?"

Er zwinkerte ihr zu.

„Ich denke wir werden uns, jetzt wo wir öfter das Vergnügen miteinander haben, sicher besser verstehen."

Triumphierend verließ Erlenberg das Büro, blickte sich noch einmal zu den beiden um, winkte und schloss die Tür hinter sich.

Herberts Blick sprach Bände, während Thao ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme niedersinken ließ und sichtlich angeschlagen von der Nachricht war.

„Thao! Mensch, min Deern! Da ist doch das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich habe auch ein paar Strippen, die ich ziehen kann."

Thaos schwarze Mähne bewegte sich hin und her, sie schien nicht gerade viel Vertrauen in seine Worte zu legen.

„Das Schwein hat mich in der Hand. Und Michi ebenso. Ich bin raus Herbert, dieses Arschloch lässt kein gutes Haar an mir. Und wenn ich daran denke, dass er Michi unter Druck setzen könnte, dann gehe lieber ich. Die würde doch alles über sich ergehen lassen um zu bleiben."

Sie hob den Kopf, Tränen liefen ihre Wangen entlang.

Herbert war da ganz anderer Meinung.

„Nein. Ich habe da noch ein Wort mitzureden. Und ihr, du und Michaela, ihr werden den Typ auf Abstand halten. Der bekommt keine Macht über euch. Er kann nur einen Vertrag auslaufen lassen, richtig? Na gut, für den anderen finde ich schon etwas. Die Stadt ist groß und es gibt noch mehr Möglichkeiten für euch. Thao, egal wen es treffen wird, ich bring euch anderweitig unter, das ist ein Versprechen. Bis dahin wird aber noch das eine oder andere Wort gesprochen werden, dass verspreche ich dir."

Thao fand nur mit Mühe wieder zurück in ihre Arbeit. Der Tag hatte sich am Morgen, richtig gut für sie angefühlt. Doch jetzt? Vier Stunden noch, dann würde sie nach Hause gehen, um dann gegen 20 Uhr für Rüdigers Bekannten einen Vortrag zu halten. Es schien in ihren Sternen festgeschrieben zu sein. Mit Karl, war auch ihr Lebensglück verschwunden.

Der Vortrag

Thao schleppte sich regelrecht zu diesem Termin. Sie hatte ihn absagen wollen, doch Rüdigers Bekannter hatte so ehrlich bestürzt darauf reagiert, dass sie sich doch noch hatte überreden lassen. Dabei fühlte sie sich gefrustet, hatte Kopfschmerzen und war trotz einiger Stunden Vorbereitung schlecht für einen Vortrag gewappnet. Fünfzig Leute hatten sich angemeldet! Sie konnte es kaum glauben. Waren es die typischen Kunden einer Kunstgalerie, dann würde sie gleich richtig Spaß haben. Sie blickte an sich herunter, Springerstiefel, schwarze, ausgewaschene Armeehosen, Lederjacke und aufgegelte Haare, entsprach sie sicher nicht den Vorstellungen ihres Publikums, was einer Sadomasochistin und erfahrenen Domina betraf.

Die Galerie befand sich im Erdgeschoss eines typischen Sechzigerjahrefunktionsbaus, der kürzlich erst saniert worden sein musste. Breite Schaufenster ohne sichtbare Rahmen, moderne Türen und eine sehr ausgefallene Beleuchtungstechnik, sorgten dafür, dass die Aufmerksamkeit der Passanten sofort in die Richtung der Kunstausstellung gelenkt wurde. Tatsächlich war SM das Thema, Thao grinste. Ein Sprayer hatte mit schwarzer Sprühfarbe die beiden Buchstaben über je eines der Schaufenster gesprüht.

Sie klingelte an der geschlossenen Ladentür und ein kleiner, rundlicher Mann öffnete ihr, Baskenmüske auf den Kopf und eine prägnante rote Brille mit runden Gläsern auf der Nase. Er trug einen sorgfältig geschnittenen Vollbart in seinem kreisförmigen Gesicht, ein weißes Tuch um seinen Hals und einen schwarzen Anzug zu seinem rotweiß karierten Hemd. Seine lebhaften grauen Augen musterten das seltsame Mädchen, er schien ehrlich schockiert von ihrem Anblick zu sein.

„Na Rüdiger hat wirklich nicht übertrieben. Thao, richtig?"

Die junge Frau kaute lässig auf ihren Kaugummi und nickte.

„Ich kann auch wieder abhauen, wenn du meinst ich pass nicht in dein Programm."

„Nein, nein. Komm rein, drücken gilt nicht."

Er bot ihr nicht seine Hand, sondern umarmte sie ungeniert und drückte ihr zwei feuchte Küsse auf jede Wange. Jetzt war es Thao, die sichtlich schockiert war, und verwundert auf den Galeriebesitzer herunterblickte. Der aber wandte sich ab, deutete im Vorbeigehen auf die Garderobe und bat sie, schon fast fünf Meter vorauseilend, ihm zu folgen.

„Ich heiße Maurice Meier-Gartenreich. Komm, Kleine! Wir haben kaum noch Zeit. In einer halben Stunde kommen unsere Gäste."

Thao grinste, schüttelte ungläubig ihren Kopf, hängte die schwere Jacke an einen der Haken und folgte dem kleinen, rundlichen Mann in den Nachbarraum. Im Vorbeigehen warf sie einen Blick auf die vielen Skizzen und Bilder an den Wänden, von denen sie einige wirklich beeindruckend fand.

„Rüdiger ..."

Maurice sprach nasal und hell, als ob er mit Absicht dem Klischee eines Schwulen entsprechen wollte.

„... hat mir erzählt, dass du auch eine künstlerische Gabe hast. Er hat richtig von dir geschwärmt, dass bin ich so gar nicht von ihm gewohnt."

Mit gestelzter Geste präsentierte er ihr den Raum, in dem sie ihren Vortrag halten sollte. Neben einem Pult und den Stuhlreihen, befand sich noch ein kleiner Tisch mit Notebook darin, sowie ein Beamer, der über dem Pult von der Decke hing. Er war bereits eingeschaltet und warf das Firmenzeichen seiner Herstellerfirma an die weiß getünchte Wand. Auch hier hingen an den Wänden Gemälde und Skizzen, die SM zum Thema hatten. Manche auf den ersten Blick nur unscheinbar, andere wieder den Betrachter ganz direkt mit dem Thema konfrontierend.

„Mach es dir gemütlich, Thao. Drüben stehen Erfrischungen, nimm dir davon, wenn es dich dürstet."

Thao grinste, der Mann hatte etwas an sich, dass sie wieder gütlich stimmte. Rüdiger hatte Recht, es fing an, ihr Spaß zu machen.

„Hast du irgendwelche Wünsche, Maurice? Ich meine wegen des Vortrages?"

Der Mann winkte ab und verdrehte die Augen.

„Dann kann ich ihn ja auch selber halten, Kleine. Ich habe von der Materie keine Ahnung, abgesehen von ein paar wenigen Spielereien vielleicht."

Er lächelte zweideutig, wackelte dazu mit seinem Köpfchen und verließ in kleinen, tippeligen Schritten den Raum. Thao sah ihm nach, zog ihre Augenbrauen zusammen und musste erst einmal den gemachten Eindruck verdauen. Extravaganz schien für sie einen Namen bekommen zu haben, Maurice!

Ein falscher Eindruck

Thao brauchte nicht lange warten, als die ersten Gäste den Raum betraten. Verwunderte Blicke wurden auf sie gerichtet, Plätze gesucht und die Bilder an den Wänden betrachtet. Einige der Besucher nahmen sich von den Getränken, andere gingen noch einmal raus, um sich die Ausstellung anzusehen oder die Toiletten aufzusuchen.

Eine viertel Stunde hatte sie noch Zeit, dann würde sie beginnen müssen. Die Gäste entsprachen genau dem Bild, das sich Thao vorgestellt hatte. Abgesehen von ein paar Normalos, trugen die meisten von ihnen ihre Nase hoch. Sie musste sich wirklich zusammenreißen und wollte keine vorschnellen Schlüsse ziehen, um nicht wieder in ihr altes Muster zu verfallen. Wie hatte Amelie sich ausgedrückt? Nur zwei Schubladen? Sie seufzte. Na dann wollte sie mal versuchen, ein paar mehr aufzuziehen.

Ein älterer, glatzköpfiger Herr, hochgewachsen, mit randloser Brille und einer zwanzig Jahre jüngeren Blondine an seiner Seite, warf ihr einen ungehaltenen Blick zu, den Thao für sich erst einmal zu ignorieren suchte. Die beiden nahmen Platz, redeten miteinander, dann stand der Glatzkopf noch einmal auf und trat an sie heran.

„Solltest du dir nicht langsam einen Platz suchen, die Vortragende wird bestimmt gleich kommen."

Thao legte ihren Kopf schief und grinste.

„Das glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass sie noch kommen wird."

Der Mann stutzte, noch einmal auf seine Uhr blickend.

„Uns hat niemand etwas davon gesagt, dass der Termin abgesagt worden ist."

Für den Moment schaute er ratlos auf die junge Punkerin herunter, die plötzlich überrascht an ihm vorbei blickte.

„Steven?! Was machst du hier?"

Ihre Stimme klang gereizt. Dass sie so schnell ihren Kunden vom Wochenende wiedersehen würde, war sicher keinem Zufall geschuldet.

Auch der Herr wandte sich zu dem jungen Mann um, ihn neugierig dabei musternd. Er schien, im Gegensatz zu dieser Anmaßung, eine ordentliche Person zu sein.

„Ich habe nach deinen Namen im Internet gesucht und da ist mir dein Vortrag ins Auge gestochen. Tja und dann wollte ich mal Mäuschen spielen."

Thao war das nicht Recht. Dass sie jemanden unter ihren Gästen kannte, störte sie.

„Dann sind sie die Vortragende?", fragte der Glatzkopf erstaunt.

Thaos Blick löste sich widerwillig von Steven, dann wandte sie sich wieder dem Mann zu, dessen Blick zwischen den beiden jungen Leuten hin und her wechselte.

„Ja und da ich nun mal schon da bin, kann ich auch nicht mehr kommen, verstehste?"

Ihre Stimme klang übertrieben nach Gosse, was Steven veranlasste, ein breites Grinsen aufzusetzen. Thao schien viele Facetten zu besitzen und er kannte jetzt schon einige davon. Mit Frau Dubois hätte sich dieser alte Knacker sicherlich bestens verstanden.

„Setzt dich mal hin, Steven, später kannst du mir dann immer noch verklickern, was das hier soll."

Er war einverstanden, spürte aber deutlich, wie unangenehm ihr sein Besuch war. Ihre Aufmerksamkeit hatte er auf jeden Fall schon mal, das war für ihn das Wichtigste.

Auch der Glatzkopf nahm wieder Platz und wechselte, den Kopf zu seiner Begleitung hinübergeneigt, einige Worte mit ihr. Da ihm seine Skepsis ins Gesicht geschrieben stand, brauchte Thao nicht groß mutmaßen, das es bei dem Gespräch um sie gehen musste. Als dann auch die Gäste um die beiden herum zu schmunzeln begannen, wusste sie, dass sie schon ihre ersten Fans hatte. Es war ihr nicht wichtig und so hielt sich ihre Aufregung in erträglichen Grenzen.

Maurice betrat als Letzter den Raum, blickte zufrieden in die Runde, hob grüßend seine rechte Hand und setzte sich dann auf einem, für ihn reservierten Platz in der ersten Reihe. Er war neugierig auf Thaos kleine Show.

Das Raunen im Raum wurde leiser, dann richtete sich die Aufmerksamkeit auf die etwas verwahrlost wirkende junge Frau, die ziemlich kaltschnäuzig auf die Menge herabblickte.

„Gut, dann stelle ich mich mal vor. Ihr habt sicher nichts dagegen wenn wir uns duzen, oder? Gehört zur Szene dazu, solange man sich nicht im Spiel befindet."

Sie wartete einen Augenblick, sammelte sich, doch als kein Widerspruch auf ihren Vorschlag hin laut wurde, fuhr sie fort.

„Okay, dann fange ich mal an."

Sie grinste breit. Was für arrogante Affen das hier waren. Diese Feststellung würde ihr dabei helfen, cool zu bleiben.

„Mein Name ist Thao, ich arbeite seit mehr als sechs Jahren als professionelle Domina und wurde von Maurice und einem gemeinsamen Bekannten dazu überredet, mich hier über das Thema SM auszulassen."

Sie stand vom Schreibtisch auf, strich sich durchs Haar und steckte dann ihre Hände in die Hosentaschen, was von einigen älteren Gästen mit Missfallen beobachtet wurde.

„Wenn ihr Fragen an mich habt, antworte ich gerne darauf, nur wäre es mir lieb, dass ihr mir vorher euren Namen nennt, damit ich weiß, wie ich euch ansprechen soll. Einverstanden?"

Sie ließ ihren Blick über die Zuschauer hinweg schweifen und strich sich ihre tiefschwarzen Haare aus der Stirn.

„Und wenn jemand einschläft, bitte leise schnarchen, damit die anderen nicht aufwachen."

Die Menge lachte.

„Ist jemandem unklar, was die Buchstaben S und M für eine Bedeutung haben?"

Thao blickte fragend in die Runde, doch niemand meldete sich.

„Wie sieht es mit BDSM aus? Wissen das alle?"

Sie spürte die Unsicherheit bei einigen Gästen, bemerkte auch die fragenden Blicke, welche miteinander ausgetauscht wurden. Schließlich meldeten sich gleich mehrere Personen.

„Wollt ihr erklären was es damit auf sich hat, oder soll ich?"

Die erhobenen Hände wurden schnell wieder zurückgezogen.

„Das sind bestimmt alle Doms gewesen, die sind nun mal von Natur aus nicht die Mutigsten."

Sie lachte.

„BDSM ist eine englische Abkürzung, die verschiedene Bereiche des SM´s als Sammelbegriff zusammenfassen soll. Es geht dabei um Sadismus und Masochismus, Fesselkunst, Disziplinierung, Dominanz und Unterwerfung. Diese verschiedenen Elemente stehen nicht für sich allein, sondern greifen ineinander und werden mit verschiedenen Gewichtungen praktiziert, die Fesselkunst vielleicht ausgenommen. Es gibt tatsächlich Leute denen es Spaß macht verknotet zu werden oder zu verknoten, ohne dass sie dabei jemanden wehtun müssen, oder Dominanz oder Unterwerfung dabei eine Rolle spielen muss. Nicht einmal vögeln müssen sie sich dabei, pervers, ich weiß."

Die Menge lachte und schien aufzutauen. Auch Thao fiel es leichter, die Leute schienen ihr jetzt gar nicht mehr so verkehrt, wie sie anfangs gedacht hatte.

„Hat jemand eine Frage dazu?"

Niemand meldete sich und so fuhr sie fort.

„Wenn man vom SM spricht, fällt in diesem Zusammenhang auch oft das Wort Asymmetrie. Also ein Ungleichgewicht innerhalb der Partnerschaft oder Beziehung. Beziehung stellte ich deshalb extra, weil nicht unbedingt von einer Partnerschaft die Rede sein kann, im günstigen Falle aber sollte."

Bei diesen Worten wurde ihr Gesicht ernst.

„Nun könnte man meinen, dass in einer normalen, gesunden Beziehung Gleichberechtigung herrscht, aber wenn ich euch jetzt alle mal ganz direkt frage, glaubt ihr wirklich daran?"

Gemurmel wurde laut, Thaos Publikum begann miteinander zu diskutieren, vor allem ein Paar schien sich regelrecht über diesen Punkt zu streiten. Thao wurde neugierig und ging auf die beiden zu, die sie erst ziemlich spät bemerkten und schließlich, peinlich berührt, ihren Disput gezwungener Maßen beilegten. Sie, war eine kleine resolute Schwarzhaarige, mit nettem Gesicht, er, normal gebaut, mittelgroß, mit stark vergrößernden Brillengläsern und eingefallenen, knochigen Wangen nicht gerade einem Schönheitsideal entsprechend.

„Und? Habt ihr euch geeinigt?"

Die beiden wurden rot und blickten unsicher zu Thao auf. Die richtete sich an den Mann und fragte nun direkt.

„Was glaubst du? Wer hat die Hosen bei euch an?"

„Ich glaube in den meisten Dingen ich."

Seine Freundin blickte ihn wütend an, sie schien ganz gegensätzlicher Meinung zu sein. Thao aber wollte den Streit zwischen den beiden nicht noch schüren und versuchte zu schlichten.

„Ihr scheint euch vorher diese Frage nie gestellt zu haben, kann das sein?"

Die beiden verneinten, nach einem Augenblick des Nachdenkens.

„Dann könnt ihr euch doch glücklich schätzen, denn selbst wenn es ein Ungleichgewicht zwischen euch geben sollte, leidet keiner darunter. Es wird da sein und einer von euch wird auch mehr Einfluss auf das Handeln des anderen haben, als dies ihm vielleicht bewusst ist, aber ihr seid zumindest am Ideal einer Beziehung dicht dran."

Thao wandte sich ihren anderen Gästen zu.

„Und? Wie sieht es bei den anderen aus? Ist da die Rollenverteilung klarer?"

Zu ihrem Erstaunen meldete sich der Glatzkopf und erhob sich schließlich sogar.

„Ich heiße Michael, Thao. Meine Frau hat bei uns die Hosen an, eindeutig."

Seine Frau versuchte ihn, wieder zu sich herunter zu ziehen, es war ihr sichtlich unangenehm, von ihm thematisiert worden zu sein.

Thao aber lachte und zwinkerte seiner Lady zu. Sie war sehr apart und schien ziemlich energisch zu sein.

„Das sieht man sofort, Michael. Danke."

Wieder erfüllte das Lachen den Raum. Maurice nickte Thao anerkennend zu, sie schien die Menge gut im Griff zu haben.

„Wenn es in einer normalen Beziehung schon ein Ungleichgewicht gibt, jemand mehr zu bestimmen hat, als sein Partner, was ist dann am SM so besonders? Warum meidet man dieses Thema so konsequent in weiten Teilen der Gesellschaft?

Das Besondere sind die verborgenen Wünsche, mit dem er seinen Anfang nimmt. Gerade viele, im alltäglichen Leben sehr dominante Menschen, haben devote oder sogar masochistische Wünsche im Verborgenen. Genauso gibt es viele Devote, die wenigsten situativ einmal die Rolle des dominanten Parts spielen wollen. Entweder auf erotischer und sexueller Ebene, oder in einem in den Alltag hineinreichendes Rollenspiel. Natürlich spielen auch Fetische eine Rolle, Vorlieben der besonderen Art, es gibt da einfach keine Gesetzmäßigkeit für. Das Einzige was diese Wünsche gemein haben, ist das sie von der Mehrheit der Gesellschaft nicht akzeptiert werden und deshalb vor ihr verborgen werden müssen. Also begibt man sich auf die Suche und viele Partnerschaften erfahren hier einen Bruch. Denn leider sind diese Wünsche oft einseitig. Das heißt der eine hat sie, der andere nicht."

Sie wandte sich wieder an die Menge.

„Gibt es in diesem Raum solche Paare?"

Es war eine sehr intime Frage, dessen war sich Thao wohl bewusst. Innerlich rechnete sie damit, dass sich niemand melden würde. Sie wartete und wollte gerade weitermachen, als sich tatsächlich doch noch zwei Arme erhoben.

„Ich frage nicht näher nach, keine Angst. Danke!"

Thao setzte sich wieder auf ihren Tisch und überlegte einen kurzen Moment lang. Karl tauchte wieder auf, und mit ihm gewisse Szenen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Nicht alle aufkommenden Erinnerungen waren dabei positiv für sie.

„Wenn man gewisse Neigungen hat und diese innerhalb seiner Partnerschaft ausleben will, muss man sie mit dem Partner besprechen, logisch. Doch wie? Bei dem einen ist genug Vertrauen da, bei dem anderen nicht. Im günstigen Fall macht man sich gemeinsam Gedanken darüber, wie man mit solchen Wünschen umgehen kann, im ungünstigen Fall, versucht er oder sie ihre Vorlieben anderweitig auszuleben, in der Regel auch vor dem Partner im Verborgenen. Die eine oder andere Beziehung zerbricht daran, obwohl es meistens, innerhalb der Partnerschaft, nicht an Zuneigung oder Liebe mangelt."

Thao nickte beiläufig und wirkte in diesem Moment gefrustet. Viele ihrer Zuschauer stellten sich in diesem Augenblick die Frage, ob sie nicht selbst Ähnliches schon erlebt haben könnte.

Steven war es schließlich, der von seinem Platz aufstand und Thao direkt danach fragte.

„Ich heiße Steven und wollte dich fragen, ob du aus eigenen Erfahrung sprichst."

Thao runzelte die Stirn und warf dem jungen, attraktiven Mann einen missmutigen Blick zu. Sie war nicht blöd und spürte die Absicht hinter seiner Frage.

„Ja, das habe ich Steven. Und ich leide noch heute darunter."

Steven wartete ab, ob vielleicht noch mehr von ihr kam, doch nach einem längeren Moment des Schweigens, setzte er sich wieder.

Eine junge Frau aber schien das Thema fortführen zu wollen, stand auf und richtete eine weitere Frage an die Domina.

„Mein Freund wünscht sich von mir, dass ich ihm die Sklavin mache. Ich habe darauf überhaupt keine Lust und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Verlieren möchte ich ihn aber auch nicht, es passt sonst eigentlich sehr gut bei uns. Hast du einen Tipp für mich, Thao?"

„Wie heißt du?"

Die Angesprochene zeigte eine entschuldigende Geste.

„Leila."

„Kannst du dich noch daran erinnern, wie du dich das erste Mal einen Mann hingegeben hast?"

Die junge Frau nickte.

„Im Endeffekt tust du das wieder, nur fehlt dir noch das Vertrauen dazu. Vielleicht solltet ihr euch gemeinsam mit dem Thema auseinandersetzen, euch informieren und dann das Spiel zwischen euch vorsichtig beginnen. Es gibt da genügend Informationen im Netz, wenn du aber möchtest, können wir uns auch später noch mal darüber unterhalten, okay?"

Leila nickte, winkte dankbar und setzte sich dann wieder.

„Vertrauen ist ein weiterer wichtiger Punkt. In einer SM-Beziehung sollte man Vertrauen zueinander aufbauen und das ist, wie wir bei Leila sehen, gar nicht so einfach. Wichtig ist eines, man sollte sich auf beiden Seiten niemals seiner Sache sicher sein, nichts voraussetzen, nicht aus einer Routine heraus agieren. Fehler sind schnell beim SM gemacht, das Vertrauen verloren und mit ihm vielleicht sogar den Menschen, den man liebt."