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Thao II - Teil 07

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„Steven und ich, wir waren wieder zusammen. Dieses Mal bei mir und das auch über Nacht."

Xena hob ihre Augenbrauen.

„Bahnt sich da was an?"

Thao zögerte.

„Ich weiß es nicht. Es fühlt sich für mich komisch an. Er tut mir gut, ich denke weniger nach, wenn er bei mir ist und ein bisschen gemein, darf ich auch zu ihm sein. Das ist schon viel für mich. Aber ob ich eine Beziehung mit ihm möchte? Er ist so ganz anders drauf als Karl."

Xena wollte diesen Einwand nicht gelten lassen.

„Karl war derjenige, der dich verlassen hat. Von daher ist Stevens Eigenart eine wichtige Voraussetzung dafür, damit es diesmal anders laufen kann, oder stimmt´s etwa nicht?"

Thao gab ihrer Freundin recht.

„Ja, das stimmt schon. Ich will uns ja auch eine Chance geben, so ist es nicht. Er ist süß und es macht mir ja auch Spaß ihn bei mir zu haben."

Xena lächelte.

„Gibt es etwas Neues von der Arbeit?"

Thao nickte.

„Ich habe vorhin auf mein Handy gesehen. Herbert hat mich angerufen und geschrieben. Aber ich will im Moment einfach nicht. Vielleicht bin ich auch feige, keine Ahnung. Aber ich hab kein Bock und kein Nerv auf diesen Stress. Nicht jetzt."

Xena verstand sie nur zu gut. Auch ihr haftete die Domina an, auch wenn sie derzeit keine große Rolle in ihrem Leben spielte, war sie wieder ständig in ihren Gedanken präsent.

„Kann ich mir vorstellen. Nimm dir eine Auszeit, lass die Wogen sich etwas glätten und dann wirst du eine Lösung finden. Nur such dir sofort etwas Neues, Thao! Wenn es dort nicht mehr mit dir weitergehen sollte, fahre nicht hauptberuflich die Domsenschiene, den Rat möchte ich dir geben."

Thao verstand, worauf sie anspielte.

„Nein, das habe ich auch gar nicht vor."

Für einen kurzen Moment schwiegen sie beide, dann griff Xena nach Thaos Hand.

„Komm! Ich zeig dir was."

„Was denn?"

Xena verriet es ihr nicht, zog sie hinter sich her ins Treppenhaus und ging mit ihr runter in die erste Etage. Das Haus war wirklich nicht groß, aber sehr hübsch eingerichtet. Thao glaubte, sich hier wirklich wohlfühlen zu können.

„Das ist dein Kleiderschrank?", staunte der Gast.

Xena nickte.

„Ja, ich finde auch, dass er größer sein könnte."

Thao schaute ungläubig auf das gigantische Möbelstück.

„Du verschwindest aber nicht darin, oder? Nachher verläufst du dich und ich muss die Polente rufen, damit sie dich darin suchen geht."

Xena lachte und zog einen großen, schwarzen Karton aus einem der Fächer heraus.

„Hier, das habe ich für mich gekauft, nächstes Wochenende haben Gerd und ich, einen ersten Termin."

Thao schaute sich den Ledercatsuit ehrfürchtig an. Das Teil musste ein Vermögen gekostet haben. Über der Hüfte und unterhalb der Brust, waren elastische Partien eingebaut, wahrscheinlich um das Tragen bequemer zu machen. Sämtliche Reißverschlüsse waren eingebettet und somit fast unsichtbar, der schmale Stehkragen wirkte spacig und modisch dazu.

„Wo hast du das Teil her? Und wieviel kostet so etwas?"

Thao beschloss in diesem Moment für sich auch solch eine Anschaffung.

„Wir können zusammen hinfahren, wenn du magst. Was es kostet ist letzten Endes Verhandlungssache. Ich habe gleich mehr bestellt, das drückt den Preis, aber vierstellig war es schon."

„Ach du Scheiße. Du legst dich ganz schön ins Zeug für deinen Gerd."

Xena Miene gab sofort deren Unsicherheit preis.

„Ich versuche es mir schmackhaft zu machen, verstehst du? Ihm die Domina und Sadistin zurück zu geben, das ist so unglaublich weit fern von mir. Ich kann es zwar, dass haben wir schon probiert, aber leicht ist anders."

Thao überlegte einen kurzen Moment.

„Ich glaube du wirst dich da neu erfinden müssen, Xena. Schon allein um nichts zwischen euch kaputt zu machen. Von daher war das schon ganz richtig, dass du vorhin zwischen der Domina und dir als Partnerin differenziert hast. Auch würde ich mich als Domina ihm sexuell verweigern."

Xena schaute Thao aufmerksam an.

„Warum denn das?"

„Er könnte sonst darauf einen Fetisch entwickeln, Xena. Das würde euch und eurer Beziehung nicht gut tun."

„Du meinst er würde dann nur noch geil werden, wenn ich ihm als Domina ..."

Thao nickte.

„Trenn das einfach. Er soll sich auch den normalen Teil von dir wünschen."

Xena zögerte, auf diese Idee war sie noch gar nicht gekommen, schon allein, weil sie ihn gerne als Sklaven genommen hätte.

„Ein bisschen Scheiße finde ich das schon."

Die Freundin lachte.

„Tja, das ist der Preis der Unnahbarkeit. Aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten sich von ihm verwöhnen zu lassen."

Xena wusste, was sie meinte und fing an zu grinsen.

„Komm! Ich zeig dir noch was!"

Sie holte ein langes, schwarzes Futteral aus dem Schrank, öffnete es und zwei lange Bullwhips wurden sichtbar, in unterschiedlicher Länge. Dazu noch eine Katze, eine Hundepeitsche und eine feine, relativ kurze Singletail.

Thao konnte sich gar nicht sattsehen. Das war keine Ware von der Stange, das war echte Handarbeit. Fein gegerbtes Leder, sorgsam verflochten, mit fein gefertigten Beschlägen.

„Aus dem gleichen Laden?"

Xena nickte.

„Ich habe noch was, für Gerd."

Sie holte noch einen weiteren Karton aus dem riesigen Schrank heraus, öffnete ihn und zeigte Thao die Sachen. Die war wirklich beeindruckt und ließ Xena das gegebene Versprechen erneuern, mit ihr zusammen zu diesem Geschäft zu fahren.

Während sie Xenas Spielsachen zusammen begutachteten, spürte Thao deutlich Xenas Unsicherheit. Diese schien noch größer geworden zu sein, wobei nicht die Domina an sich ihr Probleme zu bereiten schien, sondern vor allem die Sorge um die Beziehung mit Gerd. Auf der einen Seite wollte sie ihm das schenken, was er sich von ihr wünschte, auf der anderen aber auch nichts gefährden, was ihre Beziehung außerhalb des SM´s ausmachte. Dabei spielte auch die Intensität eine Rolle, Xena war eine sehr harte und grausame Domina gewesen und was, wenn sich Gerd genau diese von ihr zurückwünschte? Sie würden in den nächsten Tagen viel darüber sprechen und Thao freute sich, dass sie sich auf diese Weise bei Xena für deren Gastfreundschaft revanchieren konnte.

Am nächsten Morgen

Wie spät mochte es wohl sein? Thao blinzelte durch das geschlossene Dachfenster über sich, in das triste Grau des Tages hinein. Sie hatte Mühe, sich zu orientieren und den Faden wieder aufzunehmen, den sie gestern bzw. heute, in den frühen Morgenstunden verloren haben musste. Wann waren sie ins Bett gegangen? Um drei?! Noch später? Sie erinnerte sich noch recht gut, dass Gerd darüber gejammert hatte, dass er gleich wieder aufstehen musste.

Verschlafen setzte Thao sich auf, tastete nach Anelieses Handy und blickte auf dessen kleines Display herab.

„Scheiße!"

Es war schon 12 Uhr vorbei.

Sie rieb sich mit beiden Händen über die Stirn, ihr war so, als ob zwei gewaltige Steine in ihren Kopf herumrollten und ständig gegen ihre Schädeldecke schlugen. Sie wusste ja, dass sie zu viel Alkohol schlecht vertrug, aber Gerd hatte ihr in seiner Güte immer wieder nachgeschenkt. Der Typ war echt Zucker. Sie dachte an Xena, auch sie hatte sich nicht zurückgehalten und so war es, trotz einigen traurigen Schilderungen aus Xenas und Gerds Vergangenheit, ein sehr lustiger Abend geworden.

Thao schlug die Decke auf, setzte sich auf den Rand des Bettes und starrte vor sich hin. Das Haus blieb seltsam ruhig, nur der Wind war leise vor dem Fenster zu hören. Das Zimmer war warm und so wurde das Aufstehen für sie noch schwerer. Endlich schaffte sie es, sich aufzuraffen, stapfte in das Bad und zog ihren Pyjama aus um zu duschen.

Das kühle Wasser half, sie fand langsam wieder ins Leben zurück. In ihren Gedanken tauchte Herbert auf, der „gute" Erlenberg, ihre Klienten ..., in diesem Moment war sie sich nicht sicher, ob sie das alles kampflos aufgeben wollte. Sie seufzte. Ein paar Tage, um einen klaren Kopf zu bekommen, dann würde sie mit Herbert sprechen. Ob er sich mit ihr außerhalb der Arbeit treffen wollte? Es wäre dann leichter für sie. Sie verweilte für den Moment bei diesem Gedanken, dann kam es sturzartig über sie. STEVEN!

„Ach du Scheiße!"

Sie hatte sich nicht bei ihm gemeldet. Ob er sich Sorgen machen würde? Tatsächlich war es ihr in diesem Moment nicht egal, er tat ihr leid, ganz wirklich. Sie war selbst erstaunt darüber.

Sie schilderte fast auf dem nassen Boden des Bades aus, eilte in das Zimmer hinein und suchte in ihrer Geldbörse nach dem kleinen Zettel, den er ihr geschrieben hatte. Sollte sie anrufen oder ihm lieber schreiben? Sie überlegte, dann entschied sie sich für Letzteres.

„Steven! Es tut mir so leid. Ich habe dich völlig vergessen. Hier ist es schön, ich wurde sehr gastlich aufgenommen und werde gut unterhalten. Wie geht es dir? Thao"

Viel war es nicht, was sie ihm damit gab. Aber doch besser als gar nichts, oder? Sie hatte ihn wirklich vergessen und gestern kaum an ihn gedacht. Liebte sie ihn? Nein. Ganz sicher nicht. Würde sie es vielleicht irgendwann können? Thao ging zurück ins Bad und blickte in den Spiegel.

„Scheiße!"

Sie spürte das Surren des Handys in ihrer Hand. Steven musste geantwortet haben.

„Jetzt besser, ich habe mich echt um dich gesorgt, selbst wenn du, mit deinem Thaomobil, keine lebensbedrohlichen Geschwindigkeiten erreichen magst. Ja, davon abgesehen geht's ganz gut. Hast ein neues Handy?"

Thao lachte und tippte ihre Antwort ins Mobiltelefon.

„Du Arschi! Warte bis ich wieder zu Hause bin. Nein es ist von einer guten Freundin, werde eins kaufen, wenn ich wieder zurück in der Stadt bin."

Sie schrieben noch eine Weile miteinander und Thao gestand sich ein, dass sie diesen Nachrichtenwechsel mochte. Steven ging ihr nicht auf den Geist, setzte sie auch nicht unter Druck, sondern gab sich mit dem zufrieden, was sie ihm zu geben bereit war. Vielleicht war er sich auch noch unsicher? Verdenken konnte sie es ihm nicht.

Thao öffnete die Tür zum Treppenhaus und lauschte hinunter. Nichts, wirklich gar nichts, war zu hören. Vorsichtig ging sie die relativ steile Treppe hinunter bis in das Erdgeschoss, öffnete die Tür zur Küche und lies ihren Blick über den reich gedeckten Frühstückstisch wandern. Es war nur noch für eine Person gedeckt und so setzte sich Thao kurz entschlossen und nahm von den Brötchen.

Erst als sie eins aufgeschnitten hatte, bemerkte sie einen kleinen Umschlag an der Wandung ihrer Kaffeetasse, öffnete ihn und las die wenigen darauf geschriebenen Zeilen.

„Morgen Süße. Wenn du wach bist und Lust auf Gesellschaft hast, komm rüber in den Stall. Ich helfe dort Margarete. Ansonsten lass alles stehen, ich räume später ab!"

Thao grinste. Xena spann wohl. Das Abräumen und der Abwasch war das Mindeste, um sich zu revanchieren.

Ihr Blick blieb an einem kleinen Radio hängen, selbst daran hatte die Freundin gedacht. Thao lächelte. Xena schien wirklich ihre mütterliche Seite für sich entdeckt zu haben. Sie erinnerte sich an ein Shooting im Atelier Schmerzkunst zurück, bei dem sie, als Domina, einen Sklaven regelrecht kaputt gepeitscht hatte. Schon damals hatte sie Xena aufgefangen und jetzt erinnerte sich auch Thao daran, wie rührend sich die große Blondine auch damals schon um sie gekümmert hatte.

Nein, Xena war immer schon so gewesen, nur dass sie früher völlig außerhalb ihres eigenen Charakters stand und erst mit Gerds und Lisas Hilfe wieder gesunden konnte. Thao glaubte nicht einmal mehr daran, dass diese Frau eine Sadistin war, ihr grausames Handeln hatte andere Ursachen und Hintergründe gehabt. Vielleicht weil sie skrupellos sein konnte, und bereit dazu gewesen war Masos das zu geben, wo Kolleginnen schon lange eine Grenze für sich sahen? Ob diese Bereitschaft immer noch in ihr war?

Thao überlegte, Xena hatte, was diesen Punkt betraf, überhaupt nichts mehr durchblicken lassen, ganz im Gegenteil, sie wirkte jetzt schon fast sentimental auf sie.

So aß sie gedankenverloren vor sich hin, goss sich aus der Thermoskanne immer wieder Kaffee nach und deckte im Anschluss den Tisch ab. Nach außen hin war die Küche sauber, aber in den Schränken herrschte grob sortiertes Chaos. Thao lächelte, auch daran konnte sie sich noch gut erinnern. Eine geborene Hausfrau war Xena nicht. So machte Thao noch den Abwasch, trocknete die Sachen ab und stellte sie, fein säuberlich, in den Abtropfbereich der Spüle. Sie würden es ja später gemeinsam aufräumen können.

Thao nahm ihre Jacke, fand aber ihre Stiefel nicht. Einzig Xenas Kollektion war zu sehen, ein paar Schuhe von Gerd und Lisa und ein paar hässliche, gefütterte, rote Gummistiefel. Thao grinste, auch sie schufen eine Brücke in ihre Vergangenheit ... sie dachte in diesem Moment an Harald, wie er sie das erste Mal zusammen mit Karl zum Angeln entführt hatte. Sie konnte es nicht verhindern, bei diesem Gedanken löste sich bei ihr eine Träne. Dennoch schaffte sie es, ihn wieder zu verdrängen und sich nicht darin zu verfangen, wie es früher so oft geschehen war.

Thao prallte regelrecht zurück, als sie die Tür aufmachte, draußen herrschte eine schneidende Kälte. Es hatte Neuschnee gegeben, ihr kleines Wägelchen war kaum noch zu sehen. Wie sollte sie ihn je aus dem Schnee wieder herausbekommen? Ratlos blieb ihr Blick an dem Auto haften und so ging sie zu ihm rüber und wischte mit dem Ärmel über das Dach des Wagens. Ihr Ordnungsfimmel verlangte danach, dass sie ihm vom Schnee befreite, die Logik gebot ihr, dass es, solange sie damit nicht fahren wollte, eigentlich sinnfrei blieb. Es würde sicherlich in den kommenden Tagen noch einmal schneien und dann dürfte sie von vorn beginnen. Sie zögerte und überlegte, merkte nicht, wie sich ihr jemand von hinten annäherte.

„Du bist Thao, richtig?"

Die Angesprochene schrak herum und fasste sich instinktiv vor die Brust. Eine vielleicht achtzehnjährige, junge Frau stand vor ihr und musterte sie neugierig. Sie war ausgesprochen hübsch, hatte lange braune Haare, muntere grüne Augen und sinnliche, volle Lippen. Sie war ein Stück kleiner als Thao, trug grüne Reiterhosen mit Lederbesatz und eine schwarze Wattejacke. Dazu hohe braune Stiefel im klassischen Stil, die richtig teuer aussahen.

„Ja, da hast du Recht. Und wer bist du?"

Nur mit Mühe erlangte Thao ihre Fassung zurück, sie hatte wirklich einen regelrechten Schock erlitten.

„Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe. Ich bin Ruth, die älteste Tochter von Margarete."

„Freut mich ..., vor allem, dass ich überlebt habe."

Thao lächelte.

„Hast du auch schon den Tod von Leuten aus der Gegend auf dein Gewissen geladen oder machst du das nur bei Ortsfremden?"

Ruth lächelte, schien aber mit Thaos offener Art noch Schwierigkeiten zu haben. Xenas Freundin war hübsch, gerade das Gesicht hatte einen ganz besonderen Touch, welcher ihr etwas Einzigartiges gab. Auch ihre Klamotten wirkten neu und anziehend.

„Meine Mutter hat mich gebeten dich abzuholen. Es gibt jetzt Essen bei uns."

Thao zeigte dem Mädchen ein verlegenes Gesicht.

„Aber ich habe doch gerade gefrühstückt!? Ach, Scheiße, egal. Komm Ruth, leite mich, dann lerne ich auch mal deine Mama kennen. Xena hat viel von ihr geschwärmt."

Ruth zeigte einen unsicheren Gesichtsausdruck, vielleicht war das Verhältnis zu ihrer Mutter nicht ganz so toll? Wer könnte es ihr verdenken, Thao ging es in diesem Alter ja nicht anders.

„Ruth und Rike, wie heißt die Dritte im Bunde?"

Ruth wandte sich kurz zu Thao um.

„Romy."

„Alle mit R? Ist das eine Tradition bei euch?"

„So genau weiß ich das nicht, aber meine Tanten und Onkel fangen alle mit „M" an."

Sie gingen zu dem großen Bauernhaus rüber, das zwei Stockwerke hatte, einen großen Wintergarten und zwei überdachte Balkone. Man spürte, dass an dem Gebäude schon mehrere Generationen gebaut hatten, wahrscheinlich waren früher auch große Teile der Familie darin untergebracht worden.

„Zieh bitte die Stiefel aus, wir haben Hausschuhe für dich."

Thao blickte auf Ruths Schuhwerk runter, das sie gerade im Begriff war sich von den Füßen herunter zu ziehen.

„Geile Stiefel, die waren richtig teuer oder?"

Ruth schien sich über das Kompliment sehr zu freuen.

„Xena hat sie mir zu meinem Achtzehnten geschenkt."

„Verstehst du dich gut mit ihr?"

Ruth nickte.

„Sie gehört zu unserer Familie, genauso wie Gerd und Lisa."

Thao war darüber froh, wieder im Warmen zu sein. Ehrfürchtig blickte sie sich um, eine lange Hakenleiste voller Jacken und Mäntel führte die rechte Wandseite entlang und auf der darunter befindlichen Ablage, befanden sich lange Reihen von Stiefeln, Schuhen und Pantoffeln. Ruth suchte für Thao ein paar Hausschuhe aus einem alten Kleiderschrank und reichte sie ihr.

„Meine Mutter duldet nicht, dass jemand Dreck mit ins Haus nimmt, sie ist da ziemlich nervig."

Thao nickte, konnte Ruths Mama aber gut verstehen. Sie handhabte es selbst ja auch nicht anders.

„Sie scheint überhaupt sehr ordentlich zu sein."

Ihr Blick wanderte über die Bilder an den Wänden, welche die Familie zu verschiedenen Anlässen zeigten. Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Weihnachten und immer wieder war dabei das große Ganze abgelichtet, keine einzelnen Personen. Jedes von ihnen war sorgfältig gerahmt worden und wurde sogar durch eine kleine, darüber befindliche Lampe illuminiert.

„Meine Mutter hält Unordnung für verschwendete Zeit, sie macht ständig Stress deswegen."

„Und da versteht sie sich mit Xena?"

Ruth lächelte wieder. Sie schien nicht richtig aus sich herauszukommen, und wirkte unsicher und etwas verschlossen auf Thao.

„Die ist die Einzige, die dagegen hält. Ein wenig nimmt sie Rücksicht, aber wenn es ihr zu viel wird, drückt sie meiner Mutter einen Spruch."

Thao folgte dem Mädchen durch das Haus auf die gegenüberliegende Seite. Es gingen viele Zimmer nach links und rechts ab, sie hatte, so glaubte sie, noch nie solch ein großen Wohnhaus gesehen. Ein wenig erinnerte es sie an den alten Speicher, in welchem sie als Domina arbeitete.

Verschiedene Stimmen wurden hörbar, dann öffnete Ruth die Tür zu einem großen Küchenraum. Ein riesiger Tisch stand in seiner Mitte, an dem mindestens zwanzig Menschen Platz zum Essen finden konnten.

Lisa sprang sofort von ihrem Platz auf, eilte zu Thao hinüber und umarmte deren Oberschenkel.

„Spielen wir nachher wieder zusammen?"

Ein Mädchen in Lisas Alter beobachtete die Szene gespannt, wahrscheinlich hatte Xenas Kleine ihr von Thao erzählt.

„Na klar, versprochen."

Thao winkte in den Raum hinein und blickte in die vielen, ihr unbekannten Gesichter. Der Reihe nach ging sie herum und gab jedem ihre Hand. Romy stellte sich vor, die kleine Rike, ein junger Mann namens Sören, eine junge Frau die Mia hieß und schließlich Margarete selbst. Die ignorierte Thaos dargebotene Hand, stand auf und umarmte sie einfach.

„Nimm Platz, Thao. Xena ist auch gleich da. Sie wollte nur noch schnell Attila rüber in ihren Garten bringen. Hast du ausgeschlafen?"

Thao nickte und nahm neben der Hausherrin Platz. Der Tisch war gedeckt, in seiner Mitte standen auf hölzernen Unterlagen mehrere Töpfe und eine große, von einem Deckel abgedeckte, Pfanne.

„Ja. Wie ein Stein. Ich dachte schon ich enteile in die Ewigkeit. Aber komisch, immer wenn ich jemanden aus Xenas Umfeld kennenlerne ist sie nicht dabei. Ging mir gestern schon bei Gerd so."

Die am Tisch Sitzenden schmunzelten, dann führte Margarete ihr Regiment.

„Romy! Du bietest Kartoffeln an, Ruth kümmert sich um die Pfanne. Sören! Frag Thao was sie zu trinken haben möchte. Ich selbst kümmere mich um das Gemüse."

Kurze Anweisungen, kein Bitte, kein Danke. Die Kinder schienen es hinzunehmen und jeder für sich tat das, was ihm aufgetragen wurde ohne Widerspruch. Sören schien eine Behinderung zu haben. Seine untere Lippe war leicht nach links verzogen und ein kleiner Speichelfaden hing aus seinem Mundwinkel herab. Auch schien er sich für jede seiner Bewegungen sehr konzentrieren zu müssen.

„Wir haben Wasser, Limonade und Apfelsaft, Thao."