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Thao II - Teil 07

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Seine Stimme klang laut und dröhnend, so sehr, dass es ihr fast in den Ohren wehtat.

„Ein Glas Wasser, das wäre sehr nett, danke Sören."

Der junge Mann warf Thao einen kurzen, verstohlenen Blick zu, nickte ihr in einer weit ausholenden Bewegung zu und verschwand in einem der Seitenräume. Romy, sie mochte so um die vierzehn Jahre alt sein, hatte die Szene beobachtet und grinste breit.

„Er hat sich verliebt."

Ruth fing das Lachen an, Mia schaute seltsam drein, während Margaretes Gesicht wie aus Stein gemeißelt blieb.

„Tue das, was ich dir aufgetragen habe!"

Margaretes Ton klang nicht gereizt oder böse, aber dennoch hart und bestimmt. Sie schien keinen Widerspruch seitens ihrer Kinder zu dulden.

Romy besann sich, dann bot sie auch Thao von den Kartoffeln an. Der Gast brauchte nicht lange, um den Konflikt zwischen Mutter und Kindern zu erahnen. Ihr wurde dabei das eigene, gespannte Verhältnis zu ihrer Mutter bewusst.

„Biitthe, Thaoooh!"

Sören reichte ihr das Glas, schenkte ihr vorsichtig ein, ihre Schulter flüchtig mit seinem Arm berührend. Es war Absicht gewesen, wie sie mutmaßte.

Hatte Romy wirklich Recht? Thao glaubte, zu spüren wie sich der junge Mann zu ihr hingezogen fühlte. Er tat ihr leid und es war ihr unangenehm, dass sie wegen ihm ein schlechtes Gewissen bekam. Wegen ihm? Nein, wegen der Ablehnung, welche sie ihm gegenüber empfand. Scheiße, sie fand sich selbst in diesem Moment erbärmlich.

Xena half Thao aus diesem Konflikt mit sich selbst wieder heraus, als sie zur Tür hereinkam und sich neben ihrer Freundin niederließ. Eine kurze Umarmung, dann wurde gegessen. Es schmeckte und ein jeder konzentrierte sich auf die Mahlzeit, die vor ihm auf dem Teller lag.

Thao sah in die Runde. Keiner sprach ein Wort, jeder schien einzig mit dem Essen beschäftigt zu sein. Sogar die Kleinsten. Erst als nach und nach jeder fertig mit seiner Mahlzeit wurde, kam ein Gespräch auf.

„Wo wohnst du, Thao?"

Fragte Ruth schüchtern.

„In Hamburg."

„Warst du schon in König der Löwen?"

Fragte Romy prompt darauf.

Thao nickte und lächelte die Vierzehnjährige an.

„Mama hat mir versprochen dieses Jahr hinzufahren, stimmt doch."

Margarete legte ihr Besteck zur Seite, tupfte sich mit der Serviette den Mund ab und lehnte sich zurück, erst einmal Luft holend. Sie schien ein starker, aber eben auch viel beanspruchter Mensch zu sein.

„Ja, zu deinem Geburtstag."

Rike zeigte ein enttäuschtes Gesicht und sah vor sich auf den leeren Teller. Sie sprach nicht aus, was sie in diesem Moment dachte, aber augenscheinlich war sie bei diesem Ausflug nicht eingeplant worden.

„Dann könnt ihr mich besuchen kommen, wenn ihr das möchtet."

Romy war sofort einverstanden und blickte ihre Mutter fragend an.

„Das geht doch Mutti, oder?"

„Es ist dein Geburtstag, Romy. Da machen wir was du möchtest."

Romy schien zufrieden und blickte triumphierend in die Runde.

Ruth, ihre Schwester schien ebenfalls Interesse an dem Gast zu haben und fragte weiter.

„Wie lange kennst du Xena schon, Thao? Sie selbst erzählt nicht so viel aus ihrer Vergangenheit. Sie sagt immer dass es da nicht viel geben würde, was sich zu erzählen lohnen täte."

Thao musste überlegen. Sieben Jahre war sie mit Karl zusammen, dass lag etwas länger als ein Jahr zurück, die Domse...

„Fast acht Jahre würde ich sagen. Wenn wir uns auch zwischendurch verloren haben, aber das war nicht Xenas Schuld."

„Was ist passiert?"

Thao sah sich flüchtig um, alle Blicke waren auf sie gerichtet. Dabei schien jeder der Anwesenden so viel von dem Gespräch mitzunehmen, wie er bekommen konnte. So ruhig und friedlich das Landleben war, so langweilig würde es sicher auch sein. Ihr Blick blieb kurz an Sören haften, welcher ihm verlegen auswich, auf sein Teller herabsah und ihn dann in die Tischmitte schob.

„Naja, ich bin damals mit meinem Freund zum Studieren nach Hamburg gezogen und Xena hat für sich ebenfalls die Koffer gepackt. Tja und in der Zeit darauf haben wir uns aus den Augen verloren."

„Und wie habt ihr euch kennengelernt?"

Fragte Ruth weiter.

Thao dachte an das Shooting im Atelier Schmerzkunst zurück. Diese Frau damals, hatte so gut wie gar nichts mit der gemein, die jetzt neben ihr saß.

„Wir haben damals in Fetischkleidung für die Kamera posiert."

Xena hatte vor Schreck ihr Besteck fallen lassen und blickte Thao entgeistert an. Auch wenn diese das Wesentliche verschwiegen hatte, so gab sie dennoch mehr preis, als ihr behagte.

„Ihr seid Model gewesen?"

Thao grinste.

„Ja, so könnte man das sagen."

Ruth schien begeistert zu sein. Vielleicht weil sie mit dem Wort Fetisch nicht so viel anfangen konnte. Auch Margarete schien sich über das Gesagte Gedanken zu machen und blickte fragend zu Xena rüber.

„Bist du deswegen das letzte Mal so komisch herumgelaufen?"

Xena wirkte in diesem Moment weniger unsicher, sondern eher erleichtert. Schließlich nickte sie.

„Ja. Ich habe alte Bekannte aus dieser Zeit besucht."

Ruth hakte nach. Sie konnte sich nicht vorstellen, was ihre Mutter meinte.

„Wie bist du denn herumgelaufen, Xena? Was meint Mutter damit?"

Ich habe noch ein paar Klamotten aus dieser Zeit im Schrank, die ich für das Treffen angezogen habe. Eigentlich nichts Besonderes, aber für Maga anscheinend dann doch."

Sie lachte und glaubte, damit das Thema erledigt zu haben.

„Ich bitte dich, du hast ausgesehen wie eine Domina."

Wieder zuckte Xena zusammen, während Thao Margarete ungläubig anblickte.

„Na stimmt doch. Dieses ganze Lederzeug und dazu Dein Gesicht..."

Ruth blickte zwischen ihrer Mutter und Xena hin und her.

„Zeigst du mir die Teile mal?"

Sie spürte das Zögern der Nachbarin, die darin bemüht schien, der ganzen Sache nicht noch mehr Beachtung zuteilwerden zu lassen.

„Ich weiß nicht, Ruth. Eigentlich hat deine Mutter Recht."

Ruth schien enttäuscht und wollte nachbohren, aber Margaretes Blick verbot es ihr.

Ausgerechnet Thao war es, die das Ganze noch auf die Spitze trieb.

„Zeig es ihr doch, Xena. Ist doch nichts dabei."

Xena blickte Thao wütend an, die ihr unmerklich zunickte. Warum tat sie das? Sie fühlte sich vor den Nachbarn und Freunden bloßgestellt in diesem Moment. Sie zögerte. Thao war ein kluger Mensch, vielleicht dachte sie sich wirklich etwas dabei?

„Gut, ein paar Teile kann ich dir zeigen, viel habe ich aber nicht mehr davon."

Die junge Frau war begeistert und lächelte dankbar zu Xenas Freundin rüber.

Nach dem Essen half Thao den Mädchen beim Abwaschen, Abtrocknen und Wegräumen des Geschirrs, während Xena mit Margarete und Sören in den Stall zurückging. Mia passte auf die beiden Kleinsten auf, so war jeder für sich beschäftigt. Eine Stunde noch, dann sollte die Arbeit für den heutigen Tag ruhen.

„Ihr versteht euch ganz gut mit Xena, kann das sein?"

Ruth und Romy bestätigten Thaos Vermutung lautstark.

„Sie ist unsere Rettungsinsel. So streng Mutter ist, so locker ist Xena drauf. Es läuft einfach alles leichter wenn sie bei uns ist oder wir bei ihr."

Ruth hielt inne und blickte Thao unsicher an.

„Thao? Meinst du ich könnte dich auch mal besuchen kommen? Ich meine bei dir zu Hause? Ich mach dir auch keine Umstände, ich verspreche dir das."

Thao blickte Ruht überrascht an. Dafür, dass sie sich etwas über eine Stunde lang kannten, kam dieser Wunsch für sie dann doch unerwartet. Romy war jung und ungestüm, die ältere Schwester aber schon erwachsen.

„Kein Ding. Ruf mich aber an und warn mich vor!"

Sie wand sich, vor der Spüle stehend, zu den beiden jungen Mädchen um.

„Kann es sein, dass ihr Fernweh habt? Man könnte es fast glauben."

Ruth nahm ihrer Schwester den abgetrockneten Teller aus der Hand und stellte ihn zurück in den Küchenschrank.

„Früher war es ganz okay, aber jetzt ..., die Jungen im Dorf sind alle richtig Scheiße und drüben im Kleinkaff ist es auch nicht viel besser. Ich will hier einfach nur so schnell wie möglich von hier weg."

„Bist noch am Abi dran, was?"

Margaretes Älteste verneinte.

„Ich bin in der Lehre, werde Landmaschinenmechanikerin."

Thao riss die Augen auf.

„Bitte was? Landmaschinenmechanikerin?"

Ruth grinste.

„Ja, das ist doch nicht nur ein Männerberuf?! Ich bin der beste Lehrling im Betrieb und wir sind zu fünft."

Es sprach in diesem Augenblick der Stolz aus ihrer Stimme.

Thao schüttelte ungläubig den Kopf, blickte dann auf Romy herunter, die rechts von ihr stand, um auch sie ins Gespräch mit einzubeziehen.

„Und du Romy, was willst du werden?"

„Ich werde Tierpflegerin. Das klappt aber nur wenn ich gut in der Schule bleibe. Nächstes Jahr mache ich ein Praktikum im Pott."

Ruth verdrehte entnervt die Augen.

„Hör bloß auf und fang nicht an uns mit deinen Tierkack zu nerven!"

Romy boxte Ruth gegen deren linken Oberarm, worauf sie die Schwester empört wegschubste. Ein Augenblick später und sie lieferten sich ein reges Handgemenge.

„Ich geh mal lieber, schließlich bin ich zur Erholung hier."

Thao legten den Schwamm zurück in die immer noch volle Spüle, worauf die beiden Mädchen sofort in ihrem Streit innehielten.

„Bleib, Thao, bitte! Wir hören ja schon auf."

„Das hoffe ich doch. Und Ruth, das nächste Mal spreche ich für mich allein, okay?"

Ruth schämte sich und nickte.

„Wo geht man den hier weg, ich meine Kneipe oder Tanzschuppen?"

Ruth lachte gehässig auf.

„Na hier nicht. Im nächstgelegenen Kaff gibt es ein paar Kneipen und auch eine Disko, aber ich komm nur hin, wenn jemand vom Dorf mich fährt. Und die gehen mir alle auf die Nerven. Ich würde ja gerne meinen Führerschein machen, aber mein Geld reicht dafür nicht."

„Du lügst doch. Du bist in den Dietrich verknallt und willst nur weg von hier, weil der schon mit der Uschi geht."

Romy zeigte eine böse, gehässige Miene. Besann sich aber, mit einem Blick auf Thao, sofort eines Besseren.

Ruth war sprachlos. Ihre Schwester schien sie souverän an einem wunden Punkt getroffen zu haben.

„Im Dorf gibt es sogar ein Gedicht darüber, willst du es hören, Thao?"

Romy konnte es nicht sein lassen und musste noch einen drauf setzen.

Die ältere Schwester ging auf die jüngere los und schon hörte man ein trockenes Klatschen. Romy standen die Tränen in den Augen und rieb sich ihre Wange, während Thao die beiden auseinanderbrachte.

„Seid ihr doof? Was soll der Mist!?! Mensch, ich habe das ernst gemeint."

Romy grinste böse zu ihrer Schwester hinüber, es war ihr anscheinend immer noch nicht genug.

„Ruth´s Fut, die tut nur gut, aber Uschis Muschi gefällt Dietrich besser, weil die wird nässer."

Wieder wollten sich die beiden zu balgen anfangen, aber dieses Mal wurde es Thao einfach zu viel.

„IHR HÖRT SOFORT AUF DAMIT! SEID IHR DENN BESCHEUERT?"

Sie warf den beiden einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Ach macht doch was ihr wollt, wegen euch führe ich mich ganz bestimmt nicht wie eine Spießerkuh auf. Wenn Xena wiederkommt, sagt ihr bitte das ich wieder bei ihr drüben bin."

Thao war wirklich sauer. Sie fand alle sympathisch in diesem Haus, auch Margarete, trotz deren strenges Regiment. Vielleicht weil sie spürte, dass es mit der großen Familie, ihren beiden Angestellten und der vielen Arbeit nicht anders ging. Doch das Herumgezicke der beiden Schwestern nervte sie. So ging sie den langen Flur zurück zur Haustür, als Ruth ihr nachgeeilt kam und sich entschuldigte.

„Bitte, Thao, bleib stehen! Es tut uns leid. Wir hören jetzt wirklich auf, versprochen."

Thao zögerte, wandte sich aber schließlich doch um.

„Abwaschen tut ihr jetzt aber allein, ich habe nämlich keine Lust mehr euch dabei zu helfen."

Ruth war einverstanden. So gingen die beiden wieder in die Küche zurück, und tatsächlich unterließen es die beiden Schwestern, sich erneut zu streiten. Romy hatte eine stark gerötete Wange, wahrscheinlich hatte die ältere Schwester Thaos Abwesenheit dazu genutzt ihr noch einmal die Hand kräftig durchs Gesicht zu ziehen.

Nachdem der Abwasch erledigt war, zeigten die beiden Mädchen Thao erst das große Haus und dann das dahinter befindliche Grundstück mit dem großen Kuhstall, der Scheune, einer Halle für Traktor und Maschinenpark, den großen Löschwasserteich und die drei riesigen Viehweiden. Es war kalt, vereinzelt tanzten Schneeflocken aus dem Himmel herab, irgendwo in der Nachbarschaft hörte man das Wiehern eines Pferdes.

„Und? Gefällt es dir bei uns?"

Thao zögerte.

„Ich glaube für ein paar Tage kann ich es aushalten."

Ruth triumphierte.

„Siehst du? Das ist einfach nur Scheiße ätzend bei uns. Hier sagen sich Hase und Igel gute Nacht und wenn jemand Mist über dich erzählt, weiß es morgen das ganze Dorf. Und immer arbeiten, arbeiten, arbeiten. Wir führen hier ein Leben wie im Mittelalter und nur weil Mama unbedingt diesen Hof behalten will."

Auf den Rückweg trafen die drei auf Xena, Sören und Margarete, die anscheinend gerade mit ihrer Arbeit fertig geworden waren. Unter Protest mussten die beiden Mädchen von Thao Abschied nehmen, denn jetzt war Kaffeetrinken bei Xena angesagt. Für Margarete die erste echte Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von Xenas Freundin zu machen.

„Feuer und Wasser scheinst du ja gut überstanden zu haben", meinte Xena lachend.

Auch Margarete schmunzelte. Ihre beiden Töchter verband eine echte Hassliebe, die sich immer wieder aufs Neue heftig entlud. Wenn es einen Tag gab, wo sie sich nicht miteinander in die Haare bekamen, dann war das schon fast ein Ereignis.

„Ach, ich kann mich gar nicht beschweren, die beiden sind Zucker."

Margarete und Xena wechselten kritische Blicke, aber Thao ging so selbstverständlich zwischen ihnen durch, dass sie ihr glauben mussten.

„Übrigens das nächste Mal will ich mit in den Stall, ich weiß gar nicht was ihr da eigentlich macht. Das Xena sich dort so wohl fühlt, wundert mich zwar nicht..."

Xena grinste und schubste ihre Freundin ein Stück nach vorn.

Thao lachte wandte sich um und ging in Kampfstellung, so dass die beiden eine Weile so taten, als würden sie sich boxen. Margarete stand daneben und beobachtete die beiden. Sie spürten, wie sehr sich die beiden Freundinnen miteinander verbunden fühlten. War sie neidisch? Margarete hatte ein Problem damit, sich das einzugestehen. Die beiden Frauen gingen lockerer mit dem Leben um als sie, Thao noch mehr als Xena. Zumindest wirkte sie so. Und sie selbst? Überall taten sich Abgründe auf, schienen Probleme allgegenwärtig zu sein und sie alle schienen darauf zu warten von ihr allein gelöst zu werden. Dazu die Verantwortung für ihre Kinder, Sören und Mia, der Hof ..., selbst für ihren Mann musste sie in gewissen Punkten da sein. Sie warf Xena einen eindringlichen Blick zu, die gerade dabei war Thao in den Schwitzkasten zu nehmen. Wer weiß, ob sie es ohne die Nachbarin das letzte Jahr geschafft hätte.

Sie machten es sich in Xenas Wohnzimmer gemütlich, das hieß zumindest solange, bis die Hausherrin eine Schale mit Plätzchen vor Thao hinstellte und triumphierend zu Margarete hinüberblickte.

„Stell dir vor, sie mag sie."

Margaretes Gesichtsausdruck war zweifelnd, dann aber sah sie Thao mit ihrer Fassung ringen und wusste Bescheid. Ein verstohlenes Lächeln, dann ging Xena den Kaffee holen.

„Wahnsinn wie du das alles schaffst."

Thao schüttelte ungläubig ihren Kopf.

„Ich könnte das glaube ich nicht."

Margarete hatte Probleme damit locker zu werden, saß steif in ihrem Sessel Thao gegenüber und schien in Gedanken noch bei all dem zu sein, was ihr Tagwerk ausmachte.

„Manchmal habe ich auch das Gefühl. Aber ich muss es einfach packen. Es gibt kein anderen Weg."

Thao betrachtete das müde Gesicht der Landwirtin in dem sich, trotz dessen sie noch gar nicht so alt war, schon Falten abzuzeichnen begannen. So sah jemand aus, dessen Leben ein einziger Kampf war und dabei fühlte, wie seine Kräfte schwanden. Xena hatte gestern angedeutet, wie schwer es Margarete hatte.

„Und was machst du, Thao? Xena hat mir erzählt, das du Psychologin bist?"

Thao schüttelte den Kopf.

„Psychologie habe ich studiert, aber arbeiten tue ich als Sozialarbeiterin."

Sie machte eine Pause, dabei wieder kurz an Herbert denkend.

„Zumindest noch. Kann sein das ich aufhören muss."

Sie lächelte zu Margarete rüber.

„Aber Scheiße was soll´s, die Erde dreht sich weiter, so oder so."

Xenas Nachbarin stimmte ihr zu. Auch sie versuchte es immer wieder so zu sehen.

„Gute Einstellung."

Xena kam mit einem Tablett zurück und stellte es auf den niedrigen Tisch ab.

„Jetzt fangt nicht damit an einen auf Depri zu machen. Dazu ist der Tag viel zu schön, auch wenn er gleich wieder vorbei ist."

Sie warf einen Blick aus dem Fenster, wo gerade die Dämmerung einsetzte. Dann schenkte sie den Freundinnen Kaffee ein und setzte sich zu Thao.

„Wisst ihr was? Wir machen es uns jetzt richtig schön."

Sie blickte Thao erwartungsvoll an.

„Weiste noch, wie wir beide Schlager gesungen haben?"

Thao lachte schallend. Auch an die großen Milchshakes konnte sie sich noch erinnern, die Xena damals mitgebracht hatte.

Die große Blondine musterte noch einmal ihren Besuch eindringlich und hob fordernd ihren rechten Arm.

„Und keine Missstimmungen hier! Sonst werde ich sauer."

Xena griff zur Fernbedienung und stellte dezente Soulmusik ein.

„Halt! Etwas fehlt noch. Wartet! Nicht weglaufen!"

Xena eilte noch einmal zurück in die Küche und kam mit einer Flasche Likör zurück und stellte sie zusammen mit drei Gläschen auf den Tisch.

„Wir genehmigen uns jetzt einen."

Margarete wollte protestieren, aber die große Blondine ging über ihren Protest einfach hinweg. Thao wusste nicht warum, aber Margarete schien es bei Xena hinnehmen zu können, dass sie nicht nach ihrer Pfeife tanzte.

„Hier führe ich das Regiment, Maga. Zwei, drei Gläschen, einfach um die Stimmung aufzulockern."

Zwei Stunden später kam Gerd in das Wohnzimmer, wo Thao ausgestreckt auf der Couch lag und vor sich hinsah. Sie schien müde zu sein, wen wunderte das bei all den neuen Eindrücken um sie herum. Außerdem wird auch die vergangene Nacht bei ihr Spuren hinterlassen haben.

„Und Thao? Bist kaputt?"

Die junge Frau wollte sich aufraffen, doch Xenas Partner winkte ab.

„Bleib ruhig liegen. Mir geht's ja auch nicht anders."

„War´s anstrengend auf Arbeit?", fragte sie ihn.

Gerd nickte. Sie hatten bei einem Kunden einen Servercrash bereinigen müssen und unter immensen Zeitdruck eine Sicherung installieren und den Hauptrechner wieder hochfahren müssen. Das alles wäre kein Problem gewesen, wenn nicht ausgerechnet der Techniker vor Ort krank geworden wäre und somit nur der alte Seniorchef ihre Anweisungen in die Tat umsetzen konnte. Der Typ war dabei so überfordert, dass sie jede einzelne Handlung minutiös schildern und sich immer wieder bestätigen lassen mussten. So hatte eine Sache, die sonst nur eine viertel Stunde in Anspruch nahm, fast vier Stunden gedauert.

Mit ruhiger Stimme erzählte er ihr davon, ahmte die Stimme des alten Herren nach und schilderte die Zermürbungserscheinungen bei ihm und seinen Kollegen. Thao lachte und hörte ihm gespannt zu.

„Und wie war dein Tag, Thao? Gefällt es dir immer noch bei uns?"

„Hier sind alle super lieb zu mir. Ich kann mich da gar nicht beklagen."

Gerd freute sich.

„Was ging denn vorhin mit euch ab? Ich habe Margarete noch nie tanzen gesehen."

Thao wurde rot.

„Das hast du mitbekommen?"

„Ich habe mal kurz durch den Türspalt hineingelinst. Du kannst gut tanzen und singen."

Thao tat verlegen.

„Danke. Hat mir auch Spaß gemacht. Und Margarete, die hat das gebraucht, glaube ich. Sie muss halt auch mal ein Moment für sich finden, in dem sie alles loslassen kann. Und ich glaube das war ein solcher."

Gerd musste ihr Recht geben. Die Nachbarin hatte viel lockerer auf ihn gewirkt, als er mit ihr zusammen rübergegangen war, um seine Kleine abzuholen.

„Wie ist ihr Mann drauf? Warum hilft er ihr nicht mehr? Ist doch Scheiße sie mit allem alleinzulassen."