Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Thao II - Teil 15

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Ruppert! Mach Kaffee und serviere ihn uns im Wintergarten, bevor du zur Arbeit fährst!"

Agnes Lebensgefährte und Sklave, verbeugte sich vor seiner Herrin und verschwand dann hastig, durch die Flurtür hindurch, in Richtung Küche.

„Zwischen euch hat sich nicht viel geändert, wie man sieht."

Xenas Freundin geleitete sie durch das stattliche Wohnzimmer hindurch in den Wintergarten. Anscheinend war sie ganz anderer Meinung, als Xena.

„Doch, einiges. Ruppert ist von mir gechipt worden, hat mittlerweile auch sein Branding bekommen und einen großen Konterfei von mir als Tattoo auf seiner Brust. Es ist jetzt nichts mehr zu sehen von seiner Schande. Du erinnerst dich?

Xena nickte, sie dachte ungern an Rupperts und Claras Zusammentreffen zurück. Einzig das Agnes auf diese Weise in Rupperts Leben getreten war, nahm ihr etwas von der Schuld, welche seit dem auf ihr lastete.

Dazu muss er jetzt einen Sklavenring um den Hals tragen, praktisch als Ergänzung zu unserem Ehering am Finger. So zeigt er auch in der Arbeit oder auf der Straße, dass ich ihn voll und ganz besitze. Am Anfang war es schwer für ihn, aber mittlerweile ist er ganz stolz drauf. Er hat mir erzählt, dass er oft über seine Beziehung zu mir ausgefragt wird."

Rupperts Herrin schien voller Begeisterung darüber zu sein, dass sie ihren Sklaven auch nach etlichen gemeinsamen Jahren noch stärker an sich zu binden vermochte.

„Und das hat keine Folgen für ihn?"

Agnes hob die Schultern.

„Keine die er nicht für mich aushalten wollte."

„Ist es so einfach?"

Die Freundin nickte.

„Ja, für uns beide."

Ruppert schleppte kurz darauf ein hölzernes Tablett heran, stellte umsichtig Tassen und Kaffeekanne auf den Tisch, schenkte den beiden Frauen ein und reichte dazu ein paar kleine Spezereien.

„Verabschiede dich von Xena und mir, dann darfst du zur Arbeit gehen."

Ruppert umarmte Xena kurz, dann sank er vor Agnes auf seine Knie, beugte sich nach vorne über und küsste ihre Stiefeletten. Sie aber blendete ihn aus, rührte demonstrativ in ihre Kaffeetasse herum und konzentrierte sich ganz auf ihren Gast.

„Du hast mir gesagt, dass du meine Hilfe brauchst. Erzähl! Ich bin neugierig worum es geht."

„Ich will wieder anfangen."

Agnes wäre beinahe die Kaffeetasse aus der Hand entglitten.

„Wie bitte? Du meinst als Domina?"

Xena nickte.

„Du, ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll... ." Agnes wurde sichtlich nervös, vielleicht aus der Sorge heraus, dass Xena etwas von ihrem alten Besitz zurückfordern könnte?

„Ich will meinen Beruf und meine Familie sauber voneinander trennen. Das eine soll mit dem anderen nicht in Verbindung gebracht werden können. Ich will keine Fotos von mir im Internet sehen, keine Homepage betreiben und auch in kein Studio arbeiten. Ich habe bloß keine Vorstellung davon, wie ich das alles umsetzen soll."

Agnes starrte Xena fassungslos an.

„Ich muss das erst einmal verdauen. Entschuldige. Ich meine du weißt genau was du für eine Rolle in meinem Leben spielst und in vieler Hinsicht warst und bist du mein Vorbild, aber dass du jetzt, nach der langen Auszeit, wieder anfangen könntest..., ich verstehe das einfach nicht. Du warst so konsequent in allem. Hast SM so erfolgreich aus deinem Leben gecancelt..."

Xena ging nicht darauf ein, blickte mit ihren eisblauen Augen Agnes fordernd an und wirkte jetzt ungeduldig und gereizt.

„Überlege bitte! Vielleicht fällt dir eine Lösung ein."

Agnes sammelte sich, nahm einen Schluck aus der Tasse und suchte für sich eine bequemere Sitzposition.

„Okay. Lass uns das einfach mal durchspielen. Auf jeden Fall brauchst du einen neuen Namen. Als Domina meine ich."

„Alles klar, weiter!"

„Du brauchst einen Kundenstamm, Xena. Am besten Anfänger. Es sind die Einzigen, die dir garantieren können, dass du nicht zufällig wiedererkannt wirst. Früher hast du sie konsequent abgelehnt, von daher wird es schon daran scheitern..."

„SM-Einsteiger also. Na schön. Da muss ich komplett umdenken, aber vielleicht ist das auch ganz gut so. Gerd wird das beruhigen."

Agnes öffnete ihren Mund, unfähig etwas zu entgegnen. Xena aber ließ sich nicht beirren, holte ein kleines Heft aus ihrer Handtasche und begann sich Notizen zu machen.

„Wo kann ich arbeiten, hast du da eine Idee?"

„Ich weiß nicht. Studios sind ja keine Option für dich. Von daher bleiben dir dann wahrscheinlich nur privat vermietete Räumlichkeiten übrig."

Xena hob ihren Kopf und blickte Agnes fragend an, ihren Kugelschreiber dabei zwischen ihren Fingern rotieren lassend.

„Wie kann ich solche finden?"

Agnes stand auf und holte ein Adressbuch. Dann deutete sie auf einen der Einträge.

„Schreib dir diesen Namen und die Telefonnummer auf. Er vermittelt Räumlichkeiten hier in NRW, aber auch in Niedersachsen. Hat aber auch Verbindungen in die restliche Republik. Er wird dir da weiterhelfen können."

Xena blickte auf ihre Aufzeihnungen herunter und schien erst einmal zufrieden.

Agnes aber konnte sich mit der Vorstellung, dass ihre Freundin wieder in das Geschäft zurückkehrte, nicht anfreunden. Xena hatte eine unglaubliche Präsenz als Domina ausgestrahlt, eine die ihr Umfeld sofort prägte und in ihren Bann zog. Sie hatte sich, für sich selbst, eine ähnliche Wirkung gewünscht, alles dafür getan und dennoch blieb Xena in diesem Punkt unerreicht. Zumindest war das früher so gewesen. Jetzt war sie in ihrer Rolle als Partnerin und Mutter, von Gerd und ihrer Tochter stark geprägt worden und wirkte lieb, nett und sensibel auf ihre Mitmenschen. Niemand würde vermuten was für eine brutale Sadistin irgendwo in ihrem Inneren schlummerte.

„Stimmt irgendetwas nicht?"

Xenas Augen strahlten eine Gereiztheit aus, die auf Agnes bedrohlich wirkte.

„Nein alles gut. Ich habe nur nachgedacht."

„Kunden. Wie komme ich an sie heran?"

Agnes grübelte, auch sie hatte erst einmal keine wirkliche Idee.

„Wenn ich dir welche von uns abgeben würde? Ich habe damals deinen ganzen Kundenstamm übernommen, von daher schulde ich dir das."

Xena schüttelte den Kopf.

„Du schuldest mir gar nichts. Überleg weiter, bitte."

Xena schien nicht umsonst abgespannt und müde zu sein, es kostete sie sicher einiges an Kraft, sich der eigenen Vergangenheit stellen zu müssen. Bei ihrem letzten Telefonat, es war einige Wochen her, hatte sie noch völlig anders geklungen. Da war nur ein privates Techtelmechtel mit ihrem Gerd Thema gewesen. Vielleicht hatte sie darüber den Wunsch gefasst, wieder anzufangen? Sie würden darüber sprechen, aber heute war, glaubte Agnes, nicht der richtige Moment dafür, auch wenn ihre Neugierde sie antrieb.

„Und?"

„Es ist schwer. Ich weiß wirklich nicht wie ich dir in diesem Punkt raten könnte. Wie es normal abläuft weißt du ja, aber Kunden zu finden ohne Anzeige, Werbung und vor allem Fotos..., ich weiß nicht wie das funktionieren soll. Unter einem neuen Namen bist du ja praktisch ein unbeschriebenes Blatt."

Xena blickte auf ihr kleines Büchlein herunter und zeichnete einen großen Kringel um ein paar Wörter herum.

„Solche privaten Räume, wie sind die ausgestattet?"

„Teils sehr unterschiedlich. Vor allem was die Qualität der Ausrüstung betrifft. Ein gewisses Werkzeug solltest du dir selbst zulegen, von den Gerätschaften her, ist es besser wenn man zweimal nachfragt."

„Gut. Dann werde ich zusehen, wie ich hier weiterkomme."

Agnes zeigte ein besorgtes Gesicht.

„Geht es dir gut?"

Xena lehnte sich zurück und blickte an der Freundin vorbei in den kleinen Garten. Ob die beiden sich selbst darum kümmerten? Er weckte eigentlich einen sehr schönen Eindruck. Ein Garten. Was ihr heute wichtig war, hatte früher keinerlei Rolle für sie gespielt. Seltsam eigentlich. Wie weit kann sich ein Mensch überhaupt verändern?

„Xena?"

Sie löste sich widerwillig aus ihren Gedanken und wandte sich wieder Agnes zu.

„Alles gut. Ich habe mir zwei Wochen Zeit gegeben, bis dahin muss alles vorbereitet sein. Viel brauche ich ja nicht. Das mit den Kunden ist ein Problem, stimmt, aber auch hierfür wird mir schon noch eine Lösung einfallen. Danke dir. Du hast mir geholfen."

„Eines noch, Xena. Wenn du wieder regelmäßig Kunden hast, solltest du sie von Anfang an auf die Möglichkeit hinweisen, dass du auch irgendwann wieder aufhören könntest. Gerade jetzt wo es auch Gerd und Lieschen in deinem Leben gibt."

Xena runzelte die Stirn.

„Worauf willst du hinaus?"

„Ich wollte es dir nicht sagen, Xena. Aber viele deiner ehemaligen Kunden haben, nach deinem Ausscheiden, einen regelrechten Absturz durchlebt und so sehr ich mich auch bemüht habe..., ich bin einfach nicht du. Von daher solltest du dir schon sicher sein, ob du wirklich wieder anfangen möchtest. Und wenn, dann halte dir immer auch eine Hintertür offen. Einen Plan-B."

„Du willst mir irgendetwas sagen, das spüre ich doch."

„Nein, nein. Alles gut. Ich unterstütze dich wo ich kann, es war einfach nur eine Bitte."

Xena musterte Agnes kritisch.

„Erzähl mir was passiert ist!"

Agnes druckste herum, dann brauch es schließlich aus ihr heraus.

„Meißner hat sich umgebracht."

Im ersten Moment konnte Xena mit dem Namen nichts anfangen, dann aber erinnerte sie sich. Ein kleiner untersetzter Mann, schweigsam, ein immer mürrisches, nachdenkliches Gesicht zeigend, sehr zurückhaltend und unscheinbar in seiner Art. Es war an einer Uni beschäftigt, in der Verwaltung, wenn sie sich richtig erinnerte.

„Aber das kann doch nicht meine Schuld gewesen sein."

Agnes verneinte.

„Ist es auch nicht. Aber so verzweifelt wie er nach einem Ersatz für dich gesucht hat, waren seine Besuche bei dir, etwas von dem wenigen was ihn noch in seinem Leben gehalten hatte."

Xena wirkte von dieser Nachricht wie erschlagen. Nie hätte sie an solche Folgen ihres Ausscheidens gedacht. Der kleine Mann war ein extrem veranlagter Maso gewesen, aber einer, der von ihr nur Schmerz und Leid erfahren wollte, ohne dass er sie dabei zu provozieren suchte oder sie herausforderte. Sie erinnerte sich gut daran, wie er sich ihr gegenüber, nach einer besonders harten Session geöffnet hatte, und erzählte, wie wichtig für ihn der Moment war, an den sie ihn von seinen Fesseln befreite. Wie erlösend ihm der Augenblick erschien, in dem der Schmerz, so prägnant und heftig er auch gewesen war, sein gesamtes Bewusstsein einforderte und er in diesen Minuten, keine Sorgen oder Ängste mehr bezüglich seines Lebens hatte. Er war nicht der Einzige, dem solche Beweggründe umtrieben, aber bei ihm waren sie besonders ausgeprägt gewesen.

„Ich wollte nicht, dass du dir eine Schuld gibst, deshalb habe ich es verschwiegen."

Xena nickte nur. War aber im Gedanken noch bei diesem Mann. Wie oft hatte sie ihn gesehen? Zehn Mal vielleicht? Vielleicht auch fünfzehn? Zwei Jahre war er bei ihr gewesen, vielleicht auch zweieinhalb. Sie konnte sich nicht mehr so recht an sein Gesicht erinnern, es war seltsam.

„Bist du sauer auf mich?"

Xena verneinte.

„Nein. Alles gut. Ich weiß jetzt worauf du hinaus willst und werde aufpassen."

Sie schob den Korbstuhl zurück und stand auf, während Agnes ihre Überraschung darüber zeigte.

„Du willst schon wieder gehen? Du hast mir noch gar nicht erzählt wie es Gerd und unserem Lieschen geht."

„Deswegen bin ich auch nicht hergekommen, nimm es bitte so hin. Ich rufe dich an und halte dich auf den Laufenden."

Agnes nickte, mochte aber vor der Freundin ihre Verstörung nicht verstecken. Es verletzte sie sehr, dass sich Xena ihr gegenüber so reserviert gab.

„Wir würden gerne wieder einmal bei euch vorbeischauen, wäre das in Ordnung?"

Xena blickte sich, bereits in der Haustür stehend, noch einmal um. Dann kam sie schließlich zu Agnes zurück und umarmte sie.

„Ja! Natürlich. Agnes, ich kämpfe gerade mit mir selbst, das hat nichts mit dir zu tun. Sehe es mir nach. Grüße Ruppert, ja? Auch von Gerd selbstverständlich."

Xena war erleichtert, als sie wieder in ihrem Auto saß. Agnes hatte ihr zwar helfen können, aber gleichzeitig ständig ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass Xena wieder in ihr altes Geschäft hineindrängen könnte. Sie waren befreundet und auch wenn sie sich gegen das Gefühl der Enttäuschung wehrte, so gewann es, in ihrem Denken, doch Einiges an Gewicht.

Gut! Was war der nächste Schritt? Die Ausrüstung? Das Wenige, was sie für Gerd angeschafft hatte, würde kaum reichen, aber weitere Outfits und Werkzeug in der Qualität konnte sie sich unmöglich leisten. Sie würde improvisieren müssen und nach und nach weiter investieren. Gerätschaften würde sie teilweise sicher in den mietbaren Räumlichkeiten vorfinden, aber auch hier brauchte sie eine Grundausstattung, vor allem wenn es um eine gewisse Qualität ging, die sie ihren Kunden garantieren wollte. Gerade bei Fixierungen würde das sehr wichtig sein.

Bilder tauchten aus der Vergangenheit auf, Praktiken die sie verdrängt hatte, Schreie, Kreischen, Brüllen und Flehen ihrer früheren Kunden glaubte sie, auf einmal wieder hören zu können. Sie hatte Menschen an ihre Grenzen getrieben, teilweise auch weit darüber hinaus und der freie Wille ihrer Kunden, war zu einer Grauzone verkommen, die keiner mehr zu hinterfragen in der Lage gewesen war. Weder sie selbst, noch ihre „Gäste".

Es musste dieses Mal anders laufen. Sie war bereit zu lernen. Weniger Intensität, weniger Besitzanspruch an den Sklaven, mehr Gewichtung auf die Dominanz, viel weniger Sadismus. Vor allem aber musste sie sich nach jeder Session noch selbst in die Augen sehen und sich selbst als Frau erkennen können.

War sie selbst gespannt auf ihren Neuanfang? Im positiven Sinne? Auf ihren ersten Kunden? Auf die erste Session? Xena versuchte, in sich hinein zu fühlen, aber so sehr sie auch suchte, sie fand nur Spannung und einen undefinierbaren Druck, welcher auf ihr lastete. Keine besonders günstige Voraussetzung für ein Wiederbelebungsversuch ihres alten Berufs. Noch einmal dachte sie an den verstorbenen Kunden. Sie hatte sich um ihre Sklaven stets viele Gedanken gemacht, wollte ihnen nicht nur einen Termin, sondern eine regelrechte Parallelwelt bieten, die ihren Wünschen und Fantasien etwas Reales gab. Dabei hatte es für sie immer eine wichtige Rolle gespielt, dass sie möglichst schnell in diese Welt hinein fanden, nicht aber darüber, wie sie es vermochten sich wieder aus dieser zu lösen. Meißner war kein glücklicher Mensch gewesen, es würde viele Gründe gegeben haben, die für seinen Suizid eine Rolle gespielt hatten, aber Xena reichte es schon, dass sie ihm etwas genommen hatte, dass er so dringend in seinem Leben gebraucht hatte.

Xena startete kurz entschlossen den Motor ihrer Limousine, fuhr auf die Straße hinaus und nahm das Geschäft Wills zum Ziel. Wenigstens ein paar Sachen wollte sie sich bei den Lederspezialisten und Sattler ansehen, bevor sie wieder nach Hause fuhr.

Auf der Fahrt klingelte das Handy und das Bordsystem zeigte Gerds Nummer im Display der Mittelkonsole an. Xenas Stimmung wandelte sich sofort in Sorge, dabei galt ihr erster Gedanke Lisa.

„Ist was passiert?"

Gerd beruhigte sie.

„Nein. Ich wollte nur fragen wie es dir geht und ob du was erreichen konntest. Schöne Grüße an die beiden, übrigens."

„Ich bin schon wieder gefahren, Gerd."

„Warum das denn so schnell? Du hast doch sonst so viel mit Agnes zu quatschen. Von Sabine mal ganz zu schweigen."

Xena überlegte, ob sie ihm von Agnes Unmut und Sorge erzählen wollte. Nein. Dafür war das einfach nicht wichtig genug und würde vielleicht sein eigenes Verhältnis zu den beiden Freunden trüben.

„Ich wollte mich einfach auf mein Vorhaben konzentrieren, Schatz. Agnes konnte das nachvollziehen und so haben wir alles weitere verschoben, bis sie uns in der nächsten Zeit besuchen kommen."

„Super, ich bin gespannt, wie es unserem kleinen Ruppipuppi geht."

Xena musste lachen.

„Übertreib es nicht mit deinem Spott. Es war bezeichnend, dass ausgerechnet Agnes ihn beim letzten Mal in Schutz nehmen musste."

„So schlimm kann es doch nicht sein, er ist doch Demütigung und Leid gewöhnt."

Xena seufzte demonstrativ.

„Er ist dein Freund, Gerd. Vergessen? Vielleicht will er sich dir auch irgendwann einmal als Freund anvertrauen, was nicht gehen wird, wenn du vorher eine Mauer zwischen euch aufgebaut hast."

„Du kannst aber plötzlich einen auf weise machen, Schatz. Na gut, ich gucke mal. Hat er denn einen sehr niedergeschlagenen Eindruck auf dich gemacht?"

„GERD!"

Xena konnte nicht anders, sie musste trotzdem lachen.

„Erzähl schon, was hat Agnes dir geraten?"

„Ich solle private Räume für meine Kunden anmieten, keine offiziellen. Sie hat mir den Namen eines Mannes gegeben, der Themenzimmer und Appartements in NRW und Niedersachsen vermittelt. Ein wenig Ausrüstung muss ich mir zulegen, das eigentliche Problem ist es aber Kunden zu gewinnen. Da hatte auch Agnes keine Idee. Sie wollte mir welche abgeben, aber das kommt für mich schon durch die örtliche Nähe zu uns nicht in Frage."

Einen langen Moment blieb es ruhig in der Freisprechanlage, dann drang Gerds Stimme wieder aus den Lautsprechern heraus.

„Ich helfe dir. Da findet sich schon was."

Xena ahnte sofort, in welcher Richtung er dachte.

„Du denkst ans Internet, richtig? Da hast du ja schon einiges an Erfahrungen sammeln können."

Der Groll brach aus ihr heraus, ohne dass sie es hatte verhindern können. Im Nachhinein ärgerte sie sich darüber, aber vielleicht war es auch ganz gut so. Gerd sollte es ruhig immer wieder zu spüren bekommen, wie sehr er sie damals verletzt hatte.

„Xena, ich dachte wir hätten in dieser Richtung alles geklärt. Zumindest hast du das gesagt."

Sie schwieg und durchlebte noch einmal den Moment, als er das Bild einer fremden Domina vor ihr weggedrückt hatte.

„Mit einem hast du aber Recht. Ich habe damals einige Seiten gefunden, wo du dich präsentieren kannst. Auch ohne Foto."

„Hast du wirklich nicht nach einer anderen gesucht?"

Gerd stöhnte.

„Xena! Nein. Ich habe mir Fotos angesehen, mehr nicht. Es hat mir geholfen mich zu erinnern."

Er log nicht, sie fühlte das. Und doch ließ sie der Gedanke, dass es anders sein könnte nicht los.

„Und wie melden die sich dann bei mir?"

„Ich richte dir einfach eine E-Mailadresse ein. Das ist kein Problem."

„Und du meinst eine Anzeige ohne Bild hat Chancen?"

„Ja, das glaube ich. Lass uns heute Abend darüber sprechen, bis dahin mache ich mir Gedanken darüber."

„Danke."

„Für dich gern, Süße. Und ein wenig freue ich mich schon auch darüber, dass sie wieder da ist."

Xena schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Es störte sie, dass er so dachte, und trotzdem konnte sie ihm schlecht einen Vorwurf machen. Sie hat ihm diese Bilder und Wünsche in den Kopf gepflanzt und diese zur Bedingung werden lassen für eine gemeinsame Beziehung. Jetzt waren sie in seinem Hirn verankert, wahrscheinlich für immer.

„Schön, Gerd. Dann sehen wir uns später. Danke."

„Schatz! Bitte! Es ist doch gar nichts Schlimmes daran. Ich liebe an dir jede Ecke und Kannte und diese gehört doch auch dazu."

„Ich weiß. Lass gut sein."

Sie legte auf, nachdem sie sich noch einmal von ihm verabschiedet hatte, mit der Gewissheit, dass sie ihm genauso vor dem Kopf gestoßen hatte, wie vorher Agnes auch. Warum tat sie das? Warum wollte sie wieder als Domina arbeiten, wenn es sie so störte, dass Gerd sie als genau das sehen wollte? Sie schüttelte den Kopf, unzufrieden mit sich selbst.

„Du bist so eine bescheuerte Kuh."

Zu später Stunde

„Schläft sie?"

Gerd rieb sich die Augen und blickte auf seine Uhr. Es war schon kurz nach 9 Uhr abends. Ein Blick zur Seite und er sah seinem kleinen Mädchen in dessen süßes Gesicht, ihre Augen waren geschlossen, die kleinen Lippen schmatzten selig vor sich hin. Xena saß am Fuße des Bettes und musste die beiden die ganze Zeit beobachtet haben. Ein Zeichen dafür, dass sie wieder viel nachdachte und mit irgendetwas haderte.

Gerd raffte sich auf, begleitet von einem tiefen Stöhnen, so als ob seine alten Knochen nicht mehr wollten. Der Tag war anstrengend gewesen, denn obwohl er keinen administrativen Posten in seiner Firma innehatte, wurde er mit immer mehr Verantwortungsbereichen belastet, die seinen eigentlichen Aufgaben in den Hintergrund drängten.