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Thao II - Teil 15

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Dennoch hatte er nach der Arbeit Zeit gefunden und nach der Seite gesucht, welche ihm vorschwebte. Für Xena war schnell ein Account eingerichtet und sogar ein Bild von ihr konnte er so retuschieren, dass man sie darauf nicht wirklich erkennen konnte. Sie hatte es ihm, am Anfang ihrer Beziehung aufs Handy geschickt, es allein hatte schon gereicht, um ihn derartig aufzugeilen, dass ihm der Tag damals zur reinen Folter geworden war.

Vorsichtig befreite er sich von dem kleinen Ärmchen seiner Tochter, deckte sie vorsichtig zu und folgte Xena aus dem Kinderzimmer heraus. Eine Umarmung, ein kurzer Kuss, dann wollte sie auch schon mit ihm nach unten in das Wohnzimmer gehen.

„Warte! Komm, ich zeige dir was."

Xena drehte sich um und blickte ihn fragend an.

Gerd deutete auf das Arbeitszimmer.

„Ich habe eine Seite für dich gefunden. Wenn du deinen Nicknamen ändern möchtest, schreibe ich den Admin an, das habe ich mit ihm schon abgesprochen."

Er setzte sich an den Computertisch, während Xena abwartend neben ihm stehen blieb und auf den Bildschirm herunterblickte. Ihr Gesicht war abgespannt und starr in diesen Moment.

Gerd aber ließ sich nicht beirren, wartete geduldig darauf, bis der Rechner hochgefahren war, um dann auf ein Symbol auf dem Desktop zu klicken.

„Hier hast du den Link. Er ist sicher und so bleibst du für andere verborgen."

Xena kapierte nicht, was er meinte, nahm es aber hin. Stattdessen deutete sie auf ein Bild, das sich jetzt vor ihnen aufbaute.

„Das Foto... ."

„Ja ich weiß. Aber vielleicht soll es nicht nur für mich das Erste von dir sein."

Xena sah sich in einer herrischen Pose im Wohnzimmer ihres alten Hauses posieren. Ihr Körper war ganz und gar von Leder und Latex bedeckt. Catsuit, Overknees, eine Corsage, Handschuhe bis rauf zu den Oberarmen und ein Halsband aus Strasssteinen. Die klassische Domina, wie man sie sich als devot oder masochistisch veranlagter Mann wünschte und vorstellte.

Ihr Gesicht war von einem leichten Schleier verborgen, es konnte jede blonde Frau dahinter stecken. Auch ihre Größe war nicht zu deuten, der Betrachter hatte keinen Vergleich im Hintergrund, um sie zu ermessen. Gerd schien wirklich an alles gedacht zu haben. Ihr Name! Gerd hatte etwas von einem Namen gesagt.

„Atua?"

Gerd lächelte.

„Das ist Maorisch und heißt Göttin."

„Es ist kurz und prägnant, ich glaube das passt ganz gut."

Xena dachte nach. Im ersten Moment klang es überhaupt nicht, fand sie. Aber sie wollte auch Gerd nicht vor dem Kopf stoßen.

„Wie bist du darauf gekommen?"

„Ich bin einfach die ganzen Übersetzungen durchgegangen. Waren einige."

Sie kraulte ihm am Nacken, beugte sich runter und küsste ihn.

„Danke."

Gerd freute sich und begann sich langsam mit ihrem Vorhaben zu arrangieren.

„So, alles andere überlasse ich dir. Setz dich."

Er stand auf, um für sie den Platz frei zu machen. Xena aber zögerte, hatte eigentlich so gar keine Lust, sich jetzt mit dieser Materie auseinanderzusetzen. Doch Gerd hatte schon hinter sich die Tür zugezogen und seine Schritte waren verhalten aus dem Treppenhaus zu hören. Er ging zum Wohnzimmer hinunter, während Attila im Flur bereits vor Freude jaulte.

Widerwillig setzte sie sich mit der Website auseinander. Was man alles von ihr wissen wollte, wirkte abschreckend auf sie. Name, Alter, körperliche Attribute, einige Angaben wie ihre Körperhöhe ließ sie aus. Zu viele Dominas über 1.90 würde es wohl auch in Deutschland nicht geben. Neigungen, dominant, sadistisch... es war ganz einfach. Man bekam die Kategorien schon angezeigt. Erfahrungen? Xena war erstaunt. Es gab nichts, was sie verneinen musste.

Zum Schluss sollte sie in eigenen Worten zusammenfassen, was sie suchte und welche Vorstellungen sie von einer Session hatte. Xena ließ sich Zeit, wog die Worte sorgfältig ab und las immer wieder aus Neue drüber. Agnes hatte von einer Welt gesprochen, die Xena früher für ihre Kunden geschaffen hatte. Sie wollte das wieder tun, trotz aller Bedenken. Es ging gar nicht anders, wenn sie ihre Rolle plausibel sein wollte. Es war ihr Anspruch an der Rolle.

„Ich möchte Anfängern die Möglichkeit bieten sich langsam, mit meiner Hilfe, in die Welt des BDSM vorzutasten. Ich möchte Interessierten zeigen wie wichtig es ist, offen mit den eigenen Wünschen umzugehen, sie zu äußern und mit aller Vorsicht auszuleben. Ich will zeigen wie man Vertrauen schafft, ohne sie vorauszusetzen, als Basis des Fallenlassens. Ich will zeigen, wie wichtig Hingabe im Bdsm, als auch in der Liebe, ist. Trau dich, schreib mich an, damit wir beide über dieses Thema sprechen können."

Als Preis für eine Session gab sie „Nach Vereinbarung" an. Genauso wie den Treffpunkt. Zufrieden blickte sie auf den Bildschirm und wollte gerade den Rechner ausschalten, als ein Fenster aufpoppte und sie derart heftig erschrak, dass sie reglos auf das „hallo!" starrte, dass kleingeschrieben, oben links im Eck, stand.

Im ersten Moment unfähig zu reagieren, starrte sie auf das Display, löste sich endlich aus dem Stuhl und eilte aus dem Zimmer hinaus, die Treppe hinunter. Sie vergaß sogar das schlafende Lieschen dabei.

„Gerd! Da ist ein Fenster aufgegangen."

Gerd löste sich widerwillig vom Abendprogramm und wandte sich zu Xena um.

„Ja und?"

„Da steht „hallo!".

„Na dann hat dich jemand angeschrieben. Wow, das ging schnell."

„Wie kann das sein? Das ist doch keine E-Mail."

Gerd machte große Augen.

„Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du noch nie einen Chat gesehen hast?"

Sena verneinte erstaunt.

„Nein, warum auch. Das ging früher per E-Mail sehr gut."

Gerd stöhnte.

„Was habe ich nur für eine Frau? Das gibt es doch nicht. Du machst doch viel am Computer."

„Na und? Bisher bin ich gut ohne ausgekommen. Also, was soll ich jetzt machen?"

Gerd seufzte. Erhob sich widerwillig, nahm Xena bei der Hand und zog sie hinter sich her zurück ins Treppenhaus.

„Ich zeige dir, wie du antworten kannst."

Zehn Minuten später saß sie wieder allein vor dem „hallo!". Warum fiel es ihr so schwer, darauf zu antworten? Weil es keine fertige Nachricht war? Weil der Chat einen direkten Dialog mit irgendeinen Unbekannten für sie bedeutete? Sie wusste nicht, was für ein Mensch dahinter steckt, das war blöd, fand sie.

Sklave Heinz84: „hallo!"

Atua: „Hallo!"

Sklave Heinz84: „du bist neu hier?"

Atua: „Ja."

Sklave Heinz84: „herzlich willkommen."

Atua: „Danke, Heinz."

Sklave Heinz84: „ich habe dein profil gelesen, sehr interessant."

Atua: „Freut mich, wenn es dich anspricht. Danke."

Sklave Heinz84: „das foto schaut geil aus, du bist der wahnsinn. schickst du mir eines wo du normal zu sehen bist? dein gesicht ist etwas unscharf."

Atua: „Das war Absicht, Heinz. Muss dich da leider enttäuschen."

Sklave Heinz84: „bedienst du auch vergewaltigungsfantasien?"

Xena musste sich zwingen weiterzuschreiben. Warum wusste sie selbst nicht. Vielleicht um nicht sofort wieder aufzugeben.

Atua: „Nein. Ich pflege keinen Intimkontakt mit meinen Kunden."

Sklave Heinz84: „Du gehst bestimmt geil ab. schade."

Atua: „Ich glaube, wir beenden hier das Gespräch, Heinz. Du scheinst mir kein Anfänger zu sein und andere Interessen zu haben, als diejenigen, die ich bedienen möchte."

Sklave Heinz84. „okay. ich habe ja dein foto, da stelle ich mir einfach vor, wie du mich hart und versaut reitest."

Xena spürte die Wut in sich aufsteigen. Suchte sich aber dennoch zu beherrschen. Der Typ wollte sein Spiel spielen und sie zu seinem Opfer machen.

Atua: „Viel Spaß dabei. Du wirst es nötig haben."

Sklave Heinz84: „danke. ;)"

Gerd hatte sie gewarnt und gezeigt, wie man jemanden ausblendete. Immerhin, sie wusste jetzt, worauf er hinaus wollte. Einfach würde es nicht werden, das ahnte sie jetzt.

Sie haben eine neue Nachricht.

Xena seufzte. Sie fühlte sich dieser Seite nicht gewachsen. Bdsmit.de. Ein Name der nach Heilsarmee klang und nicht nach einer Seite für die schwarze Erotik.

Lady Agnetha schreibt:

Liebe Atua,

viel Spaß auf unserer Seite. Mit Interesse habe ich dein Profil gelesen und wünsche dir hier bei uns, viel Erfolg. Für deine Entwicklung zur professionellen Domina möchte ich dir gerne meine Hilfe anbieten und bin außerdem dazu bereit, dich an meine reichhaltigen Erfahrungen auf dieser Plattform teilhaben zu lassen. Es gibt hier, vorsichtig ausgedrückt, seltsame Menschen, die sich fern jeglicher, allgemeingültigen Umgangsformen bewegen. Leider ist nicht alles Schein hier auch Sein.

Lieben Gruß

Lady Agnetha

PS: Wenn du dir meine Homepage ansehen möchtest, kannst du das unter www.ladyagne... .

Xena konnte nicht anders. Sie musste lachen. Sämtliche Abba Songs spuckten ihr auf einmal im Kopf herum. Trotzdem klickte sie auf den Link, wo eine reife Domina jenseits der Vierzig ihre Dienste anpries. Sie hatte ein durchaus apartes Gesicht, einen massiven Körperbau, mit einer fast unwirklich anmutenden, schlanken Taille.

Hatte Agnetha ihre Anzeige wirklich richtig gelesen? Sie hatte doch schon alle Erfahrungen als Domina, warum sollte sie also noch welche machen wollen? Oder meinte sie hier auf der Seite? Sie schien sich ja auszukennen. Eine Antwort schadete sicher nicht. Je mehr Kontakte sie aufbaute, desto schneller würde sie auch an Kunden kommen. Eigentlich ganz logisch.

„Waterloo, knowing my fate ist o be with you..."

Xena versuchte, sich zu konzentrieren.

Hallo Agnetha,

habe Dank für Dein nettes Angebot. Gerne werde ich darauf zurückkommen, soweit es die Seite betrifft. Als Domina habe ich langjährige, professionelle Erfahrungen, auf die ich zurückgreifen kann und werde diesbezüglich auf den eigenen Beinen stehen können. Gerne wende ich mich an dich, wenn ich Fragen zum Forum habe und danke dir im Voraus für deine Hilfe.

Lieben Gruß.

Atua

Einen kurzen Moment zögerte sie noch, dann klickte sie auf den Sendenbutton. Komisch, mit dem Nachrichtenprogramm kam sie sofort zurecht.

Wieder ploppte ein Chatfenster auf. Xena erschrak auch dieses Mal. Sie konnte sich immer noch nicht mit dieser Funktion anfreunden, die Gerd als solch gewaltigen, informellen Fortschritt betitelt hatte.

Lady Agnetha: „Hallo Atua. Auch auf diesen Wege."

Atua: „Hallo Agnetha, danke für Dein Angebot."

Lady Agnetha: „Lady Agnetha bitte. Mir ist das Formelle wichtig. Schließlich bin ich die Ältere von uns beiden."

Atua: „Tut mir leid, aber ich werde, wenn überhaupt, Kolleginnen nur auf Augenhöhe gegenüber treten."

Sendepause. Auch das schien sich jetzt ziemlich schnell erledigt zu haben. Xena war gefrustet, es schien nicht wirklich so zu laufen, wie sie es sich erhofft hatte. Ganz im Gegenteil es lief genau so, wie sie es befürchtete. Viel Aufwand für nichts. Sie wollte gerade aufstehen und sich runter zu Gerd begeben, als Agnetha doch noch antwortete.

Lady Agnetha: „Du scheinst über reichlich Selbstbewusstsein zu verfügen, das gefällt mir. Also gut, ich werde bei dir eine Ausnahme machen."

Xena musste sich zusammenreißen. Diese gespielte Arroganz nervte sie. Würde diese Frau vor ihr stehen, würde sie sich ihr gegenüber ganz anders verhalten, dessen war sie sich sicher.

Lady Agnetha: „In welchen Studio arbeitest du, Atua?"

Atua: „Ich habe kein festes Studio mehr. Ich treffe mich mit meinen Kunden in privaten Räumlichkeiten."

Lady Agnetha: „Und warum? Da hast du doch viel weniger Möglichkeiten."

Atua: „Mir geht es um die Diskretion. Es ist mir einfach lieber so. Ich bin auch ungebundener auf diese Weise und habe kaum Fixkosten."

Lady Agnetha: „Ich finde das schon ein wenig seltsam. Vertrauenserweckend kommst du so nicht rüber."

Atua: „Vertrauen verdient man sich und setzt es nicht voraus."

Lady Agnetha: „Mag sein. Ich habe mir gerade dein Foto angesehen. Es schaut ganz passabel aus. Wie alt bist du?"

Atua: „Noch unter Dreißig. Sei nicht sauer, wenn ich diesbezüglich nicht präziser werden möchte."

Lady Agnetha: „Hast du schon jemanden auf dieser Seite kennengelernt, Atua?"

Atua: „Ja. Sklave Heinz84 hat mich hier auch schon willkommen geheißen. Kurz vor dir."

Lady Agnetha: „Oh je. Der ist ganz furchtbar. Tut mir Leid für dich. Da bekommen die Leute ganz schnell einen schlechten Eindruck von unserer Seite."

Atua: „Wenn ich ehrlich bin, kann ich diese Leute gut verstehen. Kam auch nicht wirklich mit ihm und seiner Art zurecht."

Lady Agnetha: „Du kannst mich gerne anschreiben, wenn du wissen möchtest mit wem du es zu tun hast. Ich kenne eigentlich jeden hier und weiß, wer neu ist und wer nicht."

Atua: „Das ist lieb von dir. Darauf werde ich gerne zurückkommen, Angetha."

Lady Agnetha: „Gut. Ich habe gleich noch zwei Gäste. Von daher bitte ich um dein Verständnis. Vielleicht hören wir später noch voneinander. Schönen Abend, Atua."

Atua: „Danke und viel Erfolg."

Hmh. Agnetha schien eigentlich doch ganz okay zu sein. Wahrscheinlich sah sie sich hier als Queen Mom der Domsen und wollt die Neue gleich mal auf sich einnorden. Xena grinste. Den Zahn hatte sie ihr schnell gezogen.

Egal. Schluss für heute. Sie würde jetzt erst einmal runter zu Gerd gehen, sie brauchte jetzt einfach ein wenig Nähe von ihm. Vielleicht auch ein wenig mehr? Sie würde sehen, wie seine Stimmung war.

Fragezeichen Romy

Es war seltsam, fand Thao. Den ganzen Abend lang hatte sich Romy von ihrer besten Seite gezeigt, auch Aneliese gegenüber. Keine Provokationen, keine Stichelei, im Gegenteil, das Mädchen hatte die Nachbarin über alles Mögliche ausgefragt und augenscheinlich versucht, den ersten Eindruck von sich bei der jungen Inderin zu negieren. Doch Thao bemerkte, dass Aneliese vorsichtig blieb und dem kleinen Teufel so wenig Angriffsfläche bot, wie es ihr möglich war. Doch trotz dieser Vorsicht, wäre Aneliese nicht Aneliese gewesen, wenn sie die beiden nicht noch zu einem reichhaltigen indischen Abendessen eingeladen hätte, dass Romy erst skeptisch probierte, um kurz darauf regelrecht darin zu schwelgen. Sie probierte alles aus, kostete jede Geschmacksrichtung, probierte von den vielen Saucen und aus den Gewürzschälchen und scheute sich auch vor den scharfen Speisen nicht.

„Ich helfe dir beim Abwaschen", schlug die Kleine vor, nachdem sie mit dem Essen fertig war.

Thao blickte Aneliese sichtlich erstaunt an. Das Mädchen zeigte eine komplette Kehrtwendung von ihrem Verhalten her, doch warum? Was war der Auslöser hierfür? Romy hatte ein manipulierendes Wesen und dazu ein Ziel. Doch welches das sein könnte, vermochte Thao nicht einzuschätzen.

„Las mich das machen. Geh du mit Ashna raus auf den Deich, okay? Bleib aber in Ruf- und Sichtweite."

Die Kleine war schon fast bei Aneliese in der Küche gewesen, brachte das Geschirr noch zur Spüle und drehte sich dann auf der Stelle und rief nach dem Hündchen, das sofort angelaufen kam, als es sein Hundehalsband klappern hörte. Romy leinte Ashna an, öffnete die Tür, dann war die Beiden auch schon fort.

„Thao! Ich bin so froh wenn sie wieder weg ist. Dieses Mädchen macht mir Angst. Die ist total Psycho. Merkst du das nicht?"

Thao lachte.

„Das sie einen Knacks hat schon, aber ich darf es mir leider nicht so einfach machen wie du."

Aneliese spülte das Geschirr vor, bevor sie es in die Geschirrspülmaschine einräumte, unsinnig wie Thao fand. Aber was soll´s, sie hatte selbst ja auch ihre Marotten.

„Und warum nicht? Weshalb hast du sie dir aufgebürdet? Ich verstehe das einfach nicht. Als ob du nicht genug eigene Sorgen hättest."

Thao ließ sich nicht beirren. Seit dem Tag, an dem Romy bei ihr war, hatte sie viel weniger Zeit zum Nachdenken. Es lief eigentlich alles sehr gut, wie sie fand.

„Das habe ich dir schon erklärt, sind doch nur noch wenige Tage. Dann bringe ich sie wieder zurück."

Thaos Stimme wurde weicher.

„Duuuuh? Sag mal, was machst du übermorgen am Nachmittag?"

Anelise runzelte die Stirn und blickte Thao vorwurfsvoll an.

„Du hast einen Termin wie ich weiß und jetzt willst du dass ich auf diese kleine Kali aufpasse?"

„Kali ist doch keine durch und durch böse Göttin oder irre ich mich da? Hat sie nicht auch was mit Erneuerung zu tun?"

Aneliese winkte ab.

„Du brauchst mir nicht eine unserer Religionen zu erklären, aber danke dennoch."

Thao lachte und wollte Aneliese in den Arm nehmen, doch diese entzog sich ihr.

„Hör auf damit! Immer läuft es gleich ab, du nimmst mich nicht ernst, Thao."

Thao lächelte und warf ihr einen Handkuss zu.

„Bitte, Aneliese. Sie ist bestimmt ganz lieb."

„Schon gut. Ich werde sie mit zu meinen Eltern nehmen, die haben eine Engelsgeduld mit Kindern."

„Danke!"

Aneliese schüttelte den Kopf und schaltete die Maschine an. Sie ärgerte sich darüber, dass Thao sie immer wieder aufs Neue überrumpelte.

„Aaaaasssshhhhhhnnnnaaaaa!"

Eine dunkle Männerstimme hatte den Spitz gerufen, der laut dabei kläffend, sofort auf einen hochgewachsenen Mann zuhielt, der in die Knie ging, um den Hund zu begrüßen. Romy näherte sich den beiden langsam und wusste nicht recht, wie sie auf den Fremden reagieren sollte.

„Hallo! Wer bist du denn?"

Wurde sie von dem Fremden gefragt.

„Romy. Und du?"

„Steven, ich bin ein Freund von Thao."

Er bot dem Mädchen seine Hand an, welche aber von diesem ignoriert wurde.

„Tut mir leid, aber ich soll bei Fremden aufpassen."

Der Mann lachte, hob aber seinen rechten Daumen.

„Da hast du sicher Recht. Vorsicht ist besser als Nachsicht."

Romy betrachtete Steven interessiert. Er gefiel ihr viel besser als dieser Karl, von dem Thao ihr schon so viel erzählt hatte. Groß, muskulös und ein richtig hübsches, männliches Gesicht. Tom gefiel ihr zwar besser, aber zu verachten war Steven deshalb nicht."

„Ja, nachher bist du ein Kinderficker."

Steven runzelte die Stirn. Dass die Kleine so direkt wurde, überraschte ihn dann schon.

„Ich kann dir versichern, dass ich keiner bin. Aber ich gehe auch gerne allein zu Thao, wenn ich dir zu gefährlich bin."

Romy tat gelangweilt.

„Mir egal. Selbst wenn du einer wärst, käme es dann auch nicht mehr drauf an."

Steven blieb stehen und war ehrlich schockiert.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Romy?"

Die Kleine lief an ihm vorbei, leinte Ashna an und ging zurück zum Haus ohne ihm zu antworten. Steven folgte ihr, sichtlich verwirrt, zum Hauseingang. Was wollte sie ihm damit sagen? Thao hatte ihm von ihrer Arbeit erzählt, hatte dieses Mädchen etwas damit zu tun?

Er war enttäuscht, hatte gehofft mit Thao ein wenig Zeit zu verbringen. Selbst wenn das für ihn bedeutete, dass sie ihn endgültig abservierte. Er erinnerte sich an den letzten Abend, den sie miteinander verbracht hatten. Ihr Exfreund tauchte genau in dem Moment auf, wo sie sich das erste Mal zu ihm bekannt hatte. Die letzten Tage kam so gut wie nichts von ihr, außer der Nachricht, dass sie ihrem Exfreund gegenüber hart geblieben war und ihn abgewiesen hatte.

Er hatte sie gefragt, ob sie ihn sehen wolle und ob sie seine Hilfe brauchte. Einen Gesprächspartner, um nicht allein zu sein, doch war sie seinen Vorschlägen ausgewichen und hatte lapidar geantwortet, dass sie keine Zeit für ihn habe. Er hatte das als Ablehnung interpretiert, wollte den Kontakt einstellen, doch war das nicht so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte. Thao blieb in seinem Kopf, so sehr er sich auch dagegen zu wehren suchte.

Immer wieder hatte er die Vorstellung, dass Thao ihn für etwas bestrafen sollte, und mittlerweile hatte er eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, was das wohl sein könnte. Er fühlte sich hundselend, konnte kaum noch schlafen und fühlte sich belegt. Ständig war er mit seinen Gedanken bei ihr.

Liebe! Was für ein Scheiß. Ging es nicht eigentlich nur um den Besitz? Das Sehnen nach dem, was einem verweigert wurde? Im Endeffekt wohl nichts anderes als eine schöngeredete Form davon.

Die Kleine war schon im Haus verschwunden und so hatte sich die Tür schon hinter ihr geschlossen, als er sie wieder aufdrücken wollte. Er drückte auf Thaos Klingelknopf und wartete, doch niemand machte ihm auf.