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Thao II - Teil 16

Geschichte Info
Romy dreht auf, Thaos Session, überraschendes Zusammentreffe.
10.8k Wörter
4.56
4.3k
0

Teil 43 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
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Mehr als nur ein Verdacht

Romy hatte viel Spaß in der WG. Nach einem grandiosen Frühstück, war sie von einem der Mädchen auf deren Zimmer eingeladen worden und hörte mit ihr zusammen laut Musik. Thao war es Recht, sie konnte so nicht nur ungestört Toms Papierberg abarbeiten, sondern mit ihm auch über die Kleine sprechen. Sie würde seine Hilfe brauchen, jetzt noch mehr als zuvor.

„Ziemlich plötzlich, ich kann mir das nicht erklären. Es gab vorher keine Anzeichen dafür. Aber sie hat sich wirklich eingenässt. Nach einem Alptraum, wie sie mir sagte. Zu Hause scheint es ihr schon öfter passiert zu sein, auch wenn sie es leugnet."

„Von was handelte dieser Traum?"

„Ein Monster mit mehreren Armen hat sie in eine Höhle hineingezogen. Es berührte sie überall, während es sie mit sich fortriss."

„Thao, ich nehme so etwas sehr ernst, aber bei Romy fällt mir das schwer. Hörst du sie lachen?"

Tatsächlich drang lautes Gelächter aus dem Zimmer heraus, so stark, dass es sogar die Technomusik übertönte.

Thao war ratlos, das sah Tom ihr an.

„Als ob sie einen Schalter umlegen würde. Das passt einfach nicht. Vorhin beim Essen auch. Total maßlos, hat gegessen wie ein Schwein, so sehr, dass ich mich gar nicht mehr an den schockierten Gesichtern um uns herum erfreuen konnte und das will wirklich etwas heißen Tom. Sie war mir peinlich, ganz ehrlich. Hätte ich niemals für möglich gehalten."

„Sie wird provozieren wollen. Du warst früher ähnlich, hast du mir erzählt."

„Nein. War ich nicht. Ich fuhr eine Linie, Tom. Bei Romy ist das anders. Gestern war sie noch ein Lämmchen, heute wieder völlig unberechenbar. Das ist genau das Verhalten, was ihre Familie aufreibt. Und ich denke man muss prüfen ob es pathologisch sein könnte."

„Thao! Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, in jede Richtung. So kannst du sie nicht mehr nach Hause schicken, dass weißt du genau."

Thao erinnerte sich an eine Szene, die sie völlig vergessen hatte. Romy war an einem Morgen aus dem Bad gekommen, sie hatte nicht gegrüßt, obwohl sie Thao gesehen hatte. Thomas war mit ihr in dem Bad gewesen, damit sie sich wäscht, hatte er ihr erklärt.

„Solange sie bei mir ist, können wir alles in Erwägung ziehen, Tom. Ich möchte keinen Fehler machen. Bitte! Es steckt was anderes dahinter, das habe ich im Gefühl."

Der Wohngruppenbetreuer wirkte unschlüssig. Eigentlich hatten sie genug, um das Jugendamt einzuschalten. Auch hatte sich Thao schon geirrt bei ihren Einschätzungen, sie hatte, so klug sie auch sonst war, gewisse Schwächen, was Empathie betraf. Sie wollte sich alles rational und verstandesgemäß erklären, was bei Menschen einfach nicht möglich ist.

„Gut, du gibst weiter den Weg vor, aber in dieser Konstellation sie wieder zurückschicken..., dürfen wir nicht."

Drei Stunden später kam Magas Tochter aus dem Zimmer herausgeflitzt, sich stolz von allen Seiten zeigend. Neben einem schwarzen Cocktailkleid, das ihr viel zu groß war, trug sie auch noch Pumps dazu, die ziemlich verloren an ihren kleinen Füßen aussahen.

„Guck mal, Thao! Sehe ich nicht geil aus?!"

Thao blickte in Romys stark geschminktes Gesicht, doch auch jetzt noch blieben ihre kindlichen Züge offensichtlich.

„Hat mir Brit gemacht, die ist echt cool drauf."

„Sieht gut aus. Komm! Geh dich wieder umziehen wir müssen weiter."

„Echt? Warum das denn?"

Romy zeigte unverhohlen ihren Groll und stand wieder kurz vor einem Ausbruch. Sie schien nur Probleme damit zu haben auf die Schnelle ein Ziel zu finden.

„Ich will eine Hafenrundfahrt mit dir machen, wenn du in Hamburg unterwegs bist, gehört das zwangsläufig dazu."

Sofort war Romy voller Begeisterung.

„Ihr seid so cool drauf. Du auch, Tom!"

Die Kleine umarmte den stämmigen Betreuer, dann war sie auch schon wieder in dem Zimmer ihrer neuen Freundin verschwunden, um sich wieder umzuziehen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis sie wieder herausgestürmt kam, Thao bei der Hand nahm und sie hinter sich herziehen wollte.

„Komm schon, nachher ist alles voll."

Thao zeigte Tom ein müdes Gesicht. Egal was die nächsten Tage bringen würden, sie war froh, wenn auch diese Sache geklärt war. So löste sie bestimmt ihre Hand aus der des Kindes, verabschiedete sich von Tom und folgte schließlich Romy auf den Flur hinaus, wo das Mädchen ungeduldig auf sie wartete.

Der Nachmittag war schön gewesen, auch für Thao. Das Wetter war zwar trüb, aber milde und auch nicht sehr windig. Romy hatte Spaß gehabt, dem Bootsführer andächtig bei seinen Erklärungen der Sehenswürdigkeiten gelauscht und schnell auch unter den anderen Fahrgästen Kontakte geknüpft. Dabei war sie direkt und distanzlos, was aber vor allen von den älteren Herrschaften als aufgeweckt und keck betitelt wurde. Ihr Alptraum und Einnässen schien Geschichte zu sein und für sie keine tiefere Bedeutung mehr zu haben. Selbst als Thao noch einmal vorsichtig das Gespräch darauf lenkte, hob sie nur die Schultern und stürmte den Gang entlang zum Bootsführer Günters und dann wieder zurück zum Heck, vorbei an all den ihr wohlgesonnenen Menschen. Sie vergewisserte sich ihres Publikums, in dem sie noch mal zurückblickte, dann beugte sie sich über die Reling und spuckte, in hohen Bogen, einen dicken Fladen Spucke ins Hafenbecken. Betroffene Blicke der Alten, hier und da Gemurmel, dann fläzte sich Romy auch schon neben Thao auf die Bank und lehnte sich gegen sie, die netten Herrschaften gelangweilt der Reihe nach anblickend, bis diese sich von ihr, peinlich berührt, abwendeten.

Verarscht

„So, Blondie. Lass uns mal gucken."

Thao hatte die Nachrichten gelesen und nach dem sie diese mit Anfragen eigener Kunden verglichen hatte, fand sie die Überzeugung, dass diese, zumindest in der Mehrzahl, authentisch waren.

„Schaut Romy fern?", erkundigte sich Xena.

Thao verneinte.

„Die ist unten bei Aneliese und hilft ihr beim Textilfärben. Die Beiden scheinen sich langsam, nach ersten Startschwierigkeiten, gut zu verstehen."

„Glaub ich. Aneliese ist wirklich lieb."

„Ach und ich nicht, oder was?"

Xena lachte.

„Ab und zu schon ein wenig. Kommt auf deine Tagesform an."

Thao ließ ein trockenes Grunzen hören.

„Schnarch! Du hast mir doch von der Homepage von dieser Kollegin erzählt. Gib mal!"

Xena kopierte ihr die Adresse in den Chat hinein. Ihre anfängliche Unsicherheit diesem Tool gegenüber, gehörte der Vergangenheit an.

„Die ist schon ziemlich alt und hat ihre besten Zeiten hinter sich, würde ich sagen. So wie du in zwei oder drei Jahren auch."

„DUUUUUU!" Thao lachte heiser auf, während Xena schimpfte wie ein Rohrspatz.

„Beruhig dich mal, ich mach mal einen Test. Mir kommt da so ein Gedanke."

Bei Xena blinkte die Benachrichtigung auf, dass sie eine neue Message erhalten hatte.

Sie kam von Thao und las sich wie eine ganz normale Anfrage eines Interessenten.

„Schick ihr das, mal gucken was passiert."

Xena verstand nur Bahnhof, leitete die Nachricht aber an Agnetha weiter.

„Waterloo..."

Thao fühlte sich sofort angesteckt.

„knowing my fate is to be with you..."

„Du kennst das?"

„Klar. Das ist ein Klassiker."

„Warte, Süße. Ich kriege was rein."

„Wirklich? Ist Gerd bei dir? Ich kann später noch mal anrufen wenn ihr ficken wollt."

Xenas Stimme klang genervt.

„Jetzt hör doch mal auf!"

Lady Agnetha: „Atua, es tut mir leid. Es scheint nicht mehr viele neue und vor allem seriöse User auf unserer Seite zu geben. Den Text habe ich so schon vier Mal bekommen und dieser Steven72 hat schon zwei meiner Freundinnen im Chat belästigt.

Ich mache dir einen Vorschlag. Sollte ich die Anfrage eines Anfängers erhalten, leite ich sie an dich weiter, einverstanden? Sollte er dein Kunde werden, bin ich mir sicher, dass du dich durch einen kleinen Obulus erkenntlich zeigen wirst. "

Xena glaubte, nicht richtig gelesen zu haben. In diesem einen Augenblick war sie sprachlos. Entsetzt über den Betrug, welchem sie zum Opfer gefallen war.

Thaos Stimme drang aus dem Lautsprecher des Telefons heraus.

„Hey! Mir schreibt eine Contessa Miriam. Wow, du scheinst viel zu tun zu haben Blondie. Aber macht ja nichts, Miriam ist mir jetzt, gnädiger Weise bei der Befriedigung meiner Wünsche behilflich."

Xena antwortete ihr nicht und suchte das Ganze für sich zu verarbeiten. Waren Menschen wirklich so Scheiße drauf? Was hatte sie dieser Frau getan, dass sie ihr gegenüber zu solchen Mitteln griff.

„Bist noch da, Blondie?"

„Ja. Agnetha hat mir gerade geschrieben. Sie verarscht mich nach Strich und Faden, stimmt doch, oder?"

Immer noch weigerte sich ein Teil ihres Verstandes, dem unerhörten Vorgang glauben zu wollen. Aber Thaos hatte in wenigen Minuten das begriffen, was sie selbst wahrscheinlich nicht in Wochen durchschaut hätte. War sie wirklich so naiv?

„Ärgere dich nicht, ich schreibe die Agnetha für dich an und kläre das."

Xena hätte gerne Gerd davon erzählt. Er war gemäßigter als sie und kannte sich mit dem Internet aus. Aber Thao war gerissen, sie würde schon den richtigen Weg für sie wählen.

„Schreibst du den Besitzer der Seite an?"

„Du meinst die Moderatoren? Nein. Das wäre zwar für Agnetha ziemlich peinlich, aber außer deiner Genugtuung hättest du nicht viel davon. Ich denke ich werde mit ihr auf einer anderen Ebene handelseinig."

„Was hast du vor, Thao? Reite mich da bitte in nichts hinein!"

„Kein Angst. Vertrau mir einfach."

Xena schien genau das schwerzufallen, aber Thao war schon am Schreiben.

„Steven72: Hallo Agnetha, da hat mein Anschreiben ja einen seltsamen Weg genommen."

Keine Antwort. Vielleicht war sie nicht da? Thao blickte auf das „Steven" vor sich auf den Bildschirm. Bezeichnend eigentlich, dass sie ausgerechnet diesen Namen gewählt hatte.

Lady Agnetha: „Da muss ein Missverständnis vorliegen."

Steven72: „Ja, das glaube ich auch. Atua kommt sich ziemlich missverstanden vor. Betrügst du hier noch mehr User?"

Lady Agnetha: „Ich verbitte mir solche Unterstellungen."

Steven72: „Stimmt, entschuldigt Herrin. Ihr habt natürlich nichts damit zu schaffen und so werde ich mich an die Administration wenden und ihnen die Screenshots schicken. Sie selbst haben sicher auch einen Logfile in dem sie nachlesen können. Es ist schließlich ihre Aufgabe und in ihrem Interesse solche kleinen Unannehmlichkeiten aus der Welt zu schaffen."

Thao meldet sich aus dem Chat ab, ohne Agnetha Zeit für eine Antwort zu lassen. Es dauerte keine zwei Minuten und eine Nachricht blinkte bei ihr auf.

Nachricht von Lady Agnetha:

Steven! Es tut mir leid, ich habe noch einmal nachgesehen und da gab es tatsächlich ein Missverständnis zwischen mir und Atua. Gibt es da vielleicht eine Möglichkeit, das Ganze aus der Welt zu schaffen? Bitte um baldige Rückantwort.

Eigentlich würde sie gerne diese krasse Alte in ihrem Saft schmoren lassen, gerne auch über Nacht, aber Xena wurde ungeduldig und ihre Freundin wollte sie nicht noch länger auf die Folter spannen.

So meldete sie sich wieder im Chat an und es dauerte keine Sekunde, bis derselbe Wortlaut noch einmal in dem Fenster aufpoppte.

Steven72: „In der Woche fünf Likewertungen auf Atuas Profil, außerdem wirst du sie als professionelle Domina verifizieren. Sie wird dir weiterhin Interessenten schicken, wenn sie selbst keinen Bedarf mehr hat, sagen wir gegen einen kleinen Obolus? Wie viel nimmst du denn von deinen anderen Chicks?"

Lady Agnetha: „Fünfzig Euro."

Steven72: „Na das ist doch eine runde Summe. Ich gebe dir später ein Paypalkonto, da kannst du dann die Beträge einzahlen. Fällt dir bestimmt nicht schwer, sie entsprechend weiterzuvermitteln. Danke Agnetha, oder gibt es seitens von dir noch Fragen?"

Lady Agnetha: „Nein."

Steven72: „Schön. Werden sich die Straßenkids hier freuen. Geht dann auf deren Konto, machst was Gut dabei und hast sogar noch steuerlich absetzbare Spendenquittungen. Brauchst nicht Danke sagen, schönen Abend noch."

Triumphierend teilte Thao Xena die Neuigkeiten mit. Die konnte es kaum glauben.

„Du hast was getan?"

„Schau Mal auf dein Profil, der Name leuchtet jetzt irgendwann grün auf, jetzt ist er noch schwarz. Das heißt du wurdest als Echt zertifiziert, weil jemand für dich gebürgt hat. Die Likes, du hast noch keinen einzigen, zeigen anderen Forenbesucher dass du ein respektierter User bist, der hier viele Freunde und etwas zu sagen hat."

„Thao, danke!"

„Nicht dafür, mein kleiner, süßer Strohkopf."

Xena stöhnte.

„Du bist so bescheuert. Ich habe das lieb gemeint."

Thao meckerte laut auf.

„Hahaha, ich doch auch."

Eine Weile unterhielten sich die beiden noch und Xena half Thao über die Sorge um Romy, ihrem schlechten Gewissen Steven gegenüber und auch dem einen oder anderen letzten Zweifel in Sachen Karl, hinweg. Sie lachten, scherzten, bedachten sich mit allen möglichen Unartigkeiten und hatten beide keine Lust, sich den ersten Dingen ihres Lebens zuzuwenden. Einfach mal für einen Moment ohne Sorgen, Befürchtungen und Ängste sein. Einmal allen Ballast, für den Moment zumindest, verdrängen können.

So wurde es fast 22 Uhr, als sie Romy von Aneliese hochholte. Die beiden schienen beidseitig Frieden miteinander geschlossen zu haben. Romy hatte sogar einen blauen Sari von Thaos Nachbarin geschenkt bekommen.

„Komm, ich mach dir dein Bett. Wenn was ist, kommst du rüber, ja?"

Romy versprach es.

„Du bist dann nicht sauer auf mich, oder?"

Thao verneinte.

„Über ein bisschen Schlaf wäre ich trotzdem dankbar."

Romy verstand.

„Der Fleck ist draußen."

Thao lachte und umarmte das Mädchen.

„Schlaf schön. Und heute träumst mal was Lustiges, ja?"

Romy nickte.

„Ich versuche es."

„Na fein."

Thao war froh, als sie endlich in die Federn kam. Erschöpft streckte sie sich aus, schloss die Augen und fand sofort in den Schlaf.

Aufgewacht

„Romy?!"

Thao rieb sich die vom Schlaf verklebten Augen.

Magas Mädchen lag neben ihr, immer noch tief und fest schlafend. Thao hatte nicht bemerkt, wie sie sich zu ihr in das Bett geschlichen hatte. Sie grinste. Zumindest war die Matratze trocken geblieben. Vorsichtig hob sie Romys Arm von ihrer Brust herunter, stieg vorsichtig über den hageren Körper des Mädchens hinweg und ging leise ins Bad.

Vier Stunden noch, dann würden sie aufstehen müssen. Aneliese würde dann mit Romy zu ihren Eltern fahren und Thao ins Studio, um ihren Termin vorzubereiten. Sie dachte an das Telefonat mit diesem Jörg, er hat ganz sympathisch geklungen. Vielleicht würde das ein Termin werden, der ihr Spaß machte? Sie grinste. Die Rolle, die sie für ihn spielen wollte, passte auf jeden Fall perfekt zu ihr. Es ging eigentlich nur noch um die entsprechende Kulisse.

Thao sann noch eine Weile darüber nach, dann ließ sie die letzten Tage noch einmal für sich Revue passieren. Karl und Steven hatten im Moment keine Macht über sie, instinktiv konzentrierte sie sich auf Romy, mit dem Gefühl, ihr und der Familie helfen zu müssen. Was waren schon ihre Bedürfnisse und Sorgen im Vergleich zu die der Kleinen? Oder Magas? Ob Thomas wirklich seine Tochter...? Dieser Verdacht wog so schwer und er schien sich ihr förmlich aufzudrängen.

Sie spülte, wusch sich die Hände und wollte ins Schlafzimmer zurückgehen, als ihr Blick auf die Couch fiel. Ob Romy...? Sie fühlte, doch es war alles trocken geblieben. In ihren Ordnungsfimmel legte sie das Laken zusammen und räumte es zur Seite. Ein paar Broschüren von Tom tauchte auf, ein kleines Büchlein mit neutralem Einband, dazu noch ein paar Jugendromane die Romy wohl unter ihren Büchern entdeckt haben musste. Magas Tochter las sehr viel und schien vielseitig interessiert zu sein.

Thao räumte sie beiseite, ging wieder zurück ins Schlafzimmer und legte sich vorsichtig ins Bett. Dann war sie auch schon wieder eingeschlafen und fand die Ruhe, die sie so dringend brauchte.

Jörg blickte auf seine Uhr herunter. Der Sekundenzeiger schien wie eine Schnecke über das Ziffernblatt zu kriechen, wie oft er auf den alten Chronometer seines Großvaters geblickt hatte in den letzten Minuten, vermochte er gar nicht zu sagen. Gekleidet in einer verschlissenen Jeansjacke, schwarz bedruckten T-Shirt und enger Stoffhose, weckte er einen lockeren Eindruck, doch die Armbänder und Halsbänder aus Leder und Holz verrieten auch, dass ihm seine Erscheinung alles andere als egal war. Er inszenierte sich, das war offensichtlich. Dunkelblonde, schulterlange Haare, ein scharf geschnittenes Gesicht mit feinen Zügen, muntere hellblaue Augen und einen etwas schnippisch wirkende Mund, prägten seine Erscheinung. Er war ganz ansehnlich und sicher gab es die eine oder andere Frau die ihm nachstellen würde.

Eine viertel Stunde noch, dann würde sein Termin beginnen. Komisch, er hatte keinerlei Vorstellung davon, was diese Thao mit ihm anstellen wollte. Sein Wunsch hatte ja nicht einmal direkt etwas mit SM zu tun. Auch wusste er nicht einmal, wie diese Domina aussah. Eigentlich hatte er sich anhand der Fotos orientiert, sich eine rassige Rothaarige ausgesucht und diese dann über Handy kontaktiert. Sie hatte sich geduldig seine Vorstellungen angehört, ihn dann aber an ihre Kollegin verwiesen. Sie selbst fühlte sich eher für klassischen SM zuständig, nicht aber für spezielle Rollenspiele.

Er wusste nichts von dieser Frau. Sie war in der Gallerie des Studios nicht aufgeführt, zumindest nicht unter dem Namen, den sie ihm genannt hatte und er Depp hatte sie auch um kein Bild gebeten.

Noch einmal prüfte er, ob sein Handy eingeschaltet war. Er hatte es auf eine dezente Lautstärke eingestellt, der Akku war voll, es war also alles in Ordnung. Wenn bloß die Zeit vergehen würde. Er wünschte sich fast der Termin wäre schön vorbei. In seinen Gedanken ging er noch einmal seine Wunschliste durch. Er hatte sich als belastbar bezeichnet, wahrscheinlich war das schon ein Fehler gewesen.

Scheiße, wenn Christiane herausbekam, dass er bei einer Domina gewesen war... . Er grübelte über ihre wahrscheinlichste Reaktion auf solch eine Nachricht hin, nach. Vielleicht würde sie auch das nur oberflächlich interessieren? Sie waren schon fünf Jahre ein Paar, lebten in einer gemeinsamen Wohnung zusammen, kannten das Leben des Partners in allen Details und trotzdem fragte er sich immer wieder, ob sie ihn wirklich liebte.

Jörg zuckte zusammen als das Handy vibrierte, hastig griff er danach und hätte es beinahe in einer unkontrollierten Bewegung vom Tisch gefegt.

„Hallo?"

Er hörte nur noch ein Freizeichen und blickte sich erschrocken um. Sie war da! Jörg suchte sich zusammenreißen und seine Aufregung nach außen hin zu verbergen. Wie lange würde es noch dauern? Ob sie ihn absichtlich warten ließ?

Zwei junge Frauen nahmen am Nachbartisch Platz, blickten kurz in seine Richtung, warfen sich einen vielsagenden Blick zu und begannen dann die Karte zu studieren. Beide waren mehr als ansehnlich, einfach richtig hübsche Mädels.

Noch einmal ließ Jörg seinen Blick in alle Richtungen schweifen, doch niemand trat an ihn heran oder suchte seine Nähe.

„Hey!"

Jörg wandte sich um und blickte in die beiden hübschen Gesichter der jungen Frauen. Diejenige, welche ihn angesprochen hatte, wirkte eher südländisch auf ihn, vielleicht eine Türkin? Die andere hatte dunkelblonde, lange Haare und geile...

„Meint ihr mich?"

„Du bist ein Ossi, oder?"

Jörg runzelte die Stirn.

„Wie kommt ihr darauf?"

„Er ist einer! Hörst du seinen Dialekt? Der is ja mal geil."

Die Blonde setzte noch einen drauf.

„Ei verbibscht nochemal."

Die beiden lachten schallend.

„Nee, mal im Ernst jetzt, woher kommst du?"

„Vielleich sucht ihr euch jemanden anderen zum verarschen aus, okay? Macht mir keinen Fez, ehrlich nicht."

Die beiden Frauen lachten schallend auf.

„Fez! Ich glaub es ja nicht."

Jörg verdrehte die Augen, solche Gänse. Verärgert wandte er sich von ihnen ab und bemühte sich um seine Beherrschung. Idioten gab es halt überall.

Er stocherte in seinem Eisbecher herum und war froh, dass die beiden Schnepfen mit der Bedienung beschäftigt waren.