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Thao II - Teil 17

Geschichte Info
Aufklärung, Sacken lassen.
11.7k Wörter
4.78
5.1k
0

Teil 44 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
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Erste Kontakte

Xena blickte müde auf den Bildschirm. Sie war gefrustet und spielte immer öfter mit dem Gedanken den eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen. Trotz der Verifizierung, trotz der Sterne, waren die meisten Interessenten ziemlich seltsame Gestalten, die kein echtes Interesse an einem Treffen mit einer Domina hatten, auch wenn sie dieses anfänglich vorgaben. Stattdessen baten sie um Onlineerziehung, ein Richard wollte von ihr getragene Latexhöschen kaufen und ein Sadistomaster2000 meinte ihren Sachverstand prüfen zu müssen. Bisher eine einzige Pleite.

Xena spielte Mahjong nebenbei, las die eine oder andere Nachricht, filterte den Spam heraus und beobachtete den allgemeinen Chat, der ihr allerdings nur das eine oder andere herzhafte Lachen abnötigte. Gerd schaute ab und zu nach ihr, fragte wie es lief und verschwand dann, nach einem kurzen Wortwechsel, wieder nach unten, um weiter fernzusehen.

Erst nach einer Stunde traf eine Message ein, die Xena ernstnehmen durfte.

„Liebe Atua,

ich habe mit Interesse, die von Ihnen veröffentlichte Anzeige gelesen und würde mich gerne mit ihnen, über die Möglichkeiten eines näheren Kontakts, austauschen.

Mein Name ist Peter S., ich bin 41 Jahre alt und was den realen Bezug zu SM betrifft, äußerst unerfahren. Ich habe in dieser Richtung, seit meiner Jugend, viele unausgelebte Fantasien, träume von starken, autoritären Frauen, bin mir dabei aber nicht sicher inwieweit sich meine Fantasien und die Realität miteinander in Einklang bringen lassen. Auch spielt das Finanzielle bei mir eine Rolle, da meine Möglichkeiten diesbezüglich, als Familienvater mit einem mittleren Einkommen eher begrenzt sind.

Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen.

Peter S.

Xena blickte in den Chatverlauf, dieser Peter war noch online. Sollte sie ihn nicht einfach direkt anschreiben? Auf eine ausschweifende Antwort hatte sie eigentlich keine Lust mehr. Kurz entschlossen öffnete sie den Dialog und tippte ihr „Hallo" ein.

Peter S: „Guten Abend, Herrin Atua, vielen Dank für Ihre prompte Reaktion."

Xena witterte Hohn und blieb vorsichtig.

Atua: „Peter, ich bin nicht deine Herrin, von diesem Status sind wir noch weit entfernt. Vorher bleibt noch einiges zwischen uns abzuklären und dann werde ich erst einmal über deine Bewerbung nachdenken, solltest du mir diese dann immer noch unterbreiten wollen."

Peter S: „Ich verstehe, entschuldigen Sie bitte meine Direktheit."

Xena wollte das Gespräch erst einmal auf einer ganz normalen Ebene führen. Es würde sich dann schnell herauskristallisieren ob es der Mann ernst mit ihr meinte, oder nicht.

Atua: „Woher kommst du, Peter?"

Peter S: „Ich stamme aus Bamberg, Atua."

Bamberg? Scheiße, das war nicht gerade um die Ecke.

Atua: „Ziemlich weit weg von mir, aber darin sehe ich erst einmal kein Problem. Wie groß bist du?"

Peter S: „Ein Meter einundsechzig."

Atua:"Wie schwer und als wie fit würdest du dich bezeichnen?"

Peter S: „Zweiundsiebzig Kilo und eher mäßig, wenn ich ehrlich bin."

Atua: „Erzähle mir von deinen Fantasien, Peter. Wie stellst du dir eine Herrin vor, die dir gegenübertreten soll."

Peter S: „Ich habe da eher die Bilder aus Clips oder Videos im Kopf. Da gibt es wenig Konkretes. Ich mag herrische Frauen in Lack und Leder und es erregt mich, wenn sie bedrohlich auf mich wirken und sie mit mir machen was sie wollen. Es ist schwer für mich da präzise zu werden. Ich hoffe Ihnen reicht das."

Atua: „Peter, ich bin eine sehr leidenschaftliche und authentische Domina. Sollte es zu einem ersten Treffen kommen, werde ich dir zeigen was ich für Vorstellungen und Erwartungen mit dir verbinde. Danach darfst du dich dann entscheiden ob du mir als mein Sklave dienen möchtest oder nicht. Eines vorweg. Ich spiele keine Spiele und werde deine Erziehung sehr ernst nehmen."

Peter S: „Wie darf ich mir das vorstellen?"

Xena spürte, das der Mann unsicher wurde.

Atua: „Normaler Weise triffst du dich mit einer Herrin, sie erfüllt dir deine Wünsche und das war es dann. Ich werde nichts dergleichen tun. Wir werden auch außerhalb einer Session in Kontakt bleiben, du wirst mir regelmäßig aus deinen Leben berichten und ich werde mit dir verfahren, wie ich es für richtig erachte. Du kannst natürlich jederzeit diese Bindung zwischen uns lösen, dann aber endgültig. Solltest du mit deiner Behandlung nicht einverstanden sein, darfst du dich mir in unterwürfiger und devoter Weise mitteilen. Ich werde dann sehen, ob ich mit Gnade oder Strafe darauf reagiere."

Peter brauchte eine Weile, um zu antworten. Xena glaubte schon, dass sie ihn mit ihrer direkten Art überfordert hatte.

Peter S: „Ich habe eine Frau und drei Kinder, ich weiß nicht..."

Xena unterbrach ihn.

Atua: „Darauf werde ich Rücksicht nehmen, keine Sorge. Deine Familie ist mir heilig, auch deine Beziehung zu deiner Frau. Ganz im Gegenteil, ich werde zusehen, dass du auch ihr ein guter Diener sein wirst. Welches Verhältnis hast du zu ihr?"

Peter S: „Ein Gutes, denke ich. Sicher ist vieles zwischen uns eingeschlafen und zur Routine geworden, aber wir lieben uns und sind uns treu."

Atua: „Das ist schön zu hören, Peter."

Peter S: „Atua, ich weiß nicht in wie weit ich Schmerz ertragen kann, ich habe ziemliche Angst davor, wenn ich auch die Vorstellung von einer hübschen Frau gequält zu werden erregend finde..., ich meine, ich weiß nicht ob..."

Atua: „Du wirst es lernen. Schmerz wird zu deiner Erziehung gehören, genauso wie der Respekt und die Furcht vor deiner Gebieterin. Aber freunde dich erst einmal mit der Möglichkeit an, eventuell eine Herrin gefunden zu haben.

Peter S: „Wie viel wird mich ein Treffen kosten?"

Xena kannte das von früher. Der Preis war ein wesentlicher Punkt des Vorgesprächs.

Atua: „Den kann ich dir noch nicht genau sagen. Er hängt davon ab, was ich für eine Lokalität mieten muss und wo wir uns treffen. Um die 500 Euro etwa. Für eine Session, die zwischen eineinhalb und zwei Stunden dauern wird. Verstehen wir uns gut, hänge ich auch ein wenig Zeit dran, aber das werden wir dann sehen.

Peter schwieg. War der Preis für ihn zu hoch? Sollte sie ihm noch ein Stück weit entgegenkommen? Nein. Sie war jeden Euro wert und wenn sie ihren Aufwand, inklusive Anreise und Vorbereitungen kalkulieren würde, auch nicht zu hoch bemessen.

Peter S: „Ich muss sehen, wie ich das abzweigen kann. Das ist nicht einfach, meine Frau und ich wir haben eine gemeinsame Kontoführung."

Atua: „Das kann nicht meine Sorge sein, Peter. Ich kann dir nur eines versichern, du wärst bei mir in guten Händen und ich würde dir eine Welt zeigen, die du insgeheim schon lange entdecken möchtest."

Peter S: „Ich weiß, dass sie unantastbar für mich sind, aber gibt es für mich..., naja ich meine... ."

Er wollte nicht so recht rausrücken mit dem, was er sie fragen wollte.

Xena blieb geduldig und ließ ihn in Ruhe nachdenken.

Peter S: „Gibt es für mich trotzdem eine erotische Note während meiner Erziehung?"

Xena lächelte.

Atua: „Ja. Auch in diesen Punkt wirst du auf deine Kosten kommen. Aber wie du schon bereits festgestellt hast, ohne direkten körperlichen Kontakt zu mir."

Peter S: „Ich bin jetzt so aufgeregt, dass ich Magenschmerzen bekomme."

Atua: „Oh je. Ich hoffe du erwartest von mir kein Mitleid. Das wäre mit meiner Rolle nur schwer in Einklang zu bringen."

Peter S: „Ich verstehe schon, lach."

Atua: „Gib mir bis zum Ende der Woche Bescheid, Peter. Dann bereite ich unser Treffen vor."

Peter S: „Okay, das werde ich, Atua. Danke."

Atua: „Du scheinst nett zu sein, von daher bin ich zuversichtlich, dass wir beide eine Menge Spaß miteinander haben werden."

Peter S: „Ist das zynisch gemeint?"

Xena seufzte.

Atua: „Ich mag eine Domina und Sadistin sein, aber das heißt nicht, dass du mir egal bist, Peter. Ich kümmere mich um dich und bin daran interessierst, dass du dich langfristig an mich binden wirst."

Peter S: „Okay. Danke."

Atua: „Ich wünsche dir einen schönen Abend, Peter."

Peter S: „Danke, Atua, den wünsche ich dir auch."

Ende. Das war es. Xena blickte auf den Dialog und scrollte ihn dann noch einmal nach oben. Sie las ihn ein zweites Mal Zeile für Zeile und suchte damit ihre Unsicherheit Herr zu werden. Hatte sie Peter überzeugt? Würde er sich melden und zu einem Treffen bereit erklären? Wie sollte er sie überhaupt bezahlen? Vorkasse, zumindest zur Hälfte, musste sein. Aber wie konnte sie dabei Anonym bleiben? Agnes kam ihr in den Sinn, sie würde das mit ihr besprechen. Ein letzter Blick auf den Namen ihres potentiellen Kunden. Peter S. Er würde sich melden..., oder? Bauchschmerzen? Scheiße, nicht nur er war aufgeregt. War sie zu nüchtern gewesen? Hätte sie ihm mehr in die Materie einführen sollen? In diesem Moment kam sie sich wie eine Anfängerin vor.

Wieder zuhause

Romy war nur kurz dazu bereit ihren Blick von Anelieses Fernseher zu lösen, hob den Arm zu einem kurzen Gruß und griff dann wieder in die Popcorntüte, die neben ihr auf der Couch stand.

„Hey?! Wie war es mit unserem Teufelchen?"

Aneliese sah Thao verblüfft an, so ausstaffiert wie jetzt hatte sie die Freundin noch nie gesehen.

„Es ging, aber wo kommst du her?"

Thao schien Anelieses Verwunderung nicht zu verstehen.

„Hab ich dir doch erzählt."

Sie warf einen Blick auf die Kleine und blickte Aneliese skeptisch an.

„Und? Haben deine Eltern Romy ertragen?"

Aneliese sah müde aus und auch ihr Blick sprach Bände.

„Es war ein Grenzgang. Aber ich glaube sie mögen sich auf eine seltsame Weise."

„Was ist passiert?"

Aneliese deutete auf die Küche.

„Lass uns dort reden."

Aneliese setzte sich an den kleinen Tisch, während Thao an der Anrichte gelehnt stehen blieb.

„Warum setzt du dich nicht?"

Thao verzog ihr Gesicht.

„Ach Scheiß, ich bin einfach nervös. War ein seltsamer Tag für mich."

Aneliese wollte nachfragen, aber Thao lenkte das Gespräch zurück auf Romy.

„Also?"

„Sie ließ sich anfangs von meinem Vater demonstrativ nicht anfassen. Sie wich ihm aus, hielt betont Abstand, das machte ihm wirklich zu schaffen. Er mag Kinder sehr und hat einen guten Draht zu ihnen."

„Und zu deiner Mutter nicht?"

Aneliese verneinte.

„Sie hat „Ficken" gesagt."

Thao machte große Augen.

„Ach du Scheiße."

Aneliese blickte seltsam drein.

„Meine Eltern kannten das Wort nicht."

Thao lachte schallend.

„Scheiße, hast du ein Schwein. Und warum hat sie das rausgehauen?"

„Erinnerst du dich an das Bild von Shiva und Kali?"

Thao nickte. Sie hat sich immer darüber gewundert, dass es in der Wohnung einer christlichen Familie hing.

„Naja. Romy hat das entdeckt, was bisher niemand aufgefallen ist."

„Und was?"

„Naja, sie sitzt auf ihm und wenn man genau hinsieht..."

Thao lachte schallend auf.

„Scheiße! Und das bei deinen prüden Eltern."

Aneliese blickte Thao nachdenklich an.

„Ich sage es dir immer wieder, mit der Kleinen stimmt etwas nicht. Vielleicht hat mein Vater sie an jemanden erinnert?"

„Du hast anfangs gesagt."

Aneliese verstand nicht.

„Was meinst du?"

Thaos braune Augen blickten an der Nachbarin vorbei zu dem Küchenfenster rüber. Auch dieser Tag würde bald enden, es blieb ihr nicht mehr viel Zeit.

„Du hast gesagt, dass sie sich anfangs von deinem Vater nicht anfassen lies. Später also schon?"

Aneliese dachte nach.

„Sie hat ihn zum Abschied umarmt und vorher an der Hand hinter sich hergezogen, um seine Schlangen zu sehen."

Thao überlegte, inwieweit das in ihr Bild passen könnte.

„Wollen wir das Thema wechseln? Mich zieht es runter und zumindest jetzt führt es auch zu nichts."

Aneliese schien damit nicht einverstanden zu sein.

„Und wenn sie doch von jemanden missbraucht wird? Du willst sie am Sonntag zurückfahren."

„Aneliese, so einfach ist das nicht. Ich kann nicht Vermutungen in den Raum stellen und jemanden anklagen, ohne eine konkrete Aussage oder einen Beweis. Das muss dir doch klar sein."

Die junge Inderin starrte vor sich hin. Thao ging ihr zu rational mit allem um, so als ob sie das Schicksal des Mädchens nicht berührte.

„Mich erschreckt, dass du dir das so leicht machst."

Thao legte den Kopf schief.

„Wie meinst du das?"

„Frag sie!"

„Das wird nicht gehen."

„Warum nicht, Thao! Gib ihr die Chance sich zu öffnen!"

„NEIN!"

Aneliese schrak zurück. Tränen stiegen ihr in die Augen. Noch nie hatte Thao sie angeschrien.

„Ich gehe mit ihr hoch."

„Erkläre es mir! Bitte! Ich finde sonst keine Ruhe mehr."

Thao blieb in der Tür stehen und wandte sich noch einmal zu der Nachbarin um.

„Wie kann ich das, Aneliese? Soll ich vermuten und über etwas spekulieren? Soll ich ihr etwas in den Mund legen, das Romy als Grund nimmt um nicht mehr nach Hause zu müssen?"

„Du glaubst sie lügt?"

Thao schüttelte den Kopf.

„Nein! Wie auch? Sie erzählt mir ja nichts."

Aneliese starrte ihre Freundin an. Dieser Moment kostete sie mehr Kraft, als sie hatte. Ihr Verlangen, die Kleine vor was auch immer schützen zu müssen, war immer noch präsent in ihr und quälte sie.

„Wenn du dich irrst und sie..."

„Du drohst mir jetzt nicht, Aneliese, dass passt bei allen anderen Menschen nur nicht zu dir."

Thao fasste es nicht. Warum musste es zu solchen Szenen kommen? Warum reichte der Freundin nicht ihr Wort? Enttäuscht wandte sie sich zum Gehen und blickte durch die Wohnzimmertür zu Romy rüber, die sich immer noch mit den weißen Flocken vollstopfte und dem Geschehen auf der Mattscheibe folgte.

„Komm, Romy! Wir gehen!"

Das Mädchen blickte erstaunt auf.

„Aber..."

„JETZT!"

Thao hatte ihre Wohnungstür noch nicht ganz geschlossen, als Romy auch schon fragte, ob sie bei ihr weitergucken durfte. Thao fühlte Wut in diesen Moment und machte Romy für den Streit mit Aneliese verantwortlich. Nur mit aller Kraft drängte sie die Absicht in den Hintergrund, ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.

„Nein! Ich geh noch mal runter. TV heute nicht mehr. Zieh dir deinen Schlafi an, dann kannst noch lesen."

Romy stöhnte auf und verzog ihr Gesicht zu einer Fratze.

„Boah, du laberst schon wie meine Mutter."

Thao sparte sich den Kommentar, nahm noch einmal den Schlüssel zur Hand und ging zurück ins Treppenhaus.

„Aneliese! Mach auf!"

Ihre Nachbarin ließ sich ziemlich viel Zeit. Wahrscheinlich kam sie genauso wenig mit ihrer Wut auf Thao zurecht, wie umgekehrt auch. Mürrisch blickte die kleinere Inderin zu ihr auf, ein Gesichtsausdruck, den Thao so gar nicht bei ihr kannte.

„Gehen wir vor die Tür?"

Aneliese war einverstanden, rief Ashna und zu dritt verließen sie das Haus und gingen hinauf auf den Deich.

„Die Kleine versucht mich zu manipulieren, Aneliese. Die ganze Zeit über. Ihre Provokationen sind glaub ich echt, aber dieses so tun als ob, sie hält es nie lange durch. Ich glaube ihr einfach nicht."

„Wie kannst du dir da sicher sein? Vielleicht ist sie schon abgestumpft?"

„Ich habe bei mir im Bücherregal zwei Fachbücher stehen gehabt, die sich mit Kindesmissbrauch beschäftigen. Die stehen jetzt nicht mehr da. Sie liest sie. Ich habe sie gefunden als ich bei Romy aufgeräumt habe. Ich konnte nicht schlafen, weil ich genau in die Richtung dachte, wie du auch."

„Und wenn sie nur nach Hilfe sucht?"

„Sie sucht nach Symptomen, um besser schauspielern zu können, Aneliese. Verstehst du das nicht? Ich war mit ihr bei Tom in der Wg. Sie will auch dort hin, um nicht mehr nach Hause zu müssen."

„Du machst es dir zu einfach, Thao. Trägst Fakten zusammen, weil du es nicht schaffst dich in die Kleine hinein zu fühlen und sie für dich zu öffnen. Du hast Defizite in diesem Punkt, hast es immer wieder selbst betont. Rede mit ihr, dann wird sie dir alles sagen."

Thao spürte erneut Zorn in sich aufsteigen. Aneliese wollte sie nicht verstehen. Sie war total fixiert darauf, dass Romy von irgendjemanden vergewaltigt wurde.

„Ich habe es anders gelernt, Aneliese."

„Dann ist es besser wenn ich nichts mehr dazu sage. Gute Nacht."

Aneliese stand auf, rief nach ihrem Hündchen und ging zurück zum Haus. Thao blickte ihr nach, verbunden mit einem dumpfen Gefühl in ihrem Magen. Sie hasste solche Momente und würde nie mit ihnen umgehen lernen. Aneliese, davor Steven, davor Karl... eine nicht enden wollende Kette an Erinnerungen.

Frustration

Gerd hätte eigentlich nicht fragen müssen, ein Blick in Xenas Gesicht und er wusste Bescheid. Ihr Hoffnungsschimmer war verloschen, die Zeit des Wartens vorbei. Frustriert ging sie an ihm vorbei, raus auf die Terrasse, blickte in das Rot des Sonnenuntergangs hinein, ein Glas Wein in ihrer Hand haltend.

Was hatte er alles für Befürchtungen und Ängste gehabt, aber dass sich das Thema auf diese Art und Weise für sie und damit auch ihn erledigte, hätte er nicht für möglich gehalten. Seine Xena war eine attraktive Frau, besaß eine außergewöhnliche Präsenz und erfüllte den Typus dominante Frau perfekt und jetzt wollte sich niemand finden lassen, der bei ihr eine Session buchen wollte?

Sie hatte ihm gestern ihre Stellenausschreibung gezeigt, auch die positiven Bewertungen und ihren „bestätigten" Status. Wo lag ihr Problem?

Sie hatte ihm von einem Interessenten erzählt, davon, dass sie glaubte zu nüchtern aufgetreten zu sein, vielleicht aber auch einen zu hohen Preis angesetzt zu haben. Die Erkenntnis schien in ihr zu reifen, dass sie nicht einfach dort weitermachen konnte, wo sie aufgehört hatte. Früher besaß sie einen Namen, in der Szene einen Sonderstatus und war unter den Extremmasochisten eine heißbegehrte Adresse. Jetzt verband niemand etwas mit ihr, sie war ein unbeschriebenes Blatt.

Agnes hatte Xena ihre Hilfe angeboten, Thao ebenfalls. Doch im Gegensatz zu Thao, konnte sie von Agnes keine Unterstützung annehmen, einzig bei der Bezahlung baute sie darauf, dass sie ihr half. Sie verletzte damit die Freundin, wusste es auch, doch ihr alter Stand schimmerte wieder durch und drängte Agnes wieder an den Rand, was diese sehr zu belasten schien. Er hatte ihr nichts davon gesagt, wusste aber durch Ruppert Bescheid.

Das Telefon klingelte und Gerd war erleichtert, sich aus seinen Gedanken lösen zu können. Er machte sich Sorgen um seine Frau und hätte ihr gerne geholfen. Nur wusste er nicht wie, das machte ihn fertig. Noch einmal drang das schrille Signal aus dem Mobilteil, dann nahm er das Gespräch entgegen.

„Ja?!"

„Ich bin´s mein Gudster, die Thao!"

Gerd lachte.

„Was ist denn in dich gefahren?"

Thao grunzte ins Telefon.

„Leider nicht viel in letzter Zeit. Aber ich hatte vor ein paar Tagen einen Ossi als Kunden, der war so lustig drauf, das hat abgefärbt. Ist Blondie da?"

„Hast du etwas bei Romy erreichen können?"

Thao klang zuversichtlich.

„Habe ich. Aber ich werde erst mit Margarete und Thomas sprechen."

Gerd gab sich damit zufrieden. Thao schien ziemlich gut gelaunt zu sein, von daher konnte das Ergebnis kein Negatives sein.

„Momentchen, ich gehe mal raus und reich dich weiter."

Gerd stand auf und trat hinaus auf die Terrasse. Xena musste ihn gehört haben, starrte aber weiterhin vor sich hin.

„Telefon. Thao ist dran."

Xena nickte ihm zu und nahm das Telefon aus seiner Hand.

„Hi, Süße. Wie geht es euch?"

„Super geht´s uns. Und zumindest ich freue mich darauf euch alle morgen wiederzusehen."

„Thao, ist alles gut mit Romy?"

„Ich muss erst mit Thomas und Margarete sprechen, aber so viel vorweg, die Kleine hat einiges durchgemacht."

„Was ist los?"

„Erst Margarete und Thomas."

„Warum machst du ein Geheimnis draus?"

„Weil ich es muss, Xena. So einfach ist das."

Thaos Stimme verhärtete sich. Xena musste mit sich kämpfen, Margarete hatte sie in den letzten Tagen oft nach Thao und Romy gefragt, aber sie wusste ja selbst nichts Neues. Und jetzt wo Thao sich endlich meldete, sollte es dabei bleiben?

„Geht es Romy wenigstens gut?"

„Ja, auch wenn die letzte Nacht ziemlich hart für uns beide war. Sie schläft schon wieder."