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Unerwartete Begleitung

Geschichte Info
Helen erlebt Coming-Out in einem ungeplanten FKK-Urlaub
12.5k Wörter
4.66
23.5k
11
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 1 teiligen Serie

Aktualisiert 06/13/2023
Erstellt 12/14/2022
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Geschafft! Heute ein BBQ mit dem Kollegium der Schule, morgen die Verabschiedung durch die Seminarleitung, dann ist das Referendariat vorbei und sechs Wochen Ferien stehen an. Danach kann Larissa als Lehrerin für Biologie und Sport endlich ihr Ding machen, ohne Rücksicht auf Launen und eigenwillige Gedanken von Ausbildungslehrern und Seminarleitern zu nehmen. Doch bis es soweit ist, wird erst einmal ausgespannt. Ihre Eltern hatten sie nach einem Geschenk zum Examen gefragt. Larissa hatte sich gewünscht, dass sie ihr das Ferienhaus im Naturistendorf Montalivet am Atlantik für einen Monat überlassen. Leicht fiel ihnen das nicht, den eigenen Urlaub auf den Spätsommer zu verschieben, aber Larissas Mutter wollte, dass ihre Tochter erholt ins erste Berufsjahr als Vollzeit-Lehrerin gehen kann.

Sie wird zum ersten Mal allein in Montalivet sein, ohne ihre Eltern, ohne eine Partnerin. Sie hatte sich vor über zwei Jahren nach vier Jahren von ihrer Freundin Charlotte getrennt. In der stressigen Uni-Prüfungsphase hatte sie keine Zeit gehabt, sich groß damit zu beschäftigen, keine Partnerin zu haben. Auch das Ende des Referendariats war stressig und im letzten Sommer hatte sie einen Surf- und Segelschein gemacht, um ihre Chancen auf Einstellung an einer Schule zu erhöhen. Das Suchen und Finden einer neuen Beziehung blieb da auf der Strecke. Jetzt konnte sie dem Gedanken, einen Monat am Atlantik nackt in den Tag hinein leben zu können viel abgewinnen. Und wer weiß, vielleicht hilft ihr ja ein glücklicher Zufall. Noch schnell den Koffer packen und die Kiste mit den Dingen, die sie für Sport und Strand braucht, dann kurz ausruhen und ab zur Party. Morgen um 10.30 Uhr wird die Zeugnisverleihung beendet sein und sie auf der Autobahn Richtung Frankreich.

*

„Warum steht denn das Auto von Andreas auf der anderen Straßenseite?", fragt sich Helen, als sie wieder einmal allein auf ihrer täglichen Trainingsrunde unterwegs ist. Vor zwei Jahren hatte sie sich dazu entschieden nach drei Jahren Beziehung zu Andreas zu ziehen. Es sollte endlich leichter für sie sein, ihrem gemeinsamen Hobby Langstreckenlauf nachzugehen. Für den nächsten Sommer ist die Teilnahme am Boston-Marathon geplant, ebenso eine Reise durch den Nordosten der USA, wo Andreas ein Jahr bei einer Gastfamilie in New Hampshire gelebt hatte. Vor einiger Zeit berichtete Andreas ihr, dass sich in der Firma eine Laufgruppe gegründet und ihn zu ihrem Trainer gemacht hätte. Beim Stadtmarathon, so der Plan, wollen sie am Ende mit mindestens einer Mannschaft auf dem Siegertreppchen stehen.

Helen missfällt seit einigen Wochen, wie oft er mit den Mannschaften trainieren muss. Es war zuletzt öfter zu Auseinandersetzungen zwischen ihnen gekommen. Aber ihre Beziehung schien das aushalten zu können, dachte Helen. Doch in dem Moment sieht sie aus dem Augenwinkel einen Mann um die Ecke kommen, Arm in Arm mit einer anderen Frau. Helen versteckt sich hinter einer Litfasssäule und prüft, ob sie ihren Augen wirklich trauen kann. Ja, es ist Andreas.

Sie beginnt zu zittern. Tränen gleiten ihre Wangen hinunter. Ein Teil ihres Lebens löst sich gerade auf. Mit Andreas, der jetzt sicher noch mit zu dieser Frau fahren und erst gegen 22 Uhr zurück in der Wohnung sein würde, gibt es definitiv keine Zukunft mehr. Denn Helen hatte immer klar gesagt, dass eine Beziehung für sie beendet ist, wenn einer den anderen betrügt.

Sie wartet noch, bis Andreas weggefahren ist und rennt dann, so schnell sie kann, zur Wohnung. Ihr Zuhause wird sie ab jetzt nicht mehr sein. Doch wo kann sie nun hin? Vor ihren Eltern, die in Sachen Andreas irgendwie immer skeptisch waren, möchte sie sich jetzt keine Blöße geben. Von ihren Freundinnen ist gerade keine Single, sodass sie da nur traute Zweisamkeit stören würde, auf die sie jetzt so gar keine Lust hatte. Da bleibt nur Larissa, ihre Kollegin aus dem Referendariat übrig. Im Biologie-Seminar hatten sie in der ersten Sitzung nebeneinander gesessen, waren gleich ins Gespräch gekommen und hatten in den letzten zwei Jahren immer wieder mit anderen aus der Gruppe etwas unternommen. Sie waren im Kino, im Theater.

Helen wusste, dass Larissa Single ist, das hatte sie in einem Gespräch fallen lassen, als die zwei vor einigen Wochen mal zusammen im Café waren um ihre Unterlagen für die Prüfung zu besprechen. Und sie wird bestimmt morgen in den Urlaub fahren. Dann könnte sie einfach in Larissas Wohnung bleiben und sich in Ruhe nach einer neuen Bleibe umschauen. Helen schmeisst einige Klamotten in eine Reisetasche, schnappt sich ihre Autoschlüssel und fährt los. Die Fahrt fällt ihr schwer. Immer wieder muss sie auf den Parkstreifen fahren, weil die Tränen sie überkommen.

*

Larissa hatte auf dem Balkon die Markise ausgefahren und war eingedöst, als es an der Tür klingelt. Sie drückt auf den Knopf der Gegensprechanlage. Am anderen Ende der Leitung hört sie ein leises Schluchzen. „Larissa, ich bin es, Helen. Ich brauche dich jetzt zum Reden". Larissa drückt den Türöffner und öffnet die Wohnungstür. Helen kommt die Treppe hinauf, hat eine Reisetasche dabei, stellt die ab und fällt ihr weinend in die Arme.

"Was ist denn passiert?", fragt Larissa. Es ist schwierig, die schluchzende Helen zu verstehen. "Stell dir vor, Andreas, mein Freund, betrügt mich. Er ist nicht Trainer der Firmen-Laufgruppe, aus der mehrere Teams beim Marathon starten wollen, sondern betrügt mich mit einer anderen Frau. Ich bin heute mal eine andere Strecke gelaufen und da habe ich ihn gesehen, als er mit der Frau Arm in Arm aus einer Pizzeria kam und sie innig küsste."

Larissa ist geschockt. In den Erzählungen von Helen über ihre Beziehung hatte sich alles immer so passend angehört. Auf der Liste der Freundinnen, die sie in den nächsten zwei, drei Jahren zu ihrer Hochzeit einladen werden, stand Helen bis gerade ganz oben. „Das macht mich jetzt sprachlos. Aber komm erst einmal rein", sagt Larissa.

*

Helen atmet durch und lässt sich auf die Wohnzimmercouch fallen, auch wenn das etwas unhöflich ist, schließlich war sie bisher nur einmal vor einem Kinobesuch kurz auf einen Kaffee bei Larissa gewesen. „Für mich war immer klar, dass eine Beziehung beendet ist, wenn ich ihn oder er mich betrügt. Da gibt es kein Zurück. Ich muss jetzt drei Wochen überstehen, dann hat Andreas zwei Wochen Urlaub, die er nun gerne mit dieser Frau verbringen kann. Dann räume ich da meine Sachen raus und ziehe in eine neue Wohnung. Könnte ich in Deiner Wohnung bleiben? Denn Du hast ja gesagt, dass Du jetzt einen Monat weg bist?" Es sprudelt, unterbrochen von kleinen Schluchzpausen, nur so aus Helen heraus.

Larissa hat Mühe, dazwischen zu kommen. „Helen, meinst Du nicht, dass es der falsche Weg ist, allein in einer fremden Wohnung zu sitzen, den Sommerurlaub sausen zu lassen und dann nicht erholt, sondern gestresst ins neue Schuljahr zu starten? Ich finde, Du solltest morgen einfach mit mir mitkommen", appelliert sie an Helen. „Ich fahre ins Ferienhaus meiner Eltern an die Atlantikküste nördlich von Bordeaux. Sie haben mir zum Examen vier Wochen Alleinnutzung geschenkt."

Helen stutzt. Vor 30 Minuten war das, was sie sich für ihr Leben in den nächsten Jahren ausgemalt hatte, ausgelöscht worden. Nachgedacht hatte sie seitdem nicht wirklich. Aber das, was Larissa nun gesagt hat, ist irgendwie eine Aufforderung dazu. „Meinst Du das wirklich? Am Ende nerve ich Dich nur mit meiner Wut auf Andreas und so", antwortet Helen nach einer Weile. Doch Larissa wirkt da ganz locker. „Das kleine Häuschen liegt in einer riesigen bewaldeten Ferienanlage mit einem grandiosen Angebot an verschiedenen Aktivitäten. Und vor dem Wald liegen hohe Dünen und ein kilometerlanger weißer Sandstrand, einfach traumhaft", schwärmt sie Helen vor. „Da kannst Du herrlich entspannen und wir können einander auch aus dem Weg gehen, wenn es nötig ist. Ich bin in den letzten Jahren immer mit wahnsinnig viel Energie wieder ins Studium oder die Arbeit an der Schule gestartet." Larissa lächelt dabei und wählt einen Blick, dem Helen irgendwie nicht widerstehen kann.

"Das klingt ja wirklich gut", meint sie „Muss ich mich denn sofort entscheiden? Dann muss ich noch los, Badeklamotten kaufen. Die sind nicht in meiner Reisetasche."

Jetzt ist es Larissa, die kurz stutzt und nicht sofort antwortet. „Die brauchst Du nicht. Montalivet, wo das Haus steht, ist ein FKK-Feriendorf". „Achso", erwidert Helen, aber mit einem eher gleichgültigen Unterton. "Würde es dir etwas ausmachen, mehr oder weniger die ganze Zeit nackt zu sein?", fragt Larissa. "Nun, ich weiß nicht. Ich war die letzten Jahre im Skiurlaub immer wieder mal in der Sauna", meint Helen.

Larissa blickt auf ihre Uhr. „Du hast Glück. Ich muss zum BBQ, mit dem an meiner Schule das Kollegium immer das Schuljahr beendet. Da werden wir Referendare verabschiedet und bekommen sogar Geschenke. Ich werde mich jetzt schnell frisch machen und dann los. Ich bleibe auch nicht lange. Du hast also etwas Bedenkzeit. Dann können wir nachher reden. Mach' es Dir bequem. Im Kühlschrank ist noch Obst. Wenn Du morgen mitkommen willst, kannst Du gerne im Supermarkt Proviant kaufen, dann können wir etwas länger schlafen und Du bist etwas abgelenkt, bis ich wieder da bin. Der Schlüsselkasten ist im Abstellraum. Wir werden so zehn Stunden unterwegs sein." Sagt es und verschwindet im Bad.

Helen hat den Eindruck, dass Larissa wohl wirklich erst bei ihrer Rückkehr eine Antwort haben möchte. „Also gut, ich überlege es mir, okay?", sagt Helen, doch Larissa ist da schon längst ins Bad geeilt und antwortet auch nicht mehr.

*

Larissa startet ihren Wagen, schaut in den Innenspiegel und schüttelt über sich selbst den Kopf. Sie hatte gerade gegenüber einer Arbeitskollegin, mit der sie in den letzten eineinhalb Jahren ab und an mal etwas in der Gruppe unternommen hatte, offenbart, dass sie Naturistin ist. Und dann lädt sie Helen auch noch ein, sie für einen Monat in das Ferienhaus ihrer Familie in einem FKK-Dorf am Atlantik zu begleiten. So forsch ist Larissa in ihrem Leben bisher nur gegenüber ihrer besten Freundin in der Schule und ihrer Ex-Freundin mit dem Thema umgegangen. Die hatten auch beide schon Zeit mit ihr in Montalivet verbracht.

„Bin ich zu weit gegangen?", befragt Larissa sich selbst. „Was hat mich bloß dazu gebracht?" Vielleicht würde Helen sich ja auch gegen das Angebot entscheiden. Auf der anderen Seite reizt sie Helen schon. Gerade im letzten Sommer, das muss sich Larissa eingestehen, hatte Helen mehrfach für Kopfkino bei ihr gesorgt. Sie erinnert sich noch gut an den Tag, als Helen mit einem Tank Top und einem kurzen Rock zum wöchentlichen Seminartag mit den anderen Refis gekommen war. Sie hatte Helen bei einer Gruppenarbeit doch so deutlich auf die Brüste geschaut, dass sie es sicher gemerkt hatte oder wer anders aus ihrer Arbeitsgruppe. Dank des Rocks konnte Larissa damals sehen, dass nicht nur der Oberkörper, sondern auch die Beine von Helen fast so aussehen, wie bei einer Profi-Leichtathletin.

Gereizt und fasziniert hatte sie Helen schon so manches Mal, aber eben nicht mehr, weil Helen doch immer so euphorisch von ihrer Beziehung erzählt hatte. Überhaupt. War es O.K., dass sie Helen jetzt einfach so in ihrer Wohnung allein gelassen und nicht weiter mit ihr über ihren Fremdgeh-Freund geredet hat? Da Larissa nun schon die Kollegin am Straßenrand stehen sieht, die sie mit zum BBQ nehmen soll, bleibt für die nächsten Stunden keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.

*

Nachdem die Wohnungstür ins Schluss gefallen ist, atmet Helen erst einmal durch. Ihr ist überhaupt nicht danach, nun mit ihren Freundinnen zu telefonieren und zu berichten, was geschehen ist. Irgendwie kann sie sich auch nicht vorstellen, das in den nächsten Tagen zu tun. Das gilt auch für Gespräche mit ihren Eltern. Und das Gequatsche von Immobilienmaklern und Mitarbeitern von Wohnungsgesellschaften....

Larissa hatte Recht. Ein Tapetenwechsel wäre jetzt die bessere Wahl. Helen nimmt ihr Smartphone und googelt das Naturisten-Resort Montalivet. Auf der Homepage ist die von Larissa erwähnte beeindruckende Landschaft zu sehen, dazu Frauen und Männer, die nackt baden, unbekleidet Sport treiben und sogar so ihre Einkäufe erledigen. Helen wird von einem merkwürdigen Gefühl von Erstaunen und Neugier ergriffen. Auf der einen Seite ist es eine sonderbare Vorstellung, unter mehr als 1.000 Urlaubern in einer Ferienanlage nackt zu sein.

Auf der anderen Seite hat sie doch keinen Grund prüde zu sein. Sie hat eine sehr sportliche Figur und feste runde Brüste. Nur, weil die aus ihrer Sicht mit B eine Körbchengröße zu wenig füllen, bedeutet das ja nicht, dass es da etwas zu verstecken gibt. Ja, unter fremden Menschen nackt zu sein, wäre neu und irgendwie speziell, aber eigentlich auch eine interessante Erfahrung.

Helen denkt nicht weiter nach, nimmt einen Notizzettel von einem Block in Larissas Küche, schreibt „Ich mach´ mit. Das Proviant steht im Kühlschrank. Weck mich um 7 Uhr!" darauf und malt noch einen Smiley dazu. Danach geht sie in den Supermarkt, kauft den Proviant ein und trinkt noch ein Bier, während sie, immer wieder unterbrochen von Weinkrämpfen, einige klare und deutliche Sätze in eine Mail an Andreas schreibt, ihn auf ihrem Smartphone blockiert und auf der Couch in Larissas Wohnzimmer ziemlich schnell einschläft. Dabei träumt sie, sie ginge nackt mit Larissa durch eine endlose Dünenlandschaft, ganz ungestört, keine Menschenseele weit und breit, alles sonst ganz weit weg....

*

Larissa wollte eigentlich gar nicht so lange beim BBQ bleiben, doch es ist einfach eine tolle Party und sie ist froh, auch nach den Ferien als Studienrätin zu diesem tollen Lehrerkollegium gehören zu können. Das hatte dann für den Beginn des Schuljahres auch noch ihr Outing zu erwarten, denn um genauere Infos zu ihrem Liebesleben hatte sie sich die letzten 18 Monate erfolgreich gedrückt. Auch mit 25 schafft sie den offenen Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung nicht immer, obwohl es in ihrem Freundeskreis am Ende der Oberstufe und gegenüber drei Studienfreundinnen an der Uni doch bestens geklappt hatte.

Den Zettel mit ihrer Zusage zum Mitreisen hatte Helen so in der Küche platziert, dass Larissa ihn gar nicht übersehen konnte. „Das freut mich jetzt aber", murmelt Larissa vor sich hin. Und als sie wenig später im Bett liegt, an Helen denkt und die gemeinsame Zeit, die da vor ihnen liegt, spürt sie ein leichtes Herzklopfen.

Die Anreise verläuft wie im Flug. Während der Fahrt stellen sie fest, dass sie aus unterschiedlichen Gründen in verschiedenen Orten entlang der Reiseroute schon gewesen sind. Das gute Gedächtnis von Helen ermöglicht ihnen den Stop in einer unheimlich netten Creperie in Portiers. "Wenn das ein Vorgeschmack auf die gemeinsame Zeit ist, werden es tolle Wochen", denkt sich Larissa, als sie in Portiers wieder auf die Autobahn fährt. Immer wieder stellt Helen während der Fahrt kleinere Nachfragen zur Freikörperkultur, die Larissa geduldig beantwortet.

„Mut hat sie schon", denkt Larissa, die immer wieder zu Helen, die da in einem violetten Tank Top und beigen Bermudas auf dem Beifahrersitz sitzt, hinüberschaut. „Sich innerhalb von wenigen Stunden zu entscheiden ab dem Abend des nächsten Tages für einen Monat fast die gesamte Zeit über nackt zu sein, ist schon eine besondere Entscheidung", denkt sie und schaut wieder auf die Fahrbahn. Sie selbst ist in den Naturismus hineingeboren worden, durch ihre Eltern.

Einen Sommer hatte es gegeben, mit 12, da bedeckte sie ihren Oberkörper immer mit einem Top, wenn sie nicht gerade ins Wasser ging. Zu ungleich empfand sie da ihre wachsenden Brüste, die inzwischen ein D- oder E-Körbchen füllten. Das sollte damals niemand sehen. Nach einem Gespräch mit ihrer Mutter traute sie sich dann am Haus und, weil ihre Eltern einen Platz etwas abseits von den anderen Urlaubern wählten, auch wieder am Strand. Ein Jahr später gefiel sie sich nackt wieder und genoss den hüllenlosen Sommerurlaub mitten unter den anderen Familien und mit anderen Teenagern, die ebenso gerne nackt waren, die Veränderungen ihrer Körper als eine Sache begriffen, für die keine Scham empfunden werden musste. Letztlich war doch das Sitzen mit geöffneten Schenkeln, die einzige Sache, bei der nicht nur eine junge Naturistin Scham empfinden sollte.

*

„Willkommen im CHM Montalivet" steht auf einem großen Schild in allen wichtigen Sprachen Europas neben der Einfahrt zum Feriendorf. Ab 20 Uhr ist der Eingang für Autos gesperrt. Helen folgt Larissa mit ihren Rucksäcken auf den Schultern zum Empfangsbereich in einem großen verglasten Flachbau. Hinter dem Tresen begrüßt sie eine junge Frau, die aber vollständig bekleidet ist, ebenso die übrigen Mitarbeiter. „Helen, ich schnappe mir noch unsere zwei Taschen aus dem Kofferraum. Den Rest erledigen wir morgen. Florence bringt uns mit dem Elektro-Scooter zum Haus," ruft ihr Larissa zu.

Jetzt, kurz vor 22 Uhr, ist es doch etwas kühl und Helen erwartet nicht, noch Nackte zu sehen oder sich ausziehen zu müssen. Das Haus ist ein kleines Holzhaus, das schon einige Jahre auf dem Buckel hat, aber sehr gepflegt und überaus geschmackvoll eingerichtet ist, soweit sich das bei der eher schwachen Beleuchtung überhaupt sagen lässt. „Meine Eltern haben immer eine Flasche Sekt kalt liegen. Die muss jetzt noch sein. Danach können wir gut schlafen. Setze Du Dich auf die Veranda. Ich kümmere mich um unser Begrüßungsgetränk", sagt Larissa, die ihr Gepäck einfach auf die Couch geworfen hatte. Ehe Helen antworten konnte, war sie schon auf dem Weg in die Küche.

Neben der Veranda mit Außendusche und dem Eingangsbereich hat das Haus einen Wohnraum, zwei kleine Schlafzimmer mit je einem Doppelbett und ein Duschbad. Vom Hauptweg, das hatte Helen bei der Fahrt mit dem Scooter durch den nächtlichen Wald erkennen können, liegt es ein Stück entfernt. Pinien- und Kiefernbäume würden hier in den nächsten Wochen ihre einzigen direkten Nachbarn sein.

Es ist wenig später ein Spritz, den Larissa auf die Veranda bringt: „Schau mal, Freunde meiner Eltern, die ein Haus in der Nähe besitzen, haben vom Empfang eine Flasche Aperol in die Küche stellen lassen und dazu eine Glückwunschkarte fürs Examen. Eine echt nette Geste. Aber jetzt willkommen in Montalivet. Du weißt, jetzt hast Du noch Schonfrist. Wenn Du morgen diese Veranda betrittst, dann bist Du nackt", prostete Larissa ihr zu.

Auf einmal ist Helen wieder von dem merkwürdigen Gefühl ergriffen, das sie beim Betrachten der Internetseite gehabt hat. War es wirklich die richtige Entscheidung? Worauf hat sie sich bloß eingelassen? Larissa lächelt Helen mit ermunternder Geste an. Sie scheint ihre Gefühlswallungen bemerkt zu haben, prostet ihr noch einmal zu und sagt nur: „Das wird schon, keine Sorge. Ich habe schon zwei Freundinnen für den Naturismus begeistern können. Du bist hoffentlich die nächste."

*

Helen hatte sich nach dem Austrinken des Cocktails von Larissa verabschiedet und sich nach einer Dusche in ihr Schlafzimmer zurückgezogen. Dort liegt auf den Laken auch eine Wolldecke. Es sind vielleicht noch 20 Grad im Raum. Doch Helen legt die Decke auf das Laken. Schließlich will sie in der Nacht nicht frieren. Und sie will nun nackt sein. Das Big Shirt, das sie eingepackt hat, bleibt in der Reisetasche. Sie will ab jetzt Naturistin sein und nicht erst, wenn sie morgen zu Larissa auf die Veranda läuft.

Nach weitgehend traumlosem Schlaf ist es der Duft von frischem Kaffee, der sie aufweckt. Sie ist irritiert. Es gab in der Nacht keine Gedanken an das, was passiert war. Sie war überhaupt nicht mehr so aufgewühlt wie noch am Freitagabend, sondern ist jetzt ganz ruhig, hier in einem anderen, nackten Leben.

Helen stockt etwas der Atem, als sie Larissa nun zum ersten Mal nackt sieht, auf dem Verandastuhl sitzend mit einem Boule Milchkaffee in der rechten Hand. Larissa ist schlank, hat einen sportlichen Oberkörper und durchaus muskulöse Beine, ist bereits schön nahtlos gebräunt, komplett intimrasiert, trägt keinerlei Schmuck und hat eine doch sehr üppige Oberweite. Die hatte Helen bis dahin nie so wirklich wahrgenommen, denn bei zwei Disco-Besuchen und einem Tag in der Therme mit ihrer Refi-Clique war sie nicht dabei gewesen. Die „Lehrerinnen-Kleidung" hatte gut verdeckt, was Larissa an weiblichen Reizen zu bieten hat.