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Unterwerfung des Innenarchitekten

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Alina und Michael, sie beiden waren Gefangene ihrer Geschichte. Sie machten miteinander so großartige Dinge, aber sie mussten sie für sich behalten.

Gott, warum musste das nur so kompliziert sein? Geheimnisse! Wenn die nur nicht so viel Verschwiegenheit verlangen würden!

So musste Alina den Spott der beiden Freundinnen über sich ergehen lassen, weil sie Tim den Philosophen hatte sitzen lassen und Belehrungen, dass sie nicht so prüde sein sollte. Genauso, wie sie sich über die Größe von Michaels Teil lustig gemacht hatte, ohne dass das wirklich gerechtfertigt gewesen wäre.

Tim übrigens hatte sie zufällig am vergangenen Tag wiedergetroffen. In der Mensa stand sie in der Schlange für Vegetarier und plötzlich war er hinter ihr. Sie erkannte ihn zuerst nicht, reagierte aber auf seinen Gruß. Bei normalem Licht sah er eigentlich ganz nett aus. Groß, mit wuscheliger Frisur, ein wenig abgewetzten Klamotten, die wahrscheinlich unterstreichen sollten, dass er nicht so materialistisch war. Der Dreitagebart gefiel ihr.

„Du auch bei den Veggies?", fragte er, und ohne eine Antwort abzuwarten, meinte er: „Habe ich gleich gewusst!"

Es wunderte Alina nicht, dass er Vegetarier war, vermutlich sogar Veganer. Er hatte noch nichts auf seinem Tablett, daher konnte sie nicht sicher sein. So ein Philosoph war davon überzeugt, dass alle Tiere auch eine Seele haben, und die konnte man dann schlecht essen. Alina hingegen stand nur in der Vegetarier-Schlange, weil ihr das beim Goulasch und den Bratwürsten zu lange dauerte. Ihr war es schnell zu kompliziert geworden, Vegetarier zu sein.

Sie kamen jedenfalls ins Gespräch, und Tim erzählte von den Tücken der richtigen Ernährung. Und weil Alina das Gespräch nicht durch ihre karnivoren Vorlieben für Schnitzel vergiften wollte, nickte sie hier und da, als kenne sie diese Probleme genau. Als sie ihr weniges Wissen an den Mann brachte: Dass es auch vegetarische und vegane Fertigprodukte gab, die nicht gesünder waren als die Fertigprodukte für Fleischies, wie sie sie nannte, da schaute Tim nur entsetzt.

Alina konnte den Blick nicht so richtig deuten.

Sie war bemüht, ihm seinen Ernährungsfundamentalismus nicht negativ auszulegen.

Aber während des gesamten Gespräches hatte sie das Gefühl, dass der nächste Satz, den er von sich gab, ihn als totales Arschloch entlarven würde.

Aber das passierte nicht. Er blieb nett und auch durchaus witzig. Doch Alina konnte eben dieses ungute Gefühl nicht loswerden, dass in ihm ein Idiot steckte, der nur darauf wartete, dass man ihn herausließ.

Sie hatte plötzlich diese Phantasie vor Augen, wie sie mit Tim am Tisch der Mensa saß, mitten in der vegetarischen Abteilung. Er hatte das vegane Gemüse-Pesto auf seinem Teller, sie das Wiener Schnitzel mit Pommes.

Sie war genervt von seinem Gutmenschentum. Er laberte und laberte und laberte von den armen Tieren, die leiden mussten, wenn man Fleisch oder Käse aß oder Leder trug. Er konnte einfach nicht aufhören.

Mitten in seiner Lektion über die Tierquälerei beim Halten von Mastschweinen hatte sie dann endgültig die Nase voll. Sie sprang auf und wischte sein Tablett vom Tisch. Der Teller zersprang, als er auf dem Boden landete, und die Nudeln verteilten sich auf dem Boden. Er sah sie perplex an und all die anderen Vegetarier ebenso. Alles verstummte und sah zu ihnen hinüber.

Aber Alina legte jetzt erst los. Wutentbrannt war sie.

„Ich habe genug von deinem Moralisieren, du Pfeife! Du bist nicht besser als ich, nur weil du keine Wurst willst. Du bist selbst eine! Nee, du bist noch weniger als das. Du bist ein kleiner, armseliger Wurm!"

Speicheltröpfchen flogen aus ihrem Mund, so wütend war sie!

„Du bist so armselig, und deine Prinzipien sind so billig, du würdest dieses Schnitzel fressen, wenn du im Gegenzug meine Füße küssen dürftest! Meinst du, ich habe nicht gesehen, wie du ständig auf meine Titten starrst? Du bist total scharf auf mich und versuchst mich mit deinem vegetarischen Radikalismus zu beeindrucken!"

Er sah sie entgeistert an. Der ganze Saal schaute ihn an. Jeder war auf seine Reaktion gespannt.

Er schluckte und wand sich, und dann kam seine Reaktion so leise, dass Alina ihn laut wiederholen ließ:

„Das würdest du mir erlauben? ... Dass ich deine Füße küssen darf? ... Wirklich?"

Sie packte ihn am Kragen und zog ihn über den Tisch.

„Los, kletter hier rauf! Alle sollen sehen, was du für eine arme Figur bist!"

Er hockte bald auf dem Tisch vor ihrem Tablett, zusammengekauert wie ein geprügelter Hund.

„Und jetzt iss mein köstliches Schnitzel!"

Er sah sie an mit Abscheu, aber auch mit einer unwiderstehlichen Bereitschaft, es zu tun.

„Tu es! Iss! Dann lasse ich dich meine Schuhe küssen! Mehr wirst du von mir nie kriegen!"

Unter den gespannten Blicken der gesamten Mensa beugte er seinen Kopf über ihren Teller, nahm mit spitzen Fingern das Schnitzel in die Hand und biss hinein.

„Genau so sollst du es machen! Iss mein Schnitzel! Iss es komplett auf, du Wurm! Dieses Schwein ist für dich gestorben! Zeig ihm den nötigen Respekt! Du verdienst die luftige, goldbraune Panade nicht, die sich so zart von dem hauchdünn geklopften Fleisch wölbt!"

Zunehmend angetörnt biss er immer größerer Fleischstücke ab, kaute kaum, sondern schluckte gierig.

Die Menge um ihn herum johlte. Alina sah in die Runde. Es waren hauptsächlich Frauen, klar, weil ja auch Frauen meist Vegetarier waren. Zudem hielt die lesbische Studentenvereinigung ihre wöchentliche Sitzung ab. Es waren also ganz viele lila Wallawalla-Klamotten zu sehen und mehr Beinbehaarung als in einem Neandertaler-Museum.

„Zeig's ihm!", feuerten sie Alina an. „Nicht das Schwein ist das Schwein! Der Mann ist das wahre Schwein!"

Als Tim der Philosoph das Schnitzel auf hatte, stürmte eine der Frauen mit kleinem Oberlippenbärtchen zu ihm. Aus dem Müll hatte sie eine angebissene Bratwurst gefischt. Die steckte sie Tim in den Mund und schob sie rein und raus, als würde er zum Oralsex gezwungen.

„Nimm das, du Sau!"

Er ließ es geschehen, schluckte die Wurst sogar, und als die Emanze auf den Tisch stieg, da leckte er artig ihre Zehen in den verschwitzten Birkenstocksandalen.

Die anderen Frauen lachten ihn aus und hielten ihm alle möglichen Fleischreste hin.

„Das ist dein Platz, du chauvinistisches Schwein! Zu den Füßen der Frauen!", riefen sie und lachten. Tim der Philosoph ließ es einfach geschehen, und in ihren Augen sah sie, wie scharf er war, dass man ihn zu so etwas zwang.

Und dann war Alina wieder in der Realität. Okay, sie hatte sich das eingebildet. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte nichts gegen Emanzen, Vegetarier, Lesben, Birkenstock oder Lila. Aber es hatte alles so gut gepasst.

Sie musste den Kopf schütteln, um das Bild aus dem Kopf zu kriegen.

Alina wunderte sich selbst ein wenig über diese Phantasien.

Sie schob es auf den schrecklich langweiligen Vortrag Tims. Alina war aber irgendwie schon ziemlich auf diesen Sado-Maso-Kram fixiert, das musste sie selbst zugeben.

Sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass Tim locker und offen genug war, sich auf irgendwelche Spielchen dieser Art einzulassen.

Aber scheinbar hatten sie ein gemeinsames Schicksal, das über das Anstellen an der vegetarischen Theke hinausging. Michelle, Laura, Carsten (der kleine Blonde), Manfredo (der Latin Lover), sie und er sollten in ein paar Wochen zusammen auf irgendein Musikfestival fahren. Tim erzählte das ganz selbstverständlich, aber Alina hatte davon noch nichts gehört. Aber offensichtlich war sie mit eingeplant.

Die Planungen dafür waren wohl schon ziemlich weit fortgeschritten. Niemand hatte Alina das bisher allerdings mitgeteilt. Alina wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie kam sich in diesem Moment ein wenig alt vor, weil sie vermutete, dass Leute, die drei Jahre jünger waren als sie darin einfach spontaner waren und solche Planungen machten, ohne alle Beteiligten darüber zu informieren. Oder vielleicht war Alina auch nicht so ein richtiger Teil der Gruppe, dass man sie nicht in diese Planungen einbezog. Sie wusste es nicht.

Verbrachte sie vielleicht zu wenig Zeit mit ihren Freunden?

Sie sah Laura und Michelle fast jeden Tag an der Uni. Aber abends machte sie eben was anderes. Sie ging nicht in Kneipen. Stattdessen lernte sie (oder spielte mit Michael). Michelle und Laura sahen das mit dem Lernen deutlich lockerer. Vielleicht hatten die noch mehr drauf, weil sie gerade erst die Schule verlassen hatten, vielleicht waren sie aber auch noch etwas zu unbedarft. Alina jedenfalls wollte die Uni möglichst schnell hinter sich bringen. Ihre beiden jüngeren Freundinnen machten sich da scheinbar weniger Gedanken.

War sie zu viel mit Michael zusammen?

Die Spiele mit ihm waren nicht so zeitaufwändig. Ihre ganzen Recherchen und Planungen im Vorfeld schon eher. Es war eine willkommene Abwechslung von ihrem Alltag. Sie konnte planen, sich die Dinge zurechtlegen. Michael widersprach nicht. Domina zu sein war eigentlich eine tolle Betätigung für Menschen, die es mit Spontanität nicht so hatten und ein bisschen Bestätigung gebrauchen konnten.

Alina hatte keine große Lust aufs Zelten, auf Matsch, wenig Schlaf, viel Alkohol, schlechtes Essen und so weiter. Sie konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass so ein Festival irgendwas Positives hatte. Außer eben, dass sie noch nie auf einem gewesen war und studieren gegangen war, um Neues zu erleben. Festivals waren für sie was Neues und vielleicht sogar etwas Interessantes. Es war etwas, das man mal mitgemacht haben musste. Sie entschloss also mitzufahren und das Beste daraus zu machen.

So richtig zufrieden war sie mit der Entscheidung aber nicht, als sie nachhause radelte.

Sie stellte ihr Rad im Flur hinter der Treppe ab und stieg die Stufen hoch. Alina war müde, würde sich vielleicht ein wenig aufs Ohr hauen, dann aber musste sie noch was für ihr Studium tun. Lust hatte sie nicht. Immerhin stand im Moment mit Michael nichts an. Sie wollte ihn ein paar Tage schmoren lassen. Eine Entscheidung, wie sie mit dem Gürtel und einer Keuschheit umgehen sollte, hatte sie auch noch nicht getroffen. Ihr würde was einfallen.

Als sie die Treppe hinaufstieg und an Michaels Tür vorbeikam, öffnete sich augenblicklich seine Tür.

Er tat erst so, als bemerke er sie nicht:

„Oh sorry! Ich habe dich gar nicht gesehen! Ich wollte gerade in mein Büro, noch was holen!"

„Schon klar!", meinte Alina knapp. Sie war ihrerseits ein wenig nervös, mehr aber neugierig, wie er reagieren würde, ob er ihr sagen würde, dass sie zu weit gegangen war, ob er sie gar rauswarf. Aber sie erkannte an seinem Auftreten ganz schnell, dass er ihr nicht die Kündigung aussprechen würde. Sie konnte sich also entspannen.

Michael trug eine Jeans und ein Hemd. Sie schaute beiläufig auf seinen Schritt. Es kam ihr so vor, als wäre die Beule ein wenig größer als normal, aber sonst fiel der Keuschheitsgürtel nicht auf. Es war ja auch eigentlich kein Gürtel, sondern mehr so ein kleines Plastikteil, in das man den Penis im schlaffen Zustand packte und dann verschloss, so dass er sich nicht ausdehnen konnte. Eigentlich eine clevere Idee. Wer sich so etwas ausdenken mochte? Man konnte ihn jedenfalls unter seiner Kleidung nicht erkennen.

Sie stand ihm noch einen Augenblick gegenüber, aber er sagte nichts. Als sie dann einen Schritt machte, um an ihm vorbei zu gehen, meinte er hastig:

„Und sonst so?"

„Und sonst?"

„Ja, ich meine, hattest du einen schönen Tag an der Uni?"

„Einen schönen Tag? Klar. War großartig schön. So richtig kuschelig schön. Im Hörsaal haben sie Teddybären verteilt, und dann durften wir alle noch ein paar Koalas streicheln und mit Lollys füttern. Am Ende gab's eine Kissenschlacht. War sehr schön heute! Könnte eigentlich immer so schön sein!"

Es kam vielleicht etwas bissiger rüber, als sie das vorgehabt hatte. Aber sie kam sich verarscht vor, hier so zufällig auf Michael zu stoßen. Wenn er ihr so auflauerte, dann war er ja scheinbar schon wieder scharf.

„War dein Tag auch schön?", fragte sie und setzte noch hinterher, um nicht ganz so kalt zu klingen: „Hat die Dusche geholfen? Was macht der Käfig?"

„Alles wieder in Ordnung. Ich kann nicht klagen. Das war schon..." er stockte.

„Schön?", bot sie an.

„So würde ich das nicht nennen. Intensiv eher... oder so."

Sie musste nun doch innerlich schmunzeln über seine Verlegenheit. Dieses Ding da zwischen seinen Beinen schien ihn bis ins Mark zu verunsichern. Aber auf der anderen Seite war er sich scheinbar zu fein, sie darauf direkt anzusprechen.

„Wann sehen wir uns wieder?", fragte er betont beiläufig.

„Du, ich weiß nicht. Ich denke in den nächsten Tagen nicht. Ich habe echt total viel zu tun. Vielleicht am Wochenende, aber versprechen kann ich dir das nicht. Ist gerade echt stressig!"

„Ich meine nur, wegen der Buchhaltung."

„Ach, gibt es da was Neues?"

„Nein, nein. Ich will dir nur ein paar Vorschläge zeigen, die ich noch ausgearbeitet habe."

„Naja, die werden uns ja nicht weglaufen, oder? Ich melde mich einfach wieder bei dir. Sollen wir das so machen? Schön!"

Damit ließ sie ihn stehen und nahm die letzten Stufen in Angriff.

War ja schließlich nicht ihr Problem, dass er nicht mehr konnte. Und überhaupt könnte er ja ganz einfach auf die Knie sinken und winseln. Vielleicht würde sie ihn ja erhören.

Na gut, nach ein paar Stunden des Eingesperrtseins war es wohl noch ein wenig früh. Seine Schuld.

Aber als sie sich ihr Abendbrot schmierte und ihren Tee zubereitete, da bekam sie doch ein wenig Mitleid mit ihm. Irgendwie hatte er da einen Stolz entwickelt, den sie nicht verstand. Nun gut, Menschen waren kompliziert, und Michael hatte natürlich Recht, dass er seine Macken hatte.

Als sie schließlich über ihren Büchern saß, da konnte sie nicht anders und musste immer wieder an ihn denken, wie er jetzt mit seiner Gefangenschaft umging und wahrscheinlich keinen klaren Gedanken fassen konnte.

Sie überlegte, zu ihm hinunterzugehen, irgendein Spielchen mit ihm zu spielen, ihm vielleicht noch einen Abspritzer zu gönnen und dann den Gürtel zu vergessen. Aber einerseits hätte sie das alles planen müssen, andererseits war ihr nicht danach. Er würde es überleben, und bis zur nächsten Woche müsste er ja nicht warten.

Es war eine leere Drohung gewesen.

Kapitel 26 BETTELN

Während Alina die Beine hochgelegt hatte und vor dem Fernseher saß mit einer zu großen Portion Eis mit Karamell und Erdnusscreme, drehte Michael fast durch. Er konnte an nichts mehr denken. Er hatte es versucht. Er hatte sich echt Mühe gegeben. Er hatte versucht sich abzulenken. Er hatte kalt geduscht. Aber nun, da er nicht mehr frei war, da er gefangen war und seine Erektion nicht mehr im Griff hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken. Er hatte über die Anzahl seiner autoerotischen Spielereien nicht Buch geführt, aber er war sich sicher, dass es nicht so häufig passierte, wie er es jetzt wollte. Und das lag nur daran, dass er nicht mehr durfte. Michael war nur noch erregt, das war definitiv nicht mehr schön!

Es ging jedenfalls nicht so weiter.

Michael musste arbeiten. Er hatte einen Entwurf fertigzustellen für die Einrichtung eines Restaurants. Sein Zölibat wirkte sich also negativ auf sein Geschäft aus. Das konnte er nicht zulassen. Er musst klar denken können.

Jede Sekunde war sein Gedanken in seinem Schritt. Jede Sekunde spürte er das Teil, das an ihm zog, Es war schrecklich!

Er konnte so nicht arbeiten!

Also tat er, was er eigentlich nicht tun wollte, was er vermeiden wollte um jeden Preis:

Er nahm all seine Selbstachtung zusammen, stapelte sie fein säuberlich und akkurat, und dann warf er sie in die Tonne. Es konnte nicht so weitergehen!

Er trat den Gang nach Canossa an und klingelte bei Alina.

+ + +

Die ließ sich Zeit. Wer sonst sollte an ihrer Wohnungstür klingeln um diese Zeit als Michael? Und was konnte der wohl wollen?

Das war ja wohl eindeutig. Sie brauchte sich das nicht zu fragen.

„Komme!", rief sie in Richtung der Wohnungstür, aber sie blieb noch eine Minute sitzen, stopfte sich noch einen Löffel Eis in den Mund, bevor sie dann ganz langsam zur Tür schritt und ihm öffnete:

„Ach, das ist ja eine Überraschung! Du, mit dir habe ich gar nicht gerechnet!"

„Darf ich reinkommen?", fragte Michael irritiert, da Alina sich im Türrahmen breit gemacht hatte und ihm den Weg versperrte.

„Was gibt's denn?"

„Nicht hier im Treppenhaus. Komm schon, lass mich rein!"

„Komm schon? Da ist aber jemand garstig! Wenn du so bist, dann sollten wir besser warten, bis du wieder bessere Laune hast! Was meinst du?"

„Ich bitte um Entschuldigung! Aber ich muss dich dringend sprechen!"

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man so spät abends eigentlich gar nichts mehr muss. Und dringend schon mal gar nicht. Die Leute machen sich einfach zu viel Stress. Man muss auch mal Zeit zum Entspannen finden!

+ + +

Alinas gespielte Gelassenheit und ihr Besserwissertum brachten ihn zur Weißglut. Aber er konnte ja schlecht durch das Treppenhaus brüllen, dass es um seinen Keuschheitsgürtel ging, den er nicht mehr ertragen konnte.

Aber genau das erwartete sie wohl von ihm.

„Es geht um das Ding da unten?"

„Das Ding? Meinst du mein Fahrrad unter der Treppe? Was ist damit?"

„Dein Fahrrad? Nein verdammt!"

Sie hielt ihm den ausgestreckten Zeigefinger vors Gesicht: „Du bist schon wieder so aufbrausend! Das kann ich im Moment nicht so gut ertragen! Vielleicht doch besser morgen?" Sie sah ihn mit schiefem Kopf an, als wäre das ein ernstgemeinter Vorschlag.

Michael knirschte mit den Zähnen.

„Es tut mir nochmal leid! Ich bitte um Verzeihung!"

Sie sah ihn stumm an.

„Es geht um den Gürtel, den Keuschheitsgürtel!", flüsterte er.

„Ach den Keuschheitsgürtel!", meinte sie ein wenig zu laut für seinen Geschmack. „Sag das doch gleich! Was ist damit?"

„Lass uns das bitte drinnen diskutieren!"

„Ja, wenn dir das so wichtig ist, dann komm doch rein!"

Sie gab die Türe frei und ein hochroter Michael schlüpfte durch die Tür in das kleine Wohnzimmer.

Alina folgte ihm, ließ sich auf das Sofa fallen und schaute in Richtung der Glotze.

Michael stand derweil wie bestellt und nicht abgeholt im Wohnzimmer. Er wollte nicht unverschämt sein und sich setzen. Offensichtlich würde dieses Gespräch nicht so einfach werden.

„Meinst du, du könntest das Fernsehen einen Moment ausstellen?"

Sie antwortete erst nicht, sah mit gespieltem Interesse auf den Bildschirm und antwortete schließlich:

„Was meinst du? Das Fernsehen? Oh, klar!"

Sie schaltete es aber nicht aus, sondern nur auf stumm. Das Bild flackerte im Hintergrund immer noch, und sie warf immer mal wieder einen Blick darauf, um ihm zu zeigen, dass er nicht mit ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit rechnen konnte.

„Okay, also gut. Es geht um den Gürtel. Den Keuschheitsgürtel! Das geht so nicht!"

„Kannst du mir einen Gefallen tun?", unterbrach sie ihn. „Ich habe mir den Hals heute ein wenig verrenkt. Wenn du da so stehst, dann kriege ich so ein übles Ziehen im Hals. Meinst du, du könntest dich hinknien, dann muss ich nicht so hochschauen!"

Er gehorchte und erntete dafür ein übertriebenes: „Du bist ein Schatz!"

Michael nahm sein Flehen wieder auf:

„Es geht so nicht. Es geht einfach nicht. Ich kann das Teil nicht mehr ertragen! Ich muss die ganze Zeit nur noch an Sex denken! Das geht so nicht weiter. Ich muss arbeiten, ich habe morgen einen wichtigen Termin, und den muss ich noch vorbereiten!"

„Wenn der so wichtig ist, dann bist du mit deiner Vorbereitung aber recht spät dran. Findest du nicht? Wenn du einfach ein wenig früher damit angefangen hättest, würde dir jetzt die Zeit nicht davonlaufen!"

Er hätte jetzt wütend werden können, denn schließlich war sie dafür verantwortlich, dass er jetzt nicht mehr klar denken konnte! Aber er hielt den Mund.

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