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Urlaubsverlängerung - Teil 02

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Unerwartet schnell wurden wir handelseinig. Zum ersten Mal war ich so richtig froh, dass ich Patro mitgenommen hatte.

8. Ute

Ich war neugierig auf die zweite der Inseln gewesen. Man hatte mir gesagt, dass dieses eine authentische Insel sei, wo die muslimische Kultur stark ausgeprägt sei und noch an die Vergangenheit anknüpfe. Es würde vollverschleierte Frauen geben und bärtige Männer mit stolzer Haltung, die in den Basaren der Stadt flanierten.

An der zweiten Insel kamen wir um 15:30 Uhr an. Diese war etwas größer und mit einem richtigen Hafen versehen. Der Hafen war allerdings nicht so groß, dass es eine Passagierbrücke gegeben hätte. Der erste Landgang per Landungsboot hatte reibungslos nach ca. 1 Stunde angefangen. Wir waren für das dritte Boot vorgesehen. Hier gab es hingegen eine beachtliche Verzögerung durch einen ärztlichen Notfall. Durch diesen wurden wir von meiner Schwester Iris und ihrem Sohn Patrick getrennt. Es gab ein kleines Durcheinander, als Herbert die Bordkarten wieder verteilen musste, die er vorher in seinen Rucksack gesammelt hat.

Alle Frauen bekamen eine Art Kopftuch für den Landausflug. Zwei der Kellnerinnen von Restaurant halfen allen weiblichen Passagieren bei der richtigen Handhabung des Tschadors.

An Land wurden wir plötzlich von Uniformierten festgenommen und in ein Hotel gebracht. Männer und Frauen wurden getrennt und jeweils zwei Männer bzw. zwei Frauen in ein Doppelzimmer gebracht. Erst am nächsten Morgen sollte es eine offizielle Vernehmung geben.

Herbert, mein Schwager, versuchte mich zu beruhigen, denn ich war nach dieser Nacht mit einer nervigen Alten auf meinem Zimmer doch ziemlich durch den Wind. Patro und er gingen vor mir in die Vernehmung. Nach einer Weile wurde ich zu den beiden gerufen von einer Beamtin in Uniform. Herbert fragte mich, ob ich schon wüsste, dass meine Schwester und sein Sohn unsere Bordkarten benutzt hätten. Deshalb hätten wir hier Schwierigkeiten, die vertauschten Bordkarten zu erklären. Nach seiner Ansicht gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ins Gefängniscamp zu gehen, falls wir auf unseren Identitäten bestehen würden oder mit den falschen Namen zu dritt komfortabler leben in einer Wohnung. Allerdings müssten wir uns an die lokale Lebensweise inklusive Konvertierung zum Islam anpassen.

Plötzlich wurde ich aufgeregt. Das hörte sich so richtig nach einer Geschichte wie aus 1001 Nacht an. Ohne jeden Zweifel stimmte ich für die diese unkonventionelle Lösung.

9. Herbert

Wir lernten sehr schnell bei der offiziellen Konversion zum Islam, dass wir natürlich auch die Ehe entsprechend erneuern sollten nach Scharia-Recht. Ein Imam erledigte alle Formalitäten dazu. Das nahm sie erstaunlich ruhig und gefasst auf. Auch, dass Ute nicht alleine ausgehen konnte und durfte -- und schon gar nicht, ohne die quasi vorgeschriebene Kleiderordnung mit Kopftuch und lange Mäntel bzw. Hosen in dunklen Farben zu beachten.

Die erste Woche war ziemlich stressig. Eine Erstausstattung für Kleidung, Nahrung und Geschäftsausrüstung erwies sich als teuer und zeitaufwendig zu beschaffen. Zudem eckten wir am Anfang mit den Gebräuchen etwas an. Das Einkaufen für Lebensmittel war zum Beispiel gar nicht so einfach, denn es erforderte mitunter Feilschen und Handeln.

Einen vernünftigen Rasierapparat bekam ich auch nicht -- und gab es dann einfach auf, weil Nassrasur nicht so mein Ding war. Die Wohnung war auch kleiner als gewünscht. Zum winzigen, hoch ummauerten Garten hin befanden sich die sanitären Anlagen. Das Badezimmer mit einer Wanne war noch okay, aber die separate, winzige Toilette war ein Stehklo, das arg gewöhnungsbedürftig war. Es war mit nur einer Halbtür und einem Wasserschlauch anstelle einer Klopapierrolle versehen.

Es gab ein winziges Zimmer für Patro, der sich darüber aber nicht beklagte. Das sogenannte Schlafzimmer für Eltern bestand nur aus einem Doppelbett und einem nur durch einen Wandvorhang verdecktes Regal samt Kleiderstange. Die Küche war auch nicht gerade riesig, aber alles schön in Stein gehalten. Das Wohnzimmer war der größte Raum, es war auch der Raum, der zum Computerladen zur Straße hinführte. Er war mit einer guten Couch versehen, samt Esstischmit sechs Stühlen und schönen Teppichen. Als Gentleman verbrachte ich die ersten Nächte auf der Couch. Ich half auch in der Küche und beim Servieren.

Letzteres verursachte hochgezogene Augenbrauen, als ein Nachbar uns besuchte, der Patro angesprochen hatte. Sie nahm diesen indirekten Hinweis schneller auf als ich -- und erklärte mir, dass es kein Problem für sie sein würde, alleine zu servieren. Ute hatte sich bereits mit einem Kopftuch für den Besucher ausgestattet und fügte nun noch einen zarten Gesichtsschleier hinzu, um den männlichen Besucher noch mehr zurück in dessen Komfortzone zu bringen.

10. Ute

Der Umzug in die Wohnung mit dem Ladengeschäft war etwas turbulent. Dass Eingewöhnen an die anderen Umstände erwies sich als gar nicht so einfach. Gleichzeitig war es ungemein aufregend. Es war wirklich der Orient, in dem ich jetzt lebte. Die Gerüche des nahen Basars schwebten in meine Nase und ließen Erinnerungen auch an Weihnachten hochsteigen, mit dem starken Zimtgeruch und den aromatischen Kräutern. Bilder von den Krippenszenen mit den Heiligen Drei Königen aus dem Morgenlande stiegen in mir empor. Ich konnte es nicht glauben -- ich war wirklich im Morgenland, so wie in 1001 Nacht.

Ich lernte schnell, dass außerhalb der Wohnung das Tragen eines Kopftuches und dunkler, langer Kleidung obligatorisch war. Das war ein geringer Preis für das aufregende Erlebnis direkt Tür an Tür mit faszinierenden Menschen zu leben. Ich sah mehrere Männer, die wie aus einem Buch entstiegen schienen. Sie hatten das Aussehen und die Kleidung von orientalischen Potentaten. Vermutlich waren sie die Wohlhabenden in diesem Viertel. Bei dem Anblick fragte ich mich unwillkürlich, ob diese vielleicht ein Harem hätten, vielleicht gar noch mit Sklavinnen...

Patro hatte es arrangiert, dass ein Paar kam, um uns die erste Notbekleidung zu besorgen. Von dem Mann bekamen Herbert und Patro eine simple Grundausstattung. Von der Frau bekam ich ein langes, weißes Nachthemd, mehrere Kopftücher sowie mehrere Schleier. Es gab noch einen langen Kaftan in dunkelgrau sowie mehrere Pumphosen und passende Oberteile in verschiedenen, dunklen Farben. Das einzig halbwegs westlich anmutende war eine knielange, tiefblaue Tunika und eine Stoffhose in dunkelblau, die an den Waden und an den Knien relativ eng war und erst ab Mitte der Oberschenkel sich erweiterte. Unterwäsche gab es nur in Weiß und ohne Verzierung.

Für Herbert und für Patro bedeutet es sicherlich auch eine nicht geringe Umstellung, aber sie waren durchaus rücksichtsvoll. Patro brachte mir relativ schnell ein Umgangsvokabular in Farsi bei und murrte nicht über sein winziges Zimmer. Herbert half mir in der Küche und beklagte sich nicht über meine mangelnden Kochkünste, obwohl er sicherlich in dieser Hinsicht durch die sehr gute Köchin Iris verwöhnt war.

Nach den ersten drei Tagen bekam Herbert einen richtigen Dreitagebart. Es war zu sehen, dass er so bärtig werden würde wie viele der einheimischen Männer. Er wollte sich zunächst nass rasieren, obwohl er darin keine Übung hatte und es dann lieber aufgab. In der Nachbarschaft gab es keine Geschäfte, wo man elektrische Rasierapparate hätte kaufen können. Er wollte Patro beauftragen, sich danach in der Stadt zu erkundigen. Das konnte ich ihm ausreden mit dem Argument, dass es in der ersten Woche sicherlich andere Prioritäten gäbe. Ich fand es durchaus interessant, einen bärtigen Herbert zu sehen. Patro hatte praktisch keinen Bartwuchs. Er brauchte sich nicht zu rasieren.

An einem Abend kam ein Nachbar, der mit Pat geredet hatte. Extra für den zog ich mir den langen Kaftan an und das engste Kopftuch. Er war etwas irritiert, als Herbert beim Servieren mithalf und war auch etwas verwundert insgesamt. Er war sehr konservativ, wie Pat mir gesagt hatte. Ich legte also zusätzlich zum Kopftuch noch einen Gesichtsschleier an und servierte alleine. Ich ließ die beiden Männer alleine. Sie brauchten nur Pat zum gelegentlichen Übersetzen.

Ich war sehr zufrieden, als Herbert danach lobte, dass der zusätzliche Schleier für mich unseren Nachbarn sichtlich vertrauter in unserem Heim hatte fühlen lassen. Er betonte, dass es genau das wäre, was unserer Eingliederung in die Nachbarschaft erleichtern würde.

Am nächsten Morgen bemerkte ich, wie sich Herbert häufiger etwas streckte und reckte. Ich war gerade von der Toilette zurück und trug noch mein langes, weißes Nachthemd. Ich begriff, dass die Couch wohl nicht das richtige für seinen Rücken war. Folglich bot ich ihm sofort an, dass wir tauschen könnten. Ich würde auf der Couch schlafen -- und er könnte im weicheren Bett schlafen. Er war noch mehr erfreut, als am gestrigen Abend über den Schleier.

Diese Freude tat mir gut. Ich hatte das Gefühl, dass es das Richtige war. Inzwischen sah Herbert mit seinem Kaftan und dem Bartwuchs richtig orientalisch aus. Irgendwie berührte mich das.

Herbert setzte sich willig an den Frühstückstisch, als ich ihn dazu aufforderte, die Arbeitsweise vom gestrigen Abend zu wiederholen, damit es mir zur Gewohnheit wurde, falls Besuch kommen sollte. Pat schlief noch -- und so machte ich mich noch im Nachthemd an die Arbeit. Es war schön, wie er mich lobte, als ich genau die richtigen Zutaten für seinen Müsli an den Tisch brachte. Ich ging zufrieden wieder in die Küche zurück. Es war weniger schön, als ich dann beim nächsten Gang leicht ins Stolpern kam. Entsprechend unsicher stand ich noch auf den Beinen, als ich ihm den Frühstückskaffee eingießen wollte. Zu meinem Entsetzen stieß ich dabei die Tasse um und der schwarze Kaffee ergoss sich nicht nur über die Platzmatte, sondern ein kleiner Teil davon tropfte auch auf seine durch den Pyjama bedeckten Schenkel. Er sprang eiligst auf, während ich schnell eine Papierserviette ergriff und mich über den Tisch beugte, um die verschüttete Flüssigkeit damit aufzusaugen. Er schimpfte los:

„Verdammt noch einmal, Iris! Kannst Du nicht aufpassen beim Einschenken?"

Und schon in der nächsten Sekunde schlug seine rechte Hand klatschend auf meinen Hintern. Ich war mehr als überrascht und verdutzt, deshalb entwich mir auch ein kleiner Aufschrei, obwohl sein Schlag gar nicht so hart gewesen war, wenn es natürlich auch auf meiner Haut brannte. Ich muss ihn wohl unwillkürlich mit halboffenem Mund angestarrt haben, denn sein zunächst Verzeichnis nun zorniges Gesicht wechselte rasch seinen Ausdruck. Nun sah er etwas verlegen aus:

„Es, es tut mir wirklich leid. Durch die Überraschung ist mir die Hand ausgerutscht. Das... hätte nicht passieren dürfen."

Inzwischen hatte ich meine Geistesgegenwart wiedergewonnen. Natürlich war es meine Ungeschicklichkeit gewesen, die diese Situation ausgelöst hatte. Er hatte natürlich einen Schreck bekommen, als er die heiße Flüssigkeit gespürt hatte. Wie hatte mir das nur passieren können?

„Nein, Herbert, mir sollte das leidtun. Es geschieht mir nur recht und Dein Ärger ist durchaus gerechtfertigt. Ich entschuldige mich für meinen Missgriff. Es wird nicht wieder vorkommen."

Er sah mich mit einem merkwürdigen Ausdruck auf seinem Gesicht an und er zögerte einige Momente, bevor er mir antwortete.

„Bei mir wird es auch nicht wieder vorkommen. Weder dass ich Dich Iris nenne noch, dass mir meine Hand ausrutscht. Das mit dem Kaffee waren ja nur wenige Tropfen, die mich trafen."

Er sah mich mit einem Lächeln an, welches ich durchaus charmant fand. So ganz konnte ich ihm allerdings nicht zustimmen:

„Also Herbert, zumindest in der Gegenwart von iranischen Beamten müsstest Du mich sogar Iris nennen. Weiterhin würde ich es Dir nicht übelnehmen, falls Dir Deine Hand ausrutscht, wenn meine Ungeschicklichkeit für Dich Gefahren bewirkt. Gott, ich bin froh, dass nicht mehr von dem Kaffee auf Deinen Beinen gelandet ist."

11. Herbert

Der Morgen nach diesem Abend, wo uns der Nachbar besucht hatte, barg unerwartete Überraschungen. Die ersten drei davon waren uneingeschränkt positiv. Als allererstes hatte Ute mir angeboten, dass ich ab diesem Abend in dem Bett im Schlafzimmer meine Nachtruhe halten konnte und sie auf der Couch schlafen würde. Das nahm ich nur zu gerne an, denn die Couch tat meinen Rücken nicht gut. Frühstück zu serviert bekommen, war mir auch sehr recht, besonders von einer Frau im Nachthemd. Zusätzlich waren die Zutaten für mein Müsli hundertprozentig richtig und auch noch appetitlich im kleinen Schälchen angerichtet und mit farblichen Tupfern von Beeren garniert. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Die vierte Überraschung war dann eher von der Art, die man nicht so gerne erlebt. Wer möchte schon heißen Kaffee auf seiner Haut spüren? Nur dieser abrupte Zwischenfall konnte erklären, weshalb ich rein instinktiv reagierte. Die Ähnlichkeit von Ute mit Iris war sicherlich zum Teil daran schuld. Als Ute über den Tisch gebeugt war, zeichnete sich ihr fülliger Hintern unter dem Nachthemd verblüffend ähnlich zu dem von Iris ab. Und meine schwer zu unterdrückende Neigung zu Handgreiflichkeiten bei so einem Anblick ließ mich so reagieren, als ob ich Zuhause wäre. Dabei wusste ich genau, dass wenn mir meine Hand bei Iris ausrutschte, mir noch Tage danach Vorwürfe und eine ständige Beleidigtheit von ihr ins Haus stehen würden. Rasch entschuldigte ich mich bei Ute, noch bevor sie sich beschweren konnte.

Zu meiner Verblüffung entschuldigte sie sich noch mehr bei mir, als ich mich bei ihr entschuldigt hatte. Trotzdem versicherte ich ihr, dass mir das nicht wieder passieren würde. Meine Verblüffung steigerte sich noch, als sie mir darin widersprach. Zumindest bei dem ersten Teil hatte sogar absolut recht. Bei den iranischen Offiziellen war sie natürlich als Iris bekannt. Also musste ich sie in deren Gegenwart natürlich Iris nennen. Das war vielleicht noch gar nicht mal zu Ende gedacht. Aber der zweite Teil war zumindest für mich noch viel verblüffender. Sie würde es mir NICHT übelnehmen, wenn mir meine Hand ausrutschte. Meine Güte, wenn mir meine Ehefrau das gesagt hatte, wäre das so wie eine Art feuchter Traum gewesen. Ich muss mich stark zusammennehmen, um das nicht einfach herauszutrompeten. Was ich dann sagte, klang alles sehr rational und überlegt, wobei es nur gespielt war, weil Emotionen in mir tobten:

„Natürlich hast Du mit den Beamten recht, Ute. Wahrscheinlich sollten wir das sogar mit unseren Nachbarn genauso machen, weil die auch von den offiziellen befragt werden können. Die einfache Regel wäre, Dich in der Öffentlichkeit grundsätzlich Iris oder mein Weib zu nennen. Das gilt dann selbstverständlich auch für Patro, den wir dann Pat oder Patrik nennen müssen."

Ich wartete ab, bis sie das richtig überlegt hatte und mir ihre Zustimmung uneingeschränkt gab. Dann bemühte ich mich um einen noch neutraleren und rationaleren Ton, als ich meinen Versuchsballon steigen ließ:

„Wahrscheinlich bist Du ja als berufstätige Frau nicht gewohnt, viel in der Küche zu machen oder ständig für mehr als eine Person den Tisch zu decken. Daher hat es ja vielleicht einen erzieherischen Zweck, wenn ich Dir auch bei solchen Missgeschicken, die nur potentiell zu Gefahren oder Missverständnissen bei unseren Nachbarn führen, dass nachdrücklich mit einem Klaps auf Deinen Po ausdrücke. Wir dürfen uns ja bei Besuchen durch unseren Nachbarn keine Blöße geben und so perfekt wie möglich als ‚echte' Familie erscheinen, meinst Du das nicht auch?"

Als sie das hörte, zeigte sie große erstaunte Augen und dann wurde sie leicht rot. Sie zögerte für einen Moment und bei ihrer Antwort war ihre Stimme leise und leicht rau.

„Herbert, Du hast natürlich recht mit meiner mangelnden Erfahrung in der Küche. Und natürlich möchte ich bei Besuchen unserer Nachbarn dazu beitragen, dass wir so gut wie möglich als echte Familie erscheinen, damit der Anschein entsprechend gewahrt bleibt -- und wir nicht zurück in dieses Internierungslager müssen. Damit... bin ich voll einverstanden."

Ute hatte mir nicht direkt betreffs der erzieherischen Maßnahmen geantwortet, aber sie hatte mir auch nicht widersprochen, sondern mir zumindest in den Aussagen über Küchenarbeit und dem Erscheinen als echte Familie ausdrücklich Recht gegeben. Eine gewisse Aufregung machte sich in mir breit, obwohl ich es mir verbat, diese Idee als voll akzeptiert anzusehen. Die Zukunft würde es zeigen.

Inzwischen kam auch Patro verschlafen im Pyjama an den Esstisch, der für das Frühstück gedeckt war. Er wurde sofort über die Sprachregelung für seinen Namen und den von Ute informiert. Er nickte, als er sofort den Hintergrund dafür begriff und akzeptierte. Er schlug vor, diese Regelung automatisch immer dann anzuwenden, sobald wir im Wohnzimmer waren, da dies der einzige Raum war, den Besucher normalerweise sehen würden und mit uns reden.

Ute war im ersten Moment etwas irritiert darüber, nicht nur während des Zeitraumes von Besuchen, sondern grundsätzlich im Wohnzimmer von mir Iris und von Patro ‚Mama' genannt zu werden, aber sie verstand, warum der Vorschlag kam. Genauso wie sie zustimmte, dass sie bei Besuchen und beim Verlassen des Hauses durchgängig Kopftuch und Schleier tragen würde. Sie beschwerte sich nicht darüber. Ich kam nicht umhin, dass damit zu vergleichen, was Iris dazu gesagt hätte. Die beiden Schwestern waren sich so ähnlich im Aussehen und im Charakter doch ziemlich unterschiedlich.

Nach dem Frühstück begann der Tag wie die vorherigen. Ich befasste mich mit den Computern und Patro mit den zahlreichen Dokumenten in lokaler Sprache, die für die Wohnung und den Laden, in Richtung auf Abwasser, Stromversorgung usw., alle nötig waren. Ute sorgte für die Einrichtung des Haushaltes. Früher oder später würden wir uns auch damit befassen müssen, wie wir den Alltag strukturiert gestalten könnten. Aber jetzt war es noch die Einrichtungsphase.

12. Ute

Nach dem Frühstück fragte ich mich, was diese neue Regelung mit den Namen wohl ändern würde. Vielleicht auch deshalb, weil Patro nun auch eine Rolle zu spielen hatte und mich ‚Mama' nennen würde. Noch mehr aber deshalb, weil Herbert ausdrücklich gesagt hatte, dass er mich nicht nur Iris nennen würde, sondern auch ‚mein Weib'. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich mehr damit ändern würde, als es den Anschein hatte. Plötzlich hatte ich eine Familie, wenn auch nur eine gespielte, aber eine, die nach außen hin als solche erschien.

Alles wurde neu. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, als ob es so sei. Es war sehr aufregend, aber auch sehr beunruhigend. Was würde Iris sagen, wenn sie hören würde, dass ich mich als ‚sein Weib' hatte nennen lassen? Was würde meine Schwester über Patro sagen, der sich als ihr Sohn Patrik ausgab? Wie würde sich Herbert verhalten, wenn sie uns das vorwarf?

Dann beruhigte ich mich damit, dass dies in der nächsten Zukunft mehr als unwahrscheinlich war. Das Hier und Heute war es, was im Moment zählte. Über alles andere konnte man sich später den Kopf zerbrechen. Es war in anderer Hinsicht bereits ungewöhnlich genug, dass ich mich in Hausarbeit für Herbert und Patro übte und nicht in meinem bisherigen Job bei Herbert. Dazu kam auch noch der ungewohnte Aufzug in knielangem Oberteil und der dunklen Hose. Ich sah wie eine typisch ländliche Hausfrau im Iran in dieser Hinsicht aus. Es erfüllte mich in einer Weise auch mit Stolz, weil ich jetzt mit meiner Schwester, der Hausfrau Iris, auf Augenhöhe reden könnte. Bisher hatte sie immer nur gesagt, dass ich von den Aufgaben einer Hausfrau nichts verstünde.

Zum Mittagessen bereitete ich eine Linsensuppe vor. Das war im Iran eine durchaus traditionelle Wahl und würde selbst bei einem unvorbereiteten Besuch keine Probleme schaffen. Da meine Kochkünste aber mir selber nicht so vertrauenswürdig erschienen, bat ich Herbert um seine Meinung und ließ ihn probieren, während er neben mir am Herd stand. Er lobte die Verfeinerung der Suppe mit kleinen Kartoffelstückchen und mit einigen feingeschnittenen Karottenscheiben, dann runzelte er aber die Stirn. Er fragte mich, ob ich etwa das Salz vergessen hätte? Sofort fiel es mir siedend heiß ein, dass ich es vergessen hatte: