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Geschichte Info
Stiefgeschwister und andere Tragödien.
13k Wörter
4.64
36.5k
10

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 09/10/2020
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Ich bin Sarah und Sachbearbeiterin bei der Stadt. Ich bin 28 Jahre alt, etwa 170 cm groß, wiege 65 Kilo und lebe seit der Trennung von meinem Mann Thomas, vor etwa einem Jahr, alleine. Wir kannten uns schon als Kind und es war die absolut große Liebe. Also heirateten wir vor 6 Jahren. Aber seit der Hochzeit ist er wie ein total anderer Mensch. War er damals höflich, zuvorkommend und einfach nur lieb, so war er jetzt herrschsüchtig, eifersüchtig, manchmal ein richtiger Tyrann. Er behandelte mich wie sein Eigentum und wir hatten deshalb öfters Streit. Dazu kommt, dass wir keine Kinder haben, obwohl wir es immer wollten. Ich hatte mich untersuchen lassen, aber bei mir ist alles in Ordnung. Als ich Thomas einmal darauf ansprach, sich vielleicht auch mal untersuchen zu lassen, drehte er fast durch. Er fühlte sich wohl in seiner Mannesehre gekränkt. So ein Idiot.

Na ja, vor einem Jahr hatte ich die Schnauze voll und hab ihn schlichtweg rausgeschmissen. Allzu niedergeschlagen war er wohl nicht, denn keine 3 Monate später hatte er schon wieder eine Freundin. So ein richtiges Weibchen, das springt, wenn Herr Thomas mit den Fingern schnippt. Gott sei Dank, in 2 Monaten ist der Scheidungstermin, dann haben wir unsere Ruhe.

Ich habe noch einen älteren Stiefbruder. Jonas ist 30 Jahre alt. Er stammt aus Papas erster Ehe. Jonas und ich verstanden uns nicht gleich von Anfang an. Aber mit den Jahren rauften wir uns mehr und mehr zusammen. Jonas ist der typische 08/15-Durchschnittstyp, nicht grade das, was man als Frauenschwarm bezeichnen würde. Gut, schlecht sieht er nicht aus, mit seinen 185 cm und schmalem Körper und seinen knapp 80 Kilo. Aber er ist eben nicht DER Typ, der Frauen anzieht, wie die Motten das Licht. Dafür aber hat er ein riesen Herz. Er ist der Mensch, den man als Freund um sich haben möchte, der immer für Andere da ist und auf den man sich blind verlassen kann. Manchmal tut er mir irgendwie Leid, denn er denkt immer an Andere, an sich selbst aber eher weniger.

Jonas ist ein heller Kopf, mit dem man sich über alle möglichen und unmöglichen Themen unterhalten kann. Als wir noch bei unseren Eltern lebten, war er für mich immer der schlaue Kopf, den ich alles fragen konnte und zu dem ich immer hingehen konnte, wenn ich etwas auf dem Herzen hatte. Ich glaube, dass er vielleicht manchmal in mir etwas mehr sah, als nur seine Stiefschwester. Er bemühte sich zwar, es nicht zu zeigen, aber man merkte es ihm doch ab und zu an. Zumal wenn Thomas und ich, vor unserer Hochzeit, noch ganz verliebt Hand in Hand über die Strasse gingen. Jonas hielt sich dann immer merklich zurück und war ziemlich still.

Auch glaubte ich bemerkt zu haben, das er mich manchmal heimlich beobachtete, wenn ich zum Beispiel im Bad war, oder ich mich in meinem Zimmer umzog. Er mochte schon immer meine schulterlangen, braune, leicht lockigen Haare. Ganz besonders, wenn ich aus dem Bad kam und meine nassen Haare an der Luft trocknen ließ. Dann hatte ich eine richtig gewaltige Löwenmähne und er konnte sich ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen. Mich hat es nicht gestört und ich habe es nie erwähnt, denn er machte das nie aufdringlich.

Überhaupt hatte er mit der Frauenwelt nicht unbedingt immer das Glück. Wenn er denn mal eine Freundin hatte, endete es meistens darin, das sie ihn sitzen ließen, sobald er ihnen nicht mehr wichtig war, wenn sie von ihm hatten, was sie wollten. Jonas war dann tagelang niedergeschlagen und ich versuchte, ihn wieder aufzubauen.

Aufgrund seiner Erscheinung und seines Kopfes war er in der Schule oft der Dumme, mit dem man machen konnte, was man wollte. Streit ging er immer aus dem Weg, lieber zog er sich dann zurück. Ich glaube, für Andere war er immer der Verlierer.

Jonas verstand sich mit Thomas überhaupt nicht. Bis zur Hochzeit respektierten sie sich noch irgendwie, aber seit der Hochzeit zeigte Thomas ihm, was er wirklich von ihm hielt. Er nahm ihn absolut nicht Ernst und ließ es Jonas bei jeder Gelegenheit spüren. Einmal, auf einer Familienfeier, putzte Thomas Jonas dermaßen wegen einer Nichtigkeit runter, das Jonas fasst die Hand ausgerutscht wäre. Ich ging dazwischen und verteidigte Jonas ziemlich deutlich und lautstark. Er verließ daraufhin die Feier und ich hörte von ihm tagelang nichts mehr. Thomas und ich hatten deshalb tagelang mächtig Krach zuhause, aber den Herrn interessierte das gar nicht.

Unsere Eltern hielten sich meistens raus, was mich doch störte. Wäre halt mal gut gewesen, wenn sie sich eingemischt hätten, taten sie aber nicht. Vor etwa 2 Jahren haben sich unsere Eltern ebenfalls wieder getrennt. Mama wohnt jetzt mit ihrer neuen Beziehung in Berlin und Papa wohnt am anderen Ende der Stadt. Kontakt haben wir nur noch sporadisch.

Alles begann am Tag, als ich Thomas rausschmiss. Thomas und ich hatten fürchterlichen und lautstarken Streit. Thomas kam angetrunken nach Hause und ich glaubte, außer dem Alkohol auch Parfüm zu riechen. Ich sprach ihn darauf an und sofort brauste er auf und ging hoch wie eine Rakete. Offensichtlich hatte er wohl mehr, als nur eine flüchtige Berührung, um es mal so auszudrücken. Ich hatte sowieso schon länger den Verdacht, das da irgendwas anderes im Spiel wäre, denn er war seit einiger Zeit öfter weg, als sonst. Das Handy trug er neuerdings immer mit sich rum, anstatt es auf dem Tisch liegen zu lassen, was er sonst immer tat. Auch beim Sex war er in letzter Zeit mir gegenüber längst nicht mehr so aktiv, wie früher. Apropos Sex. Auch da war Thomas die Dominanz pur. Er hatte Spaß an, für mich, erniedrigenden Spielchen. Dabei nannte er mich gerne auch mal Hure, Schlampe und Dergleichen. Er mochte es, wenn ich so tat, als würde ich mich wehren, um mich dann quasi entschuldigend und geläutert hinzugeben. Ich mochte das nie, sagte es ihm auch mal. Allerdings interessierte es ihn nur wenig und er meinte, ich solle mich nicht so mimosenhaft anstellen. Na ja, im Grunde liebte ich ihn ja doch und so machte ich einfach mit. Wirkliche Erfüllung sah für mich aber anders aus.

Der besagte Streit zog sich die halbe Nacht durch und irgendwann war es ihm wohl zuviel und er brüllte mich an: "Dann leck mich doch am Arsch!!!" Ich heulte und schrie zurück: "Bitte schön, kannst du haben!!!" Mir reichte es jetzt endgültig.

Ich rannte ins Schlafzimmer, nahm seine Klamotten und schmiss sie in den Hausflur vor die Wohnungstür. Thomas lachte nur, ging raus, nahm die Klamotten und ging. Krachend knallte ich die Türe zu, setzte mich auf das Bett und heulte wie ein Schlosshund. Nach einer ganzen Weile fiel mir nichts Besseres ein, als Jonas anzurufen und ihm mit verheulter Stimme von dem Streit zu erzählen. Jonas fackelte nicht lange und setzte sich in Bewegung zu mir.

Es war wohl so gegen 3 Uhr Nachts, als er bei mir ankam. Ich öffnete die Tür und fiel ihm schluchzend um den Hals. Er nahm mich zärtlich in die Arme und bugsierte mich so langsam ins Wohnzimmer. Als ich wie ein Häufchen Elend auf der Couch saß, machte Jonas uns einen Kaffee. Er stellte mir wortlos eine Tasse hin und setzte sich mir gegenüber.

Ich fragte ihn: "Musst du nicht arbeiten?" Jonas nickte: "Eigentlich ja, aber ich rufe gleich den Chef an, das er mir heute mal frei gibt. Manchmal gibt es Wichtigeres, als Arbeit." Dabei zwinkerte er mir zu.

Ja, da ist er wieder, der typische Jonas, der für mich immer da war. Ach Mann, manchmal wünschte ich, das er nicht mein Stiefbruder wäre.

Ich begann, ihm vom Streit zu erzählen und sein Gesicht war verdammt Ernst. Nachdem Jonas mir fast eine Stunde wortlos zugehört hatte, fragte er mich: "Möchtest du, das ich für heute hier bleibe? Dann bist du nicht alleine."

Ich lächelte ihm zu: "Danke dir, Jonas. Das wäre schön. Thomas wird bestimmt zurückkommen, um seine restlichen Sachen zu holen. Dann wäre es gut, wenn du dabei bist." Jonas war einverstanden. Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer, um ihm eine Decke zu holen: "Ich denke, du wirst dich doch nochmal hinlegen wollen." Jonas wollte und baute sich ein Bett auf dem Sofa. Ich ging ins Bett und schlief auch gleich ein.

Die Anwesenheit von Jonas beruhigte mich doch sehr und ich war froh, das er da war.

Es war gegen 10 Uhr, als ich erwachte und aufstand. Jonas hatte mich schlafen lassen und er hatte wohl auch schon gefrühstückt. Der Tisch war noch gedeckt. Nur in Slip und T-Shirt kam ich ins Wohnzimmer. Ich dachte in dem Moment gar nicht daran, das Jonas mich schon seit Jahren so nicht mehr gesehen hatte. Er saß mit dem Rücken zu mir am PC und bemerkte mein Reinkommen nicht. Ich stellte mich hinter ihm: "Guten Morgen", murmelte ich total verschlafen und strich sanft mit beiden Händen über seine Schultern. Jonas drehte sich mit einem Lächeln um: "Guten Mor.... ." Weiter kam er erstmal nicht, weil er mich in diesem Aufzug sah. Da ich keinen BH trug, zeichneten sich meine üppigen 90c-Brüste mehr als deutlich unter dem Shirt ab. Er hatte sich wohl deshalb etwas erschreckt und drehte sich sofort wieder Richtung PC: "Sorry, ich wusste nicht .... Vielleicht ziehst du dir erstmal was über."

Erst jetzt realisierte ich meine Erscheinung und ich musste ein wenig grinsen: "Ach sorry, Jonas. Ist die Macht der Gewohnheit." Ich ging zurück ins Schlafzimmer und zog mir 'ne Leggins und einen BH an. Jonas ist zwar ein erwachsener Mann, der weiß, wie eine Frau aussieht, aber dieser Anblick machte ihn dann wohl doch etwas sprachlos. Ich wusste ja, das ich ihm eigentlich gefiel, was aber jetzt natürlich absolut kein Thema war.

Zurück im Wohnzimmer saß Jonas wieder am Tisch: "Möchtest du was essen?" Ich wollte, nahm mir einen Kaffee und setzte mich zu ihm an den Tisch. "Wie geht es dir?", fragte Jonas mich. "Es geht. Ich habe Kopfschmerzen von dem ganzen Stress." Jonas nickte zustimmend: "Verständlich. Ich hoffe, das der Spuk schnell vorbei ist." Ich pflichtete ihm bei: "Das hoffe ich auch." Ich legte mein Brötchen auf den Teller: "Ach Jonas, ich hab keinen Bock mehr dadrauf. Thomas macht, was er will und behandelt mich, wie ein Idiot. Der braucht gar nicht mehr angekrochen kommen." Jonas schaute zu mir: "Meinst du das diesmal Ernst? Ich meine, das hattest du doch schon mehrfach gesagt und am Ende war er doch wieder da." Ich schüttelte heftig mit dem Kopf: "Nein Jonas. Mir reicht 's jetzt völlig. Soll er doch mit irgend so einer Tussi abziehen. Das macht der doch eh schon seit einer Weile. Nein, ich will nicht mehr. Punkt." Jonas wog seinen Kopf hin und her: "Na ja, mal abwarten, wenn er wieder vor der Tür steht. Bin mal gespannt, welche Story er sich jetzt wieder einfallen lässt."

Wieder schüttelte ich mit dem Kopf: "Da kann er erzählen, was er will. Der soll seine Klamotten holen und gehen."

Wir beendeten unser Frühstück. Während Jonas den Tisch abdeckte, ging ich ins Bad, um mich fertig zu machen. Ich stand unter der Dusche, da fiel mir auf, das ich gar kein Badetuch, oder sowas im Bad hatte. Shit, was jetzt? Ich konnte doch jetzt so nicht nackt und nass durch die Bude laufen, wo Jonas da war. Also rief ich ihn zu mir, um mir von ihm ein Badetuch aus dem Schlafzimmer holen zu lassen. Nach einer Weile klopfte es an der Tür. "Komm rein, ich steh noch unter der Dusche." Ich zog den Vorhang zu, als Jonas eintrat. In Kopfhöhe zog ich den Vorhang auf und nahm Jonas das Badetuch aus der Hand. Er schaute auf den Boden und ich musste grinsen: "Was ist? Schämst du dich etwa? Du kennst mich doch." Jonas hob den Kopf und sein Blick wanderte an mir rauf und runter. Ich bedeckte mit dem Vorhang meinen Körper, sodass nur mein Kopf zu sehen war. Bei ihm war wohl Kopfkino angesagt. Ich nahm es lächelnd zur Kenntnis, bedankte mich und zog den Vorhang wieder zu. Jonas verließ das Bad und ging wieder ins Wohnzimmer.

Kurze Zeit später verließ ich, eingehüllt im Badetuch, das Bad und ging ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen. Vom Sofa aus konnte Jonas mich aus dem Bad kommen sehen und seine Blicke verfolgten mich regelrecht, bis ich im Schlafzimmer war und die Türe schloss. Es dauerte einige Minuten, bis ich angezogen wieder rauskam. Meine Haare hatte ich in einem Handtuch, wie einen Turban, gewickelt und ich rubbelte sie trocken. Er schaute mich vom Sofa aus an, als wäre ich eine seltsame Erscheinung: "Was ist?", fragte ich ihn beschäftigt. Er schüttelte nur leicht den Kopf: "Nichts, alles gut." Ihm gefiel wohl, was er sah. Aber was hätte er sehen sollen? Ich trug eine relativ enge Jeans, BH und T-Shirt. Also nichts Besonderes. Na ja, wie dem auch sei. Ich holte mir etwas zu trinken und setzte mich neben ihn. Jonas schaute nachdenklich auf den Tisch. Ich sah zu ihm: "Über was denkst du nach?" Er holte etwas Luft: "Ach nichts. Mir geht das nur mit Thomas nicht aus dem Kopf. Ich frage mich, wie er sich so verändern konnte." Ich nickte: "Ja, das frage ich mich auch. War ich wirklich so blind? Ich meine, ich hätte doch schon vorher irgendwas bemerken müssen, so extrem, wie er sich gedreht hat." Jonas lächelte: "Was heißt blind? Du warst verliebt, das macht eben blind. Außerdem seid ihr doch super klargekommen, anfangs." Jetzt lächelte ich auch: "Ja, das stimmt wohl. Aber, so wirklich gemocht hast du ihn aber nicht." Jonas stimmte zu: "Yo. Mir war er von Anfang an etwas suspekt. Allerdings kanntet ihr euch schon so lange, schon von Kind an." Ich wuschelte ihm lachend leicht durch den Kopf: "Yep und eifersüchtig warst du auch." Jonas wurde verlegen: "Ach, eifersüchtig? Nein, das war ich nicht." Ich zwinkerte zurück: "Nee klar. Das hab ich gesehen, wenn wir händchenhaltend gegangen sind und du uns wie ein treues Hündchen hinterher getrottet bist."

Jetzt musste auch Jonas etwas grinsen. "Ach, wo wir dabei sind", fiel mir ein, "wie sieht es denn bei dir mit Begleitung aus? Hab ja schon länger nichts mehr bei dir gesehen." Jonas wurde wieder stiller: "Ist wie immer. Nichts Besonderes. Hier mal was, da mal was. Nichts wirklich Umwerfendes." In seiner Stimme klang sowas wie Trübsal. Ich nahm ihn seitlich in den Arm: "Na, irgendwann kommt SIE, die Eine." "Ja", fiel er mir ins Wort, "und die Eine ist dann schon vergeben, oder sie haut nach 6 Monaten wieder ab." Ich lachte: "Na komm, du hörst dich an, wie ein 15jähriger und unverstandener Teenager." Jonas zuckte mit den Schultern: "Ist doch so. Hast du doch oft genug erlebt." Er wurde wieder nachdenklich: "Sag mal, kann man dich vielleicht klonen?"

Ich schaute ihn etwas irritiert an: "Ich? Da musst du mal meinen Papa fragen. Vielleicht kriegt er sowas wie mich nochmal hin. Obwohl, das dürfte jetzt wahrscheinlich schwierig werden." Wir lachten beide. "Du Jonas, wenn Thomas heute nicht mehr kommen sollte, könnten wir vielleicht irgendwo was essen gehen. Da hätte ich mal wieder Lust drauf." Sein Gesicht hellte sich wieder auf: "Klar, gerne. Ich kenne da einen super Italiener. Ist auch nicht weit von hier." Ich stimmte zu, damit war ja alles klar.

Jonas telefonierte nochmal mit seinem Chef und nahm sich ausnahmsweise den nächsten Tag auch noch frei. Da ich sowieso noch eine Woche Resturlaub hatte, hatten wir also Zeit genug. Den restlichen Tag verbrachten wir mit dem üblichen Kram, den man halt so zu tun hat. Thomas kam nicht mehr. Er schrieb eine SMS, das er am nächsten Nachmittag kommen würde, um seine restlichen Sachen zu holen. Na ja, wenigstens war Jonas dann noch da, denn ich wollte auf gar keinen Fall mit diesem Idioten alleine sein.

Der Abend kam und wir machten uns so langsam ausgehfein. Jonas blieb wie er war, denn er war ja gar nicht mehr zu Hause, um andere Sachen zu besorgen. Ich brezelte mich etwas auf. Ich stand im Bad, die Türe stand offen und ich war mit Schminken und Herrichten beschäftigt. Jonas stand angelehnt im Türrahmen und schaute mir interessiert zu. Ab und zu blinzelte ich mal in seine Richtung und jedesmal, wenn sich unsere Blicke trafen, huschte ein kaum merkliches Lächeln über sein Gesicht. Ich war mit dem Lidschatten beschäftigt und fragte Jonas mit konzentriertem Blick in den Spiegel: "Wolltest du dich auch noch schminken?" Er lachte: "Nee du, lass mal. Ich denke, das würde mir wohl kaum stehen." Ich war fertig und drehte mich zu Jonas um. Mit kleinem Augenaufschlag fragte ich erwartungsvoll: "Und? Wie seh ich aus? Nimmst du mich so mit?" Jonas schluckte: "Waow Sarah. Du siehst umwerfend aus. Gut, das du nur meine Stiefschwester bist." Ich ging einen Schritt auf ihn zu und klimperte mit den Augen: "Ach so? Und was wäre, wenn ich nicht deine Stiefschwester wäre?" Jonas grinste schelmisch: "Kein Wort dazu ohne meinen Anwalt." Ich zwängte mich auffällig eng an ihn vorbei: "Dann sollten wir jetzt langsam gehen."

Jonas war zwar mit seinem Auto gekommen, aber jetzt gingen wir zu Fuß.

Der Weg zum Restaurant war wirklich nicht weit. Ich kannte den Laden, war aber noch nie drin, also war ich gespannt. Wir traten ein und der Kellner begrüßte Jonas sofort freundlich: "Guten Abend, Herr Weber." Mich begrüßte er mit Handschlag. Jonas stellte mich vor: "Hallo. Das ist meine Schwester Sarah." Der Kellner lächelte mir zu und führte uns zu einem Tisch für 2 Personen, in einer ruhigen Ecke. Er legte uns die Speisekarten hin und zündete eine Kerze an, die auf dem Tisch stand. Aus den Boxen war leise italienische Musik zu hören. Vom Tisch aus sah ich mich ein wenig um. Hübscher Laden, nicht zu groß und zu überlaufen, gepflegt, typisch italienisch. Mir gefiel es hier. Jonas bemerkte meine Reaktion und fragte: "Und? Gefällt es dir hier?" Ich nickte strahlend: "Ja sehr. Ist mir bisher gar nicht aufgefallen. Du scheinst öfter hier zu sein." Jonas nickte: "Ja, etwa alle zwei bis drei Wochen. Mal alleine, mal in Begleitung." "Tja, und jetzt auch mit deiner Schwester", zwinkerte ich ihm zu. Jonas schaute mir dabei unentwegt in die Augen.

Ehe er noch was sagen konnte, kam der Kellner, um die Bestellung aufzunehmen. Wir bestellten eine Flasche Wein und Lasagne für Beide. Jonas sah wieder zu mir: "Deine Augen strahlen. Das steht dir. Du siehst richtig gut aus." Ich war freudig erstaunt wegen des Kompliments: "Oh, danke schön. Das freut mich."

Wir unterhielten uns kreuz und quer durch alle möglichen Themen. Er erzählte mir von seiner Arbeit als Abteilungsleiter in seiner Firma. Er war dort schon seit seiner Lehrzeit und hatte sich bis dahin hochgearbeitet. Ich erzählte von meinem Job. Jeder hatte so seine Anekdoten zum Besten zu geben und wir hatten unseren Spaß dabei. Die Stimmung war sehr gelöst und die Zeit verging wie im Flug. Der Vorfall mit Thomas war erstmal total vergessen.

Der Wein war alle und Jonas fragte: "Was ist? Noch eine Flasche Wein, oder möchtest du lieber gehen?" Ich überlegte kurz: "Ach egal. Ja, wir nehmen noch Eine. Wir haben ja Zeit und können ausschlafen."

Der Kellner brachte uns die Flasche an den Tisch und wir unterhielten uns weiter. Es hätte noch ewig so weiter gehen können, aber ich merkte, das der Wein so langsam doch seine Wirkung tat und wir schauten auf die Uhr. Es war schon fast Mitternacht und wir waren wohl die letzten Kunden. Also beschlossen wir zu gehen.

Draußen regnete es in Strömen und es war doch ziemlich kühl geworden. Klar, es war schon Mitte Oktober. Wir hatten nur einen großen Schirm dabei, also hakte ich mich bei Jonas unter und wir schlenderten Richtung Heimat. Ich fror etwas, ich hatte eine zu dünne Jacke an. Jonas bot mir Seine an. Ich nahm an, obwohl jetzt Jonas fror, aber das schien ihm, ganz Gentleman, völlig egal zu sein. Nach gut 20 Minuten kamen wir zuhause an. Jonas war durchgefroren, der arme Kerl. "Noch einen Tee zum Aufwärmen?", fragte ich ihn. Jonas nickte eifrig: "Ja bitte, den kann ich jetzt vertragen." Jetzt, wo ich zuhause war, merkte ich, das mir der Wein doch mehr zugesetzt hatte als gedacht und ich dachte mir, das es jetzt doch Zeit wäre, so langsam ins Bett zu kommen. Aber den Tee mit Jonas wollte ich noch.

Wir setzten uns auf das Sofa und schlürften den Tee. Jonas tat er sichtlich gut. Jetzt sprachen wir kaum noch. Als wir fertig waren mit dem Tee stand ich auf und ging ins Bad, ich wollte mich bettfertig machen. Jonas baute sich wieder sein Bett auf der Couch. Als ich fertig war ging ich ins Wohnzimmer. Jonas kam mir auf seinem Weg ins Bad entgegen. Ich nahm ihn zärtlich in die Arme: "Danke schön für den schönen Abend. Es hat mir sehr gefallen. Das hab ich gebraucht." Jonas sagte nichts und lächelte nur. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging ins Schlafzimmer. Ich hatte echt die nötige Bettschwere und schlief sofort ein.