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Wahlverwandschaften Teil 02

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Am Hauptbahnhof Düsseldorf hole ich mir ein Tomatenmozzarella-Baguette. Das muss mir als Mittagessen reichen. In Köln laufe ich noch mal die Strecke ab, die wir vom Rhein in die Altstadt zurückgelegt haben. Aus irgendeinem Grunde habe ich das Bedürfnis, mir das alles noch einmal genau einzuprägen. Schließlich komme ich zur vereinbarten Zeit zum vereinbarten Treffpunkt und ich bin nervös wie ein Teenie. Das ist mehr als albern, aber ich kann mir nicht helfen.

Ich schaue nervös auf die Uhr, es ist schon 5 Minuten nach der vereinbarten Zeit. Dann sehe ich sie. Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich bin glücklich, dass sie da ist. Auch bin ich froh, dass sie eine ähnliche Idee verfolgt hat. Ihr Kostüm ist praktisch dasselbe, was sie an Weiberfastnacht getragen hat. Ihre Frisur ist etwas anders und ihre Jacke ist einfacher, es ist eine ganz simple Jeansjacke ohne jedwede Verzierungen.

Warum macht es mich so nervös, sie in diesem schwingenden Rock zu sehen? Rational kann ich das nicht erklären. Aber ist das nötig?

Sie kommt lächelnd auf mich zu. Als sie näher an mir dran ist, habe ich den Eindruck, als ob ihr BH unter der Bluse voller sei. Aber das ist vielleicht nur eine Sinnestäuschung, die sich aus meiner Anziehung an sie ergibt. Ohne Umschweife fordere ich sie auf, sich doch sofort auf den Bahnsteig mit mir in Richtung Düsseldorf zu begeben. In gewisser Hinsicht ist diese fordernde Haltung eigentlich nur Angabe, denn sobald sie auch nur zögern würde, täte ich alles um sie zu umschmeicheln. Meine bestimmende Art ist in dieser Hinsicht reine Selbstverteidigung, um mich nicht ganz der schwer zu widerstehenden Faszination dieses Wesens zu ergeben.

In der S-Bahn setzen wir uns nebeneinander, Hand in Hand, und reden eigentlich nur wenig. Gleichzeitig fühle ich mich so vertraut mit ihr als ob wir uns schon Wochen kennen würden. Am Hauptbahnhof bestelle ich einfach eine Taxe, die uns zum Restaurant fährt. Chris ist überrascht, als sie erkennt, dass dieses ein indisches aber sehr feines Restaurant ist. Es tut mir gut, als sie mich mit einem respektvollen Blick anschaut. Dieser Blick wird noch respektvoller, als die Kellner im Restaurant mich höflich grüßen und uns zu einem hübschen Tisch geleiten.

Ich habe meine Zeit vorher nicht vergeudet und die Speisekarte genau studiert. Ohne zu zögern, wähle ich das romantische Menü zu zweit. Es dauert keine Minute, und nach dem respektvollen ‚Namasté' des Kellners erhalten wir einen Willkommenscocktail. Ich stoße mit Chris an. Es ist ein Vergnügen, als das fünfgängige Menü gekonnt von den Kellnern serviert wird. Ich bin froh, dass die Wahl des Restaurants eine gute war. Es macht mir Spaß zu sehen, wie Chris das Essen genießt. Sie hat eine sinnliche Freude daran, die einzelnen Speisen auf ihrer Zunge zergehen zu lassen.

Mit Bedauern gesteht sie, dass sie zwar in Indien geboren ist, aber nur wenige Erinnerungen daran hat. Das Essen bringt sie zum Reden. Sie mag gerne kochen. Das ist auch eine der wenigen Aktivitäten, die ihr Vater ebenso wie sie selber für gut befindet. Nach dem Nachtisch und zum Abschluss bestelle ich ein Glas Champagner für uns beide und die schönen, bunt glasierten Kräuter-und Gewürzperlen.

Dann schlendere ich mit ihr in das verrückte Lokal hinüber, wo es viele exzentrische Persönlichkeiten gibt. Hier fallen wir nicht aus dem Rahmen. Es dauert keine fünf Minuten und wir sind schon am Tanzen. Wir landen an einem Tisch, wo sich schon zwei Paare unterhalten. Die sind schon eine Art Beweis für die These, dass sich Gegensätze anziehen. Das eine ältere Paar stammt aus der Finanzszene und das andere jüngere aus der Theater- und Filmszene, wie wir schnell erfahren.

Die ‚Frau' des jüngeren Paares kenne ich schon von einer Feier Jahre vorher in Düsseldorf. ‚Jean' ist ein schwuler Maskenbildner, der ausgesprochen nett ist, aber auch einer mit dem Schalk im Nacken. Sein Kostüm lässt keinen Zweifel daran, was er ist. Der pinke Tüllrock lässt seine männlichen Oberschenkel klar erkennen und über sein rotes T-Shirt trägt er einen schrill lilafarbenen Büstenhalter. Der betont männliche Typ neben ihm ist wohl sein neuester Partner. Das ältere Paar erscheint mir eher konservativ zu sein, aber sehr entschlossen, die wilden Tage des Karnevals zu genießen. Klar sucht das ältere Paar den Kick in der alternativen Szene. Beide Paare sind schon in feucht-fröhlicher Stimmung. Das Alt-Bier hat seine Wirkung nicht verfehlt. Ich bestelle schnell einen Sektcocktail für Chris und einen Dry Martini mit gutem Gin für mich, bevor wir in die Reihe der Bierbestellungen hineingezogen werden können.

Es dauert keine fünf Minuten, bevor ich wahrnehme, dass Max, der ältere Finanzberater ein Auge auf Chris geworfen hat, während seine distinguiert elegante Begleiterin Huberta dem amüsiert zuschaut. Für einen Moment bin ich etwas eifersüchtig, dann erkenne ich das Potential für einen Abend, mit dem ich Chris so richtig etwas bieten kann. Sie wird ihre Rolle richtig ausleben können, wenn ich es richtig anstelle. Ohne ihr etwas zu sagen, fordere ich Huberta zum Tanzen auf.

Die Dame ist zwar etwas überrascht, aber folgt mir willig auf das Parkett. In punkto Paarerscheinung sind wir zwar ein ziemlicher Kontrast, aber das Tanzen funktioniert trotzdem prima. Ihre Erscheinung als vampirhafte Herrin der Nacht mit einem sie umschmeichelnden Umhang in rot und schwarz passt so gar nicht zu meinem indischen Thema, aber ich habe den Eindruck dass sie sich durchaus geschmeichelt fühlt, von mir aufgefordert zu sein. Ich zieh sie eng an mich heran, sie schaut mich etwas überrascht an. Ich lächle in mich hinein. Der Trick mit dem strap-on Slip hat funktioniert.

Unwillkürlich schaut sie etwas besorgter zu ihrem Partner hin und zu Chris. Ich beantworte ihre unausgesprochene Frage spontan:

„Keine Sorge, Huberta. Meine junge Partnerin steht nicht auf ältere Männer mit grauen Schläfen. Was Max betrifft, so können wir ihn gerne eifersüchtig machen."

Ich lächelte sie an, um ihr zu zeigen, dass diese Bemerkung als Scherz gedacht war. Dann setze ich mit Bedacht hinzu:

„Aber Flirten ist ja aber im Karneval erlaubt. Und ich habe durchaus den Eindruck, dass Max und Sie selber durchaus den Karneval in vollen Zügen genießen wollen."

Sie sieht mich für einen Moment mit einem zweifelnden Ausdruck auf ihrem Gesicht an, dann nickt sie bestätigend mit leiser Stimme:

„Alex, wir können uns gerne duzen. Max ist sonst nicht so, aber ich glaube, er steckt im Moment ein bisschen in einer mit midlife crisis. Seine älteste Tochter ist hochschwanger und er begreift wohl, dass er jetzt in die Opa-Generation gerückt wird. Damit hat er vielleicht noch Probleme. Er ist geschieden und ich bin seine neue Partnerin. Irgendwann muss er doch mal begreifen, dass jetzt ihr Mann für seine Tochter sorgt und er nicht mehr dafür zuständig ist. Dann kann auch ich..."

Sie zögert einen Moment, dann flüstert sie, dass sie ja durchaus noch an eine neue Familie denken könnte. So alt sei sie ja noch gar nicht.

Ich antworte nicht, sondern führe sie nur in die nächste Drehung. Sie lässt sich leicht führen, aber sie ist nicht mehr ganz sicher in ihrer Sprache. Es ist deutlich erkennbar, dass sie leicht angetrunken ist. Das erklärt wohl auch, weshalb sie so offen redet und ohne Hemmung. Aus den Augenwinkeln beobachte ich Chris. Zuerst wirkt sie etwas gehemmt, aber jetzt tanzt sie wieder mit der Lebensfreude, die ich an ihr am letzten Donnerstag so bewundert habe. Es macht Spaß das zu sehen. Genau das wollte ich ihr gönnen: die Erfahrung, dass sie auch von anderen als Mädchen angenommen wird. Es liegen Welten zwischen Jean und ihr, aber das ist ja auch kein Wunder, denn die Intention ist natürlich auch eine völlig andere. Chris will ein Mädchen sein und sie ist es genetisch ja auch, während Jean genetisch ein Mann ist. Ich frage mich lieber nicht, was ich selber bin.

Ich wende mich wieder meiner Tanzpartnerin zu und überlege kurz, ob ich das wirklich sagen will, dann erwähne ich es doch, dass Jean Maskenbildner ist und sein Partner Sven Regisseur. Vielleicht können beide einmal Szenen aus ‚Ein Geschenk des Himmels - Vater der Braut' für sie beide inszenieren. Das könnte ja therapeutisch wertvoll sein. Sie schaut mich überrascht an. Berta kann eigentlich nicht viel älter als Silvia sein, aber mit ihrer schlanken Gestalt und ihrem ovalen Gesicht wirkt sie etwas älter.

Vielleicht weil sich feine Fältchen um ihre Augenwinkel abzeichnen. Ich führe uns wieder an den Tisch. Huberta bestellt spontan eine Runde edlen spanischen Sekt für uns vier am Tisch. Nach dem Sekt muss ich zunächst mal die hiesigen Örtlichkeiten aufsuchen Als ich wieder zurückkomme, da ist Huberta in ein Gespräch mit dem schrillen Paar verwickelt.

Ich klatsche Chris ab und schicke damit Max an den Tisch zurück. Für einen Moment blickt er so finster, als ob er wirklich ein Vampir wäre und nicht nur das Kostüm trägt. Chris schmiegt sich in meine Arme. Mir wird warm ums Herz. Ich ziehe sie an mich und wir tanzen weltvergessen.

Als wir eine Tisch zurückkommen, steht schon wieder eine Runde Cava auf dem Tisch. Nach dem Cocktail und den diversen anderen Getränken fühle ich mich inzwischen auch schon beschwipst. So allmählich muss ich mich zurückhalten, denn ich will ja noch Chris zurück nach Köln bringen. Dann beugt sich auf einmal Huberta zu mir rüber und flüstert mir ins Ohr, ob meine Partnerin und ich bereit wären jetzt gleich in eine Szene in Anlehnung an diesen Film einzusteigen. Es wäre eine fantastische Idee, um ihrem Partner Max etwas die Augen zu öffnen. Sie würde an eine Szene denken, wo Ehefrau und Tochter des „Vaters der Braut" tanzen, aber sichtbar schwanger sind.

Für einen Moment stelle ich mir vor, wie es hier wirken würde und wie es sich anfühlen würde, mit einer scheinbar schwangeren Chris und einer Huberta jeweils zu tanzen.

Sie beobachtet mich und erklärt, Jean wäre bereit sie selber und Chris entsprechend auszustaffieren, während Sven kurz vor Eintritt der beiden Frauen Max in die Szene hineinschubsen würde, indem er Chris als die Tochter von Max einführte und mich als Schwiegersohn, während er ihm gleichzeitig eröffnen würde, dass seine Partnerin Huberta schwanger sei. Ich bin verblüfft. Für so spontan hätte ich sie auf keinen Fall gehalten. Aber das ist etwas, was ich Chris auf keinen Fall zumuten will, auch wenn mir spontan das Bild von Beate im Geist erscheint. Ich sage ihr auch unverblümt, dass ich das nicht von Chris verlangen kann.

Sie lacht mich auf einmal kokett an und blickt mir tief in die Augen. Dann leckt sie sich kurz über die Lippen:

„Alex, tu doch nicht so. Ich sehe es dir doch an der Nasenspitze an. Der Gedanke es mit schwangeren Frauen zu treiben, macht dich doch an. Das kannst du doch nicht leugnen."

Ich fühle mich ertappt. Aber das ist ja wohl auch verständlich, nach den Bildern, die ich noch von letzter Nacht in meinem Gedächtnis habe. Die sind so frisch, ob es vor Minuten passiert wäre. Aber das ändert nichts daran, dass ich Chris nicht darum bitten kann. Das wäre einfach zu viel für sie. Aber wie soll ich das der Partnerin von Max erklären, die nur daran interessiert ist, wie sie Max ‚einfangen' kann? In ihrem Blick erkenne ich den Ausdruck in den Augen, den ich bei Sylvia gesehen habe, als sie mir das über ihren Kinderwunsch erklärt hat.

„Huberta, ich muss mich nicht verkleiden, sondern du und Chris, also bellst du hier den falschen Baum an."

Natürlich weiß ich, weshalb sie das macht. Sie erwartet sich von mir die Unterstützung ihrer Idee und dass ich Chris dazu überrede, weil ich es will. Aber da hat sie fehlkalkuliert. Ich bleibe standhaft. Sie schaut etwas belämmert drein, aber dann stößt sie einfach Chris an: „Komm, wir Ladies gehen jetzt mal auf die Damentoilette."

In einer Hinsicht imponiert mir die Zielstrebigkeit und der unbedingte Wille von Huberta, aber es nervt auch. Sie wird sich aber die Zähne an Chris ausbeißen. Jean geht eine rauchen.

„Jetzt wo die Weiber weg sind, können wir ja mal was Anständiges trinken!", haut Sven auf die Pauke und bestellt, ohne eine Reaktion von Max oder mir abzuwarten, drei Gläser Whisky auf Eis. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, aber ich kenne die Leidenschaft der Männer für diesen Stoff von meiner Firma und verzichte auf einen Protest.

Bis dahin war Max eigentlich relativ still, aber nun plustert er sich auch auf und bringt einen Trinkspruch aus: „Auf die Freiheit von uns echten Männern! Das Weib wird durch die Ehe frei; der Mann verliert dadurch seine Freiheit!"

Es entbehrt nicht der Komik, dass eigentlich nur Max das so richtig sagen kann, aber zugleich wohl derjenige sein wird, der seine ‚Freiheit' verliert. Huberta wird ihn einfangen, da bin ich mir sicher - getreu dem Motto dass die Frau die einzige Beute ist, die ihrem Jäger auflauert. Jean ist nicht so richtig ‚Weib' und will auch keine Ehe, schon gar nicht mit Sven. Und ich trinke notgedrungen den Whisky mit, bin aber kein Mann, was die beiden anderen natürlich nicht wissen können.

Aber jetzt sind die Tore bei Max gebrochen. Er wütet über seine erste Frau und wie sie es hat erlauben können, dass seine Tochter schon mit knapp achtzehn Jahren heiratet und ihn dann auch noch in voraussichtlich einem Monat zum Opa macht. In diesem Moment verstehe ich erst so richtig, was Huberta versucht hat mir zu erklären. Der Mann hat ein Problem damit zum Opa zu werden, er will auf jeden Fall noch jung sein.

Sven lacht auf, als plötzlich Huberta den Raum betritt. Er grinst, als er sich an Max wendet: „Mir scheint, nicht nur deine Tochter ist schwanger. Sieh mal, wer da deine Partnerin in andere Umstände gebracht hat."

Huberta lächelt indessen Max zweideutig an, als sie ihren Umhang ihres Vampirkostüms nun ganz ablegt. Ihr enges Mieder zeigt nun eine kleine, aber deutliche Wölbung, über die sie mit ihrer rechten Hand fürsorglich streicht. „Ja, Max -- hast du dir schon einmal Gedanken über Verhütung gemacht oder jemals an Kondome gedacht?"

Max ist ziemlich betroffen. Er wird rot und dann wieder blass. Huberta hat auch alleine einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Bei ihm weiß ich allerdings nicht, was ihn eher umgehauen hat. Ist es der Anblick seiner Partnerin oder der Spruch von ihr oder beides?

Dann räuspert er sich: „Du hast recht mit der Verhütung. Es tut mir leid, ich habe nur angenommen, dass eine .... Ich, ich habe im ersten Moment wirklich geglaubt...."

Es ist klar, dass er eindeutig noch nie an die Möglichkeit gedacht hat, dass Huberta schwanger werden könnte. Er hat es einfach ihrer Verantwortung überlassen und sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, auch nur ein einziges Mal nachzufragen. Man kann regelrecht sehen, wie seine Gedanken rattern und klappern wie in einem eingerosteten Getriebe.

Das bringt Huberta wohl auf die Palme. Sie schnaubt verächtlich und kommt dann zu mir: „Lass' uns tanzen, junger Stier."

Ich agiere wie in Trance, als ich sie in die Arme nehme. In gewisser Hinsicht ist sie wie Sylvia oder auch wie Beate. Nach dem Aufenthalt bei Beate habe ich auch Sylvia besser verstanden. Ein Kind unter dem Herzen zu tragen ist nun einmal der ultimate Ausdruck von Weiblichkeit. Natürlich weiß ich, dass Huberta mich nur benutzt, um Max zu provozieren. Aber die Bilder vom gestrigen Abend wirken noch in mir nach.

Dann trifft mich bald der Schlag, als Chris ebenfalls erscheint. Unter der weißen Bluse von Chris zeichnet sich der hervortretende, runde Bauch einer Hochschwangeren ab. Die weiße Bluse ist so gespannt, dass sich auch der BH gegen das Gewebe presst. Es darf doch nicht wahr sein, sie hat sich von Huberta überreden lassen! Sie sieht mich mit Huberta tanzen und geht langsam auf Max zu. Es sieht toll fraulich aus, ja und Max ist auch fasziniert -- aber weiß sie was sie da tut?

Ich lasse einfach Huberta stehen und gehe schnell zu Chris hin und verwarne sie ausdrücklich:

„So tanzt du mir nicht mit Max!"

Ich weiß nicht so recht, was mich zu dieser Aussage gebracht hat, es ist ja nur ein Kostümteil, aber irgendwie löst es archaische Reaktionen in mir aus. Sie reagiert nicht auf meinen etwas irritierten Tonfall, sondern lächelt mich nur süß an und zieht mich auf die Tanzfläche.

Ich nehme sie in die Arme und tanze eng mit ihr, damit ich in ihr Ohr flüstern kann: „Warum zum Teufel hast du dich von Huberta bequatschen lassen?"

Sie lächelt mich sanft an, aber in ihren grünen Augen tanzen kleine Teufelchen, als sie erwidert:

„Weil sie mir gesagt hat, dass es dich anmachen würde. Das hat mich gereizt. Und sie hat recht gehabt, sonst hättest du mir nicht gesagt, dass ich nicht mit Max tanzen soll. Findest du mich so noch attraktiver?"

Ich weiß nicht was ich antworten soll. In meinem Kopf verschwimmen auf einmal die Bilder von Beate und von Chris zu einem Bild. Ich vertreibe es sofort aus meinem Kopf, aber es gelingt mir nicht restlos. Dann küsse ich sie einfach, weil ich Zeit für eine überlegte Antwort brauche. Jedenfalls sage ich mir das so. Sofort erfüllt wieder dieser berauschende Geschmack von Physalis und Himbeere meinen Mund, auch wenn diesmal deutliche Noten von Cava enthalten sind. Das macht eine Antwort nicht leichter.

„Du bist immer attraktiv für mich. Aber spiel nicht mit dem Feuer, Chrissie. Dieser alte Bock Max hat dich so angeschaut, als ob er dich am liebsten vernaschen würde. Und selbst Sven hat durchaus interessiert geguckt."

„Alex, du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Man könnte fast meinen, du wirst mich für dich alleine haben wollen...", sie lächelt mich amüsiert an.

Ich bin irritiert. Dieses kleine Biest spielt mit mir, so als ob sie die erfahrenere und ältere wäre. Dabei ist sie achtzehn und ich bin zweiunddreißig Jahre alt. Ich fühle, wie sich meine Stirn leicht runzelt - die Kleine wird mir doch nicht auf der Nase rumtanzen? Ich atme aus:

„Du, werd' mir nicht frech. Wenn du mich weiter provozierst, dann werde ich die Geduld verlieren und dich einfach übers Knie legen. Also, benimm dich!"

Sie lacht mich einfach aus. Dann sieht sie mich an und erklärt, weshalb sie sich so sicher fühlt: „Inzwischen kenne ich dich gut genug, Alex. Du würdest mich nie in der Öffentlichkeit blamieren oder mir anders schaden. Und wir sind hier in einem öffentlichen Lokal. Hier kann man doch keine ‚Hochschwangere' übers Knie legen, Alex..." Ihr Lächeln hat eine triumphierende Note.

Ich knirsche leicht mit den Zähnen. Das kleine Biest hat mich richtig eingeschätzt, sie lässt sich nicht bluffen. Aber wozu habe ich denn die längere Erfahrung, ich lasse mich doch nicht von ihr vorführen. Sie wird sich gleich wundern und jetzt wird meine Stimme honigsüß:

„Also, meine liebste Chrissie. Du hast natürlich mit dem Lokal recht, aber mein Apartment liegt keine 200 Schritte von hier entfernt. Und wer lacht jetzt? Möchtest du dich vielleicht entschuldigen?"

Sie blickt mich unsicher an. Sie weiß nicht so recht ob ich bluffe oder nicht. Jedenfalls entnehme ich das ihrem Gesichtsausdruck. Sie scheint sich für einen Mittelweg entschlossen zu haben. Sie provoziert nicht ausdrücklich, aber sie entschuldigt sich auch nicht.

„Alex, ich werde weder mit Max noch mit Sven tanzen. Da brauchst du dir gar keine Sorgen zu machen." Sie schaut mich forschend an.

Das stellt mich vor eine Entscheidung. Diese fällt mir aber gar nicht so schwer, als ich daran denke, dass sie sich von Huberta hat überreden lassen mich zu provozieren. Es hat ihr Spaß gemacht, mich anmachen zu können. Ich glaube, sie will auch meine Grenzen, die Grenzen meiner Toleranz, testen und herausfinden, was an meinen Worten über mich als dominante lesbische dran ist. Na gut, das soll sie haben!

„Ich glaube, meine liebe Chrissie, du fühlst dich ein bisschen zu sicher. Aber diesen Standpunkt können wir beim Apartment leicht korrigieren. Sag jetzt unseren neuen Bekannten, dass wir für eine gute Viertelstunde etwas an die frische Luft gehen. Danach wandern alle eine brave Liebe Chris erleben."