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Wichsen für Afrika 02

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„Ein stilles Wasser!", lenkt sie ein.

„Für mich auch!", spiegele ich zurück.

Die Taktik des „Spiegelns" ist in dieser zerbrechlichen Phase wichtig.

Isa lehnt sich etwas entspannter zurück. Ich tue das sehr unauffällig ebenfalls.

„OK, welche Vulgaritäten gehen dir noch durch den Kopf?", will sie kühl von mir wissen.

Ich schaue kurz denkend nach oben links. „Im Moment keine, aber ich verspreche dir, es zu sagen, falls eine vorbeikommt."

Sie lächelt mich erneut an.

„Ah, Moment, da ist ein Gedanke, den man normalerweise nicht sofort anspricht", fällt mir auf. „Gertrud sagte mir, dass du nur 5 Zehen hast."

„Und nur ein Kniegelenk", ergänzt sie.

„Womit dann wohl auch die Frage beantwortet wäre, wieviele Unterschenkel du hast."

„Mein rechtes Bein wurde kurz über dem Knie amputiert und mir ist dieses Thema unangenehm."

„Das weiß ich und deswegen will ich dir jetzt vorab schon sagen, dass es das nicht muss, denn vulgärerweise stehe ich darauf!"

„Kein Mensch steht auf Amputierte!"

„Da vertust du dich, denn unzählige Internetseiten würden dir das Gegenteil beweisen. Ich selbst stehe jetzt nicht ausdrücklich auf amputierte Gliedmaßen, aber ich stehe SEHR auf das ‚Besondere'. Und dein rechtes Bein IST besonders.

Ich sage das jetzt nicht nur, um etwas Vulgäres rauszuhauen, wenn ich mir vorstelle, wie ich deinen Restoberschenkel küssen würde. Ich sage es, um dir die Unsicherheit zu nehmen, dass es sich da unten um einen MAKEL handeln könnte. Das ist es nicht. Es ist etwas Besonderes, es zeichnet dich aus und Männer wie ich möchten dich lieber ‚unten ohne' als ‚unten mit'."

Ich glaube, so langsam breche ich das Eis.

„Ich glaube, du hattest Recht mit dem ‚vulgären Schwein'. Und dass du eines sein würdest, welches ich vielleicht sogar mal ein bisschen mögen könnte."

........

Nachdem ich gezahlt habe, brechen wir noch zu einem sonnenbebrillten, entspannten Bummel durch die Innenstadt auf. Jetzt, da Isabelle sich erhebt und das Kreuz etwas durchdrückt, fällt mir zum ersten Mal ihre Figur richtig auf: Sie ist ziemlich schlank, aber trägt bizarr vergrößerte Ballons vor sich her. Überhaupt ist alles, wirklich alles, an ihr irgendwie künstlich. Von der Haarfarbe wollen wir mal gar nicht reden, aber darüber hinaus haben Extensions nicht nur die Länge, sondern vor allem auch die Dichte etwas gepimpt. Zum Glück hat ihr -- sicherlich nicht günstiger -- Friseur hier und da ein paar graue Strähen belassen oder sogar gut platziert eingearbeitet, damit das Ganze nicht nach billiger Drogerie-Eigenfärbung aussieht. Ihre Nase ist ungewohnt schmal, dafür sind ihre Wangenknochen recht present. Die auffälligen Lippen wirken -- wie erwähnt -- mehr als voluminös. Ich denke, wenn man mit einem Makro-Objektiv ein sehr nahes Foto von ihnen aufnehmen würde, könnte man sie kaum noch von der Wand einer Hüpfburg unterscheiden. Aber was soll dieser lächerliche Vergleich? Wenn man nur nah genug rangeht, kann man alles Mögliche (unsere Kopfhaut, unsere Bettwäsche, unser Essen) nicht mehr von der Oberfläche eines menschenfeindlichen Planeten unterscheiden.

An ihrem Hals konnten die Ärzte jedoch nicht ganz so viel machen, wie sich Isabelle das sicherlich gewünscht hat. Hier wird das wahre Alter noch am ehesten verraten. Da sie aber schlank und grazil ist, sieht er immer noch sehr elegant aus. Nur eben nicht wie der einer 40-jährigen, was auf den Rest der Lady bei einem flüchtigen Blick durchaus zutreffen würde.

Als könnte sie meine Gedanken lesen, sagt sie: „Ich achte sehr auf mein Äußeres und ich habe wohl die größte Halstuchsammlung in ganz Düsseldorf. Der Hals ist der natürliche Feind der reiferen Dame."

„Er kann aber auch zu einem Verbündeten werden, wenn man ihn zu Recht mit Stolz zeigen kann -- so wie du."

Isabelle schaut mich unsicher an, als würde sie nicht ganz verstehen, was ich meine.

„Schau mal, wenn man 30 und schlank ist", versuche ich ihr meine Gedanken zu erklären, „dann ist es keine große Kunst top auszusehen. Die Fitnessstudios in Los Angeles oder in New York sind überfüllt mit perfekten Schönheiten. Wenn man jedoch Ende fünfzig ist, so wie du eventuell..."

„Ich bin deutlich älter...", unterbricht sie mich leise mit gesenktem Kopf.

„....dann ist das etwas wahrhaft Besonderes, wenn man sich in eine Reihe mit den jungen Schönheiten stellen kann. Würdest du jetzt allerdings alle Anzeichen deines wahren Alters wegmodellieren, dann wärst du doch lediglich ‚eine unter vielen', nur eben etwas älter. Deinen Hals kannst du wie einen Orden betrachten. Einen Orden trägt man mit Stolz, um sich von denen zu unterscheiden, die uns auf den ersten Blick äußerlich ähneln, aber eben nicht DAS geleistet haben, wofür wir den Orden bekamen. DAS worauf wir zu Recht stolz sein können. DAS was uns von der großen Masse hier...", ich zeige in die Runde auf die Passanten, „... unterscheidet!"

Sie scheint zu verstehen und lächelt mich an. Ich nutze den Kairos und greife wie selbstverständlich nach ihren Fingern, will Hand in Hand mit ihr weiter durch die Innenstadt flanieren.

Dass sie eine Beinprothese trägt, fällt gar nicht weiter auf, da wir auch recht langsam und gemütlich schlendern.

In einem Straßencafé genießen wir die letzten Strahlen des Tages auf unseren Sonnenbrillen. Isa raucht eine Zigarette mit langem Halter im Stil der 20er Jahre und wahrscheinlich sehen wir wie ein gleichaltriges Paar aus, das auch in seinen späten Vierzigern, in Armani und Prada eine gewisse „Lässigkeit" verkörpert. Da ich aber von Gertrud wusste, welche Marken Isas Kleiderschrank bewohnen, konnte ich mich, um zu „spiegeln", wie schon erwähnt, entsprechend vorbereiten.

Von ein paar Teenagern hört man immer wieder im Vorbeigehen die Bruchstücke von Worten wie „Airbags" oder „Mörderhupen", aber daran scheint sich Isabelle schon seit Längerem gewöhnt zu haben. Ob sie die Blicke überhaupt sieht, die man rechts und links von uns versucht, möglichst unauffällig zu halten? Gefühlt jeder Zweite schaut auf meine Over-the-top-Begleiterin, wendet den Blick dann schnell ab, kann jedoch nicht anders, als ihn wenige Sekunden später doch wieder heimlich auf sie zu richten.

Ich muss jedoch zugeben, dass es mir nicht anders gehen würde. Ihre Beine sind schlank und lang, ihre Kleidung ist zwar teuer und elegant, wird aber durch diesen übertriebenen Vorbau, auf dem man locker ein paar Gläser Altbier abstellen könnte, irgendwie karikiert. Die ca. 4 cm langen Fingernägel machen die Sache ebenfalls nicht dezenter.

Es zeichnet sich ab, dass es anfangen wird zu regnen, und Isa fragt mich, ob ich mit zu ihr nach Hause kommen möchte.

„Ja gerne, aber keinen Sex bitte!", schränke ich meine Zustimmung bewusst ein, weil ich mir recht sicher bin, dass Sex

1. bei Isa während des ersten Treffens normalerweise sowieso nicht läuft. Und da kann ich dieses Dogma auch gleich pseudo-keusch vorweg nehmen.

2. beim ersten Date wahrscheinlicher wird, wenn man diese Bedingung vorher einschränkend ausspricht. Das weckt den Ehrgeiz der Damen, den Mann von seinen Vorsätzen abzubringen. Sie sehen es als Herausforderung an sich selbst, ihn zu „knacken".

Ich bin zu lange im Geschäft, um mir diesbezüglich nicht sicher zu sein.

„Keine Sorge!", lächelt sie mich an, „ich habe NIE Sex."

.......

Wir sind in ihrer Wohnung. Sie schaltet gedämpftes Licht und gedämpfte Musik ein und führt mich zur Couch.

Alles in dieser Wohnung wirkt schick und teuer. Warmes Licht, moderne Kunst an den Wänden, eine wackelig aussehende, aber wohl gut ausbalancierte Designerlampe, glänzendes Parkett und ein beleuchtetes 600-Liter-Aquarium, in welchem ein Unterwasser-Amsterdam nach der Klimakatastrophe zu sehen ist. Glotzäugige Fische schwimmen gemächlich über die Grachten und Coffee-Shops.

„Ich gehe mich mal kurz frischmachen", entschuldigt sich die Dame des Hauses und verschwindet auf's Örtchen.

Der Countdown läuft:

Ab jetzt habe ich schätzungsweise 2,5 Minuten Zeit, um genau DAS in Erfahrung zu bringen, was ich später noch brauchen werde. Während der ersten 30 Sekunden muss ich vorsichtig sein. Da kommt die allgemeine Frau (also nicht speziell Isabelle) nochmal kurz aus dem Bad heraus, weil sie etwas vergessen hat. In 40 % aller Fälle das Smartphone, in weiteren 40 % die Brille, 10 % Tabletten und weitere 10 % „Sonstiges". Also in der ersten halben Minute nur die Regale sichten, den Schreibtisch anchecken, Ablagen, Post und Werbung lediglich von weitem in Augenschein nehmen... Die Tür vom Bad geht auf. Isa steht wieder im Wohnzimmer, ich völlig unverfänglich vor ihrem Bücherregal.

„Ich habe mein Handy vergessen, muss kurz was checken", und ist wieder weg.

OK, zwei Minuten.

Schubladen auf. Briefe, Rechnungen... von wem? Check.

Ausweis! Ha, sechs Richtige! Geboren, wo? Wann? Check!

Ablagen, Kühlschrank, Papierkorb, Werbung... OK.

Quittungen von extrem gehobenen Restaurants und Bio-Supermärkten.

CD- und Vinyl-Sammlung... Viel Folk, 70er, etwas Klassik.

Der Computer ist uninteressant. Dafür reicht die Zeit nicht.

Das Tablet auf dem Tisch rühre ich nicht an. Ich will keine intimen Geheimnisse von Isa ausschnüffeln, keine Passwörter oder peinliches Zeug finden. Ich muss nur einen Schlüssel für ihre Pforte in mir abspeichern.

Bisher ist meine Bilanz, was den intimen Zugang zu Frauen angeht, makellos. Das soll auch so bleiben.

Und Isabelle scheint eine harte Nuss zu werden.

Ich habe alles gecheckt, was man in 119 Sekunden checken kann. Ich googele kurz ein besonderes Datum und nach weiteren 40 Sekunden kommt die Gastgeberin gut duftend wieder zurück und setzt sich zu mir auf die Couch.

„Was darf ich dir zu trinken anbieten? Alkohol habe ich leider nicht im Haus!"

(Doch hast du..., denke ich mir, aber gebe mich überlegend und unentschieden)

„Doch warte! Mein Nachbar hat mir doch eine Flasche Wein zu Weihnachten geschenkt! Wo habe ich sie denn verstaut?"

(Bei der Weihnachtsdekoration im Schrank, denke ich mir, weil ich es weiß.)

„Wein wäre schön!" (denn sie hat einen sehr leichten, ziemlich neutralen: Kein Kopf, keine Fahne, kein Rausch)

„Vielleicht hier unten?", sucht Isa ihre Schränke durch. „Oder hier im Schrank?"

„Ah, hier neben den Kerzen! Einen White Zinfandel, keine Ahnung, ob der schmeckt. Ich selber vertrage keinen Wein. Gar keinen Alkohol!"

„Der ist gut. Warum verträgst du keinen Alkohol? Wie wirkt sich das aus?"

„Ach, ich weiß nicht. Ich vertrage ihn halt nicht. Schmeckt mir auch nicht. Als Teenager habe ich mal was getrunken und dann war mir gar nicht gut! Seitdem meide ich Alkohol in jeder Form. Ist auch besser für das Erscheinungsbild. Hast du schon mal 60-jährige Säuferinnen gesehen?"

„Ja habe ich. Das ist nicht IMMER schön!" (Aber 60-jährige Abstinenzlerinnen sind auch nicht immer schön, denke ich mir ergänzend)

Isabelle erzählt viel von sich, von ihrem Leben, von ihren Träumen, von ihren Enttäuschungen, und ich weiß, dass ich einfach nur zuhören muss, um sympathisch zu wirken. Ich stelle mich selbst und meine Person komplett zurück und stimme in allem, was sie sagt, zu. Außer natürlich in Dingen, die ich als Mann komplett anders sehen muss, denn ich bin ja kein „Ja-Sager". Sowas wollen Frauen im Allgemeinen auch nicht. Eindimensionale Machos sind bei Frauen wie Isa eher verpönt, da wäre eine etwas sensiblere Seite schon willkommener. Dann schon lieber leicht feminin. Ein Mann muss jedoch auch nicht unbedingt alle Verfilmungen von „Stolz und Vorurteil" gesehen haben. Er muss auch nicht in Cafés ausschließlich durchgemilchten Kaffee bestellen oder Leidenschaften für Kuchen und Nachtische ausleben. Er sollte eine eigene Meinung haben.

„Darf ich mal fragen, wann du deinen letzten Freund hattest?", wage ich mich nach einer knappen halben Stunde auf intimeres Terrain.

„Nur wenn du mir sagst, warum Gertrud wollte, dass du mich triffst. Sie weiß doch, dass ich das Daten aufgegeben habe!"

„Nun, zum einen wollte sie vielleicht, dass du eine schöne Zeit hast... mit mir!"

„Wenn sie damit Körperlichkeit oder sogar einen Orgasmus verbindet, dann kann ich dich gleich enttäuschen, Tom, den bekomme ich nicht mehr! Und den bekomme ich auch nicht mit Rückenmassagegeräten. Gertrud hat da etwas angedeutet. Was Gertrud nicht weiß: Ich habe mir viermal den Intimbereich straffen lassen. Beim letzten Mal lief es nicht sonderlich rund und seitdem ist meine Klitoris wie taub. Bedauerlich, aber ich habe mich damit abgefunden! Schon länger."

Das ist ernüchternd, denke ich mir, also keinen ‚Magic-Wand'.

„Das ist ernüchternd", sage ich ihr. „Aber damit habe ich auch gar nicht gerechnet. Du wirkst nicht wie eine Frau, die auf billige Orgasmen aus ist."

(Unter welchen Umständen ein Orgasmus billig oder teuer ist, lasse ich mal bewusst offen und bin mir zu 110 % sicher, dass sie nicht danach fragen wird.)

„Nein, aber das war schon vorher etwas problematisch. 99 % aller Männer, die ich gedatet habe, wollten nur einfach Sex. Darauf lief es immer früher oder später hinaus!"

(Kein Wunder, bei diesen Ballonbrüsten, diesen Haaren, diesen Lippen, diesem Hals... Stattdessen frage ich:)

„Und das fehlende Prozent? Was wollten die Männer dieses Prozentes, das nicht zu den 99 % gehörte?"

„Keine Ahnung! Die habe ich als Solche ja gar nicht erkannt. Ich weiß nur einfach, dass nichts im Leben 100 % ist. Außer der Tod."

„Da hast du recht", stimme ich ihr zu.

Sie sitzt auf der Couch vor mir.

Tolle schwarz-graue Haare.

Bizarr große Lippen unter wachen und schönen Augen.

Der schlanke Körper scheint sich vor mir zu entspannen. Sie sieht aus, als würde sie ein Kopfkissen unter ihrem Oberteil verstecken, aber ich weiß, dass es ihre Silikonbrüste sind.

Ihre Beine sind lang und schmal.

Nur eines ist echt.

Sie scheint sich in meiner Gegenwart wohl zu fühlen...

Aber nur innerhalb ihrer Komfortzone.

Innerhalb ihrer Welt, ihres Plans, ihrer Möglichkeiten.

Ich habe keinen Zugang.

Ich muss es leider so sagen.

Es ist unglaublich schwer, ihr näher als bis hierhin zu kommen.

Ich verstehe langsam, dass sie keine Freunde oder sexuellen Erfahrungen hat.

Etliche Männer kennen eine Art „Beste Freundin", die auch körperlich begehrenswert ist. Vielleicht eine attraktive Nachbarin, die zu einer Art „Vertrauten" wurde. Man hat sich oft vorgenommen, ihr einen Schritt „mehr" anzubieten, einen Kuss einzuleiten, aber der Zeitpunkt, an dem sich Intimität hätte aufbauen können, ist seit JAHREN vorbei!

Da war irgendwann, der verpasste eine Moment.

Und jetzt, Jahre später, gibt's für „Best Buddys" keine Chance mehr.

Solch eine Situation kennt fast jeder von der Schule, aus dem Beruf, von der Uni, Freundin der eigenen Freundin... Das Leben ist voll von Frauen, die wir nicht mehr fragen können, weil's zu spät ist.

Hier bahnt sich gerade eine weitere an.

Aber ich bin nicht so weit gekommen, um die Flinte ins Korn zu werfen.

Und ich habe zu viel Ehrgeiz, um die Casanova-Perücke an den Nagel zu hängen.

„OK, halten wir fest: Alle Männer wollen nur das ‚Eine' und DU kannst eh' keinen Orgasmus bekommen, weshalb du Körperlichkeit auch nicht sonderlich reizvoll findest. Trotzdem siehst du wie gemalt aus, perfekt, unübertrefflich!"

Das war natürlich übertrieben, aber es ist evident, dass die reine Optik Isas Welt ist. Sie will geliebt werden, sie will bewundert werden, sie will vergöttert werden, sie will genau das haben, was Männer höchstens ein paar Tage bereit sind zu geben, sofern sie nicht schwer verliebt sind.

„So sieht es offenbar aus...", gibt sie resigniert und leise zurück.

Ich schütte mir eigenständig etwas White Zinfandel nach, sie sich etwas Vanille-Tee.

„Ich möchte dir einen Vorschlag machen."

„Ich höre", gibt sie interessiert zurück.

„Dieser Vorschlag besteht aus zwei Teilen. Der erste ist: Wenn ich es schaffen sollte, deine Gedanken zu lesen, dann gestehst du mir einen sehr sehr intimen Wunsch zu!"

„Äh... meine GEDANKEN lesen? Also ich denke an z. B. 10637 Blau, und du kannst mir das GENAU SO sagen?"

„Natürlich nicht, wir wissen beide, dass das nicht geht."

„Ok, was dann?"

„Ich stelle dir eine Frage -- oder mehrere -- und du brauchst sie nicht zu beantworten. Ich sehe in deinen Augen die Antwort auf meine Frage. Und fühle sie auch in deinen Händen."

„Und das SAGST du mir dann auch und da gibt es keinen Deutungsspielraum?"

„Ich sage dir wie es ist, und das lässt sich ohne Spielräume belegen. Keine Ausflüchte, keine Spekulationen, keine Unterstellungen."

„Hört sich unglaublich an. Und worum wetten wir?"

„Wir wetten um einen 2-Karat-Diamanten. Den bekommst du, wenn du gewinnst!"

„Und was bekommst du, wenn DU gewinnst?"

„Dann musst du mir zunächst erlauben, heute Abend über deinen Körper frei zu verfügen. Aber keine Sorge: Ich will und werde nicht mein Glied in dieses Kunstwerk stecken oder dir Schaden zufügen. Ich werde nur einige Dinge bei dir intim und körperlich in die Wege leiten, die dir vielleicht neue Horizonte eröffnen. Sofern du mir vertraust."

„Irgendwie habe ich das Gefühl, ich kann dir in dieser Hinsicht vertrauen. Also hätte ich ja nur zu gewinnen. Entweder den 10.000-Euro-Stein oder die neuen Horizonte!"

„So ist es!"

„Übersehe ich hier etwas?"

„Vielleicht übersiehst du Teil 2: Wenn du wirklich empfänglich für die neuen Horizonte bist, dann möchte ich, dass du dich dem Projekt deiner Schwester anschließt."

„Perverse bedienen für Afrika?", brüskiert sie sich.

„Nein! Du sollst nur einfach schauen, was geht, und dich nicht vor dem verschließen, was unproblematisch ist."

„Das lassen wir vorerst offen, denn soweit ist es ja noch lange nicht!"

„Aber ein wirklich festes Zugeständnis erwarte ich VOR unserer kleinen ‚Wette' von dir. Wie wäre es, wenn wir uns auf Folgendes einigen: Wenn du unbeschadet, aber mit neuen Erkenntnissen aus dem heutigen Abend kommst, schließt du dich deiner Schwester an -- wenn nicht, dann nicht. Ich werde deinen Körper heute Abend nicht verletzen, ich werde ihn jedoch ziemlich in die Mangel nehmen."

„Mein Körper ist einiges gewöhnt. Deal!"

„OK, dann fangen wir an!", und strecke ihr meine Handflächen hin. „Erst lese ich aus dir! Bereit?"

„Ich bin bereit geboren!" Sie nimmt meine Hände, wir sitzen voreinander.

Sie schaut mich gespannt und enthusiastisch an. Offenbar gab es bisher nicht viele Männer, die um einen 10.000-Euro-Stein darum gewettet haben, dass sie ihre Gedanken lesen können.

So gesehen verstehe ich ihren Enthusiasmus, aber genau DEN werde ich auch nutzen. Schließlich konnte ich mich 159 Sekunden intensivst vorbereiten.

Ich halte ihre Hände und „sehe" mit geschlossenen Augen: „Du magst Musik!"

„Das ist keine große Kunst. Wer nicht?"

„Moment, Moment! Du bist weit davon entfernt, JEDE Art von Musik zu mögen!"

„Auch keine große Kunst, das zu raten!", entgegnet sie.

„Da hast du recht, aber werden wir konkreter... Darf ich dir ein paar Fragen zur Musik stellen und meine Hand dabei unter deinen Oberarm legen?"

„Wenn du magst!?!", antwortet Isa gespielt gleichgültig.

Ich umschließe mit meiner rechten Hand ihren rechten Oberarm. Das hat natürlich keinerlei Auswirkungen darauf, dass ich ihre Gedanken lesen könnte, aber es schafft NÄHE. Und es lässt sie glauben, dass es zwischen Berührung und meiner vermeintlichen „Gabe" eine Art Korrelation geben könnte.

„OK, Isa, ich zähle jetzt Musiker oder Bands auf, von denen ich nicht sicher bin, ob du sie magst. Aber WENN ich einen Namen nenne, dessen Musik du gerne hörst, dann sage es mir NICHT! Ich werde deine Vorliebe an deinem Arm mit geschlossenen Augen fühlen!"

„OK...?" Isa ist nun wirklich neugierig.

Natürlich zähle ich nur Namen auf, von denen ich ziemlich genau weiß, dass die nicht zu ihren Favoriten gehören. Herbert Grönemeier, Pink, Die Hosen, Rammstein, Vicky Leandros oder Robbie Williams werden also strikt ausgelassen.

„Also nichts sagen! Nur denken! Bereit??"