Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Zu Schön, Um Wahr Zu Sein? 04

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Auch Lukas machte sich seine Gedanken über Tess, als er ihr folgte. Sie war kleiner, als sie im Fernsehen gewirkt hatte, aber wahrscheinlich war das nur im Verhältnis zu ihrem Bräutigam und dessen Sohn gewesen. Die Männer waren demnach auch keine Riesen. Aber sie war hübsch und er konnte sich vorstellen, dass sie eine wirklich gute Freundin war, wenn sie jemanden mochte.

"Bitteschön! Hereinspaziert!" Tess hatte das Tor mit Schwung geöffnet. Das Innere wirkte wie eine Reithalle, mit Zuschauerplätzen links und rechts von der Tür und einer zusätzlichen Absperrung, damit kein Hund entlaufen konnte, falls das Tor ungeplant geöffnet wurde. Anders als beim Reiten wurde die innere Fläche jedoch durch Zäune in vier Teile geteilt.

"Sowohl herinnen als auch draußen sind alle Innenzäune flexibel, damit ich die Flächen je nach Bedarf verkleinern oder vergrößern kann. Draußen ist es allerdings ziemlich aufwändig, damit es stabil wird. Da habe ich aber ohnehin Abschnitte in verschiedenen Größen zur Verfügung. In der Halle ist es einfacher, da kann ich ohne Hilfsmittel umbauen. Das ist eigentlich nur für die ganz Schüchternen, die sich bei mehr Platz kaum wieder einfangen lassen. Die anderen dürfen sich austoben."

"Sehr cool!" Beeindruckt sah Lukas sich um. "Und bei unserem ersten Kandidaten kannst du die Zäune geschlossen lassen. Er misstraut Menschen zutiefst."

"Armer Scheißer", seufzte Tess, als sie wieder zum Auto gingen und Lukas ihr die Einzelheiten erklärte.

Das zweite 'erste Mal' des Tages war zeitgleich Antonias Ankunft am Hof. Heike hatte sie am Morgen abgeholt und zu ihrem ersten Arbeitstag mitgenommen. Bei der Hofführung erwies sich die junge Frau als echter Wirbelwind und erneut keimte in Heike der Verdacht, dass ein Bürojob nicht das Richtige für sie sein könnte. Sie hatte schon bei Ninas Anruf Zweifel gehabt, schließlich kannte sie Antonia seit deren Geburt.

Bei den Ställen trafen sie auf Henning.

"Guten Morgen! Henning, das ist Antonia, unsere neue Praktikantin im Büro. Antonia, Henning ist hier Tierpfleger, solange Sandra krank ist."

Die beiden begrüßten sich freundlich.

Als sie weitergingen, fragte Heike nach: "Hast du Sandra überhaupt kennengelernt, als du letztes Mal hier warst?"

"ich glaube schon, aber das ist ewig her. Ich war damals 12, oder so."

"Aber seither warst du doch sicher noch einmal da."

"Nö. Nur das eine Mal. Da siehst du, was für eine schlechte Patin du bist. Nie machst du was mit mir. Niiiiieeeee!"

Heike musste lachen. "Du bist so ein frecher Fratz!"

Herzlich umarmte Antonia sie. In Wahrheit hatten die beiden immer schon ein enges und liebevolles Verhältnis gehabt und die Anzahl der gemeinsamen Unternehmungen war erst mit dem Älterwerden des Mädchens etwas gesunken. Auch mit Heikes Kindern hatte Antonia aufgrund der häufigen Treffen der Mütter immer viel Kontakt gehabt. Warum Heike Antonia nur ein Mal mit zum Hof genommen hatte, wusste sie selbst nicht.

Joe war der Nächste, den sie trafen.

"Antonia! Du verstärkst unser Team jetzt, habe ich gehört."

"Hallo, Onkel Joe! Ja, mal bis Ende Juli. Tante Heike meint, wenn ich gut bin, dann auch länger. Ich darf mich also nicht zu sehr anstrengen, sonst ist mein Sommer gelaufen."

Heike zog beide Augenbrauen hoch. Wenn sie diesen Wildfang tatsächlich zähmen konnte, hatte sie bei Nina etwas gut.

Ein unbekannter Transporter fuhr langsam an ihnen vorbei. Am Steuer saß ein großer Mann, der ihnen freundlich zuwinkte.

"Wer war das?", fragte Heike ihren Vater.

"Ich bin nicht sicher, aber es müsste der Typ vom Tierheim sein, der Teresa den ersten Hund bringt."

Die beiden Frauen gelangten zum Büro und Heike zeigte Antonia ihren Arbeitsplatz. Die Tür öffnete sich, Felix war eingetroffen.

"Guten Morgen, die Damen!"

Antonia musterte ihn anerkennend von Kopf bis Fuß.

"Guten Morgen! Wenn ich gewusst hätte, wie viele attraktive Männer es hier gibt, wäre ich öfter vorbeigekommen!"

Felix starrte sie überrascht an, während Heike hinter ihrem Rücken die Augen verdrehte. Dann sprach sie ihren Bruder an.

"Wusstest du, dass Teresas erster Hund aus dem Tierschutz stammt? Ich dachte, sie nimmt nur Privatpersonen."

Sofort regte sich in Felix der Betriebswirt. "Solange sie den normalen Preis verlangt, ist es egal, wen sie nimmt. Aber ich kenne Tess doch. Sie wird gleich ihrem allerersten Kunden einen Rabatt geben. Weil die Vereine doch auch nur von Spenden leben und bla bla bla."

"Das weißt du doch gar nicht. Reg' dich ab. Und dein Geld ist es auch nicht."

Als Antonia später zur Toilette ging, fragte Felix seine Schwester: "Sag mal, was sollte das mit den attraktiven Männern?"

Heike lächelte. "Vergiss es. Sie ist jung und flirtet, wo immer sich eine Gelegenheit bietet. Sie probiert einfach ihre Wirkung auf Männer aus."

"An mir? Sie kennt mich, seit sie klein ist. Wir sehen uns bei den meisten Familientreffen."

"Wie gesagt, sie hat nicht dich persönlich gemeint, nur dein Geschlecht. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass Flavia jetzt schon damit beginnt? Mit 13? Du müsstest einmal sehen, wie sie Ben umgarnt. Und der ist immerhin ihr Vater!"

Flavia war Heikes ältestes Kind. Als sie gezeugt wurde, hatten Heike und Ben sich erst knappe acht Stunden gekannt. Sie waren zur selben Party eingeladen gewesen und hatten sich vom ersten Moment an gemocht. Sehr.

Als Heike bemerkt hatte, dass sie schwanger war, hatten sie beschlossen, zu versuchen, aus der einen Nacht eine Beziehung zu stricken. Sie hatten sich versprochen, nur zusammenzubleiben, wenn es sich richtig anfühlte. Das Kind sollte nicht der einzige Grund sein. Doch es hielt. Drei Jahre später wurde Floris geboren, sie hatten geheiratet und nach weiteren zwei Jahren hatte Floyd die Familie komplettiert.

-------

Henning wurde am frühen Nachmittag mit seiner Arbeit fertig. Ihm ging die Praktikantin nicht aus dem Kopf, die Heike ihm vor sechs Stunden vorgestellt hatte. Antonia. Ein hübsches Ding, blonde lange Haare, schlank, in einem bunten Minikleid. Am Weg ins Freibad nahm er sich vor, sie besser kennenzulernen. Sandra war schließlich weit weg.

-------

Als Teresa und Hannes beim Abendessen über ihren Tag sprachen, erzählte Tess begeistert über ihre erste offizielle Stunde als Trainerin. Lukas hatte ihr einen mittelgroßen Mischling mit relativ langem, dunklem Fell gebracht. Sie hatte in winzigen Einheiten an seinem Vertrauen gearbeitet, trotzdem war er froh gewesen, als er sich wieder in seiner Transportbox im Auto verstecken konnte.

Hannes hörte ihr schweigend bis zum Ende zu und fragte dann skeptisch: "Dieser Lukas ist dabeigeblieben?"

"Ja, sicher. Der will doch auch erst einmal sehen, wie ich mit dem Hund umgehe."

"Aha. Später bringt er ihn dann nur noch und holt ihn wieder?"

"Ja, und darüber bin ich sehr froh. Immerhin kostet ihn das ziemlich viel Zeit und ich hätte ansonsten noch keinen Kunden. Schließlich möchte ich keine Hausbesuche machen."

Ihr Ton war deutlich schärfer geworden.

Hannes sah sie ironisch an.

"Sagst du mir bitte, was dir nicht passt?"

Hannes zuckte mit den Schultern. "Nichts, alles gut", erwiderte er in einem Ton, der das Gegenteil bedeutete. Damit stand er auf und ging hinaus.

Teresa sah ihm mit einer Mischung aus Ärger und Überraschung nach.

-------

Sandra war in ihrer Rehaklinik rundum gut versorgt und trotzdem frustriert. Die Heilung ging rasch voran, da sie schon zu Hause, trotz Knieorthese, Übungen hatte machen müssen. Ihre Frustration kam hauptsächlich daher, dass sie Heimweh hatte und nicht wusste, wie es mit Henning weitergehen würde. Beides waren allerdings Gefühle, die sie sich niemals eingestehen würde. Stattdessen redete sie sich ein, dass es die körperlichen Einschränkungen waren, die ihr zu schaffen machten.

Lediglich auf die Wassertherapie, die sie jeden 3. Tag bekam, freute sie sich. Diese Stunden leitete Bernhard, ein Therapeut, der von allen Patientinnen in ihrer Gruppe angeflirtet wurde, völlig unabhängig vom Alter der Damen. Bernhard war naturgemäß ein sportlicher Typ, eher dunkel, die schwarzen Haare nach hinten gekämmt und am Hinterkopf zusammengebunden. Wahrscheinlich war es ein kurzer Pferdeschwanz, da Bernhard jedoch sehr starke Locken zu haben schien, sah es von hinten eher aus wie eine Puderquaste.

Bernhard war der Typ "Skilehrer". Gut gelaunt, locker und er gab jeder Patientin das Gefühl, die schönste Frau im Raum zu sein, ohne dabei die anderen zu kränken oder die Herren auszuschließen.

Nach einer der Stunden rief er Sandra zurück. "Sandra? Warte kurz. Sag mal, bist du Profisportlerin? Dann könnten wir deine Therapie an deine Anforderungen anpassen."

"Ich?", lachte sie überrascht auf. "Überhaupt nicht, wie kommst du darauf?"

"Weil dein Körperbau und die ausgeprägte Muskulatur an eine Leichtathletin erinnern. Du hast auf jeden Fall einen Beruf mit viel körperlicher Arbeit."

"Das schon, ich bin Tierpflegerin. Also ja, harte Arbeit, aber das alleine ist es nicht. Ich wurde schon als Kind an gesunde Ernährung gewöhnt, beinahe schon gedrillt. Der Rest ist wahrscheinlich Veranlagung."

"Ja, das erklärt es. Aber trotzdem denke ich, dass dir eine angepasste Therapie gut täte. Schon um deine Ungeduld zu dämpfen."

Wieder musste Sandra schmunzeln. "Und ich dachte, ich hätte sie gut verborgen."

Auch Bernhard lächelte. Er wusste genau, dass sie sich keine Mühe gegeben hatte, ihren Frust zu kaschieren und Sandra wusste, dass er es wusste.

"Jetzt einmal ernsthaft, ich kann zusätzlich mit dir arbeiten, aber das müssten wir im öffentlichen Hallenbad machen und die Kasse zahlt das nicht. Ob du das investieren willst oder kannst, ist deine Entscheidung."

Sandra überlegte nur kurz. "Ja, zumindest ausprobieren möchte ich es. Wo ist dieses Bad?"

"Unten im Ort, neben dem Sportgymnasium. Ich bin täglich um 18.00 Uhr hier fertig. Wir können die Tage auswählen, an denen du zu dieser Zeit mit allen Terminen durch bist, dann kann ich dich mitnehmen. Sie haben bis 20.00 Uhr geöffnet, das geht sich locker aus. Du kommst dann nur etwas später zum Abendessen."

Damit war es abgemacht.

Sandra besaß drei ideale Eigenschaften, um beim Training rasche Erfolge zu erzielen: den Willen, ihre Gesundheit komplett wieder herzustellen, die Ungeduld, rasch zu Henning nach Hause fahren zu können und ein Gehalt, von dem sie seit Jahren kaum etwas ausgab. Bernhard und sie trainierten also mittwochs und samstags, konzentriert, ehrgeizig und ohne Ausnahmen. Ein "keine Lust" oder "ich habe Kopfschmerzen" gab es bei Sandra nicht. Bernhard hätte es auch nicht gelten lassen, trotzdem war es einfacher, wenn er keine antriebslose Patientin erst einmal zum Training motivieren musste.

Wenn er in der Rehaklinik fertig war, wartete Sandra mit ihren Badesachen bereits in der Eingangshalle. Auch, wenn sie es nicht erwartet hatte, brachte Bernhard sie jedes Mal von der Schwimmhalle wieder zurück. Sie hätte auch mit dem Bus fahren können, doch Bernhard wollte die Zeit, die er mit ihr verbrachte, wenigstens ein paar Minuten verlängern. Was er laut aussprach, war: "Unsinn, dann müsstest du rund 40 Minuten warten. Wenn ich dich fahre, kühlst du nicht komplett wieder aus und hast auch noch ein wenig Auswahl beim Abendbuffet."

-------

Die Sommerwochen vergingen wie im Flug. Jeder hatte ein Ziel oder musste Veränderungen bewältigen. Die größte stand Ulrike bevor. Sie hatte einen Scheidungsanwalt gefunden, der innerhalb weniger Tage einen Termin frei gehabt hatte. Sie war nicht sicher gewesen, ob das für ihn sprach, aber sie hatte sich wohl und gut beraten gefühlt.

Bereits am folgenden Wochenende teilte sie Frank beim Frühstück ihre Entscheidung mit.

"Ich werde mich scheiden lassen."

Frank blickte auf. "Das wirst du nicht", sagte er spöttisch.

Ulrike antwortete nicht.

"Das wirst du nicht!", wiederholte er scharf. "Das kannst du vergessen!"

Ulrike blieb ruhig, wenn auch nur äußerlich. "Ich kann und ich werde. Du kannst es natürlich hinauszögern, aber nicht verhindern und das weißt du."

Frank sprang auf und lief wütend in der Küche hin und her, soweit das der begrenzte Platz zuließ.

"Warum?"

"Weil wir uns emotional schon vor Jahren getrennt haben. Es wird Zeit, das auch mit unseren Leben zu tun. Warum willst du das nicht?"

Ihr Mann legte seine Hände in den Nacken und zog mit den Fingern an seinen verspannten Muskeln, während er schweigend aus dem Fenster sah.

Schließlich drehte er sich zu ihr um. "Hast du einen Anderen?"

Diesmal war es Ulrike, die schwieg.

"Ist das ein Ja?"

"Das ist ein 'Geht dich nichts an'."

"Ich werte es als ein Ja und ich sage dir gleich, dass ich dich mit dieser Scheiße nicht durchkommen lasse. Ich mache dir die Trennung so schwer wie möglich. Über Jahre, wenn es sein muss", zischte Frank drohend.

"Das wird Sonja aber nicht gefallen, vermute ich", ließ Ulrike die Bombe platzen.

Frank wurde blass und plumpste auf einen Küchenstuhl.

"Seit wann weißt du es?"

Ulrike zuckte mit den Schultern. "Zwei Jahre? Vielleicht auch etwas länger."

"Warum hast du nie etwas gesagt?"

Kurz dachte sie nach. "Weil es mir egal ist, schätze ich."

Frank sank noch weiter in sich zusammen und sah sie verletzt an. Plötzlich sah er wieder aus wie der junge Mann, in den sich Ulrike vor über 25 Jahren verliebt hatte. Unsterblich, wie sie damals noch gedacht hatte.

Mit dem Fuß schob er den gegenüberstehenden Stuhl unter dem Tisch hervor.

"Komm, setz dich zu mir. Wir müssen reden."

Ulrike nickte und kam seiner Bitte nach, stand jedoch gleich wieder auf. "Warte, ich mache uns noch einen Kaffee."

"Schnaps wäre mir lieber", kam es kläglich von Frank.

Ulrike lächelte. "So schlimm wird es nicht werden. Immerhin reden wir gerade ganz ruhig miteinander. Das habe ich vermisst."

Diesmal nickte Frank nachdenklich. "Was ist eigentlich aus dem Paar geworden, das wir einmal waren?"

"Der Alltag hat es aufgefressen, fürchte ich. Er hat uns verdaut und in dem, was er wieder ausgeschieden hat, haben wir uns nicht mehr erkannt."

"Sehr philosophisch!", grinste Frank. "Aber du hast recht. Wir haben bei allen Themen unser Bestes gegeben, nur um unsere Beziehung haben wir uns nicht gekümmert. In den letzten Jahren mochte ich mich selbst nicht mehr und habe dir und Tess die Schuld gegeben."

Ulrike stellte die beiden frisch gefüllten Tassen auf den Tisch und setzte sich wieder. "Ich habe ganz sicher auch nicht alles richtig gemacht. Auf jeden Fall haben wir beide zu viel gearbeitet. Im Grunde ist unser Kind mit fremden Menschen und viel zu früh auch alleine aufgewachsen. Das ist es, was mir am meisten weh tut. Weder das Schuldgefühl, noch den Schmerz, so vieles verpasst zu haben, werde ich jemals loswerden. Wir haben beide gut verdient, so viele Wochenstunden wären überhaupt nicht notwendig gewesen. Es war nur für unsere Egos." Sie seufzte zitternd und versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten.

Frank griff über den Tisch nach ihrer Hand. "Ich würde dir gerne widersprechen, aber es ist noch gar nicht lange her, da dachte ich mir das auch. Ich hatte einen sehr wahren Satz gelesen:

Niemand sagt am Sterbebett 'Ach, wäre ich doch öfter im Büro gewesen.' Da wurde mir bewusst, dass ich...", er zögerte.

"Sprich weiter", forderte Ulrike ihn auf. "Dass du die Chance hast, es beim zweiten Kind mit einer jüngeren Frau besser zu machen?"

"Ja, so ähnlich."

Sein Eingeständnis brach Ulrike beinahe das Herz. Es tat so unglaublich weh, dass sie diese Möglichkeit nicht hatte und selbst wenn, konnte sie damit an Tess nichts wieder gut machen. Trotzdem lächelte sie ihren Mann an.

"Und das möchtest du?"

"Sonja möchte es."

"Du nicht?"

Frank seufzte tief und lehnte sich zurück. Er betrachtete seine Finger, die mit der Serviette vom Frühstück spielten. "Ich weiß es nicht."

Ulrike schwieg. Was hätte sie dazu auch sagen sollen?

Als Frank wieder zu sprechen begann, war sein Ton sachlich. "Nun gut, dann reden wir einmal über unsere Scheidung."

Sie benötigten nicht einmal eine Stunde, um sich bis ins Detail einig zu werden. Es gab keinen Streit, nicht einmal einen scharfen Ton, von keinem von ihnen. Am Ende erhob sich Ulrike. "So leicht lassen sich zwei Leben voneinander trennen", sagte sie wehmütig.

Auch Frank war nicht wohl. Er stand ebenfalls auf und umarmte seine Noch-Ehefrau. Lange standen sie schweigend da.

"Abschiedssex?", fragte er leise.

Eine Sekunde lang war es auch für Ulrike verlockend, doch dann dachte sie an Joes riesigen Vertrauensvorschuss. Er hatte alle ihre Wünsche akzeptiert, drängte sie nicht, sich mit der Scheidung zu beeilen und überließ ihr die Wahl des Zeitpunktes, ihre Kinder zu informieren. Sie sah ihn vor sich, wie er nach Abfahrt ihres Zuges immer kleiner wurde und nicht zu winken aufhörte, solange sie ihn eventuell noch sehen konnte. Er hatte es nicht verdient, betrogen zu werden.

"Behalten wir lieber unsere ungetrübten Erinnerungen daran. Im Bett haben wir uns immer verstanden." Sie löste sich ein Stück von Frank, sah zu ihm nach oben und streichelte sanft seine Wange.

Er nickte. "Wir hatten viele Jahre Zeit, unsere Ehe zu retten. Jetzt ist es zu spät. Eigentlich schade."

Nachdenklich verließen sie die Küche.

-------

Bei Sandra ging es rasch voran. Sie trainierte konsequent, beinahe verbissen, doch ihr Ziel, bald zu Henning zurückzukehren, verlor sie zunehmend aus den Augen. Immer öfter dachte sie in ihren Tagträumen an Bernhard. Sie empfand seine Berührungen als angenehm, auch wenn er nie mehr tat, als für das Training oder eine Untersuchung des Knies notwendig war.

In Sandras letzter Woche lud er sie zum Essen ein. Es war ein entspannter Abend gewesen, gutes Essen, gedämpftes Licht und Bernhards Lachen. Sandra war nicht sicher, was sie für ihn empfand, aber auf jeden Fall liebte sie sein Lachen.

Sie kam Bernhard entgegen, als dieser sich vorbeugte, um sie zu küssen. Nach einer kurzen, prickelnden Berührung ihrer Lippen drehte sie jedoch den Kopf weg, begegnete Bernhards fragendem Blick und erklärte leise: "Ich weiß nicht, ob ich Single bin."

Bernhard war enttäuscht. Allerdings nicht vom Verlauf des Abends, sondern davon, dass er falsch geraten hatte. Er war stolz darauf, mit seiner Einschätzung, bei welcher Frau etwas ging, so gut wie immer richtig zu liegen. Sandra gehörte zu den wenigen Ausnahmen. Künstlerpech.

Trotzdem lächelte er sie an. "Du weißt es nicht?"

Sandra schüttelte den Kopf. "Eigentlich dachte ich, ich wäre in einer Beziehung, aber so wie es aussieht, war es das nur von meiner Seite. In all den Wochen hier hat er sich kein einziges Mal gemeldet. Wenn ich ihn angerufen habe, war er zwar freundlich, aber kurz angebunden, als wäre ich eine nette, aber etwas lästige Verwandte." Sie seufzte, trank einen Schluck Wasser und sah dann dem Glitzern auf der Oberfläche zu, während sie ihr Glas hin und her kippte.

"Ich bin anscheinend sehr begabt darin, mich in die falschen Männer zu verlieben." Sandra sah auf und begegnete Bernhards verständnisvollem Blick. Er nickte, seufzte ebenfalls und bestellte zwei Vogelbeerschnäpse.

So gesehen war es ganz gut, dass sie ihn abgewiesen hatte. Bernhard hatte nur auf eine unverbindliche Nacht und ganz sicher nicht auf etwas Dauerhaftes spekuliert, ihr Beziehungsstatus war ihm daher gleichgültig. Wenn Sandra aber mehr darin gesehen hätte, wäre sie erneut enttäuscht worden und das hätte er nicht gewollt. So war er nicht. Er suchte Partnerinnen, die ebenfalls nur auf ein Abenteuer aus waren und war kein Mann, dem es egal war, ob er die Frau damit verletzte.

Als die beiden Gläschen gebracht wurden, sagte Sandra: "Bringen Sie bitte gleich noch zwei!" Bernhard musste schmunzeln.

-------

Auch bei Henning lief nichts wie geplant. Er traf sich regelmäßig mit Antonia, gemeinsam waren sie mehrmals im Freibad gewesen und obwohl er sich wirklich Mühe gegeben hatte, hatte sie ihn bisher immer abblitzen lassen. Sie hielt ihm immer einen Köder vor die Nase und zog ihn weg, wenn er danach schnappte. Zumindest empfand er es so. Als er sie darauf ansprach, entwickelte sich ein handfester Streit, weil Antonia der Meinung war, nur mit ihm geflirtet zu haben und das sei ja schließlich keine Garantie auf mehr. Hennings Hormone sahen das jedoch völlig anders.