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Zu Schön, Um Wahr Zu Sein? 04

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Wutentbrannt krachte Antonia danach ins Büro und warf sich der verdutzten Heike weinend an den Hals.

"Er ist so ein Idiot!", schluchzte sie.

Heike schob sie von sich, um sie ansehen zu können. "Wer?"

"Henning!"

In Felix erwachte der edle Retter. "Was hat er getan?"

Antonia zog die Nase hoch. "Er will Sex und ich nicht."

Felix stand auf. "Ich dachte, er ist mit Sandra zusammen und jetzt bedrängt er unsere Praktikantin?"

Er war schon auf dem Weg zur Tür, als Heike ihn scharf zurückhielt. "Felix! Misch dich nicht ein! Setz dich hin und lass Toni ausreden." Sie war als Mutter und Patentante mit den Dramen von Kindern und Jugendlichen deutlich geübter als ihr Bruder und von Antonias Auftritt nur halb so beeindruckt.

"Also: was war los? Ihr habt euch doch in den letzten Wochen gut verstanden." Heike riss zwei Blätter von der Küchenrolle, die sie immer in der Schreibtischlade hatte und wischte Antonia damit das Gesicht sauber, die sich davon wie ein Kind trösten ließ.

"Ja, bisher war es mit ihm lustig, aber jetzt sagt er plötzlich, er hätte gedacht, das war alles nur der Einstieg, sozusagen vor dem nächsten Schritt. Aber ich will ja gar nichts von ihm! Und jetzt ist er wütend und ich finde das ungerecht!"

Einen Moment lang sah es so aus, als ob erneut Tränen zu erwarten waren, doch mit einem zitternden Schluchzen beruhigte sich die junge Frau wieder.

"Na ja", sagte Heike gedehnt. "Er hat etwas erwartet, das nicht eingetreten ist. Er darf enttäuscht und wütend sein. So, wie du jetzt von seiner Reaktion enttäuscht warst. Solange er dich zu nichts zwingt, ist dieser Ärger sein gutes Recht. Wenn es dir wichtig genug ist, dann warte, bis ihr euch beide beruhigt habt und versuche dann, mit ihm zu reden. Wenn dich nur gekränkt hat, dass er nicht deiner Meinung ist, dann hake es als Erfahrung ab. Aber sei ehrlich mit dir selbst."

Nachdenklich nickte Antonia. "OK". Dann strahlte sie Felix an. "Und außerdem habe ich ja schon am ersten Tag festgestellt, dass es hier einige gutaussehende Männer gibt." Damit drückte sie ihrem 'Onkel' Felix einen Kuss auf die Wange und verließ das Haus.

Der sah zu seiner Schwester. "Muss ich das verstehen?"

Heike zuckte mit den Schultern. "Nein, sie versteht es selbst nicht wirklich. Im Grunde war das gerade ein Aufeinanderprallen der noch nicht ganz überstandenen Pubertät und Ärger über einen Mann, der nicht wunschgemäß reagiert hat. Das gehört zum Leben. Da muss sie durch."

"Manchmal bis du ziemlich hart."

"Nur realistisch und Mutter." Damit wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.

-------

Bei Felix und Manu sowie Hannes und Teresa lief es derzeit ebenfalls nicht rund.

Nach einem von gefühlt 100 Streits bat Tess Manu, am Sonntag mit ihr in die Stadt zu fahren. Windowshopping und dann einen Kaffee mit Kuchen im Park. Manu stimmte gerne zu. Es war ihr klar, dass ihre Freundin jemanden zum Reden brauchte, schließlich waren die Spannungen zwischen ihr und Hannes keinem verborgen geblieben. Lediglich Joe schien nichts zu bemerken. Er war immer ein stiller, nachdenklicher Mann gewesen, doch in den letzten Wochen schien er nur noch in seinen eigenen Gedanken gefangen zu sein.

Kaum saßen Tess und Manu im Auto, als es auch schon aus ihr heraussprudelte.

"Weißt du, im Moment klappt nur wenig nach Plan. Ich wusste, dass meine Hundeschule nicht von heute auf morgen ausgebucht sein wird, aber dass ich immer noch keinen einzigen Privatkunden habe, ist schon zäh. Ich trainiere zwar inzwischen mehrere Hunde aus dem Tierheim, aber das war es auch schon. Lukas macht wirklich viel Werbung für mich und ich bin überall präsent, wo es nur möglich ist, online und sogar an der Pinnwand im Supermarkt. Aber es ist schwieriger, als ich dachte. Und das Schlimmste ist, dass Hannes nur noch schlechter Laune ist. Er hat mich doch immer unterstützt und jetzt habe ich das Gefühl, dass er eifersüchtig ist auf meine Arbeit oder auf die Zeit, die ich dafür verbrauche oder keine Ahnung."

Ratlos sah sie zu Manu, die am Steuer saß. Die blickte kurz zur Beifahrerseite.

"Könnte er auf Lukas eifersüchtig sein?"

"Das kann ich mir nicht vorstellen. Der ist doch überhaupt nicht mein Typ. Vielleicht ist er auch nur angespannt vor dem Sommerfest und es wird danach wieder besser. Wir werden sehen." Teresa seufzte tief.

Manu zuckte mit den Schultern. "Das könnte auch sein, aber eigentlich ist es für ihn ja nichts Neues. Das gab es vor der Pandemie doch jährlich."

Das stimmte. Die Familie hatte es zur Tradition gemacht, immer im späten Sommer ein großes Fest für alle fixen und saisonalen Mitarbeiter zu geben, bevor die Erntezeit begann. So konnten sich alle vor Arbeitsbeginn wieder oder neu miteinander bekannt machen und sich schon einmal aufeinander einstimmen. Heike, die eine hervorragende Menschenkenntnis besaß, versuchte immer gemeinsam mit den Vorarbeitern, die Gruppen möglichst harmonisch zusammenzustellen. Gute Teams leisteten deutlich mehr.

"Du meinst also, ich sollte bis Ende August noch abwarten?"

Manu wusste es auch nicht, aber ihr fiel nichts anderes ein. Ihr eigentlicher Vorschlag, einfach mit Hannes zu reden, was los war, wurde von Teresa bereits im Keim erstickt. So beschloss sie, sich nur mit ihrer Freundin einen schönen Nachmittag zu machen. Beide wussten nicht, dass ihre Männer beschlossen hatten, auch nicht alleine zu Hause zu sitzen, sondern in den Biergarten zu fahren. Als Hannes gleich am Eingang von einem Mann angerempelt wurde und drauf und dran war, einen Streit anzufangen, wurde er von seinem Bruder zur Seite gezogen.

"Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Du bist seit Wochen griesgrämig und genervt."

"Ich bin nicht genervt", sagte Hannes genervt.

"Ach, nicht? Da bin ich aber froh, ich hatte schon befürchtet, dass du den restlichen Abend so einsilbig und unfreundlich bleibst."

Hannes grinste. "Ok, stimmt schon, aber du bist nicht das Problem."

"Aha. So eine Erleichterung. Ich hatte allerdings auch gar kein schlechtes Gewissen. Wer oder was ist sonst das Problem?"

Hannes trank das halbe Glas in einem Zug leer, bevor er antwortete. "Tess."

"Was hat sie getan?"

"Nichts, glaube ich."

"Sag mal, Hannes, hörst du dir überhaupt zu? Was soll das bedeuten? Oder willst du gar nicht darüber reden?"

"Nein, will ich nicht, sollte ich aber, bevor es mich zerreißt."

Felix wartete, während Hannes sein Bier austrank und ein zweites bestellte. Nachdem es gebracht worden war, sprach Hannes endlich weiter.

"Seit sie die Hundeschule eröffnet hat, höre ich nur noch 'Lukas hat gesagt, Lukas meint, Lukas findet', "Lukas was auch immer". Keine Ahnung, was sie an dem Kerl findet, aber für meinen Geschmack denkt sie entschieden zu oft an ihn."

Sein Bruder sah ihn entgeistert an. "Das kann ich mir bei Tess wirklich nicht vorstellen. Hast du Beweise gefunden, dass sie was mit ihm angefangen hat?"

"Nein, Beweise nicht, aber ich habe das Gefühl, dass sie im Bett nicht mehr so viel Spaß hat, wie früher."

"Das ist zwar blöd, aber ihr seid über ein Jahr zusammen, irgendwann kann das schon nachlassen. Oder sie ist gestresst, weil sie noch keine Kunden hat. Oder deine Laune passt ihr nicht. Es gibt viel mehr mögliche Gründe als eine Affäre."

"Hm", brummte Hannes nichtssagend in sein drittes Bier.

Als Felix den ziemlich betrunkenen Hannes Stunden später zu Hause ablieferte, war Teresa von seinem Zustand nicht unbedingt begeistert. Sie lag schon im Bett, als er die Stufen hinaufpolterte, seine Kleidung vor dem Bett am Boden liegen ließ und unter die Decke kroch. Er stank nach Schweiß und Alkohol, als er zu Teresa hinüberrutschte und versuchte, sie zu küssen. Sie wehrte ihn ab.

"Hör auf, ich will heute nicht."

"Warum nicht?"

"Du bist besoffen und ich bin müde."

Frustriert setzte sich Hannes auf seine Seite und sah sie wütend an. "Fickst du mit Gabrieli?"

Teresa starrte verständnislos zu ihm hinüber. "Ob ich... was? Mit wem?" Sie brauchte ein paar Sekunden, bis ihr einfiel, dass das Lukas' Familienname war.

Auch sie setzte sich jetzt auf. "Sag mal, spinnst du? Nur weil ich einmal keine Lust habe, gehe ich gleich fremd, oder was?"

"Wäre doch möglich, immerhin redest du ununterbrochen von ihm!"

"Ja, weil nur er eine ähnliche Ausbildung hat wie ich. Mit wem sollte ich sonst reden, wenn ich einen Rat brauche oder Feedback? Deshalb habe ich doch nicht gleich Sex mit ihm. Wir sind nicht einmal befreundet und hatten privat noch nie miteinander zu tun!" Teresa war immer noch fassungslos.

"Das hat dich bei mir ja auch nicht gestört. Wir kannten uns noch keine zwei Tage."

Tess wurde blass vor Zorn. "Stimmt. Wahrscheinlich war das ein Fehler."

Mit diesen Worten packte sie ihr Bettzeug zusammen und übersiedelte ins Gästezimmer, in dem sie ihre ersten Nächte verbracht hatte.

Hisbert hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Streit im Rudel überforderte ihn völlig. Unschlüssig sah er zwischen Hannes und dem leeren Vorzimmer hin und her. Er war heilfroh, als Teresa ihm die Entscheidung abnahm, ihn zu sich rief und hinter ihm die Tür zuknallte.

Als Hannes am nächsten Morgen verkatert die Treppe in die Küche hinunterkam, sah Teresa gerade auf die Uhr. Es war Sonntag und schon kurz vor zehn, da konnte sie schon bei Joe anrufen.

Er nahm das Gespräch nach dem ersten Läuten an. "Guten Morgen!"

"Guten Morgen, Joe! Sag, ist dein Gästezimmer frei?"

"Mein...? Äh, ja, aber ich muss es noch herrichten."

"Kein Problem, das mache ich. Wie lange ist es frei?"

"Kann ich nicht genau sagen. Bis deine Mutter das nächste Mal kommt. Ich erwarte sonst niemanden."

"Sehr gut, ich bin in einer Viertelstunde bei dir." Damit legte sie auf, stürmte wortlos an Hannes vorbei und packte ihre Sachen in einen Koffer.

Als Joe ihr die Tür öffnete, war ihm immer noch nicht klar geworden, dass das Zimmer für Tess gedacht war. Er vermutete, dass sie überraschend zwei Gäste hatten, so dass sie die zweite Person bei ihm unterbringen wollten. Entsprechend sah er verdutzt in den leeren Hof hinter ihr.

"Wann kommt dein Gast?", fragte er, als er die Tür wieder schloss und hinter ihr die Treppe hinaufstieg. Er zeigte auf den Koffer.

"ICH bin der Gast."

Joe starrte Teresa an, als wäre sie ein Kalb mit zwei Köpfen. "Was ist passiert?"

"Dein Sohn scheint im Augenblick nicht ganz sauber zu ticken. Ich möchte den Heilungsprozess keinesfalls mit meiner Anwesenheit stören."

Joe zog die Augenbrauen hoch und sagte nichts mehr. Als Tess begann, ihren Koffer auszupacken, tätschelte er Hissi den Kopf, ging hinaus und schloss leise die Tür.

-------

Das Sommerfest fand am letzten Sonntag im August statt. Acht Tage davor hielt Ulrike auf den Stiegen des Bezirksgerichtes ihre Scheidungspapiere in der Hand und verabschiedete sich von Frank.

"Was hast du jetzt vor?"

"Ich kaufe einen riesigen Strauß rote Rosen und hole Sonja von der Arbeit ab. Sie weiß noch nichts von unserer Scheidung und ich möchte sie überraschen. Was machst du?"

Ulrike lachte. "Schade, dass ich das nicht sehe. Ich liebe romantische Szenen... Ich fahre jetzt in die Wohnung und packe meine letzten Sachen. Und dann ab ins Hotel."

"Wirst du in der Stadt bleiben?"

"Eher nicht. Zumindest fürs Erste will ich hier weg."

Frank nickte. "Na dann, viel Glück! Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst - ich wünsche dir alles Gute. Ehrlich!"

Ulrike drückte ihn kurz an sich. "Ich dir auch. Vielleicht hören wir uns ja einmal, immerhin haben wir immer noch eine gemeinsame Tochter."

Damit trennten sie sich und sie stieg ins Taxi.

Von der Wohnung aus rief sie Joe an. "Ich bin geschieden!", rief sie statt einer Begrüßung. Joe lachte. "Ulli! Wie schön, dich zu hören! Und mit so guten Nachrichten. Seit wann?"

"Seit 36 Minuten. Ich bin gleich ins Taxi gesprungen, um dich anrufen zu können!" Sie lachte befreit auf.

Einen Moment lang war es still, dann fragte Joe: "Wann kann ich dich sehen?"

"Ich komme nächste Woche zum Fest, das weißt du doch."

"So lange kann ich nicht warten, Ulli. Endlich ist es soweit, ich will nicht noch mehr Zeit verlieren."

Ulrike musste schlucken, weil sie die Sehnsucht nach Joe zu überwältigen drohte.

"Ich bin ab heute Abend im Hotel und habe meine Sachen größtenteils eingelagert. Meinen Job habe ich bereits gekündigt, mich hält hier nichts mehr. Kannst du mich und Arthur abholen? Je früher, desto besser."

"Weißt du, dass deine Tochter seit Wochen in meinem Gästezimmer wohnt?"

"NEIN! Wieso?"

"Ich weiß es nicht. Weder sie, noch Hannes sind bereit, etwas zu erzählen. Vielleicht haben sie mit Felix oder Heike gesprochen, aber ich glaube es nicht."

"Also haben nicht nur wir Geheimnisse. Ich muss mir aber ohnehin in eurer Nähe eine Wohnung suchen. Bis ich etwas gefunden habe, bleibe ich in einem Hotel, das kann ich genauso gut in deiner Nähe anstatt hier."

"Ich kann freitags am späten Nachmittag bei dir sein. Dann überlegen wir uns, was wir unseren Kindern sagen und am Sonntag zum Fest nehme ich dich mit zurück."

"Wunderbar!" Ulrike strahlte. "Ich freue mich so sehr auf dich, ich kann es nicht beschreiben!"

Glücklich verabschiedeten sie sich voneinander.

Ulrike genoss die freie Woche und streifte noch ein letztes Mal bewusst kreuz und quer durch ihre Heimatstadt. Joe würde den Freitagabend und den ganzen Samstag mit ihr hier verbringen, vielleicht würde er etwas unternehmen wollen. Sie würde ihm das Technische Museum vorschlagen. Es gab eine riesige Abteilung zum Thema "Landwirtschaftliche Maschinen einst und jetzt" und wenn Joe nicht schon wieder etwas von seinem Beruf sehen wollte, gab es jede Menge andere Exponate zum Ansehen und Ausprobieren.

Als Joe am Freitag bei ihr ankam, fiel Ulrike ihm um den Hals und küsste ihn innig. Dann zog sie ihn ins Zimmer und schloss die Tür, wo Arthur die Gelegenheit nützte, Joes Schuhe und Hosenbeine zu beschnüffeln. Sich streicheln zu lassen, kam für Arthur nicht in Frage. Das musste man sich verdienen. Sein Frauchen hingegen sehnte sich nach Joes Berührungen, trotzdem hielt sie ihn ein Stück von sich weg und musterte anerkennend seinen schlohweißen Vollbart. Er hatte ihn sorgfältig zu einem nur mittellangen Ducktail geschnitten, was sein Gesicht streckte. Die ebenfalls beinahe komplett weißen Haare hatte er sich von einer normalen Kurzhaarfrisur auf etwa 3 cm kürzen lassen, Jeans und Hemd waren neu.

"Joe! Der Bart steht dir großartig! Und die neue Frisur!" Sanft legte sie ihm die Hände auf die Wangen. "Du siehst richtig gut aus!" Wieder küsste sie ihn, wenn auch nur kurz.

Joe freute sich, dass seine Überraschung gelungen war. "Ich werde nie so gut aussehen wie du. Ich möchte dich nie wieder aus den Augen lassen." Er lächelte und hielt Ulrike an den Händen. Dann setzte er sich auf die Bettkante und zog sie auf seinen Schoß.

"Dir werden die Beine einschlafen", lachte Ulrike. "Ich bin schon lange nicht mehr so leicht wie früher. Und dünn war ich überhaupt nie."

"Du bist perfekt." Joe legte seine Wange an ihr Dekolleté und schloss die Augen. Ulrike umarmte seinen Kopf und streichelte mit der Nase sein Haar. Lange saßen sie still da und genossen die Anwesenheit des anderen.

Gerne hätte Joe sich mit ihr einfach nach hinten kippen lassen, doch er hatte bereits eine Bandscheibenoperation hinter sich und musste vorsichtig sein. Schließlich drückte er einen Kuss auf ihre Haut und schob sie von sich.

"Komm", flüsterte er, "wir rutschen nach oben. Es fühlt sich so gut an, dich zu spüren." Eng umschlungen lagen sie fast eine Stunde lang schweigend da, ohne sich zu bewegen.

-------

Heike ahnte nichts von den Gedanken ihres Vaters, als sie am Samstag noch einmal ihre Checkliste für das morgige Fest durchging. Ihr fiel nichts mehr ein, das noch fehlen könnte. Trotzdem ging sie vom Büro hinüber zur großen Wiese, auf der morgen die Tische aufgebaut werden würden. Sie sah alles schon vor sich und trotz all der Arbeit freute sie sich darauf. Es würde ein wunderbarer Tag werden, da war sie sich sicher. Sogar das Wetter würde sich in perfekter Sommerlaune zeigen. Zufrieden beschloss sie, nach Hause zu fahren.

Als sie sich umwandte, sah sie, dass in der Marmeladenküche noch Licht brannte. Lorelei, eine langjährige Angestellte, machte also wieder einmal als Letzte Schluss. Sie hatte als Helferin der damaligen Köchin begonnen, als Birgit den Hofladen aufbaute. Irgendwann hatte sie übernommen und ihrerseits eine Hilfskraft zur Seite gestellt bekommen. Als diese schwanger wurde, hatte Lorelei beschlossen, dass sie die Arbeit auch alleine schaffte und so war es geblieben.

Sie entsprach ganz und gar ihrem Namen. Klein und sehr rund, mit langen blonden Haaren, die sie stets zu kunstvollen Zöpfen geflochten trug, hätte sie die Seefahrer und auch die meisten anderen Männer früherer Zeiten um den Verstand gebracht.

"Lorelei, willst du nicht auch endlich heimfahren?", fragte Heike beim Betreten des kleinen, aber professionell ausgestatteten Raumes. Glatte Oberflächen, Edelstahl, glänzende Kupfertöpfe - ausgelegt, um die Hygienevorschriften möglichst leicht einhalten zu können, aber Heike würde hier nicht arbeiten wollen. Es war steril und ganz eindeutig ungemütlich. Lorelei empfand es offensichtlich nicht so. Lächelnd sah sie ihre Arbeitgeberin an und zeigte auf eine riesige Schüssel Kartoffelsalat. "Doch, ich bin fast fertig. Aber der Salat muss gut durchziehen, deshalb habe ich ihn heute noch gemacht."

Skeptisch betrachtete Heike die Menge. "Das kann nicht reichen. Hast du noch mehr?"

"Es ist die fünfte Schüssel, die anderen stehen schon in der Kühlung", lachte Lorelei. "Insgesamt waren es 15 kg Kartoffeln. Die wurden aber hauptsächlich in Hannes' und Joes Küchen gekocht und geschält. Ich war heilfroh, dass so viele Leute helfen wollten. Das Gebäck wird morgen frisch geliefert, die Kuchen bringt die Mannschaft und die Beilagen zum Spanferkel und die Desserts sind auch schon fertig. Egal, was morgen schief geht, verhungern werden wir definitiv nicht."

Heike wusste, dass Lorelei mit der 'Mannschaft' die fixen Mitarbeiter meinte, die - im Gegensatz zu den Saisonarbeitern - alle mit ihren Familien in der Umgebung lebten.

"Na gut, ich fahre. Hoffentlich hat Ben die Brut schon ins Bett geschickt. Ich will nur noch auf die Couch fallen. Gute Nacht!"

"Ich räume auch nur noch fertig auf und bin dann weg. Schönen Abend und grüße Ben von mir. Ich freue mich, morgen wieder einmal alle zu sehen!"

"Mach ich", nickte Heike und ging.

In der Küche drehte sich Lorelei zur Vorratskammer um, aus der Felix wieder heraustrat. "Warum sollte Heike dich hier nicht sehen?"

Felix zuckte mit den Schultern und drückte sich an ihr vorbei. "Mmm, du fühlst dich gut an", murmelte er. Lorelei lächelte verführerisch. "Ich kann mich noch viel besser anfühlen", wisperte sie. Die Verlockung, auf ihr eindeutiges Angebot einzugehen, war groß. Er überlegte kurz. Manu war früh zu sich nach Hause gefahren, sie musste morgen sehr zeitig zu einem Casting aufbrechen. Sie würde nicht wissen, wann und ob er in seine Wohnung zurückkehrte. Er drängte sich näher an Loreleis Körper. "Ach ja?"

Sie sah zu ihm hinauf. "Allerdings", flüsterte sie.

"Wie gut?"

"Weich und warm und sehr feucht!" Mit diesen Worten legte sie ihre Hand in seinen Schritt und Felix schloss die Augen.

Lorelei hatte so eine Entwicklung nicht erwartet, aber ihr gefiel Felix schon seit Jahren und sie wäre verrückt, die Gelegenheit nicht zu ergreifen. Sie wollte ihn nicht für sich behalten. Sie mochte Manu und würde ihr auch nichts erzählen, aber wenn er sich förmlich aufdrängte - nun, eine Heilige war sie ganz sicher nicht.

Langsam begann sie, ihn zu massieren. Felix zog die Nadeln aus ihren Haaren und löste die Zöpfe. Als ihr die blonden Wellen bis zur Hüfte fielen, schob er seine Finger hinein und hob ihr Gesicht an, um sie zu küssen.