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Zur Domina gemacht Teil 16 Band III

Geschichte Info
Treffen mit Alexander, Anruf aus der Vergangenheit.
12.2k Wörter
4.68
6.3k
1

Teil 16 der 22 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 06/18/2020
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1. Alexanders Belohnung

Anna sah sich im Wohnzimmer um, es schien soweit alles vorbereitet zu sein. In zwei Minuten würde es an der Tür klingeln und sie die Gelegenheit dazu bekommen, sich bei Alexander zu bedanken. Es war keine leichte Aufgabe gewesen, die sie ihrem Sklaven gestellt hatte. Serkan, Gülens Vater, hatte sich lange seinem Vorschlag widersetzt, wobei die Gründe für seinen Widerstand schwer zu deuten blieben. Vielleicht war es der offene Bruch mit seinem Bruder? Die Angst, Geld von jemanden anzunehmen, den er doch eigentlich überhaupt nicht kannte? Seine Tochter Gülen war es gewesen, die letzten Endes den Ausschlag gegeben hatte. Sie war verzweifelt und nachdem auch die Mutter ihr Machtwort gesprochen hatte, ließ sich der Alte endlich überzeugen.

Anna war erleichtert, mit Unbehagen dachte sie an ihren letzten Besuch im Haus der Freunde zurück, wo Gülens Onkel und dessen älteste Tochter nur Schmähkritik und Spott für die Familie des Bruders übrig gehabt hatten.

„Riiiiiinnnnggggg!"

Alexander! Anna freute sich. Der Kunde und Freund war zu einer wichtigen Stütze für sie geworden und gerne würde sie ihm heute, auf ihre Weise, Danke sagen.

So ließ sie sich Zeit, schlenderte lässig zur Tür, betrachtete sich noch einmal in dem großen Flurspiegel und befand alles in Ordnung. Ihre schwarzen Reitstiefel, passten zu der beigen figurbetonenden Hose und die weiße Bluse brachte sowohl ihr ausladendes Dekolleté zur Geltung, als auch ihre künstlich verengte Taille. Wie viel Sport sie treiben musste, um gerade diesen Bereich ihres Körpers zu stärken, der von Laval in seinem Wahn für immer geschädigt worden war. Sie hatte manchmal, wenn sie sich viel bewegte, Schmerzen in dieser Region.

Sie beobachtete durch den kleinen Monitor der Türsprechanlage ihren Freund und Sklaven. Ein untersetzter, unauffälliger Mann mit wenig attraktiven Gesichtszügen und lichtem Haar. Dennoch blieb er für Anna ein ganz besonderer Mensch. Vielleicht auch dadurch schön für sie? Sie konnte sich noch gut daran zurückerinnern, wie sie ihn im Zusammenhang mit einem aufwendig inszenierten Rollenspiel kennengelernt hatte. Er hatte vor ihr einen Frauenschinder und Vergewaltiger gemimt, unvorstellbar für sie, im Nachhinein betrachtet. Schnell war sie ihm während der Session auf die Schliche gekommen und hatte den sanftmütigen und sensiblen Mann mit all ihrem Können freigelegt. Das war damals eine sehr derbe und schwer verkraftbare Prozedur für Alexander gewesen.

„Hallo Alex! Schön das du da bist. Warte! Ich mache dir auf." Sie sah die Überraschung in seinem Gesicht. Sie gab sich freundlich und sanft, ganz gegensätzlich zu ihrem sonstigen Ton ihm gegenüber.

Sie hörte den Fahrstuhl nach oben fahren, dann hielt auch schon die Kabine in ihrem Stockwerk. Alexander hielt sein Gesicht vor ihr gesenkt, ein Verhalten, das seiner Herrin geschuldet war, heute aber keine große Rolle spielen sollte.

Anna kam ihm entgegen, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf seine Wange. Sie spürte dabei deutlich seine Anspannung, wahrscheinlich rechnete er damit, dass sie jederzeit mit ihrem bösen Spiel ihm gegenüber beginnen könnte.

So drückte sie sanft mit ihren behandschuhten Zeige- und Mittelfinger unter sein Kinn, beobachtete wie seine Augen unsicher zu ihr aufblickten und freute sich darauf, ihm heute eine ganz andere Anna zeigen zu dürfen, als diejenige, welche er von ihr erwartet hatte.

„Ich danke dir!" Stellte sie fest, küsste ihn erneut auf seine Wange und umarmte ihn ein zweites Mal. Sie empfand wirklich so und hatte kein Verlangen ihre Gefühle vor diesem Mann zu verstecken.

„Anna ich ..."

Sie schüttelte ihren hübschen Kopf, worauf er sofort innehielt.

„Alex, heute geht es hier um mich. Du bist hier, weil ich es wollte! Verbleiben wir so?"

Sein Blick senkte sich sofort wieder.

„Ja, Anna."

Sie lachte und drückte ihm erneut auf behutsame Weise ihre Finger unter sein Kinn.

„Du nimmst heute alles hin und stellst nichts in Frage. Hast du das verstanden?" Verlangte sie von ihm in einem eindrücklichen Ton.

Er schien verwirrt, nickte und stammelte ein paar Worte. Wahrscheinlich weil er sich nicht vorstellen konnte, worin der Unterschied zu ihren sonstigen Treffen liegen könnte. Sie bezwang ihn doch sowieso, egal ob er sich wehrte oder nicht.

„Komm! Ich habe uns was gekocht. Ich hoffe es schmeckt dir."

Sichtlich verwirrt ließ er sich von ihr in die Wohnung führen, blickte überrascht zu den aufwendig gedeckten Esstisch und schien erstaunt. Warum tat sie das? Aus dem Gefühl heraus ihm etwas zu Schulden? Er hatte geglaubt, sich ihr in diesem Punkt erklärt zu haben. Er erinnerte sich an ihren Befehl und so ließ er sich von ihr auf seinen Platz führen, dabei ihre wundervolle Erscheinung in Augenschein nehmend. Sie sah böse und verrucht aus wie immer. Ganz die Domina und Herrin, die er so über alles liebte.

„Setz dich! Es müsste schmecken, ich habe mich ganz genau an das Rezept gehalten."

Alexander konnte nicht anders, zeigte ihr ein Lächeln und fühlte, wie ihr gegenüber seine Spannung etwas nachließ. Selbst wenn es jetzt zu einem abrupten Wechsel kam und sie ihm mit aller Härte seine Herrin aufzeigte, so wäre dieser Eindruck es wert gewesen.

„Wie lief es heute? Hattest viel Stress?" Sie füllte Tortellini auf seinen Teller, übergoss sie mit einer hellen Cremesauce und tat sich dann selbst auf.

„Entspanne dich! Alles gut!" Forderte sie noch einmal.

Alexander nickte zaghaft, blickte in den Schein der zwei Kerzen und wusste noch immer nicht viel mit der Situation anzufangen. Anna verhielt sich ganz anders als sonst und es fiel ihm schwer, mit ihr in dieser Konstellation umzugehen.

So folgte er ihren Handlungen mit seinen Blick, sah sie seitlich von ihm Platz nehmen und fühlte ihre Hand auf seiner Schulter.

„Iss! Es wird sonst kalt." Sie lächelte und zwinkerte ihm dabei zu.

Das Essen schmeckte. Vielleicht, weil er ahnte, dass sich seine Domina ziemlich viel Mühe damit gegeben haben musste.

„Wo ist dein Kleiner?" Fragte er sie vorsichtig.

Anna hatte sich gerade genüsslich einen Löffel voller Tortellini in ihren so wunderschön sinnlichen Mund geschoben, kaute, ihre braunen Augen dabei auf ihn gerichtet haltend.

„Bei Katrin. Wir haben also sturmfrei und können die Musik nachher laut machen."

Sie lachte und so fiel er mit ein. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie wenig er eigentlich über diese Frau wusste.

„Warst du noch einmal bei Jargo?"

Anna nickte und erzählte ihm von dem Pferd und ihren Reitversuchen, ließ aber auch ihren Bruder nicht außen vor. Alexander fühlte, dass es ein Privileg war, dass sie ihm von Ralf erzählte. In einem lockeren Plauderton gab sich seine Domina redselig und mit jedem privaten Wort, dass sie mit ihm wechselte, fiel es ihm schwerer sie sich als die Sadistin vorzustellen, die ihn noch bei der letzten Session an seine Belastungsgrenze getrieben hatte. Sie drückte sich einfach aus, hatte nicht den Wortschatz eines gebildeten Menschen und dennoch fand er es unterhaltend, ihr zuzuhören. Vielleicht weil man ihr Herz raushörte?

„Darf ich dich fragen, wie es deinem Freund geht?"

Ihre Gesichtszüge verhärteten sich sofort und schon haderte er damit, ihr diese Frage gestellt zu haben. Anna schwieg indessen und schien sich eine Antwort erst überlegen zu müssen.

„Er hat mich verlassen, Alex. Über die Gründe möchte ich mich vor dir nicht auslassen, sehe es mir nach. Im Moment versuche ich ihn nicht zu hassen, es fällt mir aber schwer, wenn ich ehrlich bin. Ich habe so ein wenig das Gefühl, dass er uns weggeworfen hat, Ralf und mich. Ich muss immer noch an ihn denken und ärgere mich über die Zeit, die ich dabei an ihn verschwende."

„Ihr seid beide sehr jung gewesen, Anna. Könnte es daran gelegen haben? Oft wertschätzt man nicht, was man bereits gefunden hat und sucht weiter. Leider ist es dann meist zu spät, wenn man sich diesem Fehler erst einmal bewusst geworden ist."

Anna blickte ihn nachdenklich an.

„Und du hast schon einmal ...?"

Alexander verneinte.

„Nein! Ich habe noch nie eine wirkliche Beziehung mit einer Frau geführt. Und da du bestens mit meinen Neigungen vertraut bist, wird das wahrscheinlich auch nicht passieren, wie du dir vorstellen kannst."

„Glaubst du nicht, dass du für eine Frau, die du liebst, darauf verzichten könntest?"

Alexander hob das Weinglas an seine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck daraus. Ein Leben ohne SM? Schwer vorstellbar. Er war die einzige Form von Freiheit, die er bisher in seinem Leben hatte erfahren dürfen.

„Ich weiß es nicht, Anna. Ich hatte solch eine Situation noch nicht."

Anna zeigte sich von ihm enttäuscht, er konnte nur nicht nachvollziehen, warum das so war. Er brauchte eine Minute, um sich dazu zu überwinden sie zu fragen.

„Und du? Was wäre dir wichtig?"

„Eine Insel, Alex. Ein Mann auf den ich mich retten kann, wenn mir alles zu viel wird."

„Und dieser Junge konnte für dich diese Insel nicht sein?"

Anna versuchte, sich zu erinnern.

„Doch, ja. Natürlich. Aber er wollte für mich nicht auf SM verzichten. Mir fiel es immer schwerer seine Wünsche und meine Rolle ihm gegenüber aufrecht zu erhalten."

Alexander wurde bleich. Ging es Anna ihm gegenüber auch so? Ihre Blicke trafen sich und natürlich konnte sie sich denken, worüber er nachdachte.

„Mach dir keine Sorgen! Beim nächsten Treffen bin ich wieder deine grausame Eheherrin und verleide dir dein Leben."

Sie versuchte erneut ihre Enttäuschung vor ihm zu kaschieren und dennoch konnte der sensible Mann sie deutlich aus ihren Worten heraushören.

„Und jetzt?" Seine Stimme klang leise und hell.

„Eine Freundin?" Erwiderte sie leise.

Alexander lächelte, schob eine Teigtasche auf seine Gabel und führte sie an seinen Mund.

„Davon hatte ich bisher auch noch nicht all zu viele." Stellte er, für einen Moment die Etikette vergessend, mit vollem Mund fest.

Anna blickte nachdenklich zu ihm rüber. Was für arme Geister hatten sich hier getroffen.

„Diese Familie, deine Freunde ..., sie halten sehr große Stücke auf dich. Das fand ich bemerkenswert."

Anna hatte Mühe seinen Worten zu folgen.

„Du meinst Gülens?"

Alexander nickte.

„Ja. Die junge Frau hat mir erzählt, was du bereit warst für sie zu tun."

„Weil sie in meinem Studio putzen gehen darf? Alex! Mach dich nicht lächerlich. Erst wenn jemand nichts hat und dennoch gibt, wird etwas Besonderes daraus."

Sie erschrak und schämte sich ihrer Worte. Alexander sah ihr an, wie sie über ihre Bemerkung stolperte und deren Wirkung vor ihm zu mindern suchte.

„Tut mir leid. Ich bin dir wirklich dankbar für alles, was du..."

Er winkte ab.

„Die andere Seite der Medaillie kennst du nicht, Anna. Wenn man viel hat, dann wird man nur noch als Quelle von materiellen Möglichkeiten gesehen, kaum aber noch als Person wahrgenommen. Deshalb sind reiche Menschen, wie sie sind. Meist kühl, arrogant und oberflächlich."

Anna glaubte, ihn zu verstehen. So genau hatte sie nie darüber nachgedacht, wie man sich wohl am anderen Ende fühlen könnte.

„Bereust du es manchmal, so viel Geld zu haben?

„Nein, ich glaube nicht. Sieh mich an, Anna! Was wäre ich noch, wenn ich nicht einmal das hätte?"

Anna schüttelte ihren Kopf.

„Du bist zu depressiv. Das nimmt dir viel von deinem Reiz. Du bist originell, gebildet, aber es geht halt viel davon in deinem Selbstmitleid verloren."

Sie deutete auf den Nachtisch.

„Komm! Greif zu, danach kannst du mir beim Aufräumen helfen."

„Und worin siehst du deine Bedeutung? Ich meine von der Domina abgesehen?"

Sie verübelte ihm seine Retourkutsche. Er konnte deutlich spüren, wie sehr ihr seine Frage missfiel. Aber ging es ihnen nicht beide ähnlich? Er hatte Geld, das jeder haben wollte, sie entsprach einer verbreiteten Fantasie in Perfektion.

„Ich sorge dafür, dass es meinem Bruder gut geht. Das muss mir anscheinend reichen."

„Kann es das?" Fragte Alexander nach.

„Reicht es dir, erfolgreich zu sein?"

„Manchmal ja."

Anna seufzte. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie sich mehr von diesen Abend versprochen hatte. Alexander kam ihr gegenüber anscheinend nicht aus seiner Haut heraus.

Sie schwiegen beide, hingen ihren Gedanken nach, aßen dabei etwas vom Nachtisch und tranken Wein. Sie schienen sich dabei nicht um den anderen sorgen zu müssen, wenigstens das funktionierte zwischen ihnen.

„Hilf mir beim Aufräumen, ja? Oder müssen wir dafür erst einen deiner Bediensteten anrufen?"

Anna grinste böse, ein Anblick, den Alexander regelrecht konsumierte.

„Ich kriege das hin, glaube ich." Stellte er leise fest.

Sie drückte ihm die Terrine mit den Nudeln in die Hände und stapelte die Teller aufeinander, vorher die Reste zusammenkratzend.

„Würde es dir leichter fallen, dich als Domina zu akzeptieren, wenn Laval nicht gewesen wäre und du von allein dazu gekommen wärst?"

Anna blickte überrascht zur Küche, wo Alexander die weiße Porzellanschüssel auf die Ablage stellte.

„Was? Keine Ahnung."

Alexander kam zu ihr zurück und betrachtete sie dabei nachdenklich.

„Ich glaube, dass dies der Grund für deinen Frust ist. Anna du bist die beste Domina weit und breit. Vielleicht glaubst du immer noch, dass Pierre dich dazu gemacht hat, aber das stimmt nicht. Das, was dich so besonders werden lässt, ruht in dir! Das hat sogar meine Schwester festgestellt."

Anna hob ihren Mittelfinger an ihren Mund und deutete an zu würgen. Alexander musste lachen bei diesem Anblick.

„Was hast du für ein Verhältnis zu ihr? Versteht ihr euch?" Fragte sie ihren Besuch.

Alex verneinte und nahm ihr die Teller ab.

„Sie hat mich zeit meines Lebens verspottet und gehänselt. Manchmal auch geschlagen. Keine Ahnung, vielleicht verdanke ich es sogar ihr, dass ich so geworden bin."

Anna zeigte ihm ihr Mitleid.

„Und deine Eltern?"

„Mein Vater hat viel gearbeitet und meine Mutter zusammen mit Victoria das Verdiente wieder ausgegeben. Eigentlich wurde ich erst von den beiden akzeptiert, als mein Alter verstorben und ich seine Geschäfte erfolgreich fortgeführt habe."

„Was würden sie machen, wenn du nichts mehr für sie zahlen würdest?"

Alexander schien diese Konstellation in seinem Kopf durchzugehen.

„Sie haben beide genug. Sie wären versorgt."

Anna legte ihren Kopf schief.

„Dann löse dich von ihnen! Zeig ihnen, dass du sie nicht brauchst, wenn sie dir nicht gut tun."

War das zu einfach gedacht? Alexander schien jedenfalls mit ihrer Idee wenig anfangen zu können.

„Das ist meine Familie, Anna. Die legt man nicht einfach ab, wie ein dreckiges Kleidungsstück."

„Du solltest dir eine neue suchen. Meine Meinung. Eine, die einen Menschen wie dich zu würdigen weiß."

Anna holte einen Lappen, wischte über den Tisch und deutete dann auf die Sitzecke am Fenster.

„Komm, wir machen es uns ein wenig gemütlich."

Alexander folgte ihr. Tatsächlich konnte er langsam das Gespräch mit ihr zulassen, ohne sich daran zu stören, dass seine Gebieterin außen vor blieb.

„Anna? Käme ich für dich in Frage? Ich meine außerhalb unserer Geschäftsbeziehung? Ganz sicher nicht, oder?"

Sie blickte ihn nachdenklich an. Wie konnte sie ihm erklären, dass er mit seinem Denken völlig falsch bei ihr lag?

„Und umgedreht? Die Anna aus dem Plattenbau?"

Alexander schmunzelte. Sie hatte Recht. Auf anderen Wegen hätten sie wohl kaum zueinandergefunden.

„Übrigens bist du jetzt hier."

Er stutzte. Wie meinte sie das?

„Anna ich habe dir gesagt, dass ich keine Erwartungen ..."

Anna seufzte. Überhörte aber seinen Fauxpas.

„Du bist hier, weil ich es so wollte. Verstehst du jetzt? Weil du eben nicht so abstoßend auf mich wirkst, wie du vielleicht glaubst. Ich habe genügend hässliche Menschen erlebt und gesehen, deine Schwester ist eine von ihnen. Dich aber zähle ich nicht dazu."

Alexander wollte sich über ihr Kompliment nicht freuen. Er schüttelte seinen Kopf und seine Miene verdunkelte sich.

„Anna! Du weißt, wie ich aussehe! Ich esse gerne, habe fast eine Glatze und trage einen Bauch vor mir her. Von meinen Penis möchte ich gar nicht erst anfangen..."

Anna ärgerte sich jetzt wirklich über den Mann neben sich. Er strengte sie an, wenn er so von sich sprach.

„Du regst mich gerade richtig auf, weißt du das eigentlich? Höre doch mal auf damit! Wie soll eine Frau sich für dich interessieren, wenn du dich selbst nicht leiden kannst?"

Alexander hob seine Schultern und ließ sie wieder fallen. Spielte das wirklich eine Rolle?

„Hole noch eine Flasche! Sie stehen dort drüben im Regal."

Er stand auf, um Annas Wunsch zu folgen, ging zu der von ihr gewiesenen Stelle und nahm die Flasche Rotwein an sich. Er sah erst zu der Küche rüber, dann wandte sich sein massiger Kopf ihr wieder zu.

„Wo ist der Öffner?"

„In dem Schrank in der Mitte, oberste Schublade."

Anna beobachtete dem Mann dabei, wie er routiniert die Flasche öffnete. Sorgsam legte er den Öffner wieder beiseite, drückte den Korken ein stückweit zurück in die Flaschenmündung und kam zu ihr zurück. Er setzte sich zu ihr, schenkte ein und reicht ihr das Glas.

„Ich muss gleich fahren, Anna. Wenn ich zu viel trinke ..."

Anna blickte ihn nachdenklich an.

„Verreist du?"

Er verneinte und erzählte ihr von der Stadtwohnung, die er besaß. Die Termine für morgen, konnte er auch von dort aus abhandeln.

„Dann schlaf heute hier. Kommt nicht drauf an, ich habe Platz."

„Das meinst du Ernst?" Fragte er sie erstaunt.

„Klar, warum nicht? Du wirst mich schon nicht vergewaltigen."

Er lachte und fühlte sich an ihr erstes Zusammentreffen erinnert. Selbst aus der Erinnerung heraus, tat sie ihm noch weh.

Sie schwiegen, jeder von ihnen hing den eigenen Gedanken hinterher. Alexander wollte es immer noch nicht so recht glauben, dass er einfach so neben seiner Göttin sitzen durfte.

Schüchtern beobachtete er sie dabei, wie ihre markanten braunen Augen einen Punkt im Raum fixierten. In diesem Moment schien sie mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Vielleicht bei ihrem Bruder?

Dennoch eine ungewohnte Situation für ihn. Frauen wollten ihn entweder von sich überzeugen oder wirkten reserviert und angespannt ihm gegenüber, zumindest so lang, bis sie herausbekommen hatten, wer er war. Sie aber saß einfach nur neben ihm und trank ihren Wein.

Sie spürte seinen Blick und erwiderte ihn.

„Fällt es dir jetzt leichter, mich mal ohne Peitsche in der Hand zu ertragen?"

Alexander lächelte.

„Ja. Ich bin erstaunt, wie schnell das geht."

„Brauchst dir trotzdem keine Sorgen machen, deine Eheherrin ist immer zur Stelle, wenn du sie nötig hast."

„Ich glaube, Sorgen machst eher du dir, kann das sein?"

Sie gab für einen Moment ihre Überraschung preis, suchte sie aber sofort vor ihm zu bagatellisieren.

„Das geht seit vielen Jahren so, da komme ich wohl nicht mehr aus meiner Haut raus."

„Hast du Termine morgen?" Fragte er sie interessiert.

„Ja, zwei. Anders schaffe ich es nicht mehr. Bin schon für ein halbes Jahr ausgebucht."

„Fällt es dir jetzt leichter?"

Anna hob ihre Schultern und ließ sie wieder fallen.

„Nein. Ich werde immer mehr zu dieser Frau, die ihr so liebt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mich mit jedem Kunden, den ich abfertige, ein altes Stück von mir aufgebe. Ich weiß nicht, ob das so gut ist."

„Du bist so eine charismatische Frau, Anna. Du wirst jemanden finden."

„Frau? Das ist es doch, Alex. Ich bin, wenn dann schon, eine charismatische Domina. Die Frau gibt es nicht, sondern nur ein Mädchen, dass irgendwann abgelegt wurde, damit man sie zu dem hier machen konnte, was jetzt vor dir sitzt."

Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas und stellte es wieder zurück auf den Tisch.

„Und das fiese dabei ist, der Domina gelingt all das mühelos, was das Mädchen nie hinbekommen hat. Sie wird ernst genommen, verdient viel Geld und wird von allen Seiten angehimmelt. Scheiße nur, wenn ich mich mit ihr immer noch nicht identifizieren kann. Sie ist nicht ich, auch wenn ich mir wünsche, dass ich mich ihr endlich ergeben kann."