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Freifrau + Philosophiestudent 02

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Einen großen Unterschied machte das Fehlen des BH nicht; trotzdem behauptete er :

„Ja, so steht sie dir gut, die kannst du kaufen."

„Aber die passt doch nicht, die ist mir doch viel zu eng! Ich ... ich finde sie auch nicht schön ... ich mag sie nicht."

„Gut, wenn du sie nicht kaufen willst, dann gehe ich. Aber diesmal endgültig."

Entsetzt starrte sie ihn an.

„Also ... ich will mich doch nett anziehen, mit dieser Bluse denkst du bestimmt ‚die alte Schachtel, wie läuft die denn rum? Hat ja einen fürchterlichen Geschmack!' Bitte, ich möchte mich doch schick kleiden, das gefällt dir doch sicherlich auch besser?"

Kurz und schneidend kam die Antwort: „Mir gefällt es, wenn du gehorchst, und wenn du nicht gehorchen willst, okay, dann trennen sich unsere Wege halt hier."

Traurig schaute sie ihn an, dann im Spiegel auf die Bluse an ihrem Körper. Mechanisch griff sie zum Preisschild: 20,- €.

„Wenn du unbedingt willst" gab sie nach. Zweifellos war sie entschlossen, dieses hässliche Kleidungsstück daheim sofort in die Mülltonne zu entsorgen, die 20,- € verschmerzte sie leichter als die Abwesenheit dieses attraktiven jungen Mannes, der wusste, was er wollte, und dem sie auch gerne geben wollte, was sie glaubte, dass er von ihr würde haben wollen. Die Bluse? Nun ja, offenbar eine Marotte von ihm. Warum ihm nicht den Gefallen tun? Lieber 20,- € verlieren als einen solchen Mann. Sie wurde rot, weil sie in diesem Moment an die Größe seines Gliedes dachte.

„Schämst du dich?"

„?"

„Du bist puterrot im Gesicht." Dieses Mal führte er seine Hand hinten in ihre Haare und bog von dort aus ihr Gesicht aufwärts, so dass sie ihn wieder anschauen musste.

„Schämst du dich, weil ich deinen nackten Oberkörper gesehen habe? Der ist doch herrlich; 99% aller jüngeren Frauen würden ohne zu zögern ihr Alter mit dir tauschen, wenn sie dafür solche Prachtbrüste wie deine bekämen".

Bei diesem Lob ihres Oberkörpers entspannte sie sich etwas und lächelte ihn vorsichtig an.

„Kein Süßholz, solche geilen Schläuche habe ich noch nie zuvor an einem Weib baumeln sehen, dein Gehänge ist wirklich die Wucht" sagte er und drückte ihr einen festen Kuss auf jede Brust.

„Titten", „Gehänge": solche Ausdrücke waren ihr zwar nicht völlig unbekannt. Indes hatte ihr Mann niemals mit derart vulgären Worten über ihren Körper gesprochen. Was Ernst jetzt mit dem beinahe Ekel erregenden Wort „Schläuche" adressierte, hatte ihr verstorbener Gatte oft und bewundernd „dein göttlicher Busen" genannt.

„Euter wie deine hatte bei mir noch keine" lobte Ernst sie mit einem breiten Grinsen.

Gertrude konnte nicht verhindern, dass sich ihr Gesicht etwas verzog, als Ernst ihre Brüste als „Euter" bezeichnete.

„Gefällt dir nicht, dass ich deine Titten Euter nenne, nicht wahr?"

Ihr Lächeln wirkte leicht gequält, aber Ernst stieß gnadenlos nach:

„Was hörst du denn lieber: Quarktaschen? Gesäuge? Ja, Gesäuge gefällt mir gut: du hast wirklich ein Prachtgesäuge. Schade, dass keine Milch rauskommt. Hast du Kinder?"

„Nein". In ihrem Gesicht spiegelte sich ein gewisser Widerstreit der Gefühle: Einer aufkommenden Woge der Empörung über seine vulgäre Wortwahl grub ein unterschwelliger Sog der Erregung das Wasser ab. Sie dachte an ihre verheiratete Freundin Hannelore, die ziemlich häufig und ebenfalls ziemlich ordinär über ihr Sexualleben mit ihrem Ehemann plauderte. Die hatte, wie Ernst später erfuhr, Gertrude gegenüber schon öfter solche Begriffe aus der Gossensprache gebraucht und sich daran noch regelrecht aufgegeilt. Übrigens hatte Gertrude auch sonst vieles von ihr erfahren, was ihr jetzt nützlich sein würde. Getrud mochte den Gatten ihrer Freundin nicht besonders; er war fett und sie fand, dass er ein Schweinsgesicht hatte. Ihre Freundin jedoch liebte ihren Mann, und, obwohl sie in Worten völlig ungeniert war, hütete ihn eifersüchtig als ob er ein wahres Kleinod wäre. Manche sexuellen Praktiken, von denen Hannelore anschaulich und oft mit Gesten erläuternd berichtete, stießen Gertrude ab. Manches andere hätte sie durchaus gern einmal ausprobiert, doch hatte sie bislang noch keine Gelegenheit dazu gefunden. Ihr eigener Mann hatte sie geradezu vergöttert. Sie brachte es einfach nicht über ihr Herz, seinen Traum von hoher Minne zu zerstören, in welchem er ihr die Rolle einer edlen Gebieterin zugewiesen hatte.

Schweigend schaute Ernst sie für eine Weile an. Das Wort „Gesäuge", von Ernst noch mehrfach widerholt, verkrallte sich wie mit Widerhaken in ihrem Kopf. Wie eine Tunnelfräse öffnete es verschüttete Gänge in ihrem Inneren. Für einen Moment vergaß sie ihre Vorsicht und schaute verstohlen auf ihre Brüste herunter. Ernst war dieser Blick nicht entgangen und er setzte nach:

„Du kannst wirklich stolz sein auf solche Milchdrüsen! Übrigens auch auf dein Haar!"

Unter diesen und anderen schmeichelnden Worten, die er durch zärtliche Liebkosungen verstärkte, zerfloss ihr liebebedürftiges Herz wie Butter in der Sonne.

Um ihre eigene Bluse wieder anzuziehen, musste sie ihren Oberkörper noch einmal entblößen. Sie wollte ihren BH überstreifen, doch Ernst ergriff ihn und sagte mit Bestimmtheit:

„Den brauchst du nicht mehr, heute jedenfalls nicht."

Und als er spürte, dass sie keinen ernsthaften Widerstand leistete, fügte er frech hinzu:

„Vielleicht ergibt sich ja unterwegs noch die Möglichkeit, dir in die Bluse zu greifen. Und dann will ich deine nackten Melonen in den Händen halten, nicht den Stoff von irgendwelchen Tittentüten!"

Ernst gab sich keineswegs damit zufrieden, dass sie die Bluse nun kaufte. Vielmehr wies er sie an, in die Umkleidekabine zurück zu gehen und sie dort gleich anziehen, so dass sie sie für den Rest des Tages würde tragen müssen. Das kostete ihn wieder einen kleinen Kampf mit ihr. Und doch spürte er dabei, dass sein Verhalten sie zu faszinieren begann, dass sie sexuell zu erregen schien, was andere Frauen ihm als Unverschämt angekreidet hätten.

Sie verließen das Kaufhaus. Da es an diesem Tag recht warm war, hatte sie keine Jacke dabei. Unterwegs starrten einige Männer -- und auch Frauen -- sie an. Die Blicke der Frauen waren meist empört, während die meisten Männer eher verdutzt oder verlegen dreinschauten. Viele aber starrten sie auch ausgesprochen dreist an; einer lief sogar einige Schritte zurück, um sie besser betrachten zu können. Elegant war die Bluse wahrhaftig nicht, aber wie sie ihren Busen wurstartig nach unten zusammenpresste, bzw. wie ihr Busen im Begriff schien das drückende Baumwollgefängnis zu sprengen: das war schon ein Anblick, der Männer geil und andere Frauen wütend machen konnte. Doch fühlte sie sich an seinem Arm sicher und in ihrem Herzen keimte sogar Stolz auf, wenn sich ihre Augen mit den begehrenden Blicken der Männer kreuzten.

In einer schmalen Seitengasse -- zum ursprünglichen dörflichen Ortskern gehörig und deshalb noch mit einigen niedrigen Fachwerkhäusern bestanden -- bugsierte er sie in ein Cafe. Es war in den 50er Jahren gegründet worden, aber nicht im Nierentischchen-Stil eingerichtet, sondern plüschig und auf altmodische Weise gemütlich; romantisch, ein Café für Verliebte eben. Doch waren dort auch zahlreiche ältere Semester vertreten, von denen sich viele an ihre eigenen ‚guten alten Zeiten' erinnern mochten, die sie hier genossen hatten. Immer noch war es sozusagen ein Turnierplatz für Verführer. Lange Zeit war es auch ein beliebter Treffpunkt der lokalen Homo-Szene gewesen, aber letztlich hatten alte Damen und junge Pärchen die Oberhand behalten. Der Gründer hatte eine üppigen Ausstattung geplant und wollte das Café deshalb „Café pompös" nennen.

Doch dieses Wort kam ihm zu Deutsch, zu bieder, zu wenig exotisch vor; also hatte er eine feinere, nach Möglichkeit eine echt französische, Bezeichnung gesucht. Das bereitete freilich Probleme, denn unser Caféhausbesitzer in spe konnte Französisch nicht.

„Halt, du semantischer Ignorant!" donnerte sein Sprachgewissen unserem Autor bei dieser Passage ins Ohr: Was schreibst du da für einen Mist? Kannst du etwa selber kein Deutsch? ‚Der Caféhausbesitzer SPRACH kein Französisch' heißt das! Oder willst du etwa deine unschuldigen Leserinnen und Leser zu einer Wanderung in sprachliche Feuchtgebiete verleiten?"

Unser Autor zeigte sich einsichtig und korrigierte:

Der Gründer war der französischen Sprache nicht mächtig. Zum Cafénamen Pompeuse kam er durch eine Farblithografie aus dem 19. Jahrhundert, etwa von der Größe einer Illustrierten, die er durch Zufall im Schaufenster eines Kunsthandels sah.

Sie zeigte eine aufgetakelte Dame -- oder „Dame"? -- und war mit „La Pompeuse" beschriftet. Zweifellos handelte es sich um eine karikierende Sozialkritik, aber derartige Feinheiten entgingen unserem Geschäftsmann. Er kaufte das Bild, hing es zur Eröffnung an prominenter Stelle -- gleich im Eingangsbereich -- auf, und so hieß dieses Etablissement von Anbeginn an „Café Pompeuse". Der Chef änderte die mittlerweile gut eingeführte Bezeichnung auch dann nicht, als nach einigen Jahren zwei französische Touristen vorbei kamen und -- vergeblich -- nach einem Gefäß zur Aufnahme ihrer Sahne suchten.

(Die Lithografie ist mittlerweile etwas ausgebleicht, doch hängt sie noch immer am selben Platz: ein Zeichen rührender Pietät gegenüber dem längst verstorbenen Gründer.)

Ernst lud seine Begleiterin ein und bestellte auch gleich, als die Kellnerin kam

„2 Stück Schwarzwälder Kirschtorte, die großen Stücke, und 2 Kännchen Kaffee".

Die großen Stücke waren eine Spezialität des Hauses und vergleichsweise günstig, aber da Gertrude außer einem Brötchen zum Frühstück noch nichts gegessen hatte, und jetzt schon die Mittagszeit überschritten war, hätte sie doch gern etwas Substantielleres im Magen gehabt.

„Ich wollte eigentlich etwas Warmes essen".

Vorwurfsvoll sah sie ihn an.

„Setz dich" sagte er und wies ihr den Platz gegenüber an. Sie saßen in einer Nische, er mit dem Rücken zur Wand, sie mit dem Rücken zum Restaurant hin, das aber im Moment nur schwach besucht war -- die Mittagszeit war vorbei, die Kaffestunde noch nicht erreicht -- und wo in jenem Teil, der von dieser Nische aus sichtbar war, momentan überhaupt keine Gäste saßen.

Ernst nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und streichelte es. Erst die Backen mit den Handflächen, dann wandte er sich einzelnen Teilen zu: er strich ihr über die Augen, so dass sie die Lider schließen musste, rieb ihre Schläfen, berührte dann mit seinen Fingern ihre Nüstern. Auch als die Kellnerin kam und die Bestellung brachte, unterbrach er seine Zärtlichkeiten nicht; er bedeutete ihr mit dem Kinn, Kaffee und Torte auf die Seite zu stellen und fuhr fort, mit seinen Daumen Gertrudes Nasenlöcher zu streicheln, während seine Zeige- und Mittelfinger an ihren Ohren spielten. Schweigend setzte er die erotische Massage ihres Gesichts fort, und erst nach einer Viertelstunde stellte er das Gedeck vor sie hin. Die Gabel aber verweigerte er ihr. Er führte den Zeigefinger seiner Rechten in das Sahnehäubchen auf ihrer Torte und hob ihn dann zu ihrem Mund:

„Leck mir die Sahne ab", sagte er obszön grinsend.

Sie wurde rot; auch wenn sie noch nie Oralverkehr mit einem Mann gehabt hatte, wusste sie doch sehr genau, was er damit sagen wollte. Dennoch gehorchte sie nach leichtem Zögern. Kühn geworden, ließ er seinen Finger noch einmal in der Sahne kreisen und betupfte ihre Nasenspitze damit:

„Hast du Sahne auf der Nase, denken die Leute du hätt'st mich geblase".

Das war hart, und sie verzog ihr Gesicht.

„Gefällt dir nicht, hm?" fragte er scheinbar einfühlsam.

Um gleich darauf in einen scharfen Tonfall zu wechseln:

"Bleibt aber trotzdem drauf -- bis ich dir erlaube, die Sahne von deinem Gesicht abzuputzen, verstanden?"

Er nahm ein Stück von der Torte auf die Gabel und -- fütterte sie.

Auch das war ihr sichtlich unangenehm.

„Ich ... bitte ..., darf ich die Gabel haben?"

„Nein. Aber da du erneut nicht gehorcht hast, bekommst du noch eine Sonderportion Sahne -- und diesmal IN deine Nase geschmiert!" Sprach's, nahm mit dem Zeigefinger einen größeren Klacks Sahne auf und füllte ihre beiden Nasenlöcher mit dem weißen Schaum.

„Die bleibt da drin, bis ich dir erlaube, deine Nase zu säubern, ist das klar?"

Seine Stimme konnte so sanft und zärtlich sein -- und dann wieder, wie jetzt, schneidend, von ätzender Schärfe, hart wie der Hieb eines Rohrstocks. Aber von den Schmerzen, die ein Herr seiner Sklavin mit einem Rohrstock zufügen kann, hatte sie zu diesem Zeitpunkt nicht die leiseste Ahnung. Und wenn ihr jemand gesagt hätte, dass sie in gar nicht ferner Zeit vor diesem Manne nackt auf dem Boden kriechen und ihn um Schläge anbetteln würde, hätte sie die Person für verrückt erklärt.

Stück für Stück teilte er die Kuchenhäppchen zu „eins für Opa, eins für Oma", wie er scherzend sagte, aber oft hieß es auch „zwei für Opa" oder gar „drei für Opa", bevor die „Oma" ihren Bissen bekam, nach welchem ihr hungriger Magen so sehr verlangte.

Zwischendurch ließ er sich viel Zeit, um mit ihr zu plaudern. Dabei erzählte er ihr auch von Hedwig:

„Sie war meine Freundin, nettes Mädchen. Trotzdem habe mich von ihr getrennt. Man kann eigentlich nichts Negatives über sie sagen, aber sie ist mir zu dürr, zu wenig Fleisch dran - außer einem ziemlich dicken Gesäß. Das Schlimmste war jedoch, dass sie sich immer geziert hat, wenn ich beim Sex mal etwas anderes machen wollte. Wenn die sexuellen Neigungen bei einem Paar allzu unterschiedlich sind, hat es keinen Sinn; dann trennt man sich besser. Sie ist sauer, dass ich sie verlassen habe; irgendwie hat sie mich wohl als ihren Besitz betrachtet. Ich will aber nicht besessen sein. Bei mir gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder die Frau gehorcht, oder sie gehorcht nicht. Klar, eine solche Form der Paarbeziehung ist nicht jederfraus Sache, das verstehe ich schon. Ich nehme es ihr auch nicht übel, dass sie anders leben will, „normal" eben bzw. so, wie die überwältigende Mehrheit der Menschen lebt.

Mich interessiert das Massenmuster nicht, ich studiere Philosophie, ich suche die Wahrheit zu erkennen. Die Menschen machen zu viele Kompromisse, passen sich zu sehr an. Hübsche Frauen als solche lassen mich kalt: mein Verlangen strebt nach dem Außergewöhnlichen, auch in der Geschlechterbeziehung. Als ich dich zuerst erblickte, von der Rolltreppe im Kaufhaus Grosseins herab, dachte ich: das könnte sie sein, die Frau meiner Träume, jenes außerordentliche Geschöpf, mit dem ich Himmel und Hölle, Höhen und Tiefen, Bergspitzen und Abgründe der Gefühle erkunden kann. Vielleicht verlange ich zu viel, vielleicht habe ich meine Erwartungen allzu hoch geschraubt, vielleicht gibt es eine solche Beziehung der Unbedingtheit, der absoluten und rückhaltlosen Hingabe gar nicht. Bin ich ein Egoist? Mag sein; aber wenn die Richtige kommt, werde ich sie glücklich machen, ich werde sie in den Himmel der Gefühle heben, indem ich sie in den Kerker des Gehorsams führe."

Mehr und mehr hatte sein Gesicht sich verklärt; schon lange schaute er nicht mehr Gertrud, seine Augen weilten in weit entfernten Regionen, es war, als wäre ihm eine Vision gekommen.

Gertrud hatte an seinen Lippen gehangen und seinen Worten zunehmend mit einer Art schauernder Faszination gelauscht. Nur die Erwähnung von „Kerker" schien sie ein wenig zu irritieren, doch beruhigte sie ein rascher Seitenblick auf sein Gesicht. Nichts in seinem Blick oder in seiner Haltung deutete auf finstere Absichten hin.

Aus Blicken und Gesten stellte sich jetzt ein solcher Grad von Intimität zwischen ihnen ein, dass Gertrud ihre Scheu vergaß und ihre Hand zu seinem Gesicht führte. Ihre eleganten Fingern, ihre weichen zärtlichen Händen streichelten ihn ebenso wie die Wellen der Wonne aus ihren rehfeuchten Augen. Ihre Blicke ineinander eingetaucht, genossen sie für lange Momente die vibrierende Balance zwischen zärtlicher Liebe und wildem Begehren. Dann presste Ernst seine Lippen auf die ihren und seine Zunge penetrierte die speichelnasse Tiefe ihrer Mundhöhle.

Erst als die Kellnerin fragte, ob sie noch etwas bestellen möchten, ließ Ernst langsam von Gertrude ab.

Ihren Hunger hatte diese von jenen kargen Bissen, welche Ernst ihr zugeteilt hatte, nicht stillen können. Zum einen konnte die Sahnetorte kein Mittagessen ersetzen, zum anderen bekam sie noch nicht einmal ihr eigenes Tortenstück zur Gänze, sondern bestenfalls zwei Drittel davon. Enttäuschung, Vorwurf - Empörung gar? - lagen in ihrem Blick, als beide Tortenstücke aufgegessen waren.

„Ich habe noch Hunger. Ich ... ich möchte mir noch einen Eintopf bestellen; möchtest du auch einen?" fragte sie.

Von Ernst keine Reaktion. Gertrude nahm sein Schweigen als Zustimmung, dass wenigstens sie sich noch etwas bestellen durfte und orderte „Einen Teller Erbsensuppe mit Bockwurst".

Das Essen kam schnell; zweifellos war es „Fertigfutter", das lediglich einige Minuten in der Mikrowelle erhitzt werden musste. Als die Kellnerin kam, nahm er ihr den Teller ab und stellte ihn -- vor sich selbst hin. Ausdruckslos sah er seiner Begleiterin einige Minuten lang in die Augen; dann begann er, von jenem Eintopf zu essen, den sich Gertrude bestellt hatte.

Sie hätte heulen können vor Wut, und das sah er ihrem Gesichtsausdruck auch an.

„Hast du Hunger?" fragte er scheinheilig.

„Ja, bitte, ich hatte mir doch das Essen bestellt".

Ernst fischte die Bockwurst mit seinen Fingern aus der Suppe, tauchte das eine Ende noch einmal gut hinein und hielt Gertrude die Wurst vor den Mund.

„Du darfst sie jetzt ablecken, aber wehe dir, wenn du sie frisst! Dann weiß ich, dass du dich nicht beherrschen kannst und dass du nicht gehorchen willst; dann ist es aus mit uns, dann such dir einen von hunderten von Millionen Hampelmännern und sieh zu, wie du mit dem glücklich wirst!"

Mit diesen Worten schob er ihr die Wurst in den Mund, drehte sie dort einmal herum und zog sie dann ganz langsam wieder heraus.

„Na, wie schmeckt dir die Erbsensuppe?" fragte er höhnisch.

„Gut" antwortete sie zaghaft. Mehrere Male wiederholte er dieses Spiel. Zwischendurch verzehrte er langsam den Tellerinhalt. Einen fingerlangen Wurstrest bekam sie dann doch noch. Voll in den Mund schob er ihr das Würstchen; das war etwas zu lang und deshalb unangenehm für sie, einen Würgereiz löste es aber nicht aus. Weil es gut schmeckte und half, ihren Hunger wenigstens ein bisschen einzudämmen, war sie ihm schon beinahe dankbar dafür.

Als er den Teller geleert hatte, hielt er ihn Gertrude hin: „Leck ihn sauber!"

„Aber ... wenn mich jemand sieht?"

„Na gut, dieses Mal erlaube ich dir, den Teller neben dich auf die Sitzbank zu stellen und hinter der Tischkante zu lecken."

Mit widerstrebenden Gefühlen schaute sie ihn an; andererseits ging es für sie hier aber nicht nur um Gehorsam: sie hatte immer noch großen Hunger, und Ernst hatte den Teller keineswegs sorgfältig mit dem Löffel gesäubert; sondern noch einige verlockende Suppenreste an dem Geschirr kleben gelassen. Wahrhaftig demütigte sich Gertrude soweit, dass sie Suppenteller und Kopf hinter dem Tisch verbarg und die Suppenreste gierig vom Teller leckte.

Eine Scheibe Brot, die mit der Suppe gekommen war, lag noch vor Ernst. Diese nahm er nun und zerriss sie in mundgerechte Stücke.

„Zur Belohnung" sagte er und legte eines der Stücke vor ihr auf den Tisch. Sie wollte es aufheben und hatte es schon ergriffen, doch packte er sie hart am Handgelenk. Eine Weile schaute er ihr fest in die Augen, dann drehte er ihre Hand zurück auf die Tischplatte hinunter.

„Lass das Brot fallen!"

Gertrude schaute ziemlich verwirrt, öffnete aber die Finger und ließ das Brotstück, in dessen Erwartung bereits der Speichel in ihrem Mund zusammengelaufen war, auf den Tisch herabfallen.

„Nimm es mit deinem Mund direkt von der Tischplatte auf, dann darfst du es essen!"

Wieder ein längeres Kräftemessen der Augen, ein trauriger, zugleich aber hungriger Blick Gertrudes -- dann gab etwas in ihr auf: Ihr Verstand? Ihr Magen? Oder gar: ihr Herz? Sie blickte verstohlen um sich und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie sehen konnte, fasste sie wahrhaftig das Brotstückchen mit ihren Lippen, kaute es hastig und verschlang es gierig.