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Traumfrau nach Maß

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Er ging zu ihrer Wohnungstür und pochte mit der Faust dagegen, davon musste sie wach werden, um diesen Spuk zu beenden.

»Hör mal Junge«, sagte der Hausverwalter und schloss Jessicas Wohnung auf, »Ich darf das eigentlich nicht, aber bevor du dich da in was reinsteigerst, zeige ich es dir. Das bleibt aber unter uns.«

Er betrat die Wohnung mit dem Hausverwalter und rocht abgestandene Luft. Alle Rollläden waren heruntergelassen und die Stecker aller Elektrogeräte waren herausgezogen, ansonsten war die Wohnung voll möbliert und geschmackvoll eingerichtet.

»Kennst du Angehörige von ihr oder bis du einer?«, fragte ihn der Hausverwalter. Mirko antwortete nicht und lief ins Wohnzimmer. Der Mann zuckte mit den Schultern und sagte: »Wenn die Behörden nicht bald jemanden finden, muss ich die Wohnung von einer Entrümpelungsfirma auflösen lassen.«

Mirko sah einige professionelle Fotos von ihr an den Wänden hängen, die sie in verschiedenen Outfits und Stylings zeigen. Alles sehr sexy und hochwertig. Über dem Fernseher stand ein kleines gerahmtes Bild von ihr, dass sie so natürlich zeigte, wie er sie kennengelernt hatte. Sie stützte ihr Kinn auf ihren Handballen und schaute mit ihrer frechen Kurzhaarfrisur verträumt dem Betrachter entgegen.

Mirko nahm das Bild und fühlte ein Ziehen in seinen Tränenkanälen. Seine Gesichtsmuskeln gehorchten ihm nicht mehr. Er kämpfte dagegen an, bis seine Lippen zitterten. Unter dem Mundschutz konnte es ihm eigentlich egal sein, wie das aussah. Als große Tränen aus seinen Augen quollen, holte er schluchzend Luft und schaute auf das Bild von Jessica.

Er fühlte die Hand des Hausverwalters auf seiner Schulter. Ohne den Mann zu beachten, schaute er auf das Bild, das unter dem Tränenschleier verschwamm, bis er nichts mehr erkannte.

»Behalte das Bild«, sagte der Mann, »Aber jetzt müssen wir hier wieder raus.«

Mirko lief in einem tranceartigen Zustand zurück in seine Wohnung. Er ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und blieb mit Jessicas Bild vor Augen im Flur stehen. Nachdem er sich die Maske vom Gesicht gezogen hatte, brachen alle Dämme. Mirko sank auf die Knie und wollte nicht wahrhaben, dass es den Menschen auf diesem Bild nicht mehr gab. Er hatte noch nie einen nahen Angehörigen verloren und er zerbrach fast an dieser unmittelbaren Erfahrung mit dem Tod. Es war doch erst wenige Stunden her, als er sie voller Liebe in den Armen gehalten und ihre Sehnsucht erfüllt hatte. Sie hat sich nicht einmal verabschiedet, dachte er in einem Anflug von Zorn, der in tiefer Traurigkeit umschlug.

Er wusste nicht, wie lange er in seinem Flur hockte und das Bild in der Hand hielt. Zeit war bedeutungslos. Seine Türklingel drang in seinen gedankenleeren Kopf. Er richtete sich auf und öffnete die Tür mechanisch. Seine Ex-Freundin stand mit kampfeslustigen Augen vor ihm und hielt einen Karton in ihren Händen.

»Katharina?«, sagte er tonlos.

»Hier sind deine Sachen, die noch bei mir lagen, damit wir einen sauberen Schlussstrich ziehen können«, sagte sie, als hätte sie den Satz auswendig gelernt, dann erkannte sie seine roten Augen und das verheulte Gesicht. Ihr aufgesetzter Zorn wich einer leichten Verlegenheit.

»Ich habe heute Nacht auch geweint, aber das wollte ich dir gar nicht sagen«, gestand sie. Mirko nickte mit aufgelöster Mimik. Er konnte ihr unmöglich erklären, woher seine tiefe Trauer kam -- er konnte die Ereignisse seit gestern Abend selbst nicht mehr nachvollziehbar wiedergeben.

Als Katharina vor ihm stand und ihm ihr Mitgefühl zeigte, hätte er schon wieder heulen können, diesmal ihretwegen. Er nahm sie fest in den Arm. Der Karton zwischen ihnen wurde bedeutungslos und fiel zu Boden.

»Ich will dich nicht verlieren, du bist mir unheimlich wichtig«, sagte er. Sie erwiderte die Umarmung erst zaghaft, dann überzeugter und sagte: »Wow, so was Emotionales hast du noch nie zu mir gesagt.«

»Ich weiß«, sagte Mirko, »Es tut mir leid.«

»Soll ich uns einen Tee kochen? Dann können wir reden. Du siehst echt fertig aus.«

»Haben wir Tee?«

»Im Hängeschrank über der Spüle«, sagte Katharina mit einem verständnisvollen Lächeln und stricht die Tränen von seinen Wangen. Als sie in seine Wohnung kam, sah sie ein gerahmtes Foto auf dem Fußboden liegen und hob es auf.

»Wer ist das?«, fragte sie mit neutraler Stimme.

»Sie hieß Jessica und wohnte nebenan. Sie ist vor ein paar Wochen gestorben.«

»Und warum liegt ihr Bild in deinem Flur?«, fragte Katharina aus Neugier. Sie sah keinen Grund, eifersüchtig auf eine Tote sein zu müssen, obwohl die Frau mit den hellen, kurzen Haaren äußerst attraktiv war und selbst auf Katharina sympathisch wirkte.

»Ich erzähle es dir. Aber nicht jetzt, sonst hältst du mich für verrückt.«

*ein paar Tage später*

Mirko legte eine schwarze Rose auf Jessicas Urnengrab und blieb einen Moment andächtig knien. Noch einmal wurden seine Augen feucht. Während Katharinas Hand auf seiner Schulter lag, flogen alle Momente mit Jessica an seinem geistigen Auge vorbei. Ihr Lachen, ihr Charme und das allgegenwärtige Gefühl, akzeptiert zu sein.

»Anerkennung ist das Wertvollste, was sich Menschen schenken können«, hörte er ihre Stimme in Gedanken.

Er und Katharina verließen den Friedhof Hand in Hand, nachdem Mirko Abschied genommen hatte. Katharina verstand nicht, was Mirko in dieser Nacht glaubte, erlebt zu haben, aber die kurze Unterbrechung ihrer Beziehung hatte ihnen gutgetan. Nach dem Neustart lernten sie sich noch einmal ganz neu kennen, mit mehr Zeit und mehr Interesse für den jeweils anderen. Bei der Wertschätzung, die Mirko ihr entgegenbrachte, war sie durchaus bereit, sich auch für seine Interessen zu öffnen. Sie schauten sich verliebt an: Sein Lächeln galt ihr, die Tränen gehörten Jessica.

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Anonymous
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34 Kommentare
AnonymousAnonymvor 1 Tag

Da hat AJ ja wort- und geistreich den Text sauber zerflückt. Und im gleichen Atemzug auch gleich die transportierte Nachricht. Nur eins hat er übersehen, die gleiche Nachricht löst bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Reaktionen aus. Wäre Logik im realen Leben wirklich so zwingend und zielführend wie er postuliert, dann hätten wir den Frieden und den Eierkuchen über den er sich freuen würde.

So ist das Leben aber nun mal nicht, da führen gute Absichten nicht immer zu guten Ergebnissen, und darum haben auch Kitsch und übertriebene Emotionalität ihren Platz in unserem Leben.

In diesem Sinne, auch wenn maches etwas seltsam anmutet, es ist anders als die oft zu findende Rammelprosa und regt da oben zwischen den Ohren etwas an.

Darum danke für diese Geschichte.

PaarohneBar1PaarohneBar1vor etwa 1 Monat

@auden James

Was ist in deinem Leben schiefgelaufen????

PaarohneBar1PaarohneBar1vor etwa 1 Monat

WOW.

Ich brauche jetzt erst einmal ein bisschen Zeit für mich.

Dankeschön, daß ich die Geschichte lesen durfte.

simthesimsimthesimvor 3 Monaten

Ich mag es, wenn eine Geschichte mich ein wenig "verstört" zurücklässt.

Anders als einige Kritiker, habe ich auch kein Problem damit, wenn die Story hier und da Lücken hat, oder vielleicht irgendwo ein Sinnfehler entsteht, wie es hier an anderer Stelle kritisiert wurde. Ich bin in der Lage derlei zu ignorieren, bzw. solche Lücken in meinem Kopf zu füllen, wenn mich die Story ansonsten abholt.

Anfangs dachte ich erst Thema verfehlt, denn sie steht ja als Romanze deklariert da. Doch für mich geht das letztlich in Ordnung.

LennierLenniervor 9 Monaten

Danke für diese tolle und nachdenkliche Geschichte!

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