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Zufällige Begegnung

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Ich komme einer jungen Frau zu Hilfe.
15.7k Wörter
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„Na Hallo, wen haben wir denn da? Du bist aber ein heißer Feger", höre ich jemand sagen. Der Ton ist herablassend, ein wenig aggressiv und er gefällt mir überhaupt nicht.

Ich komme gerade um die Ecke des Supermarkts. Ich will zu meinem Wagen. Auf dem Parkplatz vorne beim Haupteingang gab es, als ich angekommen bin, keinen Platz mehr und so musste wohl oder übel zu diesem an der Rückseite des Gebäudes und damit etwas abgelegenen Gelände fahren. Es ist nicht geteert, von Büschen und Hecken umgeben und zudem auch nur schwach beleuchtet. Vor allem jetzt am Abend, parkt kaum jemand hier.

Ich bin auf dem Heimweg von der Arbeit und habe die Gelegenheit genutzt, mich noch schnell mit ein paar Lebensmitteln einzudecken. Ich habe meinen Einkauf in aller Ruhe erledigt und komme offenbar gerade rechtzeitig auf den Platz und sehe, wie drei Buschen ein junges Mädchen bedrängen.

Sie haben die Kleine eingekreist, wie Jäger ihre Beute. Für die Arme gibt es kein Entkommen. Das Mädchen ist verständlicher Weise eingeschüchtert. Sie versucht vor den Typen zurückzuweichen, stößt aber bereits mit den Schultern gegen das Gebäude. Ihr bleibt weder eine Möglichkeit zum Rückzug noch ein Fluchtweg. Hinter ihr ist die Wand und vor ihr versperren die drei Halbstarken den Weg. Kein Wunder, dass sie Angst hat.

„Bitte lasst mich in Ruhe. Ich habe Euch doch nichts getan!", fleht sie. Ich kann deutlich die Verzweiflung in ihrer Stimme hören.

„Du hast uns aufgegeilt", sagt einer der Jugendlichen. „Jetzt bist du fällig."

„Ich habe Euch doch nicht aufgegeilt", verteidigt sie sich.

„Du siehst scharf aus. Das reicht!"

Er hat einen hämischen Ton drauf und scheint der Anführer der Gruppe zu sein. In seiner Stimme liegt etwas Bedrohliches. Er hat ganz offensichtlich keine Skrupel, sich zu nehmen, wonach ihm gerade der Sinn steht. Und im Moment scheint genau die junge Frau, das Ziel seiner Begierde zu sein.

Ich beobachte kurz die Szene, um mir ein klares Bild von der Situation zu machen. Für mich ist sofort klar, dass ich eingreifen muss. Ich überlege nur noch schnell, wie ich am besten vorgehe. Ich brauche eine gute Strategie. Immerhin sind die Angreifer in der Überzahl und auf Unterstützung durch die junge Frau kann ich nicht hoffen. Sie ist vor Angst regelrecht paralysiert, wie das Kaninchen vor der Schlange. Andere Leute werden vermutlich auch keine mehr kommen. Auf dem Parkplatz stehen nur zwei Autos. Eines ist von mir und eine in die Jahre gekommene Kiste gehört vermutlich dem Mädchen. Ich bin demnach auf mich allein gestellt.

Die Kleine ist unglaublich hübsch. Kein Wunder, dass sie den Halbstraken gefällt. Trotzdem ist das kein Grund, sie so zu bedrängen und einzuschüchtern. Sie hat eine nahezu perfekte Figur, ist etwa 1,70 m groß und hat braune, lange Haare. Was mich besonders fasziniert ist ihr Gesicht. Es liegt eine besondere Zartheit darin, die mir sofort auffällt. Ich kann nicht sagen warum, aber sie weckt in mir das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und sie zu beschützen. Sie wirkt hilflos und wie ein verschrecktes Rehlein.

Die Burschen sind etwa sechzehn, höchstens achtzehn Jahre alt. Pubertierende Jugendliche eben, die glauben, ihnen gehöre die Welt. Ihrer Kleidung nach scheinen sie sehr hip sein zu wollen. Vermutlich finanzieren sie ihre Markenklamotten mit Papas Geld. Sie glauben wohl, die Welt gehört ihnen.

Die Burschen wirken nicht sonderlich durchtrainiert. Der Anführer ist etwas größer als die beiden anderen, doch kräftig sieht keiner von ihnen aus. Mit jedem von ihnen würde ich einzeln ohne größere Probleme fertig werden. Doch sie sind zu dritt. Zudem bin ich mir sicher, sie haben keine Skrupel, gleichzeitig auf mich loszugehen.

Ich überlege fieberhaft. Viel Zeit bleibt mir nicht. Einer könnte das Mädchen in Schach halten wollen, damit sie nicht davonläuft. Damit muss ich mich auf mindestens zwei Gegner einstellen. Helfen kann mir nur, wenn ich das Überraschungsmoment zu meinen Gunsten ausnutzen kann.

Die drei kommen dem Mädchen immer näher. Die Lage wird immer bedrohlicher. Ihr Ziel ist es, die Kleine weiter einzuschüchtern und ihren Widerstand so gut wie möglich von vorne herein zu brechen. Keine Ahnung, ob sie ihr nur einen Schreck einjagen wollen oder tatsächlich bis zum Äußersten gehen würden. So oder so muss ich dem Spuk ein Ende setzen.

Die junge Frau versucht sich, so gut es eben geht, gegen die Wand zu drücken. Sie will sich klein machen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Das ist eine instinktive Reaktion, bringt in diesem Fall jedoch nichts. Es ist vielmehr ein Signal für die Angreifer, dass sie eine leichte Beute ist.

Ich kann hören, wie das Mädchen vor Verzweiflung schluchzt. Die Burschen beeindruckt das allerdings wenig. Sie sind inzwischen ganz nahe bei ihr und beginnen sie zu begrapschen. Diese Schweine! Die junge Frau versucht sich den gezielten Griffen an ihre Brüste und an ihren Hintern zu entziehen so gut es geht. Allerdings gelingt ihr das nur teilweise. Es sind zu viele Hände auf einmal und sie kann nicht allen entkommen.

Die beiden Helfer ergreifen auf einen Wink ihres Anführers hin die Arme der Mädchen und drücken sie nach oben gegen die Wand. Damit ist sie absolut hilflos. Die Kleine kann es trotz verbissener Gegenwehr nicht verhindern, dass der Anführer damit beginnt, den obersten Knopf ihrer Bluse zu öffnen. Dann folgt der zweite.

„Wir wollen ja nur ein wenig Spaß haben. Ob du mitspielt oder nicht, ist egal", sagt der Anführer. Seine Stimme klingt honigsüß. Es liegt Spott darin. „Ich werde dich jetzt ausziehen. Mal sehen, was du wirklich zu bieten hast."

„Nein, das könnt ihr nicht machen! Ihr Schweine!", bettelt das Mädchen.

Für mich wird es Zeit, dazwischen zu gehen. Ich setze mich in Bewegung und gehe auf die Gruppe zu. Weder die Burschen noch das Mädchen haben mich bisher bemerkt. Es dämmert bereits, die Beleuchtung -- sofern es überhaupt eine gibt -- hat noch nicht eingeschaltet. Die Buschen konzentrieren sich nur auf das Mädchen. Ihre Gier lässt sie unvorsichtig sein. Das ist mein Vorteil. Ich kann mich der Gruppe unbemerkt nähern.

„Wehr dich nicht! Du kleine Nutte willst es ja auch. Gib es zu! Spiel nicht die Unberührbare. Du bist geil drauf, unsere Schwänze zu spüren. Am Ende wird es dir Spaß machen, das kann ich dir versprechen", meint der Anführer. Sein Ton ist hinterhältig und er grinst gemein. „Wir drei werden auf jeden Fall sehr viel Spaß haben!"

„Das glaube ich weniger", sage ich laut.

Entschlossen mache ich die letzten paar Schritte auf die Gruppe zu. Alle drei Burschen halten inne und drehen sich zu mir um. Das Mädchen verhält sich abwartend. Ihr Blick ist flehend auf mich gerichtet. Ich bin ihre einzige Hoffnung, das ist uns beiden bewusst. Inzwischen habe ich auch keine Zweifel mehr, welche Absichten die Burschen verfolgen. Die Bluse des Mädchens ist bereits bis zur Hälfte offen und man kann einen einfachen, weißen BH erkennen.

Es herrscht eine angespannte Ruhe, denn für einen kurzen Moment bewegt sich niemand. Alle halten die Luft an. Die drei hatten nicht damit gerechnet, dass ihnen jemand in die Quere kommen und ihre Pläne durchkreuzen könnte. Sie waren sich zu sicher. Nun aber müssen sie sich erst auf die neue Situation einstellen.

Der Anführer fängt sich als erster. Sein Gesichtsausdruck ändert sich von überrascht zu herablassend. Er hat sehr wohl gecheckt, dass ich alleine bin. Er taxiert mich kurz von oben bis unten. Seine Haltung lockert sich sichtlich. Seine kurzzeitige Anspannung verschwindet wieder. Er scheint mich nicht als Bedrohung wahrzunehmen.

„Was willst du denn Opa?", meint er. „Das ist nicht deine Liga. Verschwinde lieber, bevor du eine auf die Nase bekommst. Du würdest sie dir nur blutig schlagen."

Mit meinen fünfunddreißig bin ich zwar deutlich älter als die vier, doch Opa bin ich deswegen noch lange keiner. Das Mädchen schätze ich auf Anfang zwanzig, bei den Burschen handelt es sich - wie schon gesagt - um Halbstarke.

Ich bin auch recht gut trainiert und habe in jungen Jahren Kampfsport betrieben. Ich bin zwar kein Meister, aber den einen und anderen Griff habe ich immer noch ganz gut drauf. Wohl auch deshalb kann mir dieser Grünschnabel so schnell keine Angst einjagen. Aus der Nähe sieht er sogar schmächtig aus.

„Werde nur nicht frech, Bürschchen! Bevor du nicht trocken hinter den Ohren bist, solltest du den Mund nicht zu weit aufreißen. Manieren haben dir deine Eltern wohl auch keine beigebracht. Sonst würdest du nicht so mit einer jungen Dame sprechen", halte ich entgegen.

„Junge Dame? Dass ich nicht lache", meint er. „Die Schlampe ist dazu da, gefickt zu werden. Genau das haben wir jetzt auch vor. Wir werden es ihr richtig besorgen. Also verschwinde und lass uns in Ruhe. Nicht wahr, meine Süße?"

Er will sich wieder dem Mädchen zuwenden, da packe ich ihn am linken Arm. Damit hat er nicht gerechnet. Er reagiert aber schnell und will sich befreien. Gleichzeitig holt er mit der anderen Hand zum Schlag aus. Mein Gott, ist der langsam und durchschaubar! Ich pariere mühelos und ramme ihm mein Knie brutal zwischen die Beine. Das ist zwar nicht die feine Art, ist aber in meiner Situation die beste Möglichkeit, Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit zu zeigen.

Der Typ heult augenblicklich mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht auf, seine Augen treten weit aus den Höhlen und starren mich einen Moment lang ungläubig an. Dann sackt er in sich auf die Knie, kippt vornüber und bleibt wimmernd am Boden liegen. Er windet sich vor mir und heult wie ein geprügelter Hund.

Mein Angriff kam schnell und hart. Doch das ist meine einzige Chance gegen ihre zahlenmäßige Übermacht. Meine Taktik, den Anführer auszuschalten und damit die anderen beiden einzuschüchtern, geht offenbar voll auf.

Seine zwei Kumpane starren mit offenem Mund auf ihren Freud, der nach Luft japst. Der Tritt hat perfekt gesessen. Ihn interessieren im Augenblick nur noch seine schmerzenden Hoden. Die Gruppe ist damit führungslos. Mein Plan geht perfekt auf. Nun habe ich leichtes Spiel. Ich mache einen entschlossenen Schritt auf die beiden zu. Das reicht! Sie lassen das Mädchen augenblicklich los, packen geistesgegenwärtig ihren am Boden liegenden Kollegen links und rechts unter den Achseln, ziehen ihn auf die Beine und schliefen ihn hinter sich her, während sie eiligst das Weite suchen. Ich schaue ihnen noch nach, um mich zu vergewissern, dass sie auch wirklich verschwinden. Dann wende ich mich dem Mädchen zu.

„Hallo, ich bin Werner. Geht es dir gut?", erkundige ich mich.

„Ja, danke. Ich denke schon", stottert sie.

Ich sehe deutlich, dass sie am ganzen Körper zittert. Erst jetzt wird ihr wohl so richtig bewusst, in welcher Gefahr sie sich befunden hat. Ich hebe die Einkaufstasche auf, die ihr beim Angriff der Burschen aus der Hand gefallen sein muss und sammle die Sachen ein, die herausgefallen sind.

„Hast du ein Auto? Kann ich dich irgendwo hinbringen?", frage ich.

„Danke, ich bin mit dem Wagen da", stammelt sie.

„Wo ist er denn?"

„Dort hinten", sagt sie. Sie deutet auf einen alten Kleinwagen. Es ist tatsächlich das zweite Auto, das außer meinem auf diesem einsamen Platz abgestellt ist.

„Du hast wohl auch vorne keinen Platz mehr gefunden? Mir ist es auch so ergangen", sage ich. Ich versuche eine Art Gespräch in Gang zu bringen. Sie steht noch immer unter Schock und ich möchte abchecken, ob sie Hilfe braucht oder ob ich sie alleine heimfahren lassen kann.

„Ja, Scheiße! Ich hatte von Anfang an ein mulmiges Gefühl", bringt sie hervor.

„Komm, ich bring dich zum Wagen", biete ich an. „Geht´s?"

„Ja, langsam erhole ich mich vom Schreck. Danke!"

„Du solltest die Typen anzeigen. Ich stehe als Zeuge gerne zur Verfügung", biete ich an. Dabei halte ich ihr meine Visitenkarte hin. Sie nimmt sie geistesabwesend und steckt sie in die Tasche. Sie schaut sie nicht einmal an.

„Wie heißt du?", erkundige ich mich.

„Ach wie unhöflich von mir, entschuldige. Ich bin Pia", antwortet sie.

„Na Pia, kann ich dich alleine fahren lassen? Du bist noch komplett durcheinander", frage ich besorgt. Ich bin mir wirklich noch nicht sicher, ob es ihr wirklich gutgeht.

„Es geht schon", versichert sie.

Pia öffnet den Wagen, ich verstaue die Tasche auf dem Rücksitz und sie steigt ein.

„Nochmals vielen Dank", sagt sie.

„Das war doch selbstverständlich."

Sie versucht mühevoll zu lächeln, in Wahrheit aber hat sie Tränen in den Augen. Pia versucht vor mir die Starke zu mimen, doch es gelingt ihr nicht, mich zu täuschen. Ich sehe deutlich, dass sie innerlich aufgewühlt und ein Häufchen Elend ist. Doch ich will auch nicht aufdringlich sein.

„Na gut, dann komm gut nach Hause. Wenn du etwas brauchst, melde dich einfach. Du hast ja meine Karte", biete ich nachmals an.

„Danke für alles!", meint sie.

Dann schließt Pia die Wagentür, steckt den Schlüssel ins Zündschloss und lässt den Motor an. Sie bleibt noch eine Weile regungslos hinter dem Lenkrad sitzen, erst dann fährt sie. Ich bleibe neben ihrem Auto stehen und warte bis sie losfährt. Dann blicke ich ihr hinterher. Ich hätte diesem Mädchen gerne mehr geholfen. Allerdings weiß ich nicht wie.

---

Seit meiner Begegnung mit Pia sind zwei Tage vergangen. Ich musste mehrmals an sie denken. Ihr Gesichtsausdruck, ihr Blick, ihre Erscheinung, alles an ihr weckt immer noch das Bedürfnis in mir, ihr zu helfen. Sie hat Probleme, das spüre ich insgeheim. Ich habe gleichzeitig aber auch das Gefühl, sie lässt nicht so leicht niemand an sich herab. Das hat mir ihr Verhalten am Parkplatz mehr als deutlich gezeigt. Sie ist stolz und will es alleine schaffen. Ich denke, ich muss sie wohl vergessen. Es hat keinen Sinn.

In der Mittagspause schlendere ich zu einem Schreibwarengeschäft, um dort nach einem Geschenk für einen Freund zu suchen. Schon wieder muss ich an Pia denken. Das Mädchen geht mir einfach nicht aus dem Sinn. Es ist nicht nur ihre Schönheit, die mich in ihren Bann geschlagen hat. Ich will ihr einfach nur helfen.

Mir wird bewusst, dass ich gar nichts über sie weiß. Ich habe weder eine Adresse noch eine Telefonnummer. Ich kenne ja nicht einmal ihren Familiennamen. Die Hoffnung, dass sie sich doch noch bei mir meldet schwindet auch Zusehens.

Gedankenverloren suche ich nach einem edlen Kugelschreiber. Mein Freund steht auf ausgefallene und auffällige Schreibutensilien. Letztes Mal habe ich ihm einen Füller gekauft und suche nun nach einem passenden Schreiber. Ich schlendere durch die Regale. Da wird es plötzlich laut im Laden. An der Kasse scheint etwas vor sich zu gehen. Der Lärm zieht sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Im ersten Moment ist mir allerdings nicht ganz klar, worum es geht.

„Du Diebin, ich hole die Polizei!", brüllt der Ladenbesitzer.

„Ich habe doch nicht gestohlen. Ich habe nur die Geldtasche zu Hause vergessen", verteidigt sich eine junge Frau.

Ich kann sie von meinem Standort aus nicht sehen, da mir ein Regal die Sicht versperrt. Doch ihre Stimme kommt mir bekannt vor. Ich gehe nachschauen und als ich um die Ecke biege, erkenne ich, dass es Pia ist.

„Nichts da, du wolltest dich mit den Sachen aus dem Staub machen. Nur weil ich da war, bist du zur Kasse gekommen", fährt er sie an.

„Nein, das stimmt nicht", kontert Pia.

„Basta! Ich rufe jetzt die Polizei!", faucht der Mann an der Kasse.

„Da würden Sie sich nur lächerlich machen", mische ich mich ein.

Der Ladenbesitzer schaut mich mit großen Augen an und auch Pia dreht sich überrascht zu mir um. Im ersten Moment scheint sie mich nicht zu erkennen, doch dann huscht ganz kurz ein Lächeln über ihr Gesicht. Es ist kaum zu sehen, doch mir fällt es auf.

„Du bist da? Du bist wohl mein Schutzengel", sagt sie. Ihr Blick zeigt mir deutlich, dass sie erleichtert ist, mich zu sehen.

„Was macht das?", frage ich den Mann.

„Sie wollte es stehlen!", beharrt er.

„Aha! Und das wissen Sie woher? Können Sie etwa Gedanken lesen?", frage ich provokant.

„Nein, das nicht", gibt er widerwillig zu.

„Tatsache ist, dass die junge Dame zur Kasse gekommen ist und die Waren auf den Tresen gelegt hat. Darin kann ich beim besten Willen keine Absicht ableiten, dass sie die Sachen stehlen wollte. Ich würde Ihnen deshalb dringend raten, mir zu sagen, wieviel es ausmacht und ich begleiche die Rechnung. Ansonsten können wir auch über eine Anzeige nachdenken", sage ich entschlossen.

„Eine Anzeige? Gegen wen? Etwa gegen mich?"

„Was Sie da eben gemacht haben, nennt man Verleumdung", antworte ich.

Der Ladenbesitzer schnappt nach Luft und schaut mich verärgert an. Dann lässt er seinen Blick über Pia schweifen. Ich sehe deutlich, dass er sie dabei mit den Augen auszieht. Dann wandert sein Blick wieder zu mir und wird finster.

„Siebenundfünfzig Euro macht das", meint er.

Der Mann hat wohl eingesehen, dass es besser ist, nicht länger den Starken zu spielen. Meine Entschlossenheit scheint ihn einzuschüchtern. Er zuckt sogar etwas vor mir zurück, als ich einen Schritt auf ihn zukomme und ihm das Geld reiche. Missmutig nimmt er es, gibt mir den Rest und lässt mich und Pia, ohne zu grüßen stehen.

„Ich gebe Ihnen das Geld zurück", versichert Pia. „Versprochen!"

„Darf ich dich zu einem Kaffee einladen?", frage ich stattdessen.

„Äh, ja. Gerne!", antwortet sie.

Ich nehme die Tüte mit der gekauften Ware und mache mich auf den Weg zur Tür. Pia folgt mir erst etwas zögerlich, dann schließt sie auf und verlässt vor mir das Geschäft.

„So ein Idiot. Sie müssen mir glauben, ich wollte die Sachen bezahlen", beteuert sie.

„Das glaube ich dir", beruhige ich sie. „Keine Ahnung, was der Typ wollte."

Eine Idee hätte ich schon, worauf das Theater hinauslaufen sollte. Doch ich erzähle es Pia lieber nicht. Ich will sie nicht beunruhigen.

„Du kannst gern Werner zu mir sagen. Mit dem Sie komme ich mir furchtbar alt vor", scherze ich.

„Du bist doch gar nicht so alt."

„Fünfunddreißig."

„Oh, doch! Ich hätte dich jünger geschätzt."

Sie lächelt verlegen und schaut dann zu Boden. Wenn ich mich nicht getäuscht habe, hat sich auch ein Hauch von Rot auf ihr Gesicht geschlichen. Wir erreichen ein nettes Kaffee und betreten es. Ich gehe voraus ins Lokal, schaue mich um und erblicke einen Tisch. Ich deute dorthin und Pia nickt. Also gehen wir auf den Tisch zu und setzen uns.

„Ich habe den Eindruck, du hast Probleme und ich sollte dir helfen", sage ich unumwunden.

Ich weiß nicht recht, wie ich das Thema ansprechen soll. Also nehme ich den direkten Weg. Doch Pia wimmelt ab.

„Es ist alles gut. Ich habe wirklich nur die Geldbörse zu Hause vergessen. Du bekommst dein Geld", versichert sie.

„Ich mache mir ganz bestimmt keine Sorgen wegen des Geldes", versichere ich. „Das gibst du mir bei Gelegenheit. Keine Eile!"

Pia mauert auch diesmal. Sie will mir nicht sagen, ob und welches Problem sie hat. Deshalb bedränge ich sie nicht weiter und wir plaudern über alles Mögliche. Ich hätte ihr wirklich gerne geholfen, aber gegen ihren Willen geht das nicht.

Pia ist eine sehr gebildete junge Frau. Sie ist auf überraschend vielen Gebieten erstaunlich gut bewandert. Sie lacht zwischendurch und ich habe den Eindruck, in meiner Gesellschaft kann sie für einen kurzen Augenblick abschalten und ihrer Welt entkommen. Als wir gehen wirkt sie deutlich gelöster, als vorher.

„War schön mit dir zu plaudern. Das sollten wir wiederholen", meint sie.

Ich habe gerade die Kellnerin gerufen, um zu zahlen. Sie kommt und wir packen zusammen. Deshalb kann ich nicht sofort antworten, komme nachher aber wieder darauf zurück.

„Gibst du mir deine Telefonnummer?", frage ich.

„Ich melde mich bei dir. Ganz sicher. Ich habe ja deine Karte", weicht sie aus. „Ich muss dir ja auch das Geld noch zurückgeben."

Wir verabschieden uns. Ich muss zurück ins Büro. Schade! Zu gerne wäre ich noch geblieben. Aber erneut trennen sich unsere Wege.

---

Seit gut einer Woche habe ich nichts von Pia gehört. Ich mache mir allmählich Sorgen. Nicht um mein Geld, sondern vielmehr um das Mädchen. Ich hätte erwartet, dass sie sich eher meldet. Ich hoffe nur, dass ihr nichts passiert ist. Unruhe macht sich in mir breit.