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Argonauta Kapitel 01-02

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„Natürlich, Herr Pro ... David. Das werde ich. Ich freue mich schon darauf."

Fisher legte seine Hand auf Julias Unterarm. Sie fragte sich, ob er ihre Nähe suchte. Verwarf dann aber den Gedanken sofort wieder.

„Wie steht es eigentlich um Ihre Tauchfähigkeiten, Julia?"

Julia zuckte mit den Schultern. „Es geht so. Vor ein paar Jahren habe ich einen Tauchkurs am Roten Meer gemacht als ich mit meinen Eltern im Urlaub war. Und in Leipzig habe ich am Kulkwitzer See regelmäßig Tauchkurse belegt. Ich weiß, mit einem echten Riff ist das natürlich nicht zu vergleichen, aber ich kenne mich ganz gut aus."

Augenzwinkernd bemerkte Fisher: „Sehr gut. Dann wird Ihnen die große Ehre zuteilwerden, gleich am ersten Tag zu demonstrieren, was Sie können."

Am Nachmittag war Julia in ihr kleines Zimmer zurückgekehrt. Grübelnd lag sie in ihrem Bett und starrte die weiße Decke an. Sofort stieg in ihr das nur allzu vertraute Gefühl der Einsamkeit hoch. Ein Gefühl, das seit Toms Tod ein ständiger Begleiter war, wenn Julia sich allein und ohne Ablenkung in einem Raum befand. Draußen dämmerte es bereits. Die Sonne stand tief am Himmel und brachte den Himmel zum Glühen. Die Schatten der Zweige des Baums vor dem Fenster huschten über die Decke, die auf diese Weise zur unfreiwilligen Leinwand eines bizarren, surrealen Schattentheaters wurde. Schwarze Schemen tanzten über den orange leuchtenden Hintergrund, vereinigten sich und nahmen plötzlich Formen an. Zuerst nur Umrisse, doch dann wurden die Details für Julia immer klarer. Die Zweige formten Gesichter. Ein Liebespaar, einander innig umarmend und in einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss ineinander versunken. Kalt lief es Julia den Rücken herunter. Eine der beiden Figuren sah genauso aus wie Tom, drehte sich scheinbar zu ihr um und grinste sie dämonisch an.

„Hilf mir, Julia!", schrie der Schatten laut.

Plötzlich wurde alles rot. An der Decke bildete sich ein riesiger Blutfleck, dunkel schimmernd breitete er sich aus, wurde größer und größer. Und dann tropfte das Blut auf Julia herab. Das Blut war noch warm und Julia schrie panisch auf. Toms Gesicht an der Decke bleckte die Zunge heraus und lachte donnernd auf, während Julia auf ihrem Bett panisch zappelte. Verzweifelt versuchte sie, das Blut, das nun in Strömen über sie goss, von ihrer Haut zu waschen. Doch es gelang ihr nicht. Brüllend stierte sie mit schreckgeweiteten Augen die Decke an. Toms Gesicht löste sich unvermittelt auf, verschwand ins Nichts.

Julia schreckte hoch. Ihr Puls raste. Nervös blickte sie sich im Zimmer um, doch da war nichts. Ihr Top klebte schweißgebadet an ihrem Körper. Du hast geträumt, kam ihr die Erkenntnis. Schon wieder. Inzwischen war es dunkel geworden. Julia erinnerte sich, dass sie am Nachmittag nach ihrer Rückkehr eingeschlafen sein musste. Zitternd wie Espenlaub kroch sie aus ihrem Bett. Ihre Gedanken rasten, kreisten immer wieder um den verstörenden Albtraum. Sie schleppte sich ins Bad, stützte sich mit ihren beiden Armen auf das Waschbecken und starrte ihr zerzaustes Spiegelbild an. Dann goss sie sich kaltes Wasser in ihren Zahnputzbecher und schluckte den Inhalt in einem Zug herunter. Hier konnte sie unmöglich bleiben. Sie brauchte dringend Ablenkung. Wie spät es wohl sein mochte? Julia warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. 20: 46 Uhr.

Ginas Nachricht fiel ihr wieder ein. Lass die Vergangenheit endlich mal hinter dir und dich auf was Neues ein!

Vielleicht hatte Gina recht und es war an der Zeit, endlich neue Erfahrungen zu machen. Hier in ihrem kleinen Zimmer fiel ihr ohnehin die Decke über den Kopf. Warum also nicht einfach Neues wagen und ausgehen? Julia hatte ohnehin Hunger und es konnte nicht schaden, einen Happen auswärts zu essen und sich dann einfach treiben zu lassen. Wer konnte schon wissen, welche Überraschung der Abend noch bieten würde? Julia entschloss daher spontan, sich zu trauen und sich nicht wieder zu verkriechen. Doch mit ihren verschwitzten Sachen konnte sie sich nicht unter Leute trauen. Schnell zog sie sich aus, duschte sich kalt ab und warf sich anschließend neue Sachen über: eine eng anliegende Jeans, die ihr bis kurz über das Knie reichte und ein schlichtes, weißes Top. Ihre Feuermähne bändigte sie in einem legeren Pferdeschwanz. Dann zückte sie ihr Smartphone, um sich anzeigen zu lassen, ob es in der Nähe irgendwo eine Bar, einen Pub oder etwas Ähnliches gab.

The Laughing Kookaburra war ein seltsamer Name für eine Bar speziell für Bisexuelle, wie Julia fand. Doch gleichzeitig irgendwie erstaunlich passend. Der Kookaburra, auch Jägerliest genannt, war der größte Vertreter aus der Familie der Eisvögel. Sein Ruf war in Australien etwa so bekannt wie in Europa der des Kuckucks und erinnerte tatsächlich an schallendes Gelächter. Julia erinnerte sich daran, wie sie einen der Vögel einmal in einer Voliere im Bergzoo Halle gesehen hatte. Der bräunlich-elfenbeinfarbene Vogel, der aussah als hätte er einen viel zu großen Kopf, hatte sie auf seinem Ast sitzend ziemlich teilnahmslos angeglotzt. Ziemlich träge hatte er schlicht dagesessen und sein Gefieder ein wenig gesträubt. Doch als plötzlich ein weiterer Zoobesucher vorbei gekommen war, war es mit der Ruhe vorbei gewesen. Der Besucher hatte sein Smartphone gezückt und auf Youtube ein Video abgespielt, das einen rufenden Jägerliest zeigte. Sofort war der echte Vogel in der Voliere aufgeschreckt. Konsterniert hatte er sich aufgerichtet so als schien er völlig erbost darüber zu sein, dass offenbar ein fremder Kookaburra in sein eigenes Revier eingedrungen war. Und dann hatte der Vogel selbst angefangen laut und durchdringend zu lachen.

Von außen wirkte die Bar ziemlich unscheinbar. Sie war eher klein, die Außenfassade erschien in der fahlen Laternenbeleuchtung verwaschen grau und schummeriges Licht fiel durch die getönten Fenster nach außen. Einzig die schrille Neonreklame zeugte davon, dass sich hier tatsächlich eine Bar befand. Als Julia die Bar betrat, wurde sie von laut tönender Popmusik empfangen. Der Bass war dröhnend und kitzelte in ihrem Bauch. Das Innere des The Laughing Kookaburra war angenehm eingerichtet. Um diese Uhrzeit waren noch wenige Gäste anwesend. Eine kleine Gruppe junger Leute, Julia vermutete, dass es sich um Studenten der Universität handelte, saß an einem Viererplatz am Fenster und führte eine lautstarke Unterhaltung. Ein älterer Mann mit Holzfällerhemd saß an der Bar, vor sich ein abgestandenes Bier. Dahinter stand der Barkeeper, ein freundlich dreinblickender junger Mann Anfang bis Mitte Dreißig mit weißem Hemd, und putzte akribisch einige leere Gläser mit einem Wischtuch.

„Was darf's sein?", fragte er sofort aber nicht aufdringlich als er Julia erblickte.

„Ein Ginger Ale, bitte", antwortete Julia auf Englisch, während sie sich auf einen der mit weinrotem Leder bezogenen Barhocker setzte, wobei sie zwischen sich und dem anderen Gast an der Bar drei Plätze frei ließ.

„In Ordnung. Ein Ginger Ale für die Dame. Kommt sofort."

Julia lächelte freundlich dem Holzfällermann zu, der soeben von seinem Glas aufgeschaut hatte und Julia mit gläsernem Blick anglotzte. Er wirkte ein wenig ungepflegt, schien aber harmlos zu sein. Als er Julias Lächeln bemerkte, erwiderte er die Geste, doch sein Gesicht verzog sich eher zu einem leicht dümmlichen Grinsen, das obendrein eine beachtliche Zahnlücke offenbarte.

„Hier, dein Ginger Ale", sagte der Barkeeper und stellte ein Glas mit goldfarbiger Limonade neben Julia auf die spiegelglatt polierte Oberfläche der Theke. Das Glas war eiskalt und sofort kondensierte das Wasser daran.

„Danke", sagte Julia höflich. „Sag mal, kann man bei euch auch einen Happen essen? Ich bin am Verhungern."

„Klar", antwortete der Barkeeper. „Heute kann ich dir unseren Barramundi empfehlen, fangfrisch eingetroffen. Oder unsere selbst gemachten Meat Pies, die sind auch sehr lecker."

Ratlos zuckte Julia die Schultern. „Meat Pies?", fragte sie schüchtern.

„Das sind mit Rindfleisch gefüllte Teigtaschen. Du bist nicht von hier, oder?", antwortete der Barkeeper.

„Nein", entgegnete Julia. „Ich komme aus Deutschland."

„Und was hat dich nach Australien geführt? Machst du hier Urlaub?"

„Nein. Mir ist daheim die Decke auf den Kopf gefallen und ich brauchte mal eine neue Perspektive. Also habe ich beschlossen, meine Sachen zu packen und erst mal eine Weile hier zu verbringen. Ein neues Land kennenlernen, eine neue berufliche Perspektive finden und so."

„Verstehe. Also so 'ne Art Selbstfindungstrip."

„Kann man so sagen. Oh, ich bin übrigens Julia."

„Freut mich. Ich bin Jackson. Aber alle nennen mich Jack."

„In Ordnung, Jack."

„Und? Hast du dich entschieden? Was möchtest du essen?"

„Ich glaub', ich nehme den Fisch", sagte Julia.

„Ausgezeichnete Wahl", ertönte unvermittelt eine warme Baritonstimme neben Julia. Hatte gerade der Holzfäller etwas gesagt? Das konnte nicht sein, denn der saß viel zu weit weg und hätte sich leiser anhören müssen. Außerdem bezweifelte Julia, dass der Mann angesichts seines Pegels noch fehlerfrei sprechen konnte. Und vor allem nicht auf Deutsch, wie Julia schlagartig klar wurde. Ja, die Stimme hatte eindeutig akzentfrei Deutsch gesprochen.

Julia wirbelte herum. Neben ihr stand tatsächlich ein junger Mann und blickte sie mit kobaltblauen Augen verschmitzt an. Er war etwa Mitte 20, athletisch und hatte kurz geschnittenes, hellbraunes Haar. Seine Haut war braungebrannt und wettergegerbt und sein Gesicht zierte ein stoppeliger Dreitagebart, der ihm ein leicht verwegenes Aussehen verlieh. Im Grunde genommen sah er aus wie ein Abenteurer und hätte ebenso gut eine jüngere Version David Fishers sein können. Julia musste zugeben, dass er auf sie äußerst attraktiv wirkte. Beschämt ertappte sie sich dabei, wie sie sich vorstellte, wie der Fremde wohl nackt aussähe.

„Darf ich mich setzen?", fragte der Unbekannte. Er deutete auf den freien Sitz neben Julia.

„Nur zu", antwortete sie und errötete leicht.

Geräuschlos ließ sich der Mann neben ihr auf den Barhocker sinken. Er trug ein einfarbiges fliederfarbenes kurzärmeliges Freizeithemd, abgewetzte knielange Jeansshorts und bequeme Turnschuhe. Julia stieg ein angenehmer Moschusduft in die Nase.

„Hallo Jack", begrüßte der Fremde den Barkeeper.

„Hi, Flo. Das Übliche?", antwortete Jack.

Wortlos nickte er.

„Du kommst aus Deutschland?", fragte Julia.

„Ach Mist, was hat mich verraten?", fragte er breit grinsend. Julia kam sich sofort ziemlich bescheuert vor. Ihre Frage war ihr sofort ziemlich peinlich.

Jack stellte dem Fremden ein kühles, frisch gezapftes Bier auf den Tresen. „Hier, bitte sehr."

Julia sagte peinlich berührt: „Sorry. Blöde Frage. Ich bin ein bisschen aus der Übung, was Smalltalk anbelangt."

„Darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen", sagte der Unbekannte mit ironischem Unterton. Er reichte ihr die Hand und sagte: „Ich bin übrigens Florian. Florian Peters. Und ja, ich komme aus Deutschland."

Julia ergriff Florians Hand. Sie war angenehm warm, sein Händedruck war fest und Julia durchzuckte ein seltsames, wohliges Gefühl als seine Haut die ihre berührte. Ein Gefühl, das sie schon länger nicht mehr gespürt hatte. Sofort fühlte sie sich merkwürdig vertraut mit Florian. So als kenne sie ihn schon ihr ganzes Leben lang.

„Ich bin Julia Adler", sagte sie schüchtern wie ein kleines Schulmädchen.

„Freut mich, Julia." Peters nippte an seinem Glas.

„Bist du schon länger in Australien?", fragte sie.

Schulterzuckend entgegnete Florian: „Ein knappes Jahr. In Deutschland ist mir alles irgendwie zu eng geworden. Zu langweilig. Ich wollte mal was von der Welt sehen. Also habe ich nicht lange gezögert, meine Tasche gepackt und mich auf den Weg nach Australien gemacht. Anfangs hab' ich auf einer Farm ausgeholfen. Später habe ich mich ein paar Monate lang als Fahrradkurier durchgeschlagen. Und jetzt verdiene ich mein Geld als Fotograf. Und du? Wieso bist du nach Australien gekommen?"

Julia räusperte sich. „Ähm, also, um ehrlich zu sein, die letzten Jahre waren für mich ziemlich hart, privat gesehen. Ich habe gemerkt, dass ich unbedingt eine Luftveränderung brauche. Also habe ich mein Studium beendet und trete jetzt eine Doktorandinnenstelle hier in Brisbane an."

„Wow", sagte Florian, „dann bist du also nicht nur schön, sondern auch noch klug. Was hast du denn studiert?"

„Biologie", antwortete Julia knapp. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er sie schön fand?

Jack kam zurück aus der Küche und servierte Julia ihren bestellten Fisch.

Julia überlegte, was sie nun sagen sollte. Sie kam sich blöd vor. Flirten war nie ihre große Stärke gewesen. Wollte sie überhaupt mit Florian flirten? Flirtete Florian mit ihr?

„Und du bist also bisexuell?", platzte es unvermittelt aus Julia heraus. Sie erschrak vor sich selbst. Wie konnte sie nur so etwas Dämliches fragen?

„Nein", sagte Florian gelassen, „ich komme nur in eine Bi-Bar, weil das Bier hier so gut schmeckt." Er grinste wieder.

„Sorry, eine echt bescheuerte Frage von mir", sagte Julia peinlich berührt. Ihre Gesichtsfarbe musste soeben die einer überreifen Tomate angenommen haben.

„Also um ehrlich zu sein, Julia, ich habe gelernt, dass in Liebesdingen das Geschlecht nur eine untergeordnete Rolle spielen sollte", sagte Florian ernst. Dann fügte er augenzwinkernd hinzu: „Abgesehen davon schmeckt das Bier hier wirklich ziemlich gut."

Julia schob sich einen Bissen Fisch in den Mund. Es schmeckte in der Tat ausgezeichnet. Florian nippte ein weiteres Mal an seinem Bier und fragte dann: „Und wie sieht es mit deinem Liebesleben aus? Hast du momentan einen Freund ... oder eine Freundin?"

„Nein, ich bin solo", antwortete Julia ausweichend.

„Oh", sagte Florian überrascht. „Wie kommt es, dass ein schönes, junges Mädchen wie du single ist?"

„Das ist nicht ganz einfach zu erklären", sagte Julia.

„Der Abend ist noch jung, wir haben also noch jede Menge Zeit."

„Bitte, ich kann nicht darüber reden. Also ich möchte nicht darüber reden. Nicht jetzt."

„In Ordnung", sagte Florian.

„Und du?", fragte Julia schließlich, „wie sieht es bei dir in Liebesdingen aus?"

Florian lachte herzhaft auf. „Da läuft momentan nichts Festes", sagte er, „ich genieße meine Freiheit und bin das, was man wohl einen glücklichen Single nennt. Hin und wieder ein nettes Abenteuer, das ist eigentlich alles, was ich momentan möchte."

Seine offene und lockere Art wirkte auf Julia ansteckend. Florian erwies sich als interessanter Gesprächspartner, der ihr viele abenteuerliche Geschichten erzählen konnte, die wer während seiner vergangenen Monate in Australien erlebt hatte. Nachdem ihr Ginger Ale ausgetrunken war, wurden die nachfolgenden Getränke alkohollastiger und bald schon war Julia leicht beschwingt durch die Wirkung des Alkohols. Sie rückte immer dichter an ihren Gesprächspartner heran. Immer öfter berührten sie sich scheinbar zufällig mit den Händen, zupften gegenseitig nicht vorhandene Flusen von der Kleidung des jeweils anderen. Aufgeregt spielte Julia mit ihren Haaren, zwirbelte immer wieder eine rote Strähne um ihre Finger. Die Gespräche wurden im Laufe des Abends immer lustiger, bald schon intimer. Julia hörte interessiert zu wie Florian ihr von seinem ersten Sex mit einem anderen Mann erzählte, während er sich anhörte wie Julia ihm in knappen Sätzen schilderte, wie sie und Gina zum ersten Mal miteinander intim geworden waren.

„So", verkündete Jack schließlich, „es ist schon ziemlich spät, ihr beiden. Wir schließen gleich. Ich schmeiß euch ja ungern raus, aber ..."

„Ist schon gut", sagte Florian.

„Wie schade", maulte Julia, inzwischen schon ziemlich angetrunken.

„Wenn du willst, komm doch noch mit zu mir", schlug Florian vor. „Ich wohne gleich um die Ecke."

„Ich weiß nicht", zierte Julia sich. Sie kicherte albern.

„Hör zu", sagte Florian, „ich will ehrlich sein, Julia. Du gefällst mir. Sehr sogar. Und ich würde jetzt wirklich gern mit dir ..." Seine Hände legten sich auf ihre Oberschenkel. Seine kobaltblauen Augen funkelten Julia an und zum ersten Mal an diesem Abend sah sie, dass sein Blick ein bisschen unsicher wirkte. So als hoffte er, nicht abgewiesen zu werden. Julias Herz machte einen kleinen Hüpfer. Das war der Moment, an dem sie sich normalerweise verabschieden und brav allein zurück in ihr kleines Appartement gehen würde. Normalerweise. Doch diesmal war es irgendwie anders. Julia stellte überrascht fest, dass sie sich in Florians Gegenwart nicht nur wohl fühlte. Vielleicht lag es auch an der enthemmenden Wirkung des Alkohols, doch Julia merkte, dass ihr Körper auf Florian reagierte wie er es schon lange nicht mehr in Gegenwart eines Mannes getan hatte, sie fühlte sich von ihm angezogen, spürte ein aufregendes erotisches Knistern. Julia schaute ihm tief in die blauen Augen. Sie waren so klar und rein, dass sie glaubte, das Meer würde sich darin befinden. Und da wusste sie es. Sie würde mit Florian mitgehen und mit ihm schlafen.

Sie beugte sich nach vorn. Julias Gesicht kam dem Florians immer näher. Sie spürte seinen heißen Atem, seinen ruhigen Herzschlag. Ganz anders als ihr eigenes Herz, das aufgeregt pochte. Und dann küsste sie ihn. Seine Lippen schmeckten verführerisch. Florian erwiderte den Kuss leidenschaftlich. „In Ordnung", raunte Julia ihm ins Ohr, nachdem sich ihre Lippen halbherzig wieder voneinander getrennt hatten, „lass uns zu dir gehen."

Florians Wohnung entsprach in Größe und Ausstattung in etwa der Julias, mit dem großen Unterschied, dass sie wesentlich persönlicher eingerichtet war, jedenfalls ließen zahlreiche gerahmte Fotos an den Wänden darauf schließen.

Julia lag rücklings auf Florians Bett, das angenehm weich und gemütlich war und räkelte sich, nur noch mit Unterwäsche bekleidet. Ihre restliche Kleidung lag zerstreut überall in der Wohnung ihres unverhofften Liebhabers. Florian lag auf ihr, trug noch ein Shirt und seine Unterhosen und küsste sie leidenschaftlich, während Julia ihre Arme um ihn geschlungen hatte und seine Körperwärme genoss. Die beiden rollten sich und wechselten so die Position, sodass nun Julia auf Florian lag.

„Du küsst gut", sagte Julia atemlos. Sein Shirt war leicht nach oben gerutscht und entblößte einen Teil seines sonnengebräunten, durchtrainierten Bauchs. Wie er wohl ohne Shirt aussehen mochte? Neugierig glitt Julia mit ihren Händen unter den Kleidungsstoff und ertastete Florians Körper. Er fühlte sich hart, muskulös und warm an. Seine Bauchdecke war fest und sie erahnte die wohldefinierten Muskelpakete eines leichten Sixpacks.

„Trainierst du viel?", fragte Julia als ihre Hände jeden Zentimeter des unbekannten Terrains erforschten.

„Eigentlich nicht", sagte Florian. „Ich versuche nur, körperlich in Form zu bleiben."

„Das ist dir auf jeden Fall gelungen."

Florians Hände machten sich am Verschluss ihres Büstenhalters zu schaffen. Der Verschluss gab nach und öffnete sich. Julia ließ sich bereitwillig das Kleidungsstück abstreifen, das alsbald neben den anderen auf dem Fußboden lag und Julias Brüste entblößten sich Florians erwartungsvollem Blick.

„Wow", sagte Florian wie hypnotisiert.

„Gefällt dir, was du siehst?", fragte Julia.

„Und wie." Seine Hände näherten sich den zwei sanften Wölbungen, berührten sie jedoch nicht direkt. „Darf ich?", fragte Florian, dem anzumerken war, dass er nichts lieber täte und nur der Höflichkeit halber um Julias Erlaubnis bat.

„Nur zu", sagte Julia.

Behutsam legte Florian seine Hände auf die beiden Hügelchen, fühlte wie die samtene Haut leicht nachgab. Er spürte die verhärteten, rosigen Knospen, die sich vom sie umgebenden Fleisch deutlich abzeichneten. Eine, zwei, ... drei?

„Ist das etwa ...?", fragte Tom als seine Finger über den Knubbel unterhalb Julias linker Brust strichen.

„Ja", sagte Julia und errötete peinlich berührt. Nicht viele Männer hatten ihren ihrer Meinung nach größten körperlichen Makel bislang zu sehen bekommen. Eigentlich nur Tom. Bislang zumindest. „Der Fachbegriff lautet Polythelie. Aber umgangssprachlich nennt man es wohl einfach nur dritter Nippel", antwortete sie beschämt.