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Hilfe zur Selbsthilfe.
28.2k Wörter
17.7k
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„So... Frau Spengler. Geben Sie mir bitte noch ein paar Minuten, ich habe es nicht geschafft, Ihre Akte vollständig durchzulesen."

„Ich hab Zeit. Kommt Jochen nicht wieder?"

„Herr Schmitt wird nicht zurückkehren, hat er Ihnen das bei Ihrem letzten Besuch nicht erklärt?"

„Nein, beim letzten Termin war er schon krank, der ist ausgefallen. Ist es jetzt doch schon so schlimm?"

Ich betrachtete die junge Frau abschätzend. Das war kein geheucheltes Interesse. Sie hatten offenbar ein gutes Verhältnis gehabt, was allein schon die Vornamens-Basis dokumentierte.

Sein persönlicher Stil war mir immer ein wenig suspekt vorgekommen, aber die Anteilnahme, die von seinen bisherigen Probanden fast durchgängig kam, zeigte, wie beliebt er bei ihnen gewesen war.

„Ja, leider. Eigentlich geben wir diese Informationen nicht weiter, aber seine Erkrankung ist wirklich schwer. Sie werden ab jetzt mit mir zu tun haben, auf jeden Fall, bis ein neuer Kollege oder eine neue Kollegin zu uns stößt."

Auch Jochens Dokumentation war unkonventionell. Klar war aber, dass ihm diese Probandin besonders am Herzen gelegen hatte. Das ging aus seinen Notizen eindeutig hervor. Warum? Ein Fall wie hunderte andere.

Ladendiebstahl, Körperverletzung, seitdem sie sechzehn war. Diese Bewährungsstrafe war ihre letzte Chance gewesen. Bei der nächsten kleinen Geschichte würde sie garantiert einfahren. Das erste Jahr von dreien hatte sie allerdings gut überstanden.

Oder? Ich kannte Jochen gut genug, um aus seinen zum Teil stichwortartigen Notizen herauslesen zu können, dass er bei einer weiteren Geschichte vor einigen Monaten interveniert hatte. Was nun nicht direkt unsere Aufgabe war, aber in seltenen Fällen schon einmal vorkam.

„So. Wie sieht es denn jetzt bei Ihnen aus? Sie sollten sich einen Job und eine Wohnung suchen, soweit ich das ersehen kann. Hat sich da in der Zwischenzeit etwas getan?"

„Nicht wirklich."

Sie sah zu Boden. Ein hübsches junges Ding, wirkte total verunsichert und nervös. Beinahe schüchtern. Laut ihrem letzten Urteil mit erheblicher krimineller Energie. Schädlichen Neigungen. Waren da vielleicht Drogen im Spiel? Delikte der Art hatte sie nicht unter den Verurteilungen, aber wer weiß.

Wenn ich bloß mehr Zeit hätte, mich richtig in ihren Fall einzulesen und mich eingehender mit ihr zu beschäftigen. Wir waren schon vor Jochens Ausscheiden am Limit gewesen. Zumindest für die Übergangszeit bis zum Eintreffen des Ersatzes für ihn ging es mehr um Verwalten, denn wirklich Betreuen.

Sie seufzte leise und schaute mich zum ersten Mal direkt an.

„Hat Jochen nichts in die Akte geschrieben? Ich meine... er hatte mir angeboten, mir zu helfen. Ich... kriege das alleine nicht hin."

„Bei der Wohnungssuche? Nein, davon steht hier nichts. Die Adresse hier, ist das bei Ihren Eltern? Hoher Kamp 3?"

„Das ist die Adresse meiner Mutter. Aber da lebe ich schon lange nicht mehr."

„Das müssen Sie uns doch mitteilen. Wie ist die aktuelle?"

„Die wechselt ständig. Weil ich bei Freunden auf dem Sofa schlafe und so. Wenn ich einen Schlafplatz finde."

„Oje, das klingt nicht gut. Ich kann Ihnen ein paar Telefonnummern geben. Sie kriegen doch ALG 2? Ihr Sachbearbeiter dort kann Sie ebenfalls unterstützen. Manchmal... ich will Ihnen da jetzt keine unbegründeten Hoffnungen machen, aber ich habe in meinem Bekanntenkreis ganz gute private Verbindungen. Wenn ich dran denke, frage ich bei Gelegenheit nach. Die Handynummer hier mit der 625 am Ende, ist die aktuell?"

„Ja, hat sich nicht geändert. Das wäre toll, wenn Sie das machen könnten. Danke."

„Das macht die Job-Suche auch nicht einfacher."

„Genau. Ich habe keine abgeschlossene Ausbildung. Irgendwo an der Kasse geht nicht mehr, wegen meinen Verurteilungen, das habe ich vorher eine ganze Zeit gemacht. Ich hatte eine Putz-Stelle, aber die Frau mochte mich nicht. Sie dachte wohl, ich hätte was mit ihrem Mann. Aber das stimmte gar nicht."

Eigenartig. Normalerweise beeindruckte mich das nicht, wenn Leute ehrlich klangen. Dazu hatte ich schon zu viele hervorragende Lügner erlebt. Ihr glaubte ich jedes Wort.

„Gut, bemühen Sie sich bitte weiter", erklärte ich und reichte ihr die Karte mit drei Kontakt-Telefonnummern für ihre Wohnungssuche. „Gibt es noch etwas anderes, was sie gerne besprechen möchten, oder womit ich Ihnen helfen kann?"

„Sie sind Harald, nicht wahr?"

„Ehm... ja, das ist mein Vorname. Warum?"

„Jochen hat oft von dir gesprochen. Er mochte dich von allen Kollegen am meisten."

Das verwirrte und machte mich für einen Moment total betroffen. Es stimmte, wir hatten uns hervorragend verstanden. Aber, dass er so ohne Weiteres mit einer Probandin über mich sprach...

„In welchem Zusammenhang? Ich meine, was hat er denn erzählt?"

„Wir haben über vieles gesprochen. Jochen hatte mich gern. Und ich ihn. Ich hab ihm Dinge von mir erzählt und er von sich, den Dingen, die ihn beschäftigten. Er wusste schon länger, dass er wahrscheinlich Krebs hat. Hat sich nur nicht zum Arzt getraut."

„Das hat er dir erzählt?", fragte ich sie leicht geschockt.

Erst dann fiel mir auf, dass wir beide auf das vertraute Du verfallen waren.

„Er hat mir viel erzählt, ja. Ich höre Leuten zu."

„Nun... er ist ein umgänglicher und großartiger Mensch. Seine Erkrankung geht uns allen nahe."

„Ist er schon im Krankenhaus?"

„Ja, in der Uniklinik. Wenn ihr... euch so nahe wart, freut er sich bestimmt, wenn du ihn mal besuchst."

„Warst du schon?"

„Ich wollte am Samstag hin, in der Woche ist es kaum zu schaffen."

„Wollen wir zusammen hin?"

„Ja, warum nicht. So um drei? Dann treffen wir uns vor dem Haupteingang, dann brauche ich dir jetzt nicht die Station und Zimmernummer rauszusuchen. Okay?"

„Danke, dann fühl ich mich wohler. Ich gehe nicht gern allein in Krankenhäuser."

„Verstehe ich nur zu gut. Übrigens: das ist jetzt einfach so passiert, aber meinetwegen können wir beim Du bleiben, nur, wenn andere in der Nähe sind, dann bitte Sie und Herr Hofmann, in Ordnung? Es ist eigentlich unüblich."

„Gern."

„Gut. Ich habe gleich den nächsten Probanden, wir sind ganz schön im Stress. Hast du noch irgendwas, was wir noch besprechen könnten, sollten, müssten?"

„Nein, ich wüsste nicht, was."

„Gut. Dann verbleiben wir so. Wir treffen uns am Samstag, du schaust, dass du dich weiterhin um Arbeit und Wohnung bemühst, und verzichtest bitte auf Shoppen zum Nulltarif und Schlägereien. Okay?"

„Klar."

„Dann bis Samstag."

Der Arbeitstag war viel zu stressig, um noch großartig über den ungewöhnlichen Verlauf des Gesprächs mit Sophie nachzudenken. Daran war nicht nur die Arbeit schuld. Auch und vor allem Anna-Katrin. Vor einem Jahr waren wir auf einem Seminar nach zu viel Alkohol am Abend im Bett gelandet.

Am nächsten Morgen fühlten wir uns unglaublich schuldig. Immerhin waren wir beide verheiratet, ich sogar noch Vater von zwei kleinen Kindern. Wir beschlossen, das als alkoholbedingte vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit abzutun, unseren Ehepartnern nichts davon zu erzählen, und die Geschichte zu vergessen.

Um dann schon am selben Abend diesmal fast völlig nüchtern wieder miteinander in die Kiste zu steigen. Daraus entwickelte sich eine heftige Affäre, die wir nicht schafften, zu beenden, obwohl wir uns einig waren, dass wir das beide wollten. Erst vor drei Wochen hatte ich dann den Schlussstrich gezogen. Und es ging mir nicht besser.

Nun nagte das schlechte Gewissen, denn ich hatte meiner Frau weiterhin nichts gebeichtet, nicht mehr so akut an mir. Aber Anna-Katrin jeden Tag zu sehen und vor Sehnsucht nach ihr fast zu vergehen, war um einiges schlimmer. Es war nicht so, dass wir uns ineinander verliebt hatten.

Es war mehr wie eine Sucht. Nach dem Körper des anderen, nach diesem unglaublich aufregenden und verbotenen Sex. Den wir mal im Hotel, mal in ihrer Wohnung hatten, die nicht weit von unserem Büro lag, manchmal aber auch genau dort. Nämlich, wenn wir Überstunden machten.

Dann wurde der Aktenraum zu unserem Spielplatz, der ließ sich von innen abschließen. Meist waren dann alle Kollegen schon weg, aber die Putzfrauen fanden sich öfter einige Zeit vor ihrem normalen Arbeitsbeginn um acht ein. Wir stellten uns darauf ein.

Nicht immer waren wir so vorsichtig gewesen. Auch das hatte ab und zu den Reiz ausgemacht. Anna-Katrin behauptete zwar nach wie vor, nicht in mich verliebt zu sein, hatte allerdings schon mehrfach laut mit dem Gedanken gespielt, ihren Mann zu verlassen.

Die Art, wie sich mich dabei angesehen hatte, als sie mir dies mitteilte, ließ sämtliche Alarmglocken schrillen. Daraufhin kam ich vielleicht eine Woche nach dieser Eröffnung zu der Einsicht, dass ich Schluss machen musste, bevor die Geschichte völlig aus dem Ruder lief.

Wirkte sie enttäuscht? Nein, nicht wirklich, vielleicht sogar irgendwie erleichtert. Zunächst. Und dann... ging es los. Trafen wir uns viel zu oft, als dass es zufällig sein konnte im Büro, in der Küche. Im Aktenraum. Standen uns dort beinahe erschrocken gegenüber. Allein.

Noch nie in meinem Leben hatte ich zuvor derartiges Begehren gefühlt. Sehnsucht nach dieser Frau, nach diesem Körper, der mir so viele schöne Stunden bereitet hatte. Pumpte Erregung und Adrenalin durch meinen. Beschleunigte meinen Herzschlag auf ungesunde Werte.

Dieser Blick. Wussten wir in diesem Moment, dass es uns beiden so ging. War das so richtige Nein schon wieder kurz davor, umgestoßen zu werden. Sie hätte es nur sagen müssen. Das wusste sie genau. Oder etwas tun. Beides unterließ sie. Für den Moment.

Ich beeilte mich, meine Akten einzusortieren, und floh förmlich aus dem Raum und der Situation. Oh mein Gott. Es würde schiefgehen. Es würde wieder passieren. Es war mir völlig klar. Warum? Ich liebte Anette, meine Frau. Irgendwie. Manchmal war ich mir nicht hundertprozentig sicher.

Meine Kinder liebte ich ganz eindeutig. Meine Familie. Die gefährdete ich gerade. Setzte ich aufs Spiel. Warum? Meine Gedanken schweiften zu Jochen ab. Beim ihm war so eine Geschichte schiefgegangen. Er hatte eine Affäre, seine Frau es rausbekommen und ihn vor die Tür gesetzt.

Geschieden waren sie noch nicht. War traurigerweise wohl nicht einmal mehr nötig. Krebs im Endstadium. Diesem jungen Ding hatte er davon erzählt. Warum nie mir? Für mich war er mehr als nur ein Kollege gewesen. Schon irgendwie ein Freund.

Auch der Einzige, der von meiner Affäre mit Anna-Katrin wusste. Bemerkt hatte er nichts. Ich hatte es ihm erzählt, als das mit seiner Frau passiert war. Vor allen zu verbergen, was zwischen uns ablief, war richtig Stress gewesen.

Zuhause war es am Abend nicht weniger stressig. Meine beiden sechs- und achtjährigen Jungs sorgten für ordentlich Alarm. Anette hatte schlechte Laune. Ich unterstützte sie, so gut ich konnte, aber viel von der Erziehung und der Organisation unserer Familie blieb an ihr hängen. Sie arbeitete nur halbtags.

Als wir die Racker endlich im Bett hatten, haute sie sich erschöpft auf das Sofa und machte den Fernseher an.

„Ich fahr noch ne Runde."

„Jetzt noch? Es ist halb neun."

„Ist doch immer noch hell, und außerdem noch richtig schön draußen. Vielleicht besuche ich Logen noch, der hat doch mehrere Mietshäuser, eine meiner Probandinnen braucht dringend eine Wohnung."

„Du brauchst mir keine Geschichten zu erzählen, wenn du lieber einen trinken gehen willst als die Zeit mit mir zu verbringen. Mein Gott, mach doch, was du willst."

Sinnlos, da jetzt noch weiter drüber zu reden. So fühlte ich mich oft bei Gesprächen mit ihr. An einem nur zu bekannten Punkt der Frustration angekommen. Der Sprachlosigkeit. Dabei hatte ich nicht gelogen. Ludwig, den wir nur Logen nannten, hatte vielleicht was für Sophie, oder kannte jemanden.

Und ein kurzer oder längerer Ritt auf meiner Maschine würde mich wirklich entspannen. Nichts brauchte ich in diesem Moment mehr. Meine alte Harley hatte ich verkauft, als wir heirateten und Steffen auf dem Weg war. An eine Neuanschaffung, als wir uns finanziell erholt hatte, war dennoch nicht zu denken gewesen. Wir kauften stattdessen ein Familienauto.

Vor einem Jahr hatte mir dann ein Kumpel aus unserem Motorradclub günstig eine aufgemotzte Kawasaki VN 900 Custom Limited Edition vertickt. Jetzt fuhr ich, leider viel zu selten, auch wieder mit dem Club. Na, zumindest das große Treffen auf der Insel Man hatte ich mitgemacht.

Keine Hells Angels. Einfach nur Motorrad-Enthusiasten. Logen war einer davon. Aber ganz falsch lag Anette auch nicht. Den würde ich zu dieser Zeit nur in der Kneipe, wo sich unser Club traf, finden können. Treffer. Seine Maschine stand davor. Und die vieler anderer meiner Kumpels.

Dabei war heute kein offizielles Treffen. Das schöne Wetter. Manchmal traf man sich einfach nur auf der Straße. Es gab in der Nähe eine Serpentinen-Strecke, die absolut göttlich war. Ich begrüßte Logen und den Rest der Bande und bestellte mir ein Alster. Nicht alle hier waren so zurückhaltend.

Logen hatte keinen Grund, das zu sein. Der wohnte um die Ecke und konnte seine Maschine zur Not nachhause schieben. Meist ließ er sie allerdings einfach nur stehen, wenn er einen zu viel im Kahn hatte. Jetzt schien er noch relativ nüchtern. Es war ja noch früh.

„Logen, wie sieht's aus, hättest du vielleicht was unter fünfundvierzig für eins meiner Mädels?"

Die magische Quadratmeter-Grenze, die das Jobcenter noch zahlte.

„Das kommt drauf an. Sieht sie gut aus? Hast du sie schon ausprobiert? Kann sie was?"

„Ja, dummdreisten Typen wie dir auf die Fresse geben. Aber dann würde sie einfahren, also halte dich bitte zurück. Ist ein ganz junges Ding, und gerade richtig in der Bredouille. Eins von Jochens Schäflein, habe dir doch von ihm erzählt."

„Ja, Drecks-Krankheit. Böse Scheiße. Aber ich hab eigentlich nichts frei im Moment. Ende des Monats erst. Reicht das? Ein Zimmer, Küche, Bad, kleiner Balkon, dreißig Quadratmeter. Günstig, da kriegt sie mit dem Jobcenter keine Probleme. Etwas... renovierungsbedürftig. Das wollte ich eigentlich machen, wenn der Vogel, der da im Moment drin haust, endlich verschwunden ist. Bei mir wird nicht renoviert übergeben, wie du weißt. Aber wenn's so pressiert..."

„Mit anderen Worten, es rieselt Putz von der Decke und das Klo ist auch noch Vorkriegsware."

„Ein wenig modernisieren müsste ich sicher irgendwann mal. Wäre aber nicht böse drum, das erstmal nicht machen zu müssen. Soll ich dein Schätzchen vormerken?"

„Auf jeden Fall. Soll ich dir ihren Namen texten?"

„Ich vergesse niemals den Namen einer Frau. Sag an."

„Sophie Spengler. Ich treffe mich Samstag mit ihr, um Jochen im Krankenhaus zu besuchen. Irgendeine Chance, sie sich dann schon mal anzuschauen?"

„Keine Ahnung, müsste ich den Mieter vorher kontaktieren. Ich ruf dich an. Und freue mich über jede Getränkespende für diesen Liebesdienst."

„Sollst du haben. Deine Lucy lässt du dann aber bitte schön stehen."

„Logen."

Nun, so war er zu seinem Spitznamen gekommen. Den hatte er seit unserer Schulzeit weg. Wenn ich mich recht entsann, ging es da schon langsam mit dem Bierbauch los. Ein irrer Vogel, damals wie heute. Aber er hatte ein gutes Herz. Es war nicht das erste Mal, dass er mir auf diese Weise aushalf.

Großartig zum Fahren kam ich an diesem Abend nicht mehr. Obwohl es kein offizielles Treffen war, waren am Ende fast alle Mitglieder anwesend, was wir nutzten, um uns Gedanken über eine Wochenendfahrt zu machen. Es wurde ein lustiger Abend.

Das Nachhausekommen dann eher weniger. Anettes Laune hatte sich nicht gebessert, sie war tatsächlich schon im Bett, als ich kam, schlief aber noch nicht. Den Gesichtsausdruck kannte ich zur Genüge. Ihre schlechte Laune wehte förmlich zu mir rüber. Früher hätte ich mich bemüht, das zu ändern.

Auch in diesem Moment war das mein Impuls. Ich streichelte leicht ihren nackten Arm, da sie ein Buch las. Die Art, wie sie das Gesicht verzog, zeigte mir jedoch deutlich, dass ich keine Chance haben würde, sie irgendwie milder zu stimmen. Seufzend drehte ich mich auf die Seite. So war es oft. Viel zu oft.

Liebte ich sie wirklich noch? Eigentlich fühlte ich das mehr oder minder nur deutlich, wenn etwas geschah, und ich sie unterstützen wollte oder musste. Wie vor drei Monaten, als ihr Vater verstarb. Was sie furchtbar mitgenommen hatte. Also fühlte ich mich nicht nur gefordert, sondern auch emotional beteiligt. Im Alltag aber...

„Kann sein, dass ich morgen wieder später komme. Es ist so viel Arbeit gerade, durch die neuen Probanden, die vorher bei Jochen waren."

Sie grummelte irgendetwas leiser, meinte dann aber laut: „Ich halte dir das Essen nicht warm. Musst du dann selbst in die Mikrowelle schmeißen."

„Kein Thema. Gute Nacht."

Ich bekam nur ein Seufzen zur Antwort.

~~~

Freitag. Eigentlich hatten sich viele von uns die Stunden so gelegt, dass wir bereits früher am Nachmittag Feierabend hatten und ins Wochenende konnten. Die angespannte Lage sorgte jedoch dafür, dass auch weitere Kollegen wie ich über die normale Zeit hinaus arbeiteten. Um kurz nach fünf verabschiedete sich allerdings Bernd als letzter der Kollegen.

Dachte ich. Bis ich mir in der Küche noch einen Kaffee machen wollte, um die geplanten letzten zwei Stunden zu überstehen. Dort stand Anna-Katrin und schüttete gerade Wasser in die Maschine. Sie wandte mir den Rücken zu. Eigentlich hätte ich lautlos verschwinden können.

Eigentlich gab es überhaupt keinen Grund auf sie zuzugehen. Mich hinter ihr zu postieren. Sie hatte mich entweder gehört, oder spürte meine Gegenwart. Drehte sich nicht um.

„Sind wir allein?", fragte sie nur leise.

„Ja. Bernd ist gerade los", gab ich mit heiserer Stimmte zurück.

„Ich mache Kaffee", bemerkte sie mit einiger Unruhe, weil ich bereits so dicht hinter ihr stand, dass sich unsere Körper fast schon berührten. „Du trinkst doch sicher einen mit?"

„Ja. Ich wollte das auch."

„Ach. Du willst es auch?", kam ihr Locken, als sie Kaffeepulver in den Filtereinsatz streute.

Ja, verdammt, ich wollte es auch. Mehr als alles in der Welt in diesem Moment. Sie lächelte fein, als ich sie von hinten umfasste und bereits ihre Brüste knetete.

„Sag mir doch bitte, dass ich aufhören soll", flehte ich sie idiotischerweise an. Verflucht, was machte ich denn da?

„Hör auf, vor mir wegzulaufen", gab sie ganz ruhig zurück. „Du willst, ich will es, scheiß auf den Rest."

Dann drehte sie sich um, hielt meine Hände, die zurückziehen wollte, an den Handgelenken fest und steuerte sie wieder an ihren letzten Aufenthaltsort zurück.

„Anna... wir können doch nicht... wir haben uns doch nicht ohne Grund getrennt."

Zur Antwort küsste sie mich, ein hungriger, fordernder Kuss. Den sie damit bekräftigte, dass sie mir an meinen Schwanz rieb. Der sich ebenfalls an vorherige Abmachungen nicht erinnern wollte. Verräter. Mit letzter Kraft löste ich mich von ihren Lippen.

„Anna, nein. Ich will das... verdammt, was machst du? Bitte...", reagierte ich darauf, dass sie auf die Knie gesunken war, mir in Windeseile meine Hose öffnete, und den herausspringenden Wiederaufnahmebereiten in ihrem Mund deponierte.

Sie blies längst nicht so gut wie Anette, aber im Gegensatz zu dieser tat sie es gern. Und oft. Es gab ihr einen besonderen Kick, wenn ich in ihrem Mund kam. Mein Griff an ihren Kopf hatte ursprünglich dazu dienen sollen, sie von mir wegzuziehen.

Nun aber streichelte ich lediglich ihr Haar, während mir das erste leise Stöhnen entwich. Ja, meine Charakterschwäche. Was sie anging. Dabei war sie weder besonders schön, noch von der Persönlichkeit anziehend. Man sah ihr die vierzig Lebensjahre an.

Aber diese Frau liebte Sex, wie ich das noch nie bei einer anderen erlebt hatte. War nicht unersättlich, aber irgendwie ständig in einem Zustand milder Erregung. Dann brauchte es fast nichts, um sie darüber hinaus zu bringen. Und ich musste ihr unbedingt an die Titten greifen. Ja, verflucht, weil ich es wollte.

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