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Brief an Mama

Geschichte Info
Eine tragische Liebe ohne Happy-End.
1.8k Wörter
4.55
8.8k
6
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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser

Wer in dieser Geschichte romantische Liebe und heiße Sexszenen erwartet, möge bitte hier aufhören zu lesen. Stattdessen erwartet dich hier eine tragische Geschichte über eine verbotene Liebe. Die folgende Geschichte soll zum Nachdenken anregen und ich habe lange überlegt ob ich sie hier veröffentlichen soll. Sie zeigt, unter welchem immensen Druck zwei Menschen stehen, die sich in einer verbotene Beziehung verlieren. Die eine Liebe erfahren die in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert, sogar geächtet ist. Anstatt solchen Menschen zu helfen, lässt man sie alleine mit ihren Selbstzweifeln und ihrer Verzweiflung. Statt Mitgefühl erfahren sie Hass, statt Hilfe strafrechtliche Verfolgung. Aus Opfern werden Täter gemacht Ich möchte dabei an das ostdeutsche Geschwisterpaar erinnern, die vor Jahren Mittelpunkt des Medieninteresses war. Zwei Menschen, die sich ineinander verliebten ohne zu wissen das sie Geschwister waren. Die verfolgt wurden, auf die man mit Fingern zeigte, ihnen die Kinder wegnahm und der junge Mann sogar ins Gefängnis ging, nur weil ihre Liebe zueinander so stark war, das sie voneinander nicht lassen wollten, nicht lassen konnten. In welcher Welt leben wir eigentlich, wo gegen die Liebe mit scharfem Schwert vorgegangen wird, während man kirchliche Kinderschänder mit Samthandschuhen anfasst? Zwangsehen werden achselzuckend zur Kenntnis genommen, gegen große Gefühle wird zu Felde gezogen. Wollen wir wirklich in einer solchen Welt leben? Soll die Liebe ausgerottet werden? Andere Länder sind da schon viel weiter. In anderen Ländern sind Beziehungen zwischen Verwandten geduldet, werden strafrechtlich nicht verfolgt, solange die beiden volljährig und Freiwilligkeit vorliegt.

Warum wehrt sich Deutschland so dagegen?

Natürlich gibt es viele Fälle, in denen einer der beiden zu etwas gezwungen wird. Aber wenn beide bewusst in diese Art der Liebe gehen, lasst sie doch.

Niemanden stören sie, niemandem wird weh getan. In unserer oberflächlichen Gesellschaft ist es schon schwer genug einen Partner zu finden, der es wert ist, das man sich ihm ganz gibt. Der die eigenen Gefühle uneingeschränkt erwidern kann. Kann den diese Liebe so falsch sein, das man mit dem Knüppel auf dieses schöne Gefühl losgeht? Ich denke nein. Zu oft werden Menschen missbraucht, genötigt oder gezwungen. Diese Menschen brauchen unsere Hilfe, unsere Unterstützung, unser Mitleid. Aber lasst diese Menschen doch ihre Liebe leben!

Diese Geschichte entstand vor etwa zehn Jahren in einer für mich sehr schweren Zeit. Ich hatte in kurzer Zeit mehrere liebe Menschen verloren, selbst einen schweren Unfall erlitten und mehr Zeit zum Nachdenken als mir lieb war.

Wer meine Geschichten kennt weiß das ich ein eigentlich hoffnungslos romantisch bin und total auf Happy-End abfahre. Trotzdem war es mir wichtig diese Geschichte zu schreiben half sie mir doch über meine eigene Verzweiflung hinweg.

Ich danke allen Lesern die bis hierher noch gelesen haben und entschuldigt das doch recht lange Vorwort.

MKlein

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Liebe Mama!

Wenn du diesen Brief liest, sind wir fortgegangen. Dahin, wo wir unsere Liebe zueinander leben dürfen. Niemand hat uns gezwungen uns ineinander zu verlieben, es ist einfach so passiert. Lange haben wir uns dagegen gewehrt, wollten nicht wahrhaben, was wir füreinander fühlen. Keiner hat uns darauf vorbereitet, das Gefühle sich ändern können, das daraus so viel mehr werden kann als was erlaubt ist. Niemand hat uns gesagt, das Liebe so stark sein kann, das sie so weh tut.

Es war für uns beide ein Schock zu sehen das wir beide dasselbe dachten und fühlten. Wie aus der romantischen Schwärmerei ein zaghaftes Anhimmeln wurde. Die ersten verstohlenen Blicke, die ersten zaghaften Berührungen, das Kribbeln was sich im ganzen Körper breit machte. Und die Angst. Die große Angst weiterzugehen. Die Angst, was passiert, wenn es heraus kommt.

Die Angst als Aussätziger behandelt zu werden, als Perverser, als krank bezeichnet zu werden. Und auch die Angst getrennt zu werden. Den geliebten Menschen nicht mehr sehen zu dürfen.

Was wir füreinander fühlen und empfinden, wird einfach ausgeklammert. Wird einfach ausgeklammert, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Bruder und Schwester dürfen einfach nicht zusammen sein, sich nicht so lieben.

Kannst du dir vorstellen, wie beschissen man sich fühlt, wenn man seine Gefühle verstecken muss? Immer diese Angst vor Entdeckung im Nacken spürt?

Diese eiskalte Hand die einem das Herz zerquetscht, die Luft zum atmen nimmt.

Und immer die Suche nach der Gelegenheit den anderen zu spüren, zu riechen, zu schmecken, ihm nahe zu sein. Stress Pur.

Wenn wir uns im Arm halten konnten, unbeobachtet, war das wie Urlaub von der Realität. Unsere kleine Welt, in der es nur uns zwei gab. Unser Paradies.

Und hinterher das schlechte Gewissen weil wir etwas taten, etwas fühlten, was falsch war, sich aber niemals falsch anfühlte. Unsere kleine Welt ist so viel besser als diese. Kein Hass, keine Gewalt, keine falsche Moral. Nur Liebe.

Und dann die ganzen Fragen die wir uns immer und immer wieder stellten.

Warum wird unsere Liebe härter bestraft als wenn man Kinder schlägt?

Warum ist das, was wir taten ,schlimmer, als wenn ich jemandem etwas wegnehme?

Warum darf man ungestraft hassen, während man fürs lieben bestraft wird?

Was ist an unserem Tun so verkehrt, das die Gesellschaft es nicht akzeptieren kann und will? Wir haben nie eine Antwort darauf gefunden.

Stundenlang haben wir zusammen gesessen und darüber nachgedacht. In früheren Zeiten war es fast normal. Zumindest bei den herrschenden. Und es gibt noch viele andere Beispiele, wo Inzest nicht nur geduldet, sondern erlaubt war. Oder nach den beiden Weltkriegen, wo sich Mütter und Söhne fanden, heimlich und doch offensichtlich, weil die Väter auf dem Feld geblieben waren. Und ist echte, wahre Liebe ein nicht viel besserer Grund dafür, als Machterhalt oder der Thron?

Warum mischt der Staat sich so in das Leben zweier Menschen ein. Wenn bei einem Ehepaar einer den anderen missachtet,ihn unglücklich macht oder sogar schlägt, hält der Staat sich doch auch raus. Zumindest so lange bis sich einer wehrt.

Unsere Liebe tut niemandem weh, außer uns selbst. Wir stören und belästigen niemanden damit.

Also fragen wir dich: Warum dürfen wir uns nicht lieben?

Es hat sehr sehr lange gedauert bis aus den ersten Berührungen ein erster Kuss wurde. Oft haben wir uns in den Armen gehalten um den anderen zu spüren. Und wenn wir nebeneinander lagen, uns nur an den Händen hielten und uns eine Welt erträumten in der wir zusammen sein konnten, waren wir einen Moment glücklich.

Ein Jahr hat es gedauert bis das wir den Mut aufbrachten uns unsere Liebe zu gestehen. Weitere sechs Monate bis zum ersten Kuss. Dieser erste Kuss war wie eine Befreiung für uns, der Startschuss in ein Leben im Geheimen.

Weißt du, wie weh das tut, niemandem sagen zu können, das man sich liebt?

Nicht einmal dir? Du warst immer eine tolle Mutter. Hast uns liebevoll groß gezogen. Warst immer für uns da. Doch darauf hast du uns nicht vorbereitet!

Und du hättest es auch nicht verstanden.

Unsere Liebe sogar vor dir zu verstecken, tat am meisten weh.

Wir fürchteten uns vor deiner Reaktion, wenn du es erfahren hättest. Vor deinem Unverständnis und deinen Vorwürfen. Vielleicht taten wir dir unrecht, aber unsere Vorstellungskraft reichte nicht so weit das du es akzeptiert hättest.

Und doch hätte es so gut getan, wenigstens dir reinen Wein einzuschenken.

Aber unsere Angst war größer. Viel größer. Vielleicht hättest du uns ja verstoßen und das wollten wir nicht riskieren. Dafür lieben wir dich doch zu sehr. Dich belügen zu müssen, war so verteufelt schwer.

Manchmal dachten wir das wir unter der Last zusammenbrechen. Aber unsere Liebe gab uns die Kraft weiterzumachen.

Wie oft haben wir irgendwelche Ausflüchte gesucht,um uns nicht mit Klassenkameraden treffen zu müssen. Wir wollten doch nur für uns sein.

Wir hatten doch eh schon so wenig Zeit nur füreinander. Zu selten die Gelegenheit dem anderen offen seine Liebe zu zeigen. Jede Minute die wir beieinander waren mussten wir uns stehlen. Wie gerne wären wir Hand in Hand irgendwo spazieren gegangen. Wie gerne hätten wir uns in der Öffentlichkeit geküsst. Doch das durfte ja alles nicht sein, ist verboten.

Warum muss Liebe so weh tun?? Wie oft haben wir davon geträumt miteinander zu schlafen und sind doch jedes Mal vor diesem letzten Schritt zurückgewichen. Der letzte Schritt, der eine Umkehr unmöglich machen würde.

Unsere Sehnsucht miteinander zu verschmelzen, wirklich eins zu werden, uns unseren Träumen hinzugeben, war so stark und der Verzicht darauf so hart.

Wenn wir nackt beieinander lagen, den Körper des anderen spürten, seine Wärme, den Geruch des geliebten Menschen mit allen Poren aufnahmen, es dann nicht zu tun, war reine Folter.

Wir liebten uns bis zur Selbstaufgabe und verzichteten auf die Erlösung.

Jeder Kuss war wie ein glühendes Schwert was sich in unsere Seelen bohrte. Und wir genossen den Schmerz, war es doch das einzige was wir hatten. Wir wussten beide, das es keinen Weg mehr zurück gab, das dieser Weg in die Selbstzerstörung führen würde. Doch wir wollten ihn zusammen gehen.

Wir konnten nicht mehr ohne einander sein.

Und nachdem wir heute den letzten Schritt doch noch gewagt hatten, mussten wir den Weg zu Ende gehen. Nach all der langen Zeit waren nicht mehr nur unsere Seelen eins, auch unsere Körper waren es. Und es war wunderschön.

Rein, unschuldig und doch voller Sünde.

Sei uns bitte nicht böse.

Wir lieben dich

Marina und Claus

PS: Vielleicht kannst du uns irgendwann verzeihen

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Wie oft hatte Claudia diesen Brief in den letzten Tagen schon gelesen. Wie oft hatte sie dabei so viel bittere Tränen vergossen, bis das sie leer geweint war.

Immer wieder hatte sie sich dieselben Fragen gestellt. Warum hatte sie nicht gemerkt, was mit ihren Kindern los war? Warum hatten sie nicht mit ihr geredet?

War sie eine so schlechte Mutter, das sie den Kummer ihrer Kinder nicht gemerkt hatte? Hätte sie ihre Liebe verstehen und akzeptieren können? Wäre sie fähig und bereit gewesen ihre beiden zu unterstützen?

Claudia hatte nichts zu verzeihen. Eher anders herum.

Sie hatte ihre Kinder mit ihren Problemen alleine gelassen. Das sie nichts von ihrer inneren Zerrissenheit gemerkt hatte, von ihrer Liebe zueinander, das ließ sie nicht gelten. Als gute Mutter hätte sie es merken und für sie da sein müssen.

Claudia saß auf dem Bett, auf dem sie die beiden gefunden hatte. Nackt.

In inniger Umarmung und mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht.

Aber ihre Körper waren schon kalt als sie die beiden fand. Es war zu spät ihnen noch zu helfen. Den Abschiedsbrief hatte sie an sich genommen, noch bevor Sanitäter und Kriminalpolizei eintrafen.

Der Grund für ihren Freitod ging niemanden etwas an. Nur sie.

Auf Fragen der Polizei schwieg sie.

Heute hatte sie ihre Kinder zu Grabe getragen. Ein schwerer Gang.

Keine Eltern sollten gezwungen sein, ihre Kinder zu beerdigen.

Aber sie wusste was sie zu tun hatte. In einem Zug trank sie das große Glas mit der bitter schmeckenden Flüssigkeit aus, setzte sich aufrecht in das Bett und schloss die Augen. Bald schon würde sie wieder bei ihren Kindern sein.

Und so fand man sie zwei Tage später.

Den Abschiedsbrief ihrer Kinder an ihr Herz gepresst.

Ende

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14 Kommentare
AnonymousAnonymvor etwa 2 Monaten

Traurig aber Wahr.

lotbrilotbrivor 2 Monaten

Das Vorwort, wie auch die anschließende Geschichte lassen mich nachdenklich zurück. Was möchten wir als Gesellschaft? Hass und Brutalität oder Liebe und Zuneigung. Vom Ersteren ist in der Jetztzeit leider viel zu viel in der Welt.

Bitte mehr von solchen Geschichten und danke für diese.

Gruß

Lotbri

BlonderEngel1970BlonderEngel1970vor 3 Monaten

Wieder eine von Deinen Geschichten, an der man zu knabbern hat.

Danke dafür. Und danke, dass Du Dich immer wieder besonderen Themen annimmst.

Der Blonde Engel

LieberJunge1965LieberJunge1965vor 5 Monaten

Ich musste beim Lesen dieser Geschichte ein paar mal die Tränen zurück halten. Schade das viele nicht erkennen, das Liebe ein Gefühl ist das über allem steht, das nicht vorschreibt wem man es zu geben hat und wem nicht. Wer das nicht akzeptieren kann hat noch nie in seinem Leben wahre Liebe erhalten bzw. Gegeben oder sie empfangen. Diese Menschen tun mir unsagbar Leid...

AnonymousAnonymvor 5 Monaten

Deine Geschichte ist sehr bewegend und leider hast du recht, was dieses Thema angeht.

Für dein Vorwort und die Geschichte hast du mehr als 10 Sterne verdient.

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