Damm dabada damm ... Der Boléro

In der Erwartung dessen setzt du jeden Muskel deines Körpers unter Spannung und hältst den Atem an. Deine Lippen sind aufeinandergepresst. Ein Schweißtropfen bahnt sich den Weg über dein Kinn und fällt zu Boden. Ein anderer rinnt in der Furche deiner Wirbelsäule den Rücken herab. Ich wette, deine Augen unter dem Tuch sind geschlossen.

Der Taktstock saust ein letztes Mal sirrend durch die Luft. Gemeinsam erklingt das gesamte Orchester, samt Donner, Pauken und Trompeten, in einer letzten Staccato-Note und explodiert als unerträglich beißender Schmerz auf deinem Hintern.

Du hast geglaubt, darauf vorbereitet zu sein, dass der letzte Schlag dich aus dem Nichts heraus treffen wird. Aber du konntest nicht ahnen wie laut das Orchester ihn spielen würde. Einmal mehr habe ich mit Unberechenbarkeit geglänzt.

Du schreist auf, bäumst dich auf und bevor du in dich zusammensacken kannst, wirbelst du zu mir herum. Die Primaballerina fällt weinend und zitternd in die starken Arme ihres Dirigenten, während ihr dürrer Tanzpartner, Herr Stock, unbeachtet zu Boden fällt.

Wir sinken nach unten. Du liegst mir in den Armen. Deine Lippen suchen meinen Mund. Du schmeckst salzig. Nicht nur vom Schweiß. Du riechst nach wie vor unverschämt verlockend nach einem Hormoncocktail, der mich zum Schmelzen bringt. Mich zum Schmelzen, während er ihn auferstehen lässt. Ihn, der sich hinter der Beule im Schritt meiner Stoffhose befindet und sich jetzt wieder steif gegen den Hosenlatz stemmt.

Ich entfessele dich und gebe dir dein Augenlicht zurück. Lange liegen wir einfach da und genießen die Nähe und Wärme des anderen. Letzt wird es aber Zeit, ihn herauszulassen. Ich öffne den Reißverschluss meiner Hose. Als er ins Zimmer ploppt, mime ich einen Bauchredner und artikuliere tatsächlich meine ersten Worte, seitdem wir hier angekommen sind. Nun, offiziell sind es ja nicht meine Worte, sondern seine: „Gestatten, mein Name ist Schwanz. Leonardo Schwanz. Jetzt wo Herr Stock ausgedient hat, möchte ich höflichst um den nächsten Tanz bitten. Darf ich?"

Dein Kopf legt sich in meinen Schoß, ganz dicht an ihn heran. Du betrachtest ihn dir näher, kraulst ihm am Hals, bevor du zu mir aufschaust und sagst: „Bitte, mein Herr, schick ihn nicht weg. Ich hätte jetzt große Lust, ein geiles Remake von Titanic zu drehen. Mit Leonardo Schwanz und Mumu Winslet in den Hauptrollen. Wenn du magst, darfst du gerne Regie führen."

Da ist sie wieder. Meine Ohnmacht dir gegenüber. Ich kann dir keinen Wunsch abschlagen!

Ich überlege mir ein Einstiegsszenario: Rose versucht Jack zu vernaschen. Von Kopf bis Fuß!

Sie öffnet ihren Mund und ... Ich stelle die Kamera des Smartphones auf Film und drücke den roten Knopf. Nun greife ich nach deinem Kopf, drücke ihn in meinen Schoß und sage: „Ruhe bitte! - Titanic mal anders', Szene 1 ... Klappe, die Erste!"