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Das Refugium 2 - Complete 000 - 018

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Die Drohne machte unter der Wucht des Einschlags einen Satz in der Luft, dann brachen Feuer und Rauch aus ihrem Heck, sie zog eine langgezogene Schleife und krachte schließlich steuerlos in eine Felswand.

"Los, raus da, und schnell weg," kommandierte Walter, "und weg vom Haus, die werden uns dort vermuten und es unter Feuer nehmen." Die kleine Gruppe lief los, Sandy und Marianne voraus, dahinter Walter und Hans, die Lisas Trage schleppten, und Eva machte den Schluss. Lisa biss die Zähne zusammen, aber die Erschütterungen verursachten ihr, wie man deutlich an ihrem verkrampften Gesicht sehen konnte, große Schmerzen.

Die kleine Gruppe hatte einige hundert Meter Abstand zwischen sich und die Ruine gelegt, als ein erneuter Donnerschlag, gefolgt von einer erbarmungslosen Druckwelle, das Tal erbeben ließ. Da wo gerade noch die Ruine der Schutzhütte gestanden hatte, hob sich der Boden und eine Wolke aus Trümmern und Staub stieg hoch in die Luft, durchsetzt von gelblichen Flammen. Die Reste von Lisas Quadcopter fackelten gerade ab. "Umso besser," dachte Lisa, "selbst wenn die heraufkommen, werden sie da kaum noch etwas vom Copter finden, was ihnen nützt."

"Was passiert jetzt?" Eva sah Walter fragend an.

"Sie werden noch mehr Drohnen schicken," antwortete Walter, "nachsehen, ob sie getroffen haben."

Hinter dem nächsten Bergkamm flog Manfred gerade zum vereinbarten Treff, als er den Donnerschlag hörte, und weit vor sich einen Rauchpilz in die Höhe schießen sah. Er erkannte sofort den Einschlag einer schweren Granate, die aus einer KRAB stammen musste. Sie schoss offenbar Steilfeuer über die Berge, und das bedeutete, dass es einen Beobachter geben musste. Entweder hatten die Russen eine Drohne verwendet, oder ein Scout hatte sich durch die Klamm gearbeitet und saß nun als Laus im Pelz irgendwo in einem Versteck und gab Korrekturanweisungen an die Artilleriebediener durch.

Dagegen sprach, dass es keinen für einen Scout typischen, wiederkehrenden und kurzen Funkverkehr gab, und überhaupt, wäre es schwierig gewesen, aus dem Tal heraus eine zuverlässige Verbindung zu bekommen. Eine Drohne war wahrscheinlicher. Manfred traute es sich zu, mit einer Drohne fertig zu werden, aber dennoch wäre es ein Risiko, mit dem Helikopter hinüber ins Tal zu fliegen.

Manfred beschloss, die sichere Variante zu wählen. Er flog so weit den Gletscher hinauf, wie er konnte, ohne von der anderen Seite entdeckt zu werden, dann suchte und fand er eine flache Mulde nahe am Bergkamm, wo er seinen Helikopter sicher parken konnte. Er fuhr die Turbine herunter, stieg aus, und wünschte sich, er hätte die neuartige Tarnvorrichtung nachrüsten lassen, als es noch Zeit war. Aber dafür war es jetzt zu spät.

"Machs gut, Baby, ich bin bald zurück," sagte er leise zu der Maschine, als er ihr zum Abschied noch einmal die verbeulte Bugspitze tätschelte, und schwang sich einen kleinen Rucksack mit Überlebensausrüstung auf den Rücken. Dann begann er, sich durch hüfttiefen Lockerschnee einen Weg zum Bergkamm hinaufzubahnen. Oben angekommen suchte er sich eine bequeme Schneewächte, legte sich auf den Bauch, zückte sein Fernglas, und begann, das Tal abzusuchen.

Sein Herz krampfte sich zusammen, als er dort, wo die Ruine der Schutzhütte gestanden hatte, nur einen gewaltigen, rauchenden Krater ausmachen konnte, mit rundherum verstreuten Mauerteilen und verkohlten Balkenresten. Niemand konnte diesen Einschlag überlebt haben.

Dann erregte eine Bewegung am Rande seines Sichtfeldes seine Aufmerksamkeit, und er zoomte dorthin. Voraus lief offenbar Marianne, ihre sicheren und katzengleichen Bewegungen waren unverkennbar, dahinter Sandy und zwei Männer, die eine Bahre schleppten, worauf vermutlich Lisa festgeschnallt war. Dahinter kam noch eine schlanke, kleine Gestalt, offenbar eine weitere Frau.

Schnell nestelte Manfred die Signalpistole aus dem Rucksack und schoss eine grüne Leuchtkugel über seiner Position in den Himmel. Zischend fuhr die Rakete in die Luft, eine lange, grüne Spur hinter sich herziehend, um dann mit einem lauten Knall zu explodieren.

Der Knall zog sofort die Aufmerksamkeit der Flüchtenden auf sich.

"Da oben, das muss Manfred sein," rief Sandy erleichtert, "wir müssen zu ihm."

"Keine Chance, selbst wenn Lisa laufen könnte, bis da hoch brauchen wir mindestens eine Stunde. Bis dahin ist längst die nächste Drohne da. Er muss uns abholen." Walter sah sich suchend um, und entdeckte einen hausgroßen Steinblock. Walter und Hans hatten dort oft Kletterübungen gemacht, auf seiner oberen Seite war er etwas größer als ein Tisch, und eben. "Dort hinauf, da kann er uns aufpicken."

Marianne und Eva schafften den Aufstieg mühelos, und oben angekommen warfen sie sofort zwei Seile hinunter, an denen Lisas Trage festgemacht wurde. Marianne und Eva zogen gemeinsam an, und Hans stieg hinterher und schob mit seinen Schultern von hinten an. Langsam ratschte die Trage den rauen Stein entlang aufwärts, und obwohl Lisa die Zähne zusammenbiss, konnte sie den einen oder anderen Stöhner nicht unterdrücken. Walter hatte inzwischen Sandy ans Seil genommen, und dirigierte sie nach oben.

Schnell hatte die kleine Gruppe die Oberseite des Steins erreicht, und nun standen alle dicht zusammengedrängt neben Lisas Trage und winkten zu Manfred hinauf. Dieser verstand sofort, schoss nochmals eine grüne Kugel, und begann, sich zum Helikopter zurückzuarbeiten.

"Er hat uns gesehen, er kommt," Walter klang erleichtert. Dennoch zog er Lisas Sturmgewehr, das er über den Rücken geschnallt trug, zu sich, machte es schussbereit, und suchte aufmerksam den Himmel in Richtung des großen Tals ab.

"Wir sitzen hier auf dem Präsentierteller," sagte er zu den anderen, "wenn dieser Nikolai noch eine Drohne übrighat, kann er uns hier wegputzen wie nichts."

Manfred erreichte inzwischen seinen Heli, warf den Rucksack nach hinten, schwang sich in den Pilotensitz und startete die Turbine.

Und unten, auf dem Stein im Tal, hörten die sechs Flüchtlinge das Geräusch, das sie am meisten fürchteten: das hochfrequente Sirren eines Drohnenpropellers, das genau auf sie zu kam. Walter machte das Sturmgewehr schussbereit, kniete sich hin, und suchte angestrengt talauswärts den Himmel nach der Drohne ab. Ihm war klar, wenn die Drohne auch nur eine Rakete losbekam, wären sie verloren.

Und auch Manfred wurde auf das, was da ankam, aufmerksam, das Frühwarnsystem seines Helikopters reagierte auf das Suchradar der Drohne. "Shit," murmelte er, und entsicherte seine Waffen. Dann kroch langsam eine Gänsehaut seinen Rücken hinauf, das Frühwarnsystem zeigte ihm Radarstrahlung auf zwei verschiedenen Frequenzen an.

Da kamen zwei Drohnen angeflogen.

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Kapitel 15: Fast alles Gute kommt von oben

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Im Lager saßen Nikolai und Dimitri gespannt vor ihren Bildschirmen, Jeder von beiden hielt einen Joystick umkrampft und starrte gebannt auf seinen Bildschirm. "Pass auf," murmelte Nikolai zu Dimitri hinüber, "die haben schon zwei abgeschossen mit einem Sturmgewehr. Frag nicht, wie die das machen, ich denke, sie haben irgendeine Art von Feuerleitsystem für das Ding erfunden."

Dimitri stutzte erstaunt. Wer zur Hölle war noch in der Lage, so etwas zu bauen? Überhaupt fragte er sich schon die ganze Zeit, warum sein Chef so scharf darauf war, irgendein gottverlassenes Tal in Schutt und Asche zu legen. Dimitri spürte ein warnendes Kribbeln im Nacken. Wenn es da irgendein großes Geheimnis gab, und Nikolai ihn nicht einweihte, wollte Nikolai das, was da war, unter der Decke halten. In dem Fall musste Dimitri auf der Hut sein, Mitwisser am Leben zu lassen gehörte nicht zu Nikolais Gepflogenheiten.

Nikolai schien die Bedenken des jungen Soldaten neben sich zu spüren. "Du musst nur so viel wissen," sagte er, um Dimitri zu beruhigen, "dass da ein neuer Mitspieler die Bühne betreten hat. Er befehligt eine Gruppe von ganz tüchtigen Ingenieuren und Erfindern. Sie haben ein paar sehr interessante neue Waffensysteme erfunden. Ich habe den Auftrag, sie für unser Vaterland zu sichern." Dimitri war nur zur Hälfte beruhigt, sich aber immerhin sicher, dass Nikolai ihn nicht mundtot machen würde, zumindest nicht sofort.

Langsam zog die zerklüftete Klamm unter ihnen vorbei. Es war Nikolais Idee gewesen, diesen Weg zu wählen, obwohl er hohe Ansprüche an die fliegerischen Fähigkeiten des Drohnenpiloten stellte. Nikolai versprach sich davon, dass sie sich länger im Schutz von Felsen und Bäumen nähern konnten, während sie gegen den freien Himmel leicht auszumachen gewesen wären.

"Wenn das Tal breiter wird, und anzusteigen beginnt," wies er Dimitri an, "fliegst du der rechten Felswand entlang, und ich nehme die linke Seite. Sie können nicht zwei Ziele auf einmal erfassen."

"Schießen wir?" fragte Dimitri. Jede Drohne war mit einer kleinen Maschinenkanone, und einer einzelnen, ferngelenkten Rakete bewaffnet.

"Nur im Notfall," sagte Nikolai, "ich möchte sie, wenn möglich lebend. Ich hätte da ein paar Fragen."

Manfred biss im Heli die Zähne zusammen. Zwei Ziele, das war gar nicht gut. Mit einem konnte er es aufnehmen, aber zwei waren eins zu viel. Auf dem Radar waren keine direkten Echos zu sehen, der Luftraum war frei, der Feind flog also durch die Klamm an. Das allein war schon eine bemerkenswerte Leistung, er hatte es nicht mit Anfängern zu tun. Manfred brauchte Hilfe. Einer Eingebung folgend, richtete er seine Maschinekanone auf die Einmündung der Klamm, und feuerte einige Schuss in diese Richtung. Die Leuchtspuren der Munition würden die Aufmerksamkeit des Schützen, der Lisas Sturmgewehr bei sich hatte, hoffentlich in die richtige Richtung lenken. Manfred betete, dass ihn Lisa in die Geheimnisse der Waffe eingeweiht hatte.

Walter und die anderen standen dicht gedrängt und völlig ungeschützt auf dem kleinen Plateau, und suchten hektisch nach dem Ursprung der Propellergeräusche, die stetig näherkamen. Durch die vielen Echos in den Bergen war es ihnen aber unmöglich eine Richtung zu bestimmen, zumal das Geknatter von Manfreds Hubschrauber, mannigfaltig verstärkt durch die Felswände, alles andere zunehmend übertönte.

Plötzlich ratterte die Mschinenkanone des Hubschraubers los, und eine Garbe farbiger Leuchtspuren schoss über die Wartenden hinweg das Tal hinunter. "Sie kommen aus der Klamm!", rief Walter, kauerte sich nieder, und brachte das Sturmgewehr in Anschlag. Über ihm fuhren zischend zwei Raketen aus den Pods unter den Flügeln des Helikopters, und Sekundenbruchteile später krachten die Einschläge in die Felswände links und rechts des Ausgangs der Klamm. Dichte Wolken aus Steinsplittern und Staub legten sich wie eine Nebelbank in den Ausgang der Klamm, und von oben rauschten Steinlawinen herunter.

"Verdammt!", fluchte Nikolai, und zog abrupt den Steuerknüppel zurück, um seine Drohne nach oben in Sicherheit zu bringen. Eben noch hatte er deutlich den gezackten Ausgang der Schlucht vor sich gesehen, als sich vor seinem Kameraauge eine heftige Eruption ereignete. Sekundenbruchteile später flog die Drohne völlig blind durch eine Staubwolke. Dimitri neben ihm fluchte ebenfalls auf, und das letzte, was er sah, waren einige große Gesteinstrümmer, die vor der Kamera seiner Drohne vorbeistürzten, als der Bildschirm plötzlich dunkel wurde.

"Scheiße, sie haben mich erwischt!", fluchte er auf, und stieß den Steuerknüppel von sich wie ein ekliges Insekt. Dann sah er beunruhigt zu Nikolai hinüber in der Erwartung, dass dieser eventuell seine Pistole ziehen und ihn auf der Stelle erschießen könnte. Nikolai war aber mit der Steuerung seiner eigenen Drohne beschäftigt. Haarscharf verfehlte er einige Felsen, dann flog die Drohne aus der Staubwolke hinaus ins helle Licht des Tales.

Sofort erfasste Nikolai die Szene, auf der Oberseite eines riesigen Felsblocks kauerte sich eine Gruppe von Personen zusammen, und darüber schwebte, wie ein Adler, der seinen Horst beschützte, ein alter Tiger Kampfhubschrauber, und wie ein solcher, der in die Enge getrieben wurde, war er gefährlich. Der Geschützturm unter seinem Bug spie Rauch und Feuer, und Leuchtspurgeschosse streckten tastend die Finger nach Nikolais Drohne aus. Mit viel Glück schaffte Nikolai es, sich talaufwärts und halsbrecherisch nah am Boden an der Geschossgarbe vorbeizumogeln. Entschlossen, sich seine Beute zu holen, wendete er, und feuerte seine Rakete ab, nicht ohne aber vorher mit einem lässigen Klaps seines Daumens von der Infrarot- auf manuelle Steuerung umzuschalten. Wie er es vorausgesehen hatte, erblühte der Himmel über den Helikopter in grellen Farben, als der seine Täuschkörperanlage abfeuerte, aber Nikolai hielt manuell mit stoischer Ruhe auf das eigentliche Ziel, den Helikopter, zu.

Im Helikopter bemerkte Manfred sofort, dass die anfliegende Rakete nicht wie gewünscht nach oben zog, um die Täuschkörper zu jagen, sondern weiter direkt auf ihn zuhielt. Automaisch drückte sein Finger auf den Feuerknopf der Bordkanone, aber er wusste schon vorher, dass er nicht schnell genug war, sie herumzuschwenken. Er ließ die Turbinen aufheulen, um nach oben zu entkommen, aber die Trägheit des Helikopters war für ein solches Manöver zu groß. Lisas federleichter Copter hätte das schaffen können, Manfreds rotorgetriebenes Vehikel war einfach zu langsam und zu schwer. Die Rakete würde ihn erwischen, und Manfred erwartete den Einschlag, dem ewige Dunkelheit folgen würde.

Walter hatte das Sturmgewehr herumgerissen, und folgte mit dem Sucher der Flugbahn der Drohne das Tal hinauf, aber die Drohne bewegte sich zu schnell und zu tief, als dass er sie ins Bild bekommen konnte. Walter fuchtelte mit dem Gewehrlauf auf und ab, und für einen Sekundenbruchteil kreuzte er die Flugbahn der Rakete. Mehr als diesen Sekundenbruchteil und Walters unwillkürliches Zusammenzucken, als er das Geschoss als Rakete erkannte, reichten dem Zielautomaten, und er löste den Schuss. Einen Lidschlag, bevor die Rakete in Manfreds Helikopter einschlug, zerplatzte sie, von Walters Schuss getroffen, in einem Feuerball aus tausend Trümmern, die harmlos zwischen dem Helikopter und der Gruppe auf dem Stein hindurchschossen.

"Gavno," Nikolai ließ sein sonst immer zur Schau getragenes Pokerface fallen, "Scheiße." Die Rakete war verschossen, aber er hatte ja noch die Drohne. Sein Finger rutschte hinüber auf den Auslöser der Maschinenkanone, und eine Linie aus Einschlägen pflügte durch Steine und Geröll auf den Felsen zu, auf dem sich Walter und die anderen befanden. Bevor Nikolai sie allerdings erwischen konnte, sah Nikolai auf seinem Bildschirm die roten Leuchtspuren von Geschossen aufblitzen, welche seine Drohne noch knapp verfehlten, aber bereits die nächste Garbe, die Manfred abfeuerte, zerfetzte ihre empfindliche Elektronik.

Auch Nikolais Bildschirm wurde dunkel, und er sah nicht mehr, wie seine letzte Drohne trudelnd vom Himmel fiel und nicht weit von dem Krater der Berghütte entfernt zwischen mannshohen Felsen einschlug.

Blind vor Wut und Enttäuschung, dass ihm seine Beute erneut entkam, schnappte er sich sein Funkgerät, und kommandierte "Feuer. Deckt das ganze Tal ein mit allem, was wir haben" an die KRABs. Eine Sekunde später wummerten die beiden Kanonen los, und ihre Geschosse jaulten in den Himmel, und nochmal, und nochmal.

"MRSI, die Trottel schießen MRSI!" Nikolai war außer sich. "Verteilen!" bellte er ins Funkgerät. "Bestreicht das ganze Tal, ihr Idioten!" Diesmal blieben die Kanonen allerdings noch stumm, nach einem vernichtenden Anfangsschlag mit drei Granaten brauchten die Geschütze eine beträchtliche Zeit zum Nachladen, und außerdem mussten sie mit deutlich verringerter Kadenz weiterschießen, sonst würden ihre Rohre sofort überhitzen.

Oben im Tal jaulten sechs Granaten punktgenau heran, und verwandelten den Krater der Berghütte in einen noch größeren Krater. Dennoch genügte die Druckwelle, die wartende Gruppe auf dem Felsen umzuwerfen und Manfreds Helikopter bedenklich ins Trudeln zu bringen. Geübt tarierte er ihn neu aus, und ließ gleichzeitig das Bergegeschirr hinunter.

Als erstes kamen Hans und Eva herauf. Hans hatte sich den Gurt fachmännisch unter den Achseln hindurch angelegt, und um Zeit zu sparen, hatte er sich Evas leichten Körper zu sich herangezogen und hielt sie nun mit eisernem Griff an sich gepresst. Ein starker Ruck erfolgte, der beide nach oben zum Bauch des Helikopters riss. Manfred ließ die Seilwinde ohne Rücksicht mit Höchstgeschwindigkeit laufen, es war nur eine Frage weniger Sekunden, bis die Russen ihren Irrtum bemerken und verteilt zu schießen beginnen würden.

Auch Hans und Eva wussten, dass es auf jede Sekunde ankam. Sie nahmen sich nicht die Zeit, sich bis zur Seitentüre hochziehen zu lassen und dort umständlich in den Helikopter einzusteigen. Sobald die Landekufen des Hubschraubers in Griffnähe waren, hakte sich Eva mit einer Schlinge und einem Karabiner fest, und auch Hans ließ den Bergegurt fahren und klammerte sich mit den Händen an eine Kufe, bevor er sich schließlich auch sicherte. Da war der Bergegurt aber bereits wieder auf dem Weg nach unten.

Jetzt war Lisa an der Reihe: Walter, Sandy und Marianne fädelten die an Lisas Bahre vorbereiteten Schlingen in den Haken des Bergegeschirrs, und Manfred ließ die Seilwinde anlaufen, diesmal etwas rücksichtsvoller. Walter sah den neben der Bahre schlaff herunterhängenden Bergegurt, und er spürte, dass sie keine Zeit mehr zu verschenken hatten. Entschlossen griff er den Gurt mit den Händen, und hängte sich daran. "Haltet euch an mir fest!", rief er Marianne und Sandy zu, die beide sofort verstanden und sich an seinen Klettergurt klammerten. Das Bergegeschirr war stark genug, und alle vier wurden nach oben gezogen.

Manfred sah Walters Absicht in seiner Bodenkamera, auch er wusste, dass sie sofort wegmussten. Die Hubschrauberturbine heulte auf, und der Helikopter nahm Fahrt auf, um das Tal hinauf über den Sattel und den Gletscher zu entkommen.

Ein Donnerschlag ließ die Luft erzittern, und dann noch einer. Bedenklich nahe an dem Felsen, auf dem alle gerade noch gekauert hatten, schlugen die nächsten Granaten ein, diesmal hätten die Druckwellen und die Splitter auf jeden Fall für schwere Verletzungen gesorgt. Beinahe hätte der Ruck Walters um den Gurt gekrampfte Finger abrutschen lassen, aber er war entschlossen, sich eher die Arme auszureißen als nachzugeben. Manfred ließ den Heli mit der höchsten Geschwindigkeit, die er zu riskieren bereit war, das Tal hinaufschießen.

Walter hob den Kopf, wie um abzuschätzen, ob er sich zum Heli hinaufziehen konnte. Von oben sahen Hans und Eva entsetzt in Walters verkrampftes Gesicht. "Er kann sich nicht lange halten," rief Eva entsetzt zu Hans hinüber, "nicht gegen den Zug des Fahrtwindes."

"Wir müssen hier trotzdem sofort weg,", brüllte Hans zurück, und wie als Antwort erklangen zwei weitere Donnerschläge, und zwei mörderische Druckwellen folgten. Die Einschläge folgten dem Helikopter das Tal hinauf, offenbar errieten die Artilleristen ihre Absicht, über den Bergsattel zu fliehen. Immerhin hatte Manfred aber seine Flugbahn leicht schräg zum Tal angesetzt, so dass sie nun im Schatten des talwärts gelegenen Bergzugs flogen, den die Russen von ihrer Position aus nicht so gut eindecken konnten. Dennoch waren die Druckwellen, die durch das enge Tal rasten, mörderisch, und mit ihnen flogen messerscharfe Steintrümmer und erstickende Staubwolken.

"Ich helfe," Eva hatte bereits ihr Seil um das Landegestell geknotet und es in ihren Abseilachter eingefädelt. Entschlossen ließ sie los, und mit hohem Singen lief das Seil durch ihren Achter, während sie sich rasend schnell von oben Walters Position näherte. Unmittelbar neben ihm brachte sie ihren Abstieg zum Stehen, und schaute in sein vor Anstrengung verkrampftes Gesicht. Fast unmerklich deutete Walter mit dem Kinn nach unten, Und Eva ließ noch etwas Seil nach, bis sie auf der Höhe der beiden Frauen ankam.

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