Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Das Refugium 2 - Complete 000 - 018

Geschichte Info
Alle Kapitel zusammen, zahlreiche kleinere Änderungen.
79.2k Wörter
4.91
4.5k
11
Geschichte hat keine Tags
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

[Lieber Leser,

wie versprochen geht es nun weiter mit meiner Geschichte "Das Refugium". Zum Kennenlernen der Personen und zum Verstehen der Gesamtgeschichte empfehle ich natürlich, vorher den ersten Teil (Das Refugium -- Complete 000 -- 015) zu lesen.

Wer nur bestimmte Szenen lesen, und von der recht umfangreichen Rahmenhandlung verschont bleiben mag, geht besser über mein Literotica-Profil, und findet dort die einzelnen Kapitel direkt anwählbar, schön säuberlich in eine halbwegs passende Kategorie einsortiert.

Dass ehemalige Kapitel 2, "Schwestern über und unter sich", das ich im Nachhinein ziemlich schwach und langweilig fand, habe ich völlig neu geschrieben. Ich hoffe, dass auch ihr das neue Kapitel "Projekt Sprödbruch", das es nur in der "Complete" Version zu lesen gibt, als eine Bereicherung der Geschichte empfindet.

Have Fun!

Im Sommer 2023

Sunny]

===================

Prolog

===================

Gute zwei Monate waren vergangen, seit Sandy aus den Klauen der Marauder befreit worden war. Sie hatte im Koma gelegen, dann besserte sich ihr Zustand unter Lisas sorgfältiger Pflege zusehends, und schließlich wachte Sandy eines Nachts aus ihrem Dämmerzustand auf.

Zum ersten Mal nahm Sandy wieder ihre Umgebung war. Sie befand sich offenbar in einem bequemen Schlafzimmer. Auf den Wänden des Raums war eine ruhige Nachtszene eingeblendet, und es herrschte ein sanftes Dämmerlicht, in dessen Schein Sandy ihre Schwester Lisa neben sich unter einer dünnen Decke auf dem breiten Doppelbett liegen und friedlich schlafen sah.

Suchend sah sich Sandy nach Marianne um, konnte sie aber nirgends entdecken. Dafür flammte auf dem Nachttisch auf Lisas Seite ein flaches Gerät, eine Art Scheckkarte mit Bildschirm, auf, und ein leiser aber bestimmter Rufton erklang. Träge bewegte sich Lisa, griff verschlafen nach dem Gerät, und drückte ihren Daumen darauf. Sofort flammte der Bildschirm hell auf.

"Was ist los, Manfred?", fragte Lisa schlaftrunken.

"Sandy!", kam seine aufgeregte Antwort, "Mein Controller hat Alarm gegeben. Sie wacht gerade auf."

Lisa ließ ihren Controller sofort fallen wie eine heiße Kartoffel, drehte sich mit einer fließenden Bewegung zu Sandy um, und griff nach ihrer Hand. "Sis?", fragte sie vorsichtig, "Bist du wach?"

Sandy gab einige undeutliche Laute von sich, die aber zweifellos Zustimmung signalisieren sollten, und streckte aufstöhnend ihre klammen Glieder. Sie taten ihr weh vom langen Liegen, obwohl sich Lisa unter Anleitung eines MediBots und der Stationshilfe bemüht hatte, sie regelmäßig umzulagern und durchzubewegen.

"Sis! Sandy!". Lisa schluchzte auf, und die Erleichterung trieb ihr die Tränen ins Gesicht. "Endlich bist du aufgewacht. Jetzt wird alles gut."

"Wie lange war ich weg?", fragte Sandy, "Und wo bin ich?"

"Du bist in Sicherheit, alles andere ist im Moment unwichtig, und eine lange Geschichte."

"Und Mama? Wo ist Marianne?" Sandy sah sich suchend um.

Ein schmerzhafter Schatten zog durch Lisas Gesicht. "Sie hat es nicht geschafft,", antwortete sie vage, "die Marauder haben sie umgebracht, als wir dich befreit haben." Sandy war noch zu erschöpft und zu verwirrt, um die volle Tragweite dieser Nachricht zu begreifen, dennoch stiegen ihr die Tränen in die Augen.

Noch waren Sandys Erinnerungen an die Vergangenheit Gott sei Dank nur bruchstückhaft, sie erinnerte sich an den Beginn ihrer Gefangenschaft, an Ritchie und Maddie, und an den Tag als Marianne und Lisa weggeschickt und sie selbst in diesen entsetzlichen Käfig gesperrt worden war. Danach verschwammen ihre Erinnerungen im Nebel, aber sie wusste immerhin so viel, dass es eine schlimme Zeit gewesen war, die sie nur knapp überlebt hatte. Und jetzt wachte Sandy plötzlich in diesem luxuriösen Zimmer auf, und Lisa war bei ihr. Ein warmes Glücksgefühl floss trotz der Trauer um Marianne durch ihren Körper, und sie zog Lisa fester an sich, damit sie niemals wieder weggehen konnte.

An der Tür erklang ein leiser Gong-Ton, Lisa hob ihren Controller wieder auf und ließ den Gast herein. Es war Manfred, der Sandy ungeniert in den Arm nahm, was diese leicht befremdet zur Kenntnis nahm. Was wollte der wildfremde Kerl von ihr, seine respektlose Annäherung breitete ihr Unbehagen.

Manfred spürte, wie sich Sandy in seiner Umarmung versteifte, und ließ sie artig los, nicht aber ohne beiläufig zur Kenntnis zu nehmen, dass sich unter ihrem dünnen Hospital-Hemdchen Formen erspüren ließen, die denen ihrer älteren Schwester in nichts nachstanden.

"Das ist Manfred," stellte Lisa die beiden vor, "er hat erst Marianne und mich gerettet und hier aufgenommen, und dann dich aus der Gefangenschaft der Marauder befreit. Das alles hier ist quasi sein Reich, wir nennen es unser Refugium, und wir sind hier seine Gäste."

"Da-da-da-danke.", stotterte Sandy verlegen, und reichte Manfred steif die Hand, die er mit einem Lächeln annahm und leicht drückte.

"Willkommen, Sandy. Hier bist du in Sicherheit bei mir und deiner Schwester, und sie ist längst wesentlich mehr als nur ein Gast."

Die nächsten Stunden verbrachten die drei damit, Sandys Gedächtnislücken ein wenig zu füllen, und ihr das Nötigste über das Refugium zu erzählen, beginnend mit dem Tag als Lisa und Marianne von Manfred hereingelassen und verpflegt worden waren. Großzügig übergingen sowohl Manfred als auch Lisa die Details mit dem "Deal" und den "körpernahen Dienstleistungen", und auch die Beschreibung des "mehr als nur ein Gast" beschränkte sich auf den jugendfreien Teil der neuen Beziehung, die sich zwischen Manfred und Lisa entwickelt hatte.

Manfred hatte, genau wie er es versprochen hatte, Lisa ihre volle Freiheit zurückgegeben, und sich sehr zurückgehalten, was Annäherungsversuche betraf. Lisa war ihm dankbar dafür, so konnte sie ungestört um Marianne trauern und deren Tod schließlich akzeptieren.

Parallel dazu hielt Manfred sein Versprechen und bildete Lisa nicht nur im Helikopter-Fliegen aus, sondern brachte ihr auch das Kämpfen und Schießen bei. Lisa erwies sich als noch bessere Schülerin als er gehofft hatte, und auf Grund ihrer Jugend und Beweglichkeit fand sie schnell heraus, wie sie ihn trotz seiner überlegenen Kraft und Erfahrung richtig fordern konnte.

So waren sie nach einer anstrengenden Nahkampf-Übung, bei der sie sich nichts geschenkt hatten, erschöpft und verschwitzt auf der Trainingsmatte im Gym zusammengesunken und hatten ihren Atem wieder zur Ruhe kommen lassen, als sich ihre Hände zufällig berührten, und es sie beide wie ein Blitz durchfuhr. Ihre Blicke trafen sich, und beide lasen sowohl Zustimmung als auch Begierde in dem des Anderen. Ohne weiter darüber nachzudenken, wie viele Jahre sie trennten, fielen sie gierig übereinander her, rissen sich die Kleider vom Leib, und Manfred nahm sich Lisa so wie es ihm gerade einfiel, während sie sich willig seinen Zärtlichkeiten hingab.

Ab diesem Tag besuchte Lisa Manfred freiwillig mehrmals in der Woche, und stets verließ sie ihn tief zufrieden, um sich dann wieder ihren Aufgaben und Sandys Pflege zu widmen. Manfred überließ Lisa inzwischen auch zunehmend Routineaufgaben innerhalb der Station, die Lisa stets sorgfältig und gewissenhaft erledigte. Zufrieden nahm Manfred zur Kenntnis, dass Lisa, wenn er einmal zu alt für den Job als CTO wäre, eine überaus würdige Nachfolgerin abgeben würde, aber vorher hatte sie noch unendlich viel zu lernen.

Sobald es Sandy deutlich besser ging, nahmen Manfred und Lisa sie mit auf einen langen Rundgang durch das Refugium, ähnlich dem, den Manfred seinerzeit mit Lisa gemacht hatte. Sandy fielen beim Anblick der Einrichtungen der Station buchstäblich die Augen aus dem Kopf, entzückt lief sie von Labor zu Labor, begutachtete die dort aufgebauten Experimente und kommentierte sie leidenschaftlich.

Anfangs wohnte Sandy weiter bei Lisa, aber schließlich wies Manfred Sandy ein eigenes Appartement zu, und übergab ihr einen persönlichen Controller. Manfred hatte ihr angeboten, Mariannes Zimmer zu nehmen, aber Sandy zog es vor, das Zimmer neben Lisa, das auch von der Einrichtung her wesentlich weniger barock gestaltet war, zu beziehen. Mariannes Zimmer blieb unangetastet so wie diese es an jenem Tag, als die Station durch ihren Verrat beinahe an die Marauder gefallen wäre, verlassen hatte.

Schnell lernte Sandy, die Wissensdatenbanken und Lernsysteme der Station für sich zu nutzen. Sie war stets eine gute Schülerin und fleißige Studentin gewesen, aber sie hatte es nie geschafft, sich voll und ganz auf eine Studienrichtung zu konzentrieren. So war sie Semester für Semester unentschlossen zwischen verschiedensten technischen Studien hin und her gerissen worden, hatte mal hier und mal da eine Weile Vorlesungen und Laborübungen belegt, aber sie war irgendwie nie ganz zufrieden. Hinter jeder Antwort, die ihr gegeben wurde, taten sich eine Vielzahl neuer Fragen auf, auf die ihr Studiengang oft keine Antwort mehr bereit hatte.

Im Refugium konnte Sandy endlich querbeet studieren und ihren Wissensdurst frei von den Fesseln einer bestimmten Studienrichtung und den geistigen Grenzen ihrer Professoren schweifen lassen. Die Antworten, die sie aus den Wissensdatenbanken der Station ziehen konnte, brachten sie in Monaten weiter vorwärts als lange Studienjahre zuvor. So vergrub sich Sandy gewöhnlich tagsüber in den Werkstätten und Laboren, und sie schaffte es zunehmend, die unvollendeten Arbeiten ihrer Vorgänger zum Abschluss zu bringen.

Abends traf man sich in der Regel spontan in einer der Wohnungen zum Essen und Klönen, Sandy erzählte dann gewöhnlich wie ein Wasserfall von ihren neuesten Entdeckungen. Manfred und Lisa ließen sie gewähren und waren überglücklich, dass Sandy so schnell und unproblematisch ihren Platz innerhalb der kleinen Crew der Station gefunden hatte.

Nur für die "besonderen Einrichtungen" der Station, die Lisa einst unter Manfreds kundiger Anleitung entdeckt hatte, und deren Dienste Lisa auch später hin und wieder diskret in Anspruch nahm, wenn ihr danach war, hatte Sandy offenbar keinerlei Sinn. Lisa dachte sich nicht viel dabei, so war Sandy immer schon gewesen, aber Manfred nahm es bedauernd zur Kenntnis.

Lisa hatte Manfred, als sie seine unverhohlen interessierten Blicke nach Sandy bemerkte, das Versprechen abgenommen, sich Sandy nicht ohne deren ausdrücklichen Wunsch zu nähern, und er hielt sich daran. Manfred hatte auch vollauf genug damit zu tun, Lisas Leidenschaft und ihre unermüdliche Experimentierfreudigkeit zufrieden zu stellen.

Dennoch war er wild entschlossen, Sandy, wenn sich eine Gelegenheit bot, nicht von der Bettkante zu stoßen. Doch tief in einer Ecke seines Herzens wusste er, dass er unrettbar einer anderen Frau gehörte, auch wenn sie nur noch in seiner Erinnerung existierte.

Hin und wieder ertappte er sich, wenn er routinemäßig mit seiner Dragunow Wachdienst schob und mit dem Zielfernrohr das Tal, durch welches man zur Station gelangte, absuchte, wie er Ausschau nach einer Frau hielt, und manchmal sah sie in seiner Fantasie genauso aus wie Marianne.

Manfred fragte sich dann, was er tun würde, wenn sie die Straße heraufkäme. Vielleicht verfolgt von Maraudern, wie beim ersten Mal. Würde er noch einmal, aus einem Impuls heraus, die Stationsabwehr deaktivieren und sie passieren lassen? Würde er ihr einige Warnschüsse vor die Füße setzen, um ihr zu zeigen, dass sie nicht willkommen war? Sie zurück in die Hände der Marauder treiben? Ihr eine gnädige Kugel aus seiner Waffe schenken? Was wenn Lisa und Sandy jemals herausbekämen, was er getan hatte?

Manfred vertrieb routiniert die trüben Gedanken. Marianne war höchstwahrscheinlich tot, und über die Frage nachzudenken, was wäre wenn sie es nicht wäre, war müßig.

==================================================

Kapitel 1: Ingenieursleistungen und Reiseplanungen

==================================================

Lisa lief wie oft wieder einmal in Gedanken versunken auf dem Laufband im Gym, als sich ihr Controller meldete. "Incoming Call", von Sandy. Lisa stellte das Laufband auf seine niedrigste Geschwindigkeit, und schaltete dann den Anruf auf eine nahe gelegene Wand, während sie gemütlich weiter vor sich hin trabte. Sandy erschien, wie immer in letzter Zeit im weißen Laborkittel, die Haare artig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und -- und das war das Wichtigste -- mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.

"Du wirst es nicht glauben, was ich gefunden habe!", plapperte sie sofort los. "Komm sofort her, das ist der Wahnsinn."

Lisa hatte eigentlich keine Lust, ihr Training abzubrechen und sich irgendwelche abstrusen wissenschaftlichen Sensationen anzusehen. Beim letzten Mal, als Sandy so aus dem Häuschen war, hatte Lisa minutenlang durch ein Mikroskop irgendwelche leuchtenden Bakterien bewundern und toll finden müssen. Wozu sie irgendwann einmal gut sein würden, wo doch längst die Taschenlampe erfunden worden war, erschloss sich Lisa nicht. Trotzdem machte sie gute Miene zum Spiel und bewunderte die kleinen Pünktchen ausgiebig, von denen tatsächlich ein schwach glimmendes Licht ausging.

Wie immer versuchte Lisa, Sandy nett, aber bestimmt abzuwimmeln, oft gelang ihr das auch, aber diesmal bestand Sandy so vehement auf ihr Kommen, dass Lisa schließlich nachgab und sich einen Transporter bestellte. So beendete sie ihr Training, ging noch kurz unter die Dusche, und dann sauste sie los durch die langen Gänge des Refugiums zu der Raumnummer, die ihr Sandy durchgegeben hatte.

Lisa dämmerte, dass es diesmal wohl wirklich um etwas Besonderes ging, als der TransportBot nicht wie sonst an den Laboren anhielt, sondern weiter fuhr in Richtung der Hangars. Dort hielt er vor einer unscheinbaren, recht großen Blechtüre, die Lisa bisher immer für irgendeinen Zugang zu irgendeinem Lagerraum gehalten und ignoriert hatte. Lisa stieg vom TransportBot, hielt ihren Controller an den Türsensor, und die Tür glitt fast lautlos zur Seite. Was Lisa drinnen stehen sah, verschlug ihr wirklich den Atem.

Auf einem der großen TransportBots aufgebockt stand da ein Fluggerät, offenbar ein Quadcopter, und er war von fast überirdisch schönem Design. Unter einer x-förmig angeordneten Trägerkonstruktion, an deren Enden sich vier Antriebsgondeln befanden, hing eine durchsichtige Blase aus Glas, in der sich unübersehbar ein Cockpit mit zwei Sitzen befand. Vorne herum verlief ein Armaturenbrett mit zahlreichen Displays, und ein mit bunten Knöpfen gespicktes Lenkrad diente offenbar zur Steuerung. Die Konstruktion würde sich, da war sich Lisa auf Anhieb sicher, wesentlich einfacher fliegen lassen als gewöhnliche Helikopter mit ihrer Stock- und Pedalsteuerung. Hinter den Sitzen befand sich ein undurchsichtiger Bereich mit zahlreichen seitlichen Klappen, offenbar war hier der Platz für die Technik und Stauraum für Ausrüstung und Gepäck.

Alles sah durchdacht und aufgeräumt aus, und wären da nicht noch zahlreiche Kabel eingesteckt gewesen, die zu den herumstehenden Werkbänken und Diagnosegeräten führten, hätte man meinen können, das Gerät könnte sofort abheben und losfliegen.

Am Beeindruckendsten fand Lisa aber die Farben, in denen sich alle Teile der Außenhülle, die nicht aus Glas waren, präsentierten. Ein so strahlendes Weiß in Kombination mit irisierenden, dunkelblauen Akzenten hatte Lisa noch nie gesehen.

Lisa pfiff anerkennend durch die Zähne, diesmal hatte Sandy recht gehabt. Mit diesem Fahrzeug würde Lisa ihre neu erlernten Flugfähigkeiten voll ausleben können. Prüfend umrundete Lisa den Helikopter, und begann mehr auf die Details zu achten.

"Die Propeller fehlen noch?", fragte sie Sandy, als sie bemerkte, dass sie durch die Antriebsgondeln hindurchsehen konnte.

"Nein, das ist ja eine der Sensationen!", erwiderte Sandy. "Das ganze Fluggerät funktioniert elektrisch. In den Antriebsgondeln wird Luft ionisiert und dann von starken Magneten ausgestoßen, das sorgt für den Rückstoß, mit dem es fliegt. Dieser Heli muss praktisch lautlos sein, im schlimmsten Fall hört man vielleicht ein leises Rauschen von der ausgestoßenen Luft."

"Und was kann er noch?", Lisas Neugier war geweckt.

"Diese seltsame Farbe, welche die Außenhülle so makellos strahlen lässt, hat es in sich! Sie kann Licht sowohl absorbieren als auch aussenden. Das funktioniert schon, Ich zeigs dir!" Sandy betätigte ein Icon auf ihrem Controller.

Da wo gerade noch der Helikopter gestanden hatte, befand sich nun plötzlich ein tiefschwarzes Loch in Form eines Helikopters.

"Jetzt absorbiert er alles Licht, genau genommen jede Art von Strahlung, aus der Luft. Deswegen siehst du ihn als schwarzes Loch, und er macht Strom daraus," erklärte Sandy. "So gewinnt er ständig Energie aus der Umgebung. Zum Fliegen reicht es natürlich nicht, aber er kann damit seinen Akku nachladen. Je nach Wetterlage vergrößert sich damit seine Reichweite enorm."

"Wie weit kommt er denn?"

"Das wurde noch nie ausprobiert, aber man hat berechnet, dass er mit einer Akkuladung mehr als 200km weit kommen müsste, bei Sonnenschein natürlich auch noch wesentlich weiter. Aber diese Beschichtung der Hülle kann noch viel mehr, schau!" Sandy berührte ein anderes Icon.

Da wo gerade noch das schwarze Loch des energietankenden Helikopters zu sehen gewesen war, war plötzlich ... nichts mehr. Man konnte die gegenüberliegende Wand des Raumes sehen, der Helikopter war weg.

"Wo ist er den jetzt hin? Wie macht er das?" Lisa war verblüfft, und Sandy kicherte vor Vergnügen.

"Er ist noch genau da, wo er immer war. Die Hülle nimmt jetzt auf der hinteren Seite ein Bild vom Hintergrund auf, und vorne sendet sie das Bild wieder aus. Damit verschmilzt der Helikopter perfekt mit dem Hintergrund, und wird praktisch unsichtbar."

Jetzt war Lisa nicht mehr zu halten. Vorsichtig streckte sie die Hand aus, und tatsächlich berührte sie schließlich die Hülle des Helikopters, ohne freilich mit den Augen irgendetwas anderes wahrnehmen zu können als die graue Betonwand von hinter ihm.

"Das ist Wahnsinn, den muss ich fliegen. Damit kann ich mich unauffällig und relativ gefahrlos in der Welt umsehen, ohne dass mir die Marauder viel anhaben können. Ist er bewaffnet?" Lisa hatte bereits bemerkt, dass auf der Unterseite verschiedene Befestigungspunkte aus der Hülle ragten, die aber alle noch unbestückt waren.

"Leider nein," antwortete Sandy, "vom Zubehör existiert noch so gut wie nichts. Es wäre auch kontraproduktiv, außen angehängte Waffen würden die Tarnung zunichtemachen, und für innen angebrachte Waffen ist dieses Modell zu klein. Das Nachfolgemodell, das aber erst im Computer existiert, wäre dann die richtige Kampfsau geworden, der hier ist eher ein Aufklärer und Transporter, und in erster Linie sowieso nur ein Prototyp und eine Testplattform."

"Auch gut," antwortete Lisa, "ich hatte sowieso nicht vor, einen Weltkrieg anzufangen. Wann kann er fliegen?" Lisa deutete auf die zahlreichen Kabel, die den Helikopter scheinbar auf der Transportplattform festzurrten.

"Ich denke, ich kann ihn in einer Woche fertigbekommen.", antwortete Sandy. "Alles Wichtige ist bereits vorhanden, es fehlt nur noch das Gestell zum Landen, und der richtige Akku ist noch im 3D-Druck, das was jetzt drinnen ist, ist nur eine leistungsschwache Test-Version."

"Natürlich muss auch noch ein ausführlicher Check, ob auch alles so funktioniert wie geplant, gemacht werden. Wenn keine Probleme auftauchen, kannst du am nächsten Wochenende los. Sofern du natürlich -- und das ist meine Bedingung -- bis dahin die Handbücher durchgeackert hast. Dieses Ding kann noch weit mehr, du wirst einige Zeit brauchen, bis du ihn voll nützen kannst. Ich lade dir die Anleitungen gleich auf die Bildwand in deinem Zimmer."

"Sis, du bist die Beste!", rief Lisa voll ehrlicher Vorfreude, und drückte ihrer Schwester einen dicken Schmatz auf die Wange. Dann lief sie aus dem Raum zu ihrem TransportBot, sie musste jetzt sofort mit Manfred reden.

Dieser war gerade damit beschäftigt, von Sandy verbesserte Druckdüsen in einige 3D Drucker einzusetzen, und überhaupt nicht begeistert, als Lisa mit der Neuigkeit ankam.