Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Der Kotzbrocken

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Waschen!" sagte sie und roch an ihrer Achsel. „Ich stinke wie ein Wildschwein. Im Krankenhaus gab es keine richtige Dusche, ins Bad durfte ich mit der Narbe noch nicht, aber jetzt brauche ich eine Grundreinigung."

„Mit anschließender Politur?", fragte Hans-Werner kichernd.

„Untersteh dich, du Schelm. Ich weiß, was du planst. Aber heute bitte nicht mehr, Ich bin so fertig, dass ich kaum noch alleine stehen kann . . . würdest du mir beim Duschen helfen und mich halten, Liebster? Vielleicht auch waschen?"

Hans-Werner trug sie unter die Dusche, nahm sie in seinen Arm und dann begann er sie so zärtlich und lieb zu waschen, dass Felicitas beinahe ihrem Grundsatz „heute nicht mehr" untreu geworden wäre.

Trotzdem verging fast eine Stunde, bis er sie dann abgetrocknet, oder vielmehr trocken gestreichelt hatte und sie endlich in Schlafzimmer getragen hatte. Er legte sie vorsichtig hin und sie hob eine Seite der Decke an.

„Komm an meine Seite, HaWe", sagte sie und auf einmal hatte er nichts mehr gegen seinen Spitznamen, „hier ist dein Platz und ich möchte in Zukunft in deinen Armen einschlafen und auch wieder aufwachen."

Nach einem langen Gutenachtkuss kuschelte sie sich in seinen Arm und ein paar Minuten waren beide im Reich der Träume.

*

Hans-Werner wachte auf und wollte sich strecken. Aber irgendetwas oder irgendjemand verhinderte es. Ein Frauenkopf lag auf seiner linken Schulter und sein linker Arm kribbelte, weil er eingeschlafen war. Trotzdem fühlte er, dass er etwas kleines, zartes und rundes in der Hand hatte.

Felicitas!

Und was das war, war eindeutig eins ihrer süßen Bäckchen.

Er drehte sich etwas mehr auf die linke Seite, um den Druck auf seine Schulter zu vermindern. Ein unwilliges Brummen zeigte ihm an, dass da jemand mit dieser Aktion gar nicht einverstanden war. Ihr langes braunes Haar hatte sich wirr um ihren Kopf verteilt und ließ ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen.

War sie wach, oder schlief sie wirklich noch?

Ein scharfes Pusten, mit dem sie sich die Haare aus dem Gesicht blies und ein verschlafenes Lächeln, mit dem sie ihn forschend anblickte, sagte ihm, dass sie wach war, oder fast wach.

Er küsste sie auf die Nasenspitze.

„Guten Morgen, Traumfrau, hast du auch so gut geschlafen?"

„So gut wie schon lange nicht mehr. Ich mag gar nicht aufstehen, so wohl fühle ich mich an deiner Seite. Ich liebe dich, mein Schatz."

„Das geht mir genau so. Müssen wir denn aufstehen? Ist schließlich Samstag und wir haben alle Zeit der Welt."

„Aber wir haben auch zwei Kinder und da es draußen schon hell ist, wundert es mich schon, dass sie sich noch nicht bemerkbar gemacht haben", meinte Felicitas.

Wie auf Kommando öffnete sich die Türe einen kleinen Spalt und Fabienne streckte ihren Kopf um die Ecke. Etwas tiefer tauchte auch das Gesicht von Laura auf, die neugierig in Richtung Bett blickte.

„Huhu, seid ihr schon wach?"

„Nein, wir schlafen noch tief und fest. Na los, kommt schon her ihr Rabauken. Es ist noch etwas Platz zum Kuscheln bei uns."

Kaum hatte Hans-Werner das gesagt, ging auch schon die Drängelei los. Fabienne suchte sich Platz an der Seite ihrer Mutter, während Laura sich auf Hans-Werner breitmachte.

„Morgen, Papi", lautete ihre Begrüßung, dann legte sie ihr Köpfchen auf seine Brust und grinste ihn an.

Hans-Werner grinste zurück. Er fing an sich an diesen Zustand zu gewöhnen und ihn zu genießen.

Fabienne beugte sich über Felicitas und gab ihm auch ein Küsschen.

„Guten Morgen, Papa", sagte sie ganz damenhaft, „hast du gut geschlafen?"

„Mit dieser wunderschönen Frau im Arm kann ich doch gar nicht anders", gab er zurück und warf Felicitas einen verliebten Blick zu, was ihr ein Strahlen im Gesicht erscheinen lies.

„Und was wollt ihr heute noch so alles machen?", fragte er die Mädchen.

„Spielpark, bitte, bitte", kam es wie aus der Pistole geschossen.

Hans-Werner schaute Felicitas an und als die nickte, konnten sie sich vor Begeisterung der beiden Kleinen fast nicht retten.

„Und ich muss heute mal am Bankautomaten vorbei, meine Kontoauszüge holen", meinte Felicitas bedrückt. „Ja, ich weiß, du hast meine Miete eingezahlt, aber ich habe ja auch sonst noch Verpflichtungen. Seit 4 Wochen habe ich keine Ahnung, was noch auf meinem Konto ist."

Sie konnte gar nicht begreifen, warum Hans-Werner so ruhig und gelassen war. Na, der hatte ja keine Geldsorgen.

„Keine Angst, Liebling", sagte er ruhig, „wenn du etwas benötigst und für die Reha brauchst du ja auch etwas Geld, dann bekommst du es von mir. Sieh es als kleine Wiedergutmachung, quasi als Schmerzensgeld und als eine Art Taschengeld."

„Na du hast leicht reden, HaWe. Da „ER" nichts zahlt, komme ich gerade so über die Runden. Noch zahlt die Firma mir ja den Lohn, aber wenn es nur noch Krankengeld gibt, dann wird es eng."

„Mach dir keine Sorgen, Feli. Für den Notfall bin ich auch noch da und du weißt, dass ich euch nicht im Stich lasse. Ich liebe dich und die Mädchen und werde alles tun, damit es euch auch wirklich gut geht."

Felicitas atmete auf und schmiegte sich an Hans-Werner.

So lagen die Vier noch eine gute halbe Stunde im Bett, schmusten miteinander und standen nur sehr ungerne auf.

Hans-Werner hatte Felicitas seinen Gehstock gebracht. Der war vierteilig und für seine Körpermaße gemacht. Da aber Felicitas fast 40 cm kleiner war, hatte er einfach den untersten Teil abgetrennt und den Gummistopfen da aufgebracht. Er war aus eigener Erfahrung zu der Ansicht gekommen, dass sie die Krücken nicht mehr benötigte und lies sie eine halbe Stunde auf dem Grundstück herum marschieren. Die Mädchen schauten mit Begeisterung zu und feuerten ihre Mutter lautstark an.

Danach ließ die sich kaputt auf den Küchenstuhl sinken und schaute Hans-Werner vorwurfsvoll an.

„Du bist ein richtiger Sklaventreiber, HaWe", meinte sie, „ich bin schon jetzt erschöpft. Wie soll ich den ganzen Tag durchhalten?"

„Gewöhne dich schon mal dran, mein Engel, in der Reha geht es noch etwas härter zu. Aber Bewegung am frühen Morgen macht Appetit. Also lass es dir schmecken."

Felicitas sagte nichts mehr, griff ordentlich zu und lies es sich schmecken.

*

Nach dem Frühstück und dem Anziehen, was bei den beiden Erwachsenen etwas länger dauerte als bei den Kindern, da sie die Finger nicht voneinander lassen konnten, fuhren sie zuerst bei der Bank vorbei.

Felicitas kam es etwas komisch vor, dass Hans-Werner schon seit dem Frühstück ein leichtes Grinsen im Gesicht hatte.

Als sie ihm nach dem Grund dafür fragte, meinte der nur: „Ach nichts, ich habe halt nur gute Laune", was sie ihm aber nicht so ganz abnahm.

Sie konnte ja nicht wissen, dass er gestern, noch bevor er sie aus der Klinik abgeholt hatte, einen Anruf erhalten hatte.

*

„Herr Harting? Leupold von Pinkerton hier. Die Sache mit Herrn Wagner hat sich voraussichtlich erledigt. Wir haben ihn gefunden und zwei unserer Mitarbeiter hatten ein längeres Gespräch mit ihm geführt. Wie sie es genau angestellt haben, wollten sie nicht preisgeben, aber sie versicherten mir, es wäre innerhalb der gesetzlichen Normen geblieben. Fazit ist, dass Benjamin Wagner den Unterhalt für seine Exfrau und die Kinder, den er bisher nicht entrichtet hatte und weitere 6 Jahresbeträge für die Kinder sofort per E-Banking überwiesen hat. Die weiteren Zahlungen bis zur Volljährigkeit der Kinder wird er in zwei Raten bezahlen. Das haben wir schriftlich. Der Unterhalt für Frau Wagner wird monatlich überwiesen, bis sich Veränderungen ergeben. Das Geld wurde vom Konto der Sanox AG auf das Konto von Frau Wagner eingezahlt und somit dürfte die Sache erledigt sein. Herr Wagner weiß durch unsere Mitarbeiter, was auf ihn zukommen könnte, wenn er sich nicht an die Vereinbarungen hält. Ich hoffe, wir haben sie mit unseren Bemühungen zufrieden gestellt. An welche Adresse dürfen wir die Rechnung schicken?"

„An gar keine", erwiderte Hans-Werner zufrieden. „Wenn es ihnen recht ist, möchte ich gerne bei ihnen persönlich vorbei kommen und den Rechnungsbetrag in bar entrichten. Je weniger ich in dieser Angelegenheit erscheine, desto lieber ist es mir. Außerdem möchte ich mich gerne bei ihren Mitarbeitern bedanken, wenn es möglich ist."

„Das ist leider nicht machbar, da sie sich schon wieder im Einsatz befinden und selbst gerne auch anonym bleiben möchten."

Hans Werner lachte verhalten.

„Selbstverständlich habe ich Verständnis dafür. Richten sie den beiden trotzdem meinen herzlichsten Dank aus."

Hans-Werner und Herr Leupold verabschiedeten sich und vereinbarten einen Termin in der folgenden Woche, um die Rechnung zu begleichen.

*

Aus diesen Grund hatte Hans-Werner ständig ein leichtes Grinsen im Gesicht. Er war schon auf Felicitas Gesicht gespannt, wenn sie einen Blick in ihre Kontoauszüge getan hatte. Hoffentlich war sie nicht sauer auf ihn, weil er ihr noch nichts gesagt hatte. Davor hatte er doch einen leichten Bammel.

Felicitas kam mit verwirrten Gesicht hastig auf das Auto zugehinkt.

Sie lies sich auf den Sitz plumpsen und reichte Hans-Werner die Auszüge.

„Ich verstehe das nicht, Schatz. Warum überweist mir die Firma so viel Geld? Das muss doch eine Fehlbuchung sein. Was meinst du?"

Hans-Werner zeigte mit dem Daumen nach hinten und bedachte sie mit einem vieldeutigen Blick.

`Nicht vor den Kindern´, sagte er stumm nur mit den Lippen, dann laut „Gedulde dich noch ein wenig bis zum Spielpark, dann erkläre ich es dir."

Felicitas begriff, dass er vor den Kindern nichts sagen wollte und nickte stumm.

Hans-Werner fuhr los, Felicitas lehnte sich im Sitz zurück und versuchte für sich eine Erklärung zu finden, was ihr aber nicht so richtig gelingen wollte.

Im Freizeitpark angekommen, stürmten die Mädchen gleich den großen Spielplatz und konnten unter den wachsamen Augen von Felicitas und Hans-Werner ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen.

Er nahm sie in seinen Arm und zog sie an sich.

„Ich muss dir ein Geständnis machen, Schatz, aber ich habe dir etwas noch nicht gesagt."

Felicitas schaute ihn fragend an. Was kam jetzt auf sie zu? Würde es ihre Beziehung trüben oder gar ihrem Glück ein Ende setzen? Furcht durchzog sie und sie begann leicht zu zittern.

„Keine Angst, mein Liebes", tröstete sie Hans-Werner. „Es sind gute Nachrichten, aber vor den Kindern wollte ich nichts sagen. Eines hat mir keine Ruhe gelassen. Dein Ex-Mann hat sich aus dem Staub gemacht und euch im Stich und mittellos zurück gelassen. Deswegen hattest du auch den Ärger mit mir bekommen und bist in die missliche Lage gekommen. Aber mir hat das ohne Ende gestunken. Sollte er so einfach davonkommen? Nein, habe ich mir gedacht, nicht mit mir. Also habe ich eine Detektei beauftragt ihn zu suchen. Das ist auch gelungen und die Detektive haben Eigeninitiative gezeigt und ihn dazu gebracht, seinen Zahlungen nachzukommen. Alles weitere für die Zukunft ist auch geregelt. Er wird sich daran halten, glaube mir, denn er kennt die Konsequenzen, wenn er es nicht tut."

Er machte eine kurze Pause und schaute Felicitas an, die stumm vor sich hin sinnierte.

„Und nun die schlechte Nachricht. Benjamin hat im Ausland schwer Karriere gemacht und will von dir und den Kindern nichts wissen. Er ist nur auf sein eigenes Fortkommen und seinen Vorteil bedacht und ihr seid, so hart es auch klingen mag, ihr seid ihm egal. Er hat Glück gehabt, dass ich nicht dabei war, denn ich hätte diesem Dreckskerl sämtliche Knochen gebrochen."

Hans-Werner hatte sich in Wut geredet und Felicitas bemerkte, wie sehr ihn das mitnahm. Sie legte ihm ihren Finger auf die Lippen.

„Psst, reg dich bitte nicht auf. Wenn ihm seine Kinder egal sind, dann ist das traurig. Ich kann es ertragen, dass er nichts mehr von mir wissen will. Aber Laura und Fabienne haben etwas Besseres verdient als ihn. Sie lieben dich und du magst sie ja auch. Wärst du bereit auch weiterhin für sie zu sorgen und dich um sie zu kümmern?"

„Da fragst du ganz falsch, Felicitas."

Sie erschrak. Hatte sie etwas Gravierendes verkehrt gemacht? Tränen traten in ihre Augen und liefen ihre Wangen herunter.

„Nicht weinen, Liebling, aber du musst mich anders fragen. Du musst sagen „Ich liebe dich Hans-Werner, ich liebe dich mit all meiner Kraft und frage dich, willst du mein Mann werden und der Vater unserer Kinder? Es müssen ja nicht nur zwei bleiben."

Felicitas starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und suchte krampfhaft nach Worten.

Hans-Werner lachte sie an.

„Jetzt bist du sprachlos, wie? Ja, ich weiß, ich hätte dir den Antrag machen müssen, aber ich bin noch nicht emanzipiert genug."

Felicitas warf sich an seine Brust und schluchzte herzerweichend.

Dann schaute sie Hans-Werner gespielt böse an.

„Ja, ich will. Ich will dich und deine Liebe, aber mach bitte nie wieder so etwas mit mir. Ich sah schon alles in Scherben brechen. Ich bin noch nicht wieder gesund und nicht so belastbar."

Er küsste sie zärtlich und hielt sie in seinem Arm.

Laura und Fabienne kamen vom Spielplatz angerannt.

„Warum weinst du Mami, tut dir etwas weh?"

Felicitas umarmte ihre beiden Mädchen.

„Nein, jetzt tut mir gar nichts mehr weh. Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt den Park erkunden und schauen, was wir noch so alles erleben können?"

Es wurde ein wunderschöner Tag im Freizeitpark. Hans-Werner und die Mädels machten jedes Fahrgeschäft, das ihm geeignet schien mit und sogar Felicitas lies sich zu einigen „Abenteuern" überreden.

*

Hannelore Gerstner war mit Mann und Kindern nach einer Woche harter Arbeit in den Freizeitpark gefahren, um ein wenig abzuschalten. Es war viel passiert in den letzten Wochen. Unter Hartings Vertreter war noch etwas mehr Arbeit auf sie zugekommen, weil der oberste Boss unbedingt gerade jetzt in den Urlaub gehen musste und so mehr Schreibarbeit auf sie zukam. Hartings eigene Sekretärin hatte ihr geflüstert, dass irgend etwas passiert war, aber mehr als Gerüchte hatte sie nicht aufschnappen können.

Sie wollte sich einfach nur ein wenig die Zeit vertreiben, die Seele baumeln lassen und neue Kräfte für die kommende Woche sammeln.

Zwei kleine Mädchen und ihre Kinder, die im gleichen Alter waren, hatten sich zusammen getan, spielten Fangen und tobten zwischen den Schaukeln und Rutschen herum. Die Mutter der beiden warf ab und zu einen Blick zu ihren Kindern, schien sich aber sonst angeregt mit ihrem Mann zu unterhalten.

Dann liefen die beiden zu ihren Eltern und umarmten und herzten sie, dass es eine Freude war. Was für eine glückliche Familie.

Als die vier aufbrachen, bemerkte Hannelore, dass die schlanke, junge Mutter am Stock ging. Was für ein Schicksal musste sie wohl erdulden? Sie empfand Mitleid mit der jungen Frau.

Dann schaute sie sich ihren Mann genauer an. Als der aufstand, sah sie dass er fast zwei Meter groß war und mehr als einen Kopf größer wie seine Frau. Als er sich zu ihr drehte, erkannte sie ihn.

Hans-Werner Harting. Ihr oberster Chef. Der Kotzbrocken.

Ja, aber, der war doch gar nicht verheiratet.

Sie erschrak, als er unvermittelt auf sie zukam.

Er ging langsam, weil die Frau an seiner Seite nicht so schnell auf den Beinen war.

„Hallo Frau Gerstner, schön sie zu sehen", sagte er freundlich zu ihr und nickte ihrem Mann zu.

„Darf ich die Damen bekannt machen? Frau Gerstner, das ist Frau Wagner, meine . . .", er zögerte kurz.

„Frau", warf Felicitas ein und schuf damit Klarheit. „Und das sind unsere Töchter Fabienne und Laura."

Die beiden Mädchen begrüßten Hannelore schüchtern.

„Geht noch ein wenig spielen", sagte Hans-Werner zu den Kindern, „wir wollen uns noch etwas unterhalten."

Die ganze Bande eilte wieder auf den Spielplatz.

Die Erwachsenen nahmen an einem Brotzeittisch Platz und dann begann ein Gespräch voller Überraschungen. Herr Harting zeigte sich von einer Seite, die Hannelore gänzlich unbekannt war und als sie erfuhr, wer Frau Wagner war, da brach ihr Weltbild völlig zusammen. Sie hatte natürlich von dem Vorfall gehört, aber dass die beiden die Hauptakteure waren und statt Todfeinde nun ein Paar waren, das ging vorerst über ihr Begriffsvermögen. Langsam fand sie sich dann doch mit der Realität zurecht und als Hans-Werner ihr das Versprechen abnahm, nichts von der Begegnung in der Firma verlauten zu lasse, da meinte sie nur:

„Sie wissen schon, wie schwer mir das fällt, Herr Harting. Ich habe sie eben ganz anders kennen gelernt als bisher und soll nichts davon sagen? Und keiner in der Firma weiß, wie es ihrer, äh, Frau geht und ich darf die gute Nachricht nicht verbreiten? Sie wissen schon, was sie mir da zumuten?"

Hans-Werner und Herr Gerstner lachten.

„Ist wohl nichts mit Extrablatt?" meinte Bruno, ihr Mann.

„Es wäre mir sehr lieb, wenn sie noch eine Weile Stillschweigen bewahren könnten. Wir möchten nach Felicitas Reha gerne selbst bekannt geben, was Sache ist und allen Spekulationen und wilden Gerüchten aus dem Weg gehen."

Frau Gerstner seufzte.

„Nun gut, auch wenn es mir schwerfällt, aber ich werde schweigen wie ein Grab. Komm Bruno, sammeln wir unsere Kinder ein und fahren heim. Ich freue mich, wenn sie wieder in der Firma sind, Chef."

„Ich werde ab und zu mal bei ihnen vorbei schauen, Frau Gerstner und das ist ein Versprechen."

*

Als sie abends nach Hause kamen, waren alle rechtschaffen müde und gingen auch bald zu Bett.

Am Sonntag gingen sie nach dem Frühstück eine Stunde spazieren und danach begann Felicitas ihren Koffer und die große Reisetasche für den Reha-Aufenthalt zu packen.

Hans-Werner wollte ihr dabei helfen, musste dann aber einsehen, dass eine Frau an diese Sache komplett anders heran ging, als er es als Mann machen würde.

Felicitas schickte ihn mit den Kindern zum Schwimmen in den Pool, bevor er lästig werden konnte.

Nach gut einer Stunde hatte sie alles zusammen und schaute auf der Liste noch einmal nach, ob sie auch nichts vergessen hatte. Dann ging sie zum Fenster und blickte sehnsüchtig zum Pool hinunter, wo ihr Liebster versuchte den Mädchen das Schwimmen beizubringen.

Er sah sie am Fenster stehen und winkte ihr zu.

„Auf geht´s Mädels, trinkt aus und dann legen wir uns noch etwas in die Sonne, bevor Mama zu uns kommt."

„Äh, wie, trinkt aus? Mensch, Papa, wir können doch nicht das ganze Schwimmbecken leertrinken", rief Fabienne aufgebracht aus.

Hans-Werner prustete vor Lachen.

„So war das auch nicht gemeint, Fabi, das war doch nur ein Spaß."

„Ach soooo!"

Felicitas kam in einem hellblauen, einteiligen Badeanzug über die Terrasse in den Garten und Hans-Werner lief das Wasser im Mund zusammen, als er sie erblickte.

Er stieß einen leisen anerkennenden Pfiff, mit dem er seine Begeisterung ausdrückte.

Felicitas wechselte die Gesichtsfarbe vor Verlegenheit. Das letzte Mal, wo ihr ein Mann hinterher gepfiffen hatte, das war schon . . . , ach Gott, da war sie noch in der Schule gewesen.

Sie ging zu Hans-Werner und legte ihr Arme um seinen Hals.

„Meine Güte, was bist du wunderschön, mein Liebling, aber trotzdem darfst du noch nicht ins Wasser. Es ist noch zu früh", sagte er mit Bedauern in der Stimme.

Laura und Fabienne stellten sich zu ihnen und machten große Augen.

„Was hast du denn da an deinem Bein, Mama?"

„Das ist die Narbe von der Operation. Da ist jetzt eine neue Hüfte drin, damit ich wieder richtig laufen kann. Aber schaut euch mal Papa genau an, fällt euch etwas auf?"

Die beiden gingen um Hans-Werner herum, der eine halblange Short als Badehose trug. Ihnen fiel nichts besonderes auf, bis Fabienne auf die Idee kam, erst das rechte, dann das linke Hosenbein etwas hoch zu ziehen.

„Hui, Papa hat ja auch so eine Narbe wie du, Mama. Wieso denn das?", fragte sie erstaunt.

„Weil ich auch schon seit vielen Jahren eine künstliche Hüfte genau wie eure Mama habe."

Dann musste den Kindern genau erzählen, wie das damals alles passiert war und warum sie bisher nichts davon gemerkt hatten.

„Weil ich auch in Reha war und immer geübt habe. Dann merkt man nichts davon. Deshalb habe ich diesen Pool gewollt, weil man da immer Wassergymnastik machen kann. Und wenn Mama auch gut übt, wird man bei ihr auch nichts merken. So und nun genug geredet, ziehen wir uns an und dann gehen wir zur Feier des Tages zum Essen."

1...456789