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Der lange Weg zum Glück

Geschichte Info
Ein schüchterner Junge findet nach vielen Jahren seine Liebe.
15k Wörter
4.74
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14
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Herbert war ein Durchschnittsmensch, eine schlanke fast sportliche Statur, vielleicht überdurchschnittlich groß, wie auch einige andere Körperteile, zum Beispiel die Nase, aber wie die Nase eines Mannes, so auch sein Johannes, sagt ein altes Sprichwort, er sah im Großen und Ganzen nicht mal schlecht aus, eben durchschnittlich und unauffällig.

Bis auf seine inneren Werte, die waren überdurchschnittlich. Er war ein hilfsbereiter, gutmütiger, sensibler und feinfühliger Mensch, dazu ehrgeizig und überaus loyal. Fast zu Gut für die Menschheit. Aber genau das wurde ihm immer zum Verhängnis.

Er wohnte mit seinen Eltern in einem alten Haus, ein ehemaliger kleiner Bauernhof, den sein Vater, Hermann, er war gelernter Maurer, in seiner Freizeit aufwendig renoviert hat und trotzdem noch einige Zeit bei der Bank den dafür benötigten Kredit zurückzahlen musste. Aber sie hatten ein Haus mit Grünfläche davor, das irgendwann ihnen gehören konnte. Sein Vater war in Frühpension nach einem Arbeitsunfall und seine Mutter, Helga, hielt die Familie mit einem Halbtagsjob über Wasser. Herbert war im Grunde glücklich, hatte Eltern, die er liebte und die ihn liebten. Irgendwann, so schwor er sich, würde er Geld verdienen und die Schulden bezahlen. Doch erst kam die Schule, damit er was lernte, wie seine Eltern ihm immer sagten.

Doch schon in der Schule wurde er ausgegrenzt und gemobbt. Er war das Kind armer Eltern. Das ließen seine Mitschüler ihn spüren, immer wieder spielten sie ihre Späße mit ihm, gaukelten ihm Freundschaft vor, um ihn auszunützen. So ertrug er es, bis es schließlich zu viel wurde und er die berühmte Mauer um sich baute und niemanden an sich ranließ.

So verbrachte er die Schulzeit als einsamer Einzelgänger, ohne Freunde. Nur die verhassten, aber geduldeten Sticheleien seiner Mitschüler. Da er aber nicht darauf einging, verloren sie mit der Zeit das Interesse am Mobbing und nur mehr gelegentlich versuchten sie es in der Gruppe. So endete das letzte Schuljahr und er konnte am letzten Tag seine Sachen packen und dieses Gebäude verlassen. Er ging durch die Türe und blickte auf den Schulvorplatz der etwa 10 Stufen unter ihm lag. Dort sah er ein junges Mädchen, vielleicht 3 bis 4 Klassen unter ihm, umringt von einer Horde Jungs. Es sah so aus, als ob sie nicht freiwillig in der Mitte der Gruppe stand. Sie wurde begrapscht, geschubst und es fielen auch böse Bemerkungen. Sofort dachte er an seine Zeit zurück und beschloss dem Mädchen zu helfen. Er ging zu der Gruppe und als er bei ihnen war sprach er laut „Hey, was soll das!"

Es drehten sich zwei der Gruppe zu ihm um und antworteten „zisch ab, das geht dich nichts an!"

Mit ernster Stimme sagte er laut „und wenn ich ihr Bruder bin?"

Plötzlich war Stille und alle sahen ihn an. Das Mädchen schaute ihm in die Augen und er sah durch ihre dicke Brille neben den Tränen auch eine ehrliche Dankbarkeit. Sie packte ihre Sachen und verschwand schnell.

Auch er ging seines Weges, als sich die Bande zerstreute, weil kein Opfer mehr zu finden war.

Diese Augen gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn, er konnte sie nicht vergessen. So ging er nachhause. Seinen Eltern zeigte er das Abschlusszeugnis mit Notendurchschnitt 1. Sie meinten, er soll auf eine höhere Schule gehen, aber er wollte in keine Schule mehr. Nie mehr viele andere Leute im selben Raum. Er wollte eine Lehre machen, wollte seinen Geist einbringen. So machte er sich auf die Suche nach einer Lehrstelle und tatsächlich wurde er fündig. Eine kleinere IT-Firma suchte zum baldigst möglichen Eintritt jemanden. Höherer Schulabschluss war nicht notwendig, nur Ehrgeiz und Teamwork wurden verlangt. So schrieb er eine Bewerbung, legte sein Abschlusszeugnis in Kopie bei und schickte das Schreiben ab.

Es vergingen ein paar Tage, da war eine Antwort in der Post. Er soll sich zu einem Vorstellungsgespräch einfinden, am nächsten Montag, das war in ein paar Tagen. Herbert war ganz außer sich vor Freude. Genau das was er sich gewünscht hat sollte jetzt Wirklichkeit werden. Er würde alles dafür geben, um diesen Job zu erhalten. So machte er sich schlau über die Busverbindungen, um bei der Frage wegen Arbeitszeiten entscheiden zu können, wie er zur Arbeitsstelle und von da wieder nach Hause kam.

Der Tag war gekommen, er packte seine Sachen, ging zum Bus und fuhr in die Stadt zu der Firma. Er trat in das Gebäude an einen Tisch, wahrscheinlich die Sekretärin, stellte sich höflich vor und bekam zur Antwort, er möge sich kurz setzen, der Chef, Herr Huber, kommt gleich. Er wartete geduldig und tatsächlich nach ein paar Minuten kam der Chef und grüßte freundlich.

Er sagte „kommen sie mit in mein Büro." So folgte ihm Herbert und setzte sich auf den ihm zugewiesenen Stuhl vor dem Schreibtisch.

Der Chef begann „sie wollen also bei uns arbeiten. Ihrem Zeugnis zu urteilen sind sie sehr intelligent. In der Bewerbung haben sie geschrieben, ehrgeizig und zielstrebig. Was haben sie sonst noch vorzuweisen?"

Herbert war ein wenig überrumpelt und sagte „nur den Willen, alles was ich mache richtig zu machen."

„Das ist alles?" fragte sein Gegenüber nach einer kurzen Pause.

„Ja, aber das was ich wissen muss, kann ich lernen. Und mein Zeugnis sagt, dass ich alles lernen kann" antwortete Herbert.

„So gefällt mir das" meinte der Chef „ich denke, wir probieren es. Willkommen im Team." Der Chef stand auf und ging um den Schreibtisch.

Herbert war überrascht, hatte es sich zuerst nach einer Absage angehört und jetzt hatte er den Job. Auch Herbert stand auf, ergriff die angebotene Hand und sagte „danke."

Der Chef begleitete ihn zu seiner Sekretärin, um die Unterlagen auszufüllen und den Arbeitsbeginn festzulegen. Herbert wäre lieber so schnell wie möglich, was auch dem Chef sehr entgegenkam.

Sie vereinbarten den Arbeitsbeginn auf den Anfang nächsten Monats und legten die Arbeitszeiten so fest, damit Herbert mit den Busverbindungen problemlos in die Arbeit kam. So bedankte er sich und verabschiedete sich freundlich.

Er fuhr mit dem nächsten Bus nach Hause und überbrachte seinen Eltern die frohe Nachricht. Die konnten es anfänglich nicht glauben, aber er berichtete jedes Detail von dem Gespräch. Seine Mutter hatte Tränen in den Augen und sagte „ich bin so stolz auf dich." Sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und meinte „gut gemacht mein Sohn."

So ging er in sein Zimmer, legte sich auf das Bett und dachte nach. Es würde alles gut werden, er hatte einen Job. Beim Gedanken an die Arbeit kam ihm wieder dieses Mädchen in den Sinn, wie sie ihn angesehen hatte. Er überhörte fast seine Mutter, die ihn zum Essen gerufen hat, so war er in Gedanken.

Er hatte noch drei Wochen frei, bevor er zur Arbeit musste. Herbert ging die Liste durch, die ihm die Sekretärin gegeben hatte, was er sich besorgen soll für die Arbeit. Alles andere würde er erhalten. Auf der Liste waren Schuhe und persönliche Schutzausrüstung, die er aber auch über die Firma beziehen könnte, sowie eine Tasche oder Rucksack für alles was er zur Arbeit mitnahm an Jause und Getränke oder eventuell Wechselkleidung, sowie auch einen Schlüsselanhänger für die Schlüssel und Transponder, die er in der Firma bekam. Das alles hatte er schon, somit brauchte er nichts zu kaufen.

Die freien Tage half er im Haushalt mit. Zusammen mit seinem Vater baute er eine Terrasse vor dem Haus, um mal einen Tisch rauszustellen. Die Zeit verging und der letzte freie Tag war vorüber. Er freute sich auf die Arbeit und packte seine Sachen ein, Jause und Getränk würde er am nächsten Tag dazugeben. So ging er ins Bett und schlief auch schnell ein.

Frühzeitig erwachte er, stand auf, zog sich an und ging frühstücken. Seine Mutter war schon auf und verabschiedete ihren Sohn. Er ging zum Bus und fuhr in die Arbeit.

Die Sekretärin erwartete ihn schon und führte Herbert zu einem Mann, der sich als Georg vorstellte. Er sollte ihm alles beibringen. Herbert grüßte freundlich und sofort waren sie auf einer Wellenlänge. Georg führte ihn durch die Werkstatt und das Lager, erklärte was sie im Grunde machen. Die Firma machte Installationen für Netzwerksysteme und betreute diese auch. Zudem machten sie Webdesign und Homeofficesysteme mit Fernwartung. Mit Begeisterung nahm Herbert die Informationen auf. Ja, das war seine Welt, da konnte er sich verwirklichen. Auch Georg bemerkte die Begeisterung und so verging der erste Arbeitstag wie im Fluge. Herbert verabschiedete sich, wie üblich, sehr freundlich von allen und fuhr wieder nach Hause.

So vergingen die Tage und Wochen. Herbert war begeistert, genau wie Georg und sein Chef. Er durfte schon zum ersten Mal mit auf eine Baustelle und stellte sich auch da sehr geschickt an. Es war wirklich sein Traumjob. Er war wissbegierig, machte alles und blieb auch mal länger, wenn es sein musste. So vergingen die Jahre, er beendete die Lehre mit Auszeichnung und sein Chef kam zu ihm und fragte „willst du bei uns bleiben, oder lieber wo anders hin gehen?"

Herbert war überrascht und antwortete „ich würde gerne bleiben, wenn das geht."

„Wir wären froh, wenn du bleiben würdest" sagte sein Chef. Und so besiegelten sie den neuen Arbeitsvertrag.

Schon zu Beginn seiner Lehre hatte Herbert regelmäßig Geld auf das Konto seiner Mutter überwiesen, um sich an den Kosten zu beteiligen. Diese hatte erst abgelehnt, aber nach längerer Diskussion doch eingesehen, dass es richtig war. Außerdem hat er einen Ansparvertrag abgeschlossen, auf den auch monatlich eine gewisse Summe geflossen ist und noch immer floss. Damit wollte er das Haus abbezahlen, damit es ihnen gehört. Mit dem neuen Arbeitsvertrag verdiente er deutlich mehr als in der Lehre.

Er war mittlerweile so weit, dass er kleinere Arbeiten schon alleine abwickeln konnte. Herbert wurde immer besser und geschickter, überholte in manchen Bereichen sogar Georg, der das aber positiv sah. Sie verstanden sich gut, wurden fast sowas wie Freunde, obwohl Georg fast 20 Jahre älter ist als er. Sie waren, als Team, unschlagbar in ihrer Arbeit. Es passte jeder Handgriff und auch die Ideen für komplizierte Ausführungen eine Welt für sich. Doch auch allein auf einer Baustelle konkurrenzlos. Das befeuerte auch die Firma und so bekamen sie immer mehr Aufträge, vor allem für die Wartung und Verbesserung bestehender Systeme.

Weitere Jahre vergingen. Herbert hatte sich inzwischen ein kleines Auto gekauft, mit dem er zur Arbeit fahren konnte. Er gehörte mittlerweile, wie sie es immer scherzhaft sagten, zum Inventar der Firma. Herbert war schon 22 Jahre und somit vier Jahre in der Firma als Angestellter und im Grunde auf der gleichen Stufe wie Georg. Der Chef kam zu den beiden mit der erfreulichen Nachricht, dass das örtliche Gymnasium ihr Netzwerksystem umstellen will. Da die Firma, die das installiert hatte, mittlerweile den Betrieb eingestellt hat und sie von unseren Referenzen begeistert sind, haben wir den Zuschlag erhalten. Wir sollen teilweise währende des Schulbetriebes, in den nicht benutzten Räumen beginnen und über die Ferienzeit das System fertigstellen. Besichtigung wäre für den nächsten Freitag, gleich nach Schulende geplant.

So fuhren sie am Freitag gemeinsam zum Gymnasium, um mit der Direktion die Arbeiten zu besprechen. Sie waren früh genug dran und es kamen auch noch vereinzelt Schüler aus dem Gebäude. Georg, Herbert und der Chef lehnten am Auto und besahen sich die Schüler, die teilweise übermütig und teilweise still aus dem Gebäude traten. Es kamen nur mehr vereinzelt Schüler heraus, als ein Mädchen mit einer dicken Brille seine Aufmerksamkeit erregte. Sie ging ganz alleine, den Kopf gesenkt, als sie von hinten unsanft angerempelt wurde. Es sah auch nicht nach Zufall aus. Das Mädchen verlor die Brille und blieb sofort orientierungslos stehen, die Hände nach vorne gestreckt, als ob sie nichts mehr sah. Vereinzelte Schüler, die noch herauskamen, lachten nur verächtlich, und keiner wollte dem Mädchen helfen.

Herbert ging zu ihr, faste ihre Hand und hob die Brille auf, um sie ihr zu geben. Dabei blickte er ihr in die Augen. Es waren dieselben wie damals. Es war auch dieselbe Brille.

Sie hauchte ein „Dankeschön."

„Bitte, gerne" sagte er „ich bin Herbert. Kennen wir uns?"

„Nicht das ich wüsste" sagte sie schüchtern, wusste aber von damals, als er ihr geholfen hatte. Sie hatte ihn die ganze Zeit nicht vergessen.

„Damals vor einigen Jahren in der Schule, als dich die Jungs umzingelt haben" sagte Herbert, und nahm ganz unbewusst ihre Hand. Die Schamesröte kroch ihr ins Gesicht und sie blickte verlegen zu Boden. ‚Warum wusste er das noch?' dachte sie sich. So gingen sie in Richtung Bushaltestelle.

Auf Höhe von seinem Chef und Georg, sagte dieser „wir gehen dann mal rein, du kannst nachkommen."

Herbert nickte nur, war aber in Gedanken bei dem Mädchen in seiner Hand. Sie gingen einfach weiter. An der Haltestelle angekommen ließ er ihre Hand los und sie sah ihn verwundert an.

„Das war schön, danke" sagte sie leise.

„Wir sehen uns" sagte Herbert und ging wieder zurück zum Gymnasium.

Sein Chef und Georg waren verschwunden bemerkte er, als er wieder beim Auto war. Bestimmt sind sie im Schulgebäude und machte sich auf den Weg. Er orientierte sich an den Stimmen und war in kurzer Zeit bei ihnen. Sie besprachen noch Details und sahen sich den Serverraum an. Herbert verschaffte sich ziemlich schnell einen Überblick über das Gewirr an Kabeln und meinte „das ginge sicher viel übersichtlicher und einfacher." Was ihm einen überraschten Blick vom Direktor einbrachte. Sie bedankten sich noch beim Direktor und besprachen die Schulzeiten. Am kommenden Montag wollten sie mit der Arbeit beginnen.

Sie fuhren in die Firma zurück und sein Chef fragte Herbert „was war denn mit dir los? Du warst ganz weggetreten bei diesem Mädchen."

„Ach nichts" sagte Herbert „ich kenne sie nur von früher."

Zurück in der Firma setzten sich der Chef, Georg und Herbert noch an den Tisch und besprachen die Einteilung für den Montag. Der Chef fragte auch gleich in die Runde, ob es am Samstag möglich wäre, dass abwechselnd einer oder auch beide bei diesem Projekt arbeiten könnten. Es wäre ziemlich umfangreich und da wollte er sichergehen, dass es zeitlich klappt. Nach kurzer Überlegung sagte Herbert zu, und auch Georg gab seine Zustimmung. Somit verabschiedete sich Herbert in das Wochenende und fuhr nach Hause.

Zuhause konnte er sich immer noch nicht beruhigen. Dieses Mädchen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Diese Augen hatten ihn schon damals fasziniert und auch heute noch.

Das ganze Wochenende rannte er kopflos herum, konnte sich auf nichts wirklich konzentrieren. Er war froh, dass der Montag angebrochen war und er wieder eine geregelte Arbeit hatte, doch auch hier fiel es ihm schwer sich mit der Arbeit zu befassen. Georg bemerkte das und fragte ihn „was ist los mit dir? Ist es wegen diesem Mädchen?"

Sofort bekam Herbert einen roten Kopf und wie mit einem Schalter war der Kopf wieder klar. ‚War er verliebt'? Als ihm das klar wurde, hörte das Durcheinander in den Gedanken auf und er konnte wieder normal arbeiten. Ja, er war verliebt, zum ersten Mal in seinem Leben.

Sie packten alles was sie brauchten in den Bus und fuhren zur Baustelle im Gymnasium. Herbert war leicht nervös. Würde er sie wiedersehen, wie würde sie reagieren. Fragen über Fragen.

Georg sah ihn von der Seite an und lächelte. Wusste er doch, was in ihm vorging. Er sagte „Herbert, nimm es locker. Sie wird dir den Kopf nicht abreißen."

So kamen sie an und packten ihr Material in den bereitgestellten abschließbaren Raum. Dann gingen sie zur Direktion, um sich zu erkundigen, welche Räume nicht besetzt waren und sie dort beginnen konnten.

Sie machten sich sofort an die Arbeit, Herbert begutachtete den Serverraum und kam auch schnell auf den ersten Fehler. Es waren die falschen Kabel verbaut. Für die längeren Distanzen in dem Schulgebäude waren diese günstigeren Kabel nicht geeignet, da kann es zu Datenausfällen und Übertragungsproblemen kommen. Er machte sich auf den Weg in die Direktion, um das mitzuteilen und auch die Genehmigung einzuholen, sämtliche Kabel auszutauschen. Sein Anliegen wurde notiert und er ging mit der Vertröstung auf eine Benachrichtigung wieder an die Arbeit. In dem Moment läutete die Schulglocke und kündigte das Ende des Schultages an. Dieses Geräusch kannte er von früher und war immer froh darüber. Konnte er doch dann das gehasste Schulgebäude verlassen.

Während dieser Überlegungen sah er die Horde Schüler grölend über den Gang laufen. Er wartete ab, bis sie vorbei waren, als ihm ganz am Ende dieses Mädchen wieder auffiel. Was ihm auffiel waren die langen Haare und die große und dicke Brille. Immer wieder wurde sie angerempelt, keiner beachtete sie. Sie tat ihm unendlich leid, konnte er sich doch in ihre Lage hineinversetzen. Er machte sich auf den Weg zu ihr, um sie zu begleiten. Noch bevor er sie erreichte, sackte sie auf die Knie und weinte bitterlich. Er ging zu ihr und kniete sich neben sie, legte seine Hand um ihre Schulter und fragte „kann ich dir helfen?"

Sie schaute ihn mit verweinten Augen an und flüsterte „es tut so weh."

Ganz erschrocken fragte er „wer hat dir wehgetan?"

„Niemand" sagte sie leise.

„Komm, wir gehen zum Direktor, dort können sie dir sicher helfen" sagte er, hielt sie fest und stand auf. Er führte sie zum Direktorzimmer, dort war nur die Vorzimmerdame anwesend, die sofort aufschaute. Sie sah in das Gesicht des Mädchens und erkannte die Lage.

„Komm, setz dich" sagte sie gleich „ich hole dir was" und ging zu ihrer Handtasche. Dort holte sie eine Schmerztablette raus, gab sie ihr mit einem Glas Wasser.

„Schluck das" sagte die „dann wird es gleich besser."

„Was ist mit ihr?" fragte Herbert besorgt.

„Sie hat sicherlich Regelschmerzen" sagte die Dame „das passiert häufig bei jungen Frauen."

„Wie heißt du?" fragte die Dame.

„Andrea" sagte das Mädchen

„Wie fühlst du dich" fragte sie weiter.

„Geht schon" sagte Andrea.

„Bleib ruhig noch hier. Du kannst dich auch hinlegen" sagte die Dame.

„Danke" sagte Andrea und legte die Beine hoch.

„Ich geh dann mal wieder an die Arbeit" sagte Herbert.

Er machte sich wieder an die Arbeit, konnte aber seine Gedanken nicht von Andrea lassen. Erschrocken zuckte er zusammen. ‚Sie würde den Bus verpassen. Wie sollte sie nach Hause kommen. Er konnte sie mitnehmen, aber würde sie das wollen?' diese Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, als Georg zu ihm kam und sagte „ich muss noch in die Firma was holen, bin gleich wieder da."

Herbert kombinierte schnell „ich komme mit und hole mein Auto, ich glaube ich muss heute früher weg."

So fuhren sie zusammen in die Firma, Herbert half noch beim Aufladen und fuhr mit seinem Auto wieder zum Gymnasium. Als erstes ging er in die Direktion, um sich zu erkundigen, wie es Andrea ging. Sie war gerade aufgewacht und hatte keine Schmerzen mehr. Allerdings machte sie sich auch Sorgen, wie sie nach Hause kommen sollte. Sofort wurden ihre Augen wieder feucht.

Herbert sagte, „wenn du willst, dann fahre ich dich nach Hause. Ich wohne im selben Ort."

„Das würdest du machen? Das wäre schön" sagte Andrea ganz verlegen.

„Wann willst du los?" fragte Herbert.

„Wenn du fertig bist" sagte Andrea.

Herbert lachte leise und meinte „das könnte aber noch ein paar Monate dauern."

Jetzt lächelte Andrea zum ersten Mal, und es gefiel Herbert sehr gut. Sie hatte dadurch leichte Grübchen an den Wangen.

Georg kam gerade an der Direktion vorbei und sah Herbert, kam zu ihm und fragte „ist was passiert?"

„Nein, alles ok" sagte Herbert „ich muss los. Machst du heute alleine fertig."

„Kein Problem" sagte Georg.

Herbert sah wieder zu Andrea und meinte „also von mir aus können wir."

Andrea stand auf, packte ihre Sachen und sagte zur Vorzimmerdame „danke für alles."

Diese nickte nur freundlich und sie verabschiedeten sich. Er nahm automatisch ihre Hand und sie gingen gemeinsam zu seinem Auto. Er öffnete die Beifahrertür und ließ sie einsteigen. Ihre Schultasche platzierte er auf dem Rücksitz. Dann stieg er ein und fuhr los.