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Der Prinz 02

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„Möchtest du Brötchen, Hörnchen, was auch immer", biete ich an.

„Danke", sagt sie abwesend.

Zögerlich greift sie zu einem Hörnchen, führt es ausgesprochen langsam zum Mund und beißt hinein. Als das Dienstmädchen den Cappuccino bringt, weicht sie beinahe erschrocken zur Seite. Man sieht, sie ist diese Umgebung nicht gewöhnt.

„Wie geht es dir und Max?", frage ich, um ein Gespräch anzukurbeln.

„Deshalb wollte ich zu dir", meint sie.

Ihr Blick huscht unsicher zu Amy und Leyla und mir ist sofort klar, dass sie unter vier Augen sprechen möchte. Die beiden checken ebenfalls, schauen sich an und stehen auf.

„Wir lassen Euch allein", meint Leyla.

Sie kommt zu Susanne und hält ihr die Hand hin, die diese zaghaft nimmt.

„Hat mich gefreut. Ich hoffe, wir sehen uns noch öfter."

„Das hoffe ich auch, Eure Hoheit", antwortet Susanne.

„Leyla, einfach nur Leyla", lächelt die Prinzessin und tätschelt dabei Susannes Hand, die sie immer noch hält.

Dann verschwinden die beiden aus dem Raum und wir sind allein. Ich nehme den letzten Bissen meines Brötchens in den Mund und kaue genüsslich. Dann spüle ich mit Kaffee nach.

„Wollen wir ein paar Schritte im Garten machen?", schlage ich vor.

„Ja, das ist klingt gut."

Wir stehen auf und Susanne folgt mir in den Garten. Als sie diesen sieht, schaut sie mich mit großen Augen an.

„Das ist dein Garten?", meint sie erstaunt. „Das ist ein Park."

„Ja, so kann man es auch nennen."

„Wie kommst du zu so einem Haus?", will Susanne wissen. Dabei dreht sie sich um und betrachtet die Villa.

„Ich darf hier wohnen. Sie gehört dem Land Darlam."

„Dem Land was?

„Dem Land Darlam, das liegt in Arabien."

„Wie kommst du dazu?"

„Das ist eine lange Geschichte. Wenn ich es kurz machen soll, ich habe dem Monarchen von Darlam dreimal das Leben gerettet, bin seine Freundin und soll in seinem Land ein Krankenhaus aufbauen. Deshalb dürfen Amy und ich hier wohnen."

„Der Monarchen ist dein Freund?"

„Das wissen aber nur Amy und Leyla. Selbst vor den Bediensteten müssen wir es geheim halten. Also erzähl es bitte keinem."

„Du bist also die heimliche Geliebte?"

„So kann man es nennen."

„Hat er eine Frau?"

„Nein, ich bin die Einzige. Aber es ist schwierig. Sein Land ist noch sehr altmodisch und es wäre ein Skandal würde man dort erfahren, dass der Monarch mit einer Ausländerin zusammen ist."

„Kommst du klar damit?"

„Ich liebe ihn und nehme, was ich von ihm kriegen kann."

„Das könnte ich nie?"

„Es ist ja nicht so, dass er mich auf Abstand halten muss oder sich nicht von seiner Frau trennen will. Es geht einfach nicht."

„Ich verstehe", meint Susanne nachdenklich. „Wenn du damit glücklich sein kannst, dann soll es mir recht sein."

„Ich komme klar. Mach dir keine Sorgen", beschwichtige ich sie. „Aber deshalb bist du nicht hergekommen. Wie hast du mich überhaupt gefunden?"

„In der Klink haben sie mir deine neue Adresse gegeben, nachdem ich zuvor feststellen musste, dass du aus deiner alten Wohnung ausgezogen bist und mir nichts davon gesagt hast."

Sie klingt ein wenig vorwurfsvoll und ich komme nicht umhin ein klein wenig ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Tatsächlich habe ich sie nicht nur schon lange nicht mehr besucht, sondern sie auch nicht davon in Kenntnis gesetzt, dass ich inzwischen irgendwo anders wohne.

„Entschuldige, bei mir haben sich in letzter Zeit die Dinge etwas überschlagen", verteidige ich mich kleinlaut. „Aber ich hätte doch daran denken sollen, dich zu informieren."

„Schon gut", meint Susanne. „Schön hast du es hier."

Sie grinst. Sie hätte genauso gut auch sagen könnten, ich hätte das ganz große Los gezogen. Das wäre ihr natürlich wichtig, mir ist es das aber nicht. Darin unterscheiden wir uns grundlegend. Deshalb habe ich Medizin studiert, weil ich Menschen helfen will und nicht, weil ich damit viel Geld verdienen könnte. Ihr dagegen sind Geld, Status und solche Dinge wichtig. Auch deshalb ist ihr die Kinnlade heruntergefallen, als sie realisiert hat, dass ich mit einer echten Prinzessin frühstücke. Für sie wäre das ein Traum, für mich zählen der Mensch und die Freundschaft.

Sie hat wohl auch ihren Mann nach Kriterien wie Einkommen, Ansehen in der Gesellschaft und ähnlichem ausgewählt. Max ist Politiker und sehr ehrgeizig. Das war damals genau ihre Welt und sie war hin und weg von ihm. Ich hatte bisher aber immer den Verdacht, dass sich die Begeisterung in letzter Zeit etwas abgeschwächt und der Ernüchterung gewichen ist. Max war nur noch selten zuhause und hatte immer eine Ausrede, nicht dabei sein zu müssen, wenn ihm etwas nicht gepasst hat. Er hat sogar die erste Schulaufführung von Töchterchen Manuela sausen lassen. Das hat ihm die Kleine mächtig übelgenommen.

„Warum bist du eigentlich gekommen? Dass ich mich dermaßen verändert habe, konntest du ja nicht wissen", frage ich nach.

„Ich wollte dich bitten, ob ich bei dir einziehen kann. Aber das hat sich nun wohl erübrigt", meint sie.

„Du wolltest was?", frage ich überrascht.

„Ich habe Max erwischt, wie er mit seiner Sekretärin auf dem Schreibtisch ...", beginnt Susanne.

Während sie das sagt, kommen ihr die Tränen und sie bricht schließlich ganz ab. Vermutlich wegen der Villa, der Prinzessin und den übrigen Überraschungen, hatte sie zunächst nicht mehr daran gedacht. Doch nun scheint ihr Problem mit voller Härte durchzukommen. Susanne umarmt mich, legt ihre Stirn gegen meine Schulter und beginnt hemmungslos zu heulen. Es gibt kein Halten mehr.

Ich streiche ihr beruhigend über den Rücken. Was soll ich dazu noch sagen? Betrogen zu werden tut verdammt weh und da kann ich wohl im Moment wenig helfen. Ich bewege mich langsam auf eine Parkbank zu und setze mich vorsichtig nieder. Susanne folgt mir und setzt sich neben mich. Sie belässt aber ihren Kopf gegen meine Schulter gelehnt und schnieft.

„Natürlich kannst du hier einziehen", versuche ich sie abzulenken.

„Echt?", schnieft sie.

„Natürlich. Wir haben genügend Zimmer", versuche ich sie aufzuheitern.

Sie umarmt mich, drückt ihre Wange gegen meine und beruhigt sich etwas. Wie könnte ich meine Schwester in dieser Situation hängen lassen?

„Ich habe die Sachen draußen im Auto. Ich muss nachher nur noch Manuela von der Schule abholen."

„Dann hol den Wagen in den Hof. Die Sicherheitsleute werden dir beim Ausladen helfen. Ich rede inzwischen mit Amy, wo wir Euch am besten unterbringen. Um 13 Uhr gibt es bei uns normal Mittagessen. Schaffst du das mit Manuela?"

„Das kriege ich hin."

Endlich kommt wieder Leben in sie. Zusammen gehen wir zum Eingang, wo ich den Chef der Sicherheitsleute treffe, und ihm erkläre, dass meine Schwester und meine Nichte vorübergehend bei uns einziehen.

„Wie Sie wünschen, Madame", antwortet er. Dann geht er zum Mann, der das Tor zum Grundstück bewacht und informiert diesen.

„Madame?", grinst meine Schwester. Damit bringt sie auch mich zum Lachen.

„Ja, Madame", antworte ich belustigt. „Das hättest du nicht gedacht, dass deine kleine Schwester mal so angesprochen wird."

„Ich wusste schon immer, dass aus dir etwas wird", kontert sie.

Während sich Susanne auf den Weg macht, den Wagen zu holen, um ihre Sachen zu entladen, mache ich mich auf die Suche nach Amy und Leyla. Ich finde sie in der Dampfsauna. Ich störe sie zwar nur ungern, aber ich informiere sie, über das, was geschehen ist.

„Natürlich ist das kein Problem. Deine Schwester kann hier wohnen, solange sie will. Ich würde sagen im Ostflügel", schlägt Leyla vor.

Unsere Zimmer liegen im Westflügel, auch weil diese den schöneren Ausblick haben. Dort gibt es aber nur noch ein weiteres Zimmer, das frei wäre und da es sicher besser ist, wenn Mutter und Tochter angrenzende Zimmer haben, scheint der Ostflügel eine gute Lösung zu sein. Dass wir damit trotzdem im Westflügel noch ungestört sind, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

„Ihr müsst dann allerdings etwas vorsichtiger sein", necke ich die beiden.

Während Leyla leicht rot wird, boxt mir Amy freundschaftlich gegen die Schulter. Sie grinst breit.

„Müssen wir doch auch so."

Sie zieht dabei eine Schnute, wird aber von Leyla in eine Umarmung gezogen und bekommt einen Kuss auf den Mund. Beide lachen und ziehen sich wieder in den Dampf zurück. Von drinnen höre ich noch Kichern.

Als ich zurück in der Eingangshalle bin, weise ich das Dienstmädchen an, die zwei schönsten Zimmer im Ostflügel, vorzubereiten und das Gepäck dorthin bringen zu lassen. In dem Moment kommt meine Schwester herein und schaut den beiden Sicherheitsleuten staunend hinterher, die ihre Sachen hereintragen und vom Mädchen angeleitet werden, wohin sie sie bringen sollen.

„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du in diesem Luxus wohnst."

„Das ist einfach so passiert", antworte ich. Dabei zucke ich entschuldigend mit den Schultern.

„Du musst mir in den nächsten Tagen die lange Version deiner Geschichte erzählen. Das würde mich echt interessieren, wie meine kleine Schwester zu so einem Haushalt kommt. Aber jetzt muss ich los Manuela abholen. Die wird staunen."

„Nach dem Essen zeige ich Euch das Haus."

Damit macht sich Susanne auf den Weg, ihre sechsjährige Tochter abzuholen. Ich hoffe, dass diese vom Haus so begeistert sein wird, dass ihr die Umstellung nicht so viel ausmacht. Da sich Max nie großartig um sie gekümmert hat, gehe ich davon aus, dass sie ihren Vater auch nicht sonderlich vermissen wird.

---

Ich werde Ahmed endlich wiedersehen. Seit unserem Abschied sind zwar nur etwas mehr als zwei Wochen vergangen, trotzdem habe ich ihn vermisst und ich fiebere dem Augenblick, in dem wir endlich wieder einmal allein sein und uns küssen können, unglaublich entgegen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Mann derart vermissen könnte. Doch bei Ahmed ist alles anders, als es jemals zuvor bei einem anderen Mann war.

Amy und ich sitzen im Privatjet, den er geschickt hat, um uns abzuholen. Auch der Architekt ist mit an Bord. Er soll sich zusammen mit uns ein Bild von der geplanten Lage des Krankenhauses machen. Er wird nicht an der Zeremonie zur Amtseinführung von Ahmed teilnehmen. Offiziell geladen bin nur ich, doch Leyla hat versprochen, Amy doch dazu zu schmuggeln. Schließlich liegt die Organisation der gesamten Feierlichkeiten in ihren Händen. Da wäre es noch schöner, wenn sie es nicht hinkriegen würde.

„In einer Viertelstunde werden wir in Darlam landen", informiert der Pilot über Lautsprecher.

„Madame, sie und ihre Freundin werden nach der Landung zum Palast der Könige gebracht, Herrn Wiener bringt ein Wagen ins Hotel Luxor in der Innenstadt", informiert mich die Flugbegleiterin. „Wünschen sie noch etwas, bevor wie landen."

„Danke, nein", antworte ich.

Leyla ist nicht bei uns. Sie war drei Tage nach Ahmed nach Darlam geflogen und nun sind Susanne und Manuela alleine in der Villa. Ich kann mir vorstellen, wie sich meine Schwester fühlt: Wie eine Prinzessin. Die beiden haben sich recht gut eingelebt und haben schon sehr bald den Luxus genossen, welchen das Haus bietet. Während es für mich immer noch ungewohnt ist, den Dienstmädchen Anweisungen zu geben, hat sie schon am zweiten Tag diese herumgescheucht und sich aufgeführt, als wäre sie die Herrin des Hauses. Ich habe nichts dazu gesagt, da ich den Eindruck hatte, dass sie auf diese Weise die Trennung von Max etwas besser verkraftet.

In meine Gedanken vertieft kriege ich erst mit Verzögerung mit, dass der Pilot in den Sinkflug übergegangen ist. Ich drehe mich schnell zum Fenster, um zu sehen, was uns draußen erwartet. Es ist eine Wüstenlandschaft, die sich da unten ausbreitet. Wenig später tauchen Felder und Glashäuser auf, die vermuten lassen, dass es da unten ein Bewässerungssystem gibt. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Es dauert dann auch nicht mehr lange und etwas vor uns taucht eine Stadt auf. Sie ist relativ groß und ich kann einzelne, wenn auch nicht sehr hohe Häuser ausmachen. Wenn ich das richtig erkennen kann, sind die meisten zweistöckig, ganz wenige haben einen weiteren Stock noch obendrauf. Diese wirken dann schon deutlich vornehmer.

Die meisten Häuser schimmern weiß. Vermutlich sind sie aus Stein gebaut, was auch naheliegend ist. Holz dürfte in diesen Gegenden Mangelware sein. Ich muss aber zugeben, dass die Stadt, zumindest von hier oben aus, einen gepflegteren Eindruck macht, als ich es mir vorgestellt habe. Ich fühle mich deshalb ein wenig schlecht, weil ich einem Vorurteil erlegen bin, wonach arabische Städte generell schmutzig seien.

Lange darüber nachgrübeln kann ich allerdings nicht, da die Maschine in dem Moment auch schon auf einem kleineren Flughafen landet. Der Pilot setzt gekonnt auf und lässt die Maschine ausrollen. Sofort kommen zwei Limousinen auf uns zu und die Türe des Fliegers wird geöffnet. Ich erhebe mich und Amy folgt meinem Beispiel.

„Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in Darlam", grüßt die Flugbegleiterin, als ich an ihr vorbei zum Ausstieg gehe.

„Danke, ich bin mir sicher, dass ich begeistert sein werde", antworte ich höflich.

Sie lächelt mich freundlich an und schon bin ich an ihr vorbei. Unten stehen zwei junge Männer. Einer nimmt den Architekten in Empfang und bittet ihn, im links stehenden Fahrzeug einzusteigen, Amy und ich werden in die zweite Limousine gebeten. Wir verabschieden uns noch kurz von Herrn Wiener und steigen dann ein.

Der Wagen setzt sich in Bewegung, um nach nur etwa 200 Metern auch schon wieder stehen zu bleiben. Die Fahrzeugtüren werden geöffnet. Ich schaue unseren Begleiter, der mir die Tür aufhält, ungläubig an.

„Wir steigen um", meint er nur.

Völlig perplex, steige ich aus dem Wagen, Amy macht es mir gleich. Als ich jedoch den Hubschrauber sehe, der direkt neben dem Wagen steht, wird mir klar, dass wir damit weiterfliegen.

„Dieses kleine Stück hätten wir auch zu Fuß zurücklegen können", sage ich zu unserem Begleiter.

„Verzeihen sie Madame, das würde sich nicht ziemen"; meint er.

„Weil wir Frauen sind?", frage ich irritiert.

„Nein, natürlich nicht", antwortet er sofort. „Weil sie Gäste des Monarchen sind."

Etwas genervt von dieser übertrieben zuvorkommenden Behandlung, klettern wir in den Heli und schnallen uns an. Aus der Ferne sehe ich, wie das Gepäck ausgeladen und auf einen Geländewagen verfrachtet wird.

„Willkommen an Bord. Ich werde ihnen in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen. Wann immer sie in die Stadt oder an einen anderen Ort wollen, brauchen sie es nur zu sagen", erklärt mir der Pilot des Helikopters.

„Danke", bringe ich gerade noch heraus.

Ich kann es nicht glauben, mir steht ein eigener Hubschrauber samt Piloten zur Verfügung. Wenn mir das einer gesagt hätte, bevor ich Ahmed kennengelernt habe, hätte ich ihn für verrückt erklärt und einweisen lassen. Doch hier scheint dies ganz normal zu sein.

In dem Moment setzt sich der Rotor in Bewegung und wird zunehmend schneller und lauter. Lange dauert es nicht, bis mir der Pilot einen Blick zuwirft, kurz nickt und dann abhebt. Zunächst erhebt sich der Vogel senkrecht in die Luft, dreht sich etwas und fliegt dann in die eingeschlagene Richtung.

„Ist der Palast weit außerhalb der Stadt?", erkundige ich mich.

„Etwa fünf Flugminuten", antwortet der Pilot.

Trotz des Lärms, den der Rotor macht, können wir uns Dank der Kopfhörer und der damit verbundenen Mikrophone verständigen. Amy sitzt immer noch staunend neben mir. Sie kann es nicht glauben.

Aus der Ferne sehen wird auch die Felder und die Glashäuser. Allerdings kommen wir diesen nicht nahe genug, um sie genauer anzuschauen.

„Werden dort Obst und Gemüse angebaut?", frage ich den Piloten.

„Das hat der Monarch geplant und bauen lassen. Damals war er noch Prinz. Die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln liegt ihm sehr am Herzen."

„Die Bevölkerung liegt ihm überhaupt sehr am Herzen", antworte ich.

„Er wird ein guter Monarch sein", ist auch der Pilot überzeugt.

„Da bin ich mir auch sicher."

„Sie sind hier, um ein Krankenhaus zu bauen?"

„Ja, das ist zumindest der Wunsch seiner Hoheit."

„Das wäre dringend nötig, auch wenn es einige gibt, die noch immer an die Medizinmänner glauben", antwortet der Pilot. „Doch das sind alles nur Scharlatane."

„Man sollte die Naturheilkunde nicht als Humbug abtun. Schließlich kann sie, richtig angewendet, bei vielen Beschwerden helfen. Auch bin ich davon überzeugt, dass ein guter Medizinmann den menschlichen Körper besser einschätzen kann als so mancher Arzt bei uns. Allerdings hilft bei einigen Dingen nur noch eine Operation, zum Beispiel bei einem Blinddarmdurchbruch."

„Sie sind eine kluge Frau", stellt er fest.

„Warum?"

„Weil sie sehr ausgewogen sind und keine radikalen Vorstellungen haben. Sie werden es schaffen."

„Danke!"

Ich muss lächeln. Sein Vertrauen ehrt mich und gibt mir Kraft, mich diesem Vorhaben zu stellen. Bisher war ich der Meinung, dass Ahmed aus persönlichen Gründen will, dass ich den Aufbau des Krankenhauses leite. Dass nun auch der Pilot es mir zutraut, ist ein gutes Gefühl. Vielleicht bin ich tatsächliche die Richtige für so ein Projekt.

„Wir sind da", informiert mich der Pilot.

In dem Moment sehe ich auch schon den Palast, der vor uns, nahe am Felsen auftaucht. Er ist riesig und ich bin echt beeindruckt.

„Wow!", kommt auch von Amy. Sie hat sich bisher überraschend still verhalten.

„Das kannst du laut sagen", antworte ich.

Schweigend beobachten wir, wie der Pilot den Vogel im Innenhof des alten Palastes sanft aufsetzt. Staub wird aufgewirbelt und beeinträchtigt die Sicht. Erst als der Rotor zum Stehen kommt, läuft ein junges Mädchen auf uns zu und hält uns die Tür des Helis auf. Wir klettern heraus und schauen uns erst einmal um. Dieser Palast muss definitiv alt sein. Die Mauern sind prunkvoll bemalen und auch sonst umgibt mich sofort ein Gefühl von Erhabenheit.

„Folgen sie mir bitte, Madame", fordert mich das Mädchen auf. „Ich bin Clarissa und werde mich um sie während des Aufenthaltes im Palast betreuen. Wann immer sie einen Wunsch haben, bitte lassen sie es mich wissen."

Sie setzt sich in Bewegung und führt uns über den recht großen Innenhof zu einer Tür, durch diese hindurch und eine Treppe nach oben.

„Sie befinden sich im Trakt des Monarchen. Als seine persönlichen Gäste haben sie das Recht, in seiner Nähe untergebracht zu werden", erklärt sie uns.

In dem Moment kommt Leyla um die Ecke. Als sie uns erblickt, strahlt sie über das ganze Gesicht.

„Ich habe den Hubschrauber gehört und musste euch begrüßen", meint sie. „Willkommen in Darlam."

„Danke für die Einladung, Prinzessin", sage ich förmlich. Auch Amy macht es mir gleich und begrüßt sie mit einer Verbeugung.

Erst als mich Leyla in eine Umarmung zieht, werde ich etwas lockerer. Die Umarmung mit Amy ist etwas inniger, aber das fällt auch nur mir auf.

„Kommt ihr?", meint Leyla.

Dabei nimmt sie mich links und Amy rechts um die Taille und zieht uns den Flur entlang. An einer Zimmertür bleibt sie stehen.

„Das ist dein Zimmer Amy", sagt sie. Dabei öffnet sie die Tür.

„Eure Hoheit, es wäre ein anderes Zimmer vorbereitet worden", mischt sich Clarissa ein. Es ist ihr sichtlich peinlich, der Prinzessin zu widersprechen.

„Dann mach dich an die Arbeit und bringe dieses Zimmer auf Vordermann", fährt sie Leyla an.

„Wie sie wünschen, Prinzessin", meint das Mädchen kleinlaut.

Amy hingegen strahlt die Leyla an. Ihr scheint die dominante Art ihrer Freundin sehr zu imponieren.

„Welches Zimmer soll ich Frau Dr. Berner geben?", erkundigt sich Clarissa unsicher.

„Den grünen Salon", antwortet Leyla prompt.

„Den grünen Salon?", staunt das Mädchen. „Der ist doch nur Staatsgästen vorbehalten."

„Frau Dr. Berner ist so etwas ähnliches", kontert Leyla.

„Wie Eure Hoheit wünschen", lenkt Clarissa ein.

Leyla erinnert mich an die Zeit, als sie und Ahmed im Krankenhaus waren und sie die Verlegung in die Villa organisiert hat. Auch da war sie sehr entschlossen und das, was sie sagte, duldete keinen Widerspruch. So wie es mir damals vermutlich erging, scheint es nun auch Clarissa zu ergehen, wobei sich diese der Prinzessin gegenüber in einer weitaus untergeordneteren Position befindet, als es damals bei mir der Fall war.

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