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Die einsame Highland Farm - Okt. 23

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„Wo liegt denn dieser Tatort anhand der Geodaten?" Ich konnte mit den Daten nichts anfangen."

„Nach unseren Unterlagen gibt es einen Weg der von dieser Ansammlung an Häusern an der Uferseite von Loch Durran entlang den Berg hinauf führt und letztlich am Crask Inn endet."

„Oh", rutschte mir raus, während mich Mary erstaunt anschaute.

Marys Reaktion war so offensichtlich, dass die aufmerksam beobachtende DCI es sofort bemerkte. „Sie kennen den Ort der Fotos?"

„Ja." Ich zuckte mit meinen Schultern. „Ich bin in der letzten Zeit zweimal den Weg bis zu dem hoch liegenden Loch marschiert, weil wir darüber nachdenken, dort ein zweites Wasserkraftwerk für die Eigenversorgung zu errichten. Das letzte Mal bin ich vor zwei Wochen dort oben gewesen."

„Und irgendetwas bemerkt?"

„Nein. War ja einige Zeit früher als diese Aufnahmen gemacht worden sind. Ich hatte nur registriert, dass das Cattlegrid an unserer Grundstücksgrenze repariert werden muss. Ist ziemlich verrottet."

„Können wir mit dem Auto dorthin fahren?"

May und ich grinsten die beiden Kriminalpolizisten an. „Garantiert nicht mit ihrem Range Rover. Nicht bei diesem Wetter. Eventuell mit unserem alten Land Rover, der könnte mit dem matschigen Weg fertig werden. Aber sicher ist das auch nicht."

Für einen Moment war es vollständig ruhig an unserem Esstisch.

„Wir würden es gern mit Ihrem Land Rover versuchen. Zwar hat dies heftige Wetter mit ziemlicher Sicherheit viele Spuren vernichtet. Aber vielleicht ist dieser Torso irgendwo abgelegt oder eingegraben worden."

Ich schaute in die Tischrunde. „Wer kommt mit? Es passen fünf Erwachsene in unser gutes altes Gefährt." Am Ende war die Wahl einfach: Mary, Andrew und ich würden die beiden Kriminalpolizisten begleiten. Wir zogen alle schweres Regenzeug an und machten uns dann auf den Weg. Unser Land Rover quälte sich im niedrigsten Geländegang über den matschigen und rutschigen Weg entlang des Westufers von Loch Durran und dann mit heulendem Motor langsam den Berghang hinauf. Aber wir kamen tatsächlich voran und blieben nicht stecken.

„Sie haben recht Herr Hamsun", bemerkte die DCI auf meinem Beifahrersitz, „mit meinem Range Rover wären wir böse gestrandet."

„Genau für diesen Zweck sind diese alten Land Rovers unschlagbar. Wenn der nicht mehr durchkommt, hilft nur noch ein Kettenfahrzeug. Und davon gibt es in dieser Region nur die Transportlafetten der Stromgesellschaft. Panzer sind hier nicht stationiert."

Wir hatten fast den Scheitelpunkt des Weges erreicht als der DS uns anhalten ließ. „Nach meinem GPS-Finder müssten wir nur wenige Schritte von den Geodaten der Fotos entfernt sein."

Ich zog die Handbremse an und wir fünf begaben uns hinaus in den immer noch horizontalen Regen, der freundlicherweise etwas leichter geworden war und ‚nur' noch aus klassischem Bindefadenregen bestand. Nach Anweisung der DCI stellten wir fünf uns in einem Abstand von rund zwanzig Metern nebeneinander auf und begannen, langsam ins vor uns liegende Hochmoor hineinzumarschieren. Das Heidekraut und die kniehoch gewachsenen Farne waren weitgehend verblüht und braun geworden. Mit Stöcken drückten wir den Bewuchs an einigen Stellen auseinander, aber auf den sicherlich fünfhundert Metern, die wir abmarschierten, war nichts Verdächtiges zu erkennen. Um die Suche systematisch sauber zu vollenden, rückten wir ein Suchfeld weiter hangabwärts und marschierten in derselben Aufstellung zurück. Fehlanzeige auch hier. Als wir einen weiteren Suchmarsch ins Gelände hinein machten, erreichten wir das Ufer des hoch gelegenen kleinen Lochs, dass ich im kommenden Frühjahr aufstauen und erweitern wollte, um unser zweites Wasserkraftwerk anzulegen.

„Wie tief ist dies Loch?" fragte die DCI.

„Im Zentrum circa 8 Meter, je mehr Wasser vom Himmel kommt, um so mehr fließt da hinten relativ steil und schnell nach Loch Durran herunter."

„Wenn man hier so etwas wie diesen Torso hinein werfen würde, könnte der dann mitgerissen werden?"

„Bei den aktuellen Wassermassen bestimmt. Wenn er sich nicht irgendwo unterwegs in einem der kleinen Pools verfangen würde."

„Gut", nickte die DCI und wandte sich an ihren Sergeant. „Versuchen Sie, dem Wasserlauf bis hinunter zu Loch Durran zu folgen und schauen sie, ob Sie irgendetwas finden."

„Ich begleite Sie", bot Mary spontan an. „An manchen Stellen muss man sich mit Sicherheit gegenseitig helfen, um nicht abzurutschen."

Ich ging mit der nachdenklichen DCI und unserem Wildhüter zurück zum Land Rover, wendete den Geländewagen und fuhr ganz langsam, immer wieder in alle Richtungen rutschend, wieder den Bergrücken herunter. Am Ausfluss des kräftig angeschwollenen Sturzbachs in unser großes Loch Durran warteten wir auf unseren kleinen Suchtrupp, der fast eine Stunde brauchte, bis er uns triefend nass und matschübersät erreicht hatte.

DS MacLeod hielt triumphierend einen größeren Plastikbeutel hoch, in dem sich ein größerer Textilfetzen befand. „Das ist unsere einzige Beute. Aber vielleicht ist es tatsächlich eine Spur unserer kopflosen Leiche."

„Wo habt ihr den Fetzen gefunden?"

„An einem scharfen Fels oberhalb eines kleinen Wasserfalls. Könnte sein, dass der Torso da hängen geblieben ist und durch die Wucht des nachfließenden Wassers ein Teil der Jacke oder der Hose herausgerissen worden ist."

„Gut, immerhin etwas. Ab ins Labor, mal sehen, was die Experten uns sagen können." Die DCI schaute in unsere Runde. „Wenn wir einmal unterstellen, dass dieser Stofffetzen von unserer angenommenen Leiche stammt, bedeutet dies, dass durch den hohen Wasserstand der Torso aus dem oberen Loch nach Loch Durran gespült wurde." Sie holte tief Luft. „Also fordern wir jetzt für morgen früh Verstärkung an und lassen die Polizisten das komplette Ufer von Loch Durran absuchen. „Dazu brauchen wir mindestens zwei Polizeitaucher, die das Wasser im Eintrittsbereich des Bachs absuchen." Sie schaute auf ihr Mobiltelefon und stellte fest, dass sie kein Netz hatte. „Welches Funknetz funktioniert denn hier?"

„Nur Vodafone."

„Ärgerlich, unsere Diensttelefone haben EE."

„Nutzen Sie meins." Ich hielt ihr mein iphone hin. „Dann müssen Sie mit ihren Anweisungen nicht warten, bis wir zur Farm zurück gekommen sind."

DCI Lady Redburn nahm mein Mobiltelefon und erteilte ihrer zweiten Assistentin, die im Büro der Kriminalpolizei in Inverness ‚Stallwache' hielt, die notwendigen Anweisungen, um am kommenden Tag die systematische Suche nach der vermuteten Leiche einzuleiten.

„Wir fahren jetzt zurück nach Inverness" erklärte sie anschließend, „bereiten alles vor und sind morgen gegen 10 Uhr mit uniformierter Verstärkung wieder hier, um das Loch und sein Ufer abzusuchen. Parallel wird DS MacLeod eine Drohne mit zwei Spezialkameras mitbringen, mit der wir das Tatortgelände systematisch überfliegen und scannen können. Wenn der Wind hoffentlich morgen nachgelassen hat." Sie ging bereits zu ihrem Range Rover, als sie noch einmal zu uns zurückkehrte. „Eine Frage habe ich noch. Die Untersuchungen am mutmaßlichen Tatort und die Suche nach dem Torso können möglicherweise einige Tage in Anspruch nehmen. Haben Sie hier auf der Estate einen Raum und zwei Schlafmöglichkeiten für meinen DS und einen weiteren Polizisten?"

„Tut uns leid, Frau Chief Inspector. Aber im Moment sind hier alle Betten im Farmhaus und in den Camper-Vans zumeist mit mehr als einer Person belegt. Und die beiden Renovierungsobjekte sind derzeit noch unbewohnbar."

„Und wo wäre die nächste Übernachtungsmöglichkeit in dieser Einsamkeit? Bei dem Regen kann man sicherlich schlecht zelten."

Ihre letzte Bemerkung löste allgemeines Gelächter aus. „Nein, das wäre sicherlich sehr ungesund."

Mary überlegte kurz eine Antwort. „Es gibt drei Hotels hier oben. Zum einen das einsamste Hotel Schottlands in Garvault, dann sehr edel das Altnaharra Hotel und der berühmte Crask Inn hat ebenfalls einige Fremdenzimmer."

„Hm", brummte die DCI. „Ist alles so weit entfernt. Ich hätte gern meine Beamten möglichst nah vor Ort."

„Dann mieten so doch in Inverness einen Campervan. An der Kanalbrücke gibt es einen großen Vermieter."

„Gute Idee." Die DCI schaute ihren Sergeant an. „Sie telefonieren nachher mit dem Camperverleih und bestellen noch für heute Abend ein passendes Fahrzeug." Lady Redburn drehte sich wieder zu mir um. „Der Campervan kann hier bei Ihnen auf der Farm stationiert werden?"

Mary und ich schauten uns an und nickten nur. „Ist durchaus möglich. Müsste nur eine große Kabeltrommel für Strom mitbringen. Unsere beiden Kabeltrommeln sind bereits im Einsatz."

„Gut. Ich denke dran", bestätigte DS MacLeod. „Ansonsten kenne ich mich mit einem Campervan ganz gut aus. Ich nutze so etwas gern im Urlaub."

Nachdem die beiden Kriminalpolizisten abgefahren waren, setzten wir uns mit unserer ganzen Mannschaft in unserer Küche zusammen und diskutierten intensiv die Erlebnisse des Tages. Besonders unsere beide Ukrainerinnen waren tief besorgt. „Laufen hier öfters Mörder herum?" fragte irgendwann Ekatarina ganz geradeaus. Man konnte an ihren Frage klar hören, dass sie tief besorgt war.

„Ich habe in den vier Jahren, die ich hier lebe, nur von einem Mord gehört. Vor einem Jahr ist auf der Isle of Skye ein Mann Amok gelaufen und hat einen Mann getötet und mehrere verletzt. Aber das war wohl ein Familiendrama." Mary versuchte Ekatarina zu beruhigen.

„Ansonsten gibt es in einer Gegend wie dieser nur Jagdunfälle", ergänzte Andrew grinsend. „Aber das ist selten Mord, sondern meist bodenlose Dummheit."

Trotzdem waren wir alle einig, dass wir in der kommenden Zeit besonders vorsichtig sein sollten. Immerhin lag der Torso auf einem Geländefahrzeug, dass nicht zu unserer Estate gehörte und auf den Fotos waren mindestens zwei Menschen zu sehen, die wir nicht kannten.

„Wieviel Gewehre und Waffen haben wir hier?" fragte Ludmilla plötzlich.

„Vier Gewehre, je zwei bei Mary und mir."

„Und eine Reihe von sehr langen und scharfen Messern und Fleischerbeile", grinste Ludmilla. „Die gehen durch alles durch wie durch warme Butter. Sind ja dafür gemacht."

Das allgemeine Gelächter wirkte für uns alle irgendwie befreiend. Trotzdem beschäftigte der offensichtliche Mord mit fehlender Leiche uns alle für den Rest des Tages auch in Gesprächen im kleinen Kreis und beim Zubettgehen. Nur die beiden kleinen Mädchen schienen von der Aufregung des Tages wenig mitbekommen zu haben.

Am nächsten Morgen traf ich als erstes Ekatarina in der Küche an. Sie sah fix und fertig aus und hielt sich an einer Tasse starken Kaffees fest.

„Ich habe die ganze Nacht wachgelegen", berichtete sie. „Ich bin dann um halb fünf aufgestanden, damit die Mädchen in Ruhe weiterschlafen können."

„Was hat Dich denn so beschäftigt?" In dem Moment, in dem ich meine Frage ausgesprochen hatte, wusste ist, dass sie saudumm war.

„Was wohl? Hier laufen gleich mehrere Mörder frei herum. Und die Polizei hat anscheinend nicht die geringste Ahnung, was hier vor sich geht. Wenn die Flugzeuge nicht zufällig die Bilder gemacht hätten, wäre alles vollkommen unbemerkt geblieben." Sie nickte mehrfach nachdenklich. „Ich habe Angst. Um mich und die Kinder."

Ich versuche, Ekatarina so gut es ging zu beruhigen. „Wir sind hier wirklich sicher. Wir passen auf uns gemeinsam auf. Und im Notfall sind wir gut bewaffnet."

Ekatarina lachte mit hörbarem Sarkasmus auf. „Ich bin nicht mit Alexandra vor dem Krieg in unserer Heimat geflüchtet, um mich jetzt mit Jagdgewehren verteidigen zu müssen. Wir wollen doch nur in Frieden leben und arbeiten."

Unser Gespräch brach ab, als Mary und weitere Farmbewohner zum Frühstück dazu kamen. Aber natürlich wurde am gemeinsamen Frühstückstisch kräftig darüber spekuliert, was der begonnene Tag bringen würde.

Der Aufmarsch der Polizei begann kurz nach neun Uhr. Die DCI mit ihrem Range Rover führte zwei Polizei-Kleinbusse an, dazu kam ein echter Land Rover, mit dem die Polizeitaucher unterwegs waren. Und zu guter Letzt kam DS MacLeod mit einem angemieteten Campervan, der zugleich Kommandozentrale als auch eine polizeiliche Übernachtungsmöglichkeit beherbergen sollte. Zum ersten Mal war der Hof vor dem Farmhaus zu einem richtig vollen Großstadt-Parkplatz mutiert.

Die uniformierten Polizisten aus Lairg, Golspie und Thurso wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils das fast sechs Kilometer lange Ufer von Loch Durran auf der West- beziehungsweise der Ostseite abschreiten sollten und dabei mit langen Stäben sowohl im Unterholz als auch im Uferbereich nach dem Torso suchen sollten. Derweil fuhren die beiden Polizeitaucher zur Mündung des Sturzbaches aus dem hochgelegenen Loch in Loch Durran und begannen dort mit ihrer Suche, erschwert durch das vergleichsweise trübe Wasser durch den Eintrag von mikroskopischen Torfpartikeln in Folge des starken, ins Loch abfließenden Regens.

Ich hatte von uns allen den spannendsten Teil erwischt und durfte den DS mit seiner Quadrocopter-Drohne den Berghinauf fahren und ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen. Es war wirklich für mich technikaffinen Ingenieur faszinierend, wie diese Drohne funktionierte und insbesondere, was für gestochen scharfe Bilder sie aufzeichnete und übertrug. DS MacLeod begann nun, systematisch die Region rund um das obere Loch und weiter bergaufwärts abzufliegen. Er hatte bereits über eine Stunde Erkundungsflug absolviert als er in etwa eineinhalb Kilometer Entfernung von der Geländestraße, an der wir standen, eine ungewöhnliche Bodenstruktur ausmachte, die von der Umgebung deutlich abwich. Etwa 2 Meter lang und einen Meter breit war der Bodenbewuchs total anders.

„Das sollten wir uns einmal persönlich ansehen", kommentierte er das Gesehene, notierte über die GPS-Daten der Drohne den exakten Standort und holte dann das Fluggerät zurück. „Kommen Sie mit, vielleicht haben wir etwas Wichtiges entdeckt."

Selbst mit nordischen Wanderstöcken zur Abstützung auf dem abschüssigen und pitschnassen Gelände brauchten wir für die rund eineinhalb Kilometer über ein halbe Stunde, uns immer wieder mit dem GPS-Ortungsgerät absichernd, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Als wir unser Ziel erreicht hatten, war es in der Tat offensichtlich, dass dieser zwei Quadratmeter große Bereich sich grundsätzlich von der gesamten Umgebung unterschied. Wir kratzten mit den Spitzen unserer Wanderstöcke das Moos beiseite, darunter kamen nebeneinander liegende Steine zum Vorschein, die wie ein gepflasterter Hof oder eine alte Pflasterstraße aussahen.

DS MacLeod zauberte ein kleines Gerät aus seiner Jackentasche, das wie ein ipad aussah und und schwenkte es in niedriger Höhe über die bemoosten Steine. „Ist ein spezieller Metalldetektor zur Schnellanalyse", erklärte er knapp als das Gerät bereits einen zunehmenden Piepton von sich gab. „Da ist etwas Metallisches unter den Steinen. Fragt sich nur was?"

„Wir können versuchen, ein paar Steine anzuheben", machte ich einen unschuldig amateurhaften Vorschlag.

DS MacLeod lachte laut auf. „Auf keinen Fall. Diese gesamte Region ist ein mutmaßlicher Tatort." Er schüttelte den Kopf. „Nein. Wir zeigen diese Stelle jetzt der DCI und die soll entscheiden, was für forensische Spezialisten wir anfordern." Er schaute mich an. „Für mich sieht diese Stelle wie eine Grabstelle aus. Und wenn da wirklich eine Leiche unter den Steinen liegt, wollen wir unter keinen Umständen irgendwelche Spuren kontaminieren." Er machte sich auf den Rückweg zu unserem Fahrzeug. „Zuerst mein Bericht an meine Chefin. Und dann kommen wir vermutlich mit ihr direkt wieder hierher." Er schaute mich an. „Kommen Sie mit oder warten Sie hier auf uns?"

Jetzt musste ich lachen. „Nein. Ich komme mit. So gemütlich ist das bei dem Mistwetter nicht."

Gesagt, getan. Eineinhalb Stunden später standen wir mit DCI Lady Redburn wieder an der besagten Stelle und begutachteten das Gebilde. „Sieht wirklich wie eine mögliche Grabstelle aus", bestätigte die DCI die erste Vermutung ihres engsten Mitarbeiters. „Auch wenn ich mir aufgrund der Bemoosung sicher bin, dass hier nicht unser gesuchter Kopfloser liegt. Das hier ist älter." Sie schaute ihren DS und mich wechselweise an. „Ist spannend, was man auf einer alten Estate alles entdeckt." Sie griff zu ihrem Mobiltelefon und grinste mich an. „Ich habe in mein Privathandy einfach eine Pay-as-you-go-Karte von Vodafone reingesteckt. So kann ich jetzt selber telefonieren." Wenige Minuten später hatte sie für den nächsten Morgen ein Forensik-Team angefordert, dass diese Geländestelle systematisch und professionell untersuchen sollte. Dann steckten wir einen unserer beiden nordischen Wanderstöcke ins Moor, befestigten ein blau-weißen Absperrband wie einen Wimpel am Griff und machten uns für den kommenden Tag die Suche einfacher.

Ansonsten war der Einsatztag für die uniformierten Polizisten als auch die Polizeitaucher ein absoluter Fehlschlag. Sie fanden nichts, absolut nichts. Der Textilfetzen, der am Vortag am Sturzbach aufgefunden worden war, blieb die einzige Spur.

In den Nacht setzte wieder ein stundenlanger Sturzregen ein. „Der nächste ehemalige Hurrikan", kommentierte Mary, als wir zusammen im Bett lagen und dem Regenrauschen zuhörten. „Bin gespannt, wie lang die Polizisten sich hier noch aufhalten?"

„Immerhin hat der DS heute Abend noch Gesellschaft in seinem Campervan bekommen."

„Ach ja? Habe gar nichts mitbekommen."

„Ja. Eine junge Polizistin aus Lairg, die an der Ufersuche teilgenommen hat, ist hier geblieben. Fand ich ganz bemerkenswert."

„In der Tat. Vielleicht haben die beiden heute Abend ja auch etwas entspannenden Spaß miteinander."

Ich musste kichern. „Das kann ich mir eher nicht vorstellen. Die junge Dame wirkt noch sehr unschuldig."

„Schauen wir mal. Ich denke, wenn die noch ein paar Tage hier Dienst schieben müssen, könnte sich da noch etwas entwickeln. Die Kleine ist richtig schnuckelig."

„Finger weg!" fiel mir dazu noch ein. „Ich will keine Polizistin in unserem Bett haben."

„Oh, wo denkst Du hin? Ich gönne dem lieben Sergeant nur alles Glück auf Erden."

Damit rollte sich Mary auf die Seite und war nach wenigen Augenblicken eingeschlafen.

Am nächsten Morgen sah Ekatarina noch angeschlagener aus. „Die zweite schlaflose Nacht", flüsterte sie erschöpft während sie sich an ihrem heißen Kaffeebecher festhielt. „Ich sehe ständig den Mörder auf mich zukommen." Mayr nahm sie in den Arm und versuchte, sie zu trösten. Dann flüsterte sie ihr, für mich unhörbar, etwas ins Ohr, was unserer ukrainischen Schlachterin einen absolut verblüfften Blick in ihr Gesicht zauberte.

„Wirklich?" Ekatarina konnte anscheinend nicht glauben, was Mary ihr gerade gesagt hatte.

„Ja, wirklich! Überlege es Dir. Wird Dir bestimmt helfen."

Ekatarina grinste plötzlich hintergründig, fast schelmisch. „Das werde ich ganz bestimmt."

Eine viertel Stunde später standen DS MacLeod und Police Constable (PC) Amy Douglas in unserer Essküche. Mary hatte die beiden am Vorabend noch eingeladen, mit uns zu frühstücken, was von beiden dankbar angenommen worden war. Ihre Essensvorräte in dem polizeilich angemieteten Campervan waren anscheinend relativ dürftig.

In einer stillen Sekunde beobachtete ich die junge Polizistin, die mit sichtlicher Freude ihr Rührei mit Schinken und ein selbst gebackenes Croissant zu sich nahm. „Wirklich zum Anbeißen", zuckte mir ein Gedanke in Erinnerung an Marys Einschätzung vom Vorabend durch den Kopf. „Bin gespannt, wie lange der Sergeant sich da zurückhalten kann." Die junge Frau hatte einen sichtbar durchtrainierten Körper mit einem straffen Bauch und einem absolut verführerischen Po, was in diesem Moment noch nicht von ihrer Uniform verhüllt wurde. Gleichzeitig fiel mir auf, dass DS MacLeod ebenfalls seine junge Kollegin eingehend musterte. Mary musste dies ebenfalls aufgefallen sein, den sie grinste mich an und nickte ganz unscheinbar mit ihrem Kopf. Wir hatten uns verstanden.

Noch eine halbe Stunde später gab es einen Fahrzeug- und Menschenauflauf auf dem Hof vor unserem Farmhaus. Zwar waren weniger Polizisten an diesem Morgen erschienen, dafür war ein Forensik-Team unter Leitung von Frau Dr. Maria Maczkowski, einer aus Polen stammenden Gerichtsmedizinerin und wie wir schnell feststellen sollten, eine enge Freundin von DCI Lady Redburn, dazugekommen. Erfreulicherweise fuhr das vierköpfige Team einen allrad-angetriebenen Kleinbus, mit dem sie sich selbst als auch ihr Equipment möglichst nahe an den verdächtigen Ort fahren konnten. Der Weg Richtung Crask Inn entlang des Lochs Durran als auch die anschließende Steigung den Berg hinauf war durch die langen Regenfälle wirklich sehr matschig und schwierig zu fahren.