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Die Köningin der Drachen

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„Du bist perfekt, so wie du bist", sagt er. „Dein Stil ist anders, ungewohnt, aber ehrlich und das mögen die Leute. Du bist offen und gehst auf alle zu. Du hörst dir die Sorgen der Menschen an und zeigst Mitgefühl. Im Schloss mögen dich alle und langsam dringt dein Ruf auch nach außen."

„Mein Ruf?"

„Du bist eine Königin zum Anfassen, eine Regentin, die dem Volk zeigt, dass ihr die Anliegen der Menschen wichtig sind, dass die Sorgen der Bevölkerung ihre Sorgen sind. Sie trauen dir trotz deiner Jugend zu, eine gute Königin zu sein, etwas zu erreichen und dich durchzusetzen. Alle mögen dich."

„Macht es also nichts aus, dass ich nicht so bin, wie meine Mutter oder die anderen Königinnen?"

„Deine Mutter und alle vor ihr haben geglaubt, man verschafft sich den Respekt des Volkes, indem man auf Distanz geht, indem man dafür sorgt, dass die Leute zu einem aufschauen. Aber das stimmt nicht. Respekt verschafft man sich durch sein Handeln. Man wird vom Volk an dem gemessen, was man tut, was man bewegt, was man erreicht."

„Aber ich habe noch nichts erreicht."

„Du hast schon sehr viel erreicht. Im Schloss arbeiten wieder so viele Menschen, wie früher. Die, die arbeiten, müssen nicht mehr für drei schuften und deshalb macht den Menschen im Schloss die Arbeit wieder Spaß. Außerdem hast du die Steuern gesenkt. Du sparst an dir und nicht bei den Bürgern."

„Ich bin unsicher."

„Das verstehe ich. Du hattest keine Zeit, dich auf dieses Amt vorzubereiten, du musstest von einem Moment auf den anderen übernehmen. Da ist man unsicher, vor allem, wenn man es richtig machen will."

„Ich mache mir echt Sorgen, dass ich etwas falsch mache."

„Fehler gehören immer dazu, egal was man tut. Die wird dir das Volk auch verzeihen, wenn du zeigst, dass du dein Bestes gibst und nur das Beste für die Menschen willst. Das spüren sie und deshalb stehen sie hinter dir."

„Ich hoffe es."

Wir sitzen eine Zeit lang still nebeneinander. Ich hänge meinen Gedanken nach und lasse mir das, was Felises gesagt hat, durch den Kopf gehen.

„Ich denke, wir sollten langsam aufbrechen", sage ich schließlich. „Es beginnt zu dämmern."

„Darf ich mitkommen?"

„Wer schaut hier nach dem Rechten?"

„Ich habe Cefalis darum gebeten", meint er kleinlaut.

„Du hast schon vorgesorgt?"

„Bist du mir böse?"

„Warum sollte ich. Du willst doch nur auf mich aufpassen."

Kapitel 11

Zusammen mit Felises mache ich mich auf den Weg. Freja und Vicozil warten bereits am Treffpunkt.

„Wir sind zu viert", sage ich. „Felises fliegt bei mir mit, du nimmst Vicozil. Er soll dich anleiten und wir kommunizieren über Gedanken."

„Zu Befehl", sagt meine Freundin lachend.

„Ich bin aber noch nie auf einem Drachen geflogen", meint Vicozil unsicher.

„Glaubst du ich?", lacht Felises. „Noch dazu auf der Königin. Hoffentlich sagt sie nicht eines Tages, sie hatte mich im Nacken sitzen."

Wir lachen und ich mag die ausgelassene Stimmung. Auch, wenn unsere Mission ernst ist, schweißen solche Momente zusammen. Wir sind ein gutes Team.

Freja erklärt den Männern und auch mir, wie wir vorgehen sollen und auf was wir achten müssen. Sobald alle verstanden haben, verwandeln wir uns in Drachen. Die beiden Männer springen erschrocken zur Seite, als plötzlich die riesigen Tiere vor ihnen stehen.

„Sie haben Angst vor deiner Größe", kichert Freja.

„Ja, ja!", protestiere ich gespielt eingeschnappt. „Aus ihrer Perspektive bist du auch nicht gerade klein."

Dann beginnt der Aufstieg. Wie schon damals bei mir, hält Freja ihrem Fluggast die rechte Vorderpfote hin und ich tue es ihr gleich. Die beiden haben offensichtlich ein etwas mulmiges Gefühl in Bauch, als sie draufsteigen und wir sie anheben. Ich denke, so etwas hat es bisher in diesem Reich noch nie gegeben.

„Können wir mit den Männern über Gedanken kommunizieren oder geht das nur unter Drachen?", frage ich Freja.

„Ich weiß es nicht. Du musst es ausprobieren."

Ich versuche Felises eine Nachricht zu übermitteln, aber er reagiert nicht. Nach dem vierten Versuch gebe ich frustriert auf. Dann aber kommt mir eine Idee. Ich versuche mich ganz stark auf ihn zu fokussieren.

„Hörst du mich?"

Ich spüre, wie er auf mir zu zappeln beginnt. Er schaut sich offenbar um. In mir kommt Hoffnung auf.

„Hast du mich gehört, ich bin es Serena. Ich bin in deinem Kopf."

„Und was soll ich machen?", erkundigt er sich laut.

„Du kannst mit mir auch über Gedanken kommunizieren. Als Drache kann ich ja nicht reden und das, was du sagst, dürfte oben in der Luft auch nicht leicht zu verstehen sein."

„Das ist wohl wahr", höre ich nun auch ihn in Gedanken. Ich kann sogar sein Grinsen wahrnehmen.

„Es klappt, versuch du es mit Vicozil", informiere ich meine Freundin.

„Ich kann das nicht", meint sie nach einiger Zeit resigniert.

„Lass uns losfliegen. Versuch es in der Luft. Du musst dich ganz stark auf ihn konzentrieren. Du wirst sehen, du schafft das."

„Ja, fliegen wir erst einmal los."

Wir erheben uns in die Lüfte und ich bemerke, wie verkrampft Felises auf mir sitzt und sich festhält. Als wir die Höhe erreicht haben und langsam in einen Gleitflug übergehen, beginnt er sich allmählich zu entspannen.

Nun aber versuche ich, mit Vicozil Kontakt aufzunehmen und konzentriere mich deshalb auf ihn. Wir müssen ja schließlich wissen, wohin wir fliegen müssen.

„Vicozil, ich bin es Serena, ich kommuniziere mit dir über Gedanken. Wo müssen wir hin?"

„In nördliche Richtung", kommt prompt die Antwort.

„Gut, dann schlagen wir diese Richtung ein. Freja versucht, mit dir Kontakt aufzunehmen."

„Ich achte darauf."

„Wenn etwas ist, melde dich bei mir oder bei ihr."

Ich ändere die Richtung und informiere Freja, dass ich Kontakt mit Vicozil aufgenommen habe. Sie ist fast beleidigt, weil es bei ihr nicht funktioniert. Trotzdem ermutige ich sie, es weiterhin zu versuchen.

Ich nehme an, dass ich mich damit leichter tue, weil ich mächtiger bin. Immerhin bin ich die Königin und der größere Drache. Aber das will ich ihr nicht auch noch unter die Nase reiben und bin deshalb lieber still.

Wir fliegen einige Zeit in nördliche Richtung. Wir überqueren erneut die Grenze zur Welt der Menschen, lassen diese hinter uns und gelangen einige Zeit danach an eine weitere Bergkette, die noch größer und noch massiver ist. Auch diese stellt für uns Drachen kein Hindernis dar.

„Wir sind in Gunderin", informiert mich Vicozil.

„Haben die von Gunderin auch Drachen? Ist der König ein Drache?", erkundige ich mich bei Felises.

„Nein, soweit ich weiß, nicht."

„Wie kommen sie dann über diese Berge?"

„Zwischen den Welten gibt es jeweils ein Tal, das einen Übergang von einem Reich in das andere ermöglicht. Diese sind aber von beiden Seiten aus streng bewacht. Dort gibt es kein Durchkommen, ohne kontrolliert zu werden.

Man munkelt jedoch, dass Gunderin einen Tunnel gegraben hat und durch diesen Krieger und andere Personen unbemerkt in die Welt der Menschen gelangen. Allerdings hat man diesen Tunnel noch nie gefunden."

„Das wäre eine Erklärung", gestehe ich. „Immerhin habe ich die Krieger gesehen, die mich entführen wollten. Ich nehme aber an, dass sie unbemerkt in die Welt der Menschen gelangt sind."

Damit beenden wir unser Gespräch und sind wieder eine längere Zeit lang still. Ich konzentriere mich auf die Landschaft unter uns. Auch, wenn es inzwischen Dunkel ist und die Farben nicht mehr so klar sind, wie bei Tag, ich kann einigermaßen gut erkennen, wo wir hinfliegen. Was mir aber auch auffällt ist, dass das Land öde und bei weitem nicht so fruchtbar ist, wie unseres.

„Ich kann verstehen, dass hier niemand gerne lebt", sage ich zu Freja.

„Der König ist schuld daran, dass das Land nicht bebaut wird, wie es sein könnte. Die Männer müssen lange Kriegsdienst leisten und haben wenig Zeit für die Felder und Äcker. Diese Arbeit bleibt damit an den Frauen hängen, die jedoch nicht immer die Zeit und die Kraft haben, diese zu bewältigen, wie es sein sollte."

„Es liegt also an der Regierung."

„Du sagst es. Nicht alle können eine so gute Königin haben, wie wir", kichert sie.

„Das muss sich erst zeigen. So lange bin ich noch nicht Königin."

„Glaub mir, du bist die beste Königin, die Solana je hatte."

„Schmeichlerin!", necke ich sie.

Dann sind wir wieder still und fliegen weiter. Unter uns ziehen karge Landschaften und Wiesen vorbei, auf denen magere Kühe weiden. Es ist ein trauriges Bild. So gerne würde ich den Menschen da unten helfen, aber das kann ich wohl nicht.

„Siehst du dort die Berge?", reißt mich Vicozil aus meinen Gedanken.

„Ja, was ist damit?"

„Sie bilden die nördliche Grenze."

„Ah, verstehe. Und da liegt auch die Schlucht, die du erwähnt hast?"

„Es ist wohl eher ein Tal, ein schmales Tal", meint er.

Er weist mir den richtigen Weg und ich verständige die anderen. Wir nehmen Kurs auf die Berge. Schon von weitem kann ich einen tiefen Einschnitt erkennen und gehe davon aus, dass es sich um das Tal handelt, das wir suchen.

Ich verlangsame das Tempo und verliere etwas an Höhe. Ich habe auch bisher meinen Drachen zurückgehalten und nicht mit voller Geschwindigkeit fliegen lassen. Zum einen wollte ich Freja nicht überfordern und zum anderen wollte ich auch Rücksicht auf meinen Fluggast nehmen.

„Immer müssen wir Rücksicht nehmen", motzt mein zweites Ich.

„Du weißt, dass du der Beste bist. Das reicht doch", grinse ich.

Es ist nicht immer leicht, seinen Drachen zu zügeln, aber wir zwei kommen recht gut miteinander aus. Wir gewöhnen uns langsam aneinander.

„Ich passe mich an. Du willst ja immer bestimmen!", meint er beleidigt.

„Jetzt sei nicht eingeschnappt. Ich weiß ja, dass du der mächtigste und klügste Drache bist, den es gibt."

„Genau!", meint er hochnäsig.

„Du brauchst aber nicht eingebildet zu sein", necke ich ihn.

Nun fliegen wir noch langsamer. Dafür kann ich jedes Detail erkennen. Die Schlucht ist ausgesprochen eng und zahlreiche Felsbrocken liegen am Grund.

„Die ist so eng, da könnte ich nie durchfliegen, bei meiner Spannweite", meint mein zweites Ich.

Darauf sage ich nichts. Aber es stimmt, wir könnten nie durch die Schlucht fliegen. Deshalb bleiben wir auch knapp drüber und folgen dem Einschnitt. Nach einiger Zeit taucht vor uns ein Schloss auf. Es steht etwas am Hang und überragt den Grund des Tales. Wer hier vorbei will, wird gesehen. Außerdem verläuft eine befestigte Mauer quer durch das Tal. Die Stelle ist äußerst geschickt gewählt, da die Felswände an diesem Punkt nahezu glatt und senkrecht in die Höhe ragen. Sie zu erklimmen ist so gut wie unmöglich.

Die breite Mauer verbindet beide Seiten der Talsohle. Wer hier durch will, muss durch ein breites und sicher streng bewachtes Tor. So wie ich die Situation einschätze, sind es zwei Tore. Dazwischen befindet sich vermutlich ein Raum, in dem ein ganzes Fuhrwerk der Länge nach Platz findet.

Vermutlich dient dies dazu, die Waren und die Menschen genau zu kontrollieren. In dieser Zeit ist ein Entkommen unmöglich, weil man zwischen den Toren gefangen ist. Die Mauer fungiert als Sperre in beide Richtungen. Egal, von welcher Seite man sich dem Bauwerk nähert, man muss durchgelassen werden.

Auf der Mauer verläuft auf einer Seite ein Weg, der hinauf zum Schloss führt. Damit ist es für die Wachen leicht und absolut sicher, von dort aus das Tor zu erreichen. Im Bereich des Tores erkenne ich eine Wendeltreppe, die nach unten und somit auch sicher in den Bereich führt, in dem kontrolliert wird.

Wir als Drachen haben mit der Mauer kein Problem. Wir ziehen hoch oben zwei bis drei Kreise über dem Tal und ich versuche, mir ein klares Bild von der Lage zu machen. Schließlich entdecke ich auf der Talseite, die dem Schloss gegenüber liegt, einen geeigneten Platz zum Landen. Wir sind dort etwas höher als das Schloss und können von unserem Landeplatz aus genau über das Tal hinüber zu dem Bauwerk blicken.

Die Männer steigen ab und wir verwandeln uns zurück. Zunächst nehmen wir alle das Schloss in Augenschein. Keiner sagt ein Wort.

„Da leben eindeutig Menschen", sage ich schließlich.

„Zwei Schornsteine rauchen und im gesamten unteren Bereich brennen Lichter", meint Freja.

„Halt, auch oben im Turm sehe ich ein Licht."

„Im Turm?", erkundigt sich Freja.

Sie schaut angestrengt hinüber. Auch ich konzentriere mich, um mehr zu erkennen. Und tatsächlich sehe ich einen Mann, der zum Fenster hinausschaut. Aus der Entfernung kann ich ihn wohl nur dank meines besonders starken Sehvermögens erkennen.

„Da ist ein Mann", sage ich.

„Jetzt, wo du es sagst, sehe ich ihn auch. Er blickt verloren drein", meint Freja.

„Was ihr alles seht", meint Vicozil.

„Wir sind Drachen", antwortet Freja als Erklärung.

„Wenn ich mich nicht täusche, sind da noch ein oder zwei weitere Personen im Raum, also insgesamt bis zu drei."

„Können das Gefangene sein?", erkundigt sich Felises.

„Ich denke schon. Sie haben offenbar nur ein sehr schwaches Licht und wer bleibt schon freiwillig oben im Turm?"

„Das muss im Winter ein sehr kaltes Loch sein."

„Die Möglichkeit, dass es sich dabei um meinen Vater handelt, ist groß. Wir sollten zurück und uns überlegen, wie wir diese Männer befreien können."

„Warten wir noch etwas. Ich möchte sehen, wie viele Männer im Schloss sind", meldet sich Felises zu Wort.

„Der Stratege", necke ich ihn. „Du hast recht, wir sollten mehr über die Wachen herauskriegen."

„In einer Stunde sollte Wachablösung sein, danach wissen wir mehr", meint er.

Mir ist klar, dass ich mich dabei auf ihn verlassen kann. Er kennt sich mit Wachen und mit Schichten aus. Wir legen uns deshalb auf die Lauer und beobachten.

Tatsächlich, etwa eine Stunde später marschieren drei Männer vom Schloss aus, die Mauer entlang nach unten und klettern über die Treppe hinab in den Zwischenraum der Mauer. Wenig später kommen drei Mann wieder zurück.

„Drei Mann", resümiert Felises. „Damit können nicht sehr viele Krieger im Schloss sein. Ich denke, die fühlen sich ausgesprochen sicher hier."

„Zwei Mann", korrigiere ich ihn.

„Wie zwei Mann?", erkundigt er sich.

„Es sind drei nach unten gegangen und drei dann wieder nach oben, aber einer war beides Mal dabei", erkläre ich ihm meine Beobachtung.

„Du meinst, es war ein Mann dabei, der mit den frischen Wachen nach unten und mit den ausgetauschten Männern wieder nach oben gegangen ist?"

„Genau das."

„Ein Wachoffizier", überlegt Felises.

„Das heißt?", frage ich.

„Ich schätze, im Schloss sind 10 bis 12 Krieger stationiert, höchstens 14."

„Wie kommst du darauf?"

„Wir haben drei Schichten zu je zwei Krieger, das sind zusammen sechs. Ein oder zwei Schichten braucht es als Reserve, weil jemand krank sein könnte und die Leute auch einen freien Tag haben könnten, dazu kommen ein oder zwei Wachoffiziere und eventuell jemand, der das Kommando führt."

„Ich schließe daraus, dass du der Meinung bist, dass wenig Leute da sind."

„Ich denke schon."

„Dann machen wir uns auf den Rückweg, bevor es hell wird."

Wir verwandeln uns, die Männer steigen auf und wir machen uns auf den Heimweg. Im Morgengrauen überqueren wir die Berge nach Solana. Wenig später landen wir beim Schloss.

„Gehen wir schlafen?", will Freja wissen.

„Ich kann jetzt nicht schlafen. Ich muss überlegen, was wir tun können", sage ich.

„Mir geht es gleich", meint Felises. Vicozil stimmt ihm auch zu.

„Dann lass uns überlegen", meint Freja. „Zuerst brauche ich aber ein Frühstück. Ich habe einen Bärenhunger."

„Du bist auch die halbe Nacht geflogen", meint Vicozil. Ich kann Anerkennung in seiner Stimme hören.

Meine Freundin will schon losgehen und ich will ihr folgen, da bemerken wir, dass die beiden Männer zögern. Ich habe den Eindruck, sie wissen nicht, ob sie uns folgen sollen oder nicht.

„Na, was ist, kommt mit!", sage ich.

„In den Speisesaal der Königin?"

„Ja, warum nicht?"

„Der ist nicht für normale Schlossbewohner gedacht", meint Felises schüchtern.

„Wer sagt das?", frage ich sofort.

„Das war schon immer so."

„Seit ich da bin ist nicht mehr immer so", grinse ich. „Ab jetzt gelten neue Regeln. Kommt mit!"

„Wenn das ein Befehl ist", grinst Vicozil. Auch Felises lacht und setzt sich in Bewegung.

Wir haben alle Hunger. Die Mädchen bringen immer wieder frisches Brot und Süßspeisen. Doch alles verschwindet. Nach einiger Zeit steht Pippa überraschend in der Tür.

„Was ist denn hier los?", erkundigt sie sich.

„Wir frühstücken", sage ich entschuldigend.

„So viel?"

„Wir haben Hunger, wir waren die ganze Nacht unterwegs", antworte ich kleinlaut.

Da lacht Pippa auf, wird aber auch ein wenig rot im Gesicht. Sie weiß nicht recht, was sie sagen soll.

„Ich will dir ganz sicher nicht vorschreiben, wie viel du essen darfst", meint sie.

„Das wäre noch schöner", scherze ich.

„Ich wollte nur nachschauen, was los ist, weil die Mädchen ständig neues Brot verlangt haben und ich nicht glauben konnte, dass ein Mensch allein so viel verdrücken kann."

„Ich bin nicht allein. Ich habe gerade die Regeln geändert. Die Königin muss nicht allein essen, sie darf auch Gesellschaft haben."

„Das verstehe ich", grinst nun auch Pippa. „Ich wünsche noch einen guten Appetit."

„Ach Pippa, ich wollte nur sagen, dass du einen ganz tollen Job machst und das Essen köstlich schmeckt."

„Danke, die Arbeit macht jetzt auch richtig Spaß."

Damit verschwindet sie wieder. Vicozil schaut mich fragend an, weil er natürlich nichts von den Vorgängen in der Küche wissen kann, aber ich übergehe seine unausgesprochene Frage. Da er sich mit Freja so gut versteht, wird schon sie ihm eines Tages erzählen, was vorgefallen ist.

Vollgefressen und träge begeben wir uns schließlich ins Kaminzimmer. Dieses entwickelt sich immer mehr zu unserem Hauptquartier.

„Was machen wir?", stelle ich gleich die alles entscheidende Frage. „Greifen wir direkt an?"

„Das könnte schwierig werden", wirft Felises ein.

„Das Schloss ist weit ab von Hilfe. Wir müssten sie nur überraschen."

„Man kommt nur schwer in das Schloss. Wir brauchen einen Trick", meint Freja.

„Du kennst dich mit Angriffen aus?", frage ich überrascht.

„Ich habe aufgepasst, als du gelernt hast", grinst sie.

„Ich hätte eine Idee", meint Vicozil. Damit hat er sämtliche Aufmerksamkeit der Anwesenden.

„Na spuck schon aus!", fordere ich ihn auf.

„Aus den Rechnungen geht hervor, dass das Schloss einmal im Monat eine Lieferung bekommt. Händler bringen sämtliche Waren in einem einzigen Transport durch die Schlucht zum Schloss."

„Ja und?", erkundigt sich Felises.

„Dann sind sie unaufmerksam", erklärt Vicozil.

„Du meinst, wir sollten in dem Moment angreifen, in dem die Händler am Tor eintreffen", denkt Freja laut.

„Beim Abladen müssen vermutlich alle mithelfen, die Sachen ins Schloss zu schaffen. Ich nehme an, dass der Händler und seine Gehilfen nicht bis ins Schloss dürfen. Das widerspricht den Sicherheitsvorschriften.", überlegt Vicozil.

„Ich habe eine bessere Idee", platze ich heraus.

Alle schauen mich erwartungsvoll an. Ich muss grinsen. Wir sind wie Kinder, die in einem Baumhaus sitzen und Pläne schmieden. Dabei geht es hier um durchaus wichtige Dinge.

„Na sag schon!", fordert mich Freja auf.

„Wir fangen den Transport vor dem Schloss ab, fesseln die Händler und lassen sie zurück. In ihren Kleidern übernehmen wir die Wagen und bringen alles zum Schloss. Als Händler getarnt können wir die Krieger nacheinander ausschalten."

Einen Augenblick herrscht Stille. Alle scheinen zu überlegen. Dann aber stielt sich ein Lächeln auf Felises Gesicht.

„Das ist ein genialer Plan", meint er. Dann wendet er sich an Vicozil. „Hast du dir auch gemerkt, wann die Transporte durchgeführt werden."

„Sie sind immer am ersten eines Monats in der Hauptstadt gestartet und vier Tage später beim Schloss angekommen."

„Wir haben heute den 2.Juni."

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