Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die Nanny

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Wie alt bist Du?", will er wissen.

„Ich bin 21 Jahre alt. Und Du?"

„Ich bin zehn.", antwortet er etwas verlegen.

„Dann bist Du ja schon groß. Ich habe gehört, Du baust Modellflugzeuge."

„Ich habe gerade ein ganz cooles in der Arbeit. Willst Du es sehen?"

„Ja, gerne. Aber wir müssen eines nach dem anderen machen. Sofie will mit mir so von Mädchen zu Mädchen quatschen. Das interessiert Dich sicher nicht. Aber Dein Flugzeug musst Du mir unbedingt zeigen. Passt auf, ich quatsche zuerst etwas mit Sofie und komme dann zu Dir in die Garage. Passt das?", geht sie diesmal auf Jo ein.

„Ja, das passt.", meint er zufrieden und macht sich auch schon wieder auf den Weg in die Garage.

Vera und Sofie ziehen ab und ich setze mich in mein Arbeitszimmer. Als ich gegen 18 Uhr in die Küche komme, ist Verena mit dem Essen fast fertig und bittet mich, die anderen zum Essen zu rufen. Ich mache mich auf in die Garage und finde dort Vera und Jo, die über Fernsteuerungen fachsimpeln. Zu meiner großen Überraschung kann Vera dabei absolut mithalten und hat sich damit echt Pluspunkte bei Jo geholt. Offenbar hat sie ihn sogar auf eine Idee gebracht, was man anders machen könnte und das sicher besser funktioniert.

„Hallo, das Essen ist fast fertig. Wisst Ihr, wo Sofie steckt?"

„Ja, sie ist in ihrem Zimmer und macht Mathe-Hausaufgaben. Ich schau nach ihr und sag´ ihr, dass sie zum Essen kommen soll. Jo, Händewaschen und dann treffen wir uns im Esszimmer. Ok?", antwortet Vera.

„Ja, super, bis gleich.", antwortet Jo zu meiner Überraschung ohne jedes Murren.

„Und wie gefällt Dir Vera?", frage ich Jo, nachdem diese weg ist.

„Mann, die ist so was von cool. Endlich jemand, der etwas von den wichtigen Dingen im Leben versteht.", meint er kurz und läuft ebenfalls ins Haus.

Wann habe ich das letzte Mal Jo so begeistert von etwas oder jemandem gesehen? Ich glaube, das ist schon ewig her. Nun ja, Vera überzeugt mich immer mehr. Sie scheint tatsächlich einen besseren Draht zu den Kindern zu haben, als wir -- wie hat sie uns genannt? -- wir älteren Semester.

Wie ich so im Esszimmer sitze, kommt wenig später Jo mit frisch gewaschenen Händen. Er ist recht gut gelaunt und haucht mir sogar einen Kuss auf die Wange.

„Das ist genial. So wie Du mir die Aufgaben erklärt hast, waren die ganz einfach. Das hätte ich nie gedacht.", höre ich gleichzeitig Sofie vom Flur her.

„Du wirst sehen, Mathe ist nicht so schlimm. Bei mir hat sich auch immer erst der Knopf lösen müssen. Und wenn Du jetzt das geschafft hast, dann schaffst Du das andere ganz locker. Du wirst schon sehen.", höre ich Vera.

Die beiden sind wie beste Freundinnen. Als sie sich zum Tisch setzen, grüßt Vera mich und Jo freundlich und Sofie folgt ihrem Beispiel. Hey, da ziehen ja endlich Manieren ins Haus ein.

Während des Essens entwickelt sich ein Gespräch über alles Mögliche. Vera beteiligt sich lebhaft daran und ich habe abschnittsweise das Gefühl, sie versteht sich besser mit den Kindern, als mit mir. Für einen kurzen Moment kommt deshalb fast so etwas wie Eifersucht in mir auf, die ich aber mit einem Lächeln gleich wieder vertreibe. Wäre ja noch schöner, ich eifersüchtig auf meine Kinder! Das hätte mir noch gefehlt.

Aber trotzdem, es ist kaum zu glauben, dass Vera erst heute am frühen Nachmittag zum ersten Mal vor unserer Haustür stand. Keine Scheu, keine Zurückhaltung, sie ist mit einer solchen Lockerheit mitten im Geschehen. Aber nicht, dass sie sich in den Vordergrund spielt oder sich in den Mittelpunkt drängt. Nein, sie ist einfach dabei, als ob das immer schon so gewesen wäre. Und die Kinder mögen sie. Das ist nicht zu übersehen.

Vera lässt sich nach dem Essen von den Kindern sagen, wann sie aufstehen, was sie gerne zum Frühstück essen und wie der Morgen so organisiert ist. Warum hat sie mich das nicht gefragt? Warum will sie das von den Kindern wissen? Wie ich aber sehe, mit welchem Eifer die Kinder ihr das erzählen, glaube ich, verstanden zu haben. Sie behandelt die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten. Es wird nicht mehr über sie bestimmt, sie sagen selbst, was die Notwendigkeiten sind.

„Vera, bringst Du uns morgen in die Schule?", prescht plötzlich Sofie vor.

„Au ja, das wäre super.", sekundiert ihr Jo.

„Wo müsst Ihr denn hin?", erkundigt sich Vera.

Sofie und Jo sagen ihr die Namen der Schulen und beschreiben den Weg.

„Wie machen wir das, ich habe kein Auto.", meint Vera etwas nachdenklich aber nicht ablehnend.

„Aber in der Garage stehen ja drei Autos.", hat Sofie auch gleich die Lösung dieses Problems gefunden.

„Ja, aber ich weiß nicht, ob ich die nehmen darf. Du weißt ja, Männer und Autos. Die behaupten ja sogar, dass wir Frauen nicht fahren können.", schmunzelt Vera, schaut mich aber zum ersten Mal etwas unsicher an.

„Papa hat sicher nichts dagegen. Oder Dad?", ist sich Sofie sicher.

„Nun ja, wenn Ihr nicht meinen BMW nehmt. Sie haben doch den Führerschein?", was soll ich an dem Punkt denn noch anderes sagen.

„Ja, den Führerschein habe ich und Unfall hatte ich noch keinen. Die Chancen stehen also gut, dass ich die Kinder sicher zur Schule bringe.", antwortet Vera.

„Super!", freut sich Sofie.

„Juhu!", ist auch Jo begeistert.

„Habt Ihr die Schultaschen für morgen schon gepackt?", will nun Vera wissen.

„Nein!", schreit Sofie, „Hilfst Du mir dabei?"

Kapitel 3

„Sie haben wirklich ganz, ganz liebe Kinder.", meint Vera, die erst nach einer ganzen Weile zu mir auf die Terrasse kommt.

Sofie und Jo wollten in ihrem Eifer gleich nach oben stürmen, aber Vera hat sie ermahnt, mir vorher eine gute Nacht zu wünschen. Beide sind mir um den Hals gefallen und haben mir eine gute Nacht gewünscht. Dabei haben sie mir auch ganz feste Küsse auf die Wange gedrückt.

„Danke, Papi, danke für Vera.", hat Jo noch gesagt.

Wie macht sie das? Sie hat die Herzen der Kinder im Sturm erobert. Ich glaube es ist ihre natürliche und offene Art. Sie hat aber auch Recht, dass ihre Jugend von Vorteil ist. Vera ist vom Alter und vom Verstehen her den beiden viel, viel näher, als ich oder gar Marie es je sein könnten. Gleichzeitig macht Vera aber auch einen grundsoliden Eindruck. Sie kommt mir nicht vor, wie viele Mädchen in ihrem Alter, die nur an Party und an ihr Vergnügen denken. Sie hat Ziele in ihrem Leben, das hat sie Sofie ja selbst verraten.

„Ich trinke einen Whisky. Möchten Sie auch einen?", frage ich sie.

„Es war ein sehr ereignisreicher Tag. Ich trinke sonst kaum, aber heute würde ich schon eine Ausnahme machen. Danke!", nimmt sie meine Einladung an.

„Sie wollen Architektur studieren?", frage ich wie beiläufig, während ich ihren Drink einschenke.

„Ja, das ist mein ganz, ganz großer Traum. Ich liebe es Dinge zu gestalten und etwas zu erschaffen."

„Schaffen Sie es, sich um die Kinder zu kümmern und gleichzeitig zu studieren?", frage ich nach.

„Keine Sorge, die Kinder werden für mich immer an erster Stelle stehen. Da gebe ich Ihnen mein Wort drauf. Aber ich hoffe ich kann lernen, während Sofie und Jo in der Schule sind und dann muss ich halt noch am Abend über den Büchern sitzen. Das müsste reichen, wenn ich fleißig bin. Und wenn ich einmal zu einer Prüfung muss, habe ich eine Freundin, die in dieser Zeit auf die Kinder aufpassen könnte. Wobei ich nicht sicher bin, ob wir das wirklich brauchen. Ich kann die Prüfungen ja in München ablegen, das vereinfacht die Sache natürlich deutlich.", antwortet sie und zeigt mir, dass sie das Ganze sehr wohl schon durchdacht hat.

„Reicht das Zimmer, wenn Sie auch lernen müssen?"

„Das Zimmer ist groß genug, danke. Ich muss nur schauen, dass ich irgendwoher einen günstigen Zeichentisch bekomme. Ein Architekturstudium ohne den richtigen Tisch ist vermutlich etwas schwierig. Ich werde wohl sparen müssen, denn ich brauche auch einen PC, einen Drucker und die nötigen Programme. Nur so kann ich wirklich lernen.", antwortet sie und ich kann den besorgten Unterton heraushören.

„Ich kann Ihnen ein Angebot machen. Wir haben sicher im Büro irgendwo einen ausgemusterten Zeichentisch sowie einen brauchbaren PC samt Drucker und Programmen. Wenn Sie wollen, kann ich das organisieren. Was halten Sie aber davon, wenn wir das alles ins Büro im Erdgeschoss und nicht in Ihr Zimmer stellen. Dann sind Arbeits- und Ruhebereich etwas getrennt. Das ist sicher besser.", biete ich an.

„Das würden Sie für mich tun?", strahlt sie mich an.

„Das ist doch kein Problem. Ich gehe inzwischen davon aus, dass Sie hoffentlich lange bei uns bleiben. An mir soll es nicht mehr liegen. Die Kinder würden es mir ja eh nie verzeihen, wenn ich nach der Probewoche sagen würde, dass sie wieder gehen. Ich wette, dann würden sie mit Ihnen ausziehen.", grinse ich.

„So schlimm ist es doch nicht.", wehrt sie ab.

„Nein, nein, ich finde das genial. Die Kinder lieben Sie. Ich weiß zwar nicht, wie Sie das geschafft haben, aber es ist gut, so wie es ist."

„Dann auf eine gute und hoffentlich lange Zusammenarbeit.", sagt Vera und prostet mir zu.

Wir stoßen an und schauen uns dabei in die Augen, wie es sich ja auch gehört. Mich aber trifft dabei ein Blitz, so fesselnd ist der Blick in die Augen dieses Mädchens. Ich habe noch nie eine so junge Frau getroffen, die eine derartige Ausstrahlung hat. Dabei ist es nicht allein der Wunsch, mit ihr ins Bett zu hüpfen. Ich würde lügen, würde ich behaupten, bei so einem geilen Körper nein zu sagen. Es ist aber weit mehr, als nur das Körperliche. Diese Frau zieht mich magisch an. Aber Scheiße, bei ihr habe ich doch nie eine Chance. So realitätsfremd kann ich auch in den kühnsten Träumen nicht sein. Mir Hoffnungen zu machen, wäre völlig unrealistisch.

„Was machen Sie eigentlich beruflich? Wenn Sie sich in dieser Lage so ein Haus mit einem doch recht ordentlichen Garten leisten können, dann nagen Sie sicher nicht am Hungertuch.", meint sie plötzlich.

„Das nun wirklich nicht.", muss ich lachen, „Ich bin Bauunternehmer und das Geschäft läuft gut."

„Sie arbeiten auch sehr viel."

„Ja, stimmt, aber wie kommen Sie darauf?"

„Ich habe den Eindruck, die Kinder bräuchten etwas mehr Aufmerksamkeit."

„Und das wissen Sie schon nach einem Nachmittag.", blocke ich etwas beleidigt ab.

„Herr Hübner, ich will Ihnen ganz bestimmt nicht sagen, was Sie zu tun und was Sie zu lassen haben. Ich will Sie auch nicht kritisieren. Das würde mir auch nicht zustehen. Sie haben mich angestellt, damit ich mich um Ihre Kinder kümmere und da ist es für mich selbstverständlich, dass ich ganz offen und ehrlich mit Ihnen bin, was die Kinder angeht."

Warum komme ich mir nur ertappt vor? Aber meine Reaktion war wirklich überzogen. Sie meint es echt nur gut und hat den Mut es auch offen anzusprechen. Das bewundere ich echt. Aber diese Frau hat eine unglaubliche Art einen im Innersten zu erreichen und manchmal auch zu treffen. Sie hat ja Recht. Aber die Wahrheit ist nicht immer schön.

„Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht anfahren."

„Keine Sorge, ich halte einiges aus. Und weil wir schon mal dabei sind, so offen miteinander zu reden. Wenn ich ehrlich bin, geht es hier nicht nur um die Kinder, sondern auch um Sie. Sie haben den Tod ihrer Frau noch nicht wirklich verkraftet."

„Das habe ich verkraftet.", blocke ich erneut ab.

„Sie haben es verdrängt, so wie ich das sehe. Aber das ist etwas ganz anderes. Wenn Sie mit sich selbst ehrlich sind, dann vermissen Sie sie. Sehr sogar! Sie haben noch nicht wirklich loslassen können."

„Kann sein, dass Sie Recht haben.", lenke ich erneut ein, „Darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht. Es hat mich auch noch nie jemand so direkt und offen darauf angesprochen."

„Entschuldigen Sie, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Wirklich nicht! Und es geht mir auch nur um die Kinder."

„Sie sind kein oberflächlicher Mensch, das gefällt mir.", gestehe ich Vera.

„Nein, bin ich nicht. Das Leben ist viel zu kurz dafür, um nur oberflächlich zu sein.", meint sie nachdenklich.

Ich habe den Eindruck, hinter ihrer Weisheit steht auch eine traurige Geschichte. Ich habe einfach das Gefühl, kann aber nicht sagen, warum. Ich will sie jedoch im Moment nicht darauf ansprechen.

„Haben Sie niemanden, mit dem Sie offen reden können? Der ehrlich zu Ihnen ist.", meint sie und bringt mich damit zum Schlucken.

„Nein, wenn ich nachdenke, eigentlich nicht. Meine Eltern sind schon gestorben und die Eltern von Susanne sprechen kein Wort mehr mit mir. Sie machen mich für den Unfall verantwortlich, weil ich Ihr den Sportwagen gekauft habe, mit dem sie dann verunglückt ist. Susanne hat schnelle Autos geliebt. Aber verdammt, sie war auch eine gute Fahrerin.

Sie sind die erste, die mich zum Nachdenken bringt. Und es stimmt, von diesem Tag an habe ich mich in die Arbeit gestürzt und alle meine Freunde vernachlässigt. Ich habe mir eingeredet, ich muss mich um die Kinder kümmern und meiner Arbeit nachgehen. Das sei Aufgabe genug. Das war meine Entschuldigung, niemanden mehr sehen zu müssen.", erkläre ich.

„Sie geben sich immer noch ein wenig die Schuld an dem Unfall. Das ist kaum zu übersehen."

„Irgendwie schon. Ich habe ihr schließlich den Wagen gekauft."

„Und mit einem anderen Wagen hätte es nicht zum Unfall kommen können?"

„Doch, aber......"

„Was aber? Es war ein Unfall. Er war weder vorhersehbar, noch hatte es etwas mit dem Sportwagen zu tun. Da hat keiner Schuld und Sie schon gar nicht."

„Das sagen Sie so einfach."

„Es ist aber wirklich so."

„Kann schon sein, aber die Kinder haben jetzt keine Mutter mehr!"

„Ja glauben Sie, die Kinder haben jetzt etwas davon, wenn Sie sich ungerechtfertigte Vorwürfe machen? Die Kinder haben die Mutter verloren, das ist doch tragisch genug. Deshalb brauchen sie den Vater nun mehr denn je. Noch funktionieren Sie. Aber wenn Sie sich weiterhin die Schuld am Tod ihrer Frau geben und das Problem verdrängen, dann werden Sie irgendwann zusammenbrechen. Und das ist nicht gut und hilft niemandem."

Wenn Vera das sagt, dann klingt das alles so logisch. Und doch habe ich mir bisher immer Vorwürfe gemacht. Da hat sie schon Recht. Es war für mich auch wirklich nicht einfach, mit niemandem darüber reden zu können. Meine sogenannten Freunde sind recht schnell zur Tagesordnung übergegangen. Bei keinem von Ihnen hatte ich das Gefühl, mit ihm über meinen Verlust reden zu können. Und da kommt nun diese junge Göre und redet mir ins Gewissen. Und sie hat auch noch Recht, mit jedem Wort das sie sagt. Ich kann das erste Mal offen und ehrlich mit einem Menschen über den Tod meiner Frau und meine Gefühle reden. Da ist endlich jemand, der mir auch seine Meinung sagt. Ganz offen und unverblümt, aber so unglaublich ehrlich. Das tut gut, echt gut.

„Und sie erkennen das in einem Nachmittag? Ist das so offensichtlich?", bin ich besorgt.

„Nun, mit etwas Feingefühl ist das zu erkennen. Die Kinder suchen nach einem Menschen, an dem sie sich festhalten können. Wie ich gesagt habe, es sind wunderbare Kinder. Sie sind auch viel klüger, als Sie glauben. Sie verstehen mehr, als Sie ihnen zutrauen. Sie machen sich echt Sorgen um Sie."

„Und was schlagen Sie vor."

„Kommen Sie morgen etwas früher von der Arbeit heim. Gehen Sie mit den Kindern schwimmen, spielen Sie mit ihnen, verbringen Sie Zeit mit ihnen. Die Zeit vergeht so schnell und ist dann für immer verloren. Und am Sonntag könnten wir zusammen einen Ausflug unternehmen. Wann haben Sie das letzte Mal einen richtigen Familiensonntag gemacht."

„Glauben Sie?", frage ich vorsichtig und füge schüchtern hinzu, "Würden Sie morgen dabei sein, wenn wir schwimmen gehen?"

„Gerne, aber ich möchte mich nicht in die Familie drängen. Ich will kein Mutterersatz für Sofie und Jo werden.", antwortet sie zu meiner Überraschung.

„Keine Sorge, Sie drängen sich nicht in die Familie. Ich fürchte, Sie sind schon mitten drin. Und das nicht, weil Sie sich hineingedrängt haben, sondern weil Sie wirklich offen auf die Kinder zugegangen sind. Sie sind jetzt schon ein Teil in ihrem Leben, ein wichtiger Teil."

„Ok, ich bin gerne dabei.", antwortet Sie und schaut mir in die Augen.

„Darf ich einen Vorschlag machen? Sagen wir bitte Du zueinander. Ich bin Lars.", sage ich ganz spontan.

„Ich bin Vera.", grinst sie und hält das fast leere Whisky-Glas in die Höhe.

„Wenn mir jemand schon so ins Gewissen redet, dann ist das Sie nicht wirklich angebracht.", grinse ich etwas verlegen, hake mit meinem Arm bei ihr ein und wir trinken Bruderschaft.

„Aber geküsst wird jetzt nicht.", grinst sie zurück.

„Schade.", entkommt mir.

Scheiße! Ich kann nicht glauben, dass ich das, was ich mir gerade denke, auch gleich laut ausgesprochen habe. Sie schaut aber keinesfalls böse, nein, sie blickt vielmehr nachdenklich und schaut mir dabei tief in die Augen. Und wieder kann ich diesen Blick nicht deuten.

„Du hast vermutlich Recht.", antwortet sie, beugt sich zu mir herüber und haucht mir einen Kuss auf den Mund.

Ich bin so überrascht, dass ich nicht reagieren kann. Der Moment ist unheimlich schnell vorbei. Ich würde ihn am liebsten festhalten. Und doch kommt er mir magisch vor. Vera aber lacht ein wenig und meint, wir sollten nun schlafen gehen.

Kapitel 4

Ich habe keine Ahnung wie Vera es geschafft hat, dass die Kinder pünktlich am Frühstückstisch sitzen. Sonst ist es immer ein wilder Kampf, die beiden aus den Federn zu kriegen. Im Gegensatz zur üblichen Hektik und zum ganz normalen Wahnsinn im morgendlichen Chaos haben wir heute ein richtiges Familienleben. Das ist nicht zu glauben! Ich habe sogar den Eindruck, auch die Kinder genießen die Ruhe und den langsamen Start in den Tag. Ja, Vera schafft es sogar, von der Köchin eine Jause vorbereiten zu lassen und die Kinder packen sie ohne zu meckern ein, auch wenn Vera betont, dass das Schinkenbrot und der Apfel gesünder sind als Schokorigel oder andere Süßigkeiten.

Vera flüstert mir zu, dass ich den Kindern noch sagen soll, dass ich früher heimkomme und wir gemeinsam Schwimmen gehen, was ich dann auch tue. Die Kinder schauen mich zuerst etwas überrascht an, dann fallen sie mir um den Hals.

„Ja, super.", meint Jo.

„Au ja, aber Vera ist schon auch dabei.", meldet sich Sofie.

„Natürlich.", beruhige ich sie und freue mich selbst darauf.

Vera muss im Bikini echt super aussehen. Wenn das keine guten Aussichten für diesen Tag sind! Dabei war schon in der Nacht meine Phantasie nicht gerade untätig. Schon beim Zubettgehen habe ich bei der Vorstellung, dass diese wundervolle Frau im Zimmer nebenan schlafen wird, gehofft, dass wir uns nach dem Hochgehen nicht vor ihrer Zimmertür eine gute Nacht wünschen, sondern, dass sie gleich mit zu mir mitkommt. Wir haben uns dann aber doch sehr sittsam eine gute Nacht gewünscht und jeder ist in seinem Zimmer verschwunden.

„Los Kinder, wir müssen los. Gebt Eurem Vater noch einen dicken Kuss mit zur Arbeit und dann los.", reißt mich Vera aus meinen Tagträumen.

Die Kinder wünschen mir dann auch einen schönen Tag, schmatzen mir einen überschwänglichen Kuss auf beide Wangen und schon sind sie mit Vera zur Tür hinaus. Ich habe ihr vorher den Autoschlüssel für den Mercedes gegeben. Ich habe Sie gefragt, ob das ein Problem sei, denn so groß ist die Auswahl an Auto bei uns dann auch wieder nicht. Neben meinem 4er BMW und dem S-Mercedes steht nur noch ein Audi R8 in der Garage. Vera hat ein wenig die Nase gerümpft und gemeint, sie sei noch nie mit so einem protzigen Auto gefahren, hat dann aber gelacht und mir versprochen, das Auto wieder heil in die Garage zu bringen.

Als sich die Tür hinter den dreien schließt, bleibe ich alleine zurück. Der Morgen war heute ganz anders als sonst. Fast schon entspannt und fröhlich. Alle freuen sich auf den Tag und vor allem auf den Nachmittag.

„Diese Vera vollbringt wahre Wunder.", höre ich Verena sagen, die hereingekommen ist, um den Tisch abzuräumen.

„Den Eindruck habe ich auch.", gestehe ich.

„Als ich sie gestern das erste Mal gesehen habe, dachte ist, was will er mit dieser jungen Göre. Die kann ja kaum auf sich selbst aufpassen, geschweige denn auf zwei Kinder. Aber schon gestern beim Abendessen musste ich mir eingestehen, dass sie die Kinder mögen und das hat sich heute beim Frühstück bestätigt. Sie hat einen ausgesprochen guten Einfluss auf die Kinder. Und, wenn Sie ehrlich sind, Sie mögen sie auch.", meint Verena und ein schelmisches Grinsen spielt um ihre Mundwinkel.