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Die Prüfung

Geschichte Info
Eine prägende Erfahrung.
758 Wörter
3.9
36.8k
2
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***

Für Michael, meinen Erzengel, der bei meinen ersten Schritten in eine neue Welt für mich da war.

***

Das Schlafzimmer war hell erleuchtet. Viktoria drehte sich vor dem großen Spiegel. Das weiße Gewand gefiel ihr überhaupt nicht. Sie sah aus wie eine Säule, fand sie. Aber der Meister wollte es so, was also sollte sie dagegen tun? Der schmale goldene Reif auf dem schwarzen Haar gefiel ihr dagegen sehr.

Viktoria dachte über die aufregenden letzten Tage nach. So lange wusste sie es schon und hatte doch niemandem, nicht mal unter dem Siegel der Verschwiegenheit, von ihrem bevorstehenden großen Auftritt erzählen können. Weil der Meister es verboten hatte. Und sie hätte doch so gern ihren Freundinnen geschildert, wie sie der Meister ausgesucht hatte, wie sie geprüft wurde und schließlich nach schier endlosen Proben ausgewählt wurde.

Heute sollte es nun endlich soweit sein. In diesem unmöglichen weißen Gewand würde sie ganz allein vor vielen Menschen stehen, eine brennende Kerze in der Hand und das Ave Maria singen. Es würde sicher die schwerste ihrer bisherigen Prüfungen sein.

Viktoria war aufgeregt. Sie hatte keine Angst den Text zu vergessen oder die Töne nicht zu treffen. Sie hatte nur Angst, den Meister zu enttäuschen. Sie hatte Angst, dass dieser große, immer schwarz gekleidete Mann mit der unglaublichen Stimme sie vorwurfsvoll ansehen und sich dann schweigend und kopfschüttelnd von ihr abwenden würde. Das durfte nicht passieren. Niemals!

Es läutete dreimal an der Haustür. Das war Anna. Schnell warf sich Viktoria einen Mantel über und lief zur Tür. Draußen stand ihre Freundin, unter ihrer Jacke genauso gekleidet wie sie. Stumm umarmten sich die beiden, nahmen sich an der Hand und gingen die wenigen Schritte bis zum verabredeten Ort. Durch eine Seitentür betraten sie das große Haus. Ihre Schritte hallten laut auf dem Steinfußboden. In einem kleinen, weiß gekalkten Raum, der durch die dunklen Eichenholzmöbel fast unheimlich wirkte, stand der Meister und wartete.

„Ihr seid spät dran." Seine Augen blickten hart. Er wies Anna einen Stuhl an und fragte: „Du weißt, dass wir dich nicht brauchen, wenn Viktoria durchhält?". Anna nickte schweigend.

Dann musterte er Viktoria von oben bis unten, nickte zufrieden und strich ihr sacht über das Haar. „Ich verlass mich auf dich, meine Kleine. Enttäusche mich nicht." Er reichte Viktoria eine große brennende Kerze. „Warte hier, bis ich dich rufe." Dann verließ er mit festem Schritt den düsteren Raum.

Auch Anna sah Viktoria prüfend an. Dann flüsterte sie ihr zu: „ Pass auf, dass die Kerze nicht ausgeht, wenn du hinaus musst."

Viktoria sah entsetzt auf die flackernde Flamme der Kerze. Auch das noch! Vorsichtig ging sie in dem kleinen Raum hin und her, um zu testen, wie viel Zugluft sie der Flamme zumuten konnte. Anna lobte Viktorias Haltung und Bewegungen, aber Viktoria hörte nur halb zu. Sie war unruhig und angespannt.

Endlich öffnete sich die Tür, der Meister kam zurück. Er legte Viktoria beide Hände auf die Schultern und sah ihr tief in die Augen. „Es ist soweit, Viktoria. Du kannst es. Ich weiß es." Er küsste sie sacht auf die Stirn. Nach einem letzten angstvollen Blick auf Anna, verließ Viktoria mit langsamen Schritten das dunkle Zimmer.

Den Blick fest auf die flackernde Flamme gerichtet, ging sie bedächtig zu dem ihr zugewiesenen Platz in dem riesigen Raum. Sie hörte nichts und sah nichts. Sie konzentrierte sich voll auf die Flamme der Kerze in ihrer Hand.

Plötzlich rauschte Orgelmusik auf. Viktoria erkannte ihr Thema und wartete auf ihren Einsatz. Die Musik wurde leiser und Viktorias glockenhelle Stimme schwang sich empor. Es war nicht einfach, laut genug zu singen, so vollkommen ohne Mikrofon und Technik. Ihr Körper zitterte leicht vor Anstrengung. Und langsam löste sich ein Tropfen Wachs und rann die Kerze hinab. Ein zweiter und dritter folgten.

Viktoria verzog schmerzlich das Gesicht, sang aber weiter. Laut und klar schwebten die hohen Töne in die Luft. Immer mehr Wachs tropfte von der Kerze auf Viktorias zitternde Hand. Tränen stiegen in ihre Augen. Aber der Meister sollte stolz auf sie sein und so sang sie ihr Solo tapfer zu Ende.

Nach dem letzten Ton breitete sich eine tiefe Stille aus. Viktoria sah den Meister lächeln und wollte glücklich in den kleinen Raum zurückgehen.

Da geschah etwas fast Unglaubliches. Beifall brandete auf.

Viktoria blieb erschrocken stehen, wandte sich um. Auch Herr Meister, der Kantor, stand starr. Das hatte es bis dahin noch nie gegeben. Beifall am Heiligen Abend in der Kirche.

Viktoria, der kleine Engel beim Krippenspiel, war 7 Jahre alt. Und den Schmerz, den heißes Wachs verursacht, würde sie nie im Leben vergessen.

Ende

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19 Kommentare
Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor mehr als 11 Jahren
Einmalig

Safra hat recht, danke auch an Viktoria für die Klarstellung!

Ganz offenkundig hatte ich die Geschichte bereits vor Zeiten auf LIT gelesen, und wohl versäumt, bereits damals mein Kompliment an Viktoria zu dokumentieren.

Also nochmal: Klasse!!

Ludwig

SafraSafravor mehr als 11 Jahren
Vielleicht

hast du die Story einfach schon mal gelesen, Ludwig?

Sie ist ja von 2008 und durch erneute Kommentare wieder nach oben gespült worden.

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor mehr als 11 Jahren
Einfach Klasse

Auden James hat bereits umfänglich ausgeführt, warum dies eine sehr gute Geschichte ist, auch Polarbear, Herzog und andere, ich schließ mich einfach an.

Einzige Anmerkung: mir kommt die Geschichte bekannt vor - weiß jemand wo die bereits veröffentlicht wurde?

Ludwig

AnonymousAnonymvor mehr als 11 Jahren
Mal ehrlich ...

Diese kleine Geschichte als solche gesehen und in ihrer Art ist so gut, dass es einfach Perlen vor die Säue geworfen ist, sie hier bei LIT überhaupt on-line zu bringen. Welcher Teufel hat dich denn da geritten?

MfG - Der Spiegel

HerzogHerzogvor mehr als 11 Jahren
Nachtrag

Die lächerlich niedrige Bewertung von aktuell 3,76 zeigt erneut deutlich, dass "Votings" bei "lit" nichts aussagen.

HerzogHerzogvor mehr als 11 Jahren
Grosse Klasse

"AJ" hat das Wesentliche zu der Story bereits gesagt.

Das Ganze ist unglaublich atmosphärisch geschildert, und am Ende gelingt "Viktoria1" wirklich ein unerwarteter Clou.

Wieso sollte das hier nicht zu LIT passen, wie ein Kommentator behauptet?

Es passt hervorragend, und steht mit "Keine Erotik" in einer absolut passenden Kategorie.

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 11 Jahren
∴ { ◊ ◊ ◊ 3 STERNE ◊ ◊ ◊ }

.

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 11 Jahren
Lusterwachen? Ausgezeichnet!

Ich muss mich Nucleus und der Majorität meiner Vorredner unumwunden anschließen. Die vorliegende Kurzgeschichte besitzt echte Klasse. Zuerst war ich skeptisch ob der prima facie klischeehaft anmutenden Ausgangssituation, in der das ergebene Mädchen auf ihren „Meister“ wartet, aber die atmosphärische Dichte und vor allem die stimmige Auflösung am Ende, die einen das gesamte Geschehen retrospektiv auf völlig neue Weise sehen lässt und mit Lust zur augenblicklichen Relektüre zwingt, nahmen schließlich jedwede anfängliche Skepsis von mir und überzeugten mich von diesem vorliegenden, um es in Nucleus treffenden Worten zu sagen, „wohltuende[n] Lesegenuss“.

Eine ausgezeichnete Kurzgeschichte!

Und das gerade weil sie, wie meine Vorredner bereits sagten, in der gewählten Kategorie auf LIT gewissermaßen deplaciert wirkt, da sie im Gegensatz zur Bezeichnung der gewählten Kategorie alles andere als nicht-erotisch daherkommt. Ich finde, sie birgt sogar mehr Erotik als das Gros der Texte, die Tag ein Tag aus in den ‚erotischen‘ Kategorien des deutschen LIT eingereicht und veröffentlicht werden. Definitiv, die vorliegende Kurzgeschichte ist kein geeignetes Material für Einhandleser, die auf LIT in der unzweifelhaften Mehrheit sind, aber wäre sie derartig geeignetes Material, dann wäre sie mit höchster Wahrscheinlichkeit auch nicht eine so ausgezeichnete Kurzgeschichte, wie sie es ist. Statt auf plumpe, anatomisch explizite Fleischbeschau zu setzen, weckt die Autorin vielmehr Vorlust auf das, was möglicherweise kommen mag, und lässt den Leser teilhaben am Lusterwachen der Protagonistin, die in ihrer submissiven Stellung während des Krippenspiels an Heilig Abend und im wächsernen Schmerz, den sie durchleiden muss, am Ende mit Beifall, Glück und Lust belohnt wird.

Die Geburt einer devoten Sub?

Das ist die Frage, die „Die Prüfung“ auf so reizvolle und anregende Weise am Ende aufwirft. Eine Frage, in der eine solche unaufgelöste Spannung steckt, dass man ungemein gern erfahren möchte, wie es mit der kleinen Viktoria nach diesem Heiligen Abend weitergeht, was ihr Weg sein wird, ein Weg, den man sich durch die Bilder der Geschichte auf fraglos erotische Weise im Kopf auszumalen versteht.

Das ist, ich sagte es bereits und wiederhole mich gerne, ausgezeichnet.

Was ich mir gewünscht hätte, wäre eine im ersten Teil des Text stilistisch vielleicht weniger drohende und mittelalterliche Zeiten heraufbeschwörende Sprache gewesen, zudem aus Sicht der unschuldigen sieben Jahre alten Viktoria etwaige BDSM-Sprachgepflogenheiten („Meister“) nicht unbedingt stimmig erscheinen. Und eine Reduktion (z.B. beim Adjektivgebrauch) und eine Konzentration (z.B. bei der Mischung aus Lust und Schmerz durch Beifall und Wachs) an den richtigen Stellen würden der Katze am Ende vielleicht zu einem größeren und weiteren Sprung aus dem Sack verhelfen, als er ihr in der vorliegenden Textfassung gelingt. Kurz: Die Geschichte könnte davon profitieren, wenn das Geschehen weiter verdichtet und stellenweise modernisiert würde.

Und wo ich schon bei Erbsen bin: Der letzte Satz des zweiten Abschnitts weist einen kleinen Zeitfehler auf. Im letzten Nebensatz ist das Plusquamperfekt anstelle des Präteritums gefordert, weshalb es eigentlich heißen müsste: „...wie sie geprüft und schließlich nach schier endlosen Proben ausgewählt worden war.“ Das vielleicht als kleine Illustration gewisser stilistischer Imperfektionen in der vorliegenden Kurzgeschichte.

Aber das schmälert nicht die weit, weit überdurchschnittliche Stellung der „Prüfung“ im literarischen Angebot des deutschen LIT.

Vielen Dank dafür, diese Geschichte auf Literotica lesen zu dürfen, Viktoria1!

LG,

Auden James

PS: Ich muss meinem direkten anonymen Vorredner entschieden widersprechen. Tatsächlich passt die vorliegende Kurzgeschichte nicht nur einfach, sondern sogar auf hervorragende Weise ins deutsche LIT, denn sie bereichert das deutsche LIT um etwas, das hier viel zu selten zu finden ist, nämlich eine so kurzweilige wie wohltuende und anregende Lektüre!

AnonymousAnonymvor fast 12 Jahren

naja de geschichte ist zwar gut geschrieben aber für literotica nicht passend.

AnonymousAnonymvor mehr als 14 Jahren
Klasse !

Toll, ganz Toll. Erst dachte ich, daß wer weiß was käme und daß ich die Gesichte ( wie immer (!?) ) extrapolieren könnte ... und dann diese Auflösung, die ich akzeptieren und genießen konnte ohne mich veräppelt zu fühlen! Klasse, wirklich klasse !

Du kannst gut schreiben Mädchen. Ich bin wirklich gespannt auf Deine anderen Gesichten !

Michael aus Hamburg

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