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Die Rettung aus der Gosse

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"Das steht Ihnen besonders gut! Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich das kaufen!" --,

wohl um mich endlich loszuwerden. Geld genug hatte ich für beide mit, aber wenn ich beide kaufte, hätte ich auch noch einen zweiten Koffer kaufen müssen.

Als ich mich endlich -- wohl nach über eineinhalb Stunden im Geschäft -- für das hellbeige entschieden hatte, rückte Siggi heraus:

"Kauf doch beide! Die stehen dir wirklich beide gut! Und einen Koffer brauchst du nicht! Ich hab beschlossen: Ich bring dich mit dem Wohnmobil nach Hamburg -- wenn du willst! Und dann kannst du das Kostüm während der Reise im Mobil in den Schrank hängen."

Dieser tolle Vorschlag kam für mich so unerwartet, daß ich mich erst einmal setzen mußte. Die Verkäuferin dachte wohl, ich sei nahe am Ohnmächtigwerden und brachte mir eine Tasse Kaffee und ein Glas frisches, perlendes Mineralwasser. Das hätte sie schon längst tun können! Ich ließ mir dann schnell beide Kostüme einpacken, gab Siggi einen Kuß: "Danke, daß du mir geholfen hast, mich endlich zu entscheiden!", bezahlte, und wir verließen das Geschäft.

Wir gingen direkt in ein Restaurant, denn es war inzwischen Mittagszeit.

"Was hast du da gesagt", fragte ich Siggi, "du willst mich nach Hamburg bringen? Das ist doch ein Riesenumweg für dich!"

"Ich hab mir noch mehr gedacht: Ich fahr nicht wieder über Italien, sondern über Bulgarien, Rumänien, Ungarn, die Slowakei, Polen, dann über Stettin nach Deutschland, besuche meine Tochter in Greifswald und setze dich in Hamburg ab. Dann sind wir einige Tage später zu Hause, aber es sind ja jetzt Ferien -- bei dir in Hamburg doch auch?"

"Ja, wegen Ferien würde das schon gehen, aber was sagt zum Beispiel deine Herta."

"Die muß ich natürlich anrufen, und du deinen Mann wohl auch."

"Und auch den Otto -- der war sowieso schon geknickt wegen der zwei Wochen Tagung."

"Der soll sich nicht so anstellen, wenn er so eine tolle Geliebte wie dich hat -- also hast du Lust?"

"Riesige!" rief ich, stand auf, lief um den Tisch und küßte Siggi. Das ganze Restaurant wunderte sich, aber anders als im s-teifen Norddeutschland hörten wir von verschiedenen Tischen: "Viel Glück, ihr beiden!" und ähnliches: Mitgefühl, keine Anzüglichkeiten.

"Da ist aber ein Problem -- ein ganz schweres", fuhr ich fort, als ich mich wieder auf meinen Stuhl gesetzt hatte, "ich wollte schon immer mal nach Polen reisen und hab auch schon längst einen Reiseführer gekauft -- aber der liegt jetzt natürlich unnütz zu Hause rum."

"Das läßt sich wohl jetzt nicht ändern! Ich hab auch einen Polen-Führer zu Hause liegen!"

Das waren ja Aussichten! Drei oder fünf -- ich zählte verstohlen unter dem Tisch an den Fingern nach -- mir noch unbekannte Länder wenigstens auf einem Kurztrip kennenlernen, und das in so lieber Begleitung! -- Ich mußte Siggi doch fragen:

"Ist deine Herta dann nicht neidisch?"

"Nicht allzu sehr. Außer in Bulgarien war ich mit ihr schon im Laufe der Jahre, auch mit meiner Tochter."

"Wie heißt die übrigens?"

"Hildegard -- nach einer ihrer Großmütter -- das sagte ich dir doch schon mal."

"Ach ja, richtig! Und was sagt die, wenn du mit einer Freundin anrückst -- oder soll ich solange im Café warten?"

"Auf keinen Fall! Natürlich nicht! Hildegard haben wir nicht nur über die Funktion der Geschlechtsorgane aufgeklärt, sondern auch übers Psychologische: daß auch Eheleute manchmal Freund und Freundin haben. Und wir haben ihr auch, als sie älter geworden war, andeutungsweise davon erzählt, wie wir -- jetzt eigentlich nur noch ich, um ehrlich zu sein -- es mit so was halten."

"Aber du mußt sie doch darauf vorbereiten, daß du nicht allein kommst."

"Natürlich, das muß ich!"

"Jetzt kommt noch einiges auf uns zu in den nächsten Tagen", sagte Siggi nach einer Pause: "Fähre nach Italien stornieren, du deinen Rückflug stornieren, Visa beschaffen --"

"Kriegt man die nicht jetzt an der Grenze?"

"Ich glaube, ja!"

Wir fuhren dann nach dem Essen gleich auf den Campingplatz, um uns vor dem Empfang noch etwas auszuruhen. Siggi verzichtete auf das Aufbocken und das Stromkabel, denn es war ja heller Tag. Wir stellten den Wecker, zogen uns aus und legten uns nackt aufs Bett, um etwas zu schlafen. In der Mittagshitze deckten wir uns auch nicht zu. Ich war es, die es nicht lange aushielt: Ich kuschelte mich an Siggi, legte ihm ein Bein auf seine Mitten und hauchte ihm ins Ohr:

"Danke für die schöne Reise!"

Bald war Siggi voll da, und wir liebten uns mal nicht in nächtlicher Dunkelheit wie bisher immer in unserer kurzen Affäre, sondern in hellem Nachmittagslicht, das durch die zugezogenen Fenster fiel.

Wir wachten gerade noch rechtzeitig auf, um zu duschen und uns für den großen Empfang anzuziehen. Ich spannte Siggi nicht wieder auf die Folter mit Kleider-Auswählen, sondern zog rasch entschlossen das neue beige Kostüm an, da ich ja schon bei der Eröffnung in meinem mitgebrachten weißen Kostüm erschienen war. Siggi zog denselben hellen Sommeranzug an wie bei der Eröffnung. Schnell waren wir fertig und fuhren zum Rathaus, wo der Empfang stattfinden sollte.

Daß wir aus demselben Auto stiegen, blieb nicht unbemerkt. Schon bevor der Empfang durch einige Ansprachen eröffnet wurde, trat ein Kollege zu uns, den wir beide von deutschen Tagungen kannten. "Also doch noch ein Deutscher hier", freute ich mich schon. Dann aber fragte dieser Mensch:

"Seid ihr jetzt zusammen?"

Ich konnte mich nicht erinnern, mich mit ihm je geduzt hatte -- Siggi auch nicht, wie er mir später sagte.

Siggi war etwas sprachlos, aber ich erinnerte mich an den Namen des Herrn und log Herrn Gródzicky (gesprochen etwa Gru-djitz-ki) frech an:

"Ich hab nur ein Hotel weit außerhalb gefunden, Herr Fischer, --"

"Gródzicky!"

"Entschuldigen Sie, Herr Grotz-Zicki", -- ich sprach seinen Namen extra falsch aus -- "ich hab Sie verwechselt -- und Herr Kroll holt mich manchmal ab, wenn ich, wie heute abend, keinen vernünftigen Bus hab."

Diesen Herrn waren wir damit für den Abend los.

Interessanter waren sowieso Siggis StudienkollegInnen aus seiner England-Zeit, eine/einer lustiger als der andere. Wir setzten uns alle an einen der wenigen Tische, Siggi tauschte mit ihnen Erinnerungen aus seiner Studienzeit in England aus, und ich nahm mit meinem nicht sehr guten Englisch, so gut es ging, an der Unterhaltung teil. Manche dieser fellows konnten recht gut deutsch, und sonst halfen sie mir in lieber Weise, wenn ich ein Wort oder einen Ausdruck nicht fand.

Nach einiger Zeit trennten wir uns, denn mein Griechisch-Professor, der also doch auch angereist war, sprach mich an, führte mich an einen anderen Tisch und unterhielt sich lange mit mir über meine Tätigkeit seit dem Studium. Er war ein strenger Professor gewesen, international renommiert, und vor seinen Prüfungen hatte ich immer ziemliche Angst. Ich fühlte mich sehr geehrt, daß er sich an mich erinnerte und mich sogar hier, auf einer internationalen Tagung, eines langen Gespräches würdigte.

"Ich habe gehört, Sie haben im Anschluß an den Vortrag von Herrn Kroll für Josephus Flavius geworben! Schade, daß ich das zu spät erfahren habe, sonst hätte ich mir das gerne angehört. Sie sind sich wohl im Klaren, daß Ihre und Herrn Krolls Vorschläge wenig Aussicht auf Erfolg haben, aber daß das mal gesagt wurde, finde ich eine sehr gute Idee! -- Besuchen Sie mich mal; Sie wissen ja wahrscheinlich, ich lehre jetzt in Kiel!"

Nach diesem Gespräch ging ich nicht zu der Gesprächsrunde, in der ich Siggi sah, sondern setzte mich an die Bar, wo einer von Siegfrieds netten englischen Studienkollegen allein saß und an seinem Glas nippte.

"Hello, Me-melanie!" sagte er -- er war schon ziemlich hinüber -- nur den Vornamen zu gebrauchen, das ist, wie ich wußte, allerdings in England absolut üblich.

Dann lobte er in nicht sehr gutem Deutsch meinen Vortrag, dann ohne Übergang anschließend meine Beine und betastete sie auch. "How nice should be your pu-pussy", sagte er schließlich und war mit seiner Hand schon fast da angekommen. Aber einer seiner englischen Kollegen rettete mich, entschuldigte sich für ihn und stellte ihn in einer toten Ecke des Saales ab.

Dieser nette Kollege zeigte mir dann auch, in welcher Ecke des Saales sich Siggi gerade mit einem Grüppchen unterhielt, und mit diesem Grüppchen -- wieder Kollegen aus England und Amerika, die auch Siggi erst auf dieser Tagung kennengelernt hatte -- gingen wir nach Ende des Empfangs noch in ein Weinlokal. An diesem Tag achtete ich darauf, nicht zuviel zu trinken, und wir boten den Kollegen an, sie anschließend zu ihren Hotels zu fahren. Sie wohnten zum Glück alle in demselben, und die Fahrt dorthin wurde sehr lustig; Siggi, der Patras ja von einer früheren Reise besser kannte als ich, lotste, und ich fuhr. Dort wurden wir noch einmal zu einem jetzt aber absoluten Schluß-Retsina eingeladen, und die inzwischen reichlich angeheiterten -- Betonung auf heiter -- Kollegen verabschiedeten uns dankend mit einem ahnenden Lächeln.

Auf dem Campingplatz verbrachten wir wieder eine herrliche Liebesnacht in Vorfreude auf den morgigen Ausflug nach Delphoí.

Da wir allmählich die Scheu ablegten und während des Ausflugs öfters Händchen hielten, ahnten die anderen Tagungsteilnehmer allmählich, daß wir näher miteinander verbandelt waren, als es auf den allerersten Blick den Anschein hatte. Des öfteren wurde ich mit "Frau Kroll" und Siggi mit "Herr Knaack" angeredet.

Nach einer wieder wunderschönen Liebesnacht, in der wir aus Übermüdung allerdings noch in der ersten Kuschelphase einschliefen, folgte ein Arbeitstag, der vor allem mit dem Stornieren von Fähre und -- mühsam telephonisch -- meines Rückflugs ausgefüllt war. Die anteilige Rückzahlung konnte ich mir angeblich in Hamburg abholen -- ob das wohl klappen würde?

Dann kamen die notwendigen Absagen an unsere Liebsten daheim. Unproblematisch war Siggis Frau.

"Herta wünscht uns eine schöne Reise und läßt dich grüßen", sagte Siggi, als er aus der Telephonzelle trat.

Ich dachte, mich trifft der Schlag.

"Hast du Herta von mir erzählt?"

"Ja, das hab ich! Sie freut sich, daß ich auf der langen Reise durch die Ostländer und über Greifswald nicht alleine fahr."

"Hast du ihr auch gesagt, daß deine Reisebegleitung eine Frau ist?"

"Ja, natürlich!"

",Natürlich` -- und?"

"Herta denkt sich schon halbwegs richtig, was im Wohnmobil passiert -- ich sagte ja -- unsere Übereinkunft --"

"Aber die Reise zusammen ist doch keine Tagung mehr."

"Aber so gut wie -- jedenfalls läßt dich Herta schön grüßen!"

Dann rief ich Otto an -- zu einer für uns ungewöhnlihen Tageszeit. Otto war am Apparat -- ich schenkte ihm reinen Wein ein, und er hatte es gefälligst zu akzeptieren, daß ich noch ein Sonntagstreffen absagte. Er ließ Siggi nicht schön grüßen.

Und schließlich Dieter. Er hatte nichts dagegen, daß ich noch diese schöne Reise durch die jetzt demokratischen Länder machte, auch nicht in männlicher Begleitung; ich ließ es darauf ankommen und sagte ihm ehrlich, daß ich mit einem Marburger Kollegen führe. Allerdings sagte ich nichts von Wohnmobil, vielleicht nahm Dieter wirklich an, daß wir in Hotels übernachteten. Jedenfalls wünschte er mir eine schöne Reise, und auch später fragte er mich nur nach Touristischem.

Außerdem versuchte ich eine Familie in Bukarest anzurufen, die ich einmal kennengelernt hatte und deren Adresse und Telephonnummer ich zum Glück fand. Leider aber nahm niemand ab.

Am Abend schleppte mich Siggi vor dem Essen noch in eine Boutique. Er wünschte, ich solle den morgigen Ausflug nach Olympia in Hot Pants absolvieren, nachdem wir bei dem Delphoí-Ausflug gesehen hatten, daß auch andere Kolleginnen so angezogen waren und ich keine mitgebracht hatte. "Aber ich bin doch um einiges älter als die -- die waren wohl noch Studentinnen!" versuchte ich Siggis Ansinnen abzuwehren, denn ich fürchtete, wenn wir vielleicht auch eine Kirche besichtigen würden, müßte ich blöde draußen warten. Aber Siggi gab kein Pardon: "Du hast doch die viel schönere Figur!" und gab mir einen herzlichen Kuß -- auf offener Straße, auf der sicher auch noch andere Tagungsteilnehmer waren. So setzte mich Siggi psychologisch außer Gefecht, wir betraten den Laden, und schnell hatte ich ein passendes, nicht gar zu knappes und auch Siggi gefallendes Stück gefunden.

Wir unterhielten uns lange beim Abendessen über unsere Interessen, Hobbies und sonst alles mögliche, und es wurde recht spät.

Als wir auf dem Campingplatz angelangt waren und Siggi die notwendigen Verrichtungen verrichtet hatte, zog ich die Pants noch einmal an, und -- oh Schreck! -- erst jetzt bemerkte ich so richtig die zwei sich deutlich abzeichnenden indiskreten Wülste zwischen meinen Beinen.

"Siggi", sagte ich verzweifelt, "so kann ich doch nicht zu den heiligen Stätten gehen!"

"Das nennt man im Pornojargon ,Kamelfüße`", belehrte mich Siggi in betont coolem Ton, "das sieht man bei vielen Frauen."

"Na, wo du auf der Straße immer hinkuckst", antwortete ich und musste doch lachen, "und deine Pornoerfahrungen scheinen ja auch nicht von schlechten Eltern zu sein!"

"Oder zieh morgen einen dicken Schlüpfer an!"

"Bei der Hitze!"

Als ich die Damendusche betrat, sah ich in einer der, wie gesagt, offenen Kabinen ein junges Pärchen in dichten Nebelschwaden knutschen. Ich nahm eine Kabine am anderen Ende der Reihe, und bald kam, wie auch an den Vortagen, Siggi vorsichtig zu den Damenduschen, um mich zu beobachten, falls niemand sonst anwesend wäre. Es war heute niemand da außer dem Pärchen. Siggi erkannte die Situation sofort, streifte seine Badehose ab und stellte sich zu mir unter die Dusche.

"Warum ziehst du denn die Badehose aus? Du kannst doch auch in ihr duschen!"

"Melanie, tu doch nicht so, als ob du nicht -- du hast ja auch deinen Bikini ausgezogen, damit er nicht naß wird."

Die Situation und die Gefahr, erwischt zu werden, heizten Siggi so auf, daß, kaum hatte er sich's versehen, sein kurzes dickes Liebeswerkzeug stand. Wir begannen auch zu knutschen, der freche Siggi faßte mir -- ohne mich zu fragen! -- in den Schritt, wir drehten die Dusche auf so warm, daß es eben gerade noch auszuhalten war, um Nebelschwaden zu erzeugen, und Siggi lehnte mich an die Wand und nahm mich mit zarter Kraft. Danach knutschten wir noch ein wenig, dann gab ich Siggi einen freundschaftlichen Klaps auf den Po und sagte:

"So, nun sieh, wie du hier rauskommst! Das war's für heute!"

"Dies giltet doch nicht!",sagte Siggi mit enttäuschter Stimme in nachgemachtem Kinderjargon.

"Wieso giltet das nicht? Giltet es denn nur in unserer Liebeslaube?"

"Ja, nur das giltet!"

Damit hatte Siggi seine Badehose wieder angezogen und schlich sich aus dem Damenduschraum.

Als ich bald darauf aus der Kabine trat, um mich abzutrocknen, da erst bemerkte ich, daß das junge Pärchen immer noch da war. Es hatte wohl alles mitgehört, und ich glaubte, aus ihrem Getuschel deutsche Worte zu hören!

Auf dem Bett liebten wir uns heute noch einmal, das heißt, es gelang uns, solange wachzubleiben, dann aber schliefen wir eng umschlungen ein -- und verschliefen die Abfahrt des Busses nach Olympia.

In Windeseile machten wir uns startklar und frühstückten; dann fuhren wir dem Autobus hinterher. Wir holten ihn schon im übernächsten Dorf ein, denn seine Abfahrt hatte sich verspätet. Wir konnten ihn zum Anhalten bewegen, parkten irgendwo das Wohnmobil und stiegen in den Bus. Ein Raunen erklang von den Männern, als ich in meinen Pants den Bus betrat, was Siggi zu einem stolzen Lächeln veranlaßte. Ich war bei diesem Ausflug die einzige Frau in kurzen Pants: Von den zwei Mutigen vom Delphoí-Ausflug war eine heute nicht dabei, und die andere hatte ihr Mut verlassen.

Mit hängender Zunge absolvierten wir das Besichtigungsprogramm in den staubigen Ruinen, aber ich ließ es mir nicht nehmen, im antiken Stadium einmal hin- und herzulaufen. Siggi leistete mir dabei pustend Gesellschaft, und wir wurden von den übrigen Kollegen restlos bewundert. Aber es ist ja auch für einen Griechischlehrer etwas ganz besonderes, einmal am Originalort zweimal ein Stadion zu laufen. Bei den Kollegen, die an diesem Ausflug teilnahmen, sind wir durch diesen Lauf und nicht durch unseren Vortrag international berühmt geworden. Beim Mittagessen saßen wir wieder mit Siggis netten englischen Kollegen zusammen, und einer von ihnen mußte es doch loswerden:

"Eigentlich hättet ihr nackt laufen müssen, wenn es original sein sollte, und du als Mädchen" -- Mädchen! -- "hättest nur in Sparta laufen dürfen!"

",Schenkelzeigerinnen` heißen die spartanischen Mädchen deshalb bei Aristophanes", antwortete ich. Aber das wußten diese losen Herrschaften natürlich schon.

Was blieb noch von der Tagung? Na ja, zunächst die Rückfahrt von Olympia. Es war schon recht dunkel, als wir abfuhren, und wir fuhren in die Nacht hinein. Das benutzte Siggi, um fortwährend an meinen Wanderbeinen zu spielen.

"Laß das doch bis später, Siggi", flüsterte ich ihm zu, "sonst kannst du nachher wieder nicht aussteigen!"

Aber es nützte nichts.

Und noch zwei heiße Liebesnächte. Dazwischen der letzte Kongreßtag: vormittags Vorträge, darunter eine besonders interessanter von einer internationalen Kapazität, die erst jetzt einfliegen konnte, und am Abend der Abschiedsempfang und Tanz. Wir saßen mit Siggi wieder mit seinen englischen Kollegen zusammen, und besonders lieb war mein Beinebefingerer vom vorigen Empfang: Er kaufte von einem Blumenverkäufer, der durch den Saal ging, eine dunkelrote Rose und überreichte sie mir mit vielen Entschuldigungen. An diesem Abend war er lustig und unterhaltsam und blieb nüchtern.

So verlief der letzte Abend der Tagung lustig und harmonisch, dem Retsina wurde gerade so viel zugesprochen, daß wir noch fahrtüchtig blieben, keinen Kater am nächsten Morgen befürchten mußten und keinen Unsinn redeten. Mit den englischen Kollegen tauschte ich Adressen beziehungsweise Visitenkarten aus, wir tranken Brüderschaft (für eventuelle Unterhaltungen auf deutsch oder französisch) und verabschiedeten uns nach unserer Schätzung um zwölf, objektiv aber um halb drei -- wie schnell doch die Zeit in lustiger Runde vergeht!

Auf dem Campingplatz duschten wir nur noch flink, vertagten das Packen auf den Morgen und verbrachten eine schöne Liebesnacht mit nichts anderem als gemeinsamem langem tiefem Schlaf.

Auch am Morgen waren wir faul, ich jedenfalls, und statt meinen Koffer "richtig" zu packen, nutzte ich den Hängeschrank im Mobil aus, in den unsere guten Sachen nur noch sehr gequetscht hineinpaßten. Also stand später zu Hause eine Bügelorgie ins Haus, aber das verdrängte ich erstmal.

Wegen des späten Aufstehens kamen wir nicht mehr wie geplant bis nahe an die bulgarische Grenze, sondern nur wenig über Athen hinaus. Aber der campinggewohnte Siggi hatte einen Südeuropa-Campingführer, und so fanden wir rechtzeitig einen gemütlichen schattigen Platz, nur die Klos ließen doch sehr zu wünschen übrig, und so zwängten wir uns aufs Porta-Potti.

Also wollten wir am nächsten Tag bis an die Donau rasen, was uns aber wegen des langen Aufenthaltes an der bulgarischen Grenze nicht ganz gelang. So unterließen wir auch einen eigentlich geplanten Umweg über die bulgarische Schwarzmeerküste. Am Tag darauf überquerten wir die Donau nicht auf der Brücke von Russe nach Giurgiu, weil dort der gesamte LKW-Verkehr in die Türkei verliefe, wie Siggi zu wissen meinte, sondern romantisch mit der Fähre von Silistra nach Calarasss. Dies hat auch prima geklappt, dann aber wieder eine etwas langwierige Zoll- und Visumprozedur, und dann durch die tischebene Baaaraaagan-Ebene nach Bukarest. In einem der letzten Dörfer versuchte ich noch einmal beim in Rumänien in jedem Dorf vorhandenen Telephonamt, meine Familie Raaadulescu anzurufen, und es war die Frau am Apparat.

"Großartig, daß Sie kommen, Frau Knaack", und keine Rede vom Übernachten auf dem Campingplatz, "natürlich bei uns, es ist zwar eng -- auf Matratzen auf dem Boden des Wohnzimmers -- natürlich auch Ihr Bekannter -- das kriegen wir schon hin -- auf keinen Fall Campingplatz, der ist ja auch ganz weit draußen."