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Die Violinistin und die Bassistin

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NaSchmi
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Vielleicht war das mit dieser Sklaven-Woche eher umgekehrt. Vielleicht war ich diejenige, die sich bewähren musste. Joelle war jedenfalls noch nicht einmal in die Nähe ihres Safewords gekommen. Vielleicht war ich eher so etwas wie der Star, der herausgeholt werden sollte. Ich wusste es nicht.

Wir hatten immer noch nicht über unsere Beziehung geredet.

Wir sollten das tun.

Ich drehte mich an diesem Abend noch einige Male, bis ich einschlief.

Am nächsten Morgen, vergewisserte ich mich, dass Joelle mir den vergangenen Abend nicht übel nahm, aber sie war ganz brav und folgsam und mit sich und mir im Reinen.

Ich gab ihr dieses Mal drei Stunden am Computer, um sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Mir gingen ein wenig die Ideen aus. Sie hatte am ersten Tag so gründlich sauber gemacht, dass ich nichts mehr für sie zu tun hatte, wenn ich nicht wollte, dass sie die Wohnung neu strich oder das Bad flieste. Ich gab ihr vage auf, die Wohnung sauber zu machen, und machte mich dann auf zur Arbeit.

Im Zug hatte ich Zeit, über all ihre Ideen nachzudenken. Fetisch-Mode und eine Sado-Maso-Band. Mary Jane. Der Name war echt Mist. Ich suchte mir diesen Frauenschläger-Song und fand ihn auf Youtube. The Crystals hatten ihn im Original aufgenommen. Ich kannte sie nicht. Die Band klang nach typischem 60er-Jahre Rhythm and Blues einer Frauenband. Ich fand es schon seltsam in Anbetracht der Tatsache, dass Männer in den 60ern ihre Frauen nach Belieben geschlagen hatten. Wikipedia verriet mir, dass der Song von 1962 war und die Radiostationen sich geweigert hatten, ihn zu spielen, weil sie den Song anstößig fanden. Der Song fing mit einer Basslinie an, was ich natürlich mochte. Aber die klang zwar bedrohlich, aber auch sehr abgehackt. Ich stellte mir vor, dass sie geschmeidiger sein müsste. In einer sanft fließenden Bedrohung. Immerhin war diese Sängerin glücklich, dass sie von ihrem Mann geschlagen wurde. Ich wollte mir sofort einen Bass greifen, und mit der Grundmelodie spielen, aber ich saß ja in der Bahn. Ich suchte weiter und fand leider eine viel geilere Coverversion von Courtney Love's Band Hole mit Melissa auf der Maur am Bass, die eine unglaublich coole Basslinie dazu spielte. Das ganze Stück war großartig arrangiert. Ich bekam es nicht mehr aus den Ohren, und ich war gleichzeitig voller Hochachtung für das Arrangement und gleichzeitig zutiefst neidisch, dass ich nicht darauf gekommen war, und dass ich niemals die Chance bekäme, diese Basslinie für diesen Song zu kreieren, denn er existierte ja bereits.

Trotzdem ließ mich die Idee nicht los.

Es gab diese deutsche Band Boss Hoss, die irgendwelche Hits in Hillbilly-Country aufnahmen. Warum sollte man so etwas nicht mit Lesben-Sado-Maso machen? Die Idee war nicht schlecht.

Ein Produzent schuldete mir noch was. Ich hatte ihm mal richtig aus der Klemme geholfen, als ihm ein Bassist kurzfristig abgesprungen war. Dem wollte ich die Idee pitchen.

Ich machte mir eine Liste von Songs, die passend wären. Rape Me von Nirvana, Addicted to Love von Robert Palmer, aber auch abgedrehte Songs wie Toxic von Britney Spears. Wenn es irgendwie um obsessive Liebe ging, wäre das schon mal ein gutes Kriterium, und je weiter der Originalsong weg war von dem, was wir mit ihm anstellen würden, desto besser.

In meiner Pause rief ich den Produzenten an. Er war erst nicht sonderlich begeistert, aber er versprach, dass er sich unsere Demos anhören würde. Mir kribbelten so die Finger, dass ich Joelle am liebsten auf den AB gesprochen hätte, dass sie schon mal anfangen sollte. Aber sie sollte besser ihre Zeit nutzen, sich eine Uni zu suchen.

Nachdem ich meine Schicht im Musikgeschäft beendet hatte, ging ich noch in diesen Fetisch-Laden. Es gab ihn noch nicht lange, und er lag in einer etwas schmuddeligen Ecke der Stadt.

Ein wenig komisch fühlte ich mich schon, als ich ihn betrat, aber ich machte mir auch keinen großen Kopf.

Der Laden war klein und ganz in schwarz gehalten.

Hinter der Theke stand ein Mann mittleren Alters.

„Kann ich Ihnen helfen?"

„Ja, danke, ich suche eine Latexmaske."

„Für Sie?" er lächelte.

„Für meine Freundin."

„Für Ihre Freundin. Na dann schauen wir doch mal." Das Wort „Freundin" betonte er, als glaube er mir nicht, dass dies ein Geschenk sein sollte.

Er kam hinter dem Tresen hervor und ging mit mir zu einem Regal, in dem ein Dutzend Plastikköpfe standen, auf die Latexmasken gezogen waren. Ich war zuerst ein wenig erschrocken, denn mein erster Blick fiel auf eine Maske mit Reisverschlüssen, mit denen man Mund und Augen verschließen konnte. Die Funktion war mir durchaus verständlich, aber die Maske sah grotesk aus.

Daneben stand einem die das ganze Gesicht verdeckte, nur kleine Öffnungen für Augen, Mund und Nase offen ließ. Auch die stieß mich eher ab, denn Joelles Gesicht wäre dadurch vollkommen verdeckt. Ich wollte sie aber sehen, wollte ein Gegenüber haben, einen Menschen auf der anderen Seite und kein austauschbares Objekt. Aber wahrscheinlich war das irgendwie das Ziel dieser Masken. Dass man seinem Opfer die Individualität nimmt, es auf einen Körper reduziert, den man austauschen kann.

Der Verkäufer riss mich aus meinen Gedanken und versuchte mich zu beraten. Es wurde mir ziemlich schnell klar, dass er keine Ahnung hatte, er kam über Oberflächlichkeiten und Offensichtliches nicht hinaus. Dafür aber machte er immer wieder versteckte, anzügliche Bemerkungen. Der war sicherlich neu in diesem Geschäft, eine Aushilfe oder so. Von einem festangestellten SM-Verkäufer hätte ich jedenfalls mehr Professionalität und Diskretion erwartet.

Ich entschied mich für eine Maske, die an die von Catwoman mit Michelle Pfeiffer erinnerte. Sie ließ die Augen frei, den Mund und ließ Joelle ihr schönes Gesicht und steckte sie trotzdem in Latex, wie sie das wollte.

Ich hörte mir noch eine dumme Anspielung an, als ich dem Mann meine Kreditkarte gab und schwor, den Laden nie wieder zu betreten.

Ich machte noch einen kurzen Stopp in einem Supermarkt, um eine Rolle Frischhaltefolie zu kaufen.

In der Bahn auf dem Weg zurück nutzte ich die Gelegenheit, mit dem Handy zu recherchieren, wie man Frischhaltefolie korrekt einsetzt und worauf man zu achten hatte. Von wegen Wirkung und Sicherheit und so. Dieser ganze Sado-Maso-Kram hatte ganz viel mit Sicherheit zu tun. War ja auch in Ordnung. Es war nur neu für mich.

Aber all das sollte warten. Bevor wir spielten, wollten wir spielen.

Erst Musik, dann Sado-Maso.

Wenn ich die Dinge so sah, dann hatte ich es eigentlich verdammt gut. Mein Leben bestand nur noch aus Spielen (und ein wenig Arbeit in einem Musikgeschäft, um über die Runden zu kommen).

Als ich die Wohnung betrat, kniete meine schöne Sklavin wieder neben der Tür auf dem Boden.

Bevor ich etwas sagen konnte, beugte sie sich zu meinen Füßen und küsste mir die Schuhe. Dann entschuldigte sie sich für ihre Unartigkeit am vergangenen Abend.

Ich muss gestehen, ich hatte das alles bereits hinter mir gelassen und wollte ihr davon erzählen, wie wir ihre Idee mit der SM-Musik umsetzen konnten. Sie war Feuer und Flamme, wollte sofort loslegen, aber ich bestand darauf, dass wir erst aßen. Nicht, weil ich so hungrig war, sondern weil sie mir zu stark die Initiative ergriff.

Während des Essens erzählte sie mir von ihrem Tag und der Recherche, die sich nun immer mehr in einer konkreten Idee manifestierte. Sie hatte einen Studiengang gefunden. Sie schien damit zufrieden zu sein, und ich war es auch. Hauptsache, sie war glücklich. Dass ich für den Tod einer großartigen Musikerin verantwortlich sein sollte, war nicht mein Problem.

Während sie spülte, hatte ich im Wohnzimmer Platz geschaffen.

Ich drückte ihr eine Gitarre in die Hand, die sie befremdet ansah.

„Das ist eine Ibanez. Die kostet ziemlich genau ein Fünftel von deiner Gibson, aber sie erfüllt musikalisch zu 99,9% deine Anforderungen. Okay Prinzesschen?"

Sie nickte. „Ich habe nichts gesagt."

Es war ein großes Zeichen meines Vertrauens, dass ich sie an meine Gitarre ließ. Aber sie musste das nicht wissen.

„Das ist auch besser so! Und jetzt zur Musik!"

Ich hatte mir paar Songs aufgeschrieben, die ich ihr vorschlagen wollte, aber sie hatte auch einen Vorschlag:

„White Rabbit von Jefferson Airplane."

„Ist das nicht dieses Lied über Alice im Wunderland? Warum gerade den?"

„Eigentlich handelt der von einem Drogenrausch."

„Was haben Drogen mit Fetisch zu tun?"

„Nichts. Drogen haben nichts mit dem zu tun, was wir machen. Aber mit dem, was wir tun. Es geht in dem Lied um Erfahrungen unter Drogen. Wenn du mich nimmst, wenn du mich fesselst und mir befielst, dann falle ich wie Alice in ein Loch und bin in einer anderen Welt. In der ich mich um nichts mehr kümmern muss, in der alles fremd ist, in der alles anders ist. Ich bin da nur Gast. Ich sehe und staune und leide und genieße natürlich an erster Stelle. Wenn du mich erniedrigst ist das wie ein Drogenrausch. Ich kann das nicht beschreiben. Ich würd's dir gerne zeigen, aber du spielst ja in dem anderen Team. Vielleicht würdest du es verstehen, wenn du es hörst."

Was sollte ich dazu sagen? Sie hatte sich offensichtlich Gedanken gemacht. Nun, diese Musik war von Anfang an ihre gewesen. Es hatte mit „Behind der Wheel" angefangen, und sie hatte diese Idee in ihrer Phantasie weiter verfolgt. Auch wenn ich ihr die Aufnahme vorgeschlagen hatte, hatte ich keinen Anteil an der Grundidee.

Ich war nie ein Freund von Drogen gewesen. Ich mochte den klaren Kopf und hatte Angst vor dem Kontrollverlust auf einem Trip. In diesem Moment beneidete ich sie aber für das, was sie empfand, während wir spielten. Und es erschien mir so viel tiefer und spannender als das dumpfe Gefühl von Macht, das mich bewegte. Was konnte ich also anders tun als ihr zuzustimmen.

White Rabbit.

Wir hörten uns das Stück auf Youtube an und sahen uns die Lyrics im Internet an.

„Der Song hat schon eine verdammt gute Basslinie, was will man daran noch besser machen?", gab ich zu bedenken.

Aber sie hatte ein paar Vorschläge, die sie mir auf der Gitarre vorspielte.

„Weißt du, was ich an der klassischen Musik manchmal nicht leiden kann?"

Ich schüttelte mit dem Kopf.

„Dass sie zu viele Noten hat. Da ist zu viel Gedöns drin. Zu viel Getüdel, hier noch ein Schleifchen und da noch ein Schwenk. Das ist oft total überfrachtet. Miles Davis, sage ich nur."

„Was ist mit dem?"

„Der hat das auch so gesehen. Der hat den Cool Jazz erfunden. Und der hat einfach alle Noten weggelassen, die man nicht braucht. Der hat nur die wichtigen, die schönen Noten behalten."

„Und?"

„Wir lassen einfach die unwichtigen Noten weg."

Sie spielte mir die Melodie vor, und sie klang perfekt. Allerdings hatte Joelle nicht nur den Bass, sondern auch den E-Gitarrenpart gespielt.

Ich spielte ihre Basslinie eine Oktave tiefer auf meinem Instrument nach, und schon waren wir im Geschäft.

Wir arrangierten an diesem Abend drei Songs. So schnell hatte ich selten mit irgendwem gearbeitet. Es fühlte sich an wie bei unserem ersten Mal, als wir den Depeche Mode Song aufgearbeitet hatten, und ich fragte mich, warum wir nicht vorher schon darauf gekommen waren.

Ich sage wir, aber der meiste Input kam von ihr. Ich hatte ein wenig mehr Erfahrung im Arrangieren von Musik, und daher konnte ich noch ein paar hilfreiche Tipps geben, aber musikalisch kamen 95% der Ideen von ihr. Wenn ich mal etwas vorschlug, dann hörte sie mir aufmerksam zu, sagte:

„Sehr gute Idee. Aber vielleicht können wir das hier ein bisschen anders machen."

Sie spielte es, und natürlich war ihre Version viel besser.

Ich fühlte mich an den Film Amadeus erinnert, in dem dieser Komponist über Wochen mühsam Note für Note ein Stück für den Kaiser komponiert, und als Mozart das hört, kann er es sofort aus dem Kopf nachspielen, schlimmer aber noch, er demütigt Salieri vor dem Kaiser und allen anderen hochrangigen Musikern damit, dass er spontan improvisiert und dieses Stück viel besser macht, komplexer, spannender. Und nebenbei gesagt noch mehr Noten hinzufügt. Der Name Salieri übrigens kam von ihr. Ich erinnerte mich nicht mehr so genau an den Film. Aber sie kannte den Komponisten, und sie meinte, dass er nicht so mittelmäßig war, wie er im Film dargestellt worden war.

Joelle machte das auch so. Sie versuchte dabei respektvoll zu sein, aber uns war beiden klar, wer hier das Genie war und wer der Wasserträger. Ich verfügte über ein Ego, das groß genug war, zu ertragen, dass andere eben besser waren. Es gab eben einen Grund, warum die ganze Welt Mozart oder Miles Davis oder in Zukunft vielleicht Joelle kannte, aber mich niemand.

Ihre ganze Musikerziehung hatte etwas gebracht. Sie verstand Harmonien, durchschaute Melodien und konnte sie verändern und weiterentwickeln. Ich kam durch Erfahrung und Versuch und Irrtum weiter. Wie die meisten guten Musiker hatte ich ein Gefühl dafür, was zusammenpasste und was nicht. Joelle aber wusste es mit Bestimmtheit. Ich konnte mir vorstellen, dass sie wie Beethoven seine Neunte Symphonie taub komponiert hatte, die Töne auch nicht hören musste, um zu wissen, wie sie zusammenpassten.

Sie war das Genie. Das war keine neue Erkenntnis. Ich gehörte zu den wenigen, die zumindest im Ansatz verstanden, warum das so war.

Wir standen nicht auf einer Stufe, und das war auch in Ordnung so.

Ich war halt der Garfunkle in Simon & Garfunkle. Ich war der Ringo. Aber niemand beschwerte sich, Ringo zu sein, wenn er Mitglied der Beatles sein durfte.

Und Joelle tat ihr Bestes, es mich nicht wissen zu lassen, dass ich die Sättigungsbeilage war und sie das Kobe-Steak.

Wir arbeiteten an diesem Abend konzentriert, und es kam uns nicht in den Sinn Schweinkram zu spielen. Diese ganze Sache war uns beiden zu ernst, und ich war froh darüber, dass es uns beiden nicht nur ums Poppen ging.

Einige Male warf sie mit Begriffen aus der Musiktheorie um sich, die ich nicht verstand. Als ich ihr sagte, dass sie damit aufhören solle, kapierte sie erst nicht, weil es ihr ganz selbstverständlich schien, aber dann versuchte sie sich zu zügeln.

Am Ende des Abends schmiegte sie sich an mich, und wir hörten uns unsere ersten Demos an. Ich war vollkommen zufrieden, aber sie hatte noch Kleinigkeiten hier und da, an denen sie arbeiten wollte.

Wir saßen dort zusammen wie ein altes Ehepaar, nur dass alte Ehepaare selten Songs auf Sado-Mado trimmten.

Kapitel 36

Als wir zu Bett gingen, stand ich vor einem Dilemma. Ich wollte sie bei mir haben, diese harmonische Zeit, die wir zusammen beim Komponieren verbracht hatten, wollte ich fortführen. Ich war einfach in dieser Stimmung. Ich wollte mit ihr in meinen Armen einschlafen. Ich wollte mit ihr neben mir aufwachen. Vielleicht würde ich ihren Kopf am Morgen unter die Bettdecke drücken, die Augen schließen und genießen, wie sie mir vor dem Aufstehen zu Diensten war. Auf der anderen Seite hatte Joelle sich gewünscht, dass ich strenger zu ihr sein sollte. An diesem Abend war mir wieder bewusst geworden, dass ich sie nicht verlieren wollte. Dass wir etwas Gemeinsames hatten. Joelle hatte das früher schon gesagt. Sie war freimütiger in ihren Liebeserklärungen. Ich hingegen war auf ihr: „Ich liebe dich" nie eingegangen. Hatte das unkommentiert stehengelassen und als Sätze gesehen, die Subs halt sagen, die aber nicht unbedingt von Doms kommen mussten.

Das war natürlich Unsinn.

Als Joelle aus dem Bad kam, bat ich sie zu mir.

„Ich möchte gerne, dass du bei mir im Bett schläfst."

„Okay." Ihre Antwort reichte mir nicht.

„Was möchtest du?"

Sie sah mich an.

„Das ist nicht die Frage, was ich will. Wenn du es willst, dann will ich es auch."

„Sowas sollst du nicht sagen. Du hast einen eigenen Willen."

„Wenn wir gerade spielen, dann habe ich keinen. Dann gebe ich alles an dich ab. Dann habe ich keinen. Wenn wir gerade nicht spielen, dann könnte ich dir sagen, was ich will."

„Spielen wir denn gerade?"

„Das bestimmst du."

„Könnten wir uns auch in den Armen liegen, ohne zu spielen?"

„Warum nicht?"

„Okay, dann spielen wir gerade."

„Dann richte ich mich nach dir."

Ich kam so nicht weiter.

„Du hast mir gestern gesagt, dass du dir mehr Härte wünschst."

„Das ist richtig."

„Wenn ich dich jetzt in meinem Bett schlafen lasse, dann bin ich nachgiebig."

„Kann man so sehen."

„Siehst du es auch so?"

„Ja."

„Also müsste ich dich wieder im Kleiderschrank schlafen lassen."

„Wenn du konsequent sein willst."

„Ich will, dass du glücklich bist."

„Bist du glücklich, wenn ich bei dir im Bett schlafe?"

„Absolut. Aber jetzt sag nicht, dass du es dann auch bist! Das hatten wir schon."

„Was soll ich dann sagen?"

Ich kam nicht weiter und versuchte es anders.

„Wo würde ich schlafen, wenn du an meiner Stelle wärst?"

„Im Kleiderschrank." Sie zögerte keine Sekunde.

„Wirklich?"

„Definitiv."

„Ich fand, dass wir gerade einen großartigen Abend miteinander verbracht haben."

„Fand ich auch."

„Und trotzdem würdest du mich in den Kleiderschrank sperren, statt mich neben dir zu haben und diese schöne Atmosphäre ausklingen zu lassen?"

„Wenn wir spielen, dann schon. Auf jeden Fall. Kleiderschrank."

„Würdest du an meiner Stelle denn jetzt spielen?"

Sie dachte nach, und ich war ein wenig froh, ihr eine Frage gestellt zu haben, die sie zum Nachdenken zwang.

„Wahrscheinlich nicht. Ich hätte dich auch gerne an meiner Seite im Bett."

„Also würdest du nicht spielen."

„Nein."

„Siehst du jetzt mein Problem?"

„Nicht so richtig."

„Du willst, dass ich mehr mit dir spiele und strenger bin. Aber wir haben so viele Momente, wo ich dich bei mir haben will. Das erscheint mir ein Dilemma, das sich nicht auflösen lässt."

„Du bist doch die Herrin. Du könntest ja einfach die Regeln ändern. Das ist doch dein Vorrecht. Du kannst jederzeit die Regeln ändern, und du musst dich vor allem nicht vor mir rechtfertigen. Du kannst mich in den Schrank befehlen oder ins Bett oder sonst wohin. Du kannst mir befehlen, dass wir kuscheln, wenn du das willst. Wenn dir nach Blümchensex ist, dann befiehl es, und ich werde dem nachkommen."

„Blümchensex ist aber nicht Teil unseres Spiels."

„Wie gesagt, du machst die Regeln. Wenn ich von dir gequält werden will, du mir aber die Qual versagst, dann ist das doch auch eine Art von Quälen."

„Aber es ist nicht das, was du willst. Ich möchte, dass du zufrieden bist, und wenn ich dir zu weich bin, dann bist du nicht glücklich."

Sie dachte wieder nach.

„Vielleicht bin ich auch nicht so unzufrieden mit unserer Beziehung, wie du glaubst. Du hast Recht, ich würde gerne öfter spielen, und wenn es nach mir ginge, könntest du noch viel härter sein. Ich will meine Grenzen erkennen, ich will in diesen Rausch, ich will dem weißen Kaninchen folgen wie in dem Song. Ich will in dieses Loch fallen. Du hast Recht, in den letzten Tagen hast du mich nicht einmal im Ansatz dahin geführt. In dem Lied heißt es: 'One pill makes you larger, and one pill makes you small.' Ich kann dir sagen, die Pille, die mich klein macht, die ist einfach nur geil. Wenn du mir die einflößt, dann bin ich glücklich. Vielleicht solltest du mal die versuchen, die dich größer macht. Vielleicht entdeckst du auch was darin."

Jetzt war es an mir zu schweigen. Mir gingen die Worte aus. Aber Joelle hatte noch etwas hinzuzufügen.

„In dir steckt noch viel mehr, als du glaubst. Wenn du mich dominierst wirst du zu einem anderen Menschen. Vielleicht musst du dich nur trauen. Ich verstehe, dass meine Rolle einfacher ist als deine. Wenn ich mich in deine Hände begebe, dann muss ich dir nur vertrauen. Sonst nichts. Wenn du mich nimmst, dann hast du schrecklich viel Verantwortung für das, was du mit mir anstellst. Du willst nicht zu weit gehen, du willst mich nicht verletzen. Du darfst die Kontrolle nicht verlieren. Aber ich habe immer noch mein Safeword. Und das ist auch dein Safeword. Wenn du zu weit gehen solltest, dann stoppe ich dich halt. Ich finde, das ist ganz einfach. Wenn ich dir vertraue, dann solltest du dir auch vertrauen."

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