Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die Violinistin und die Bassistin

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Es hatte mir gefallen. So als Trash-Story. Ich hatte nicht damit gerechnet.

Sie schickte mir eine Nachricht, fragte, wie ich es fand, aber bevor ich antworten konnte, hatte sie schon eine weitere hinterhergeschickt.

„Saß in einer langweiligen Vorlesung zur Harmonielehre: „Der Quintenzirkel in der Barockmusik". Total langweilig und ein bisschen banal. Also habe ich das so runtergeschrieben, quasi ins Notebook gekotzt. Gefällt's dir?"

„War geil!", schrieb ich. „Gibt's ne Fortsetzung? Wenn ja, dann hätte ich gerne noch mehr Kopfkino. Mehr Wortdildo, wenn du verstehst, was ich meine."

Sie versprach mir eine Fortsetzung, aber zunächst versuchte sie mich mit einer anderen Sache zu bezirzen.

Kapitel 13

„Ich habe was für dich vorbereitet. Darf ich hochkommen?"

„Sicher."

Ich war eigentlich am Üben, und da will ich nicht gestört werden. Meist gehe ich nicht ans Telefon und ignoriere die Türklingel. Aber es war Joelle, und es war wieder alles gut zwischen uns.

Ich drückte ihr auf, räumte in der Minute, die sie brauchte hochzukommen, noch ein wenig meinen Krempel beiseite und erwartete sie dann. Es dauerte länger, als ich gedacht hatte. Aber als sie schnaufend vor meiner Tür stand, da verstand ich. Sie hatte die Treppe genommen.

Joelle wischte sich eine Haarsträhne und den Schweiß von der Stirn. Ihre Bäckchen leuchteten rot auf ihrer hellen Haut.

Sie hatte zu meiner Überraschung die Gibson dabei.

Wir begrüßten uns wie Freundinnen mit einer Umarmung, und ich ließ sie herein.

Ich sah sie fragend an, sagte aber nichts. Ich wunderte mich, was es mit der Gitarre auf sich hatte. Sollte sie auf die Idee kommen, mich zu überrumpeln und Unterrichtsstunden einzufordern, würde ich ihr aber die Leviten lesen.

Aber sie wollte keine Stunden, wie sich schnell herausstellte. Sie wollte sich entschuldigen.

„Mein Verhalten beim letzten Mal hier in deiner Wohnung war, sagen wir suboptimal. Daher möchte ich gerne um Verzeihung bitten. Wenn ich darf, möchte ich dir gerne etwas vorspielen. Darf ich?"

Ich nickte und ließ sie hinein.

Joelle ging an mir vorbei ins Wohnzimmer.

„Darf ich mein iPhone an deinen Verstärker anschließen."

Bevor ich „Bitte" gesagt hatte, hatte sie meinen Bass schon ausgestöpselt und ihr iPhone eingestöpselt.

Ich sah sie wieder fragend an, und dieses Mal erkannte sie meine Frage und antwortete:

„Ich habe die Violine vorher eingespielt, quasi als dritte Spur zu Gesang und Gitarre. Setz dich doch bitte!"

Ich setzte mich in den einzigen Sessel meines Wohnzimmers und sah ihr zu, wie sie die Gitarre auspackte und sich vorbereite.

„Bereit?"

Ich nickte.

„Ich hoffe, es gefällt dir! Ich habe in den letzten Tagen geübt. Ganz viel Zeit hatte ich nicht. Musste noch für eine Klausur pauken."

Die Violine begann mit langen getragenen Tönen. Moll. Eine Melodie konnte ich zunächst nicht erkennen, obwohl es mir irgendwie bekannt vorkam. Es ging einige Sekunden so, dann setzte sie mit ihrer Gitarre ein. Ich war überrascht, wie gut sie war. Man hätte nicht vermutet, dass sie das Instrument vor wenigen Wochen erst gekauft hatte. Ich hatte mir bisher keine Meinung über ihre Begabung gebildet. Aber nun musste ich ihr zugestehen, dass sie verdammt gut sein musste, wenn sie so schnell lernte.

Violine und Gitarre machten eine Wendung hin zur Melodie. Ich kannte sie, aber den Song konnte ich noch nicht einordnen.

Dann begann sie zu singen. Es war ein langsames Hauchen, rauchig, schwer, kalt, aber gleichzeitig auch dramatisch.

„My little girl. Drive anywhere. Do what you want. I don't care."

Ich war sprachlos. Sie konnte auch noch singen.

Es war „Behind the Wheel" von Depeche Mode. Ich erinnerte mich, dass der Song in ihrem Autoradio gelaufen war. Ich war nicht der größte Fan von dieser kalten, synthetischen Musik. Aber sie machte etwas anderes daraus. Sie machte aus dem Song den absoluten Sex.

Und der Text passte. Es war ein Song darüber, wie jemand sich einer Frau hingibt, die Kontrolle vollkommen abgibt. Ein Song über Sex und Unterwerfung. Ich kannte das Lied natürlich, hatte aber noch nie den Text zur Kenntnis genommen.

Sie sang es mit einem sinnlichen Flüstern, und ich war total hin und weg.

So hatte ich das Lied noch nie gehört, so hatte ich selten ein Stück arrangiert gehört. Ihr Gitarrenspiel war gut. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht viel schlechter Gitarre spielte als ich. Bassisten können häufig Gitarre spielen, weil sie eben nicht immer nur begleiten wollen. Aber nach so kurzer Zeit war sie schon so gut?

Vielleicht war ihre Stimme nicht perfekt, einige Male traf sie nicht genau den Ton, aber das waren Kleinigkeiten. Offensichtlich war sie ein Naturtalent, und offensichtlich war es einfacher, ein zweites Instrument zu lernen, wenn man schon gut in einem anderen war.

Als sie fertig war, sah sie mich erwartungsvoll an.

„Leg die Gitarre weg und komm her!"

Sie wollte aufstehen, aber ich fuhr dazwischen:

„Kriech!"

Die Musik war verklungen, aber sie war noch im Raum, bestimmte uns.

Sie sah mich an, ließ ihre Augen nicht von mir, begab sich auf die Knie und kroch langsam näher. Ihre Bewegungen waren langsam und bedeutungsvoll wie ihre Musik. Ihre Hüften bewegten sich ausladend.

Ich dirigierte sie zwischen meine Schenkel, bis sie ganz nah war.

„Zeig mir, dass ich das Sagen habe! Küss mir die Füße!", befahl ich.

Sie sah mich an, für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, als glaubte sie nicht, was ich da von ihr verlangte. Wahrscheinlich dachte sie an Bazillen und Dreck.

„Das ist kein Scherz!"

Sie sah mich an, als überlegte sie. Ich sagte nichts, sie sollte die freie Wahl haben. Ganz ohne Druck.

Es dauerte nicht lange, bis sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Dieses Mal war sie zu mir gekommen, um zu gehorchen.

Langsam senkte sie ihren Kopf.

Meine Chucks hatten ein paar Flecken auf der weißen Gummikappe. Es war bestimmt kein schlimmer Dreck, aber immerhin.

Ich stellte mir vor, wie ihre Eltern ihr immer schön eingebläut hatten, sauber zu bleiben, auf Reinlichkeit zu achten. Zwanzig Jahre konsequente Erziehung standen nun gegen ihre Geilheit, und sie musste sich entscheiden. Es kostete sie mehr Überwindung, als ich gedacht hätte, aber schließlich gab sie dann doch nach, und ihre Lippen berührten die Spitze meines rechten Schuhs.

„Brav machst du das!" Es war ein vergiftetes Lob, denn ich machte sie damit klein, zu einem Kind, zu einem Hündchen. Es zeigte meine Arroganz und ihre Unterlegenheit.

Sie sah mich von unten herauf mit großen Augen an, vielleicht ein wenig flehend.

„Ich finde es schön, wenn du tust, was ich von dir verlange! Es steht dir besser als das Prinzesschen."

Das Wort, das sie nicht hören wollte. Wieder so ein vergiftetes Lob.

„Was sagst du dazu?"

Sie suchte nach Worten.

„Ich mag es, dir zu dienen." Eine kleine Pause, in der sie sich überwand. „Und ich bin glücklich, wenn du mit mir zufrieden bist."

In ihrer Stimme klang immer noch der Rauch ihres Lieds.

Ich lächelte distanziert.

„Wie eine kleine Dienerin. Du solltest dich sehen. Du bist so süß, wenn du auf deinen Knien bist. Wir sollten den Augenblick festhalten. Hol mal dein iPhone."

Sie drehte sich um, kroch zu ihrem Handy, wackelte dabei wieder mit ihrem Hintern und brachte mir ihr Handy. Es war wirklich nicht nötig, mich anzuheizen mit ihren Bewegungen.

Ich hielt das Handy hoch und dirigierte sie:

„Heb den Kopf!"

Sie gehorchte und reckte sich.

Ich machte ein paar Fotos, betrachtete mir das Ergebnis, dann setzte ich neu an, machte weitere Fotos, bis ich eines hatte, mit dem ich zufrieden war.

„Ich möchte, dass du das Foto behältst und dir immer wieder ansiehst. Es zeigt dich in der Pose, die dir am besten steht. Besser als dieses blasierte Gehabe. Hast du mich verstanden?"

Sie nickte.

„Sag es!"

„Ich werde mir das Foto ansehen, wenn ich mal wieder zu blasiert werde."

„Höre ich da ein wenig Spott aus deiner Stimme?"

„Nein, ganz bestimmt nicht."

„Beweis es mir."

Sie musste nicht lange nachdenken, senkte wieder ihren Kopf und küsste erneut meinen Schuh, dieses Mal den linken.

„Und wenn du dich noch einmal in der Öffentlichkeit eine Szene machst, wie bei unserem ersten Date in dem Cafe, dann zwinge ich dich, dieses Foto der Kellnerin zu zeigen."

Sie sah mich an, und in ihren Augen erkannte ich, dass sie das nicht mit sich machen lassen würde. Ich erinnerte mich an das von ihr geäußerte Tabu, die Öffentlichkeit einzubeziehen. Natürlich hatte sie Recht. Aber ich wollte das jetzt nicht diskutieren, und so legte ich meinen Zeigefinger auf ihren Mund, damit sie gar nicht erst anfing.

Dann griff ich in ihre Haare und zog sie hoch zu mir und küsste sie, als könnte ich noch die Reste ihres Songs und des Drecks meiner Schuhe auf ihren Lippen schmecken.

Kapitel 14

Später bat ich sie, mir das Stück noch einmal vorzuspielen. Ich kramte mein Achtspuraufnahmegerät heraus, nahm den Ton der Gitarre ab, ließ mir die Spur mit der Violine geben und ließ sie dann noch einmal nur ihren Gesang aufnehmen.

Danach kramte ich meinen alten Kontrabass aus einer Ecke und spielte über die gemixten Tracks recht spontan eine Basslinie, die ich auch aufnahm.

Ich war nicht der größte Freund dieser Musik aus den Achtzigern. Zu der Zeit wurden Bässe häufig durch Synthesizer ersetzt. Man empfand den Bass als überholt. Ich glaube, Depeche Mode hat nie einen Bassisten gehabt. Die tiefen Töne, die der Bass liefert, konnte man halt auch synthetisch erzeugen. Aber sie klangen eben immer kalt und tot. So ein Kontrabass hat eine Wärme, die man nicht künstlich hinkriegen kann, und ein echter elektrischer Bass kann so viele Stimmungen vermitteln, da kommt kein Synthesizer dran. Heute geht es dem Bass wieder sehr gut, er ist gefragt, und jede Band, die irgendwie moderne Musik macht, hat einen Bassisten!

Wie Joelle das Stück arrangiert hatte mit Gitarre und Violine fehlte dieser dunkle Grundton ein wenig. Ein Bass ist eine Oktave tiefer angesiedelt als eine Gitarre. Das ist nicht besonders viel, aber im tiefen Bereich kommt die Gitarre halt nicht dahin, wo der Bass hinkommt.

Zusammen arrangierten und mischten wir den Song. Wir experimentierten noch mit einem Schlagzeug. Ich hatte irgendwo eine alte Snaredrum und Jazzbesen, wie ich haufenweise Instrumente hatte. So ein Musiker hortet häufig eine ganze Reihe von Instrumenten. Häufig sogar solche, die er gar nicht spielen kann. Aber man kann ja nicht wissen, wann man mal ein Snare braucht. Also schlägt man zu, wenn ein Drummer seine günstig abgibt, weil er sich eine bessere kauft.

Wir verwarfen die Idee mit dem Schlagzeug allerdings bald wieder. Das Stück benötigte einfach keins, und auch keinen Backgroundgesang, obwohl wir zusammen im Duett ein paar Ahs und Ohs aufnahmen und dabei viel Spaß hatten.

So verbrachten wir den Nachmittag und den Abend damit, dieses Stück zumindest in Demo-Qualität aufzunehmen.

Wir kamen aus unterschiedlichen Formen der Musik, wir hatten einen vollkommen anderen Hintergrund, andere Kompetenzen. Aber es klickte zwischen uns mit der Musik. Wir mussten uns erst ein wenig aneinander gewöhnen, aber je länger wir miteinander arbeiteten und Ideen hin und herschoben, desto mehr wurde mir klar, dass wir uns verstanden.

Das ist in meiner Erfahrung nicht selbstverständlich, dass man sich in solch einer Sache harmoniert, und es zeigte mir, dass wir zumindest in dieser Sache irgendwie seelenverwandt waren. Die Musik bedeutete uns beiden so viel, dass wir bereit waren, so lange zu arbeiten, bis wir zufrieden waren.

Das ging so weit, dass sie darauf bestand, ihre Violine zu holen und auch diesen Part neu einzuspielen, da sie diese Spur auf meinen Bass abstimmen wollte. Sie fuhr also ihre Violine holen, und ich werkelte allein weiter. Als sie wieder da war, nahmen wir die Violine neu auf, und ich bekam zum ersten Mal einen winzigen Eindruck davon, wie gut sie spielte, auch wenn ihr Part sie in keiner Weise herausforderte.

Als wir uns am Ende den fertigen Song anhörten, sahen wir uns an und grinsten breit. Wir hatten ein geiles Arrangement hingelegt. Minimalisch und ausdrucksstark. Nicht unbedingt das, was ich normalerweise an Musik fabrizierte. Definitiv nicht das, was sie machte. Aber es war gut. Ziemlich gut sogar.

Kapitel 15

„Du benimmst dich wie so eine dreizehnjährige Göre!", blaffte ich sie an. „Meinst du nicht, es ginge auch ein bisschen erwachsener?"

„Lass mich in Ruhe!", motzte sie zurück. „Ich hab's nicht nötig, mich so behandeln zu lassen! Ich muss mir das nicht gefallen lassen!"

Auf ihren Wangen leuchteten rote Fleckchen. Ich mochte das eigentlich, aber ich hatte keine Lust auf die Szene, die sie da gerade gemacht hatte.

Joelle wollte unbedingt einen Bikini kaufen.

Wir hatten einen kurzen Trip nach Mallorca geplant. Joelle hatte da ein Konzert, das sich kurzfristig ergeben hatte. Irgendein deutscher Millionär hatte sie engagiert für einen Abend. Es war der Geburtstag seiner Gattin, und sie hatte sich ein Konzert gewünscht. Also hatte er Joelle engagiert, und die hatte mich als ihre Assistentin gleich mit angemeldet. Ohne mich zu fragen natürlich.

Ich wollte nicht zu Joelles Entourage gehören. Ich wollte nicht von ihrem Ruhm oder ihrem Geld profitieren. Ich wollte nicht zu ihrem Personal werden. Sie hatte das alles eingestielt, ohne mich zu informieren. Ich hatte mich erst geziert, dann aber musste ich mir eingestehen, dass es Unsinn war. Ich bekäme also einen Freiflug, und wir sollten gemeinsam für eine Woche in einer kleinen Finca wohnen, die sie gemietet hatte.

„Ach komm schon!", hatte sie gesagt. „Eine Woche Mallorca für lau. Ich spiele ein Solo-Konzert für irgendeinen Millionär. Du musst nicht mal mitkommen. Und für den Rest der Zeit kannst du mich dominieren und unterwerfen. Nach außen bist du meine Assistentin, aber wir beide wissen, wer hier die Chefin ist. Komm schon, komm schon, komm schon. Das wird toll!".

Ich war noch nie auf Mallorca gewesen, und Joelle erklärte mir, dass wir nicht zum Ballermann fahren würden, sondern ins ursprüngliche, echte Mallorca.

Ich hatte schließlich zugestimmt. Ein paar Tage Urlaub konnte ich vertragen.

Allerdings hatte ich keine Lust, mit ihr shoppen zu gehen. Shoppen war nicht mein Ding. Joelle meinte zwar, dass es auch nicht ihres war, aber sie war nun schon mit mir im dritten Laden gewesen auf der Suche nach einem passenden Bikini.

Vielleicht hätte ich ein wenig die Herrin heraushängen lassen sollen. Vielleicht hätte ich ihr zu verstehen geben sollen, dass ich keinen Bock auf diese Sache hatte. Aber ich trottete einfach hinterher. Eigentlich brauchte ich auch einen Bikini und vielleicht könnte ich einfach nebenbei zuschlagen oder mich von ihr beraten lassen. Meiner musste nicht von Chanel sein.

Aber es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass wir keine Mädels-Shopping-Tour haben würden. Es ging immer nur um sie, und es dauerte mir alles viel zu lange. Ihre Kriterien für Bikinis waren mir schleierhaft, und als ich mal einen für sie vorschlug, da lachte sie mich aus.

Ich war es ziemlich schnell satt. So satt, dass ich nicht mal Lust hatte, unsere Rollenverteilung klarzustellen. Ich hatte nicht mal Bock, die Herrin raushängen zu lassen. Ich war einfach nur genervt. Domina zu sein war manchmal nicht einfach.

Aber Joelle geriet in einen Shopping-Rausch, war aufgedreht und nervig. Ich konnte sie nicht verstehen. Ich verstand nicht, wie man sich so viel Gedanken um ein Stück Stoff machen konnte.

Jedenfalls geriet sie an eine Verkäuferin, die Joelles Gehabe und aufgedrehte Art auch auf die Nerven ging. Die Verkäuferin gab sich unfreundlich, unprofessionell und unverschämt. Joelle spielte ihre Rolle als Diva, aber es wirkte auf mich alles mehr nach einem verzogenen Teenager.

Ich distanzierte mich mehr und mehr, je lauter Joelle wurde.

Irgendwann fiel sogar der Satz:

„Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?"

Und die Antwort:

„Das geht mir total am Arsch vorbei!"

Ich musste schmunzeln. Das war zumindest ehrlich, auch wenn solche Sätze einen schnell den Job kosten konnten. Das war zu viel für mich. Ich verließ den Laden. Lange musste ich nicht warten, bis Joelle mir folgte. Sie schäumte, erklärte mir, wie inakzeptabel das Verhalten der Verkäuferin gewesen war, und ich ertrug alles.

Jedenfalls warf ich ihr vor, sich wie eine dreizehnjährige Göre zu benehmen, und sie fing wieder an, sich aufzuregen.

Am Ende trennten wir uns. Ich kaufte im nächsten Geschäft den nächstbesten Bikini und Joelle machte sich allein auf ihre weitere Odyssee.

Hätte ich mir das alles nicht bieten lassen müssen? Aber in dem Moment war mir nicht danach, sie zurechtzuweisen, und wir hatten ja nun auch nicht so eine Beziehung, die sich über 24 Stunden am Tag hinzog.

Ich empfand den Nachmittag jedenfalls als vergeudet.

Am nächsten Tag holte sie mich früh ab, und wir fuhren zum Flughafen. Ich war nicht so wahnsinnig oft geflogen und muss gestehen, dass ich ein wenig Flugangst habe. Es ist nicht dramatisch, ich bekomme keine Panikattacken, aber ich mag das Gefühl des Abhebens nicht und dass man so in der Luft hängt.

Joelle lenkte mich allerdings vom Start ab. Sie begann mich wild zu knutschen, als ich ihr von meiner milden Phobie erzählte.

Und es wirkte.

Ich hatte das Gefühl, dass es die Schmetterlinge im Bauch waren, die das Flugzeug in die Luft hoben. Meine Angst küsste sie jedenfalls weg.

Joelle war in Fahrt gekommen, sie knabberte mir am Ohr und fragte:

„Kennst du den Mile High Club?"

„Das sind doch die Leute, die Sex im Flugzeug haben, oder nicht?"

„Genau!"

„Und?"

„Ich würde dem gerne beitreten!"

„Ich glaube, das wird in einem vollgepackten Billigflieger schwer."

„Ach komm schon!", bettelte sie.

„Ich glaube nicht, dass ein Foto von uns beiden auf dem Flugzeug-Klo mit dir zwischen meinen Schenkeln deiner Karriere förderlich sein wird. Ist das nicht immer deine Sorge?"

„Kein Sorge! Man erkennt mich nicht unter meiner Brille und dem Hut. Das ist alles geplant gewesen!"

In der Tat trug sie diese hässliche, überdimensionierte Sonnenbrille und einen Hut mit großer Krempe. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, aber es war die Art und Weise der Stars, sich unsichtbar zu machen.

Ich hatte es auf schlechten Geschmack geschoben, aber es war wohl ihr Weg sich zu verstecken. Wie so ein richtiger Hollywood Star es macht.

Sie hatte ihre Hand in meinem Schoß und fingerte am Knopf meiner Jeans.

Ich hätte sie so gerne machen lassen, aber uns gegenüber starrte ein alter Mann uns penetrant an und leckte sich schon die Lippen.

Erst als ich Joelle auf ihn aufmerksam machte, ließ sie die Finger von mir. Und ich saß da und war nun meinerseits total scharf, aber in einem Flugzeug mit mehreren Hundert Leuten gefangen. Frustrierend.

Als wir gelandet waren, holten wir uns den Leihwagen ab, der für uns bereit stand, dann kurvten wir relativ lange durch eine zugegeben schöne Landschaft ins Landesinnere auf die Finca, die wir für ein paar Tage für uns haben sollten. Es fühlte sich an wie Urlaub. Und wir fühlten uns wie ein Paar an.

Es war mehr so eine Hütte mit einem Raum für Küche und Wohnen, einem Bad und einem Schlafzimmer. Ein uriger Holzbalken quer durch den Raum bildete das Fundament, auf dem der Dachstuhl ruhte. Die Wände waren weiß gekalkt. Kein Fernseher, kein Computer, kein WLAN, aber eine kleine Küche mit Gasherd und Kühlschrank. Es war gemütlich.

Joelle war außer sich vor Freude und aufgedreht, als sie durch den Garten lief.

„Ich will so richtig braun werden!", flötete sie.

„Wenn ich mir deine Haut ansehe, würde ich tippen, dass die nur zwei Töne annehmen kann: Porzellan Prinzessinnen Weiß und deutscher-Touristen-Sonnenbrand-Rot. Habe ich Recht?"

„Aber ich kann's ja versuchen."

Die Realität konnte sie nicht erschüttern.

1...678910...20